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    Plenarprotokoll 10/135 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 135. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen Präsidenten der Föderativen Republik Brasilien, Tancrede Neves 9955 A Abwicklung und Erweiterung der Tagesordnung 9955B, 10042 C Wahl des Abg. Kastning zum Schriftführer als Nachfolger des Abg. Waltemathe . . 9955 D Bestimmung des Abg. Wimmer (Neuss) als Nachfolger des Abg. Weiskirch (Olpe) zum ordentlichen Mitglied und des Abg. Biehle als Nachfolger des Abg. Dr. Althammer zum stellvertretenden Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß 9955 D Wahl der Abg. Frau Kelly als Nachfolgerin des Abg. Vogt (Kaiserslautern) zum Mitglied und des Abg. Horacek zum Stellvertreter in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 9956 A Wahl des Abg. Vogel (München) zum beratenden Mitglied im Wahlprüfungsausschuß als Nachfolger des Abg. Fischer (Frankfurt) 9956 A Begrüßung einer Delegation der Nationalversammlung der Republik Kamerun . . 9978 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Zwischenbilanz über die Verwirklichung des Regierungsprogramms der Koalition der Mitte Dr. Kohl, Bundeskanzler . . . . 9956B, 10002 A Dr. Vogel SPD 9967 A Dr. Waigel CDU/CSU 9978 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 9985 D Schily GRÜNE 9992 B Dr. Posser, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 9997 B Frau Fuchs (Köln) SPD 10005 C Mischnick FDP 10006 C Ströbele GRÜNE 10007 B Namentliche Abstimmungen 10008 B Vizepräsident Stücklen . . . . 10011 C, 10031 A Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Mitzscherling, Dr. Hauchler, Bindig, Brück, Schanz, Frau Schmedt (Lengerich), Schluckebier, Dr. Müller-Emmert, Frau Luuk, Rapp (Göppingen), Dr. Holtz, Dr. Jens, Klose, Dr. Kübler, Frau Matthäus-Maier, Poß, Roth, Dr. Wieczorek, Huonker, Stiegler, Wolfram (Recklinghausen), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Weltwirtschaftsgipfel in Bonn — Drucksachen 10/3078, 10/3229 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Vorlage eines jährlichen Berichts über die Kreditpolitik des Internationalen Währungsfonds und der Weltbankgruppe durch die Bundesregierung — Drucksache 10/2818 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Qualifizierte selbsthilfeorientierte Entschuldung der Länder Afrikas südlich der Sahara — Drucksache 10/3160 — Dr. Mitzscherling SPD 10031 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10034 D Spilker CDU/CSU 10038C Volmer GRÜNE 10042 C Dr. Haussmann FDP 10044 C Dr. Wieczorek SPD 10047 D Dr. von Wartenberg CDU/CSU 10049 D Dr. Hauchler SPD 10050 D Dr. Hüsch CDU/CSU 10052 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Wohngeldgesetzes — Drucksache 10/3162 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Wohngeld- und Mietenbericht 1985 — Drucksache 10/3222 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung wohnungsrechtlicher Vorschriften (Wohnungsrechtsvereinfachungsgesetz 1984) — Drucksache 10/2913 — in Verbindung mit Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anderung des Gesetzes über den Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen und weiterer wohnungsrechtlicher Be - stimmungen — Drucksache 10/3203 — Dr. Schneider, Bundesminister BMBau . 10053 D Waltemathe SPD 10058 B Frau Rönsch CDU/CSU 10060 D Werner (Westerland) GRÜNE 10063 B Grünbeck FDP 10064 C Schmitt (Wiesbaden) SPD 10067 D Link (Frankfurt) CDU/CSU 10070 D Müntefering SPD 10073 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Einundzwanzigsten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 10/1286 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3242 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Schmidt (München), Bachmaier, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Klein (Dieburg), Dr. Kübler, Lambinus, Frau Renger, Schröder (Hannover), Dr. Schöfberger, Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Einundzwanzigsten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 10/891 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3242 — Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 10075 C Schmidt (München) SPD 10078 B Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 10081 D Mann GRÜNE 10083 B Kleinert (Hannover) FDP 10084 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 10086 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (Erklärung nach § 31 GO) 10086 B Namentliche Abstimmungen . . 10088A, 10090 C Ergebnis der Abstimmungen . . 10087D, 10090C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. September 1984 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kanada über die gegenseitige Unterstützung und die Zusammenarbeit ihrer Zollverwaltungen — Drucksache 10/2862 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3112 — 10089 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 28. Juni 1984 zur Änderung des am 18. März 1959 in Neu Delhi unterzeichneten Abkommens zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 III der Regierung der Republik Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Einkommens — Drucksache 10/2668 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3098 — 10098 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über den Blei- und Benzolgehalt des Benzins Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 70/220/EWG über die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Maßnahmen gegen die Verunreinigung der Luft durch Abgase von Kraftfahrzeugmotoren — Drucksachen 10/1946 Nr. 39, 10/3154 — 10090A Beratung der Sammelübersicht 74 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3208 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 75 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3209 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 77 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3264 — 10090 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Vogel, Dr. Apel, Frau Dr. Däubler-Gmelin, Dr. Ehmke (Bonn), Dr. Emmerlich, Frau Fuchs (Köln), Dr. Hauff, Roth, Dr. Schmude, Becker (Nienberge), Ewen, Jahn (Marburg), Porzner, Frau Dr. Timm, Bindig, Dr. Jens, Lambinus, Reuter, Frau Schmedt (Lengerich), Frau Dr. SkarpelisSperk, Frau Steinhauer und der Fraktion der SPD Mißbilligung von SS-Traditionstreffen — Drucksache 10/3196 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Bekämpfung des politischen Extremismus — Drucksache 10/3238 — Waltemathe SPD 10092 D Klein (München) CDU/CSU 10094 B Bueb GRÜNE 10096A Mischnick FDP 10097 B Porzner SPD (zur GO) 10098A Bueb GRÜNE (zur GO) 10098 D Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Nickels, Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN Umweltauswirkungen des Braunkohletagebaues — Drucksachen 10/2743, 10/2921 — . . . 10098 D Fragestunde — Drucksache 10/3226 vom 19. April 1985 — Erklärung von Städten und Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland und in Staaten des Warschauer Pakts zu atomwaffenfreien Zonen MdlAnfr 79, 80 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 10011 D ZusFr Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU 10011D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 10012A ZusFr Mann GRÜNE 10012 C ZusFr Dr. Sperling SPD 10013A ZusFr Broll CDU/CSU 10013A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 10013 B ZusFr Waltemathe SPD 10013 B ZusFr Lambinus SPD 10014A ZusFr Eigen CDU/CSU 10014 B ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 10014 D Erzwingung von Auskünften bei der Einreise einer FDJ-Delegation in das Bundesgebiet MdlAnfr 81, 82 19.04.85 Drs 10/3226 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10015A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 10015 B ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 10015 D ZusFr Dr. Sperling SPD 10016 B ZusFr Lambinus SPD 10016 B Unfalleinsatz- und Katastrophenpläne für schwere Unfälle beim Transport chemischer Güter MdlAnfr 84 19.04.85 Drs 10/3226 Reimann SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10016C ZusFr Reimann SPD 10016 D IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 Ausstattung des erweiterten Katastrophenschutzes mit unzureichenden Fahrzeugen MdlAnfr 85 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Nöbel SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10017 B ZusFr Dr. Nöbel SPD 10017 B Unzureichende Personen-Transportkapazität der Fahrzeuge des Fernmeldedienstes MdlAnfr 28 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Nöbel SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10017 D ZusFr Dr. Nöbel SPD 10017 D Einflußnahme orthodoxer Kommunisten auf die Vorbereitungen der Ostermärsche MdlAnfr 86, 87 19.04.85 Drs 10/3226 Clemens CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 10018A ZusFr Dr. Sperling SPD 10018 B ZusFr Mann GRÜNE 10018 B ZusFr Eigen CDU/CSU 10018 C ZusFr Waltemathe SPD 10018 D ZusFr Dr. Hirsch FDP 10019A ZusFr Hornung CDU/CSU 10019 B ZusFr Lambinus SPD 10019 B ZusFr Tietjen SPD 10019 C ZusFr Heistermann SPD 10019 D ZusFr Schily GRÜNE 10019 D ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 10020 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 10021 B ZusFr Broll CDU/CSU 10021 C ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 10021 D Äußerungen des VW-Vorstandsmitglieds Prof. Fiala zu den Auswirkungen der Brüsseler Beschlüsse auf den Absatz umweltfreundlicher Kraftfahrzeuge MdlAnfr 6 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Laufs CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 10021 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 10022A Reaktion der Bundesrepublik Deutschland auf den Mord an Frau Rosario Godoy, an ihrem Sohn und ihrem Bruder am 5. April 1985 nahe Guatemala City MdlAnfr 53 19.04.85 Drs 10/3226 Waltemathe SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 10022 C ZusFr Waltemathe SPD 10022 D ZusFr Duve SPD 10023A ZusFr Bindig SPD 10023 B Humanitäre Kontakte des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit zur Organisation der Familien Verschwundener (Apoyo Mutuo) in Guatemala MdlAnfr 54, 55 19.04.85 Drs 10/3226 Duve SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 10023 D ZusFr Duve SPD 10023 D ZusFr Ströbele GRÜNE 10024 C ZusFr Waltemathe SPD 10024 D Senkung des deutschen Beitrags zum Welternährungsprogramm MdlAnfr 57 19.04.85 Drs 10/3226 Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 10025 B ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 10025 D ZusFr Tietjen SPD 10026 A ZusFr Eigen CDU/CSU 10026 B Auffassung des Bundeskanzlers über die Praxis der verdeckten Parteienfinanzierung über „Spendenwaschanlagen" MdlAnfr 58, 59 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Schmude SPD Antw StMin Vogel BK 10026 D ZusFr Dr. Schmude SPD 10027 A ZusFr Ströbele GRÜNE 10027 C ZusFr Schily GRÜNE 10027 C ZusFr Dr. Hüsch CDU/CSU 10027 D ZusFr Bindig SPD 10028A ZusFr Lambinus SPD 10028 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 10028 B ZusFr Dr. Sperling SPD 10028 B ZusFr Bohl CDU/CSU 10028 C ZusFr Dr. Langner CDU/CSU 10028 D ZusFr Mann GRÜNE 10028 D ZusFr Urbaniak SPD 10029 A ZusFr Dr. Struck SPD 10029 B Nächste Sitzung 10099 A Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 10101*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 9955 135. Sitzung Bonn, den 25. April 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 26. 4. Antretter* 25. 4. Bastian 26. 4. Böhm (Melsungen) * 26. 4. Brandt 26. 4. Büchner (Speyer) * 26. 4. Dr. von Bülow 25. 4. Dr. Ehmke (Bonn) 26. 4. Dr. Enders* 26. 4. Ertl 26. 4. Dr. Faltlhauser 26. 4. Frau Fischer* 26. 4. Gerstein 26. 4. Gerstl (Passau) * 25. 4. Glos 26. 4. Dr. Haack 26. 4. Haase (Fürth)** 26. 4. Dr. Hackel* 26. 4. Dr. Holtz* 26. 4. Jäger (Wangen) * 26. 4. Frau Kelly 26. 4. Kittelmann* 26. 4. Dr. Klejdzinski 26. 4. Dr. Köhler (Duisburg) 26. 4. Dr.-Ing. Laermann 26. 4. Dr. Graf Lambsdorff 26. 4. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lemmrich* 26. 4. Lenzer* 26. 4. Dr. Müller** 26.4. Neumann (Bramsche) * 26. 4. Reddemann* 26. 4. Frau Renger 26. 4. Repnik 26. 4. Reuschenbach 26. 4. Dr. Rumpf* 26. 4. Schäfer (Offenburg) 26. 4. Dr. Scheer* 26. 4. Schmidt (Hamburg) 26. 4. Schreiner 26. 4. Schröder (Hannover) 26. 4. Schulte (Unna) * 26. 4. Schwarz* 26. 4. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim* 25. 4. Stockhausen 26. 4. Dr. Unland* 26. 4. Voigt (Sonthofen) 26. 4. Vosen 25. 4. Weisskirchen (Wiesloch) 25. 4. Dr. Wittmann 26. 4. Dr. Wulff* 26. 4. Zierer* 26. 4. Frau Zutt 26. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Nein danke, Herr Präsident!

