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ID1013703400

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    Plenarprotokoll 10/137 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 137. Sitzung Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des kanadischen Unterhauses 10166 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel Bonn 1985 und zu den Staatsbesuchen von Präsident Reagan und Ministerpräsident Nakasone in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. Ausschuß) zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Klein (München), Dr. Pinger, Höffkes, Dr. Unland, Dr. Marx, Dr. Abelein, Dr. Schwörer, Lattmann, Dr. von Wartenberg, Graf Huyn, Lenzer, Müller (Wadern), Dr. Hüsch, Echternach, Clemens, Dr.-Ing. Kansy, Kraus, Dr. Köhler (Duisburg), Borchert, Pfeffermann, Landré, Frau Fischer, Biehle, Dr. Jobst, Dr. Bugl, Dr. Müller, Dr. Götz, Schulze (Berlin), Weiß, Jagoda, Susset, Magin, Regenspurger, Lowack, Milz, Schreiber, Dr. Olderog, Feilcke und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Haussmann, Beckmann, Grünbeck, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Dr. Solms, Schäfer (Mainz), Ertl, Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Rumpf und der Fraktion der FDP Protektionismus — Drucksachen 10/2183, 10/2916 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 10159 B Dr. Vogel SPD 10167 D Rühe CDU/CSU 10173 D Frau Hönes GRÜNE 10178 D Genscher, Bundesminister AA 10180 D Brandt SPD 10183 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10187 C Roth SPD 10191 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 10194 B Kraus CDU/CSU 10197 C Volmer GRÜNE 10199 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 10201 C Kittelmann CDU/CSU 10202 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 10203 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (Mikrozensusgesetz) — Drucksachen 10/2600, 10/2972 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/3328 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3330 — Ströbele GRÜNE 10205 D Broll CDU/CSU 10206 D Dr. Wernitz SPD 10207 D Dr. Hirsch FDP 10209 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10210A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Büchner (Speyer), Kastning, Kuhlwein, Frau Odendahl, Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Schmude, Toetemeyer, Vogelsang, Weisskirchen (Wiesloch), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/1749 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daweke, Graf von Waldburg-Zeil, Nelle, Frau Rönsch, Schemken, Strube, Frau Dr. Wisniewski, Frau Männle, Rossmanith, Dr. Rose und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Neuhausen, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Frau Dr. Hamm-Brücher, Kohn, Baum und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/2735 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/3077 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — Daweke CDU/CSU 10213A Frau Odendahl SPD 10213 D Neuhausen FDP 10215A Frau Zeitler GRÜNE 10215 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMBW . . 10216 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung rechtlicher Vorschriften an das Adoptionsgesetz (Adoptionsanpassungsgesetz) — Drucksache 10/1746 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3216 — Dr. Schwenk (Stade) SPD 10218A Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Hauff, Dr. Holtz, Müller (Schweinfurt), Jaunich, Frau Blunck, Bachmaier, Egert, Schmitt (Wiesbaden), Antretter, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Oostergetelo, Stiegler, Reuter, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verringerung der Tierversuche — Drucksache 10/2703 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 10/3158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Tierschutzgerechte Nutztierhaltung — Drucksache 10/2704 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Verbot der Käfighaltung von Hühnern — Drucksache 10/1885 