Rede:
ID1013702400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Dr.: 1
    8. Graf: 1
    9. Lambsdorff.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/137 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 137. Sitzung Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des kanadischen Unterhauses 10166 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel Bonn 1985 und zu den Staatsbesuchen von Präsident Reagan und Ministerpräsident Nakasone in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. Ausschuß) zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Klein (München), Dr. Pinger, Höffkes, Dr. Unland, Dr. Marx, Dr. Abelein, Dr. Schwörer, Lattmann, Dr. von Wartenberg, Graf Huyn, Lenzer, Müller (Wadern), Dr. Hüsch, Echternach, Clemens, Dr.-Ing. Kansy, Kraus, Dr. Köhler (Duisburg), Borchert, Pfeffermann, Landré, Frau Fischer, Biehle, Dr. Jobst, Dr. Bugl, Dr. Müller, Dr. Götz, Schulze (Berlin), Weiß, Jagoda, Susset, Magin, Regenspurger, Lowack, Milz, Schreiber, Dr. Olderog, Feilcke und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Haussmann, Beckmann, Grünbeck, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Dr. Solms, Schäfer (Mainz), Ertl, Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Rumpf und der Fraktion der FDP Protektionismus — Drucksachen 10/2183, 10/2916 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 10159 B Dr. Vogel SPD 10167 D Rühe CDU/CSU 10173 D Frau Hönes GRÜNE 10178 D Genscher, Bundesminister AA 10180 D Brandt SPD 10183 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10187 C Roth SPD 10191 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 10194 B Kraus CDU/CSU 10197 C Volmer GRÜNE 10199 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 10201 C Kittelmann CDU/CSU 10202 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 10203 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (Mikrozensusgesetz) — Drucksachen 10/2600, 10/2972 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/3328 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3330 — Ströbele GRÜNE 10205 D Broll CDU/CSU 10206 D Dr. Wernitz SPD 10207 D Dr. Hirsch FDP 10209 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10210A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Büchner (Speyer), Kastning, Kuhlwein, Frau Odendahl, Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Schmude, Toetemeyer, Vogelsang, Weisskirchen (Wiesloch), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/1749 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daweke, Graf von Waldburg-Zeil, Nelle, Frau Rönsch, Schemken, Strube, Frau Dr. Wisniewski, Frau Männle, Rossmanith, Dr. Rose und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Neuhausen, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Frau Dr. Hamm-Brücher, Kohn, Baum und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/2735 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/3077 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — Daweke CDU/CSU 10213A Frau Odendahl SPD 10213 D Neuhausen FDP 10215A Frau Zeitler GRÜNE 10215 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMBW . . 10216 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung rechtlicher Vorschriften an das Adoptionsgesetz (Adoptionsanpassungsgesetz) — Drucksache 10/1746 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3216 — Dr. Schwenk (Stade) SPD 10218A Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Hauff, Dr. Holtz, Müller (Schweinfurt), Jaunich, Frau Blunck, Bachmaier, Egert, Schmitt (Wiesbaden), Antretter, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Oostergetelo, Stiegler, Reuter, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verringerung der Tierversuche — Drucksache 10/2703 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 10/3158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Tierschutzgerechte Nutztierhaltung — Drucksache 10/2704 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Verbot der Käfighaltung von Hühnern — Drucksache 10/1885 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Bard und der Fraktion DIE GRÜNEN Importstopp für Froschschenkel — Drucksache 10/2868 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 10219A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10220 C Stutzer CDU/CSU 10223 B Werner (Dierstorf) GRÜNE 10225 B Bredehorn FDP 10226 D Handlos fraktionslos 10228 B Michels CDU/CSU 10229 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 III Beratung der Sammelübersicht 76 Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3210 — Dr. Schierholz GRÜNE 10231 B Dr. Göhner CDU/CSU 10232 B Kirschner SPD 10233 B Paintner FDP 10234 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Rom am 28. November 1979 angenommenen Fassung des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens — Drucksache 10/1921 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/3225 — 10235 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Margarinegesetzes — Drucksache 10/3159 — 10235 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1984 bei Kap. 60 04 Tit. 698 01 — Zahlungen nach dem Spar-Prämiengesetz —— Drucksachen 10/2943, 10/3214 — . . 10235 D Nächste Sitzung 10236A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10237* A Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 10237* B Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 10237*C Anlage 4 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel MdlAnfr 73, 74 19.04.85 Drs 10/3226 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Mertes AA . . . 10237* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 10159 137. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1985 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 135. Sitzung, Seite 9960 C: In der 5. Zeile ist statt „Am Sonntag, dem 3. Februar 1987" richtig zu lesen „Am dritten Sonntag im Februar 1987". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 5. Antretter * 15. 5. Dr. Becker (Frankfurt) 15. 5. Buschfort 15. 5. Conradi 15. 5. Ehrbar 15. 5. Dr. Enders * 15. 5. Frau Fuchs (Verl) 15. 5. Gerstl (Passau) * 15. 5. Haase (Fürth) * 15. 5. von Hammerstein 15. 5. Hansen (Hamburg) 15. 5. Hauck 15. 5. Dr. Hornhues * 15. 5. Huonker 15. 5. Jäger (Wangen) * 15. 5. Jansen 15. 5. Klose 15. 5. Linsmeier 15. 5. Lowak 14. 5. Frau Luuk 15. 5. Magin 15. 5. Frau Matthäus-Maier 15. 5. Matthöfer 15. 5. Dr. Mitzscherling 14. 5. Dr. Müller * 15. 5. Neumann (Bramsche) * 15. 5. Pesch 15. 5. Polkehn 15. 5. Rappe (Hildesheim) 15. 5. Repnik 14. 5. Sander 15. 5. Schmidt (Hamburg) 15. 5. Schmidt (Wattenscheid) 14. 5. Schröer (Mülheim) 15. 5. Frau Dr. Segall 15. 5. Senfft 14. 5. Sielaff 15. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 15. 5. Dr. Struck 15. 5. Voigt (Frankfurt) 15. 5. Voigt (Sonthofen) 14. 5. Dr. Warnke 15. 5. Wartenberg (Berlin) 14. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 (132. Sitzung, Seite 9850 D ff.): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 18. April 1985 zu Nr. 2 des Entschließungsantrags auf Druck- Anlagen zum Stenographischen Bericht sache 10/3193 - zu Tagesordnungspunkt 6, Versorgung krebskranker Kinder in der Bundesrepublik Deutschland - wurde meine Stimmabgabe aus geschäftsordnungsrechtlichen Gründen als ungültig ausgewiesen. Ich erkläre hiermit, daß ich mit Ja gestimmt habe und Wert darauf lege, daß meine Haltung zu diesem Antrag öffentlich feststellbar ist. Ich habe dies auch gegenüber dem amtierenden Präsidenten erklärt, sobald mir der Vorgang bekanntgeworden war. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächst erreichbaren Sitzungsbericht als Anlage beigeben würden. Mit freundlichen Grüßen Renate Schmidt Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 (133. Sitzung, Seite 9908 C): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 19. April über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ist meine Stimmabgabe im Stenographischen Bericht mit „JA" ausgewiesen. Meine Stimmabgabe beruhte auf einem Irrtum. Ich erkläre hiermit, daß ich das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ablehne und Wert darauf lege, daß meine Einstellung zu diesem Gesetz öffentlich feststellbar ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächsten Stenographischen Bericht als Anlage beifügen lassen würden. Mit freundlichen Grüßen Hermann Scheer Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Mertes auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 10/3226 Fragen 73 und 74): Treffen meine Informationen zu, wonach die Regierung Spaniens der deutschen Bundesregierung zugesichert hat, mit Israel diplomatische Beziehungen aufzunehmen? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit diese Zusicherung vor dem Eintritt Spaniens in die EG erfüllt werden kann? Zu Frage 73: Nach Kenntnis der Bundesregierung erwägt Spanien, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat jedoch noch nicht über diesen Schritt entschieden. 10238* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Eine Zusicherung, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat die spanische Regierung gegenüber der Bundesregierung nicht abgegeben. Dies wäre auch ungewöhnlich. Vor dem Hintergrund einer Wiederbelebung der Friedensbemühungen im Nahen Osten war auch die mögliche Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel Gegenstand von Gesprächen mit unseren spanischen Freunden. Wir haben die spanische Seite dabei gebeten, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen. Zu Frage 74: Wie bereits ausgeführt, geht es hier nicht um die Erfüllung einer Zusicherung. Ob und wann die spanische Regierung einen solchen Schritt zu vollziehen gedenkt, liegt in ihrer souveränen Entscheidung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Stoltenberg, lassen Sie mich nur ein Wort zu Ihrer Attacke auf den Parteivorsitzenden der SPD sagen. Sie haben ja nicht nur Willy Brandt, sondern gleichzeitig ein Komitee angegriffen, das zu Friedensnobelpreisträgern Martin Luther King, im letzten Jahr Bischof Tutu, vorher Sadat, Begin, Sacharow und eben auch Willy Brandt gewählt hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Diese Liste verurteilt Ihre Haltung hier am eindeutigsten. •

