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ID1013709300

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    Plenarprotokoll 10/137 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 137. Sitzung Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des kanadischen Unterhauses 10166 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel Bonn 1985 und zu den Staatsbesuchen von Präsident Reagan und Ministerpräsident Nakasone in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. Ausschuß) zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Klein (München), Dr. Pinger, Höffkes, Dr. Unland, Dr. Marx, Dr. Abelein, Dr. Schwörer, Lattmann, Dr. von Wartenberg, Graf Huyn, Lenzer, Müller (Wadern), Dr. Hüsch, Echternach, Clemens, Dr.-Ing. Kansy, Kraus, Dr. Köhler (Duisburg), Borchert, Pfeffermann, Landré, Frau Fischer, Biehle, Dr. Jobst, Dr. Bugl, Dr. Müller, Dr. Götz, Schulze (Berlin), Weiß, Jagoda, Susset, Magin, Regenspurger, Lowack, Milz, Schreiber, Dr. Olderog, Feilcke und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Haussmann, Beckmann, Grünbeck, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Dr. Solms, Schäfer (Mainz), Ertl, Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Rumpf und der Fraktion der FDP Protektionismus — Drucksachen 10/2183, 10/2916 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 10159 B Dr. Vogel SPD 10167 D Rühe CDU/CSU 10173 D Frau Hönes GRÜNE 10178 D Genscher, Bundesminister AA 10180 D Brandt SPD 10183 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10187 C Roth SPD 10191 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 10194 B Kraus CDU/CSU 10197 C Volmer GRÜNE 10199 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 10201 C Kittelmann CDU/CSU 10202 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 10203 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (Mikrozensusgesetz) — Drucksachen 10/2600, 10/2972 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/3328 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3330 — Ströbele GRÜNE 10205 D Broll CDU/CSU 10206 D Dr. Wernitz SPD 10207 D Dr. Hirsch FDP 10209 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10210A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Büchner (Speyer), Kastning, Kuhlwein, Frau Odendahl, Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Schmude, Toetemeyer, Vogelsang, Weisskirchen (Wiesloch), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/1749 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daweke, Graf von Waldburg-Zeil, Nelle, Frau Rönsch, Schemken, Strube, Frau Dr. Wisniewski, Frau Männle, Rossmanith, Dr. Rose und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Neuhausen, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Frau Dr. Hamm-Brücher, Kohn, Baum und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/2735 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/3077 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — Daweke CDU/CSU 10213A Frau Odendahl SPD 10213 D Neuhausen FDP 10215A Frau Zeitler GRÜNE 10215 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMBW . . 10216 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung rechtlicher Vorschriften an das Adoptionsgesetz (Adoptionsanpassungsgesetz) — Drucksache 10/1746 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3216 — Dr. Schwenk (Stade) SPD 10218A Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Hauff, Dr. Holtz, Müller (Schweinfurt), Jaunich, Frau Blunck, Bachmaier, Egert, Schmitt (Wiesbaden), Antretter, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Oostergetelo, Stiegler, Reuter, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verringerung der Tierversuche — Drucksache 10/2703 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 10/3158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Tierschutzgerechte Nutztierhaltung — Drucksache 10/2704 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Verbot der Käfighaltung von Hühnern — Drucksache 10/1885 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Bard und der Fraktion DIE GRÜNEN Importstopp für Froschschenkel — Drucksache 10/2868 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 10219A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10220 C Stutzer CDU/CSU 10223 B Werner (Dierstorf) GRÜNE 10225 B Bredehorn FDP 10226 D Handlos fraktionslos 10228 B Michels CDU/CSU 10229 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 III Beratung der Sammelübersicht 76 Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3210 — Dr. Schierholz GRÜNE 10231 B Dr. Göhner CDU/CSU 10232 B Kirschner SPD 10233 B Paintner FDP 10234 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Rom am 28. November 1979 angenommenen Fassung des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens — Drucksache 10/1921 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/3225 — 10235 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Margarinegesetzes — Drucksache 10/3159 — 10235 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1984 bei Kap. 60 04 Tit. 698 01 — Zahlungen nach dem Spar-Prämiengesetz —— Drucksachen 10/2943, 10/3214 — . . 