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Bard und der Fraktion DIE GRÜNEN Importstopp für Froschschenkel — Drucksache 10/2868 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 10219A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10220 C Stutzer CDU/CSU 10223 B Werner (Dierstorf) GRÜNE 10225 B Bredehorn FDP 10226 D Handlos fraktionslos 10228 B Michels CDU/CSU 10229 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 III Beratung der Sammelübersicht 76 Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3210 — Dr. Schierholz GRÜNE 10231 B Dr. Göhner CDU/CSU 10232 B Kirschner SPD 10233 B Paintner FDP 10234 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Rom am 28. November 1979 angenommenen Fassung des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens — Drucksache 10/1921 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/3225 — 10235 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Margarinegesetzes — Drucksache 10/3159 — 10235 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1984 bei Kap. 60 04 Tit. 698 01 — Zahlungen nach dem Spar-Prämiengesetz —— Drucksachen 10/2943, 10/3214 — . . 10235 D Nächste Sitzung 10236A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10237* A Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 10237* B Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 10237*C Anlage 4 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel MdlAnfr 73, 74 19.04.85 Drs 10/3226 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Mertes AA . . . 10237* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 10159 137. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 135. Sitzung, Seite 9960 C: In der 5. Zeile ist statt „Am Sonntag, dem 3. Februar 1987" richtig zu lesen „Am dritten Sonntag im Februar 1987". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 5. Antretter * 15. 5. Dr. Becker (Frankfurt) 15. 5. Buschfort 15. 5. Conradi 15. 5. Ehrbar 15. 5. Dr. Enders * 15. 5. Frau Fuchs (Verl) 15. 5. Gerstl (Passau) * 15. 5. Haase (Fürth) * 15. 5. von Hammerstein 15. 5. Hansen (Hamburg) 15. 5. Hauck 15. 5. Dr. Hornhues * 15. 5. Huonker 15. 5. Jäger (Wangen) * 15. 5. Jansen 15. 5. Klose 15. 5. Linsmeier 15. 5. Lowak 14. 5. Frau Luuk 15. 5. Magin 15. 5. Frau Matthäus-Maier 15. 5. Matthöfer 15. 5. Dr. Mitzscherling 14. 5. Dr. Müller * 15. 5. Neumann (Bramsche) * 15. 5. Pesch 15. 5. Polkehn 15. 5. Rappe (Hildesheim) 15. 5. Repnik 14. 5. Sander 15. 5. Schmidt (Hamburg) 15. 5. Schmidt (Wattenscheid) 14. 5. Schröer (Mülheim) 15. 5. Frau Dr. Segall 15. 5. Senfft 14. 5. Sielaff 15. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 15. 5. Dr. Struck 15. 5. Voigt (Frankfurt) 15. 5. Voigt (Sonthofen) 14. 5. Dr. Warnke 15. 5. Wartenberg (Berlin) 14. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 (132. Sitzung, Seite 9850 D ff.): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 18. April 1985 zu Nr. 2 des Entschließungsantrags auf Druck- Anlagen zum Stenographischen Bericht sache 10/3193 - zu Tagesordnungspunkt 6, Versorgung krebskranker Kinder in der Bundesrepublik Deutschland - wurde meine Stimmabgabe aus geschäftsordnungsrechtlichen Gründen als ungültig ausgewiesen. Ich erkläre hiermit, daß ich mit Ja gestimmt habe und Wert darauf lege, daß meine Haltung zu diesem Antrag öffentlich feststellbar ist. Ich habe dies auch gegenüber dem amtierenden Präsidenten erklärt, sobald mir der Vorgang bekanntgeworden war. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächst erreichbaren Sitzungsbericht als Anlage beigeben würden. Mit freundlichen Grüßen Renate Schmidt Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 (133. Sitzung, Seite 9908 C): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 19. April über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ist meine Stimmabgabe im Stenographischen Bericht mit „JA" ausgewiesen. Meine Stimmabgabe beruhte auf einem Irrtum. Ich erkläre hiermit, daß ich das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ablehne und Wert darauf lege, daß meine Einstellung zu diesem Gesetz öffentlich feststellbar ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächsten Stenographischen Bericht als Anlage beifügen lassen würden. Mit freundlichen Grüßen Hermann Scheer Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Mertes auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 10/3226 Fragen 73 und 74): Treffen meine Informationen zu, wonach die Regierung Spaniens der deutschen Bundesregierung zugesichert hat, mit Israel diplomatische Beziehungen aufzunehmen? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit diese Zusicherung vor dem Eintritt Spaniens in die EG erfüllt werden kann? Zu Frage 73: Nach Kenntnis der Bundesregierung erwägt Spanien, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat jedoch noch nicht über diesen Schritt entschieden. 10238* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Eine Zusicherung, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat die spanische Regierung gegenüber der Bundesregierung nicht abgegeben. Dies wäre auch ungewöhnlich. Vor dem Hintergrund einer Wiederbelebung der Friedensbemühungen im Nahen Osten war auch die mögliche Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel Gegenstand von Gesprächen mit unseren spanischen Freunden. Wir haben die spanische Seite dabei gebeten, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen. Zu Frage 74: Wie bereits ausgeführt, geht es hier nicht um die Erfüllung einer Zusicherung. Ob und wann die spanische Regierung einen solchen Schritt zu vollziehen gedenkt, liegt in ihrer souveränen Entscheidung.
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    Rede von Dr. Ludger Volmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Ein offenes multilaterales Handelssystem ist unentbehrliche Voraussetzung weltweiten wirtschaftlichen Wohlstandes; darum setzen wir uns nachdrücklich für umgehende und wesentliche Schritte zum Abbau von Handelsbeschränkungen ein"; so der Gipfel in seinem Abschlußkommunique. Der Gipfel spreizt sich in feierlicher Erklärung, während der Zeremonienmeister eiskalt einem Land den Krieg, den Handelskrieg, erklärt. Freier Welthandel und Handelskrieg: Was auf den ersten Blick wie Wasser und Feuer wirkt, erweist sich beim zweiten Hinsehen als Doppelgesicht eines einzigen Wesens. Totaler Markt oder gar keiner! Die Dritte Welt hat sich dem Weltmarkt zu unterwerfen; wer es nicht tut, ist nicht frei; wer nicht frei ist, steht unter der Knute der Sowjetunion und muß die amerikanische Peitsche spüren.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wehe ein kleines Land der Dritten Welt wagt es, sich der Zwangsintegration in den Weltmarkt zu widersetzen! Wehe es weigert sich, seine oft armseligen Reichtümer zu Markte zu tragen! Wehe es denkt mehr an die Befriedigung der Grundbedürfnisse des eigenen Volkes an Nahrung, Kleidung, Bildung, Gesundheit und Wohnung! Solch ein Land muß weg. Eine Katastrophe — zumindest für die Bilanzentwicklung der multinationalen Konzerne und Banken —, wenn so ein Land sich anheischig macht, sich selbst entwickeln zu können, statt sich um die internationalen Profite oder die Bereicherungssucht einheimischer Eliten zu kümmern, ein Schandfleck für die freie Welt. Wer so egoistisch nur nach dem Überleben der eigenen Bevölkerung trachtet, statt alles, was nicht niet- und nagelfest ist, den konkurrenzgebeutelten Industriestaaten freundlich zur Verfügung zu stellen, der ist vom Russen unterwandert. Mit Schwert und Feuer muß ihm der abendländische Altruismus beigebogen werden. Das Beispiel könnte j a Schule machen. Undenkbar, was geschähe, wenn sich alle Entwicklungsländer selbst ernähren würden! Dann dreht man ihnen schon lieber den Hahn völlig zu, und notfalls marschiert man ein, um alles kurz und klein zu schlagen. Ein Toter erliegt nicht dem Konsumismus. Dem Lebenden werden Mores beigebracht. Export ist gefragt. Wer nicht alles gibt, dem wird alles genommen. Das ist die politische Moral des sogenannten freien Westens.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Schlimm!)

