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    Plenarprotokoll 10/135 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 135. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 Inhalt: Gedenkworte für den verstorbenen Präsidenten der Föderativen Republik Brasilien, Tancrede Neves 9955 A Abwicklung und Erweiterung der Tagesordnung 9955B, 10042 C Wahl des Abg. Kastning zum Schriftführer als Nachfolger des Abg. Waltemathe . . 9955 D Bestimmung des Abg. Wimmer (Neuss) als Nachfolger des Abg. Weiskirch (Olpe) zum ordentlichen Mitglied und des Abg. Biehle als Nachfolger des Abg. Dr. Althammer zum stellvertretenden Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß 9955 D Wahl der Abg. Frau Kelly als Nachfolgerin des Abg. Vogt (Kaiserslautern) zum Mitglied und des Abg. Horacek zum Stellvertreter in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 9956 A Wahl des Abg. Vogel (München) zum beratenden Mitglied im Wahlprüfungsausschuß als Nachfolger des Abg. Fischer (Frankfurt) 9956 A Begrüßung einer Delegation der Nationalversammlung der Republik Kamerun . . 9978 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Zwischenbilanz über die Verwirklichung des Regierungsprogramms der Koalition der Mitte Dr. Kohl, Bundeskanzler . . . . 9956B, 10002 A Dr. Vogel SPD 9967 A Dr. Waigel CDU/CSU 9978 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 9985 D Schily GRÜNE 9992 B Dr. Posser, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 9997 B Frau Fuchs (Köln) SPD 10005 C Mischnick FDP 10006 C Ströbele GRÜNE 10007 B Namentliche Abstimmungen 10008 B Vizepräsident Stücklen . . . . 10011 C, 10031 A Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Mitzscherling, Dr. Hauchler, Bindig, Brück, Schanz, Frau Schmedt (Lengerich), Schluckebier, Dr. Müller-Emmert, Frau Luuk, Rapp (Göppingen), Dr. Holtz, Dr. Jens, Klose, Dr. Kübler, Frau Matthäus-Maier, Poß, Roth, Dr. Wieczorek, Huonker, Stiegler, Wolfram (Recklinghausen), Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Weltwirtschaftsgipfel in Bonn — Drucksachen 10/3078, 10/3229 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Vorlage eines jährlichen Berichts über die Kreditpolitik des Internationalen Währungsfonds und der Weltbankgruppe durch die Bundesregierung — Drucksache 10/2818 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Qualifizierte selbsthilfeorientierte Entschuldung der Länder Afrikas südlich der Sahara — Drucksache 10/3160 — Dr. Mitzscherling SPD 10031 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 10034 D Spilker CDU/CSU 10038C Volmer GRÜNE 10042 C Dr. Haussmann FDP 10044 C Dr. Wieczorek SPD 10047 D Dr. von Wartenberg CDU/CSU 10049 D Dr. Hauchler SPD 10050 D Dr. Hüsch CDU/CSU 10052 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Wohngeldgesetzes — Drucksache 10/3162 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Wohngeld- und Mietenbericht 1985 — Drucksache 10/3222 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung wohnungsrechtlicher Vorschriften (Wohnungsrechtsvereinfachungsgesetz 1984) — Drucksache 10/2913 — in Verbindung mit Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anderung des Gesetzes über den Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen und weiterer wohnungsrechtlicher Be - stimmungen — Drucksache 10/3203 — Dr. Schneider, Bundesminister BMBau . 10053 D Waltemathe SPD 10058 B Frau Rönsch CDU/CSU 10060 D Werner (Westerland) GRÜNE 10063 B Grünbeck FDP 10064 C Schmitt (Wiesbaden) SPD 10067 D Link (Frankfurt) CDU/CSU 10070 D Müntefering SPD 10073 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Einundzwanzigsten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 10/1286 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3242 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Schmidt (München), Bachmaier, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Klein (Dieburg), Dr. Kübler, Lambinus, Frau Renger, Schröder (Hannover), Dr. Schöfberger, Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Einundzwanzigsten Strafrechtsänderungsgesetzes — Drucksache 10/891 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/3242 — Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 10075 C Schmidt (München) SPD 10078 B Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 10081 D Mann GRÜNE 10083 B Kleinert (Hannover) FDP 10084 C Lowack CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 10086 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (Erklärung nach § 31 GO) 10086 B Namentliche Abstimmungen . . 10088A, 10090 C Ergebnis der Abstimmungen . . 10087D, 10090C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. September 1984 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kanada über die gegenseitige Unterstützung und die Zusammenarbeit ihrer Zollverwaltungen — Drucksache 10/2862 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3112 — 10089 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 28. Juni 1984 zur Änderung des am 18. März 1959 in Neu Delhi unterzeichneten Abkommens zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 III der Regierung der Republik Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Einkommens — Drucksache 10/2668 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/3098 — 10098 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über den Blei- und Benzolgehalt des Benzins Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 70/220/EWG über die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Maßnahmen gegen die Verunreinigung der Luft durch Abgase von Kraftfahrzeugmotoren — Drucksachen 10/1946 Nr. 39, 10/3154 — 10090A Beratung der Sammelübersicht 74 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3208 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 75 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3209 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 77 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/3264 — 10090 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Vogel, Dr. Apel, Frau Dr. Däubler-Gmelin, Dr. Ehmke (Bonn), Dr. Emmerlich, Frau Fuchs (Köln), Dr. Hauff, Roth, Dr. Schmude, Becker (Nienberge), Ewen, Jahn (Marburg), Porzner, Frau Dr. Timm, Bindig, Dr. Jens, Lambinus, Reuter, Frau Schmedt (Lengerich), Frau Dr. SkarpelisSperk, Frau Steinhauer und der Fraktion der SPD Mißbilligung von SS-Traditionstreffen — Drucksache 10/3196 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP Bekämpfung des politischen Extremismus — Drucksache 10/3238 — Waltemathe SPD 10092 D Klein (München) CDU/CSU 10094 B Bueb GRÜNE 10096A Mischnick FDP 10097 B Porzner SPD (zur GO) 10098A Bueb GRÜNE (zur GO) 10098 D Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Nickels, Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN Umweltauswirkungen des Braunkohletagebaues — Drucksachen 10/2743, 10/2921 — . . . 10098 D Fragestunde — Drucksache 10/3226 vom 19. April 1985 — Erklärung von Städten und Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland und in Staaten des Warschauer Pakts zu atomwaffenfreien Zonen MdlAnfr 79, 80 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 10011 D ZusFr Dr. Schroeder (Freiburg) CDU/CSU 10011D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 10012A ZusFr Mann GRÜNE 10012 C ZusFr Dr. Sperling SPD 10013A ZusFr Broll CDU/CSU 10013A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 10013 B ZusFr Waltemathe SPD 10013 B ZusFr Lambinus SPD 10014A ZusFr Eigen CDU/CSU 10014 B ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 10014 D Erzwingung von Auskünften bei der Einreise einer FDJ-Delegation in das Bundesgebiet MdlAnfr 81, 82 19.04.85 Drs 10/3226 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10015A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 10015 B ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 10015 D ZusFr Dr. Sperling SPD 10016 B ZusFr Lambinus SPD 10016 B Unfalleinsatz- und Katastrophenpläne für schwere Unfälle beim Transport chemischer Güter MdlAnfr 84 19.04.85 Drs 10/3226 Reimann SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10016C ZusFr Reimann SPD 10016 D IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 Ausstattung des erweiterten Katastrophenschutzes mit unzureichenden Fahrzeugen MdlAnfr 85 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Nöbel SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10017 B ZusFr Dr. Nöbel SPD 10017 B Unzureichende Personen-Transportkapazität der Fahrzeuge des Fernmeldedienstes MdlAnfr 28 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Nöbel SPD Antw PStSekr Spranger BMI 10017 D ZusFr Dr. Nöbel SPD 10017 D Einflußnahme orthodoxer Kommunisten auf die Vorbereitungen der Ostermärsche MdlAnfr 86, 87 19.04.85 Drs 10/3226 Clemens CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 10018A ZusFr Dr. Sperling SPD 10018 B ZusFr Mann GRÜNE 10018 B ZusFr Eigen CDU/CSU 10018 C ZusFr Waltemathe SPD 10018 D ZusFr Dr. Hirsch FDP 10019A ZusFr Hornung CDU/CSU 10019 B ZusFr Lambinus SPD 10019 B ZusFr Tietjen SPD 10019 C ZusFr Heistermann SPD 10019 D ZusFr Schily GRÜNE 10019 D ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 10020 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 10021 B ZusFr Broll CDU/CSU 10021 C ZusFr Dr. Schierholz GRÜNE 10021 D Äußerungen des VW-Vorstandsmitglieds Prof. Fiala zu den Auswirkungen der Brüsseler Beschlüsse auf den Absatz umweltfreundlicher Kraftfahrzeuge MdlAnfr 6 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Laufs CDU/CSU Antw PStSekr Spranger BMI 10021 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 10022A Reaktion der Bundesrepublik Deutschland auf den Mord an Frau Rosario Godoy, an ihrem Sohn und ihrem Bruder am 5. April 1985 nahe Guatemala City MdlAnfr 53 19.04.85 Drs 10/3226 Waltemathe SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 10022 C ZusFr Waltemathe SPD 10022 D ZusFr Duve SPD 10023A ZusFr Bindig SPD 10023 B Humanitäre Kontakte des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit zur Organisation der Familien Verschwundener (Apoyo Mutuo) in Guatemala MdlAnfr 54, 55 19.04.85 Drs 10/3226 Duve SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 10023 D ZusFr Duve SPD 10023 D ZusFr Ströbele GRÜNE 10024 C ZusFr Waltemathe SPD 10024 D Senkung des deutschen Beitrags zum Welternährungsprogramm MdlAnfr 57 19.04.85 Drs 10/3226 Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 10025 B ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 10025 D ZusFr Tietjen SPD 10026 A ZusFr Eigen CDU/CSU 10026 B Auffassung des Bundeskanzlers über die Praxis der verdeckten Parteienfinanzierung über „Spendenwaschanlagen" MdlAnfr 58, 59 19.04.85 Drs 10/3226 Dr. Schmude SPD Antw StMin Vogel BK 10026 D ZusFr Dr. Schmude SPD 10027 A ZusFr Ströbele GRÜNE 10027 C ZusFr Schily GRÜNE 10027 C ZusFr Dr. Hüsch CDU/CSU 10027 D ZusFr Bindig SPD 10028A ZusFr Lambinus SPD 10028 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 10028 B ZusFr Dr. Sperling SPD 10028 B ZusFr Bohl CDU/CSU 10028 C ZusFr Dr. Langner CDU/CSU 10028 D ZusFr Mann GRÜNE 10028 D ZusFr Urbaniak SPD 10029 A ZusFr Dr. Struck SPD 10029 B Nächste Sitzung 10099 A Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 10101*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 25. April 1985 9955 135. Sitzung Bonn, den 25. April 1985 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 26. 4. Antretter* 25. 4. Bastian 26. 4. Böhm (Melsungen) * 26. 4. Brandt 26. 4. Büchner (Speyer) * 26. 4. Dr. von Bülow 25. 4. Dr. Ehmke (Bonn) 26. 4. Dr. Enders* 26. 4. Ertl 26. 4. Dr. Faltlhauser 26. 4. Frau Fischer* 26. 4. Gerstein 26. 4. Gerstl (Passau) * 25. 4. Glos 26. 4. Dr. Haack 26. 4. Haase (Fürth)** 26. 4. Dr. Hackel* 26. 4. Dr. Holtz* 26. 4. Jäger (Wangen) * 26. 4. Frau Kelly 26. 4. Kittelmann* 26. 4. Dr. Klejdzinski 26. 4. Dr. Köhler (Duisburg) 26. 4. Dr.-Ing. Laermann 26. 4. Dr. Graf Lambsdorff 26. 4. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lemmrich* 26. 4. Lenzer* 26. 4. Dr. Müller** 26.4. Neumann (Bramsche) * 26. 4. Reddemann* 26. 4. Frau Renger 26. 4. Repnik 26. 4. Reuschenbach 26. 4. Dr. Rumpf* 26. 4. Schäfer (Offenburg) 26. 4. Dr. Scheer* 26. 4. Schmidt (Hamburg) 26. 4. Schreiner 26. 4. Schröder (Hannover) 26. 4. Schulte (Unna) * 26. 4. Schwarz* 26. 4. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim* 25. 4. Stockhausen 26. 4. Dr. Unland* 26. 4. Voigt (Sonthofen) 26. 4. Vosen 25. 4. Weisskirchen (Wiesloch) 25. 4. Dr. Wittmann 26. 4. Dr. Wulff* 26. 4. Zierer* 26. 4. Frau Zutt 26. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In dieser für heute erbetenen Regierungserklärung konzentriere ich mich ganz auf die Fragen, die die Bürger unseres Landes heute vor allem im Bereich der Wirtschaftspolitik, der Arbeitsmarktpolitik sowie der Sozial- und Gesellschaftspolitik bewegen. Zu den großen, auch kontroversen Themen der Außen- und Sicherheitspolitik, der Europapolitik und der Deutschlandpolitik habe ich in den letzten Monaten in Regierungserklärungen hier immer wieder Stellung genommen. Ich erinnere aus jüngster Zeit an meine Regierungserklärung letzter Woche zur amerikanischen Strategischen Verteidigungsinitiative und an den Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland. Über die Ergebnisse des Weltwirtschaftsgipfels hier in Bonn werde ich im Bundestag vermutlich in einer der Mai-Sitzungen berichten können.
    Ich will auch jetzt in diesem Abschnitt meiner Ausführungen auf einen Kommentar zu dem mir gerade vorgelegten Antrag der sozialdemokratischen Fraktion zur Vorbereitung des Besuchs des amerikanischen Präsidenten verzichten. Ich werde selbstverständlich im Verlauf der Debatte zu diesem Thema noch einmal Stellung beziehen.
    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, am 6. März 1983 haben die Wähler in der Bundesrepublik Deutschland der Koalition der Mitte, der Koalition von CDU/CSU und FDP, in einer klaren Mehrheit ihr Vertrauen ausgesprochen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Bindig [SPD]: Heute bereuen sie das!)