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Es ist mir ein Anliegen, jetzt etwas in Richtung auf die Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU zu sagen. Diese Provokation, die Geißler gestartet hat und die jetzt zunehmend zur Vergiftung des politischen Klimas führt,

    (Klein [München] [CDU/CSU]: Haltet den Dieb! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    veranlaßt mich zu der Frage — das sage ich bezogen auf die Generation, der ich angehöre: Rühe, Waigel, der im Moment nicht da ist, Wissmann —: Soll das der Stil der 80er und der 90er Jahre sein, daß die einen die anderen als Kommunisten bezeichnen

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    und anschließend die anderen die einen als Faschisten bezeichnen oder sie in deren Nähe rücken?

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    In diese Auseinandersetzung zurückzufallen halte
    ich nicht für den Problemen der Bundesrepublik



    Roth
    Deutschland und unserer inneren Situation angemessen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sehen Sie, Sie können auf Grund der Vergiftung des Herrn Geißler nicht einmal ruhig zuhören.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Der Herr Geißler hat sich nicht vergiftet!)

    Aber ich weiß, daß viele von Ihnen das ähnlich empfinden, wie ich es gerade gesagt habe.
    Meine Damen und Herren, der Wirtschaftsgipfel 1985 war für mich der Gipfel der Resignation vor der Massenarbeitslosigkeit.

    (Beifall bei der SPD)

    35 Millionen Menschen in den westlichen Industriestaaten sind arbeitslos. Gerade auch in der Rede des Herrn Bundesfinanzministers wurde deutlich, daß der Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit auf diesem Gipfel zur Nebensache degradiert wurde.