    Unter diesem Banner zieht der oberste Feldherr der NATO gegen Nicaragua in den Krieg.
    Und der Deutsche Bundestag? Schweigt er dazu? Klatscht er Beifall? Windet er sich verlegen im Gestühl, wenn sein amerikanischer Freund die innenpolitische Lage Nicaraguas verschärft, um das Volk gegen die Regierung aufzuhetzen, wenn er die internationale Lage destabilisiert, wenn er die Contadora-Initiative für eine friedliche Konfliktlösung unterläuft, wenn er die San-José-Initiative der europäischen Länder für bessere Kooperation gegen den Strich bürstet?
    Spätestens hier hört für die GRÜNEN die Freundschaft auf.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Mit wem?)

    Wir fordern von der Bundesregierung, daß sie ihrem NATO-Partner kräftig auf die Füßte tritt und alles Erdenkliche unternimmt, um den unabhängigen, blockfreien, auf eine diversifizierte Mischwirtschaft bauenden eigenständigen Entwicklungsweg Nicaraguas nach Kräften zu unterstützen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir fordern die Bundesregierung auf, offensiv gegen die amerikanische Intervention einzutreten



    Volmer
    und ihrerseits sofort die gesperrten Entwicklungshilfeleistungen freizugeben.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Nicaragua ist eine Hoffnung für alle Länder der Dritten Welt. Deshalb bitten wir hier jeden im Hause, der nicht den Konzernen, sondern der ganzen Menschheit eine gute Zukunft wünscht, um Zustimmung zu unserem Antrag.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Auf dem linken Auge blind sind Sie!)

    Wie hält es der Gipfel mit den anderen Entwicklungsländern? Weltweites Wachstum ist angesagt, freundliches Klima für Direktinvestitionen, eine harmonische Liaison mit dem IWF. Ein Entwicklungsland, das sich an diesen Knigge hält, darf mit wohlwollender Behandlung rechnen, mit ihm wird kooperiert; zum angeblich gemeinsamen Nutz und Frommen wird ausgesuckelt, was das Land hergibt und was auf dem Weltmarkt loszuschlagen ist. Der Markt, der alles verschlingende Moloch, verleibt es ein. Die letzten halbwegs intakten Refugien für Mensch und Tier, die letzten kostbaren Schätze unserer Erde, die Reste des gemeinsamen Erbes der Menschheit finden, selbstverständlich ökologisch abgefedert, den Weg in den Stoffwechselprozeß. Natur und Arbeit werden aufgesogen, Waren und Profite ausgespien. Die Erde erfährt ihre Metamorphose zur Firmenbilanz.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Lauter Sprüche!)

    Der kapitalistische Weltmarkt verwandelt Erde, Wasser, Luft und menschliche Arbeitskraft in tote Gegenstände, damit sich auf einem Stück Papier rote Zahlen in schwarze verwandeln. Doch der zweifelhafte Genuß, der aus dem Farbwechsel der Bilanz zu ziehen ist, ist nur wenigen beschieden. Die Mehrheit der Weltbevölkerung verliert ihre natürliche und soziale Lebensgrundlage, ihre Lebensfreude, ihr Leben.
    Was nützt uns ein solcher Weltmarkt? Wir sind nicht gegen internationalen Austausch, aber strikt gegen seine hemmungslose Ausweitung. Wir sind auch nicht gegen jeden Marktmechanismus, aber gegen die Zwangsintegration in die Märkte. Zwang zum sogenannten freien Handel und Handel in Freiheit schließen einander aus.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ein Land, das seinen Handel so weit reduzieren will, wie es ihn gerade braucht, um eine nach innen gerichtete grundbedürfnisorientierte Wirtschaftsweise zu pflegen, soll das tun; es darf nicht länger mit Intervention bedroht werden, und es darf nicht länger mit einer GATT-Konferenz bedroht werden, die in den Entwicklungsländern die letzten Hemmnisse gegen ausbeuterische Wirtschaftsstrategien des entwickelten Nordens niederreißen will.
    Deshalb ist es ein Glück, daß die Gipfelstaaten wegen ihrer eigenen Querelen keinen Termin zustande brachten. Dies war die einzige gute Tat des Gipfels für die Dritte Welt.
    Beim Dollarkurs war das anders. Angeblich sollte er gemeinsam mit dem Zinsniveau gesenkt werden, um die Last der Drittweltländer zu erleichtern. Nun, das Versprechen eines sinkenden Dollarkurses und fallender Zinsen verliert in dem Maße an Wert, wie das SDI-Programm an Konjunktur gewinnt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Zu seiner Realisierung wird der amerikanische Freund mit dem Staubsauger über die Kapitalmärkte fahren und alle Liquidität absaugen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Das haben die noch nicht begriffen!)

