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    Plenarprotokoll 10/137 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 137. Sitzung Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des kanadischen Unterhauses 10166 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel Bonn 1985 und zu den Staatsbesuchen von Präsident Reagan und Ministerpräsident Nakasone in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. Ausschuß) zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Klein (München), Dr. Pinger, Höffkes, Dr. Unland, Dr. Marx, Dr. Abelein, Dr. Schwörer, Lattmann, Dr. von Wartenberg, Graf Huyn, Lenzer, Müller (Wadern), Dr. Hüsch, Echternach, Clemens, Dr.-Ing. Kansy, Kraus, Dr. Köhler (Duisburg), Borchert, Pfeffermann, Landré, Frau Fischer, Biehle, Dr. Jobst, Dr. Bugl, Dr. Müller, Dr. Götz, Schulze (Berlin), Weiß, Jagoda, Susset, Magin, Regenspurger, Lowack, Milz, Schreiber, Dr. Olderog, Feilcke und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Haussmann, Beckmann, Grünbeck, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Dr. Solms, Schäfer (Mainz), Ertl, Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Rumpf und der Fraktion der FDP Protektionismus — Drucksachen 10/2183, 10/2916 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 10159 B Dr. Vogel SPD 10167 D Rühe CDU/CSU 10173 D Frau Hönes GRÜNE 10178 D Genscher, Bundesminister AA 10180 D Brandt SPD 10183 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10187 C Roth SPD 10191 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 10194 B Kraus CDU/CSU 10197 C Volmer GRÜNE 10199 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 10201 C Kittelmann CDU/CSU 10202 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 10203 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (Mikrozensusgesetz) — Drucksachen 10/2600, 10/2972 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/3328 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3330 — Ströbele GRÜNE 10205 D Broll CDU/CSU 10206 D Dr. Wernitz SPD 10207 D Dr. Hirsch FDP 10209 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10210A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Büchner (Speyer), Kastning, Kuhlwein, Frau Odendahl, Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Schmude, Toetemeyer, Vogelsang, Weisskirchen (Wiesloch), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/1749 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daweke, Graf von Waldburg-Zeil, Nelle, Frau Rönsch, Schemken, Strube, Frau Dr. Wisniewski, Frau Männle, Rossmanith, Dr. Rose und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Neuhausen, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Frau Dr. Hamm-Brücher, Kohn, Baum und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/2735 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/3077 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — Daweke CDU/CSU 10213A Frau Odendahl SPD 10213 D Neuhausen FDP 10215A Frau Zeitler GRÜNE 10215 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMBW . . 10216 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung rechtlicher Vorschriften an das Adoptionsgesetz (Adoptionsanpassungsgesetz) — Drucksache 10/1746 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3216 — Dr. Schwenk (Stade) SPD 10218A Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Hauff, Dr. Holtz, Müller (Schweinfurt), Jaunich, Frau Blunck, Bachmaier, Egert, Schmitt (Wiesbaden), Antretter, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Oostergetelo, Stiegler, Reuter, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verringerung der Tierversuche — Drucksache 10/2703 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 10/3158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Tierschutzgerechte Nutztierhaltung — Drucksache 10/2704 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Verbot der Käfighaltung von Hühnern — Drucksache 10/1885 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Bard und der Fraktion DIE GRÜNEN Importstopp für Froschschenkel — Drucksache 10/2868 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 10219A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10220 C Stutzer CDU/CSU 10223 B Werner (Dierstorf) GRÜNE 10225 B Bredehorn FDP 10226 D Handlos fraktionslos 10228 B Michels CDU/CSU 10229 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 III Beratung der Sammelübersicht 76 Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3210 — Dr. Schierholz GRÜNE 10231 B Dr. Göhner CDU/CSU 10232 B Kirschner SPD 10233 B Paintner FDP 10234 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Rom am 28. November 1979 angenommenen Fassung des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens — Drucksache 10/1921 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/3225 — 10235 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Margarinegesetzes — Drucksache 10/3159 — 10235 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1984 bei Kap. 60 04 Tit. 698 01 — Zahlungen nach dem Spar-Prämiengesetz —— Drucksachen 10/2943, 10/3214 — . . 10235 D Nächste Sitzung 10236A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10237* A Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 10237* B Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 10237*C Anlage 4 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel MdlAnfr 73, 74 19.04.85 Drs 10/3226 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Mertes AA . . . 10237* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 10159 137. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 135. Sitzung, Seite 9960 C: In der 5. Zeile ist statt „Am Sonntag, dem 3. Februar 1987" richtig zu lesen „Am dritten Sonntag im Februar 1987". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 5. Antretter * 15. 5. Dr. Becker (Frankfurt) 15. 5. Buschfort 15. 5. Conradi 15. 5. Ehrbar 15. 5. Dr. Enders * 15. 5. Frau Fuchs (Verl) 15. 5. Gerstl (Passau) * 15. 5. Haase (Fürth) * 15. 5. von Hammerstein 15. 5. Hansen (Hamburg) 15. 5. Hauck 15. 5. Dr. Hornhues * 15. 5. Huonker 15. 5. Jäger (Wangen) * 15. 5. Jansen 15. 5. Klose 15. 5. Linsmeier 15. 5. Lowak 14. 5. Frau Luuk 15. 5. Magin 15. 5. Frau Matthäus-Maier 15. 5. Matthöfer 15. 