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    Plenarprotokoll 10/137 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 137. Sitzung Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Inhalt: Begrüßung einer Delegation des kanadischen Unterhauses 10166 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel Bonn 1985 und zu den Staatsbesuchen von Präsident Reagan und Ministerpräsident Nakasone in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft (9. Ausschuß) zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Klein (München), Dr. Pinger, Höffkes, Dr. Unland, Dr. Marx, Dr. Abelein, Dr. Schwörer, Lattmann, Dr. von Wartenberg, Graf Huyn, Lenzer, Müller (Wadern), Dr. Hüsch, Echternach, Clemens, Dr.-Ing. Kansy, Kraus, Dr. Köhler (Duisburg), Borchert, Pfeffermann, Landré, Frau Fischer, Biehle, Dr. Jobst, Dr. Bugl, Dr. Müller, Dr. Götz, Schulze (Berlin), Weiß, Jagoda, Susset, Magin, Regenspurger, Lowack, Milz, Schreiber, Dr. Olderog, Feilcke und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Haussmann, Beckmann, Grünbeck, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Dr. Solms, Schäfer (Mainz), Ertl, Frau Dr. Hamm-Brücher, Dr. Rumpf und der Fraktion der FDP Protektionismus — Drucksachen 10/2183, 10/2916 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 10159 B Dr. Vogel SPD 10167 D Rühe CDU/CSU 10173 D Frau Hönes GRÜNE 10178 D Genscher, Bundesminister AA 10180 D Brandt SPD 10183 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10187 C Roth SPD 10191 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 10194 B Kraus CDU/CSU 10197 C Volmer GRÜNE 10199 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 10201 C Kittelmann CDU/CSU 10202 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 10203 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt (Mikrozensusgesetz) — Drucksachen 10/2600, 10/2972 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/3328 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3330 — Ströbele GRÜNE 10205 D Broll CDU/CSU 10206 D Dr. Wernitz SPD 10207 D Dr. Hirsch FDP 10209 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10210A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Büchner (Speyer), Kastning, Kuhlwein, Frau Odendahl, Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Schmude, Toetemeyer, Vogelsang, Weisskirchen (Wiesloch), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/1749 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Daweke, Graf von Waldburg-Zeil, Nelle, Frau Rönsch, Schemken, Strube, Frau Dr. Wisniewski, Frau Männle, Rossmanith, Dr. Rose und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Neuhausen, Dr.-Ing. Laermann, Frau Seiler-Albring, Frau Dr. Hamm-Brücher, Kohn, Baum und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/2735 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes — Drucksache 10/3077 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 10/3280 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/3339 — Daweke CDU/CSU 10213A Frau Odendahl SPD 10213 D Neuhausen FDP 10215A Frau Zeitler GRÜNE 10215 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMBW . . 10216 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung rechtlicher Vorschriften an das Adoptionsgesetz (Adoptionsanpassungsgesetz) — Drucksache 10/1746 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3216 — Dr. Schwenk (Stade) SPD 10218A Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg), Dr. Hauff, Dr. Holtz, Müller (Schweinfurt), Jaunich, Frau Blunck, Bachmaier, Egert, Schmitt (Wiesbaden), Antretter, Frau Dr. Hartenstein, Dr. Hauchler, Oostergetelo, Stiegler, Reuter, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verringerung der Tierversuche — Drucksache 10/2703 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 10/3158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Tierschutzgerechte Nutztierhaltung — Drucksache 10/2704 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN Verbot der Käfighaltung von Hühnern — Drucksache 10/1885 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Bard und der Fraktion DIE GRÜNEN Importstopp für Froschschenkel — Drucksache 10/2868 — Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 10219A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10220 C Stutzer CDU/CSU 10223 B Werner (Dierstorf) GRÜNE 10225 B Bredehorn FDP 10226 D Handlos fraktionslos 10228 B Michels CDU/CSU 10229 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 III Beratung der Sammelübersicht 76 Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3210 — Dr. Schierholz GRÜNE 10231 B Dr. Göhner CDU/CSU 10232 B Kirschner SPD 10233 B Paintner FDP 10234 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Rom am 28. November 1979 angenommenen Fassung des Internationalen Pflanzenschutzübereinkommens — Drucksache 10/1921 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 10/3225 — 10235 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Margarinegesetzes — Drucksache 10/3159 — 10235 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1984 bei Kap. 60 04 Tit. 698 01 — Zahlungen nach dem Spar-Prämiengesetz —— Drucksachen 10/2943, 10/3214 — . . 10235 D Nächste Sitzung 10236A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10237* A Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 10237* B Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 10237*C Anlage 4 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel MdlAnfr 73, 74 19.04.85 Drs 10/3226 Gerster (Mainz) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Mertes AA . . . 10237* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 10159 137. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 135. Sitzung, Seite 9960 C: In der 5. Zeile ist statt „Am Sonntag, dem 3. Februar 1987" richtig zu lesen „Am dritten Sonntag im Februar 1987". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 5. Antretter * 15. 5. Dr. Becker (Frankfurt) 15. 5. Buschfort 15. 5. Conradi 15. 5. Ehrbar 15. 5. Dr. Enders * 15. 5. Frau Fuchs (Verl) 15. 