    (Conradi [SPD]: Ein echter Liberaler! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Herr Conradi, wenn Sie bemerkt haben, daß meine Vorredner die Ausführungen zu Ende bringen konnten, die man am Anfang einer solchen Diskussion gern geschlossen macht, dann werden Sie das sicherlich verstehen.
    Diese grundsätzlichen Perspektiven sind es, die uns, die Regierungskoalition von der Opposition unterscheiden. Deswegen ist es in der Tat wichtig, daß man auch das, wenn man eine Bilanz der Wirtschaftspolitik zieht, zunächst einmal sagt. Nun lassen Sie mich aber zu der wirtschaftspolitischen Arbeit der Bundesregierung Ausführungen machen.
    Es ist schon richtig, bei Übernahme der Regierung durch die Koalition aus CDU/CSU und FDP standen wir vor der Entscheidung, welchen Weg wir einschlagen sollten. Wir hätten mit dem Blick auf kurzfristige Erfolge einen kurzatmigen Aktionismus von Beschäftigungspolitik entfalten können, so wie es die SPD nicht müde wird, es vorzuschlagen. Wir standen also vor der grundsätzlichen Alternative, entweder kreditfinanzierte Ausgabenprogramme fortzusetzen oder eine Strategie zu wählen, die die Chance bot, Strukturfehler zu korrigieren,

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Mit steigender Arbeitslosigkeit!)

    Flexibilität zu erneuern und die Ursachen zu beseitigen, die die wirtschaftlichen Kräfte in eine falsche und ineffiziente Richtung gelenkt haben. Deswegen war diese grundsätzliche Entscheidung für Marktwirtschaft, für die Behebung der Strukturmängel, die offensichtlich geworden waren, eine wichtige Grundlage für die Bildung dieser Koalition, und sie muß es bleiben. Wir dürfen uns nicht dadurch, daß die Opposition wie das Kaninchen auf die Schlange auf statistische Zahlen schaut, davon abbringen lassen, die Ursachen der Arbeitslosigkeit zu beseitigen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Vogel hat das hier auch wieder vorgetragen. Übrigens darf ich nebenbei sagen: da unterscheide ich mich von Herrn Waigel, aber nur in diesem einen Punkt. Ich habe kein Verständnis dafür, daß der Oppositionsführer bei dieser wichtigen Debatte hier nicht anwesend ist. Der Bundeskanzler stand vor derselben Entscheidung, vor derselben Schwierigkeit, und er hat sich für die Anwesenheit hier im Plenum entschieden.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Ich bin froh, wenn ich ihn nicht sehe! — Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist Ihr schlechter Stil! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Darauf kann man sich vielleicht einigen, Herr Waigel. Sie sehen, Herr Waigel, ich finde relativ schnell eine Einigung mit der CSU, auch in so wichtigen Fragen.

    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Herr Vogel hat davon gesprochen, daß insbesondere die FDP — er hat den Kollegen Haussmann und mich genannt — eine Sozialpolitik betreibe, die zum Frühkapitalismus zurückführe und die keine Rücksicht auf die Arbeitslosen nehme.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Sehr richtig! So ist das!)

    — Daß Sie bei einem Zitat dessen, was Herr Vogel gesagt hat, klatschen, spricht für ein Stück Kontinuität in Ihrer Politik, auch wenn es nicht sehr groß ist.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Sozialabbau!)

    Aber ich frage Sie: Ist es denn nicht eine abgrundtiefe Heuchelei, daß Sie durch die Lande ziehen und
    — auch hier im Bundestag — die Arbeitslosigkeit beklagen, aber die Maßnahmen, mit denen wirklich die Arbeitslosigkeit bekämpft wird, nämlich das Beschäftigungsförderungsgesetz und eine Flexibilisierung der Tarifvertrags- und Lohnpolitik, nicht akzeptieren?

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Das tut es doch nicht! Das ist der falsche Weg!)

    Sie sind im Grunde unfähig, das zu beseitigen, was Sie beklagen, und das ist der eigentliche Angriff auf den sozialen Frieden in unserem Lande.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Unglaublich, was Bundesminister Dr. Bangemann Sie da erzählen! — Weitere Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)




    Da Sie es einem Mitglied der Regierung weniger abnehmen als einem unabhängigen und objektiven Mitglied des Sachverständigenrats, möchte ich Ihnen vorlesen, was der neue Vorsitzende des Sachverständigenrates zu diesem Problem der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in dieser Woche in der „Wirtschaftswoche" gesagt hat.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Dasselbe, was Sie sagen, natürlich! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Sie schreien schon, bevor man Ihnen dargelegt hat, was der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sagt. Meine Damen und Herren, wir haben einen Sachverständigenrat, der dazu eingesetzt worden ist, parteiunabhängig

    (Zurufe von den GRÜNEN: Ja, ja! — Zurufe von der SPD)

    die Arbeit jeder Bundesregierung — jeder Bundesregierung — kritisch zu begleiten. Der Vorsitzende dieses Sachverständigenrates hat vernünftige, sehr abgewogene, zum Teil auch kritische Äußerungen über die Regierungspolitik in einem Interview gemacht. Bevor ich das zitieren kann, fangen Sie Ihr übliches Geschrei an. Damit wollen Sie Arbeitslosigkeit bekämpfen?