5. Dr. Mitzscherling 14. 5. Dr. Müller * 15. 5. Neumann (Bramsche) * 15. 5. Pesch 15. 5. Polkehn 15. 5. Rappe (Hildesheim) 15. 5. Repnik 14. 5. Sander 15. 5. Schmidt (Hamburg) 15. 5. Schmidt (Wattenscheid) 14. 5. Schröer (Mülheim) 15. 5. Frau Dr. Segall 15. 5. Senfft 14. 5. Sielaff 15. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 15. 5. Dr. Struck 15. 5. Voigt (Frankfurt) 15. 5. Voigt (Sonthofen) 14. 5. Dr. Warnke 15. 5. Wartenberg (Berlin) 14. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 (132. Sitzung, Seite 9850 D ff.): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 18. April 1985 zu Nr. 2 des Entschließungsantrags auf Druck- Anlagen zum Stenographischen Bericht sache 10/3193 - zu Tagesordnungspunkt 6, Versorgung krebskranker Kinder in der Bundesrepublik Deutschland - wurde meine Stimmabgabe aus geschäftsordnungsrechtlichen Gründen als ungültig ausgewiesen. Ich erkläre hiermit, daß ich mit Ja gestimmt habe und Wert darauf lege, daß meine Haltung zu diesem Antrag öffentlich feststellbar ist. Ich habe dies auch gegenüber dem amtierenden Präsidenten erklärt, sobald mir der Vorgang bekanntgeworden war. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächst erreichbaren Sitzungsbericht als Anlage beigeben würden. Mit freundlichen Grüßen Renate Schmidt Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 (133. Sitzung, Seite 9908 C): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 19. April über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ist meine Stimmabgabe im Stenographischen Bericht mit „JA" ausgewiesen. Meine Stimmabgabe beruhte auf einem Irrtum. Ich erkläre hiermit, daß ich das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ablehne und Wert darauf lege, daß meine Einstellung zu diesem Gesetz öffentlich feststellbar ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächsten Stenographischen Bericht als Anlage beifügen lassen würden. Mit freundlichen Grüßen Hermann Scheer Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Mertes auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 10/3226 Fragen 73 und 74): Treffen meine Informationen zu, wonach die Regierung Spaniens der deutschen Bundesregierung zugesichert hat, mit Israel diplomatische Beziehungen aufzunehmen? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit diese Zusicherung vor dem Eintritt Spaniens in die EG erfüllt werden kann? Zu Frage 73: Nach Kenntnis der Bundesregierung erwägt Spanien, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat jedoch noch nicht über diesen Schritt entschieden. 10238* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Eine Zusicherung, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat die spanische Regierung gegenüber der Bundesregierung nicht abgegeben. Dies wäre auch ungewöhnlich. Vor dem Hintergrund einer Wiederbelebung der Friedensbemühungen im Nahen Osten war auch die mögliche Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel Gegenstand von Gesprächen mit unseren spanischen Freunden. Wir haben die spanische Seite dabei gebeten, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen. Zu Frage 74: Wie bereits ausgeführt, geht es hier nicht um die Erfüllung einer Zusicherung. Ob und wann die spanische Regierung einen solchen Schritt zu vollziehen gedenkt, liegt in ihrer souveränen Entscheidung.
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    Rede von Willy Brandt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In erster Linie möchte ich mich heute dazu äußern, ob der Bonner Wirtschaftsgipfel Positives für jene Länder erwarten läßt, die von Hungerkatastrophen heimgesucht werden oder die unter der Last der Schuldenkrise zusammenzubrechen drohen.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Neben den üblichen Gemeinplätzen findet man in der Erklärung des Gipfels immerhin einige wichtige Stichworte: Da die Gefahr neuer Handelsbeschränkungen wächst, ist die gemeinsame Forderung nach weniger Protektionismus natürlich gerechtfertigt. Da die Unordnung und Unsicherheit im internationalen Währungssystem weiter zunehmen, ist die Übereinstimmung, daß man sich mit dem Problem befassen muß, besser als nichts. Da die Hungerkatastrophe in Afrika immer schrecklichere
    Ausmaße annimmt, ist es gut, daß man größere Hilfsanstrengungen erwägen will. Da die Schuldenlast viele Länder, vor allem die neu erwachenden Demokratien in Lateinamerika, zu ersticken droht, ist jeder Schritt weg von der früheren Ansicht, es werde sich alles von allein regeln, zu begrüßen.
    Aber das alles bleibt meiner Meinung nach viel zu unbestimmt, unverpflichtend, unbefriedigend, zumal wenn man bedenkt, daß es sich um Zusammenkünfte der Regierungschefs jener westlichen Industriestaaten handelt, die mit einem Achtel der Menschheit über zwei Drittel des weltweiten Reichtums verfügen.
    Der Bundeskanzler hat den umfassenden Gedankenaustausch als wichtigsten Nutzen des Gipfels bezeichnet. Dazu war diese Art von Veranstaltungen auch ursprünglich einmal eingeführt worden. Aber so ganz umfassend scheint der Austausch wohl nicht gewesen zu sein. Es kommt nicht von ungefähr, daß zahlreiche Beobachter und Kommentatoren die Frage aufwerfen, ob solche Gipfelkonferenzen, die Art, in der sie durchgeführt werden, das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, zwischen Meinungsaustausch und Öffentlichkeitsarbeit, ob dies zusammen eigentlich noch dem entspricht, was mit den Gipfeln bezweckt werden sollte.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich knüpfe insoweit an Bemerkungen an, die ich hier vor drei Jahren, also nicht der jetzigen Regierung gegenüber — damals war das im Anschluß an den Gipfel in Versailles —, schon einmal gemacht habe. Man hat den Eindruck, meine Damen und Herren, der Umfang der Delegationen wird immer größer, die Zeit für Sachgespräche der Chefs immer knapper. So wird der Zweifel genährt, ob diese Konferenzen ihr Geld wert sind. Dabei will ich nicht ausschließen, daß die Neigung zum Protektionismus vielleicht noch rascher um sich gegriffen hätte, wenn nicht durch das jährliche Aufarbeiten der Gipfelakten gewisse Gegenkräfte mobilisiert worden wären.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das ist doch ein bißchen was!)