    Sie haben mit diesem Votum bei der Bundestagswahl dokumentiert, daß die Politik der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gescheitert war.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die Koalition der Mitte wurde gewählt, weil unsere Mitbürger einen neuen Anfang wollten. Sie setzten ihre Hoffnung auf unser Programm einer politischen Erneuerung, und sie taten gut dabei, wenn sie diese Hoffnung so zum Ausdruck brachten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Wir stehen jetzt in der Mitte der Legislaturperiode. Regierung und Koalition haben zur Halbzeit Bilanz gezogen. Punkt für Punkt haben wir den Stand unserer Arbeit an dem Regierungsprogramm gemessen, das ich namens der Koalitionsparteien am 4. Mai 1983 hier im Hohen Hause vorgetragen habe.
    Ich kann heute feststellen: Die Vorhaben des Regierungsprogramms sind zum größeren Teil bereits verwirklicht. Die übrigen Teile unseres Programms sind in Arbeit, sie werden zügig bis zum Ende der Legislaturperiode durchgeführt. Was wir angekündigt haben, machen wir wahr. Wir sind auf einem guten Weg. Es geht wieder aufwärts in der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Von Anfang an war unsere Politik notwendigerweise auch mittel- und langfristig angelegt. Wir wollen die Herausforderungen der Zukunft annehmen. Politik ist für uns mehr als ein permanentes Krisenmanagement. Wir wollen die Zukunft neu gestalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Wer eine solche Erblast hinterläßt, wie Sie das getan haben, darf sich nicht wundern, daß zunächst Krisen zu managen sind!