10235 D Nächste Sitzung 10236A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10237* A Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 10237* B Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 10237*C Anlage 4 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel MdlAnfr 73, 74 19.04.85 Drs 10/3226 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Mertes AA . . . 10237* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 10159 137. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 135. Sitzung, Seite 9960 C: In der 5. Zeile ist statt „Am Sonntag, dem 3. Februar 1987" richtig zu lesen „Am dritten Sonntag im Februar 1987". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 5. Antretter * 15. 5. Dr. Becker (Frankfurt) 15. 5. Buschfort 15. 5. Conradi 15. 5. Ehrbar 15. 5. Dr. Enders * 15. 5. Frau Fuchs (Verl) 15. 5. Gerstl (Passau) * 15. 5. Haase (Fürth) * 15. 5. von Hammerstein 15. 5. Hansen (Hamburg) 15. 5. Hauck 15. 5. Dr. Hornhues * 15. 5. Huonker 15. 5. Jäger (Wangen) * 15. 5. Jansen 15. 5. Klose 15. 5. Linsmeier 15. 5. Lowak 14. 5. Frau Luuk 15. 5. Magin 15. 5. Frau Matthäus-Maier 15. 5. Matthöfer 15. 5. Dr. Mitzscherling 14. 5. Dr. Müller * 15. 5. Neumann (Bramsche) * 15. 5. Pesch 15. 5. Polkehn 15. 5. Rappe (Hildesheim) 15. 5. Repnik 14. 5. Sander 15. 5. Schmidt (Hamburg) 15. 5. Schmidt (Wattenscheid) 14. 5. Schröer (Mülheim) 15. 5. Frau Dr. Segall 15. 5. Senfft 14. 5. Sielaff 15. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 15. 5. Dr. Struck 15. 5. Voigt (Frankfurt) 15. 5. Voigt (Sonthofen) 14. 5. Dr. Warnke 15. 5. Wartenberg (Berlin) 14. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 (132. Sitzung, Seite 9850 D ff.): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 18. April 1985 zu Nr. 2 des Entschließungsantrags auf Druck- Anlagen zum Stenographischen Bericht sache 10/3193 - zu Tagesordnungspunkt 6, Versorgung krebskranker Kinder in der Bundesrepublik Deutschland - wurde meine Stimmabgabe aus geschäftsordnungsrechtlichen Gründen als ungültig ausgewiesen. Ich erkläre hiermit, daß ich mit Ja gestimmt habe und Wert darauf lege, daß meine Haltung zu diesem Antrag öffentlich feststellbar ist. Ich habe dies auch gegenüber dem amtierenden Präsidenten erklärt, sobald mir der Vorgang bekanntgeworden war. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächst erreichbaren Sitzungsbericht als Anlage beigeben würden. Mit freundlichen Grüßen Renate Schmidt Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 (133. Sitzung, Seite 9908 C): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 19. April über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ist meine Stimmabgabe im Stenographischen Bericht mit „JA" ausgewiesen. Meine Stimmabgabe beruhte auf einem Irrtum. Ich erkläre hiermit, daß ich das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ablehne und Wert darauf lege, daß meine Einstellung zu diesem Gesetz öffentlich feststellbar ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächsten Stenographischen Bericht als Anlage beifügen lassen würden. Mit freundlichen Grüßen Hermann Scheer Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Mertes auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 10/3226 Fragen 73 und 74): Treffen meine Informationen zu, wonach die Regierung Spaniens der deutschen Bundesregierung zugesichert hat, mit Israel diplomatische Beziehungen aufzunehmen? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit diese Zusicherung vor dem Eintritt Spaniens in die EG erfüllt werden kann? Zu Frage 73: Nach Kenntnis der Bundesregierung erwägt Spanien, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat jedoch noch nicht über diesen Schritt entschieden. 10238* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Eine Zusicherung, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat die spanische Regierung gegenüber der Bundesregierung nicht abgegeben. Dies wäre auch ungewöhnlich. Vor dem Hintergrund einer Wiederbelebung der Friedensbemühungen im Nahen Osten war auch die mögliche Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel Gegenstand von Gesprächen mit unseren spanischen Freunden. Wir haben die spanische Seite dabei gebeten, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen. Zu Frage 74: Wie bereits ausgeführt, geht es hier nicht um die Erfüllung einer Zusicherung. Ob und wann die spanische Regierung einen solchen Schritt zu vollziehen gedenkt, liegt in ihrer souveränen Entscheidung.
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    Rede von Günther Bredehorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Eine Änderung des Tierschutzgesetzes aus dem Jahre 1972 ist notwendig. Darüber sind wir uns hier alle einig. Die Beurteilungsmaßstäbe, die wir heute an einen ausreichenden Tierschutz anlegen, sind nicht mehr dieselben wie vor 13 Jahren. Unser Verständnis für das Wohlergehen der Tiere und unsere Verantwortung für die uns in Obhut gegebenen Lebewesen haben sich gewandelt. In dem uns vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung gibt es zahlreiche Detailverbesserungen, die nach Ansicht der FDP zeigen, daß die Novelle ein Schritt in die richtige Richtung ist.
    Der Änderungsentwurf trägt in weiten Teilen den Forderungen der Tierschützer Rechnung, ohne daß der Gesetzgeber dabei den Sinn für das Realisier-