    Für besonders bedenklich halte ich es, daß Europa nicht mit mehr Geschlossenheit, sondern mit mehr Uneinigkeit aus dem Gipfeltreffen herausgekommen ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Dabei hätte dies doch nach des Bundeskanzlers Worten ein Jahr Europas werden sollen. Er hat sich auf dem Gipfel nicht daran orientiert. Jetzt muß er sich mit dem öffentlich in Paris und anderswo vorgetragenen Vorwurf auseinandersetzen, er sei vom europäischen Weg abgewichen.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Wer ist denn abgewichen, Herr Brandt?)

    Wie die deutsche Öffentlichkeit amtlich unterrichtet wird, läßt auch erheblich zu wünschen übrig. Wer die Schönmalereien unserer Regierungsspitzen mit der Wirklichkeit verwechselt, ist nicht gut dran. Man muß es schon mit dem vergleichen, was gleichzeitig in Paris und in Washington auf den



    Brandt
    Markt gebracht wird, um sich ein halbwegs klares Bild zu machen, wer sich für was eingesetzt hat und wer was zu sagen unterließ.
    Es ist nicht nur so, daß Deutschland und Frankreich in der Frage der Weltraumpolitik auseinandergefallen sind, während es dringend geboten gewesen wäre und bleiben sollte, gerade auf diesem Gebiet eine gemeinsame, an europäischen Interessen orientierte Position zu beziehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir hielten es für verhängnisvoll, wenn wir uns für etwas einspannen ließen, was nicht mehr Sicherheit bringt, aber mit Sicherheit schrecklich viel Geld kosten wird.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Schily [GRÜNE])

    Den europäischen Interessen hätte es entsprochen, den französischen Staatspräsidenten auch nicht allein zu lassen, wo es darum geht, über die internationalen Währungsfragen einigermaßen gleichgewichtig neben den internationalen Handelsbeziehungen zu verhandeln. Hier habe nicht nur ich den Eindruck, sondern viele andere haben den Eindruck, daß sich der Bundeskanzler nicht an das gehalten hat, was im Europäischen Rat hierzu vereinbart worden war.

    (Beifall bei der SPD — Hört! Hört! bei der SPD)

    Wenn das so ist, dann ist das nicht gut.
    Hinzu kommt, daß Deutschland und Frankreich an einem konkreten Punkt der Nord-Süd-Politik — ich meine Mittelamerika und Nicaragua — völlig auseinandergefallen sind.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Darauf muß ich gleich noch einmal zurückkommen. Der offizielle Besuch von Präsident Daniel Ortega gestern in Paris spricht für sich.
    Im übrigen, Herr Kollege Rühe, Sie haben vermutet, es handele sich um eine taktische Freundschaft zu Frankreich. Unsere Tradition ist stärker als Ihre Polemik.

