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ID1017404000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/174 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 174. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 13004 C, 13041B, 13041 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Rohde (Hannover) und Frau Berger 13003 D Bestimmung der Abg. Suhr und Dr. Penner als stellvertretende Mitglieder des Vermittlungsausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Vogt (Kaiserslautern) und Dr Schmude 13004 A Erweiterung der Tagesordnung . 13004A, 13077 B Absetzung der Punkte 9 a und 15 von der Tagesordnung 13004 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktuellen Interesse für die Sitzungswoche vom 25. bis 29. November 1985 13127 C Aktuelle Stunde betr. Verhalten der Bundesregierung gegenüber der ständig zunehmenden Arbeitslosigkeit bei Frauen Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12989 B Frau Verhülsdonk CDU/CSU 12990 A Frau Wagner GRÜNE 12991 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 12992 B Frau Blunck SPD 12993 B Frau Männle CDU/CSU 12994 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 12995 C Frau Fuchs (Verl) SPD 12997 B Feilcke CDU/CSU 12998 A Eimer (Fürth) FDP 12999 B Peter (Kassel) SPD 13000A Frau Hürland CDU/CSU 13001A Frau Steinhauer SPD 13001 D Dr. Lammert CDU/CSU 13002 D Zur Geschäftsordnung Bueb GRÜNE 13004 C Seiters CDU/CSU 13005 B Porzner SPD 13005C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung 30 Jahre Bundeswehr Dr. Kohl, Bundeskanzler 13006 B Dr. Vogel SPD 13010 D Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 13015 D Frau Hönes GRÜNE 13017 B Ronneburger FDP 13019A Kolbow SPD 13021 D Biehle CDU/CSU 13023 D Lange GRÜNE 13026 B Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 13028 A Bastian fraktionslos 13029 D Steiner SPD 13031A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 13033 B Erklärungen nach § 31 GO Werner (Westerland) GRÜNE 13036 A Vogel (München) GRÜNE 13037 A Frau Hönes GRÜNE 13038 A Dr. Schierholz GRÜNE 13039 A Mann GRÜNE 13040 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Frau Dann GRÜNE 13040 D Rusche GRÜNE 13041A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Gewährung von Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub (Bundeserziehungsgeldgesetz) — Drucksachen 10/3792, 10/3926 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Elternurlaubsgesetz) — Drucksache 10/3806 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — Kroll-Schlüter CDU/CSU 13042 A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13043 D Eimer (Fürth) FDP 13047 B Frau Wagner GRÜNE 13049 D Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13052 B Frau Männle CDU/CSU 13055 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13057 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 13061 D Hauck SPD 13065 C Namentliche Abstimmung 13066 C Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung einer besseren Pflege (Bundespflegegesetz) — Drucksache 10/2609 — Bueb GRÜNE 13068 B Link (Diepholz) CDU/CSU 13069 D Delorme SPD 13072 A Frau Dr. Segall FDP 13073 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 13075 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. Juni 1985 und dem Beschluß vom 11. Juni 1985 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, zur Europäischen Atomgemeinschaft und zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl — Drucksachen 10/3790, 10/3803, 10/3927, 10/4100 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4199 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4202 — Brück SPD 13077 D Dr. Wulff CDU/CSU 13080 A Auhagen GRÜNE 13081A Beckmann FDP 13082 A Möllemann, Staatsminister AA 13083 B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/4226 — Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 13085 C Lutz SPD 13086A Eimer (Fürth) FDP 13086 C Bueb GRÜNE 13086 D Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen für die Jahre 1983 bis 1986 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 8. Juni 1967 (zehnter Subventionsbericht) — Drucksache 10/3821 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 13088 B Frau Simonis SPD 13090 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13092 D Vogel (München) GRÜNE 13094A Roth (Gießen) CDU/CSU 13095 C Dr. Struck SPD 13097 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 III Beratung des Antrags des Abgeordneten Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Rücknahme der steuerlichen Benachteiligung ausländischer Arbeitnehmer durch das Steuersenkungsgesetz 1986/1988 — Drucksache 10/4137 — Vogel (München) GRÜNE 13099 B Frau Will-Feld CDU/CSU 13100 B Dr. Struck SPD 13101A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung besoldungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/3789 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/4225 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4241 — Regenspurger CDU/CSU 13101 D Bernrath SPD 13103 B Dr. Hirsch FDP 13105 A Ströbele GRÜNE 13106A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13107C Gerster (Mainz) CDU/CSU 13108C Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Kübler, Bachmaier, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Klein (Die-burg), Lambinus, Schmidt (München), Schröder (Hannover), Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/584 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/2876 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 13110D, 13117 D Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU . . . 13111 C Mann GRÜNE 13112 D Kleinert (Hannover) FDP 13113 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13116A Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 13116 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. September 1984 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Zusammenarbeit im Bereich von Ems und Dollart sowie in den angrenzenden Gebieten (Kooperationsvertrag Ems- Dollart) — Drucksache 10/3917 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4200 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4242 — Ewen SPD 13121C Bredehorn FDP 13122 B Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13123 B Bohlsen CDU/CSU 13124 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 13125C Senfft GRÜNE (zur GO) 13126 A Namentliche Abstimmung 13127 A Ergebnis 13130 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Verträgen vom 27. Juli 1984 des Weltpostvereins — Drucksache 10/3961 — 13127 B Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4140 — 13127 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesentschädigungs- und des RechtsträgerAbwicklungsgesetzes — Drucksache 10/3651 — 13127 C Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4194 — 13127 C Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4195 — 13127 C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Änderung der Postzeitungsordnung — Drucksache 10/3642 — 13127 D Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages — Drucksache 10/4143 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 112 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4135 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 114 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4247 — 13128 B Beratung der Sammelübersicht 115 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4248 — 13128 B Beratung der Übersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/3904 — Mann GRÜNE 13128 C Erhard, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 13129 B Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung der bundeseigenen Wohnsiedlung in Neu-Ulm an die Neu-Ulmer Gemeinnnützige Wohnungsgesellschaft mbH — Drucksache 10/4118 — 13129 D Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker — Drucksache 10/4219 — 13130A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 10/4220 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fortschritte auf dem Wege zu einer gemeinsamen Verkehrspolitik — Seeverkehr —— Drucksachen 10/3228 Nr. 11, 10/4099 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission über die Anwendung der Verordnungen (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2891/77 und Nr. 2892/77 des Rates vom 19. Dezember 1977 zur Durchführung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Verlängerung der Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2892/77 über die Anwendung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften auf die Mehrwertsteuereigenmittel — Drucksachen 10/3592 Nr. 6, 10/4107 — 13130C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Entleiherhaftung für Lohnsteuer der Leiharbeitnehmer — Drucksache 10/4119 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes — AÜG — sowie über die Auswirkungen des Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung — Drucksache 10/1934 — Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . 13132 B Peter (Kassel) SPD 13132 D Schulhoff CDU/CSU 13133 C Tatge GRÜNE 13134 C Grünbeck FDP 13135 B Nächste Sitzung 13136C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13136 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 12989 174. Sitzung Bonn, den 14. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 11. Becker (Nienberge) 15. 11. Brandt 14. 11. Frau Dr. Däubler-Gmelin 15. 11. Egert 15. 11. Dr. Ehmke (Bonn) 15. 11. Dr. Glotz 15. 11. Dr. Häfele 15. 11. Hauser (Krefeld) 15. 11. Dr. Haussmann 15. 11. Herterich 15. 11. Hiller (Lübeck) 15. 11. Lenzer ** 15. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 14. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Paterna 15. 11. Poß 14. 11. Reddemann ** 15. 11. Dr. Schmude 15. 11. Schröder (Hannover) 15. 11. Schulte (Unna) * 15. 11. Seehofer 15. 11. Stockleben 15. 11. Suhr 15. 11. Dr. Unland * 15. 11. Weißkirchen (Wiesloch) 15. 11. Dr. Wieczorek 15. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Konrad Porzner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren! Herr Bueb, ich muß sowohl Ihrem Antrag widersprechen — der Geschäftsordnung wegen —