5. Gerstl (Passau) * 15. 5. Haase (Fürth) * 15. 5. von Hammerstein 15. 5. Hansen (Hamburg) 15. 5. Hauck 15. 5. Dr. Hornhues * 15. 5. Huonker 15. 5. Jäger (Wangen) * 15. 5. Jansen 15. 5. Klose 15. 5. Linsmeier 15. 5. Lowak 14. 5. Frau Luuk 15. 5. Magin 15. 5. Frau Matthäus-Maier 15. 5. Matthöfer 15. 5. Dr. Mitzscherling 14. 5. Dr. Müller * 15. 5. Neumann (Bramsche) * 15. 5. Pesch 15. 5. Polkehn 15. 5. Rappe (Hildesheim) 15. 5. Repnik 14. 5. Sander 15. 5. Schmidt (Hamburg) 15. 5. Schmidt (Wattenscheid) 14. 5. Schröer (Mülheim) 15. 5. Frau Dr. Segall 15. 5. Senfft 14. 5. Sielaff 15. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 15. 5. Dr. Struck 15. 5. Voigt (Frankfurt) 15. 5. Voigt (Sonthofen) 14. 5. Dr. Warnke 15. 5. Wartenberg (Berlin) 14. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schreiben der Abg. Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) vom 9. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über Nr. 2 des Entschließungsantrages auf Drucksache 10/3193 am 18. April 1985 (132. Sitzung, Seite 9850 D ff.): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 18. April 1985 zu Nr. 2 des Entschließungsantrags auf Druck- Anlagen zum Stenographischen Bericht sache 10/3193 - zu Tagesordnungspunkt 6, Versorgung krebskranker Kinder in der Bundesrepublik Deutschland - wurde meine Stimmabgabe aus geschäftsordnungsrechtlichen Gründen als ungültig ausgewiesen. Ich erkläre hiermit, daß ich mit Ja gestimmt habe und Wert darauf lege, daß meine Haltung zu diesem Antrag öffentlich feststellbar ist. Ich habe dies auch gegenüber dem amtierenden Präsidenten erklärt, sobald mir der Vorgang bekanntgeworden war. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächst erreichbaren Sitzungsbericht als Anlage beigeben würden. Mit freundlichen Grüßen Renate Schmidt Anlage 3 Schreiben des Abg. Dr. Scheer (SPD) vom 3. Mai 1985 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages betr. Stimmabgabe bei der namentlichen Abstimmung über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 am 19. April 1985 (133. Sitzung, Seite 9908 C): Sehr geehrter Herr Präsident! Bei der namentlichen Abstimmung am 19. April über das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ist meine Stimmabgabe im Stenographischen Bericht mit „JA" ausgewiesen. Meine Stimmabgabe beruhte auf einem Irrtum. Ich erkläre hiermit, daß ich das Beschäftigungsförderungsgesetz 1985 ablehne und Wert darauf lege, daß meine Einstellung zu diesem Gesetz öffentlich feststellbar ist. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung dem nächsten Stenographischen Bericht als Anlage beifügen lassen würden. Mit freundlichen Grüßen Hermann Scheer Anlage 4 Antwort des Staatsministers Dr. Mertes auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Mainz) (CDU/CSU) (Drucksache 10/3226 Fragen 73 und 74): Treffen meine Informationen zu, wonach die Regierung Spaniens der deutschen Bundesregierung zugesichert hat, mit Israel diplomatische Beziehungen aufzunehmen? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit diese Zusicherung vor dem Eintritt Spaniens in die EG erfüllt werden kann? Zu Frage 73: Nach Kenntnis der Bundesregierung erwägt Spanien, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat jedoch noch nicht über diesen Schritt entschieden. 10238* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Mai 1985 Eine Zusicherung, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen, hat die spanische Regierung gegenüber der Bundesregierung nicht abgegeben. Dies wäre auch ungewöhnlich. Vor dem Hintergrund einer Wiederbelebung der Friedensbemühungen im Nahen Osten war auch die mögliche Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Spanien und Israel Gegenstand von Gesprächen mit unseren spanischen Freunden. Wir haben die spanische Seite dabei gebeten, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen. Zu Frage 74: Wie bereits ausgeführt, geht es hier nicht um die Erfüllung einer Zusicherung. Ob und wann die spanische Regierung einen solchen Schritt zu vollziehen gedenkt, liegt in ihrer souveränen Entscheidung.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Wiegen die symbolischen Akte, die Sie so ausführlich gewürdigt haben, wirklich auf, daß im Verhältnis zu Amerika, im Verhältnis zum jüdischen Volk und zu anderen vom NS-Terror betroffenen Völkern alte, zum Teil schon vernarbende Wunden wieder aufgerissen wurden? Wiegen die beiden Akte wirklich auf, daß der Zentralrat der Juden es ablehnte, an dem zweiten Gedenken in Bergen-Belsen teilzunehmen? Wiegen die beiden Akte auf, daß jüdische KZ-Häftlinge von unserer Polizei aus dem ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen mit der Begründung weggetragen wurden, ihr weiteres Verbleiben in der Nähe der Gedenkstätte hätte die Gedenkzeremonie gestört? Mußte das alles sein, Herr Bundeskanzler? Haben Sie — und es war ja angekündigt — das alles um der symbolischen Akte willen bewußt in Kauf genommen? Auch die mit überwältigenden Mehrheiten beschlossenen Appelle des Senats und des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten? Diese Appelle wurden ja fast einstimmig ausgesprochen; das repräsentiert doch Amerika. Ich erinnere auch an die Beschlüsse mehrerer europäischer Parlamente, der Präsident sollte Ihren Programmvorschlägen nicht folgen.
    Was, Herr Bundeskanzler — darauf hätten wir heute von Ihnen eine Antwort erwartet —, ist eigentlich durch diese beispiellose Kraftanstrengung gewonnen worden?
    Ich sage: Ich kritisiere nicht, was Sie am 5. Mai in Bitburg und in Bergen-Belsen gesagt haben. Aber ich frage: Warum ist dort mit keinem Wort der millionenfachen Blutopfer gedacht worden, die der Sowjetunion durch den Überfall vom Juni 1941 abverlangt worden sind? Wen, Herr Bundeskanzler, hätte es gekränkt, wenn bei dem gemeinsamen Besuch wenigstens die 46 000 russischen Kriegsgefangenen erwähnt worden wären, die in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte in Massengräbern liegen? Wenn die wenigstens erwähnt worden wären!