    (Beifall bei der SPD)

    Unsere Tradition im Verhältnis zu Frankreich beginnt weder 1963 noch 1973. 1871 ist der damalige Vorsitzende der deutschen Sozialdemokraten, als aus dem Krieg in der zweiten Phase ein Eroberungskrieg wurde, lieber ins Gefängnis gegangen, als noch Mittel für diesen Krieg zu bewilligen, und wir haben in der Zeit danach uns denen widersetzt, die geschrien haben, siegreich wollten sie Frankreich schlagen.

    (Beifall bei der SPD — Rühe [CDU/CSU]: Wo waren Sie 1983? Als Herr Mitterrand hier stand, haben Sie sich verweigert! — Kittelmann [CDU/CSU]: Fällt Ihnen denn überhaupt nichts Neues mehr ein?)

    Nein, das, was Sie dazu an Polemik eingeführt haben, Herr Kollege Rühe, ist ebenso abwegig wie das,
    was Sie zu unserer Haltung zur deutschen Frage gesagt haben.

    (Beifall bei der SPD — Strube [CDU/CSU]: Wenn Sie von Polemik reden, müssen Sie Herrn Vogel angucken!)

    Ich bleibe bei Europa und sage: Wir brauchen eine Politik, die die europäische Mitverantwortung für die großen Dinge der Welt deutlicher werden läßt und die uns Europäer zu dem potenten Partner werden läßt, auf den man in weiten Teilen der Dritten Welt, besonders in Lateinamerika und in Afrika, so große Hoffnungen setzt.
    Was auf dem Gipfel tatsächlich vereinbart wurde, ist viel zu bescheiden, wenn man zugrunde legt, was in unserem Land, in Europa und erst recht in der Welt wirklich vor sich geht. Herr Bundeskanzler, das was dort auf dem Papier steht — ich habe ja gesagt, es stehen erwägenswerte Dinge darin —, bringt doch die Arbeitslosen in Europa nicht von der Straße. Das beseitigt weder Hunger noch Elend in den Teilen der Welt, die von Hunger und Elend betroffen sind. Das ist in Wirklichkeit eine Menge an wohlbekanntem Selbstbetrug und altem Wunschdenken.

    (Beifall bei der SPD)

    Übrigens ist es selbst in der Rückschau viel zu dürftig. Schon beim ersten Gipfel dieser Art vor zehn Jahren ging es um die Wahrung des freien Handels und um die Reform des Weltwährungssystems. Vor zehn Jahren! Und was ist passiert?

    (Kittelmann [CDU/CSU]: In den Jahren, in denen Sie dran waren, nichts!)

    Die Handelsbeschränkungen haben zugenommen, die Unordnung im Währungssystem ist größer geworden. Es geht eben nicht nur um gewisse Anpassungen, sondern um die Konsequenz aus der Einsicht, daß das internationale Währungssystem nicht zuletzt deshalb aus den Fugen geraten ist, weil es einer gründlich veränderten Struktur des Staatensystems auch nicht annähernd angepaßt wurde.
    Auch die anderen Themen, die auch dieses Mal routinemäßig abgehakt wurden, machen wenig Hoffnungen. In der Schuldenfrage soll weiterhin von Fall zu Fall und dann meist durch Flickschusterei geholfen werden. Die zunehmende Hungerkatastrophe in Afrika soll von einer weiteren Sachverständigengruppe studiert werden. Wahrlich, man traut seinen Augen nicht, wenn man das liest. Ich weiß nicht, was einen mehr erschüttert: die Vergeßlichkeit der veröffentlichten Meinung oder die Abgebrühtheit der für den Gipfel insoweit Verantwortlichen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Denn ich frage: Hatten wir das alles nicht schon einmal vor Jahresfrist, vor zwei Jahren? Hatte man das Ersuchen der Weltbank um mehr Mittel nicht zunächst mit einer ähnlichen Studie abgeblockt? Hatte man nicht erst im Januar Mühe, den schließlich vereinbarten niedrigeren Betrag aufzubringen, weil sich wichtige Gipfelteilnehmer, die Vereinigten Staaten voran und die Bundesrepublik im Schlepp,