    (Lattmann [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)

    Meine Damen und Herren, diese unerträgliche Deformation des Gipfels ist vor allem die Schuld des Gastgebers, des Bundeskanzlers Helmut Kohl. Anders als Helmut Schmidt auf dem ersten Bonner Gipfel setzte er nicht die drängenden Probleme auf die Tagesordnung, sondern versuchte, sich mit allgemeinen Formulierungen zu retten. Anders als Helmut Schmidt beim ersten Gipfel in Bonn versuchte der heutige Kanzler nicht, ein gemeinsames Europa in die Diskussion mit den USA zu führen, sondern er ließ eine Spaltung Europas zu. Anders als beim ersten Gipfel war nicht das enge Bündnis zwischen Frankreich und Deutschland die Grundlage der Verhandlungen mit den USA, sondern ein deutsch-französischer Konflikt war der Mittelpunkt dieses Gipfels.
    Diesmal führte der Dilettantismus bei der Vorbereitung des Besuches des US-Präsidenten zum Opportunismus in der wirtschaftspolitischen und währungspolitischen Diskussion mit den USA.
    Ich möchte Ihnen nur vermitteln, wie der Kontrast zum ersten Gipfel ist: Damals war klar, daß die Weltwirtschaft nur würde verbessert werden können, wenn die Amerikaner ein Zugeständnis bei den Mineralölpreisen machten, endlich Weltpreisniveau auf diesem Gebiet akzeptierten. Helmut Schmidt hat damals ein einiges Europa in dieser Frage in die Verhandlungen mit den USA gebracht.

    (Lattmann [CDU/CSU]: Wo ist er eigentlich?)

    Und ich stelle die Frage: Was wäre in der zweiten Ölpreiskrise geschehen, wenn dieser Ölspareffekt in den USA nicht von außen durchgesetzt worden wäre?

    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe das Beispiel nur genannt, um die Art und Weise der Vorbereitung der Gipfel damals und heute gegeneinanderzustellen.
    Wenn Präsident Mitterand und der Präsident der Europäischen Kommission auf diesem Gipfel für eine Verbindung von Handels- und Währungsgesprächen eingetreten sind, dann war das doch nicht primär französisches Interesse. Es liegt auch in unserem Interesse, daß das Chaos im Weltwährungssystem endlich überwunden wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir bezahlen schon heute für die völlige Währungsunsicherheit mit Investitionszurückhaltung der Unternehmen und damit mit Arbeitslosigkeit. Das heißt: Handel und Währung gehören zusammen.
    Im übrigen, meine Damen und Herren von der CDU/CSU und der FDP — und da spreche ich vor allem meinen Nachredner, Graf Lambsdorff, an —: Wie ist denn Ihr Verhältnis zum Freihandel wirklich? Was ist das Interesse des amerikanischen Präsidenten bezogen auf die nächste GATT-Runde? Das ist ganz einfach: Die europäische Agrarordnung mit ihrer Preisfixierung muß fallen. Das ist das Interesse der Amerikaner.

    (Hornung [CDU/CSU]: Herr Roth, Sie reden wieder von etwas, wovon Sie nichts verstehen!)

    — Das ist das Interesse der Amerikaner. Täglich kann man das in amerikanischen Zeitungen lesen.
    Wie wollen Sie, Graf Lambsdorff, eigentlich in der nächsten GATT-Runde den Liberalismus, der gefordert ist, mit dem Kiechle-Dirigismus zusammenbringen, der in diesen Tagen in Europa praktiziert wird?

    (Beifall bei der SPD)

    Ich hatte schon in der letzten Debatte in Richtung der patentierten Marktwirtschaftler gesagt: Wer hier ja sagt zu einer neuen GATT-Runde und keine neue Konzeption für die europäische Agrarordnung schafft, ist in sich widersprüchlich und wird in dieser GATT-Runde scheitern. — Das ist jetzt vorauszusehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben Vorschläge gemacht, ich brauche sie nicht zu wiederholen.
    Meine Damen und Herren, wir sind der Meinung, wir sollten fest auf Europa setzen: Ausbau des Binnenmarktes, Ausbau eines europäischen Währungssystems, das dann die Kraft hätte, sich auch gegen den Dollar zu behaupten.
    Und wir sagen ja zur französischen Initiative zu einer forschungs- und technologiepolitischen Kooperation in Europa. Den Helden im BMFT, der sich in der Presse immer so feiern läßt, möchte ich einmal fragen, ob er jetzt zu Europa, zu der Anstrengung Frankreichs oder ob er zu der Geldverschwendung hinsichtlich SDI durch die Amerikaner steht. Das ist doch die Frage!

    (Beifall bei der SPD — Kittelmann [CDU/ CSU]: Polemisches Ballaballa!)

    Wir haben in dieser Woche ein paar Dutzend Fragen eingebracht. Die wurden, obgleich sie forschungspolitisch ausgerichtet sind, alle im Verteidi-



    Roth
    gungsministerium abgelagert. Das ist ja ein Held in der zweiten Reihe der Regierungsbank! Sie werden sich da nicht mehr heraushalten können, ob Sie jetzt für oder gegen SDI sind, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir jedenfalls sind für die europäische Anstrengung. Daß der Weltwirtschaftsgipfel im Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit nichts gebracht hat, habe ich schon gesagt. Jetzt aber muß wenigstens in Europa, in der Bundesrepublik Deutschland mit der Politik der Verweigerung einer aktiven Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik Schluß sein. Die letzten Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung, zu der der Finanzminister kein Wort gesagt hat, zeigen, daß sich der Aufschwung schon nach zweieinhalb Jahren deutlich abgeschwächt hat.