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir akzeptieren, Herr Bundeskanzler, daß Sie in Bergen-Belsen ein zweites Mal die Einmaligkeit der
    NS-Verbrechen betont und anerkannt haben. Der Herr Bundespräsident hat hier an diesem Pult zu Recht die Sätze gesprochen:
    ... es gibt kaum einen anderen Staat, der in seiner Geschichte immer frei blieb von schuldhafter Verstrickung in Krieg und Gewalt. Der Völkermord an den Juden jedoch ist beispiellos in der Geschichte.
    — Beispiellos in der Geschichte! — Spüren Sie da nicht wenigstens im nachhinein selber die tiefe Widersprüchlichkeit, die darin liegt, daß Sie zwischen Ihren beiden Reden, zwischen dem 21. April und dem 5. Mai, am 25. April in später Abendstunde persönlich mit aller Entschiedenheit darauf bestanden haben, die Leugnung dieser vom Staatsoberhaupt als einmalig und beispiellos und von Ihnen als einmalig und beispiellos gewürdigten Verbrechen ihrem Strafgehalt nach wie irgendeine x-beliebige Beleidigung zu behandeln, und daß Sie selbst der Verfolgung dieser Beleidigung von Amts wegen nur zustimmen wollten, wenn für andere Gewalttaten das gleiche gelte? Ich kann es Ihnen nicht ersparen, Herr Bundeskanzler: Entgegen Ihren Reden haben Sie da, wo es nicht nur um Worte ging, wo es zum Schwur kam, die Einmaligkeit von Auschwitz in Abrede gestellt, nein, Sie haben sie geleugnet.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Und ebenso schlimm: Sie haben in jener Nacht noch nicht einmal die Kraft gefunden die Kraft, die einige aus Ihrer Koalition durchaus aufgebracht haben —, ein Treffen ehemaliger SS-Angehöriger wenigstens moralisch zu verurteilen, ein Treffen, das allein schon durch sein Zustandekommen das Gedächtnis des 8. Mai in bitterer Weise beleidigt hat.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ich sage Ihnen: Das werden Sie lange nicht abschütteln.
    Noch eine letzte Frage, Herr Bundeskanzler. Sie haben auch heute gesagt, der Sinn des Besuchs des amerikanischen Präsidenten sei Versöhnung gewesen. Ich stelle die Redlichkeit und Ehrlichkeit des Motivs auf keiner Seite in Zweifel. Aber, Herr Bundeskanzler, wie paßt zu diesem Sinn der Versöhnung, daß im Programm eines Versöhnungsbesuches ausgerechnet für ein Gespräch mit dem Vorsitzenden einer Partei kein Platz war, die im Kampf gegen Hitler von der ersten Stunde an schwerste Opfer gebracht hat und als einzige schon 1932 auf ihren Wahlplakaten warnte: „Wer Hitler wählt, wählt Krieg"?