    (Bueb [GRÜNE]: Sie waren doch dafür!)

    als auch der Begründung, die Sie eben gegeben haben.
    Die Fraktion der GRÜNEN weiß nicht, was sie will. Sie haben bei der Vorberatung über die Tagesordnung für diese Woche im Ältestenrat zuerst den Wunsch geäußert, diese Punkte auf die Tagesordnung zu setzen, d. h. die Beratung über die beiden Großen Anfragen. Das haben wir getan. Wir haben uns im Ältestenrat allerdings nicht darüber verständigt, wann die Beratung stattfinden soll; denn auch meine Fraktion ist, nachdem wir mit unseren Fachleuten gesprochen haben, gegen eine Verbindung mit der Debatte heute morgen.
    Nach der Ältestenratssitzung hat Ihre Fraktion die Beratung über die beiden Großen Anfragen von der Tagesordnung wieder absetzen lassen mit der Begründung, daß über sie nicht im Zusammenhang mit dieser Debatte beraten werden solle.

    (Bueb [GRÜNE]: Das ist nicht wahr!)

    — Doch, so war das. Deswegen ist das j a wieder abgesetzt worden; sonst könnte es der Präsident nach der Geschäftsordnung gar nicht absetzen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wir sind der Meinung, daß diese Punkte — unsere Geschäftsordnung gibt dafür jedenfalls nichts her — heute nicht wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden können. Debatten müssen vorbereitet werden. Dafür gibt es Ältestenratssitzungen, dafür gibt es Vorbesprechungen. Da kann man nicht am Abend vorher mit dem Antrag kommen, die Beratung über die beiden Großen Anfragen am nächsten Vormittag durchzuführen, und das damit begründen, daß die Geschäftsordnung dafür Handhaben hergebe. Das tut sie nämlich nicht; sonst könnte jede Fraktion jede Debatte, jede Tagesord-



    Porzner
    nung, die im Ältestenrat vorbereitet worden ist, durch den Antrag auf Aufsetzung der Beratung über Große Anfragen auf die Tagesordnung beliebig durcheinanderbringen. Ich sage nicht: stören. Das ist nicht der Sinn und das entspricht nicht dem Wortlaut unserer Geschäftsordnung.
    Aus all den Gründen müssen wir Ihren Antrag ablehnen. Wenn Sie über diese Dinge in der nächsten Sitzung diskutieren wollen, steht Ihnen dazu das Recht nach unserer Geschäftsordnung zu.
    Außerdem können Sie heute im Rahmen dieser Debatte über alles reden, was Sie besprechen möchten; das Thema „30 Jahre Bundeswehr" sieht keinerlei Einschränkungen vor.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine Damen und Herren, ich lasse jetzt darüber abstimmen, ob die Große Anfrage der GRÜNEN in verbundener Debatte mit der Regierungserklärung beraten werden soll oder nicht.

(Bueb [GRÜNE]: Zwei Anfragen!)

Wer ist für die beantragte verbundene Debatte? Ich bitte um das Handzeichen. — Danke schön. Wer ist dagegen? — Danke schön. Damit ist der Antrag abgelehnt.
Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:
Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung
30 Jahre Bundeswehr
Hierzu liegt Ihnen auf Drucksache 10/4237 ein Entschließungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN vor.
Meine Damen und Herren, nach einer Vereinbarung im Ältestenrat sind für die Beratung drei Stunden vorgesehen.
Ich erteile nun dem Bundeskanzler das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Unsere Bundeswehr besteht jetzt seit drei Jahrzehnten. Ich darf diesen 30. Geburtstag der Bundeswehr zum Anlaß nehmen, namens der Bundesregierung allen aktiven und allen ehemaligen Soldaten unserer Streitkräfte für die Bundesrepublik Deutschland Dank auszusprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Unsere Soldaten haben sich um die Freiheit unseres Landes und um den Frieden verdient gemacht.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Die Entscheidungen, die vor 30 Jahren getroffen wurden, hatten historische Tragweite. Der Weitsicht der damaligen Bundesregierung unter Konrad Adenauer verdanken wir den Frieden und auch die Freiheit bis in unsere Zeit.

    (Mann [GRÜNE]: Der Enkel spricht!)

    Die Bundeswehr hat sich als Mittel deutscher Bündnis- und Sicherheitspolitik bewährt,