    (von Schmude [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)

    Die schlimme Lage der Bauwirtschaft strahlt nun in die gesamte Wirtschaft aus. Im März sind die Auftragseingänge bei den Investitionsgütern, beim Maschinenbau, in der Elektroindustrie gesunken. Ein Drittel aller Bauarbeiter der Bundesrepublik Deutschland ist zur Zeit arbeitslos, und Sie tun nichts. Der Finanzminister sagt weiterhin: keine Anstrengungen in der Beschäftigungsfrage. Im übrigen: Die Abschwächung der Konjunktur in den USA — nur noch 1,3 % Wirtschaftswachstum im ersten Quartal — schlägt bei den Bestellvorgängen in der Bundesrepublik Deutschland offensichtlich schon durch. Bei den Bestellungen aus dem Ausland haben wir für den Monat März bereits einen Rückgang zu verzeichnen. Spätestens hier sollten die Alarmglocken bei der Bundesregierung klingeln. Aber keine Antwort auf dieses Datum.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie haben uns, meine Damen und Herren, vor zweieinhalb Jahren gesicherte, verläßliche Rahmenbedingungen für unsere Volkswirtschaft versprochen. Ich stelle einmal die Frage: Gehört es zu diesen gesicherten Rahmenbedingungen, daß jetzt seit zweieinhalb Jahren unklar ist, wann die Steuersenkungstermine nun tatsächlich sind?

    (Beifall bei der SPD)

    Seit Sonntag gibt es keinen prominenten FDP- Redner — jetzt haben die von der CDU angesichts dieses Themas die Regierungsbank schon verlassen —, der nicht öffentlich einen Steuersenkungstermin zum 1. Januar 1986 verlangt. Was ist jetzt die Meinung des Herrn Bundeswirtschaftsministers, was ist die Meinung meines Nachredners? Wie läßt sich das mit dem in Einklang bringen, was der Bundesfinanzminister gerade gesagt hat? Dies ist eine Regierung, die, was die Rahmenbedingungen betrifft, fahrlässig und ohne Konzentration handelt.

    (Hornung [CDU/CSU]: Nein, sie schafft stabile Rahmenbedingungen!)

    Übrigens, im Zusammenhang mit der Bauwirtschaft, habe ich einmal eine Frage: In unserer Regierungszeit gab es keine Debatte hier im Parlament, in der nicht behauptet wurde, daß ein gewaltiger Investitionsstau in der deutschen Volkswirtschaft aufgelöst werden müsse, was dann zu unendlich vielen Arbeitsplätzen führen werde. Wo ist denn die Auflösung des Investitionsstaus und wo sind die auf diese Weise in den letzten zwei Jahren neu geschaffenen Arbeitsplätze geblieben?

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sind der Meinung — und das sage ich nun als Angebot in Richtung auf die größere Regierungsfraktion; ich wiederhole das —, daß wir dann, wenn wir Arbeit und Umwelt zusammenbringen, die Krise in der Bauwirtschaft unter Kontrolle bekommen könnten. Wir haben vorgeschlagen, Umweltinvestitionen, vor allem auf der Gemeindeebene, aber nicht nur dort, durch ein Kreditprogramm zu fördern, das solide finanziert ist. Nun schlägt der Bauindustrieverband vor, dies durch eine Aufstockung des ERP-Sondervermögens zu tun.

    (Dr. George [CDU/CSU]: Schon besser!)

    Ich hatte letzte Woche eine Diskussion, bei der zwei Vertreter der CDU/CSU-Fraktion anwesend waren und diese Position unterstützten. Ich habe nichts dagegen, wenn als erster Schritt eine deutliche Aufstockung des ERP-Sondervermögens zugunsten von Arbeit und Umwelt stattfindet. Wir werden hier zustimmen; denn die Krise in der Bauwirtschaft strahlt in die gesamte Wirtschaft aus.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweiter Schritt — auch da biete ich Zusammenarbeit an —: Unser Unternehmenssteuersystem ist falsch organisiert. Es bestraft denjenigen, der sein Geld im Betrieb läßt, und unterstützt denjenigen, der es rauszieht.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Derjenige, der wirklich Unternehmer ist, der wirklich investiert, der Arbeitsplätze schafft, wird oft bis zu 70 % besteuert, während derjenige, der spekuliert, steuerfrei bleibt, wenn er gute Nerven hat. Das ist falsch organisiert, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Das wäre ein zweiter konkreter Schritt zur Stärkung der Investitionstätigkeit in qualitativ sinnvoller Richtung.
    Meine Damen und Herren, Sie von der CDU/CSU haben am letzten Sonntag die Quittung dafür bekommen, daß Sie mit einem Koalitionspartner zusammenarbeiten und regieren, der keine Rücksicht auf die Arbeitnehmerinteressen nimmt.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sie haben es aber ziemlich lange mit ihm ausgehalten!)

    Ich nenne mal einen Vertreter des alten Konservatismus, an den Sie sich gern erinnern und an dem Sie sich gern orientieren: Ludwig Erhard. Er forderte Wohlstand für alle, und bei Ihnen kommt Woche für Woche Lohnkürzung für jeden. Das ist der Unterschied.

    (Hornung [CDU/CSU]: Kommen Sie doch nicht mit solchen Sprüchen daher!)




    Roth
    Ich sage Ihnen, eine Volkspartei wie Ihre — das sehen Sie im Aachener Raum, das sehen Sie in Düren, in all den Bereichen, wo die katholische Arbeitnehmerschaft stark war —, die keine Rücksicht auf die Arbeitsmarktinteressen und sozialen Interessen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung nimmt, wird diese Position der Volkspartei schrittweise verlieren.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Die katastrophale Reaktion aus den Reihen der katholischen Arbeitnehmerschaft müßte Sie stutzig machen.