    (Lebhafter Beifall bei der SPD)

    Hat es nach Ihrem Verständnis, Herr Bundeskanzler, der Versöhnung gedient, daß kein Platz war im Programm für einen Mann, der Hitler und seine Gewaltherrschaft nicht nur mit Worten oder im nachhinein, sondern unter schwersten persönlichen Opfern aufrechten und hartnäckigen Widerstand geleistet hat?

    (Beifall bei der SPD)

    Hat es nach Ihrem Verständnis von Versöhnung dem Gedanken der Versöhnung gedient, daß in dem



    Dr. Vogel
    Programm ausgerechnet für den Mann kein Platz war, der als einziger Deutscher nach 1945 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden ist?

    (Anhaltender Beifall bei der SPD)

    Entspricht es Ihrem Verständnis von Versöhnung, Herr Bundeskanzler, daß in einem Programm eines Versöhnungsbesuchs ausgerechnet für den die halbe Stunde nicht zu finden war, dessen Name für immer mit einer Politik verbunden ist, die gegen wütenden Widerstand die Aussöhnung mit unseren östlichen Nachbarn überhaupt erst möglich gemacht hat?

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie schieben das jetzt auf die Berater des Präsidenten ab, auf Berater übrigens, die keine Bedenken dagegen hatten, daß sich der Präsident in Madrid mit dem ehemaligen Franco-Minister Iribarne als Sprecher der dortigen Opposition traf.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist ja nicht mehr anzuhören, verdammt noch mal!)

    Herr Bundeskanzler, dieses Abschieben auf amerikanische Berater ist zu einfach. Ich sage: Dieses Abschieben in einer so zentralen Frage auch des inneren Friedens ist eines deutschen Bundeskanzlers nicht würdig.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Wer eine Gegenkundgebung organisiert, wird auch nicht eingeladen! — Kittelmann [CDU/CSU]: Das ist ja kaum noch auszuhalten, Herr Vogel! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sehe nicht, wem die von Ihnen zu verantwortende Terminierung des Staatsbesuchs genutzt hat. Unserem Volk, seinem Ansehen in der Welt, den deutsch-amerikanischen Beziehungen hat diese Terminierung jedenfalls mehr geschadet als genutzt, und die Folgen werden wir auch im außenpolitischen Bereich noch lange spüren.
    Ein Positives allerdings hat der Besuch bewirkt:

    (Zuruf von der CDU/CSU: Daß Sie hier reden!)