    (Lachen und Zurufe von der SPD und von Abgeordneten der GRÜNEN)

    Jetzt werde ich Ihnen diese Ausführungen zitieren:
    Was wir brauchen,
    — so Hans Karl Schneider —
    ist eine stärkere Differenzierung der Löhne nach Branchen, nach Regionen, nach Tätigkeiten.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Das ist genau das, was der Bundeskanzler heute morgen in seiner Erklärung gesagt hat; das ist das, was der Kollege Haussmann und was ich immer wieder als diese eine Möglichkeit bezeichnet haben.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Frage an den Vorsitzenden: „Ist es nicht sehr unbefriedigend für einen Wissenschaftler, wenn er sich ständig vorwerfen lassen muß, kein Mittel zur kurzfristigen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit finden zu können?"

    (Abg. Kuhlwein [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Setzen Sie sich ruhig hin, ich möchte hier im Zusammenhang reden.

    (Kuhlwein [SPD]: Wo ist denn der Zusammenhang? — Zurufe von den GRÜNEN)

    Antwort von Schneider: „Wir plädieren schon seit Jahren für mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt
    und für Maßnahmen, die der konstitutionellen Verbesserung unserer Wirtschaft dienen, also für das, was auf Dauer mehr Beschäftigung rentabel macht." Schneider weiter: „Abgesehen vom Aufschwung, der das Arbeitslosenproblem mildern wird, müssen die Unternehmen verstärkt investieren, das heißt neue Arbeitsplätze schaffen. An die Adresse der Regierung läßt sich sagen, daß auch eine Verminderung der Lohnnebenkosten und Maßnahmen für mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt neue Arbeitsplätze schaffen können."
    Das ist eine genaue Beschreibung der Politik dieser Regierung. Das ist ein gutes Urteil des Vorsitzenden des Sachverständigenrates für diese Regierung und ein vernichtendes Urteil über alles, was Sie dazu vorgeschlagen haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von den GRÜNEN)

    Die Ergebnisse dieser Politik bestätigen das auch.
    Ich will hier einen weiteren Zeugen anführen, weil es j a in einer solchen Debatte sicherlich immer besser ist, man bezieht sich auf das, was andere Unabhängige sagen, als daß man selber versucht, seine Politik zu erklären unter dem allgegenwärtigen Vorwurf, man wolle sich nur entschuldigen. Deswegen zitiere ich aus dem neuesten Bericht der Deutschen Bundesbank. Die Deutsche Bundesbank schreibt:
    Für die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland war 1984 ein Jahr kräftigen konjunkturellen Aufschwungs bei gleichzeitigen Fortschritten in der Stabilisierung des Geldwertes. Das reale Bruttosozialprodukt hat deutlich zugenommen, und die Auslastung des Produktionspotentials ist verbessert worden. Die öffentlichen Haushalte haben ihre Defizite 1984 erneut abbauen können. Die außenwirtschaftliche Grundposition hat sich verbessert. Die Ausfuhren sind nach den USA, aber auch nach anderen wichtigen Handelspartnern stark gestiegen.
    Das, meine Damen und Herren, sind Tatsachen, die in dieser Debatte eigentlich niemand bestreiten sollte. Sie werden trotzdem bestritten. Das macht diese Diskussion, diese Auseinandersetzung so schwierig, weil man gar nicht will, daß man sich auch einmal über Erfolge unterhält. Sie können doch nicht so tun, als ob diese drei wichtigen Ziele des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes nicht erreicht worden wären, nämlich eine Geldwertstabilität mit einer Zwei vor dem Komma — das war 1969 zum letzten Mal der Fall —, ein Überschuß in der Außenhandelsbilanz mit 53 Milliarden DM zugleich mit Wachstum der Wirtschaft. Sie können doch nicht so tun, als ob das alles Luftgebilde sind oder daß die Regierung das erfunden hat. Das ist die Wirklichkeit, in und von der auch Sie leben. Diese Wirklichkeit wird unsere Regierung, werden diese beiden Fraktionen, garantieren, aber nicht eine Opposition, der dazu nichts anderes einfällt, als sogar diese Wirklichkeit zu bestreiten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




    Bundesminister Dr. Bangemann
    Schauen Sie doch nach Hannover! Die Messe ist in diesen Tagen zu Ende gegangen, sie hat in allen Bereichen Erfolge, Rekorde gebracht. Nicht nur die Zahl der Aussteller, sondern auch die Zahl der Geschäftsabschlüsse ist gestiegen. Die Stimmung ist gut. Die Leute wissen, daß die deutsche Wirtschaft im internationalen Maßstab konkurrenzfähig ist. Wir sind auch nicht technologisch rückständig. Wenn Sie sich mal angesehen haben, was dort an neuen Produktionsverfahren von vielen deutschen Firmen, nicht nur von wenigen, geboten worden ist, werden Sie erkannt haben: In dieser technologischen Entwicklung der deutschen Wirtschaft liegt ein ungeheures Potential auch für Arbeitsplätze in der Zukunft. Es ist falsch, zu sagen, daß die Anwendung moderner Technologie Arbeitsplätze abschaffe. Sie verstärkt die Sicherheit, daß bestehende Arbeitsplätze erhalten werden. Und, meine Damen und Herren, sie schafft auch neue. Das zeigen alle die Industrien, die heute schon verstärkt moderne Technologie anwenden. Das zeigt die Automobilindustrie. Das zeigt übrigens die ganze japanische Wirtschaft, die mit einem stark technologisierten Produktionsapparat bei hoher Beschäftigungslage schon seit Jahren große wirtschaftliche Erfolge erzielt und auch Erfolge auf dem Arbeitsmarkt.
    Wer auf die Nutzung moderner Technologie verzichtet, gefährdet Arbeitsplätze.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren — das sage ich auch den Kollegen aus Nordrhein-Westfalen —, beklagen Sie sich doch nicht, wenn im Lande Nordrhein-Westfalen, in dem die Bürger genauso fleißig, genauso intelligent, genauso leistungsbereit wie in der ganzen übrigen Bundesrepublik sind, Neuansiedlungen von Unternehmungen zögerlicher stattfinden. Was soll man denn davon halten, wenn dauernd über Sozialverträglichkeitsprüfungen gesprochen wird und wenn auf den Plakaten der Regierungspartei von Nordrhein-Westfalen jungen Menschen, die einen Betrieb anfangen wollen, gesagt wird, daß der Aufschwung nur etwas für Millionäre und nichts für Millionen sei? Das sind die eigentlichen Gründe, warum der Exportanteil von Nordrhein-Westfalen von einem Drittel auf ein Viertel des Gesamtexports der Bundesrepublik zurückgegangen ist.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Deswegen gehört zur Bilanz dieser Regierung auch die Feststellung: Diese Bilanz wäre noch schöner ausgefallen, wenn wir eine ähnlich wirkungsvolle Regierung auch in Nordrhein-Westfalen gehabt hätten. Und ich hoffe, wir werden sie haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Gilges [SPD]: Dummes Zeug!)

    — Ja, ja, „Dummes Zeug": Wenn es eine Sozialverträglichkeitsprüfung schon gegeben hätte, als die Röntgenstrahlen erfunden worden sind, würden die heute noch nicht angewendet. Das ist doch kein dummes Zeug. Vielmehr sind Sie das, was Sie immer bestreiten: zutiefst technologiefeindlich — die
    GRÜNEN sowieso. Sie glauben nicht an die Zukunft.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: An Ihre glaube ich auch nicht!)

    Sie machen den Menschen Angst, weil Sie mit der Angst Ihr politisches Geschäft betreiben wollen. Das ist Ihre Politik.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Conradi [SPD]: Oberflächlicher Opportunist ist das!)

    Investitionen sind der Schlüssel zur Bekämpfung des Problems der Arbeitslosigkeit. Diese Wahrheit kann niemand bestreiten. Und wir haben nun mal eine beträchliche Arbeitsplatzlücke, die die Folge mangelnder Investitionen ist. Sie ist um so größer, als bis 1988 die Zahl der Erwerbspersonen wahrscheinlich um 200 000 bis 300 000 zunehmen wird. Leider kann man das nicht genau sagen, weil die SPD bisher immer noch die Volkszählung verhindert. Solche Grunddaten haben wir nicht zur Verfügung, weil die Opposition nicht bereit ist, in solchen wichtigen Fragen uns das nötige Material zu verschaffen.