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die Leitgedanken unserer Politik habe ich in der Regierungserklärung am 4. Mai 1983 dargelegt. An diesen Zielen, an diesem Programm für eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht war und bleibt unsere Arbeit auch im Alltag der Entscheidungen orientiert.

    (Jungmann [SPD]: Na ja!)

    Wir werden dieses Programm Schritt für Schritt verwirklichen. Das gilt für alle Themen der Politik, auch für jene, die ich heute aus Zeitgründen nicht eigens ansprechen werde.



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, unser Programm ist darauf angelegt, zunächst die schwerwiegendsten Fehlentwicklungen zu korrigieren, damit neuer Handlungsspielraum geschaffen wird, um so die Fähigkeit zu gewinnen, die Herausforderungen der Zukunft bestehen zu können. Ich sagte bei meiner Regierungserklärung:
    Wir haben einen langen Weg vor uns. Keine Politik ist in der Lage, die Hypotheken der Vergangenheit kurzfristig zu tilgen und die Probleme schnell zu lösen.
    Die heutige Regierungserklärung hat den Sinn, eine Art Standortbestimmung vorzunehmen und über unsere Arbeit Rechenschaft zu geben im Blick auf zwei zentrale Ziele, die nur mittel- und langfristig zu verwirklichen sind: Es geht um die Behauptung unseres Ranges als einer der führenden Industrienationen der Welt, um die Gestaltung einer Gesellschaft mit menschlichem Gesicht.

    (Zuruf von den GRÜNEN)

    Mit der Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft sichern wir unseren Rang als eines der führenden Industrieländer.
    Als die Koalition der Mitte im Oktober 1982 die Regierungsverantwortung übernahm, befand sich das Land in der tiefsten Krise seiner Nachkriegsgeschichte.

    (Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, verantwortlich für diese Entwicklung in Deutschland ist vor allem die Sozialdemokratische Partei Deutschlands,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    die sich einmal mehr — das möchte ich Ihnen heute wiederum ins Stammbuch schreiben — als unfähig erwiesen hat, die Probleme einer modernen Industriegesellschaft zu lösen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es war doch Ihre verfehlte Politik, die die Wachstumskräfte unserer Wirtschaft gelähmt hat.

    (Zurufe von der SPD)

    Es war doch Ihre Politik, die dazu führte, daß die Arbeitslosigkeit dramatisch und scheinbar unaufhaltsam wuchs.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es war Ihre Politik, die zur Folge hatte, daß eine hohe Inflationsrate an den Einkommen von Arbeitnehmern, Rentnern und Sparern zehrte.

    (Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Tatsachen sind bekannt. Arbeitnehmer und Wirtschaft waren mit Steuern und Sozialabgaben überlastet.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Deswegen steigen die jetzt!)

    Der Staat war bis an die Grenze des Tragbaren überschuldet.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen und fortgesetzte Zurufe von der SPD — Dr. Hauff [SPD]: Aufhören!)

    — Meine Damen und Herren, lassen Sie die Kolleginnen und Kollegen der SPD nur lärmen. Das deutsche Publikum am Fernsehen erkennt, warum das so ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Lachen bei der SPD)

    Ich will den Satz wiederholen, weil er so zutreffend ist:

    (Lachen bei der SPD)

    Unser Staat war durch Ihre Politik bis an die Grenze des Tragbaren überschuldet.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft war in Gefahr. Unserem Land drohte der Absturz in die Zweitklassigkeit, der Verlust von Wohlstand und sozialer Sicherheit, und viele Menschen hatten Angst vor der Zukunft.

    (Zuruf von der SPD: Peinlich, peinlich!)

    Nur eine gewaltige politische Kraftanstrengung konnte dem Staat und der Wirtschaft den notwendigen Handlungsspielraum zurückgewinnen. Wir, die Koalition der Mitte, haben gehandelt. In der kurzen Frist von zweieinhalb Jahren haben wir erhebliche Fortschritte bei der Gesundung der Staatsfinanzen erreicht.