    Er hat uns innerhalb kürzester Zeit bewußt gemacht, daß wir unserer Geschichte nicht entfliehen, daß wir unsere Verantwortung nicht von uns werfen können. Er hat uns gezeigt, wie dünn das Eis auf den Wassern der Vergangenheit noch immer ist. Und er hat uns innewerden lassen, was noch zu leisten ist, bis wir mit unserer Geschichte, d. h. aber auch mit unserer Identität, ins reine kommen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, aus dem Geschehenen Konsequenzen zu ziehen und die Versöhnung nicht auf einen symbolischen Akt zu beschränken, sondern sie zu einem andauernden Prozeß zu machen.
    Was wir deutschen Sozialdemokraten, meine sehr verehrten Damen und Herren, darunter verstehen, haben wir mit dem Nürnberger Friedensgespräch in der vorigen Woche und auch mit unseren Besuchen in Theresienstadt und Lidice deutlich gemacht, mit einem Gespräch, an dem Repräsentanten der Städte Auschwitz, Coventry, Dresden, Köln, Leningrad, Minsk, Rotterdam, Villeneuve d'Ascq, Warschau und Wolgograd sowie die Bürgermeisterin von Lidice, aber auch ein Sprecher des amerikanischen Jewish Labor Committee und einer von sieben Überlebenden des Massakers von Oradour teilgenommen haben. Mit einem Gespräch, bei dem nicht vom Reich des Bösen und vom Reich des Guten, bei dem nicht von neuen Feindbildern, nicht von neuem Haß, sondern bei dem — über die Grenzen der Gesellschaftsordnungen und der Bündnisse hinweg — vom Frieden die Rede war. Denn bei allen Wertunterschieden, deren wir uns, nicht zuletzt auf Grund unserer 120jährigen Geschichte, stets bewußt sind, bei all unserem Bemühen, der Schlußakte von Helsinki in all ihren Teilen Geltung zu verschaffen — einer Schlußakte, an der wir übrigens gar nicht beteiligt wären, wenn es nach Ihrem politischen Willen gegangen wäre —,

    (Beifall bei der SPD)

    bei all diesen Wertunterschieden ist das Überleben der Menschheit ein Gut, das sich nicht auf ein Bündnis, auf eine Wertegemeinschaft beschränkt, sondern ein Gut, das der ganzen Menschheit als höchster Wert anvertraut ist. Daran muß sich gerade die deutsche Politik messen lassen, und zwar nicht nur am 8. Mai, sondern für alle Zukunft.

    (Langanhaltender Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Rühe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Rühe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Dr. Vogel, Sie haben nur mit einigen wenigen Alibibemerkungen zu dem Thema Stellung genommen, das der Bundeskanzler hier heute in seiner Regierungserklärung dargestellt hat. Dann sind Sie sehr schnell zu einer Sprache der Verleumdung und zu einem demagogischen Rundumschlag übergegangen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im Unterschied zu Ihnen brauche ich meine Stimme hier nicht künstlich zu erhöhen, um unsere Mitbürger davon zu überzeugen, was das für ein Irrweg ist und daß das nur der Vergiftung der Atmosphäre in der Demokratie dient.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich weise Ihre Angriffe auf Heiner Geißler und andere mit aller Entschiedenheit zurück.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Diese Bundesrepublik Deutschland ist eine streitbare Demokratie, Heiner Geißler ist ein streitbarer Demokrat. Wir haben diese Demokratie in der Vergangenheit gegen Gegner von links und rechts verteidigt. Wir werden das auch in der Zukunft tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von den GRÜNEN)

    Ich bin mir sicher, wer in der Krise der Demokratie
    in vorderster Front stehen würde, um sie gegen
    Gegner von links und rechts zu verteidigen: allen



    Rühe
    voran Heiner Geißler. Deswegen hat er unsere volle, auch moralische Unterstützung.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Herr Rühe, das kann doch nicht wahr sein!)

    Er hat Sie zu Recht gefragt, warum Sie heute nur den halben Schumacher zitieren. Warum sagen Sie heute nur: Nie wieder Krieg von deutschem Boden? Warum sagen Sie nicht auch, was Schumacher gesagt hat: Nie wieder Diktatur auf deutschem Boden, auf dem ganzen deutschen Boden?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Demokratie ist auch friedenstiftend. Es ist kein Zufall, daß die Kriege in der Regel von Diktaturen angefangen werden. Sehen Sie sich die Rolle von Hitler-Deutschland und der Sowjetunion an, die die Demokratien in den Krieg hineingezogen haben! Deswegen ist der Einsatz für die Demokratie auf deutschem Boden friedenstiftend und friedenstabilisierend.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Dr. Vogel, die gesamte Fraktion der CDU/ CSU unterstützt die großartige Rede des Bundespräsidenten. Aber warum müssen Sie versuchen, den Bundespräsidenten hier taktisch gegen den Bundeskanzler auszuspielen?

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Das hat er nicht gemacht!)

    Das ist unwürdig und dient nicht dem Respekt gegenüber dem Bundespräsidenten. Warum können Sie nicht einfach sagen: Dieses war eine große Rede, hinter der das gesamte deutsche Parlament steht? Warum dieses taktische, dieses vergiftete Lob, was typisch für Sie ist?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Das ist seine Art! — Zurufe von der SPD)

    Was Sie hier heute an Demagogie geboten haben, wird um so schlimmer, weil es kalt berechnet war. Sie haben sich das vorher aufgeschrieben; das ist nicht in der Erregung gesprochen, Herr Vogel, und deswegen trifft Sie eine besondere Verantwortung.