    (Hornung [CDU/CSU]: Seien Sie nicht so arrogant!)

    Wenn Herr Blüm heute an einem Tag zwei Reden hält, morgens vor Arbeitnehmern und nachmittags vor dem BDI, dann fragen Sie mal, wo er mehr Beifall bekommen wird! Beim BDI. Wenn ein Arbeitsminister in der Öffentlichkeit so dasteht, würde ich mir als CDU/CSU spätestens überlegen, ob Sie nicht den Kurswechsel für eine aktive Beschäftigungspolitik, für Arbeit und Umwelt und gegen die Blockade jeder Beschäftigungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland mitmachen.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Graf Lambsdorff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Wir werden hier einem Wechselbad ausgesetzt: Vom sehr hohen Podest, von dem Herr Brandt gesprochen hat, bis zu den täglichen kleineren Problemen wirtschaftspolitischer, binnenpolitischer Art, die der Kollege Roth angeschnitten hat. Herr Roth, Sie haben mich als Ihren Nachredner bezeichnet; Sie werden das selber nur als zeitlichen Begriff verstehen, wie ich annehme.
    Vor allen Dingen will ich mit aller Entschiedenheit sagen, wir sollten aufhören — bei Ihnen darf ich vielleicht sagen: nicht anfangen —, daß der eine dem anderen bestreitet, es mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als Ziel ernst zu meinen. Daß wir über die Methoden sehr verschiedener Auffassung sind, wissen wir. Aber daß Sie hier unterstellen, die Freien Demokraten nähmen es mit dem Thema Arbeitslosigkeit nicht genau so ernst wie Sie, Herr Roth, ist keine gute Auseinandersetzung, und das ist auch nicht der Stil, in dem wir miteinander umgehen sollten. Wir haben das bisher jedenfalls nicht getan.
    Ich habe im übrigen nicht den geringsten Zweifel daran, daß die Arbeitslosigkeit ein Thema bei der Entscheidung in Nordrhein-Westfalen gewesen ist, und es bleibt die Aufgabe unserer Politik, auf diesem Gebiet positive Ergebnisse zu zeigen, um nachweisen zu können, daß unsere Politik erfolgreich ist und erfolgreich sein kann.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Sie können nur ja sagen!)

    Im übrigen finde ich diese Hochrechnungen und Weiterrechnungen aus einem Landtagswahlergebnis, wenn ich mal an die Geschichte der Bundesrepublik zurückdenke, ganz amüsant. Ich erinnere mich an die Zeiten von Konrad Adenauer. Da hieß zwischen den Wahlen nach einer Landtagswahl der nächste Bundeskanzler theoretisch immer Ollenhauer. Bei der Bundestagswahl war es dann wieder Adenauer. Diesmal ist nur interessant: Der theoretische Bundeskanzler heißt — auch in den Diskussionen der SPD — nicht Vogel, sondern Rau. Aber das ist das Problem der Sozialdemokraten.

    (Dr. Vogel [SPD]: Lambsdorff heißt er bestimmt nicht!)

    — Er hat auch nicht die Absicht, verehrter Herr Kollege Vogel — das wissen Sie ganz genau —, hat auch niemals dafür kandidiert und wird dafür auch nicht kandidieren.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sehr beruhigend!)

    Ich glaube, wir sollten doch zur Kenntnis nehmen, daß die mehr oder weniger gescheiten Witze über das Medienspektakel, das zum Weltwirtschaftsgipfel gehört, nun so abgedroschen sind, so alt sind wie die Weltwirtschaftsgipfel selber.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ich fand es eigentlich verwunderlich, daß Herr Brandt es für richtig hielt, auch das am Sonntag in seinem Fernsehauftritt zu wiederholen. Wir sollten doch wohl in der Lage sein, zum Kern der Veranstaltung durchzudringen und zu untersuchen, miteinander zu diskutieren und festzustellen, was denn der Weltwirtschaftsgipfel von Bonn, um den es diesmal geht, nun eigentlich wirklich für uns gebracht hat, wie die Ergebnisse aussehen.
    Wenn Sie sich die Geschichte der Weltwirtschaftsgipfel vom zugegebenermaßen bescheideneren und vielleicht daher wirksameren Anfang in Rambouillet im Jahre 1975 — aber wer will denn das ändern, und wer kann denn so etwas ändern? Niemand von uns, die wir in einer Welt leben, in der wir die Medienöffentlichkeit als selbstverständlichen Teil bejahen — bis zum Jahre 1985 ansehen, so ist festzustellen, daß das Maß an Übereinstimmung zwischen den Gipfelteilnehmern in wesentlichen politischen und wirtschaftspolitischen Fragen kontinuierlich gewachsen ist. Es ist nicht richtig, Herr Roth, plötzlich ein Bild zu zeichnen, als wären auf dem Bonner Gipfel des Jahres 1985 riesige Meinungsverschiedenheiten aufgetreten, als ob es die früher nicht auch gegeben hätte. Die eklatantesten Meinungsverschiedenheiten als Ergebnis einer Gipfelveranstaltung bestanden in Versailles, als anschließend jeder ans Mikrophon auf seiner Pressekonferenz lief und für seine Regierung das Gegenteil von dem verkündete, was vorher im Kommuniqué verabredet worden war.
    Seither sind wir ein gutes Stück weitergekommen. Wir sind auch politisch ein gutes Stück weitergekommen, nachdem nämlich seit 1983 auch politische Erklärungen in den Weltwirtschaftsgipfel Eingang gefunden haben. Die diesjährige politische Erklärung — das wird erfreulicherweise von niemandem ernsthaft bezweifelt, ist allerdings auch nicht