    (Bueb [GRÜNE]: So einen Wirtschaftsminister haben wir nicht verdient in der Bundesrepublik!)

    Wir werden durch eine Förderung von Investitionen die nachhaltige Steigerung dieser Tätigkeit von Unternehmen fördern. Darüber besteht übrigens auch keine Meinungsverschiedenheit, wenn ich den Bericht von Herrn Rappe und Herrn Steinkühler lese. Manches von dem, was die Gewerkschaften sagen, ist viel besser, viel fortschrittlicher, progressiver, als das, was die SPD-Fraktion vorzuschlagen hat.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Ich habe manchmal den Eindruck, meine Damen und Herren, daß die Begriffe „links" und „rechts", die hier immer gebraucht werden, eigentlich überhaupt nicht mehr stimmen.

    (Jungmann [SPD]: Was stimmt bei Ihnen schon?)

    Früher war das mal so, daß der Begriff „links" ein Ausweis für Fortschrittlichkeit war, ein Ausweis für mehr Bewegung, Dynamik — früher.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Sie sind Reaktionär!)

    Heute, meine Damen und Herren — Sie haben das richtig erkannt —, bedeutet der Begriff „links", daß sich dahinter die Reaktionäre des Jahres 1985 verbergen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es gibt ein Problem, mit dem wir uns in Zukunft ganz gezielt und wirklich entschieden beschäftigen müssen:

    (Frau Dr. Lepsius [SPD]: Das ist die Volkszählung! — Zuruf von den GRÜNEN: Das ist das Problem Bangemann!)




    Bundesminister Dr. Bangemann
    Wenn neue Arbeitsplätze durch die Anwendung neuer Technologie geschaffen werden, setzt das immer auch ein höheres Qualifikationsprofil bei denjenigen voraus, die diese Arbeitsplätze besetzen sollen.

    (Bueb [GRÜNE]: Vor allen Dingen für den Wirtschaftsminister!)

    Das heißt, die Ausbildung, die Weiterbildung, die ständige Beschäftigung mit neuen Anforderungen sind ein ganz wesentlicher weiterer Schlüssel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

    (Dr. Apel [SPD]: Aber bei Ihnen nicht genug! — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Deswegen steigt auch die Arbeitslosigkeit!)

    Wenn man sich die Zusammensetzung der Arbeitslosen und ihre Qualifikation ansieht, dann kann man schon heute sagen: Wer sich gut ausbildet, wer die Chancen nutzt, die auch im dualen System liegen, ist besser dran. Hier hat der Bundeskanzler, wie in allen anderen Punkten auch, besonders recht:

    (Lachen bei der SPD und bei den GRÜNEN)

    Das duale System, das wir haben, hat dazu geführt, daß die Arbeitslosigkeit bei uns unter die Rate der allgemeinen Arbeitslosigkeit gesunken ist,

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Stimmt ja nicht! 14% bei den 20bis 25jährigen!)

    während alle Staaten, die dieses duale System nicht haben, überproportionale Jugendarbeitslosigkeit haben. Ich weiß schon, was in diesem Jahr wieder passieren wird mit den Lehrstellen und mit dem Geschrei der Opposition.

    (Jungmann [SPD]: Dann tun Sie etwas dagegen!)

    Ich kann Sie nur bitten: Hören Sie in diesem Jahr endlich auf, Panik zu machen, und unterstützen Sie die vielen Handwerksbetriebe, die kleinen und mittleren Betriebe, die die Hauptlast bei der Schaffung von Ausbildungsplätzen getragen haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Natürlich hat der relativ geringe Anstieg der Lohnkosten generell zur Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft beigetragen. Das hat niemand bestritten. Nur ist es die sehr undifferenzierte Gestaltung der Löhne, was den Arbeitsmarkt so unflexibel macht. Da will ich jetzt einmal wissen, ob es nun sozial ungerecht, ob es unvernünftig ist, wenn Herr Haussmann und ich — und damit die FDP — sagen: Wir wollen, daß sich die Tarifpartner bei der Chance, die in der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes liegt, ihrer Verantwortung bewußt werden.

    (Zuruf von der SPD: Was heißt das?)

    Kann es denn richtig sein, wenn für den Arbeitsamtsbezirk Reutlingen — in dem ich lebe —, wo die Arbeitslosigkeit 5 % beträgt,

    (Bueb [GRÜNE]: Die Stadt tut mir leid!)

    und für den Arbeitsamtsbezirk Leer, wo die Arbeitslosigkeit über 30% beträgt, die gleichen Tariflohnsteigerungen vereinbart werden? Ist das denn richtig?

    (Zuruf von den GRÜNEN: Ja!)

    Ist es denn richtig, meine Damen und Herren, daß ein Unternehmen wie Thyssen, das in der Stahlbranche Gewinn macht, in Tariflohnabkommen genauso behandelt werden muß wie ARBED Saarstahl, das, wie Sie hoffentlich alle zugestehen, keinen Gewinn macht? Ist das richtig? Kann das vernünftig sein?

    (Frau Fuchs [Köln]: [SPD]: Sie haben von Tarifautonomie keine Ahnung! — Jungmann [SPD]: Das müssen die Arbeitnehmer nicht bezahlen!)

    Ich sage: Es kann nicht vernünftig sein.
    Ich will Ihnen etwas sagen, wenn ich schon bei ARBED Saarstahl bin. Das, was sich der jetzige Ministerpräsident, der im Wahlkampf immer von Glaubwürdigkeit in der Politik gesprochen hat,

    (Zuruf von der SPD: Da hat er Sie nicht gemeint!)

    an Unterschieden zwischen dem, was er vor der Wahl gesagt hat, und dem, was er nach der Wahl gesagt hat, geleistet hat, ist bis jetzt von keinem Politiker der Bundesrepublik übertroffen worden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Vor der Wahl hieß es: Verstaatlichung ist das einzige Mittel, um ARBED Saarstahl zu retten.

    (Jungmann [SPD]: Hat er gar nicht gesagt!)

    — „Hat er nicht gesagt", sagen Sie jetzt schon.

    (Jungmann [SPD]: Lesen Sie nach! — Lambinus [SPD]: Sie sagen die Unwahrheit!)

    — Er hat in einer Fernsehdiskussion, die ich selber gesehen habe, das Mittel der Verstaatlichung angepriesen. Sie wissen das ganz genau.

    (Lambinus [SPD]: Das ist nicht wahr! — Jungmann [SPD]: Sie haben mit Ihrem Spatzengehirn gar nicht verstanden, was er gesagt hat! Großer Kopf und nichts drin!)

    Jetzt will er es nicht mehr wissen. Er hat es abgelehnt — weil die SPD technologiefeindlich ist —, eine Kohleverflüssigungsanlage ins Saarland zu holen. Daraufhin habe ich gesagt: Damit ist die Entscheidung für den Standort Bottrop bereits gefallen.

    (Beifall bei der FDP)

    Jetzt läßt er seinen Wirtschaftsminister sagen, diese Frage sei wieder offen, es seien neue Argumente aufgetaucht. Ich frage mich: Was ist neu daran? Vor der Wahl hat man aus Technologiefeindlichkeit diese Anlage verteufelt. Nach der Wahl sieht man sehr wohl, daß das Arbeitsplätze bringen wird. Jetzt will man sie. Das ist die Glaubwürdigkeit eines SPD-Ministerpräsidenten, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




    Bundesminister Dr. Bangemann
    Der wirtschaftspolitische Weg, den wir eingeschlagen haben, findet auch international seine Bestätigung.

    (Lachen bei der SPD)

    Am 11. und 12. April haben in Paris — —

    (Gilges [SPD]: Sprüche! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Das trifft leider für Sie nicht zu. Herr Ehrenberg, wenn Sie sich darüber unterrichten wollen, wie beispielsweise die französische Regierung den wirtschaftspolitischen Kurs dieser Regierung und den wirtschaftspolitischen Kurs Ihrer Fraktion beurteilt, dann unterhalten Sie sich einmal mit Frau Edith Creysson. Die wird Ihnen sagen: Wir machen die Wirtschaftspolitik, die auch die Bundesrepublik macht, weil wir das für vernünftig halten. Auch international bei der OECD und in der Europäischen Gemeinschaft haben wir uns mit unserem Standpunkt durchgesetzt, daß Freihandel ein Schlüssel und ein Weg zu wirtschaftlichem Erfolg und zu Arbeitsplätzen ist. Noch vor kurzem war das gar nicht sicher.