    (Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Ein Brunnenvergifter ist der Herr Vogel!)

    Aber wir müssen uns fragen, warum Willy Brandt am Abend dieses großen Wahlsieges für die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen in der Erregung des Augenblicks so reagiert und so unentschuldbare Angriffe auf Heiner Geißler geführt hat. Das hat er getan, weil er sehr wohl gespürt hat, daß die Angriffe des Bundeskanzlers im Hinblick auf ihre außenpolitische Unzuverlässigkeit berechtigt sind, die sie bündnisunfähig und damit mehrheitsunfähig auf der Bundesebene macht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Denn auch der unzufriedene Arbeitnehmer, der es heute noch ist, der unzufriedene Landwirt oder der unzufriedene Rentner weiß ganz genau: Wenn es um die Bundestagswahl geht, dann geht es um die Sicherheit dieses Landes, und da wäre alles nichts,
    wenn diese Bundesrepublik Deutschland unzuverlässig würde, so wie Ihre Sicherheits- und Außenpolitik heute aussieht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Im übrigen, Herr Dr. Vogel, wir haben einen Bundeskanzler, und der wird sich am Ende dieser Legislaturperiode der Wiederwahl stellen. Deswegen brauchen wir keinen Kanzlerkandidaten so wie Sie; das unterscheidet uns von Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Vorsichtig, vorsichtig! — Weitere lebhafte Zurufe von der SPD)

    — Das ist doch so. Früher waren Sie in der Lage, den Kanzler zu haben, und wir mußten den Weg gehen, einen Kanzlerkandidaten zu suchen. Heute haben wir den Kanzler, und Sie haben die Probleme vor sich, einen Kanzlerkandidaten zu suchen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie werden ihn nicht finden!)

    Ihre Zuneigung zum deutsch-französischen Verhältnis ist j a auch eine späte und taktische Liebe. Ich will jetzt gar nicht auf Ihre Rolle 1963 eingehen. Aber im Januar 1983 stand an diesem Pult der französische Staatspräsident Mitterrand und hat leidenschaftlich um Ihre Zustimmung zu einer Sicherheitspolitik geworben, um zu verhindern, daß die Situation andauert, in der auf der sowjetischen Seite — wie er gesagt hat — die Raketen stehen und bei uns die Pazifisten. Wie haben Sie damals dort reagiert, Herr Vogel, wo Sie jetzt sitzen? Sie haben ihm doch nicht Beifall geklatscht, sondern Sie haben Ihren Blick zusammen mit Herrn Brandt auf den Boden dieses Saales gesenkt. Wo blieben damals Ihre Sorge und Ihre Unterstützung für eine enge deutsch-französische Zusammenarbeit?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deswegen können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, als ob diese späte und taktische Liebe für Frankreich in Wirklichkeit den Antiamerikanismus in Ihrer Partei verbergen soll, der gerade in den letzten Wochen immer wieder deutlich geworden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Lassen Sie mich das im einzelnen konkret ansprechen. Herr Brandt hat in einem „ZDF"-Interview zwar einerseits die USA wieder einmal als Verbündeten, als Partner bezeichnet, andererseits aber als Parteivorsitzender nichts dagegen unternommen, daß die Einladung an den Präsidenten dieses Partnerlandes, in Hambach vor der deutschen Jugend zu sprechen, von Sozialdemokraten kritisiert wurde. Im übrigen, Herr Vogel, der Oberbürgermeister von Ludwigshafen, der Sozialdemokrat ist, und all die anderen auch, die die Jugendlichen dort auswählen konnten, werden ja wohl dafür gesorgt haben, daß eine repräsentative Gruppe zusammengekommen ist. Auch dieser Angriff von Ihnen bricht in sich selbst zusammen.

    (Zuruf von der SPD)




    Rühe
    Diese Veranstaltung des amerikanischen Präsidenten in Hambach mit der deutschen Jugend ist von Ihrer Partei als Mißachtung der demokratischen Tradition in Deutschland bezeichnet worden,

    (Vogt [Kaiserslautern] [GRÜNE]: Stimmt!)

    obwohl es der mit großer Mehrheit gewählte Präsident einer der ältesten Demokratien der Welt ist. Das ist ein ungeheurer Vorwurf.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Vogt [Kaiserslautern] [GRÜNE])

