Rede von
Horst
Jungmann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich weiß gar nicht, warum Sie diesen Zusammenhang herstellen, Herr Kollege.
Ich habe vorhin deutlich gemacht, daß trotz der Bemühungen im personellen Bereich das Personalmodell des Herrn Wörner der 90er Jahre nicht tragen wird, weil es auf Sand gebaut ist, weil er die notwendigen personellen Maßnahmen überhaupt nicht finanzieren kann und
jetzt noch einmal 600 Millionen DM für die Frühpensionierung von 1 200 Offizieren ausgibt,
ohne dabei die anderen sozialen Probleme, die in der Bundesrepublik Deutschland primär zu beachten sind, zu berücksichtigen.
Was sagen Sie eigentlich den Arbeitnehmern, die auf Einkommensteile verzichten, um ihre Arbeitsplätze zu retten, während 1 200 Berufsoffiziere eine Abfindung dafür bekommen, daß sie freiwillig ihren Abschied nehmen und sich mit 70 % Pension im
Rücken zu Dumpingpreisen auf dem Arbeitsmarkt anbieten können?
Oder was sagen Sie einem Berufsfeuerwehrmann bei der Bundeswehr, der mit 50 Jahren eine Feuerwehrtauglichkeitsuntersuchung über sich ergehen lassen muß, der dann nicht mehr feuerwehrberufstätig sein darf und auf Einkommensteile von bis zu 1 000 DM verzichten muß?
Was sagen Sie eigentlich den Rentnern, die jetzt eine Erhöhung von 1,41 % bekommen bei einer Preissteigerungsrate von 2,5 % und die mit einer realen Einbuße von 1 % bei ihrem Einkommen im nächsten Jahr rechnen müssen? Das Ruhegehalt eines Frühpensionärs der Bundeswehr nach Ihrem Plan, Herr Wörner, kann ein Rentner in der Sozialversicherung nicht einmal nach 45 Beitragsjahren erreichen.
Was sagen Sie eigentlich den Frauen, die vor 1921 geboren sind und nach Ihren Plänen nicht das Babyjahr in Anspruch nehmen können,
die die Last des Wiederaufbaus der Bundesrepublik nach dem Krieg getragen haben? Hierfür haben Sie keinen Pfennig Geld, und auf dem anderen Gebiet geben Sie 600 Millionen DM aus, um angebliche Probleme zu lösen.
Und haben Sie, Herr Wörner, auch einmal an die Arbeitslosen gedacht, die auf Sozialhilfe angewiesen sind und sich jetzt über eine Erhöhung von 85 Pfennig pro Tag freuen sollen?
Sie setzen die Bundeswehr, aber insbesondere die Offiziere, einer öffentlichen Diskussion aus, die die Betroffenen in Begründungszwänge bringt, die der Bundeswehr mehr schadet, als ihr das Gesetz nützt.