    US-Rüstungsindustrie und Entwicklungsländer werden um Kreditzuflüsse wetteifern und die Zinsen weiter in die Höhe treiben.
    Und das Versprechen offener Märkte, das als alleinseligmachendes Mittel zur Behebung der Bilanzsschwäche der Drittweltländer verkauft wird? Es brach zusammen wie der GATT-Plan. Während man glücklicherweise noch endlos über dem eigenen Unrat brütet, fault der Köder dahin, der die Entwicklungsländer vollends ins internationale Marktgetümmel zerren soll.
    Die Schuldenkrise ist nicht gelöst. Daran hat auch keiner Interesse. Die Zinsen fließen, und darauf kommt es an. Der IWF hat härtere Auflagen beschlossen. Endlich greift er mal durch. Tausende von Toten tauchen in den Bilanzen nicht auf. Sie bleiben sauber, werden sogar üppiger, denn es darf umgeschuldet werden. Jedem seine Zinspyramide.
    Pyramiden überstehen bekanntlich Jahrtausende. Würden sie verschwinden — vielleicht radiert sie einer einfach aus —, fehlte den ärmsten Ländern der Anreiz, sich in den Weltmarkt einzufädeln. Zwang will man ja nur im äußersten Notfall ausüben, vielleicht in Argentinien, wenn Alfonsin die Demokratie übertreibt. Jedenfalls, solange man am Gefüge des Marktes noch bastelt, müssen die Zinspyramiden ausgeblendet bleiben, es könnte sonst zu deutlich werden, daß es reiner Bluff ist, sie auf den Märkten auflösen zu wollen. Enttäuschung stört das Betriebsklima, und man will ja gutwillige Südländer, die zahlen und nicht fragen, solange sich die Frage nicht geradezu aufdrängt.

    (Zuruf der Abg. Frau Hürland [CDU/ CSU])

    Aber der Gipfel, Frau Hürland, hat auch geholfen. Er versprach Saatgut und Schädlingsbekämpfungsmittel, von rabiaten Grünen zuweilen als Pestizide diffamiert. Sie sollen die Ernährungslage verbessern. Saatgut für Monokulturen, in die die kleinbäuerlichen Parzellen zur Subsistenzproduktion verwandelt wurden, Pestizide gegen Schädlinge, von denen die der natürlichen Abwehrkraft beraubten Hybridsorten befallen werden, Dünger für die Böden, die durch kapitalintensive Nutzung ausgelaugt werden. Die Bauern, die sich beim Kauf der Wundermittel nicht unrettbar verschulden wollen, geben das Land auf. Frauen werden ihres Landes, Besitzes und Einflusses beraubt. Die Menschen ziehen in die Städte, bilden Slums und stehen als billige Arbeitskraft für die freien Produktionszonen zur Verfügung. Frauen werden in die Prostitution getrieben. Für viel Geld können sie jetzt wenig Reis



    Volmer
    kaufen. Proteine gibt es gar keine mehr; Pestizide verseuchten die Fischzuchtgebiete. Doch die Ernährungslage hat sich verbessert — in den Chefetagen der Agrar- und Chemiemultis.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Das alles, meine Damen und Herren, hat der Gipfel mitbeschlossen, als er so gnädig die Lieferung von Saatgut und Pestiziden androhte.
    Wer dies für die verdrehte Meinung eines besonders bösartigen Grünen hält, der lese den Brief von Cäsar Esperitu, philippinisches Mitglied des Weltkirchenrates, an die Gipfelteilnehmer, der im „Sonntagsblatt" vom 5. Mai abgedruckt ist. Ich zitiere:
    Haben Sie eigentlich gehört von den exzessiv ausgenutzten Erdbeerfarmen in Mexiko, kultiviert für satte, schnelle Profite und zum Ergötzen der Erdbeer-Gourmets in New York? Bodenerosion war die Folge; die Felder sind jetzt wüstes Land.
    Haben Sie davon gelesen, wie auf den Philippinen Subsistenz-Bauern zusammen mit ihren philippinischen Bananen-Baronen von multinationalen amerikanischen Unternehmen verdrängt wurden, ermuntert durch japanische Händler? Alles im Namen von exportorientiertem Wachstum. Aber jetzt protestieren sogar unsere Affen in Mindanao dagegen, daß sie kaum noch Futter haben. Die guten Bananen werden von neuen Affen in Japan gegessen.
    Haben Sie davon gehört, wie eingeborene Stämme vertrieben oder einfach getötet wurden durch Paramilitärs, die als Agenten der malaysischen und philippinischen Regierung und der Weltbank in den neuen Palmölplantagen in Südostasien arbeiten? Selbst die große Regierung der Mrs. Thatcher ist darin verwikkelt.