    Was verstehen Sie eigentlich unter der demokratischen Tradition des Hambacher Festes, wenn Sie drei Tage später in Nürnberg zwar „Nie wieder Krieg von deutschem Boden" rufen, aber nicht mehr zwischen freiheitlicher und totalitärer Staatsordnung unterscheiden wollen, wenn Sie den zweiten Teil des Satzes von Schumacher unterschlagen „nie wieder Diktatur auf deutschem Boden"? Ist Ihnen die Freiheit hier so selbstverständlich geworden oder — was schlimmer wäre — haben Sie sich mit der Unfreiheit im anderen Teil Deutschlands schon so sehr abgefunden, daß Sie es Ihren Gästen in Nürnberg nicht zumuten wollten, daran erinnert zu werden, daß es für 17 Millionen Menschen im anderen Teil Deutschlands Frieden in Freiheit nicht gibt?

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es! — Das ist der Kern!)

    Sehen Sie denn nicht mehr den politischen und den moralischen Unterschied zwischen der Sowjetunion einerseits — die seit über fünf Jahren in Afghanistan Völkermord begeht und dort jedes Streben nach Freiheit brutal unterdrückt — und unseren amerikanischen Freunden andererseits,

    (Ströbele [GRÜNE]: Die Amerikaner begehen doch auch Völkermord!)

    die die Freiheit Berlins garantieren? Warum, Herr Brandt und Herr Vogel — und in Zukunft auch Herr Rau; denn größeres bundespolitisches Profil bedeutet auch größere Verantwortung für das Gesicht der SPD —, widersprechen Sie denn nicht Ihrem Enkel von der Saar, der die USA politisch und moralisch mit der Sowjetunion auf eine Stufe stellt

    (Ströbele [GRÜNE]: Er hat recht!)

    — er hat ja recht; hier haben Sie die Bestätigung —, auch kürzlich wieder, als er ihnen in Neustadt vorwarf — Zitat —, „daß sie in ihrer Vor- und Hinterhofmentalität von Verbrechen zu Verbrechen stolpern"? Wie lange wollen Sie eigentlich noch diese böse Bezeichnung eines Freundes und Verbündeten als Verbrecher unwidersprochen lassen, Herr Vogel, der mit dem Risiko für das eigene Überleben unsere Freiheit garantiert und damit auch die Rede- und Meinungsfreiheit eines Herrn Lafontaine?

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Welch ein politischer Stil, welch eine Moral ist es eigentlich, seinem Freund und Verbündeten in Neustadt unter die Gürtellinie zu schlagen, gleichzeitig in Bonn die Hand zum Gespräch auszustrecken und hinterher dann auch noch beleidigt zu sein, daß es dafür keinen Besuchstermin gab?

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Bemerkenswert!)

    Es gibt keinen Zweifel: Die SPD-Gegenveranstaltung in Neustadt war eine antiamerikanische Veranstaltung.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: So etwas kann nur ein Schwachkopf sagen!)

    Davon zeugen nicht nur die Worte Lafontaines. Die Art und Weise, wie der amerikanische Präsident, der Gast unseres ganzen Volkes war, von der deutschen Sozialdemokratie behandelt wurde, ist beschämend für die SPD.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die „Stuttgarter Zeitung" schreibt hierzu in einem Kommentar vom 24. April:
    Seit wann ist es eigentlich üblich, einen Staatsgast, wie überhaupt einen Gast, so zu behandeln, als sei er ins Haus eingedrungen. Ist es nicht beschämend, einem Freund der Deutschen, dem engsten Bündnispartner, der Schutzmacht, vor allem aber: dem Repräsentanten des Volkes, das den Deutschen Freiheit, Wohlstand und Demokratie brachte, während seines Aufenthaltes solchen Zumutungen auszusetzen? Das muß um so mehr abstoßen, als die SPD nicht im Traum daran denkt, bei Besuchen kommunistischer Potentaten ähnlich entrüstet zu sein. Das ist bestürzend.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt die Einschätzung des Besuchs des amerikanischen Präsidenten, wie sie der Bundeskanzler hier für die Bundesregierung vorgetragen hat. Wir danken dem amerikanischen Präsidenten und dem Bundeskanzler dafür, daß sie gemeinsam der Opfer des Krieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht haben und die in den letzten vierzig Jahren gewachsene Freundschaft und Versöhnung zwischen unseren Völkern zum Ausdruck gebracht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Der Antiamerikanismus in der deutschen Sozialdemokratie — das vor allem muß man sich klarmachen — verstößt ja nicht gegen amerikanische Interessen, sondern gegen deutsche Interessen, vor allem gegen deutsche Sicherheitsinteressen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Freundschaftliche, auch deutliche Kritik unter Bündnispartnern muß und wird es immer geben. Das Ringen um den richtigen Weg gehört zum Bündnis der Freien. Aber Herabsetzung und moralische Fundamentalkritik, das wirkt bündniszerstörend. Das ist nicht unsere Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Rühe
    Wenn wir uns gegen diesen Antiamerikanismus der SPD wenden, dann geht es uns dabei weniger um die Amerikaner. Die sind im übrigen stark genug, für sich selbst zu sorgen und ihre Interessen zu vertreten. Es geht uns um die Deutschen. Denn Antiamerikanismus schadet nicht den Amerikanern, sondern den Deutschen. Antiamerikanismus in der Form der Herabsetzung unseres wichtigsten Verbündeten oder seiner moralischen Gleichsetzung mit der Sowjetunion bedeutet zutiefst eine Verletzung von lebenswichtigen Sicherheitsinteressen Deutschlands. Wer unserem wichtigsten Bündnispartner in einem Atemzug mit der Sowjetunion Verbrechen unterstellt, der zerstört das notwendige Bewußtsein unserer Mitbürger, vor wem und mit wem diese junge deutsche Demokratie, wir alle miteinander Schutz suchen und Schutz finden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie, Herr Brandt, haben in Ihrer New Yorker Rede vom 24. April über Frieden und Entwicklung formuliert — das ist ein Zitat; es ist belegt —:
    Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß die Streitkräfte und die Waffen, die die Supermächte angesammelt haben, weit über das hinausgehen, was zu ihrer Verteidigung nötig sein mag.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr! — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Sehr richtig!)