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    und sie hat wesentlich zur Friedenserhaltung in Europa beigetragen. Damit untrennbar verbunden ist der Aufstieg unserer freiheitlichen Republik zu einem anerkannten und angesehenen Partner in der internationalen Staatengemeinschaft.
    Die Gründung der Bundeswehr und der Beitritt zum Nordatlantischen Bündnis im Jahre 1955 schufen damals mit die Voraussetzungen für die Souveränität und damit für die internationale Gleichberechtigung der Bundesrepublik Deutschland. Die freiheitlichen Demokratien des Westens, unsere Partner und Freunde, erkannten und handelten danach: Westeuropa braucht, um frei zu bleiben, eine stabile, freiheitliche Demokratie in Deutschland, so wie der Schutz durch unsere Partner für den Bestand unserer eigenen Freiheit unentbehrlich ist.
    Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges hatte 1945 eine Machtverteilung in Europa geschaffen, die eine Zusammenfassung der freiheitlichen Kräfte dringend gebot. Nur zehn Jahre nach dem Ende von Krieg und Diktatur erhielten wir im freien Teil unseres Vaterlandes die Chance, in diesem Bündnis mitzuwirken. Wir sollten diesen Vertrauensbeweis niemals geringschätzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch heute, meine Damen und Herren, sind wir für die gemeinsame Verteidigung Westeuropas auf das Zusammenwirken mit alliierten — vor allem auch amerikanischen — Streitkräften in unserem eigenen Lande angewiesen, und ebenso wie vor 30 Jahren brauchen wir dafür eine starke, eine zuverlässige Bundeswehr. Diese Bundeswehr trägt zugleich entscheidend zum deutschen Gewicht, zum deutschen Einfluß im Bündnis bei.
    Der deutsche Beitrag zur Verteidigungsgemeinschaft des Westens hat unsere politische Handlungsfreiheit wesentlich erweitert. Wir haben neuen Raum gewonnen für eine schöpferische Gestaltung unserer auswärtigen Politik — mit dem klaren Ziel, einen Beitrag für eine dauerhafte Friedens- und Freiheitsordnung in Europa zu leisten.
    Vor 30 Jahren, meine Damen und Herren, konnten nur wenige diese historischen Perspektiven voll ermessen. Damals, bei der Aufstellung der Bundeswehr, ging es vor allem um zweierlei: um die kurzfristige Schaffung einsatzfähiger Verbände und um die möglichst schnelle Eingliederung der neuen Streitkräfte in unseren freiheitlichen Staat.
    Die Bundeswehr ist die erste deutsche Armee, die sich vom Tag, ja von der Stunde ihrer Gründung an der demokratischen Ordnung, der Verfassung unserer Republik verpflichtet fühlte. Sie hat sich ohne jeden Vorbehalt in diese offene, pluralistische Gesellschaft eingefügt. Nichts bringt dies deutlicher zum Ausdruck als das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform. Pflichten wie Rechte des Soldaten sind bei uns in einem freiheitlichen, in einem rechtsstaatlichen Geist geregelt. Die Bundeswehr ist mit ihrem Verfassungsauftrag zur Landesverteidigung wie
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 13007
    Bundeskanzler Dr. Kohl
    alle anderen Staatsorgane auch an Recht und Gesetz gebunden. Ebenso haben alle Soldaten — gleich welchen Ranges — das Gesetz zu achten und zu wahren.
    Heute, meine Damen und Herren, dürfen wir dankbar feststellen: Unsere Verfassung und die innere Ordnung, die der Bundestag als Gesetzgeber den Streitkräften gegeben hat, haben sich in den drei Jahrzehnten auch in der Bundeswehr, in ihrem Alltag bewährt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Kern dieser Ordnung ist der Wehrdienst, der auf der allgemeinen Wehrpflicht beruht. Unser erster Bundespräsident, Theodor Heuss, hat die Wehrpflicht aus gutem Grund „das legitime Kind der Demokratie" genannt. Bei der Wehrpflicht in der Demokratie geht es um den Dienst des freien Bürgers für die Gemeinschaft freier Bürger.

    (Lange [GRÜNE]: Fragen Sie mal die Soldaten!)

    Die allgemeine Wehrpflicht geht in Deutschland auf die Epoche der Freiheitskriege im 19. Jahrhundert zurück. In Preußen waren ihre wichtigsten Befürworter der Staatsreformer Freiherr vom Stein und der General von Scharnhorst, der die Heeresreform leitete und der ein Volksheer schaffen wollte. Scharnhorst, an dessen 200. Geburtstag die Bundeswehr vor 30 Jahren gegründet wurde, bekannte sich wie viele andere zu dem Prinzip: Eine Gemeinschaft muß sich selbst verteidigen, wenn sie Gefahr von außen abwehren will.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    So wurde der allgemeine Wehrdienst als patriotische Pflicht zum Schutze des eigenen Staates verstanden. Die Bürger empfanden ihn weniger als Einschränkung, sondern eher als eine Erweiterung ihrer Rechte. Die allgemeine Wehrpflicht ist eine der bedeutenden politischen Überlieferungen deutscher Freiheits- und Einigungsbewegungen. Unter den schwarzrotgoldenen Truppenfahnen unserer Bundeswehr wird diese Tradition aus gutem Grund lebendig erhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1956 von neuem eingeführt.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Und 1935!)

    Sie ist, wie es das Bundesverfassungsgericht in einer wichtigen Entscheidung des vergangenen Jahres formuliert hat, in unserer Verfassungsordnung „demokratische Normalität". Wer den Wehrdienst leistet, so heißt es in der Urteilsbegründung, kommt „der verfassungsmäßig verankerten Pflicht" des Staatsbürgers nach, „sich an einer bewaffneten Landesverteidigung und damit insoweit an der Sicherung der staatlichen Existenz zu beteiligen".

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wehrdienst ist, so verstanden, bürgerschaftlicher
    Friedensdienst für unsere freiheitliche Grundordnung. Erst dieser Verfassungsdienst schafft Sicher-
    heit und damit die Voraussetzung dafür, daß wir auch das Recht auf Verweigerung des Wehrdienstes aus Gewissensgründen glaubhaft und wirksam gewährleisten können.