    Bredehorn
    bare verloren hat. So wird es zu einer drastischen Einschränkung der Tierversuche kommen, da Tierversuche nur noch dann genehmigt werden, wenn sie unerläßlich sind und nicht durch andere Methoden oder Verfahren ersetzt werden können.
    Tierversuche zur Beurteilung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit der Anwendung von Kosmetika bedürfen in Zukunft einer ausdrücklichen Genehmigung. Die Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden, insbesondere unter Einsatz von Zell- und Gewebekulturen und Bakterien, soll zukünftig intensiv gefördert werden.
    Alle Tierversuchseinrichtungen müssen künftig einen oder mehrere qualifizierte Tierschutzbeauftragte bestellen.
    Zur Unterstützung der Behörden, die über die Genehmigung von Tierversuchen entscheiden, werden sogenannte Ethik- Kommissionen berufen. Wer Versuchstiere züchten oder mit ihnen handeln will, muß dies den zuständigen Behörden anzeigen. Er muß die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten haben und auf Verlangen nachweisen.
    Alle Rechtsvorschriften, also z. B. das Arzneimittelgesetz, das Pflanzenschutzgesetz und das Chemikaliengesetz, die zum Schutz des Verbrauchers Tierversuche vorschreiben, werden mit dem Ziel einer Einschränkung der Versuche überprüft. Entsprechende Änderungen unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes von Ersatz- und Ergänzungsmethoden wollen wir anstreben.
    Trotz dieser Verbesserungen sind für die FDP noch einige Fragen offen. Gerade in den Fragen, welche die Datenbank, den LD-50-Test, Tierversuche für kosmetische Produkte und Tabakwaren und den Transport von Tieren berühren, müssen wir in den jetzt anstehenden Beratungen noch Klarheit darüber gewinnen, was das Gesetz in diesen Fällen leistet.
    Bei jedem von uns gehen täglich im Büro Briefe zum Thema Tierschutz ein. Die meisten dieser Briefe stammen aus der Feder engagierter Tierschützer. Ich freue mich, daß uns auch heute bei dieser Debatte im Plenum eine ganze Anzahl Tierschützer zuhören. Diese Briefe beschäftigen sich insbesondere mit folgenden Problemen: erstens Tierversuche — ja oder nein? — zweitens Ethik — die Frage nach dem Gebrauch und Verbrauch von Tieren, drittens die Frage: Ist die Massentierhaltung Tierquälerei?
    Zum ersten Punkt, den Tierversuchen: Die FDP tritt seit langem für eine drastische Reduzierung von Tierversuchen ein. Durch strengere Regelungen wird das vorliegende Gesetz dazu führen, daß die Zahl der Tierversuche drastisch vermindert wird. Ein totales Verbot ist nach unserer Ansicht im Augenblick nicht möglich, da wir sonst der Wissenschaft und Forschung, also der Grundlage unserer Zukunft, den Teppich unter den Füßen wegziehen würden.
    Dennoch ist gerade die Reduzierung der Tierversuche das Kernstück des zu behandelnden Gesetzes. In ihm sind höhere Anforderungen an die Genehmigungsvoraussetzungen festgeschrieben. Die Anzeigepflicht ist erweitert worden, und der Gebrauch von Wirbeltieren zu Versuchszwecken wird eingeengt. Auch in der Aus- und Fortbildung wird man künftig mit weniger Versuchen am lebenden Tier auskommen müssen.
    Für die FDP-Fraktion begrüße ich diese Einschränkungen. Bei den kommenden Beratungen werden wir sehr genau prüfen, ob der Tierversuch, z. B. im Bereich der Kosmetik wirklich unerläßlich ist. Mir scheint, daß dies noch ein Feld ist, auf dem Einschränkungsmöglichkeiten ohne weiteres gegeben sind.
    Der vorliegende Gesetzentwurf wird dazu führen, daß die Zahl der Tierversuche in einzelnen Bereichen um bis zu 50 % vermindert wird. Tierversuche insgesamt zu verbieten würde zu einer nach unseren derzeitigen Erkenntnissen nicht zu verantwortenden Beeinträchtigung der wissenschaftlichen Forschung führen.
    Das, was sogenannte alternative Methoden mit Mikroorganismen, Zellkulturen, biochemischen Substanzen und dem Reagenzglas leisten können, muß noch mehr als bisher gefördert werden. Nur dann ist gewährleistet, daß die Zahl der Tierversuche kontinuierlich weiter abgebaut werden kann. Mit über 6 Millonen DM hat das Forschungsministerium 1984 Projekte, die Ersatzmethoden entwikkeln, gefördert. Ich gehe davon aus, daß dieser Betrag zwangsläufig mit der Novellierung des Tierschutzgesetzes in Zukunft aufgestockt wird.
    Zum zweiten Punkt, der Ethik. Es war die FDP, welche die Einrichtung von Fachkommissionen — jetzt sagt man „Ethik-Kommissionen" — zur Beratung der Länderbehörden, die Tierversuche zu genehmigen haben, durchgesetzt hat. Diese Kommissionen sollen auf Grund ihres wissenschaftlichen und tierschützerischen Sachverstandes den Behörden beratend zur Seite stehen. Ich halte die EthikKommission für eine ganz wichtige Einrichtung, in der auch die Tierschützer ihre Verantwortung unter Beweis stellen können.
    Ich möchte das Thema Ethik hier nicht in aller Breite auswalzen, auch wenn es im Tierschutz besonderes Gewicht einnimmt. Nur eine Bemerkung: Meiner Meinung nach wird nur der sparsame und verantwortungsvolle Gebrauch des Begriffs „Ethik" seiner besonderen Bedeutung gerecht. Ich sage hier auch, daß ich wegen der Bezeichnung „Ethik-Kommission", die hohe Ansprüche von fast philosophischem Ausmaße erweckt, etwas skeptisch bin.
    Der dritte Punkt sind die landwirtschaftlichen Nutzviehhaltung, speziell die größeren Tierbestände, oder die Massentierhaltung. Dazu liegen uns ja der Antrag der SPD und der Antrag der GRÜNEN speziell zur Käfighaltung von Hühnern vor. Glücklicherweise befindet sich die landwirtschaftliche Nutztierhaltung noch überwiegend in bäuerlicher Hand. Bedenklich wird es, wenn wir uns die bodenunabhängige Produktion bei Mastschweinen und in noch stärkerem Ausmaß in der Hühnerhaltung vergegenwärtigen. Größere, kostengünstige Bestände bedeuten gleichzeitig Wettbewerbsvorteile auf dem