    Dr. Graf Lambsdorff
    hinlänglich gewürdigt worden — zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges ist inhaltlich nach Auffassung der Freien Demokraten — und ich glaube, nach Auffassung aller unserer Mitbürger — ein außerordentlich erfreuliches, politisch gewichtiges Dokument.
    Was dabei vielleicht eine noch größere Rolle spielt und noch erfreulicher zu werten ist, ist die Tatsache, daß das ohne große Mühen nach einer schnellen Vorbereitung in großer Übereinstimmung — ohne große Diskussionen oder gar Meinungsverschiedenheiten — verabschiedet werden konnte.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das zeigt deutlich, daß wir hier ein gutes Stück weitergekommen sind. Das macht auch klar, daß der Weltwirtschaftsgipfel mit Recht eine allgemeinpolitische Komponente hinzugewonnen hat, wenngleich unter dieser allgemeinpolitischen Komponente die wirtschaftspolitischen Themen, die ja der eigentliche Anlaß dieser Veranstaltung waren und sind, nicht verschwinden sollten. Diese wirtschaftspolitischen Themen sind Währung, Handel, Beschäftigung, Entwicklungsländer und Umwelt.
    Ich habe mit Interesse den Äußerungen des Kollegen Brandt zugehört. Das, was Herr Brandt zu diesen Themen vorgetragen hat, klang ja — vom hohen Podest und mit einigem Pathos vorgetragen; ich habe gar nichts dagegen — durchaus zuhörenswert.
    Nur, Herr Vogel, wenn gleichzeitig eingeschoben wird, das sei der wohlbekannte Selbstbetrug, das sei altes Wunschdenken, das Schuldenproblem sei Flickschusterei, das sei die Abgebrühtheit der Verantwortlichen, fragt man sich nun doch, ob eigentlich der hohe moralische Anspruch gerechtfertigt ist, der in einigen Bereichen j a durchaus bedenkenswert formuliert wird. Wer wollte denn bestreiten, daß die Widersprüche zwischen Rüstungswirtschaft und Entwicklungspolitik einer Lösung bedürfen und daß wir hier auf der ganzen Welt nicht weitergekommen sind? Aber das liegt sicherlich nicht in erster Linie an der Position der Bundesrepublik Deutschland.
    Wer wollte bestreiten, daß ein Embargo — die sechs Außenminister haben das übrigens in ihrer Erklärung während des Weltwirtschaftsgipfels deutlich gemacht — nach Auffassung der Bundesregierung, und zwar der alten auch schon, in keiner Weise und nirgendwo ein geeignetes Mittel ist?

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Das hat doch der Kanzler nicht gesagt!)

    Ich zähle mich nicht zu der Legion selbsternannter Nicaragua-Experten der Bundesrepublik Deutschland. Davon gibt es hier nach meinem Eindruck schon reichlich genug. Aber soviel sage ich wohl in allem Freimut: Wirtschaftliches Embargo und Boykott sind überhaupt keine geeigneten Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele. Sie versagen und sind schon deswegen nach meiner Überzeugung falsch und schon immer falsch gewesen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Zum Thema Währung, meine Damen und Herren. Ich begrüße und halte es für richtig, daß sich der Gipfel — wie übrigens auch OECD und andere — darauf konzentriert, zusammenzukommen und dem französischen Wunsch entsprechend in den vorgesehenen Institutionen über das Funktionieren des' Weltwährungssystems zu beraten und nicht darüber nachzudenken, in besonnter Erinnerung an Bretton Woods ein neues Weltwährungssystem auf die Beine stellen zu wollen, das feste Wechselkurse zurückbringt. Das wird es nicht geben, aber besseres Funktionieren des bestehenden Systems sehr wohl. Jedes Weltwährungssystem — diese Erfahrung haben wir gemacht, Herr Roth — kann ruiniert werden. Das mit flexiblen Wechselkursen ist wegen Inflationspolitik und Mangel an Stabilität ruiniert worden. Sie können genauso eines mit freien Wechselkursen ruinieren, wenn Sie national vor allem in den großen, in den Reservewährungsländern keine monetäre Disziplin wahren. Darüber zu reden ist sinnvoll und ist vernünftig. Ein „link", eine technische Verbindung zur Handelspolitik herzustellen, das hielte ich allerdings für außerordentlich bedenklich. Wenn man die beiden Dinge koppelt und daraus ein Paket schnürt, wird nie im Leben eine Lösung und eine Möglichkeit entstehen. Wohl aber kann man gleichzeitig in den vorgesehenen Institutionen darüber verhandeln.
    Wir glauben — ich sage das mit allem Freimut —, daß handelspolitisch das Ergebnis des Weltwirtschaftsgipfels von Bonn keine gute Note verdient hat. Die Formulierung „die meisten von uns" möchten gerne, daß wir einen Termin festsetzen, macht deutlich, daß es zum Termin keine Einigung gegeben hat. Warum soll das bei einer Veranstaltung, die bekanntlich eine Reihe von Jahren in Anspruch nimmt, eigentlich so wichtig sein? Deswegen, weil der protektionistische Druck zusehends wächst — ich erinnere an die Importsteuerdiskussion im Kongreß der Vereinigten Staaten — und weil für eine bald beginnende GATT-Runde — im übertragenen Sinn selbstverständlich — der Satz gilt: Wo verhandelt wird, wird nicht geschossen. Wenn die großen Handelsmächte an einem Tisch sitzen, dann fällt es schwerer, zur gleichen Zeit neuen Protektionismus zu entwickeln und zu praktizieren. Es ist durchaus hilfreich, wenn eine solche Konferenz stattfindet und man sich über Neuentwicklungen unterhält, dabei aber auch ein psychologisches Klima schafft, das neue Handelsschranken vermeidet. Das ist für ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland mit ihrem überaus hohen Exportanteil von ganz großer Bedeutung.
    Ich will hier ausdrücklich sagen, daß unsere Kritik am Ergebnis des Gipfels keine Kritik an der Bundesregierung einschließt. Denn die hat sich mit aller Intensität für den Beginn einer neuen GATT- Runde gemeinsam mit Amerikanern, Japanern und Engländern eingesetzt. Wir wissen, daß die Franzosen widersprochen haben. Richtig ist es, wenn Herr Brandt sagt: Es gibt ein Dokument des Europäischen Rates. Aber dann hätte er der Korrektheit halber hinzufügen müssen: Anschließend gibt es ein Abschlußkommuniqué der OECD-Konferenz. Dort steht der Vorbehalt nicht mehr. Die alte Rei-