    (Zurufe von der SPD)

    Der Schuldenzuwachs wurde gebremst — für Sie ein unvorstellbarer Vorgang.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Erneute Zurufe von der SPD)

    Der Staatsanteil am Bruttosozialprodukt geht zurück. Der Staatshaushalt ist wieder solide finanziert. Das hat den Kapitalmarkt entlastet und den Zinsdruck abgeschwächt. Die Inflationsrate, meine Damen und Herren von der SPD, wurde halbiert. Die Preise sind wieder stabil wie zuletzt in den 60er Jahren. Das ist sozialer Erfolg unserer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Entwicklung hat neue Handlungsfähigkeit für den ganzen Staat, für den Bund, für die Länder und die Gemeinden, geschaffen. Sie hat die Rahmenbedingungen der Wirtschaft verbessert und stabilisiert.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Deswegen steigt die Arbeitslosigkeit!)

    Diese Politik ist auch allen Bürgern zugute gekommen, den Arbeitnehmern,

    (Zurufe von der SPD)

    den Rentnern, den Sparern.

    (Zurufe von der SPD)

    Eine Vorstellung, die mit sozialistischer Politik in der Tat nicht zu vereinbaren ist, ist verwirklicht: Erstmals seit 1981 hat das verfügbare Einkommen der Bürger sich wieder real vermehrt, hat real zugenommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Die ausufernde Staatsverschuldung konnten wir — das ist wahr — nur durch ein umfassendes Sparprogramm in den Griff bekommen.

    (Zurufe von der SPD)

    Aber nach Jahren einer unbezahlbar gewordenen Politik der Wohltaten und Gefälligkeiten war eben die Einschränkung staatlicher Leistungen unvermeidlich geworden. Unseren Bürgern wären manche Opfer erspart geblieben, wenn man zuvor nicht allzu großzügig über die Verhältnisse des Landes gewirtschaftet hätte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist auch wahr: diese Sparmaßnahmen haben viele Menschen empfindlich getroffen; aber die große Mehrheit von ihnen wußte und weiß, daß man eben nicht dauerhaft auf Kosten der Zukunft leben kann. Die Krise konnte damals nur durch eine solidarische Anstrengung überwunden werden.
    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sparen war und ist für uns kein Selbstzweck. Die Ausgabendisziplin des Staates und die Opfer der Bürger haben für die Politik des Landes neuen Handlungsspielraum gewonnen. Wir haben ihn genutzt zur Wiederbelebung unserer Wirtschaft.
    Wir konnten die steuerliche Belastung der Unternehmen spürbar verringern. Ich nenne die Reduzierung der Gewerbesteuer und der betrieblichen Vermögensbesteuerung.

    (Zurufe von der SPD)

    Ich erinnere an die Sonderabschreibung für kleine und mittlere Unternehmen sowie an die Verdoppelung des Verlustrücktrags.
    Mit der Förderung von Forschung und Entwicklung haben wir die Innovationskraft und damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft gestärkt. Ich nenne als Beispiele die Wiedereinführung der Sonderabschreibungen auf Investitionen für Forschung und Entwicklung, die verbesserte Förderung von Forschungspersonal — gerade auch in mittelständischen Unternehmen —, den umfassenden Ausbau des Technologietransfers zwischen Hochschulen und Industrien, den Modellversuch für technologieorientierte Unternehmensgründungen.
    Durch Umstellung auf indirekte Forschungsförderung geben wir den Unternehmen neue Chancen für Innovationsentscheidungen in eigener Verantwortung. Generell, meine Damen und Herren, unterstützt die Bundesregierung die Entwicklung zu mehr Selbständigkeit. Unser Programm zur Förderung von Existenzneugründungen ist eine Starthilfe für junge Leute, die sich etwas zutrauen und unternehmerische Initiative entfalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nach 14jährigem Stillstand hat die Koalition der Mitte die Vermögenspolitik wieder in Bewegung gebracht. Das eröffnet den Arbeitnehmern neue Perspektiven für mehr Selbständigkeit und Teilhabe am Produktivvermögen der Wirtschaft. Die Kapitalausstattung der Betriebe gewinnt an Substanz,
    wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Unternehmen Partner werden können. Beide, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, haben ein gemeinsames Interesse am Abbau überflüssiger staatlicher Reglementierung.
    Mit Rechtsvereinfachung und Entbürokratisierung im Wirtschafts- und Baurecht schaffen wir zugleich neuen Freiraum. Allein durch Änderungen im Wohnungsrecht können bei den Wohnungsbauförderungsämtern mehr als 500 000 Akten geschlossen werden. Wir wollen noch in dieser Legislaturperiode

    (Zurufe von der SPD)

    — ich bin sehr gespannt, meine Damen und Herren von der Opposition, wie dann Ihre Mitarbeit aussehen wird — ein neues Baugesetzbuch fertigstellen, damit Vorschriften reduziert und für den Bürger transparent und übersichtlich gemacht werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Ein großer Wurf! — Zurufe von der SPD)

    Die Verbesserung wichtiger Rahmenbedingungen war die entscheidende Voraussetzung für die Wiederbelebung unserer Wirtschaft, und der Erfolg gibt uns recht.

    (Zurufe von der SPD)

    Die Wachstumskrise unserer Wirtschaft ist überwunden. Das Bruttosozialprodukt, Ausdruck der volkswirtschaftlichen Leistung, wächst wieder. Und was entscheidend ist, meine Damen und Herren: Wir haben Wachstum bei stabilen Preisen, ein Erfolg, von dem Sie nur träumen konnten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Bei steigender Arbeitslosigkeit!)

    Die Ertragslage der Unternehmen hat sich erheblich verbessert.

    (Conradi [SPD]: Weiß Gott!)

    Ihre Investitionskraft ist gestärkt, und es wird wieder mehr investiert. Meine Damen und Herren, Sie konnten ja ohne große Probleme in diesen Tagen auf der Hannover-Messe, der größten Industrieschau der Welt, ganz konkret erfahren, wie die, die Verantwortung in den Betrieben tragen, die Lage tatsächlich einschätzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, unser Export hat sich günstig entwickelt. 1984 haben wir einen Rekordüberschuß im Außenhandel erzielt. Das hat — und jeder weiß dies, deswegen führe ich es auch an — natürlich auch mit dem für unsere Exportwirtschaft zur Zeit günstigen Dollarkurs zu tun.

    (Zurufe von der SPD)

    — Meine Damen und Herren, ich sage, wie es ist.