    Brandt
    zierten und die direkte Mitarbeit verweigerten? Und nun das Ganze von neuem. Das ist, auf diesen Punkt bezogen, kein Gipfel. Man könnte eher sagen, das sei die Höhe.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Hatte man nicht schon vorher — muß ich fragen — bei der Wiederauffüllung der Mittel der internationalen Entwicklungsorganisation IDA, International Development Association — als Tochter der Weltbank für die ärmsten Länder —, die Mittel gekürzt, die für Hilfe in Afrika sonst zur Verfügung gestanden hätten, weil angeblich die USA den in solchen Zusammenhängen vergleichsweise bescheidenen Betrag von 250 Millionen Dollar im Jahr nicht aufbringen konnten und weil Japan und die Bundesrepublik aus Prinzip nur zahlen wollten, wenn auch die USA zahlen? Jetzt streut man den Leuten wieder Sand in die Augen. Ich finde, das ist angesichts der akuten Not schrecklich.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist in der Sache falsch und schlecht im Stil. Die USA-Administration läßt jedoch verbreiten, sie sei weiterhin nicht für die Aufstockung der Weltbankmittel, trotz allem was in dem Text, der mit zur Debatte steht, angedeutet wird.
    Die Dritte Welt kommt in der Erklärung des Gipfels fast nur indirekt vor. Als Partner werden die Entwicklungsländer schon gar nicht mehr gesehen. Das ist falsch. Ich meine, die Einstellung in dieser Frage müßte grundlegend geändert werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Tatsache ist doch, meine Damen und Herren: Die Krise der Weltwirtschaft ist keineswegs vorbei. Die Hungerkrise ist akut. Die Arbeitslosigkeit ist enorm. Die Schuldenkrise ist nur aufgeschoben. Die Energiekrise ist zur Zeit nur in unserem Teil der Welt nicht spürbar. Der Graben zwischen Arm und Reich wird breiter, und dies nicht nur in den armen Ländern. Hunger, Elend, vermeidbare Krankheiten gibt es heute mehr als vor zehn Jahren. Die Bedrohung der Umwelt nimmt nicht ab. Das derzeitige Wirtschaftswachstum in den westlichen Industrieländern — wie lange es denn vorhalten mag? — beruht weitgehend auf Pump, auf einer abartigen Finanzierung der reichsten Volkswirtschaft durch die weniger reichen und die armen.

    (Beifall bei der SPD — Duve [SPD]: Hört! Hört! — Kittelmann [CDU/CSU]: Eine sehr einseitige Betrachtung!)

    Nun ist die Rede auch davon, daß eine erhebliche Reduzierung des amerikanischen Haushaltsdefizits wichtig wäre. Beim vorjährigen Gipfel hatte der Präsident der Vereinigten Staaten noch erklärt, zwischen Haushaltsdefizit und hohen Zinsen bestehe kein Zusammenhang. Aber wie dem auch sei, Kenner sehen vorläufig wenig Aussicht auf eine politische Entscheidung für einen solchen Schritt. Es ist eben leichter, von anderen zu verlangen, sie sollten ihren Gürtel enger schnallen, als dies selber zu tun. Wenn die objektiv stärkste Volkswirtschaft, die objektiv stärkste Wirtschaftsmacht, auf Pump und über ihre Verhältnisse lebt, dann ist dies allerdings ruinös für die Weltwirtschaft.

    (Beifall bei der SPD — Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Sie haben das vorgemacht: auf Pump leben!)

    Die Rüstungsindustrie — ganz bestimmt nicht nur in den USA, aber wir reden hier über den westlichen Gipfel — ist so groß geworden, hat soviel Einfluß gewonnen, weil sie unter dem schützenden Mantel der Sorge um die Sicherheit ungehindert wachsen konnte. Daß jemand das alles auch finanzieren muß, wird dabei fast vergessen. Daß man für dasselbe Geld und mit Hilfe derselben Ingenieure und Techniker auch landwirtschaftliche Geräte herstellen könnte, das steht zwar sinngemäß schon in der Bibel, wird aber oft genug übersehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage: Zum Umdenken ist hier höchste Zeit. Der Effekt könnte ungeheuerlich sein. Denn in diesem Jahr, 1985, gibt die Welt zum erstenmal in der Geschichte mehr als 1 000 Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke aus. Darin steckt die Überrüstung als ein Teil davon. Da würde schon eine kleine Einschränkung und eine Umlenkung der eingesparten Mittel zugunsten der Entwicklung, zum Kampf gegen den Hunger ein großer Beitrag zur Verbesserung der Lage von Millionen Menschen sein.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Das ist der Kern des Zukunftsprogramms Dritte Welt, das wir vor einiger Zeit vorgelegt haben.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die kaufen selbst Waffen für 100 Millionen DM!)

    Herr Kollege Rühe, hieran hat Ministerpräsident Lafontaine erinnert, als er in Neustadt an der Weinstraße auf die große Verantwortung der Supermächte drastisch und beschwörend hingewiesen hat,

    (Hornung [CDU/CSU]: Wer nimmt denn die Verantwortung wahr? Doch nur die eine Seite!)

    wobei man durchaus darüber streiten kann, ob die schreckliche Erinnerung an Auschwitz in diesen Zusammenhang gehört.
    Ich meine, auch wenn es keinen anderen die mitmenschliche Verantwortung herausfordernden Widerspruch als diesen gäbe, daß Millionen auf dieser Welt verhungern, während sie mit einem Bruchteil der für Überrüstung verwendeten Mittel gerettet werden könnten,

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN) er müßte uns alle aufbegehren lassen.


    (Hornung [CDU/CSU]: Sagen Sie das nach beiden Seiten!)