    (Zuruf von der SPD)

    — Auch europäische. Ja, ich habe in den vergangenen Monaten, ich weiß nicht, wie viele Konferenzen über wie viele Stunden damit zugebracht, auch unseren europäischen Nachbarn, aber darüber hinaus unseren amerikanischen Partnern und den Entwicklungsländern den Wert und den Vorteil der neuen GATT-Runde so nahezubringen, daß wir jetzt in der Tat kurz davor stehen, daß wir uns alle darauf einigen können, daß diese GATT-Runde beginnen kann. Meine Damen und Herren, das ist auch ein positiver Posten in der Bilanz dieser Regierung. Aber so etwas nehmen Sie natürlich nicht zur Kenntnis.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Jungmann [SPD]: Was hat denn Ihr Vorgänger im Amt gemacht?)

    Auch die Erkenntnis, daß das riesige Bilanzdefizit in den USA eine Belastung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen ist, hat sich in den USA verbreitet. Der Präsident selbst hat nach einer Rücksprache und einer Vereinbarung mit den führenden Republikanern angekündigt, daß er dieses Defizit bekämpfen wird. Denn in der Tat ist dieses Defizit mitverantwortlich für die hohen Zinssätze am amerikanischen Kapitalmarkt und für den hohen Dollarkurs. Der Dollarkurs wird übrigens — das ist klar — nicht allein durch das Budgetdefizit bestimmt. Dabei muß man sich ja wundern: Solange er hoch war, stellt sich der Oppositionsführer hier hin und sagt, der Dollarkurs sei zu hoch. Wenn er dann abfällt, sagt er: Paßt auf, jetzt habt ihr keine Exportchancen nach Amerika mehr. — Meine Damen und Herren, ich will das hier auch ganz deutlich sagen, weil das ein Thema ist, das ich in der öffentlichen Diskussion immer wieder antreffe. Unser Export in die Vereinigten Staaten hat natürlich durch den hohen Dollarkurs profitiert. Deswegen die überproportionalen Steigerungen des letzten Jahres. Aber auch nach diesen Steigerungen beträgt der Export in die USA nur 10% des Gesamtexportes der Bundesrepublik. Unsere Exporte beispielsweise in Entwicklungsländer sind höher als die Exporte nach Japan und in die USA zusammengenommen. Man sollte dieses Problem auf den Stand bringen, den es verdient. Wir hängen im Export nicht ausschließlich von den USA und den Chancen dort ab. Wir werden diese Chancen weiter nutzen. Aber es ist ganz klar, daß ein niedriger Dollarkurs die Möglichkeiten der Entwicklungsländer vergrößert, bei uns zu kaufen, und daß das dann ein Ausgleich für solche entgangenen Chancen ist.
    Ich will im Rahmen der neuen GATT-Runde auch noch einmal sagen: Wenn wir den Entwicklungsländern nicht unsere eigenen Märkte mehr öffnen, dann haben wir das Recht verloren, selbst als Freihändler den Kampf gegen den Protektionismus zu fordern. Wir müssen das, was wir von anderen fordern, auch gegen uns gelten lassen. Die Öffnung unserer Märkte ist ein entscheidendes Element zur Stabilisierung der Wirtschaft von Entwicklungsländern.
    Diese Verflechtung der Weltwirtschaft ist ein Vorteil für alle. Protektionismus, meine Damen und Herren, zahlt sich für niemanden aus. Protektionismus ist wie jeder überzogene Schutz am gefährlichsten für diejenigen, die man schützen will. Wir wissen aus allen Statistiken und Untersuchungen der OECD: Die Länder, die die höchsten Importbarrieren errichten, haben die schwächste Industrie, wenn es darum geht, ihre Produkte auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Deswegen sind wir aus Überzeugung Anhänger dieses Gedankens des Freihandels und werden uns dagegen wehren, wenn protektionistische Maßnahmen — von wem auch immer — vorgeschlagen werden. Dieser Protektionismus ist bestenfalls vordergründig für viele ein Ausweg, die Angst haben. Ein solcher Ausweg verhindert in Wahrheit Strukturanpassungen und damit Entwicklungschancen einer Wirtschaft, die im freien Wettbewerb durchaus vorhanden sind. Bisher haben sich die Entwicklungsländer zu der neuen GATT-Runde etwas skeptisch geäußert. Aber es beginnen sich auch dort Bewegungen abzuzeichnen, und ich bin ganz sicher, daß wir im nächsten Jahr zu einer solchen Runde kommen.
    Meine Damen und Herren, diese Debatte hat Gelegenheit geboten und wird noch Gelegenheit bieten, den fundamentalen Unterschied deutlich zu machen, den es zwischen dieser Regierungskoalition und der Opposition gibt. Das nicht zu verwischen ist Aufgabe der Opposition, aber auch Aufgabe dieser Regierung. Es ist sicher richtig, daß bei jeder Regierung Kritikpunkte auftreten. Aber wenn wir durch jede — wenn auch berechtigte — Kritik verdunkeln lassen, daß diese Regierungskoalition angetreten ist, um dem einzelnen in der Wirtschaft, in der Gesellschaft wieder eine Chance zu geben und der Bundesrepublik Deutschland einen Platz in der Welt zu verschaffen, dann tun wir nicht nur uns etwas an, was wir uns nicht antun sollten, sondern wir verlassen auch die Aufgabe, die wir als Politiker haben. Wir machen Politik nicht für diese Regierung, sondern für die Bürger in der Bundesrepublik



    Bundesminister Dr. Bangemann
    Deutschland, und davon lassen wir uns auch von der Opposition nicht abbringen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    National wie international werden wir unsere Anstrengungen fortsetzen, die Marktwirtschaft zu stärken. Diese Koalition ist auf dem richtigen Weg. Sie ist auch über 1987 hinaus ohne Alternative. Wir, die Freien Demokraten, bekennen uns aus Überzeugung zu ihr. Ich sage der Opposition: Herausforderungen besteht man nicht mit Defätismus. Mutlosigkeit, Angst vor dem Risiko und Zukunftspessimismus müssen zum Scheitern führen. Diese Regierung wird alles tun, ihren Bürgern wieder eine Perspektive zu eröffnen.
    Wenn wir alle diese Chance nutzen, dann wird Deutschland seinen Platz in Europa finden und wird dazu beitragen, daß Europa sich entwickelt.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Irgendwie niedlich!)

    Mit Deutschland kann auch Europa Kräfte entfalten, die wir entfalten müssen, um auch unsere wirtschaftliche Zukunft zu sichern — zum Nutzen aller, auch derjenigen, die Kritik an dieser Politik der Regierung üben.
    Diese Politik, meine Damen und Herren, ist eine Politik, die sich durch die Tatsachen als erfolgreich ausweist. Sie fortzusetzen, daran hindern uns auch nicht freundschaftliche Auseinandersetzungen in unseren eigenen Reihen. Wenn die Opposition so schwach ist, daß sie die Kritik nicht aufgreifen kann, die man auch üben kann, dann müssen wir das halt selber auch noch erledigen.

    (Heiterkeit bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Aber auch das werden wir in großer Freundschaft und Gemeinsamkeit tun, im besonderen mit der CSU.

    (Lachen bei der SPD und den GRÜNEN) Auch diese Bürde laden wir uns auf.

    Meine Damen und Herren, ohne diese Regierungskoalition wäre die Bundesrepublik ohne Alternative. Das ist der Grund, warum wir diese Regierung fortsetzen wollen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN — Jungmann [SPD]: Da lacht selbst der Kohl!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Schily.

(Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Die Abschiedsrede!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Otto Schily


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Bangemann, ich glaube, Sie haben hier ein paar Urkunden liegengelassen, die Sie vielleicht noch brauchen.

    (Conradi [SPD]: Spendenbescheinigungen! — Bundesminister Dr. Bangemann: Wenn Sie sie lesen, Herr Schily, dient das Ihrer Information!)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Halbzeitbilanz, die uns heute vormittag mit dem üblichen Wortweihrauch — es überrascht mich nicht, daß sich Herr Waigel wieder als Weihrauchschwenker besonders hervorgetan hat —

    (Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    dargeboten wurde, kann sich — da stimme ich seltsamerweise mit Herrn Waigel überein — gewiß sehen lassen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da ist er aber in schlechter Gesellschaft!)

    aber wohl nur in den Augen jener, mit denen sich der Bundeskanzler seit Jahrzehnten verbunden weiß. Auf den freundlichen Beifall der Flicks, Horten und Konsorten werden Sie rechnen können.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Sie haben von der Politik der gewendeten Regierung kräftig profitiert. Hohe Aktienkurse, Traumdividenden, steigende Unternehmergewinne, Steuerentlastungen zugusnten jener großindustriellen Kreise: Wer sollte dort über die für sie so überaus segensreiche Tätigkeit des von der Großindustrie spendierten Kanzlers nicht äußerst zufrieden sein!