    (Zurufe von der SPD: Arbeitslose!)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Aus früheren Zeiten bin ich gewohnt, daß Sie solche Einschränkungen in Regierungserklärungen nie gemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aber Sie alle wissen: Über den Erfolg auf den Weltmärkten entscheidet nie allein der Preis. Qualität, technisches Niveau der Produkte und ein guter Service sind genauso wichtig. Mit einem Wort: Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren stark erholt. Dazu — und ich sage das dankbar und deutlich — haben sich auch maßvolle Lohnabschlüsse günstig eingefügt.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

    — Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, Herr Arbeitsminister a. D., zu Ihrer Zeit war das natürlich kein Credo für die deutsche Wirtschaftspolitik. Sie haben ausgegeben; anschaffen durften immer die anderen. Das war immer Ihre Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Widerspruch bei der SPD)

    Ich sage es noch einmal: Dazu haben maßvolle Lohnabschlüsse beigetragen. Das ist ein Verdienst der Arbeitgeber gleichermaßen wie kluger Gewerkschaftsführer.
    Inzwischen rentieren sich Anlagen in Sachkapital bereits wieder besser als inländische Wertpapiere. Damit, meine Damen und Herren, ist schon jetzt, zur Mitte der Legislaturperiode, deutlich, daß drei der vier grundlegenden Ziele für die Gesamtwirtschaft erreicht wurden: Wachstum, Preisstabilität und eine positive Bilanz in unserer Außenwirtschaft. Hier haben wir Ergebnisse erzielt, die von den wenigsten, von Ihnen in der Opposition schon gar nicht, vor zwei Jahren für denkbar gehalten wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Und heute sagt der Sachverständigenrat, daß Chancen für einen langen Aufschwung bestehen.
    Sorge bereitet uns immer noch die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Und es ist offenkundig, daß wir in diesem wichtigen, entscheidenden Feld der deutschen Innenpolitik

    (Duve [SPD]: Versagt haben!)

    noch lange nicht über den Berg sind. Zentrale Aufgabe dieser Legislaturperiode war und ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Massenarbeitslosigkeit — und das wissen Sie so gut wie ich — ist vor allem deswegen entstanden, weil es in den 70er Jahren versäumt worden ist, veraltete Wirtschaftsstrukturen rechtzeitig zu modernisieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, Sie alle sind jetzt wie ich am Abend fast Tag für Tag an Rhein und Ruhr unterwegs, und wenn Sie dort durch die Städte etwa des Ruhrgebiets fahren, wissen Sie, daß die veralteten Strukturen gerade in diesem Raum eben dringend einer Veränderung schon zum Ende der 60er und in den ganzen 70er Jahren bedurft hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn wir heute eine sehr ungute Diskussion in der Bundesrepublik haben, wenn davon gesprochen wird, daß die Bundesländer südlich der Main-Linie dem Norden und dem Westen der Bundesrepublik davonlaufen, dann haben wir alle daran keine Freude. Wir brauchen möglichst ausgeglichene Verhältnisse im Bundesgebiet. Aber diejenigen, die das jetzt kritisieren und seit 19 Jahren in Düsseldorf die Verantwortung tragen, sollen Rechenschaft geben, warum sie in diesem Jahrzehnt nichts getan haben.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Beifall bei der FDP — Dr. Spöri [SPD]: Was ist mit dem Saarland?)

    Diese Erfahrung wird besonders deutlich im Ruhrgebiet.

    (Zurufe von der SPD: Saarland!)

    Vom Revier gingen nach der Zerstörung 1945 viele der großen Aufbauleistungen für die Bundesrepublik aus. Einen beachtlichen Teil unseres Wohlstandes verdanken wir nicht zuletzt den Menschen an Rhein und Ruhr. Heute trägt das Ruhrgebiet besonders schwer an den Folgen der wirtschaftlichen Krise, weil diejenigen, die in den 70er Jahren vor allem in Düsseldorf die politische Verantwortung trugen, die notwendigen Strukturveränderungen verschlafen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die Leidtragenden sind die Menschen ohne Arbeit an der Ruhr.

    (Jungmann [SPD]: Saarland!)

    Das alles ist Ergebnis einer verfehlten Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik in entscheidenden Jahren. Meine Damen und Herren, jeder von uns weiß, daß die Massenarbeitslosigkeit nicht über Nacht entstanden ist und nicht über Nacht abzubauen ist. Wir wissen auch, daß der Abbau der Arbeitslosigkeit dem Aufschwung der Wirtschaft immer mit einem zeitlichen Verzug folgt.

    (Jungmann [SPD]: Der Verzug hat sich schon seit zwei Jahren verzogen!)

    Der Rückgang der Arbeitslosenquote stand nie am Anfang einer Aufschwungperiode. Nur eine wachsende Volkswirtschaft, deren Innovationskraft vom Staat ermutigt und unterstützt wird, kann die notwendigen neuen und zusätzlichen Arbeitsplätze schaffen.
    Wir haben wichtige Teilerfolge erzielt. Die Zahl der Kurzarbeiter ist von 1,2 Millionen auf 400 000 zurückgegangen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Auf ein Drittel!)

    Die Jugendarbeitslosigkeit ist jetzt niedriger als vor einem Jahr. Die Zahl der offenen Stellen nimmt zwar nur langsam, aber immerhin wieder zu. Vor allem geht die Zahl der Beschäftigten nicht mehr zurück. Sie steigt wieder an. Im Januar und Februar dieses Jahres war die Beschäftigung in der Industrie — genauer gesagt: im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe — erstmals seit September 1980 wieder höher als im Vorjahr. Dabei — das unter-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    schlage ich in gar keiner Weise — sind die großen Strukturprobleme in der Bauwirtschaft, die großen Sorgen, die wir in diesem wichtigen Sektor haben, unübersehbar.

    (Dr. Spöri [SPD]: Und was machen Sie?)

    Dennoch können wir feststellen: Auch in der Gesamtwirtschaft hat die Zahl der Beschäftigten Ende 1984 saisonbereinigt wieder zugenommen. Das zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Das sind doch bloß Sprüche!)

    Unsere Bürger haben nicht vergessen, daß die Arbeitslosigkeit von 1980 bis 1982 um rund eine Million steil angestiegen ist. Bereits 1984 haben wir den Anstieg praktisch zum Stillstand gebracht.

    (Jungmann [SPD]: 2,6 Millionen!)

    Wir haben 1985 eine gute Chance, daß die Arbeitslosigkeit endlich wieder abnimmt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren von der SPD, es mutet uns alle schon sehr eigenartig an, wenn Sie nach 13 Regierungsjahren

    (Dr. Spöri [SPD]: 16!)