    Allerdings ist nicht zu erkennen, daß die Bundesregierung initiativ wird. Ihr Entwicklungsminister, dessen Äußerungen dazu ich aufmerksam gelesen habe, erkennt diesen Zusammenhang offensichtlich nicht. Er meint, beides sei wichtig, aber einen ei-



    Brandt
    gentlichen Zusammenhang gebe es nicht. Von Weitsicht und Vorstellungskraft der Regierenden zeugt das nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Streit um Mittelamerika nimmt sich demgegenüber für manche nicht sehr gewichtig aus. Nicaragua — was sind schon weniger als drei Millionen?

    (Hornung [CDU/CSU]: Was ist schon Afghanistan?)

    Und weiß man denn nicht, wo es im Verhältnis zú den Vereinigten Staaten liegt?
    Ich habe, als ich im vorigen Herbst in der Region war, durchaus empfohlen, sich mit der Landkarte vertraut zu machen. Aber hier muß ich sagen: Die Prinzipien des internationalen Rechts, des Völkerrechts, sind besonders für die Kleinen da, für Menschen, deren Heimat kleine Länder sind.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Hornung [CDU/CSU]: Und Afghanistan?)

    Präsident Mitterrand hat den Wirtschaftsboykott gegen Nicaragua abgelehnt, weil er zu Recht davon ausgeht, daß man die dort anstehenden Probleme nicht mit Druck und Gewalt, auch nicht mit dem Aufpäppeln Aufständischer — vom Territorium eines benachbarten Staates aus — lösen kann, auch nicht, indem man erfolgversprechende Friedensbemühungen innerhalb der Region — das ist ja das, was Contadora bedeutet und was die europäischen Außenminister zu unterstützen versprachen — auszuschalten oder zu überspielen versucht.
    Es gibt Länder, denen es nach langen Zeiten der ausbeuterischen Gewaltherrschaft nicht leichtfällt, ihren eigenen Weg zu finden.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sehr wahr!)

    Wie geht man mit einem solchen Land um? Treibt man es unbedacht in andere Abhängigkeiten, wenn man es nicht nach eigenen Vorurteilen modeln kann?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Apel [SPD]: Das ist das Problem! — Hornung [CDU/CSU]: Umgekehrt!)

    Hat der Bundeskanzler seinem hohen amerikanischen Gast auch nur angedeutet,

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Dialektisch!)

    daß viele von uns nicht nur gegen militärische, sondern auch gegen wirtschaftliche Strangulierung sind? Hat er dem Präsidenten mindestens gesagt, daß es sich mit unserem Verständnis von Souveränität und Takt nicht verträgt, ein Dekret wie das erwähnte gegen den erwähnten kleinen Staat von Bonn oder Gymnich aus in die Welt zu setzen?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Auch in Washington müßten die zuständigen Herren begreifen, daß sich das nicht gehört, auch dann nicht, wenn es Sinn der Sache war, von anderem durch eine nach Stärke aussehende Demonstration abzulenken.

    (Dr. Vogel [SPD]: Wohl wahr!)

    Ich finde, das ist eine Frage von Selbstachtung. Wenn man allerdings, Herr Bundeskanzler, sein Konto auf andere Weise überzogen hat, kommt es vor, daß es in solchen Zusammenhängen nichts mehr zu melden gibt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Hornung [CDU/CSU]: Wer redet denn von Kontoüberziehung?)

    In einer großen amerikanischen Zeitung war in der vorigen Woche zu lesen — die müssen das ja von irgendwoher haben —, es sei durchaus die Absicht gewesen, eine Vasallenrolle der Bundesregierung deutlich zu machen.

    (Hört! Hört! bei der SPD — Zuruf des Abg. Kittelmann [CDU/CSU])

    Solange im übrigen das alte Zeug von Licht und Schatten, von gutem Freund und bösem Feind zu hören ist, solange man glaubt, allein im Besitz der ganzen Wahrheit zu sein,

    (Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Wie Sie!)

    solange gibt es wenig Hoffnung.

    (Beifall bei der SPD)

    Solange man hohe moralische Ansprüche predigt, während ständig nach ganz anderen Prinzipien verfahren wird, solange sind wir in Wirklichkeit in zusätzlicher Gefahr.
    Das Datum der Gipfelkonferenz und die Anlage des übrigen Programms waren nicht glücklich gewählt. Mein Freund Jochen Vogel hat schon darauf hingewiesen: Sollte es für die Planungen Anfang des Monats wahlpolitische Nebengedanken gegeben haben, ist am Sonntagabend klar geworden, daß das danebengegangen ist, daß dabei nichts herauskommen kann.
    Ich finde, auf beiden Seiten — in den Vereinigten Staaten und bei uns in der Bundesrepublik — wurden Schwierigkeiten produziert, die sich hätten vermeiden lassen. Mängel bei der Einordnung geschichtlicher Vorgänge lassen sich nicht durch Fernsehauftritte kompensieren.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Man hat bedauert — der amerikanische Präsident selbst hat es bedauert —, daß alte Wunden wieder aufgerissen worden sind. Das und manche Peinlichkeiten hätte man sich in der Tat sparen können.