    Dr. Graf Lambsdorff
    henfolge der Vorbereitung von Weltwirtschaftsgipfeln heißt nun einmal: erst der Europäische Ministerrat, dann die OECD-Konferenz. Das führt zum Weltwirtschaftsgipfel und zu seinem Kommuniqué.
    GATT-Runden — das macht mich eben so stutzig bei der immer wieder vorgetragenen Begründung der französischen Regierung, daß hier in erster Linie eine Stoßrichtung gegen die europäische und gegen die französische Agrarpolitik geplant sei — dauern sechs bis sieben Jahre. Solange hat die Kennedy-Runde gedauert. Solange hat die Tokio-Runde gedauert. Übrigens haben wir von dieser noch einiges nicht in Kraft gesetzt, was im wesentlichen nicht zuletzt an den Franzosen liegt. Hier sollte ruhig einmal jemand die Frage der selective safeguards, also der ausgewählten Schutzmöglichkeiten — die gerade Herrn Brandt im Verhältnis zu den Entwicklungsländern interessieren müßten —, ins Spiel bringen. GATT-Runden dauern also sechs bis sieben Jahre. So kann am Anfang natürlich überhaupt keine isolierte und alleinige agrarpolitische Entscheidung stehen.
    Daß wir, Herr Roth, in puncto Agrarpolitik alle miteinander auf der Welt Sünder sind, weiß man doch. Was die protektionistische Komponente der Agrarpolitik anbelangt, gibt es keinen, der sich von Sünde freizeichnen kann. Überall regt doch gerade die Agrarpolitik unter dem Gesichtspunkt der Handelspolitik zum Nachdenken an, übrigens auch ihre Ergebnisse. In den Vereinigten Staaten gehen die Farmen pleite, in Japan zahlt der Verbraucher viel zu hohe Lebensmittelpreise, und in Europa ertrinken wir in der Überproduktion mit all den Konsequenzen, über die wir auch hier gesprochen haben.
    Aber wenn Sie sagen, das sei Folge des KiechleDirigismus — wie Sie es genannt haben —, dann ist das nun wirklich eine harte Zuteilung an einen einzelnen Menschen für ein System, das schon seit vielen Jahren existiert und mit dem auch er sich zurechtfinden muß. Das ist keine sehr gerechte und keine sehr faire Behandlung, Herr Roth.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Lohnt es sich denn nicht, gerade unter solchen Umständen und angesichts solcher Ergebnisse sich zusammenzusetzen und mal zu sehen, ob man gemeinsam Positionen entwickeln kann, wo jeder sich etwas bewegt, auch in dem höchst sensiblen Bereich der Agrarpolitik? Wenn jeder allein vor sich hin macht, in allen drei Blöcken, wie wir es seit Jahren getan haben, rührt sich doch nichts. Ich meine, es lohnt sich durchaus und es wäre nützlich, sich zusammenzusetzen und zu reden.
    Ich fürchte, daß das nicht sehr befriedigende Ergebnis in diesem Punkt es z. B. dem japanischen Ministerpräsidenten schwerer macht, seine Marktöffnungspolitik voranzutreiben, und es dem amerikanischen Präsidenten schwerer macht, seinem Kongreß klar zu machen, daß Protektionismus uns allen schadet — die Administration ist ja nicht protektionistisch, sondern zeigt sich sehr häufig durchaus standhaft; denken Sie an die Selbstbeschränkung japanischer Automobile, die der Präsident nicht verlängert hat. Also in puncto Freihandel hätten wir uns ein besseres Ergebnis gewünscht. Aber noch einmal: Dies ist sicher nicht die Schuld der Bundesregierung.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: So ist es!)

    Um so erfreulicher, und zwar ganz im Gegensatz zu dem, Herr Roth, was Sie gesagt haben, ist der Punkt: allgemeine Wirtschaftspolitik, Wachstum und damit auch Beschäftigungspolitik. Die wirtschaftspolitische Konvergenz, die in diesem Schlußdokument zum Ausdruck kommt, ist weitergegangen und hat sich weiterentwickelt gegenüber den Gipfelveranstaltungen der vorigen Jahre. Der Bundeskanzler hat mit vollem Recht den Satz aus dem Kommuniqué des Jahres 1977 zitiert, wonach Inflation eben nicht für Beschäftigung sorgt, sondern im Gegenteil Beschäftigung gefährdet.