    (Zustimmung des Abg. Wimmer [Neuss] [CDU/CSU])

    Meine Damen und Herren, wir haben dieses Recht als einziges Land der Welt in unsere Verfassung aufgenommen — aus geschichtlicher Erfahrung; denn unter der Hitler-Diktatur waren junge Männer hingerichtet worden, weil sie sich aus Gewissensgründen geweigert hatten, den Dienst mit der Waffe zu tun. Wir respektieren Gewissensentscheidungen, wir respektieren die persönliche Haltung junger Männer, die aus Gewissensgründen keinen Wehrdienst leisten wollen. Mit der Neufassung des Zivildienstgesetzes haben wir auch in diesem Bereich für mehr Gerechtigkeit gesorgt. Bei meinem Besuch in den Bethelschen Anstalten im März dieses Jahres habe ich für die Bundesregierung unsere Anerkennung für den oft nicht einfachen Ersatzdienst zum Ausdruck gebracht.
    Aber die Entscheidung gegen Wehrdienst und Armee kann immer nur eine Gewissensentscheidung des einzelnen sein.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Sie kann nicht zur Maxime für die Politik unseres Staates erhoben werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Niemand von uns — ich sage: niemand — hat das Recht, unserer Republik und damit unserem Staat und unserer Gesellschaft aufzuerlegen, waffenlos zu sein. In der Welt, in der wir Deutschen leben — in der Mitte Europas, an der Trennlinie zwischen Ost und West —, würde das zugleich bedeuten, wehrlos zu sein. Wehrlosigkeit aber, meine Damen und Herren, so lehrt die Geschichte, sichert den Frieden niemals, sondern ermutigt zur militärischen Lösung politischer Konflikte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die große Mehrheit unserer Bürger billigt und unterstützt die allgemeine Wehrpflicht und den Verteidigungsbeitrag der Bundeswehr zur Freiheit in Europa. Erst kürzlich wurde in einer umfassenden demoskopischen Untersuchung festgestellt, daß 86 % unserer Bevölkerung und 78 % der 16- bis 24jährigen im Wehrdienst einen Dienst am Frieden sehen.
    Das hat sicher auch damit zu tun, daß die Bundeswehr in den 30 Jahren ihres Bestehens zu einer wirklichen Bürgerarmee geworden ist: Viele Millionen Mitbürger haben als Wehrpflichtige in den Streitkräften gedient. 2,5 Millionen ehemalige Soldaten sind heute Reservisten; viele von ihnen nehmen regelmäßig an Übungen teil. 495 000 Soldaten stehen derzeit im aktiven Dienst der Bundeswehr.
    Diese Zahlen belegen eindrucksvoll, daß die Bürger unserer Republik die Verteidigung der Freiheit und die Sicherung des Friedens als ihre Aufgabe
    13008 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985
    Bundeskanzler Dr. Kohl
    angenommen haben. Die Bundeswehr ist Bürgerwehr im besten Sinne des Wortes geworden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie steht heute nach Ausbildung und Ausrüstung mit an der Spitze der Armeen im Bündnis. Unsere Soldaten beweisen Leistungswillen und Verläßlich- keit, Verantwortungsbewußtsein und Einsatzfreude im täglichen Dienst ebenso wie bei großen Manövern oder internationalen Wettbewerben. Ihr militärisches Können wird im Westen anerkannt und von unseren östlichen Nachbarn respektiert.
    Bei Katastropheneinsätzen im In- und Ausland — in diesem Jahr zuletzt in Äthiopien und im Sudan — zeigt die Bundeswehr auch immer wieder, daß sie in schwierigen Lagen schnell und wirksam helfen kann. Auch das gehört für uns zum Verständnis der Bundeswehr als Friedensarmee.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wir haben allen Grund, auf diese Soldaten stolz zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aufbau und Leistungen der Bundeswehr sind in besonderem Maße auch das Verdienst derer, die Sie seit 1955 als Verteidigungsminister in der politischen Verantwortung gesehen haben und die schwere Verantwortung tragen mußten. Ich nenne Theodor Blank, Franz Josef Strauß, Kai-Uwe von Hassel, Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Georg Leber, Hans Apel und Manfred Wörner.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Die Bundesregierung wird auch in Zukunft die Mittel bereitstellen, die die Bundeswehr zur Erfüllung ihres Auftrages braucht. Wir haben diese Verpflichtung nicht nur gegenüber den Menschen unseres Landes und dem Bündnis, sondern gerade auch gegenüber unseren jungen Mitbürgern in Uniform.
    Wir wissen, daß die Soldaten Lasten auf sich nehmen müssen, die in anderen Bereichen unserer Gesellschaft nicht in gleicher Weise gefordert werden. So leisten über 70 % der Angehörigen der Bundeswehr mehr als 52 Stunden Dienst in der Woche. Oft sind sie auch an Wochenenden dienstverpflichtet. Sie müssen Trennungen von der Familie, sie müssen Versetzungen über weite Distanzen in Kauf nehmen.
    Solchen Dienst, meine Damen und Herren, können wir von unseren Soldaten nur verlangen, wenn wir uns ernsthaft auch ihrer Sorgen, ihrer Wünsche annehmen. Ich denke dabei an die alltäglichen Sorgen, die manchmal doch beschwerlich, ja ärgerlich werden: Mängel in der persönlichen Ausrüstung, im Blick auf die Verpflegung, Schwerfälligkeit einer viel zu großen Bürokratie und auch die menschlichen Schwächen, die ganz selbstverständlich bei Vorgesetzten auftreten können.
    Mit dem Wehrbeauftragten haben wir unseren Mitbürgern in Uniform hier einen aufmerksamen Partner an die Seite gegeben. Alle Soldaten können sich mit ihren Anliegen jederzeit an ihn wenden.
    Ich danke den bisherigen Inhabern dieses verantwortungsvollen Amtes, zuletzt Karl Wilhelm Berkhan und jetzt Willi Weiskirch, für ihren Einsatz.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Aufgeschlossenheit für die Sorgen der Soldaten müssen wir zu allererst von jedem Vorgesetzten erwarten. Ungeachtet des sicher notwendigen Prinzips von Befehl und Gehorsam muß es möglich sein, zwischen Soldaten auch menschliche Solidarität herzustellen, muß der einzelne zuverlässigen Rückhalt in der Kameradschaft, auch in der Kameradschaft mit Vorgesetzten, finden.