    Massenarbeitslosigkeit hinterlassen und heute gegen uns polemisieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Kollege Vogel, vielleicht haben Sie die Freundlichkeit — Sie sprechen ja gleich nach mir —, auf Ihre Erklärung vom Februar 1983 vor der Bundestagswahl zurückzukommen, wo Sie sagten:
    Wenn Sie mich fragen, welchen Zeitraum ich brauche, um diesen Prozeß der weiter ansteigenden Arbeitslosigkeit zu bremsen und dann umzukehren, dann antworte ich, daß dies eine Aufgabe für eine volle Legislaturperiode sein wird.
    Sie haben damit recht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Mann [GRÜNE]: Wir werden ja sehen!)

    Wir, die Koalition der Mitte, FDP, CDU und CSU, haben bereits einmal — unmittelbar nach dem Krieg, zu Beginn der 50er Jahre — Massenarbeitslosigkeit in Deutschland erfolgreich bekämpft und beseitigt. Wenn Sie die Diskussion unserer Tage aufmerksam verfolgen, stellen Sie fest: Es sind im Prinzip die gleichen Grundlagen der Politik, die wieder gegeneinander stehen, damals vertreten durch Professor Nölting und Professor Erhard. Wer sich durchgesetzt hat, wer den Wiederaufstieg geschafft hat, zeigt die Geschichte. Sie wissen es so gut wie ich. Mit der Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft werden wir auch dieses Mal Erfolg haben, wie bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung strebt beides an: kurzfristige Hilfen für die betroffenen Arbeitnehmer und die Schaffung moderner und zukunftssicherer Arbeitsplätze.

    (Mann [GRÜNE]: Rationalisierung!)

    — Da würde ich an Ihrer Stelle beruhigt sein. Am Sonntag, dem 3. Februar 1987, haben wir Wahlen. Ich denke, die Wähler werden dann einen Rationalisierungseffekt bei Ihnen vornehmen, meine Damen und Herren.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir werden dann zwar bei Ihnen einige Arbeitslose mehr haben, aber es wird ein Segen für das Land sein; auch das will ich hinzufügen.
    Mehr als 11 Milliarden DM stellt die Bundesregierung 1985 für Kurzarbeitergeld, Arbeitsbeschaffung und berufliche Förderung zur Verfügung. Damit leisten wir — und Sie können das ja nachher zu widerlegen suchen — mehr als jede bisherige Bundesregierung.
    Auch die Rückkehrhilfen, meine Damen und Herren — und auch auf diesem Feld haben Sie in der Vergangenheit nun wirklich gar nichts gemacht —, für ausländische Arbeitnehmer tragen zur Entlastung unseres Arbeitsmarktes bei. 150 000 ausländische Arbeitnehmer — zusammen mit ihren Familienangehörigen sind das weit über 300 000 Menschen — haben dieses Angebot der Bundesregierung angenommen und sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Entlastung des Arbeitsmarktes in der Bundesrepublik Deutschland.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Und zur Entwicklung dieser Länder!)

    Aber, meine Damen und Herren, so wichtig — und ich verkenne dies nicht — diese kurzfristig wirksamen Maßnahmen sind, entscheidend bleibt die Schaffung neuer, dauerhafter Arbeitsplätze. Ich wiederhole, was ich vor einigen Wochen auf unserem Parteitag in Essen gesagt habe: Wir brauchen und wir wollen eine „Offensive für mehr Beschäftigung".

    (Dr. Hauff [SPD]: Niveau eines Parteitages! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Ja, meine Damen und Herren, bei uns ist das so, daß wir hier im Haus nicht anders sprechen als auf unseren Parteitagen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Lachen und Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Darin unterscheiden wir uns von Ihnen. Wir haben viele Jahre gehört, Sie unterstützen die Politik des Kollegen Schmidt, und dann haben Sie ihm gerade 4 % der Stimmen auf Ihrem Parteitag gegeben.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Wir wissen dabei allerdings aus Erfahrung: Neue Ausgabenprogramme nach alten Rezepten wären wirkungslos. Mit Staatsausgaben allein ist hierzulande kein einziger zusätzlicher, dauerhafter Arbeitsplatz zu gewinnen.



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Die Arbeitslosigkeit — jeder weiß dies — hat vor allem strukturelle Ursachen. Sie lassen sich nur dadurch beseitigen, daß notwendige Anpassungen von Unternehmen, Branchen und Regionen an neue, weltweite Wettbewerbsverhältnisse erleichtert und unterstützt werden.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Auch in Nordrhein-Westfalen!)

    Und genau dies haben wir auch versucht, übrigens in einer engen Kooperation — wenn ich an die IG Bergbau denke — mit Gewerkschaften und Unternehmen beim Bergbau, beim Stahl, bei den Werften. Die Stahlindustrie schreibt heute in wichtigen Bereichen wieder schwarze Zahlen.

    (Zuruf von der SPD: Arbed!)