    Bredehorn
    Markt. Dies darf für uns allerdings kein Grund sein, in Tierschutzfragen nachlässig zu werden. Da greife ich gerne auf die Argumentation der SPD zurück, die in ihrer Antragsbegründung ausdrücklich sagt, daß Nichtstun auf keinen Fall mit einer nicht vorhandenen EG-Harmonisierung begründet werden darf.

    (Müller [Schweinfurt] [SPD]: Sehr gut!)

    Zu den Problemen einer artgerechten Haltung kann man natürlich einiges sagen. Gerade die moderne Entwicklung z. B. hin zum Laufstall hat für die Tiere ja sicher zur Bedingung, daß sie artgerechter gehalten werden als jahrhundertelang in den Anbindeställen. Das ist z. B. ein Punkt. Auf der anderen Seite hat die Bundesregierung Modellversuche unterstützt und finanziert zur Volierenhaltung von Hühnern. Diese Dinge sind im Fluß. Wir müssen die Ergebnisse, die teilweise vorliegen, jetzt auch richtig interpretieren.
    Die umstrittene Käfighaltung wird in der anstehenden Tierschutzdiskussion einen breiten Raum einnehmen. Dabei fühlen wir Politiker uns durch die Wissenschaft etwas im Stich gelassen, denn es scheint nicht nachweisbar zu sein, daß Käfighühner wirklich leiden. Auf dieser Meinung fußt auch das jetzt ergangene Gerichtsurteil in Darmstadt, das zwei hessische Hühnerhalter freigesprochen hat.
    Jede Haltungsform hat Nachteile. In Käfigen sind die Hühner in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, in der Bodenhaltung sind sie Krankheiten bis hin zum Kanibalismus ausgesetzt. Schließlich hat auch der Verbraucher ein gewichtiges Wort mitzureden. Ob dieser nämlich bereit ist, für das eine Ei tiefer in die Tasche zu greifen als für das andere,