    Für die Bundesregierung erkläre ich: Wir nehmen unsere Fürsorgepflicht selbstverständlich ernst. Wir werden uns weiterhin darum bemühen, den spezifischen Belastungen des Dienstes — und dabei geht es nicht etwa nur um Dienstzeitausgleich, sondern um vieles andere mehr — gerecht zu werden und die allgemeinen Lebensbedingungen der Soldaten in einer fairen und angemessenen Weise weiter zu verbessern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung hat mit Zustimmung des Deutschen Bundestages seit 1982 aus ihrer Verantwortung für Frieden und Freiheit wichtige Entscheidungen für die Zukunft der Bundeswehr getroffen. Insbesondere ging und geht es darum, auch über das Jahr 1989 hinaus den Personalumfang der Bundeswehr sicherzustellen. Wir haben weitreichende Beschlüsse für mehr Wehrgerechtigkeit gefaßt. Wir werden auch — und dies fällt uns ganz gewiß nicht leicht — den Grundwehrdienst ab 1989 um drei Monate verlängern. Ich erinnere ferner an das neue Personalstrukturgesetz. Es wirkt einer Überalterung der Truppenführer entgegen, die die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr sonst beeinträchtigen könnte.
    Die Bundeswehr, meine Damen und Herren, verfügt jetzt über eine umfassende und langfristige Planung. Sie wurde im Oktober 1984 von der Bundesregierung im Grundsatz verabschiedet. Die Streitkräfte können sich bei ihren personellen und materiellen Überlegungen für das nächste Jahrzehnt an diesen Daten und Vorgaben ausrichten.
    Ziel dieser Planung ist es, die konventionelle Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr langfristig zu stärken. Wir verfolgen dieses Ziel in dem Bewußtsein, daß das Bündnis auf starke konventionelle Streitkräfte nicht verzichten kann und deshalb auch stets eine voll einsatzbereite Bundeswehr braucht.
    Vordringlich war es dabei, bestimmte Defizite — etwa bei Aufklärung, Führung und Sanitätsdienst — zu beseitigen, Lücken in der Luftverteidigung zu schließen und insgesamt jene Ausrüstung bereitzustellen, die die Bundeswehr ganz einfach für ihren Verteidigungsauftrag benötigt.
    Wir werden mit diesen Entscheidungen der Verantwortung gegenüber unseren Soldaten gerecht.
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 13009
    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Wir schulden es ihnen, sie ihrem Auftrag entsprechend auszustatten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Umfang, Struktur und Ausstattung der Streitkräfte dienen ausschließlich dem Verteidigungsauftrag im Bündnis. Die Bundeswehr hat eine rein defensive Aufgabe. Alles andere widerspräche unserer Verfassung, die aggressive Handlungen ausdrücklich unter Verfassungsverbot stellt.
    Ziel unserer Politik und Auftrag unserer Armee sind die Verhinderung eines Krieges, welcher Art auch immer, und die Gestaltung des Friedens in Freiheit zum Wohl aller Nationen. Wir bedrohen niemanden, sondern stellen sicher, daß uns niemand wirksam bedrohen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Verteidigungsbereitschaft der Nordatlantischen Allianz ist darauf gerichtet, einen Angriff als zu großes, als nicht tragbares Risiko erscheinen zu lassen. In diesem Risiko liegen Sinn und Zweck der Abschreckung. Dabei kommt es maßgeblich auf die Entschlossenheit der Verbündeten zur Verteidigung an.
    Die Bündnisstrategie der Abschreckung hat sich in dreieinhalb Jahrzehnten als Mittel der Friedenssicherung bewährt. Sie hat den Ländern der Allianz politische Handlungsfreiheit bewahrt. Wir werden im Einvernehmen mit unseren Partnern an dieser Strategie auch in Zukunft festhalten, solange es dazu keine wirkliche Alternative gibt, die den Frieden in Freiheit für uns sicherer macht.
    Die Politik der Bundesregierung zielt darauf ab, die Konfrontation im West-Ost-Verhältnis zu überwinden, die militärischen Potentiale beider Seiten ausgewogen und nachprüfbar zu verringern und eine Zusammenarbeit zwischen allen Staaten über die Bündnisgrenzen hinweg zu ermöglichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auf diese Weise wollen wir die militärischen Mittel zur Friedenssicherung durch Dialog und Ausgleich auch und nicht zuletzt mit unseren Nachbarn im Osten ergänzen. Solange der politische Konflikt zwischen Ost und West noch nicht überwunden ist und umfassende Abrüstung nicht erreichbar ist, bleibt unser Verteidigungsbeitrag, bleibt unsere Bundeswehr als eine wesentliche Voraussetzung dazu im Bündnis unverzichtbar.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundeswehr ist eine Friedensarmee, und sie will es bleiben. Dafür, daß es zum Verteidigungsfall nicht kommt, sind in erster Linie unsere Soldaten, modern und gut ausgebildet, mitverantwortlich. Sie verdienen Achtung und Anerkennung für diesen Dienst am Frieden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gemeinsam mit ihnen, unserer Bundeswehr, gewährleisten Streitkräfte von NATO-Verbündeten auf deutschem Boden Stabilität in Mitteleuropa und Freiheit für uns und unsere Partner. Wir wissen, aus eigener Kraft alleine können weder wir noch unsere Nachbarn unsere gemeinsame äußere Sicherheit schützen.
    Nur aus der festen Position der Westbindung heraus konnte die Bundesrepublik Deutschland nach einem Interessenausgleich mit den osteuropäischen Staaten streben. Ohne dieses Sicherheitsfundament wären Bemühungen um Entspannung vergeblich, wären Initiativen in der Ostpolitik aussichtslos gewesen. Verhandlungen über Vertrauensbildung, Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa setzen, um erfolgreich zu sein, gleichwertige Sicherheit voraus.