    (Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Ihre Ausbildung ist auch von der Großindustrie finanziert!)

    Deshalb ist es sicherlich kein Zufall, daß einer ihrer Exponenten, Friedrich Karl Flick, kürzlich weitere Belohnungen für das musterhafte Betragen der Bundesregierung ankündigte.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Nach zwei Jahren Regierungszeit ist es überdeutlich geworden, welchen Interessen Sie verpflichtet sind, Herr Bundeskanzler, als Kanzler der Großindustrie, der die Solidarität mit dem Volk der Kumpanei mit dem großen Geld opfert. Darin werden wir uns durch die Schmuckblattsprache, durch allerlei politische Garnituren nicht täuschen lassen. Sie feiern zum hundertsten Male den sogenannten Aufschwung und brüsten sich mit der Ihnen eigenen dröhnenden Selbstgerechtigkeit, Sie hätten die Staatsfinanzen saniert.

    (Zuruf von den GRÜNEN)

    Wer an der Wirklichkeit nicht vorbeigeht, weiß, daß dies alles fauler Zauber ist. In Ihrer Regierungserklärung am 4. Mai 1983 haben Sie die Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit als die Aufgabe Nummer eins bezeichnet und angekündigt, daß der Abbau der Arbeitslosigkeit einer der Schwerpunkte der Arbeit der Bundesregierung sein werde. Inzwischen sind Sie sehr viel kleinlauter geworden und sprechen nur noch davon, ob es gelungen sei, den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu stoppen oder mindestens zu bremsen.
    Eines ist offenkundig: Die Bundesregierung hat bei der sich selbst gestellten Aufgabe Nummer eins rundum versagt.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)




    Schily
    Selbst Ihr Einfallsreichtum beim Erfinden immer neuer Ausreden scheint inzwischen verkümmert. Die dramatische Entwicklung der Arbeitslosigkeit hat Sie nicht veranlaßt, Ihre Konzepte zu überprüfen — oder richtiger gesagt: Ihre Konzeptionslosigkeit zu überwinden —, sich von Ihren Vorurteilen zu befreien und sich mit den Vorschlägen der GRÜNEN im Bund und in den Ländern, von Bürgerinitiativen und alternativen Wissenschaftlern auseinanderzusetzen, mit denen der Massenarbeitslosigkeit wirksam begegnet werden könnte.
    Seit 1982 gibt es in der Bundesrepublik — daran gibt es nichts herumzudeuteln — einen sprunghaften Anstieg von offener und verdeckter Arbeitslosigkeit. Die offene Arbeitslosigkeit, also die Zahl der Arbeitssuchenden, die bei den Arbeitsämtern gemeldet sind, stieg von 1982 von 1,83 Millionen bis zum Jahre 1984 um 440 000 auf 2,27 Millionen. Bei der verdeckten Arbeitslosigkeit gab es einen Anstieg von 0,95 Millionen im Jahre 1982 auf 1,35 Millionen im Jahr 1984. Das sind in diesem Bereich 400 000 Arbeitssuchende mehr.
    Insgesamt hat sich somit die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der offenen und verdeckten Arbeitslosigkeit während der zweijährigen Regierungszeit von Bundeskanzler Kohl um rund 850 000 Menschen vergrößert. Das sind 850 000 Einzelschicksale, meine Damen und Herren. Ich sage das, damit wir uns dieser Zahl wirklich bewußt sind.
    Besonders deprimierend ist die Tatsache, daß in verstärktem Maße Jugendliche von der Arbeitslosigkeit betroffen sind. In seiner Regierungserklärung vom 4. Mai 1983 wußte Bundeskanzler Kohl zu berichten, daß es sich bei der Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit nicht nur um ein wirtschaftliches Problem, sondern vor allem um ein Gebot der Mitmenschlichkeit handele. Richtig — aber wo bleibt die Mitmenschlichkeit gegenüber den Hunderttausenden junger Menschen, die keinen Arbeitsplatz finden können? Bei Jugendlichen bis zum Alter von 24 Jahren hat sich die offene Arbeitslosigkeit von 533 000 im Dezember 1982 bis zum Dezember 1984 auf 573 000 gesteigert. Das sind 40 000 Arbeitssuchende mehr. Die verdeckte Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen in diesem Altersbereich schätzt der Deutsche Gewerkschaftsbund auf rund 1 Million.
    Alarmierend ist auch der Anstieg — und das sollte unsere besondere Sorge ausmachen — der Quote der Langzeitarbeitslosen. Während im Jahre 1980 der Anteil der langfristig Arbeitslosen — ein Jahr und länger arbeitslos — noch bei einem Sechstel der gemeldeten Arbeitslosen lag, war im September 1984 bereits ein Drittel der Arbeitslosen von langfristiger Erwerbslosigkeit betroffen.
    Es gibt wenig Arbeit, aber viel zu tun, hat Heinrich Böll gesagt. Durch ihre Untätigkeit und ihre Bindung an großindustrielle Interessen läßt die Bundesregierung die schöpferischen Kräfte nicht zuletzt junger Menschen brachliegen, obwohl es wichtige gesellschaftliche Aufgaben in Hülle und Fülle gibt,

    (Mann [GRÜNE]: So ist es!)

    für die diese Menschen gebraucht werden: im sozialen Bereich, im Umweltbereich, in der Landwirtschaft, wenn sie naturerhaltend und nicht naturzerstörend betrieben wird,

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Davon verstehen gerade Sie etwas!)

    in der alternativen Forschung und Technologie und bei der Entwicklung und Erhaltung umweltverträglicher Verkehrssysteme, um nur einige Beispiele zu nennen.
    Die Bundesregierung rühmt sich der Sanierung der Staatsfinanzen. Aber die Frage ist: Wer hat sich auf wessen Kosten saniert? Die Bundesregierung präsentiert uns Zahlen, ohne die Kosten zu nennen, ohne diejenigen zu erwähnen, in deren Taschen sie gegriffen hat. Durch finanz- und steuerpolitische Maßnahmen hat die Bundesregierung in den Jahren 1982 bis 1984 eine Umverteilung in gigantischem Ausmaß vorgenommen, die den Armen nimmt und den Reichen gibt. Der Bundeskanzler mag sich damit als Prokurist der Großindustrie ausweisen; der Kanzler der kleinen Leute ist er nicht.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    220 Milliarden DM sind in den Jahren 1982 bis 1984 zu Lasten der sozial Schwächeren, der Frauen, Kinder, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslosen, Behinderten, Rentner, Schüler und Studenten, zu Lasten der unteren Einkommensschichten verschoben worden. 180 Milliarden DM wurden den sozial Schwächeren an Mehrbelastung auferlegt, während den Unternehmern und dem Staat Entlastungen

    (Kolb [CDU/CSU]: Sie leben auf dem falschen Stern!)

    in Höhe von 40 Milliarden DM zugute kamen.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Sie verwechseln die Nullen! Eine Null verwechselt die Nullen!)

    Wir sagen dazu: Zu dieser Art von Umverteilung haben Sie zwar gegenwärtig die Macht, aber nicht das geringste Recht. Denn Sie verwalten keine schwarze Kasse oder ähnliches, sondern Sie verwalten das Geld, das vom Volk aufgebracht wurde und das Sie auch in dessen Interesse zu verwenden haben.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Ihr verweigert doch die Steuerzahlungen!)

    Wenn Sie sich als Handlungsbevollmächtigter der Großindustrie profilieren wollen, Herr Bundeskanzler, sollten Sie nach anderen Gelegenheiten Ausschau halten. Das Amt des Bundeskanzlers taugt nicht dazu. Eine Politik jedenfalls, die den vorgeblichen Aufschwung damit erkauft, daß sie die sozial Schwächeren ins Abseits und in die Armut verabschiedet, sollte wenigstens nicht das Etikett „christlich" für sich in Anspruch nehmen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Denn eines sollte uns bewußt sein: Die Güte einer Gesellschaft — im Wortsinn: die Güte einer Gesell-



    Schily
    schaft — bemißt sich nicht danach, wieviel Reichturn ein einzelner Mensch zusammenraffen kann, sondern danach, wieviel Armut sie zuläßt.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU])

    Wenn über Verringerung der Staatsverschuldung geredet wird, sollte nicht übersehen werden, daß der Anstieg der Verschuldung des Staates zwar verringert werden konnte, dafür aber die Verschuldung bei den unteren Einkommensgruppen erhöht wurde.
    Beschämend ist nicht zuletzt, daß die Bundesregierung ihrer Verantwortung gegenüber der älteren Generation nicht gerecht wird. Die grassierende Altersarmut ist eine Anklage der Versäumnisse der Bundesregierung im sozialen Bereich.