    (Strube [CDU/CSU]: Denken Sie an Ihren Fernsehauftritt!)

    Doch unter dem Strich wird sich ergeben: Schlechte Berater können geschichtlich gewachsene Freundschaften nicht zerstören.

    (Beifall bei der SPD)

    Ob es, meine Damen und Herren, um das Ausmaß der Rüstungen geht, um die Währungsfragen oder um die Dritte Welt: Was wir deutschen Sozialdemokraten dazu sagen, stimmt weithin mit dem überein oder liegt nahe bei dem, was Mitglieder des amerikanischen Kongresses und wichtige Teile der öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten gel-



    Brandt
    tend machen: Man kann Deutschland mehr mögen als eine amtierende Bundesregierung; mancher liebt drüben wie hüben die Vereinigten Staaten noch mehr als eine amtierende Administration.
    Ich bin im übrigen gern bereit, darüber zu diskutieren, wer wann was für die deutsch-amerikanischen Beziehungen geleistet hat. Mein Beitrag als Berliner Regierender Bürgermeister, als Außenminister und Bundeskanzler und danach braucht keinen Vergleich zu scheuen.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Strube [CDU/CSU]: Eigenlob stinkt! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich habe am Sonntagabend im deutschen Fernsehen zugespitzt — völlig unnötig zugespitzt — reagiert,

    (Frau Berger [Berlin] [CDU/CSU]: Sie sind aus der Rolle gefallen!)

    aber doch erst, nachdem der Bundeskanzler seine Platte vom primitiven Antiamerikanismus aufgelegt hatte.

    (Beifall bei der SPD)

    Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident, Herr Bundeskanzler, hat mich gestern daran erinnert, daß Sie im nordrhein-westfälischen Wahlkampf gesagt haben: Wer Rau wählt, der wähle den Weg in die sowjetische Hegemonie —

    (Lachen bei der SPD)

    noch genauer: den Weg in den Neutralismus und in die sowjetische Hegemonie. Man gehe davon aus, Herr Bundeskanzler und alle anderen, die es angeht, daß wir keine Waschlappen sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn es darauf ankommt, werden wir zurückzugeben wissen.

    (Seiters [CDU/CSU]: Das konnten Sie schon immer! — Kittelmann [CDU/CSU]: Sie sollten sich entschuldigen! — Hornung [CDU/CSU]: Das ist Ihre Sprache! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Holzen!)

    Wer wie Herr Geißler die politische Diskussion in diesem Land vergiftet und dabei in Kauf nimmt, unser Volk zu spalten, indem er die Freundschaft mit den Vereinigten Staaten für sich allein in Anspruch nimmt und der anderen großen Partei, den Sozialdemokraten, ein abstoßendes Russenbild oder -schild umzuhängen versucht, der darf sich nicht wundern, wenn ihm leidenschaftlich widersprochen wird.

    (Beifall bei der SPD — Kittelmann [CDU/ CSU]: Sie haben beleidigt und nicht widersprochen! Sie sollten sich entschuldigen!)

    Wir werden uns das, was hier versucht wurde und versucht wird, auch in Zukunft nicht gefallen lassen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der SPD — Kittelmann [CDU/CSU]: Wo bleibt die Entschuldigung? — Strube [CDU/CSU]: Wo bleibt die Entschuldigung?)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Finanzen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In einer gleichsam verbundenen Debatte behandelt das Hohe Haus heute die Fragen des Wirtschaftsgipfels, der Staatsbesuche und damit Grundthemen der Orientierung unserer Weltwirtschaftspolitik und Sicherheitspolitik.
    Ich habe persönlich, wenn ich an die langen Jahre der Oppositionszeit der Christlich Demokratischen Union zurückdenke, ein gewisses Verständnis für die Exkursionen des Herrn Kollegen Vogel in die Landespolitik von Nordrhein-Westfalen. Wer auf der Bundesebene nicht nur im März 1983, sondern auch in vielen Diskussionen hier keine Erfolgserlebnisse hatte, muß ein Erfolgserlebnis von Düsseldorf auch in Bonn pflegen und genießen. Ich kann das menschlich durchaus begreifen, Herr Vogel.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Lachen und Zurufe von der SPD — Kuhlwein [SPD]: Sie waren schon mal besser!)

    — Ich fang erst richtig an, Herr Kuhlwein. Seien Sie nicht übermütig! Denken Sie an Ihre vielen Wahlniederlagen in Schleswig-Holstein, dann werden sie bald wieder auf die richtigen Maßstäbe zurückgeführt werden, innerhalb und außerhalb dieses Hauses!

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich kann das, meine Damen und Herren, auch deshalb sehr gut verstehen, weil wir ja selbst in den Jahren der Bonner Opposition und auch sehr früh in einer großen Zahl von Ländern und Gemeinden beachtliche Wahlerfolge hatten. Ich erinnere mich, wie ich nach den — —(Zuruf von der SPD: Das war einmal!)