    (Beifall bei der CDU/CSU und FDP)

    Alle Vorstellungen von einer Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas sind, wenn sie nicht von der festen Westbindung der Bundesrepublik Deutschland ausgehen, nichts anderes als eine gefährliche Illusion.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In ihrer besonders exponierten Mittellage in Europa ist die Bundesrepublik Deutschland auf den Rückhalt im Westen angewiesen, und zugleich — das ist wohl ihre historische Aufgabe — ist sie zum Brückenschlag nach Osten aufgerufen.

    (Mann [GRÜNE]: Nehmen Sie das einmal gefälligst ernst!)

    Doch um unsere Politik des Ausgleichs und der Mäßigung im west-östlichen Spannungsfeld zukunftsweisend gestalten zu können, bedürfen wir in besonderer Weise 'der Solidarität unserer Bündnispartner.
    In diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren, gewinnt unser Beitrag zu den gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen sein ganz besonderes Gewicht. Die Bundeswehr stellt das stärkste Heereskontingent an unserer Grenze zum Warschauer Pakt. Unser Heer hat mehr als die Hälfte dieser rund 1 750 Kilometer zu verteidigen. Unsere Luftwaffe stellt für die Allianz zur Zeit die Hälfte der bodengebundenen Luftverteidigungskräfte und mehr als 30 % der Kampfflugzeuge in Mitteleuropa. 70% der Seestreitkräfte des Bündnisses in der Ostsee kommen von der Bundesmarine. Dies ist ein hoher, unserer eigenen Friedenssicherung allerdings angemessener Anteil an der Verteidigung Europas. Dieser deutsche Beitrag zur gemeinsamen Sicherheit — ich unterstreiche es nochmals — unterstützt auch, schützt auch unsere westlichen Nachbarn.
    Meine Damen und Herren, bis handfeste und nachprüfbare Verhandlungsergebnisse zwischen West und Ost vorliegen, bis die Konfrontation abgebaut werden kann und die Sicherheit mit weniger Waffen verbürgt wird, dürfen wir in unseren Verteidigungsanstrengungen nicht nachlassen. Wir werden das Sicherheitserbe der letzten 30 Jahre nicht aufs Spiel setzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    So eindeutig und klar diese Politik auch ist, die
    Bundesregierung strebt intensiv danach, für alle
    Völker Europas die Last der Rüstung zu mindern