    (Berger [CDU/CSU]: Die Renten sind höher als je zuvor!)

    Circa zwei Millionen alte Menschen, vor allem alte Frauen, müssen ihr Leben von Einkommen im Sozialhilferahmen fristen. Die eklatante Benachteiligung von Frauen im Rentenrecht, das Fehlen einer eigenständigen Alterssicherung für Frauen, die Versäumnisse in der Familienpolitik, insbesondere die Benachteiligung von Alleinerziehenden und Nichtverheirateten: Das sind die sozialen Realitäten, die von Aufschwungduselei nicht übertönt werden können.
    Die Bundesregierung hat es nicht vermocht, mit der Rentenversicherung ins reine zu kommen. Sie hat die Tradition früherer Bundesregierungen fortgesetzt, die unheilvolle Tradition, den Rentenversicherungsträgern Milliardenbeträge zu entwenden, indem der Rentenversicherung beitragsfremde Leistungen auferlegt wurden. Die chronische Finanzkrise der Rentenversicherung wurde auf diese Weise nicht bereinigt. Die gigantische Summe von 150 Milliarden DM ist seit 1957 auf diese Weise den Rentnern entzogen worden, während Selbständige und Beamte von einem entsprechenden Solidaropfer verschont blieben.
    Da sich die Probleme der Rentenversicherung bis zum Jahre 2000 drastisch verschärfen werden, sollte sich die Bundesregierung nicht länger gegenüber den Vorschlägen der GRÜNEN taub stellen, die von folgenden drei Grundsätzen ausgehen: erstens eine vom früheren Erwerbsleben unabhängige Grundrente von mindestens 1 000 DM ab dem 60. Lebens-j ahr, zweitens eine eigenständige Alterssicherung für Frauen und drittens eine einheitliche Rentenversicherung für die gesamte Bevölkerung unter Einschluß der Beamten, Selbständigen, Freiberufler, Landwirte und anderen. Daß eine solche Rentenstruktur finanzierbar ist, haben wir jüngst durch die Vorlage eines Gutachtens des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin nachgewiesen.
    Aber nicht nur die sozialen Kosten der verfehlten Aufschwungspolitik fehlen in der Bilanz der Bundesregierung — soziale Kosten, von denen hier nur stichwortartig und ohne Anspruch auf Vollständigkeit gesprochen werden konnte —; ebenso gravierend sind die ökologischen Kosten, die das unmittelbare und mittelbare Resultat Ihrer Politik sind. Die fortschreitende Verseuchung von Wasser, Luft und Erde scheint Sie kaum zu beunruhigen. Das Siechtum unserer Wälder — eine der größten ökologischen Katastrophen in Mitteleuropa — läßt in Ihnen keine Alarmstimmung aufkommen. Selbst daß der Alpenverein jüngst davor gewarnt hat, daß ganze Alpenregionen unbewohnbar und zerstört werden könnten, und selbst die Warnung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, es werde schon 1990 — meine Damen und Herren, das ist in fünf Jahren — nur noch sterbende Wälder geben, wenn nicht sofort drastische Maßnahmen ergriffen werden, bleiben von Ihnen ungehört.
    Ihre Umweltpolitik, Herr Bundeskanzler, ist ein einziges Fiasko. Sie haben es zugelassen, daß die größte Dreckschleuder der Nation, das Kraftwerk Buschhaus, in Betrieb gehen darf. Das Tohuwabohu bei der Abgasentgiftung von Kraftfahrzeugen ist so niederschmetternd, daß es kaum noch einer Kommentierung bedarf.

    (Link [Diepholz] [CDU/CSU]: Keine Ahnung!)

    Bei der Entschwefelung und Entstickung von Großkraftwerken sind Sie nur millimeterweise vorangekommen.

    (Link [Diepholz] [CDU/CSU]: Wider besseres Wissen reden Sie hier!)

    Warum haben Sie sich den Forderungen der GRÜNEN in den Weg gestellt, wenigstens vorläufig auf die Verkabelung der Republik zu verzichten und die Milliardensummen, die dafür verschwendet werden, sinnvoll für die Entschwefelung und Entstickung aller Kraftwerke einzusetzen?

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Was liegt Ihnen — darauf wollen wir eine Antwort — näher am Herzen, die Verkabelung der Republik oder die Erhaltung der deutschen Wälder? Darauf will das Volk eine Antwort. Darauf haben Sie eine Antwort zu geben!

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Schwachsinn ist das!)

    Oder kann sich der Bundeskanzler seinem Souffleur, jenem schwarz-schillernden Bundespostminister nicht entziehen, der auf seine eigene Weise für Sonnenschein sorgen will?

    (Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Das geht aber unter die Gürtellinie!)

    Warum bringt es die Bundesregierung nicht über sich, eine Geschwindigkeitsbeschränkung für Kraftfahrzeuge einzuführen? Warum kann sich die Bundesregierung nur für ein einziges Tempolimit erwärmen, nämlich die Einhaltung eines Schnek-



    Schily
    kentempos bei der Einführung umweltschonender Techniken?

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Angesichts der Zuspitzung der Naturzerstörung mit allen ihren unmittelbaren und mittelbaren Gefahren für das menschliche Leben und die menschliche Gesundheit sind Behäbigkeit und feiste Selbstzufriedenheit nicht mehr angebracht. Warum haben Sie sich den Vorschlägen der GRÜNEN zur Reinhaltung der Luft, zur Verbesserung der Wasser- und Abfallwirtschaft und des Bodenschutzes, zum Schutz der Verbraucher vor giftigen Chemikalien in Haushalt und Wohnung und den Vorschlägen zur Konversionsförderung in der Chemieindustrie durch umfassende Bewertung chemischer Produkte und Produktionsverfahren entgegengestellt? Warum widersetzen Sie sich den Vorschlägen der GRÜNEN zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft, wenn Sie wissen oder wenigstens wissen könnten, daß ökologische Landwirtschaft Arbeitsplätze erhält und schafft, zugleich aber die Natur bewahrt und uns vor der Vergiftung von Wasser, Luft und Boden schützt?

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Warum stellen Sie sich der Umschichtung von Finanzmitteln aus dem Straßen- und Kanalbau zur Stärkung der umweltfreundlichen Deutschen Bundesbahn entgegen?

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Warum betreiben Sie statt dessen Streckenstillegungen und Entlassungen im Bereich der Bundesbahn?

    (Bohl [CDU/CSU]: Erzählen Sie etwas von Frau Nickels, Sex mit Kindern!)

    Rund 24 000 Arbeitsplätze sind in den vergangenen zwei Jahren — das können Sie sich ruhig auch einmal anhören, Herr Bohl — bei der Bundesbahn verlorengegangen; weitere 60 000 Arbeitsplätze sollen bis 1990 nach Ihren Plänen abgebaut werden. Ist das Ihr Beitrag zum Umweltschutz und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit? Das frage ich Sie.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Warum haben Sie dem Programm der GRÜNEN für eine umweltfreundliche Energieversorgung zur Förderung energiesparender Technologien und Produkte Ihre Zustimmung versagt?

    (Berger [CDU/CSU]: Weil es die Umwelt belastet hätte! Weil Sie die Umwelt belasten wollen!)