    — Damals waren wir in der Opposition und haben in jener Zeit unsere Position in Ländern und Gemeinden ausgebaut. — Ich erinnere mich daran, wie ich im Mai 1981 von den damals strahlenden Helden der alten Regierung hier mit einer gewissen Mißgunst empfangen wurde nach einem bestimmten Ergebnis in einer denkwürdigen Landtagswahl. Nur, Herr Vogel, wir haben in Bonn lange warten müssen. Wenn Sie so weitermachen wie heute, werden Sie noch viel länger warten, ehe Sie hier wieder eine Chance bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Das warten wir ab!)

    Es gibt keinen Grund zum Übermut über den Tag hinaus, wenn man die geradezu erschreckende Dürftigkeit und Substanzlosigkeit gehört hat, mit der Sie zu den wirtschaftlichen Zukunftsfragen der Bundesrepublik Deutschland

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    und der Weltwirtschaft hier Stellung genommen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Hornung [CDU/CSU]: Nichts war das!)




    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Was mich hier, Herr Kollege Vogel, an Ihrer Rede wieder nachdenklich gestimmt hat, ist das hohe moralische. Pathos, mit dem Sie politische Gegner kritisieren und angreifen, und zugleich die vollkommene Hemmungslosigkeit, mit der Sie schlimme demagogische Entgleisungen wie die des Herrn Brandt von Sonntagabend hier verteidigen oder noch mit Weihrauch beräuchern wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Der kann sich nicht einmal entschuldigen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Es wird nicht besser — das gilt auch für die Schlußbemerkung des Herren Kollegen Brandt —, mit immer neuen Argumenten und Pseudoargumenten diesen ungeheuerlichen und verwerflichen Vergleich zwischen Heiner Geißler und Joseph Goebbels begründen zu wollen.

    (Vorsitz : Vizepräsident Westphal)

    Sie können das nur aus der Welt schaffen, indem Sie das zurücknehmen, Herr Kollege Brandt, und gar nicht anders.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Kollege Vogel, was nutzt da die Erinnerung an den Friedensnobelpreis. Dem Friedensnobelpreiskomitee — bei allem Respekt — sind manche Irrtümer in seiner langen Geschichte unterlaufen. Ich muß das einmal in aller Deutlichkeit sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lebhafter Widerspruch bei der SPD — Pfui-Rufe von der SPD)

    — Natürlich! Beruhigen Sie sich doch!

    (Zurufe von der SPD: Aufhören! — Schämen Sie sich! — Anhaltende Pfui-Rufe von der SPD)

    — Ich schäme mich überhaupt nicht, wenn ich von einem Irrtum rede. — Dem kommunistischen Verhandlungsführer Nordvietnams, Le Duc Tho, den Friedensnobelpreis zu verleihen, halte ich für einen Irrtum. Das zu sagen müssen Sie mir doch erlauben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    — Seien Sie doch nicht so empfindlich. Was Herr Kollege Brandt zum Schluß erklärt hat, gilt nämlich auch für uns: Wir sind nicht die Watschenmänner. Wir stecken hier nicht nur ein, wir teilen auch aus, nur in einer anständigeren Weise als Sie.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Kollege Vogel, ich will Ihnen meine Deutlichkeit hier einmal begründen. Ich wurde natürlich bei dieser Entgleisung am Sonntagabend und bei Ihrer erneuten Entgleisung hier

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    an eine Erklärung der Sozialdemokratischen Partei, Abteilung Jungsozialisten, aus dem Jahre 1975 erinnert. Das ist genau zehn Jahre her. Unter Mitwirkung von Mitgliedern Ihrer Fraktion kam es zu dem berühmten Büsumer Beschluß der Landeskonferenz, der folgendermaßen lautete: Politiker wie Carstens, Strauß, Stoltenberg und Dregger sind eine schlimmere Gefahr für die deutsche Demokratie wie die Baader-Meinhof-Bande. — Es gehört zu meiner politischen Biographie und zur Geschichte Ihrer Partei. Verehrter Herr, ich will Ihnen das nur einmal sagen!

    (Zurufe von der SPD)

    Ich habe damals die Frage gestellt, ob sich führende Politiker der SPD — vielleicht auch der damalige Vorsitzende Willy Brandt —

    (Dr. Vogel [SPD]: Sie disqualifizieren sich selbst!)

    gegenüber dem Ministerpräsidenten eines Bundeslandes davon öffentlich eindeutig distanzierten. Ich habe das vermißt. Sie müssen bei mir und anderen eine bestimmte Empfindlichkeit gegen diese Mischung aus großem Pathos und Diffamierung, die Sie in diesen Tagen wieder üben wollen, verstehen. Wir nehmen das nicht hin. Ich will Ihnen das nur sagen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)