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    und den Ausgleich zwischen West und Ost zu fördern.
    Die Erfolgsaussichten für die Rüstungskontrollverhandlungen auf allen Ebenen haben sich verbessert. Dazu hat auch beigetragen, daß wir bei der Ausführung des NATO-Doppelbeschlusses von 1979, den die damalige Bundesregierung unter der Führung meines Vorgängers mit herbeigeführt hat, die notwendige Festigkeit bewiesen haben. Ende 1983 mußte damit begonnen werden, neue amerikanische Mittelstreckenwaffen in der Bundesrepublik Deutschland, in Großbritannien und Italien zu stationieren. Die Weigerung der Sowjetunion, ihre einseitig aufgestellten SS-20-Raketen wieder abzubauen, ließ uns, wie jeder weiß, keine andere Wahl. Diese konsequente Antwort war beispielhaft für die politische Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit des Bündnisses. Belgien und jetzt auch die Niederlande sind dem Beispiel der Partner gefolgt.
    Wir werden an den Verhandlungsvorschlägen der Vereinigten Staaten in Genf und denen des Bündnisses vor allem in Wien und Stockholm weiter mitwirken. Die Bundesregierung läßt keine Chance aus, die besonderen Anliegen der Deutschen diesseits und jenseits der Grenze zwischen Ost und West zur Geltung zu bringen.

    (Mann [GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)

    Wir haben aktiv zu den jüngsten Vorschlägen der Vereinigten Staaten in Genf wie auch zu früheren Vorschlägen beigetragen, um die Verhandlungen zwischen den Großmächten nach besten Kräften zu fördern. Wir sind aufgeschlossen für jede Initiative, die wirkliche Fortschritte in Verhandlungen über Rüstungsbegrenzungen und Abrüstung fördert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gemeinsam mit unseren Verbündeten werden wir dabei immer darauf achten, daß Verhandlungsergebnisse dem Kräftegleichgewicht und der Stabilität dienen und den westeuropäischen Sicherheitsbedürfnissen gerecht werden. Unser vitales Interesse an gleichwertiger Sicherheit im Verhältnis zu den Großmächten und zu den osteuropäischen Staaten muß auch in Zukunft gewahrt sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Voraussetzung dafür ist, daß die strategische Einheit des Bündnisgebietes und die Solidarität der Alliierten erhalten bleiben.
    Unsere Bundeswehr ist der entscheidende Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur Sicherheitspolitik geworden. Ohne diesen Beitrag, ohne die Leistungen unserer Soldaten hätte die Bundesrepublik Deutschland auch keinen Einfluß auf die Gestaltung der Politik und der Strategie des Nordatlantischen Bündnisses. Die Entwicklung der West-Ost-Beziehungen und die Verhandlungen über Abrüstung und Rüstungskontrolle würden ebenfalls an uns vorbeigehen.
    Auch deshalb gebe ich diese Erklärung für die Bundesregierung vor dem Deutschen Bundestag ab, und wir alle sollten uns darüber einig sein: Die Bundeswehr ist unentbehrlich für die politische Handlungsfreiheit der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie bleibt der Garant für die Sicherheit unseres Staates und die Freiheit seiner Bürger.
    Alle Soldaten haben daran einen ganz persönlichen Anteil. Dies gilt vor allem für unsere wehrpflichtigen Mitbürger in Uniform. Es gilt für die Unteroffiziere und Offiziere in Spezialfunktionen ebenso wie für die Kommandeure auf allen Ebenen; es gilt für die Inspekteure der Teilstreitkräfte ebenso wie für den Generalinspekteur der Bundeswehr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ihnen allen will ich ein herzliches Dankeswort sagen und meine Anerkennung für ihren Einsatzwillen aussprechen.
    In diesen Dank schließe ich die Soldaten der Reserve ein, die für ihre Wehrübungen häufig persönliche Opfer bringen müssen. Unsere Streitkräfte können ohne diesen Dienst der Reservisten ihren Auftrag nicht erfüllen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Mein Dank gilt auch all denen, die als Zivilbedienstete in der Bundeswehr die Streitkräfte und ihren Verteidigungsauftrag mit ihrer täglichen Arbeit unterstützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundeswehrverwaltung hat an Aufbau und Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte einen ganz bedeutenden Anteil. Gerade das Zusammenwirken von Soldaten und Zivilbediensteten in der Landesverteidigung ist ein besonderes Kennzeichen der Integration unserer Streitkräfte in den demokratischen Staat.
    Ich möchte an diesem Tag auch den vielen Bürgerinnen und Bürgern herzlich danken, die unsere Bundeswehr — im Alltag und häufig bei lästigen Übungen und Manövern — mit Wohlwollen und größter Hilfsbereitschaft unterstützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundeswehr ist in den 30 Jahren ihres Bestehens den Weg gegegangen, den die Gesetzgebung, der Bundestag und der Bundesrat, in jenen Jahren vorgezeichnet hat. Sie hat den übernommenen Auftrag vorbildlich erfüllt.
    Wir alle, die Bürger der Bundesrepublik, können uns auf die Bundeswehr verlassen. Ebenso gilt: Unsere Soldaten können sich auf die Solidarität der Demokraten in unserer Republik verlassen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)