    Es ist billiger. Welche Interessen leiten Sie, wenn Sie statt dessen das Geld des Volkes für Sackgassentechniken verschwenden? Längst hat sich herumgesprochen, daß die sogenannte friedliche Atomenergie nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch aus ökonomischen Gründen nicht zu verantworten ist. Gleichwohl halten Sie sogar an den schlimmsten Atomprojekten, dem Schnellen Brüter in Kalkar und der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, krampfhaft fest, unbeeindruckt von Bürgerinitiativen und Expertenmeinungen, unbeeindruckt davon, daß sogar in den Vereinigten Staaten von Amerika bis zum Jahre 2000 kein AKW mehr gebaut wird. Daß die Sozialdemokraten diesen starren und unheilvollen Kurs bedauerlicherweise mit ihrem üblichen Jein begleiten, beweist uns einmal mehr, wo im Bundestag und in den Ländern die wirkliche Opposition zu finden ist, nämlich bei den GRÜNEN.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung hat in der Umweltpolitik nichts ausgerichtet, sie hat nur sehr viel angerichtet. Wenn Ihnen aber, Herr Bundeskanzler, die Erkenntnis nicht unmittelbar zugänglich ist, daß wir die Natur und die Naturzusammenhänge in unserem Handeln berücksichtigen müssen, sollten Sie mindestens in Ihrem bewirtschafteten Denken anerkennen, daß Naturzerstörung und Naturbelastung stets auch wirtschaftliche Auswirkungen haben. Vielen von uns wird heute nicht mehr bewußt, daß die Zuwachsraten bei der Steigerung des Bruttosozialprodukts, das Sie als vermeintliches wirtschaftliches Gedeihen beurteilen, im wesentlichen nur noch zur oberflächlichen und unzureichenden Reparatur der durch das Industriesystem verursachten Schäden dienen. Die Langzeitschäden, Gesundheitsschäden, Schäden in der Pflanzen- und Tierwelt, Schäden an Gebäuden und Materialien, Schäden an Baudenkmälern und Kunstwerken bleiben außerhalb der wirtschaftlichen Erfolgsrechnung.
    Aber das ist kein wahrer Wohlstand, der zur Steigerung der Dividenden bei Hoechst und BASF führt, wenn gleichzeitig Gifthypotheken in den Mülldeponien und Abfallhalden ins Unermeßliche aufgetürmt werden, für die wir und spätere Generationen die Zeche zahlen sollen. Es entlastet Sie nicht, Herr Bundeskanzler, daß anderswo von sozialdemokratischen Landesregierungen, die sich auf eine absolute Mehrheit stützen können, eine ähnlich verderbliche Politik betrieben wurde und wird.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Vermutlich kommt es nicht von ungefähr, daß sich der Bundeskanzler vor allem auch im Bereich der Chemieindustrie gegen ein Entgiftungsprogramm sperrt, obwohl in der Bundesrepublik — dem Land mit der höchsten Chemiedichte der Welt — mit der Umstellung der Produktion und der Produkte auf Verfahren, die sich den natürlichen Stoffkreisläufen einfügen, schleunigst begonnen werden sollte. Umwelt, Sozialpolitik und Wirtschaft gehören zusammen. Wenn die Vorschläge der GRÜNEN ernst genommen werden,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Welche?)

    dann haben wir einen ökologischen Wohlstand, der den wahren Lebensbedürfnissen der Menschen gerecht wird.

    (Beifall bei den GRÜNEN)




    Schily
    In ihrer Regierungserklärung hatte die Bundesregierung versprochen — sie hat dieses Versprechen mehrfach erneuert —, sie wolle Frieden schaffen mit immer weniger Waffen. Sie hat dieses Versprechen ebensowenig eingelöst wie ihre Versprechen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Umweltzerstörung. Keine einzige originäre Abrüstungsinitiative, keinen einzigen originären Abrüstungsgedanken hat der Bundeskanzler bisher zustande gebracht. Er war stets nur der Mitläufer und Nachläufer von Aufrüstungsinitiativen. Er trägt die Verantwortung für die Aufstellung neuer für die Bundesrepublik, Europa und die ganze Menschheit existenzbedrohender offensiver Raketensysteme auf dem Boden der Bundesrepublik.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Er befürwortet eine verstärkte Aufrüstung auf der Grundlage des Offensivkonzepts des Rogers-Plans, und er macht sich zum Fürsprecher der sogenannten Strategischen Verteidigungsinitiative, die das Wettrüsten in das Weltall ausdehnt und das Wettrüsten auf der Erde aufs Neue anheizen wird.
    Ist das Frieden mit weniger Waffen? Ist es Frieden mit immer weniger Waffen, wenn die Rüstungsexporte aus der Bundesrepublik insbesondere auch in Gebiete der Dritten Welt und in Krisenregionen während der Regierungszeit Kohl erheblich gesteigert wurden? Ist es Frieden mit immer weniger Waffen, wenn nach Schätzungen der Vereinten Nationen im Jahre 1984 weltweit mehr als 800 Milliarden DM für militärische Zwecke ausgegeben werden und wenn die Bundesrepublik den traurigen Ruhm für sich beanspruchen kann, in der Weltrangliste der Staaten, die ihre Finanzen für Rüstungsausgaben vergeuden, neben den USA, der Sowjetunion, Großbritannien, China und Frankreich die sechste Stelle einzunehmen? Bemerken Sie nicht, wohin Sie sich verrannt haben, wenn Sie sich vergegenwärtigen, daß allein die Forschung entsprechend der Zielsetzung des SDI-Programms 26 Milliarden Dollar verschlingen wird und die volle Abwicklung des SDI-Programms insgesamt zwischen 100 Milliarden DM und 1 000 Milliarden DM kosten soll? Wollen Sie allen Ernstes der Devise folgen, es bedürfe militärischer Forschungsprogramme, um den technischen Fortschritt im zivilen Bereich voranzubringen? Wie heruntergekommen ist die Moral, wie heruntergekommen muß die Moral der Menschen sein,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Reden Sie doch nicht von Moral!)

    wenn sie nicht die Infamie einer solchen Behauptung durchschauen können.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Nicht diejenigen sind unmoralisch, die sich gegen die Strategische Verteidigungsinitiative wenden, Herr Bundeskanzler und Herr Geißler — abgesehen davon, daß Sie damit eine Reihe westlicher Regierungen verleumden —, unmoralisch und sicherheitsgefährdend, um nicht zu sagen sicherheitszerstörend ist es, den Wahnsinn des Wettrüstens fortzusetzen, während Millionen Menschen auf unserem Planeten den Hungertod erleiden müssen. Das
    Wettrüsten ist ein Verbrechen. Dies stets zu wiederholen, ist unsere Aufgabe und unsere Verpflichtung.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Es ist zuallererst ein Verbrechen an den Völkern der Dritten Welt, weil sie davon zuallererst betroffen sind.
    Herr Bundeskanzler, wenn Sie schon nicht auf uns hören wollen, daß Abrüstung zuerst bei uns konkret und entschlossen begonnen werden muß entsprechend der Aufforderung von Franz Alt: Einer muß anfangen aufzuhören, so sollten Sie wenigstens den Vorschlägen der „Internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi" folgen, die dazu jüngst einen sehr vernünftigen Dreistufenplan publiziert hat. Sicherheit werden die europäischen Völker nur in einem gesamteuropäischen Friedensbündnis über die Blockgrenzen hinweg finden, das der elementaren Friedenssehnsucht der Menschen entspricht und der Kultur, der Wirtschaft und der Politik im europäischen Raum zu Eigenständigkeit verhilft und die Zusammenarbeit mit den Völkern der Dritten Welt auf eine neue solidarische Grundlage stellt.
    Was über die Inhalte der Politik des Bundeskanzlers zu sagen war, ist zugleich ein Urteil über seinen Anspruch einer geistig- moralischen Erneuerung. Es lag nahe, in diesem Zusammenhang auf eines der trübsten Kapitel seiner politischen Geschichte, wie sie auch in den zwei Jahren seiner Regierungszeit zum Vorschein gekommen ist, einzugehen, aber ich will das an dieser Stelle unterlassen. Dazu wird zu anderer Zeit Gelegenheit sein.
    Aber haben Sie im Vorfeld und im Zusammenhang der Gedenktage aus Anlaß der Befreiung von der Nazischreckensherrschaft einmal darüber nachgedacht, Herr Bundeskanzler, welchen Gönner Sie sich in der Person von Herrn Flick auserkoren hatten, welche geschichtliche Kontinuität am Werke war? Hat Sie der Gedanke je einmal betroffen gemacht, daß Flick seinen Profit aus einem verbrecherischen Krieg und aus der Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Europa gezogen hat, daß dieser Profit Grundlage seines Nachkriegsvermögens war?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Woher haben Sie Ihren Profit gezogen?)

    Es sind in diesen Tagen viele Gesten zum Gestikulieren und Stolzieren verkommen,

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr!)

    aber es wäre eine stille und sogar wirkungsvolle Geste gewesen, wenn Sie Ihre guten Beziehungen zum Hause Flick dazu genutzt hätten, wenigstens nachträglich — und gewiß äußerst spät — die Firma Flick dazu zu bewegen, den KZ-Opfern, die Frondienste für die Firma Flick während der Naziherrschaft leisten mußten, eine Entschädigung zuzubilligen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)




    Schily
    Vermutlich sind Erwartungen in dieser Richtung hoffnungslos, wenn Sie es nicht einmal über sich bringen, den amerikanischen Präsidenten von dem Besuch in Bitburg abzuhalten, wenn Sie sich des Vermächtnisses von Dietrich Bonhoeffer zur Ermunterung der Profitphilosophie von Bankenvorständen bemächtigen.

    (Conradi [SPD]: Pfui Deibel!)