    (Bohl [CDU/CSU]: Das ist affig!)

    Haben Sie von der gemeinen Armut und Entmenschlichung der Wanderarbeiter in unseren Zuckerplantagen gehört — halb Mensch, halb Tier ... in ihrer armseligen Existenz —, deren Ausbeutung durch Ihre ... Arbeitsverleiher ... in einer zivilisierten Gesellschaft nicht mehr zu beschreiben ist?
    Unser Fazit im Klartext: Wir, die GRÜNEN, schlagen uns eindeutig auf die Seite der Unterdrückten und Ausgebeuteten auf dieser Erde.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir fordern erneut die vollständige Schuldenstreichung für die Dritte Welt. Wir werden aber auch dagegen antreten, daß die Armen hier und die Ärmsten dort gegeneinander ausgespielt werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Unsere Sozialpolitik und unsere Entwicklungspolitik haben den gleichen Gegner, und dabei — das möchte ich ausdrücklich betonen — finden wir Bündnispartner, auch in den USA.
    Wir verurteilen ohne Einschränkung die offizielle Regierungspolitik der Vereinigten Staaten und die Wirtschaftsinteressen, die dahinterstehen. Aber wir kennen und schätzen das andere Amerika. Mit dem anderen Amerika wissen wir uns einig im Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Intervention. Diese Zusammenarbeit hat Zukunft.
    Danke.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Parlamentarische Staatssekretär Köhler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach diesen Ausführungen des Kollegen Volmer bin ich zu dem Eindruck gekommen, daß dadurch, daß er an der Seite der Dritten Welt steht, die Dritte Welt nicht ein Problem gelöst, dafür aber eines mehr hat.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von den GRÜNEN: Billig! Billig!)

    — Ja, aber bei dieser sagenhaften Verwirrung der Begriffe und Tatsachen leider wohl zutreffend.
    Es ist über das hinaus, was der Herr Finanzminister in Klarstellung zu der Bedeutung dieses Gipfels für die Fragen der Dritten Welt schon gesagt hat, aus entwicklungspolitischer Sicht noch einmal ein Thema anzusprechen, nämlich die Schuldenfrage. Die Diskussionslinie verläuft ja an der Stelle, wo die einen sagen, daß dieses Problem generell, sozusagen mit einem großen Schlag, gelöst werden sollte, während die andere Position lautet: Von Fall zu Fall nach Maßgabe der Möglichkeiten.
    Die generelle Lösung soll vor allem aus ersparten Rüstungsmitteln gespeist werden. Dabei wissen wir immer noch nicht, ob das über die Weltbank oder über IMF — die lieben Sie ja nicht sehr — abgewikkelt werden soll. Diese generelle Lösung hat sich nach aller Erkenntnis der Fachleute in der ganzen Welt als nicht zweckmäßig und nicht richtig erwiesen. Es gibt ein entscheidendes Gegenargument, vor allem seit sich die mehrjährigen Umschuldungen bewährt haben. Sie stellen in der Tat einen erheblichen Fortschritt dar.
    Für die Entschuldung von Fall zu Fall und nach Ansehung des Einzelfalls spricht einmal die praktische Erfahrung. Ich weise hier darauf hin, daß die Bundesrepublik mit einem Schuldenerlaß an 22 ärmste Länder der Welt — dies sollte man hier auch einmal einfach zur Kenntnis nehmen, statt es unter den Teppich zu kehren; denn es handelt sich um eine Größenordnung von über 4 Milliarden DM — mehr als andere Gebernationen das ihr mögliche getan hat und weit an der Spitze der Leistungen auf diesem Gebiet steht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer aber weiter generellen Schuldenerlaß fordert, muß sich auch der Frage stellen, welches Problem damit gerade für die Länder geschaffen würde, bei denen der Erlaß öffentlicher Schulden in den faktischen Einzelheiten eine minimale Wirkung,