    (Roth [SPD]: Ein wunderbares Bild!)

    ist nach einer Untersuchung, die das Wickert-Institut durchgeführt hat, zweifelhaft. Danach sagten mehr als zwei Drittel der Befragten, daß sie gegen ein Verbot der Käfighennenhaltung seien. Wir begrüßen es, daß es jetzt möglich ist, eine differenzierte Kennzeichnung von Boden- und Käfigeiern einzuführen, damit der Verbraucher eine Wahlmöglichkeit hat.
    Meine Damen und Herren, die FDP ist sich der aufgezeigten sensiblen Fragen des Tierschutzes bewußt. Wir erhoffen uns durch eine Anhörung, die unsere Fraktion im nächsten Monat mit Sachverständigen durchführt, nützliche Erkenntnisse, die wir mit in die Ausschußberatungen hineintragen und verwerten wollen.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Handlos.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Franz Handlos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich wurde von zahlreichen Tierschutzverbänden, von Tierschützern, auch von meiner Partei, der Freiheitlichen Volkspartei, gebeten,

    (Lachen bei der CDU/CSU und den GRÜNEN)

    zu diesem Thema im Parlament zu sprechen. Ich dachte, daß es hier allgemeines Schmunzeln gibt.

    (Zuruf von der SPD: Wie heißt das?)

    — Sie können sich dann bei mir privat erkundigen, Herr Kollege. — Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, und ich wußte genau, was kommt, wenn ich hier spreche.
    Bei dem vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 10/3158 handelt es sich unserer Meinung nach nicht um ein Tierschutzgesetz, verehrter Herr Kollege, sondern um ein Tiernutzungsgesetz. Tiere haben bekanntlich in Bonn keine Lobby, im Gegensatz zur Pharmaindustrie. In der Pharmazie würden 200 Medikamente genügen. 20 000 Medikamente mit gleicher Wirkung sind auf dem Markt. Dafür wurden Millionen von Tieren zu Tode gequält.
    Wir betrachten uns als Partei der Tierschützer auf allen Ebenen. Für uns sind Tiere keine Sache im Sinne des BGB, sondern Lebewesen, die Angst und Schmerzen verspüren. Wir wenden uns deshalb mit Entschiedenheit gegen weitere Tierversuche. Es gibt in der Zwischenzeit — das wissen wir alle — genügend alternative Methoden.
    Meine verehrten Kollegen, es ist beschämend, daß die Bundesregierung nicht einmal weiß, wieviel Versuchstiere in der Bundesrepublik Deutschland jährlich zu Tode gequält werden. Die geschätzte Zahl von 7 Millionen Versuchstieren stimmt schon deshalb nicht, da nach einer Auskunft des hessischen Sozialministers — Drucksache 11/54 — in einem Jahr allein in Hessen 2,3 Millionen Tiere — wie es im Amtsdeutsch so schön heißt — verbraucht worden sind. Nach Schätzungen von Fachleuten werden in Tierversuchsanstalten der ganzen Welt täglich 300 000 Tiere zu Tode gefoltert. Unter anderem werden folgende Zahlen genannt: 90 Millionen: USA; 14 Millionen: Bundesrepublik Deutschland; 5 Millionen: England; 3 Millionen: Schweiz.
    Der Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes ist in vielen Teilen nur nach außen fortschrittlich, tatsächlich jedoch rückschrittlich. Dieser Entwurf wird von uns aus folgenden Gründen abgelehnt:
    Erstens. Wir erheben Einspruch gegen § 2 des vorliegenden Entwurfs. Nach der vorgelegten Fassung des § 2 entscheidet der Bundesernährungsminister über die Nutztierhaltung, weil er in § 2 a ermächtigt werden soll, die Anforderungen an die Nutztierhaltung näher zu bestimmen. Wir fordern statt dessen eine verhaltensgerechte Unterbringung der Tiere und das Verbot der dauernden Einschränkung ihres artgemäßen Bewegungsbedürfnisses. Die Schutzbestimmungen für unsere Nutztiere müssen den Bestimmungen des § 2 des Tierschutzgesetzes von 1972 entsprechen und endlich erlassen werden.
    Meine Damen und Herren, das Schweizer Tierschutzgesetz von 1981 hat wesentlich humanere Be-