    — Ja, Arbed ist natürlich nicht gerade das Beispiel für eine besonders glückliche Kooperation zwischen Gewerkschaften und Unternehmen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber Sie haben ja jetzt den angekündigten Wundermann an der Saar. Wir werden sehen, was der da zustande bringt, meine Damen und Herren. Die deutschen Werften konnten 1984 bei den Auftragseingängen ihren dritten Platz in der Weltrangliste erfolgreich behaupten. Die Textilindustrie — ich will dies besonders hervorheben — hat ihre schwierigen Umstellungsprozesse im wesentlichen aus eigener Kraft bewältigt.
    „Offensive für mehr Beschäftigung" heißt also: Schaffung neuer Arbeitsplätze dort, wo zusätzliche Aufträge mehr Beschäftigung möglich machen. Mit anhaltendem Wirtschaftswachstum, mit stabilen Preisen und soliden Staatsfinanzen sind entscheidende Voraussetzungen für mehr Beschäftigung geschaffen. Vorruhestand und Teilzeitarbeit, befristeter Arbeitsvertrag und ein modernes Arbeitszeitgesetz, vernünftige Sozialplanregelungen und der Abbau beschäftigungshemmender Vorschriften, dies alles wird zu mehr Neueinstellungen und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit beitragen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch unser energisches Bemühen um Kostendämpfung im Gesundheitswesen muß in diesem Zusammenhang genannt werden. Hier geht es nicht zuletzt auch um eine Begrenzung der zu hohen Lohnnebenkosten. Hier werden wir noch in diesem Jahr vor wichtigen Entscheidungen stehen.
    Zusätzliche Chancen für mehr Beschäftigung gewinnen wir durch eine weitere Stärkung des Mittelstandes, durch den Kampf gegen die Schwarzarbeit und vor allem durch den Abbau von Überstunden. Einstellung muß jetzt Vorrang haben vor Überstunden. Mit Nachdruck unterstützt die Bundesregierung diesen Appell der Tarifpartner.
    Tarifautonomie heißt doch selbstverständlich auch: Mitverantwortung für Wachstum und Beschäftigung. Denn Tarifvereinbarungen über Arbeitslohn und Arbeitszeit haben ganz unmittelbare
    Auswirkungen auf die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bin zuversichtlich, daß die Tarifparteien diese gemeinsame Verantwortung sehen. Dazu gehören auch Überlegungen der Tarifpartner zu einer breiteren Staffelung der Entlohnung je nach Lage in den einzelnen Wirtschaftszweigen und Regionen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In jedem Falle aber, meine Damen und Herren, sollte bei allen Entscheidungen auch der Tarifpartner eines erste Priorität haben: weniger Arbeitslosigkeit und mehr Beschäftigung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Alle unsere Anstrengungen müssen sich darauf konzentrieren, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft weiter zu verbessern, ihre Wachstumsdynamik zu stärken. Dies ist selbstverständlich auch der Auftrag unserer Wirtschaftspolitik.
    Für die zweite Hälfte der 80er Jahre nenne ich zwei Schwerpunkte. Vor allem: Wir brauchen mehr produktive Investitionen, denn nur mit mehr Investitionen gibt es auch mehr Arbeitsplätze. Wir brauchen mehr Offenheit für Innovation und neue Technologien, denn nur so können wir unseren Platz als eine der führenden Industrienationen behaupten.
    Meine Damen und Herren, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen hängen entscheidend von der Entwicklung der Investitionen ab. Dabei geht es in erster Linie um die Nettoinvestitionen, also um das, was nach Abzug stillgelegter Altanlangen übrigbleibt. Und hier war eben die Entwicklung der letzten fünfzehn Jahre nicht nur alarmierend, sondern zum Teil katastrophal.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Zahlen sind doch Grund zum Nachdenken: Während die Ausgaben des privaten Verbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland seit 1969 real fast um die Hälfte zugenommen haben, hielten sich die Nettoinvestitionen bei neuen Anlagen, Maschinen und Bauten gerade noch auf dem Stand des Jahres 1969.
    Meine Damen und Herren, das Ergebnis dieser gigantischen Investitionslücke der siebziger Jahre kennen wir doch: Wir haben nicht Millionen zusätzlicher Arbeitsplätze wie in den USA bekommen, sondern wir haben nach dreizehn Jahren eine Million weniger Arbeitsplätze. Das ist doch die Realität in der Bundesrepublik Deutschland.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Der Sozialdemokratie!)

    Diese Zahlen machen deutlich: Der Schlüssel zu mehr Beschäftigung — anders ausgedrückt: zum Abbau der Arbeitslosigkeit — liegt bei eine nachhaltigen Belebung der Investitionen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir wissen aus der Erfahrung: Mit staatlichen Investitionsprogrammen ist das nicht zu schaffen.



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Schauen Sie doch zurück in die letzten zehn Jahre. Investitionen in neue Arbeitsplätze können weder verordnet noch herbeigeredet werden; sie hängen wesentlich davon ab, daß unternehmerische Leistung Ertrag verspricht.

    (Beifall von der CDU/CSU und der FDP)

    Daraus folgt: Wichtige Rahmenbedingungen, die den Ertrag von Investitionen und Arbeitsplätzen bestimmen, müssen verbessert werden.
    Es gehört zu den wichtigsten Erfolgen unserer Wirtschafts- und Finanzpolitik, daß der erste große Schritt bei der Reform der Lohn- und Einkommensteuer bereits in wenigen Monaten, am 1. Januar 1986, wirksam werden kann. Damit werden vor allem die privaten Haushalte entlastet. Zusammen mit der zweiten Stufe zum 1. Januar 1988, die aber im selben Gesetz jetzt mit verabschiedet wird, wird die Steuerentlastung der Bürger bei Löhnen und Einkommen rund 20 Milliarden DM ausmachen.

    (Zuruf des Abg. Mann [GRÜNE])

    Dies bedeutet im Durchschnitt eine Entlastung der Steuerzahler um 8 %.
    Meine Damen und Herren, schauen Sie sich doch einmal in Europa um, wo sonst noch eine Regierung und eine Koalition fähig waren, die Inflationsgewinne des Staates zum frühestmöglichen Zeitpunkt unter soliden Bedingungen zurückzuzahlen. Das ist doch eine einzigartige Leistung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gerade diese Entscheidung zur Steuerentlastung — Leistung muß sich wieder lohnen — zeigt, daß das Opfer, das viele gebracht haben, sinnvoll war. Der Stabilitätsgewinn einer stark verringerten Inflationsrate und die Wirkung der Steuerreform zusammengenommen tragen doch entscheidend dazu bei, daß Leistung sich wieder lohnt.
    Ich weiß auch: Manche haben an den Umfang und an die Ausgestaltung der Steuerreform größere Ansprüche gestellt. Aber niemand soll mehr verlangen als das, was heute finanzierbar ist. Wir haben lange genug über unsere Verhältnisse gewirtschaftet. Wir werden eine solche Politik nicht mitmachen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Mit jedem weiteren Fortschritt unserer Politik der Haushaltskonsolidierung gewinnen wir auch neuen Spielraum für die Entlastung der Wirtschaft und der Bürger. Es bleibt unser Ziel: Wir wollen weniger Staat, weniger staatliche Bevormundung und eben nicht mehr. Wir wollen mehr Raum für persönliche Initiative und Engagement für den, der im wahrsten Sinne des Wortes etwas unternehmen will.

    (Mann [GRÜNE]: Flick!)

    Nicht staatliche Versorgung und Bevormundung, sondern persönliche Leistung und Verantwortungsbereitschaft schaffen Arbeitsplätze. Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß der Mut zur Selbständigkeit wieder zugenommen hat. 1984 gab es insgesamt 1,8 Millionen steuerpflichtige Unternehmen; das waren
    rund 150 000 mehr als im Jahre 1980, obwohl wir eine beachtliche Konkurswelle in diesen Jahren erlebt haben.
    Die Bundesregierung fördert diese Tendenz nachdrücklich in ihrer Mittelstandspolitik. Insgesamt werden wir 1985 für die Förderung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands fast 750 Millionen DM aufwenden. Das sind über 20 % mehr als im vergangenen Haushaltsjahr.
    Wir sind selbstverständlich darüber hinaus bemüht, den weiteren Abbau steuerlicher Belastungen ins Auge zu fassen. Sowohl die Reform der Unternehmensbesteuerung als auch eine weitere Diskussion um die Absenkung der Lohn- und Einkommensteuer stehen auf der Tagesordnung der nächsten Legislaturperiode.
    Als ein Land, meine Damen und Herren, das ein Drittel seiner Waren und Dienstleistungen auf dem Weltmarkt verkauft und exportiert, müssen wir vor allem auch in den Spitzentechnologien konkurrenzfähig bleiben. Ein wesentlicher Teil unserer Arbeitsplätze hängt davon ab, daß wir uns auf die Wachstumsmärkte der Zukunft einstellen und uns dort behaupten. In den kommenden Jahren werden Informationstechnik und Biotechnologie, aber auch Raumfahrtprojekte wie „Ariane" und „Columbus" unsere ganze Aufmerksamkeit erfordern.