    Sie haben die Fähigkeit erworben — und zwar diese beiden allein —, daß Leben auf unserem Globus zu beenden.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr! — Zuruf von der SPD: Stimmt doch!)

    Ihre Macht ist damit objektiv zu einer Bedrohung aller geworden.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Seht wahr!) — Ich setze mich damit auseinander.

    Herr Vogel, wer undifferenziert und mit gleichsetzenden Worten wie ein Beobachter aus der Loge der Weltpolitik heraus die Politik der Supermächte kommentiert, verkennt und verbirgt, daß die Bundesrepublik Deutschland in einer Sicherheitsgemeinschaft der nordamerikanischen und westeuropäischen Demokratien lebt, daß unser wichtigster Partner in diesem Bündnis die USA sind, daß deren Verteidigungsaufwendungen nicht zuletzt auch unserem Schutz dienen und daß deswegen die USA nicht eine Bedrohung für uns bedeuten, sondern Schutz,

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Schutz vor allem vor der Sowjetunion, deren Waffenpotential darauf abzielt — es würde mich interessieren, ob Sie das unterschreiben, Herr Vogel —, die Sicherheitslage der westlichen Demokratien zu verschlechtern und deren politischen Bewegungsspielraum einzuschränken. Deswegen ist das Nordatlantische Bündnis eine Sicherheitsgemeinschaft der Demokraten. Büdnispolitik und Abschreckungspolitik sind für uns praktizierte Friedenspolitik, die den Frieden auch für die Demokratien nicht nur
    ersehnt, sondern verwirklicht — in der Vergangenheit und auch in der Zukunft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Eine besonders schlimme Entgleisung leistet sich Herr Lafontaine, wenn er die Meinung übernimmt, daß die Atomwaffen das Auschwitz unserer Zeit seien.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Stimmt!)

    Auch Willy Brandt hat in seiner Nürnberger Rede eine schlimme Gedankenverbindung geschürt, als er das Grauen der Vernichtungslager in einen Zusammenhang mit atomarer Abschreckung brachte
    — auch dafür liegt das Zitat vor. Wer die Massenvernichtung von Auschwitz mit der atomaren Abschreckung gleichsetzt,

    (Zuruf von der SPD: Der hat recht!)

    — der hat nicht recht, sondern der verursacht eine moralisch und geschichtlich unverantwortliche Umwertung der Begriffe

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    und eine Verschleierung der eigentlichen Ursachen der heutigen Konflikte.
    Für die Erhaltung des Friedens in Freiheit durch Abschreckung auch mit nuklearen Waffen sind doch schließlich auch die Bundeskanzler Brandt und Schmidt sowie die Verteidigungsminister Schmidt, Leber und Apel eingetreten — mit Erfolg und mit guten moralischen Gründen. Soll denn das alles nicht mehr gelten?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Ist Hiroschima mit 270 000 Verbrannten nichts?)