    (Hornung [CDU/CSU]: So ist es!)

    Bis daraus konsequente Handlungsanweisungen, konsequente Übereinstimmung geworden sind, hat es lange gedauert. Das hat ganz offensichtlich Herr Brandt bei seinem Vortrag hier vollständig übersehen. In der Tat, was ist dort beschlossen worden? Man will mehr wirtschaftliches Wachstum, mehr Investitionen, mehr Arbeitsplätze. Die Teilnehmer haben gesagt: Die sind zu erlangen, wenn Unternehmen und Arbeitnehmern mehr Luft zum Atmen gegeben wird. Die Rezepte allerdings, nach denen alles ökonomische Heil mit staatlichen Beschäftigungsprogrammen, mit öffentlicher Verschuldung, mit immer höherer Steuerbelastung zu erreichen sei, gelten nicht mehr. Da, Herr Roth, hätten Sie und die Sozialdemokraten mal etwas sorgfältiger hinhören sollen, statt alberne Gegengipfel in der Nähe von Hambach zu veranstalten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Vogt [Kaiserslautern] [GRÜNE]: Was Sie eben gesagt haben, paßt überhaupt nicht zu Ihrer Krawatte!)

    Kein einziger Teilnehmer des Bonner Gipfels ist auf die Idee verfallen, zur Linderung der Arbeitslosigkeit in Europa eine Politik vorzuschlagen, die zu mehr staatlicher Aktivität, zu neuen Haushaltsdefiziten, zu neuen Belastungen der Steuerzahler führen würde. Alle wollen mehr Wirtschaftswachstum,

    (Ströbele [GRÜNE]: Wir nicht!)

    mehr Arbeitsplätze. Aber sie wollen es eben über weniger Staat, weniger Bürokratie. Ich höre aus den Reihen der GRÜNEN: „Wir nicht!" Eines, muß ich Ihnen sagen, haben die nordrhein-westfälischen Wähler richtig gemacht: der arbeitnehmer- und arbeitsplatzfeindlichsten Partei den Rang zuzuweisen, der ihr gebührt: unter der 5-Prozent-Grenze.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD — Zurufe von den GRÜNEN)

    Es hat vorher keinen Gipfel gegeben, auf dem das so deutlich ausgesprochen worden ist wie jetzt in Bonn. Ich halte diese Aussage und diese wirtschaftspolitische Konvergenz für einen Durchbruch in der internationalen Wirtschaftspolitik, der nicht unterschätzt werden darf.



    Dr. Graf Lambsdorff
    Verehrter Herr Kollege Roth, wenn Sie so freundlich und natürlich an bestimmte Adressen gerichtet Ihren Vorschlag mit dem ERP-Sondervermögen machen, dann tun Sie mal Butter bei die Fische und sagen Sie, Sie wollen mit 10 Milliarden DM zusätzlich auf den Kapitalmarkt gehen. Dann sagen Sie mal, was das für die Zinsentwicklung bedeutet. Dann sagen Sie dazu,

    (Zuruf des Abg. Roth [SPD])

    daß Sie 600 Millionen DM Zinssubventionen jährlich aus dem Haushalt dafür haben wollen, um diese Mittel auf ein Zinsniveau herunterzubringen, daß noch attraktiv ist. Hier so zu tun — darüber haben wir ja neulich diskutiert —, als ob das alles auf Knopfdruck möglich wäre, ohne erhebliche Nachteile und Schäden mit sich zu bringen, ist zu einfach. Sie können die Probleme immer nur lösen über mehr Steuern, mehr Abgaben, mehr Schulden, höhere Zinsen. Aus dem Weg müssen wir heraus, aus dem Weg wollen wir heraus.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Einen Gefallen werden Ihnen diese Regierung und diese Koalition nicht tun. Sie werden nicht aus Zwischenwahlergebnissen die Konsequenz ziehen, daß wir den Weg, den wir jetzt zeitlich zur Hälfte gegangen sind, zurückdrehen, um dann in der Sackgasse zu landen und uns Ihnen 1987 zu stellen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Wir gucken uns 1987 in aller Ruhe und mit aller Zuversicht an; denn dann, Herr Ehmke, wird es einen Wahlkampf geben, der nicht so entpolitisiert und so personalisiert geführt werden kann. Dann wollen wir über politische Probleme reden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich habe in meinen 98 Wahlveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen immer darauf gewartet, die Sozialdemokraten einmal mit politisch-inhaltlichen Positionen und nicht nur mit dem zugegebenermaßen liebenswürdigen, sympathischen Johannes Rau agieren zu sehen. Wir kommen noch einmal zu ganz anderen Themen und zu ganz anderen Diskussionen.

    (Zurufe von der SPD)

    Alles in allem, meine Damen und Herren, komme ich zu folgender Bewertung dieses Weltwirtschaftsgipfels. Es sind sicherlich nicht alle Wünsche erfüllt worden. Das wird auf keinem internationalen Treffen dieser Größenordnung der Fall sein.
    Aber der Bonner Gipfel hat die internationale wirtschaftspolitische Zusammenarbeit gestärkt. Die Bundesrepublik war ein würdiges Gastgeberland und hat diesen Gipfel ordnungsgemäß, gut und planmäßig vorbereitet. Die Bundesregierung hat zu diesem Erfolg entscheidend beigetragen. Wir danken ihr dafür.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)