    Handlos
    stimmungen für die Nutztierhaltung als unser Tierschutzgesetz. Anders als in den EG-Staaten sind Legebatteriekäfige in der Schweiz mit einer Übergangsfrist verboten worden. Dies ist ein Erfolg der Schweizer Bevölkerung, die j a plebiszitär darüber abgestimmt hat. In solchen Fällen würde ich sagen: Es wäre sehr vorteilhaft, wenn es auch bei uns in der Bundesrepublik Deutschland in dieser Hinsicht Volksbegehren und Volksentscheide geben würde, weil sich die Bevölkerung in dieser Frage dann tatsächlich artikulieren könnte.
    Zweitens. Tierversuche können nach wie vor aus allen erdenklichen Gründen durchgeführt werden. Der Gesetzentwurf ist nicht geeignet, die Leiden der Versuchstiere einzudämmen.
    Drittens. Die Stellung der Tierschutzvereine muß gestärkt werden. Wir fordern darüber hinaus für die Käfighaltung von Nutztieren erweiterte Normen. Wir verlangen strenge Maßstäbe für Tiertransporte auf internationaler Ebene und wenden uns mit Entschiedenheit gegen die Jagd auf Singvögel in der Europäischen Gemeinschaft.
    Viertens. Der Gesetzentwurf bietet nicht die geringste Gewähr für eine wirksame Kontrolle bei der Genehmigung und Kontrolle von Tierversuchen.
    Ich darf in diesem Zusammenhang ein Wort zu dem Thema Bundeswehr und Tierversuche sagen. Ich glaube, es ist hier allgemein bekannt, daß ich in allen Bereichen ein Befürworter der Bundeswehr bin. Ich war ja nicht zuletzt über ein Jahrzehnt im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages. Durch das Eingreifen der politischen Führungsspitze des Verteidigungsministeriums wurde vor kurzem dankenswerterweise der Bau einer neuen Tierversuchsanstalt der Bundeswehr gestoppt. Ich darf jedoch an den Verteidigungsminister bzw. an seinen Staatssekretär, der hier ist, appellieren, diese Tierversuche ganz einzustellen. Warum? Wir vertreten die Auffassung, daß wir an den Bundeswehrkrankenhäusern in Koblenz und Ulm keine sogenannte Forschung in dieser Richtung benötigen. Außerdem sind wir der Auffassung, daß in den sechs Wehrbereichen auch keinerlei Veterinärversuchsanstalten für Tierversuche notwendig sind. Der Verteidigungsminister benötigt sowieso ständig neue Finanzmittel zur Stärkung der Kampfkraft der Armee. Herr Kollege Würzbach, hier bestünde eine Möglichkeit, um auf diese Art und Weise einzusparen. Ich habe mich auch davon überzeugen lassen: Die Versuche sind wirklich unnötig.
    In diesem Zusammenhang darf ich grundsätzlich die Nützlichkeit von Tierversuchen für das Leben und das Wohlergehen der Menschen bezweifeln, nachdem das Bundesgesundheitsamt z. B. 1983 in 43 Fällen Zulassungen für Präparate zurückziehen mußte, die in Tierversuchen getestet worden sind. Sie alle erinnern sich an das Thema Contergan. Es wurde in unzähligen Versuchen erprobt, und dann hatte es diese verheerende Wirkung auf die Menschen. Ich glaube deshalb, daß Tierversuche nur in ganz eingeschränktem Maße dem Wohlergehen der Menschen dienen können.

    (Zuruf des Abg. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU])

    Was dringend notwendig ist, ist — das wurde heute schon von verschiedenen Kollegen gesagt — die Schaffung einer Datenbank, um alle Ergebnisse zu speichern und um zu vermeiden, daß ständig neue Tierversuche in Gang gesetzt werden. Meine Damen und Herren, wir sehen gar nicht ein, daß für die Erprobung von Tabakerzeugnissen — bei denen sowieso daruntersteht, daß sie gefährlich sind —, von Körperpflegemitteln sowie von Wasch- und Reinigungsmitteln nach wie vor Hunderttausende von Tieren zu Tode gequält werden sollen. Wir brauchen keine neuen Waschmittel, die noch weißer waschen, und wir benötigen auch — die Damen mögen dies entschuldigen — keine neuen Parfums, die noch besser riechen als die bisherigen, wir brauchen keine neuen Lippenstifte und Haarfärbemittel auf Kosten der brutal ausgebeuteten Tiere. Was wir benötigen, ist ein echtes Tierschutzgesetz, meine verehrten Kollegen und kein Tiernutzungsgesetz.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der GRÜNEN)