    Parl. Staatssekretär Dr. Köhler
    aber gleichzeitig eine ungeheure Auswirkung auf ihre internationale Kreditwürdigkeit hätte. Ich frage die Vertreter dieser Denkschule, was denn eigentlich für Wirkungen auf die Privatinvestitionen ausgehen sollen, wenn durch einen solchen Schuldenerlaß praktisch die Zahlungsunfähigkeit eines investitionswürdigen Landes verbrieft würde, und dies bei Ländern, die heute in zunehmendem Maße und geradezu händeringend um Privatinvestitionen ersuchen und in der ganzen Welt darum bemüht sind.
    Ich glaube, wir würden der entwicklungspolitischen Diskussion sehr dienen, wenn wir uns hier im Plenum wirklich einmal kritisch mit der Frage beschäftigten — das sage ich an die Adresse des Kollegen Brandt, dessen Engagement ich außerordentlich schätze —,

    (Beifall des Abg. Roth [SPD])

    ob diese übermäßige Betonung rein quantitativer Gesichtspunkte, die Forderung nach immer wieder neuem Geld, eigentlich wirklich die Lösung ist und ob nicht das, was an der Entwicklungspolitik der vergangenen Dekaden kritisiert wurde, für die Sie die Verantwortung haben, gerade in der Überbetonung der rein quantitativen Gesichtspunkte gelegen hat.
    Woran liegt es, daß die IDA heute eine sehr niedrige Auszahlungsgeschwindigkeit hat? Woran liegt es, daß der Europäische Entwicklungsfonds nur sehr zögernd abfließt? Doch nur daran, daß die Probleme der Dritten Welt nicht einfach durch Kapitaltransfer zu lösen sind. Alle Sachkenner sind sich in der Bewertung einig, daß die internen, die qualitativen Faktoren der nationalen Entwicklungspolitik der Empfängerländer entscheidend sind. Die Entwicklungszusammenarbeit muß deshalb heute eben stärker in die makroökonomischen Rahmenbedingungen eingebunden sein.
    Diese Forderung von Weltbank und IMF tragen wir mit. Deswegen hat diese Regierung in den letzten Jahren ein hohes Maß an Verbesserung der Koordination der Zusammenarbeit zwischen allen Gebern geleistet.
    Zu diesen Bemühungen gehört auch der Schwerpunkt Ernährungssicherung aus eigener Kraft. Die Zahlen im Haushalt unseres Landes sprechen da eine beredte Sprache. Sie sind im Einzelplan 23, dem des BMZ, ganz wesentlich gesteigert worden. Daß der Weltwirtschaftsgipfel diese Tendenz durch seine Beschlüsse bestätigt hat, ist eine Bestätigung der Politik der Bundesrepublik, für die wir dankbar sind.
    Noch einmal: Das moralische Engagement des Kollegen Brandt steht außer jedem Zweifel.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber wenn ich dies hier sage, nehme ich mir auch das Recht heraus, in derselben Minute zu fordern, daß er uns helfen möge, den vor allem am linken Flügel der Diskussion weltweit zu findenden schädlichen Entwicklungspessimismus zu bekämpfen und mit dazu beizutragen, daß Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe nicht als Schaden für die
    Länder, als Vernichtung der Länder, als etwas, was schlimmer ist, als sich abzuwenden, zerredet wird — eine Position, die kein Verantwortlicher in der Dritten Welt bisher eingenommen hat und der wir, meine Damen und Herren von der SPD, gemeinsam entgegentreten sollten, weil das nichts anderes wäre als der Rückzug in die eigenen vier Wände unter Vernachlässigung jeglicher Verantwortung für die Menschen in der Dritten Welt.