    (Mann [GRÜNE]: Kohl in den Weltraum!)

    Unsere Fähigkeit, auf diesem Gebiet wirtschaftlich und technisch mitzuhalten, entscheidet auch darüber, ob wir in der Lage sind, die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen in eigener Verantwortung zu gestalten. Nur wer die Technik wirklich beherrscht, kann auch den Fortschritt ethisch und sozial unter Kontrolle halten.
    In vielen Bereichen der technischen Entwicklung hält die deutsche Wirtschaft einen Spitzenplatz. Sie ist wieder dabei, diese Position weiter auszubauen. Es gibt Bereiche, in denen wir Terrain verloren haben, das wir jetzt wieder zurückgewinnen. Diese Entwicklung wird unterstützt durch die in unserem Land allgemein wieder wachsende Aufgeschlossenheit für notwendigen technischen Fortschritt und seinen verantwortlichen Gebrauch.
    Das zeigt sich, meine Damen und Herren, auch im Ausbildungsinteresse junger Menschen ebenso wie in vielen Investitionsentscheidungen auch von Ländern und Gemeinden.
    Mit ganz besonderem Nachdruck bemühen wir uns um die Chancen des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses. Nach Schätzungen der Experten wird es 1985 gegenüber 1983 16 000 — das ist für mich eine bedeutungsvolle Zahl — zusätzliche Arbeitsplätze im Forschungsbereich der Unternehmen und der öffentlichen Hand geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Hier wie überall sind wir auf den Beitrag unserer Leistungseliten angewiesen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Und was ist mit Ihrem Lehrstellen-Versprechen?)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    — Nun, darüber werden Sie in der Öffentlichkeit wohl nicht diskutieren können, meine Damen und Herren.

    (Zurufe von den GRÜNEN und der SPD)

    — Natürlich, wenn man im grünen Getto lebt, kommt man mit der Wirklichkeit des Landes nicht mehr in Berührung. Das weiß ich auch.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von den GRÜNEN)

    Zum Schaden unseres Landes wurden Leistung und Eliten jahrelang verteufelt. Auch das war ja eine der Ursachen für die Krise des Landes.
    Leidtragende dieser Politik waren aber nicht nur die Eliten und die Leistungsstarken, sondern gerade die Schwächeren in unserer Gesellschaft, jene Menschen, die auf Hilfe des Staates und der Solidargemeinschaft angewiesen sind.
    Im Herbst 1982 war die Belastbarkeit der Bürger überfordert. Der Bestand unserer sozialen Sicherungssysteme war in Gefahr. Viele hatten Grund zur Sorge.
    Die Sicherung des Sozialstaats, die Sicherung der Solidarität mit den Schwächeren war deshalb von Anfang an der zweite Schwerpunkt unserer Politik der Erneuerung.
    Wir wollen eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht.
    Wir wollen dafür sorgen, daß die Hilfe der Solidargemeinschaft sicher und zuverlässig jenen zuteil wird, die sie wirklich brauchen. Deshalb haben wir Schluß gemacht mit jener unsoliden und damit letztlich unsozialen Politik breitgestreuter Wohltaten und Gefälligkeiten. Deshalb haben wir dem Mißbrauch sozialer Leistungen Riegel vorgeschoben. Deshalb wenden wir uns mit Nachdruck gegen das Anspruchs- und Versorgungsdenken jener Cleveren, die sich auf Kosten der wirklich Bedürftigen ein bequemes Leben machen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir machen den Sozialstaat wieder leistungsfähig und damit wieder sicherer.
    Mit unserer Entschlossenheit, zu sparen und gleichzeitig den wirklich Bedürftigen zu helfen, haben wir auch im Sozialbereich Raum für Verbesserungen gewonnen:
    Wir haben den Bezug von Arbeitslosengeld für ältere Arbeitnehmer verlängert. Jungen Arbeitslosen geben wir wieder Kindergeld und kostenlosen Krankenversicherungsschutz. Auch die Anhebung des Wohngeldes ab 1. Januar 1986 um insgesamt 900 Millionen DM und das Baukindergeld sind wesentliche Verbesserungen.
    Wir haben beschlossen, die Regelsätze der Sozialhilfe und die Leistungen für ältere Mitbürger und alleinstehende Mütter zu erhöhen.

    (Bueb [GRÜNE]: Um wieviel?)

    Für Alleinerziehende haben wir die Regelung der Kinderbetreuungskosten erheblich verbessert. Mit der Anrechnung von Kindererziehungszeiten im Rentenrecht haben wir ein entscheidendes Signal
    zur Anerkennung der Lebensleistung vieler Frauen gesetzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir führen ein Erziehungsgeld von 600 DM monatlich für alle Mütter und Väter ein, die sich nach der Geburt eines Kindes ganz dessen Betreuung und Erziehung widmen.

    (Zuruf der Abg. Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD])

    Im Rahmen der Steuerreform erhöhen wir die Kinderfreibeträge und führen wir einen Kindergeldzuschlag für Geringerverdienende ein.
    Unsere Maßnahmen — und jetzt stellen Sie dem einmal Ihre Tätigkeit im letzten Jahrzehnt gegenüber — entlasten die Familien um rund 8 Milliarden DM.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Zweieinhalb Jahre nachdem wir leere Kassen und einen Berg von Schulden übernommen haben, gehen wir daran, eine der schwersten und ungerechtesten Benachteiligungen auszugleichen, die es bisher im Land gab: die Benachteiligung der Familie und vor allem der Frauen, die sich um die Erziehung ihrer Kinder kümmern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Jahrelang wurde durch Ihre Politik die Familie ins soziale Abseits gedrängt. Sie wurde verunsichert und vom Staat bevormundet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Wir wollen eine Renaissance der Familie. Sie ist das Fundament unseres Staates und unserer Gesellschaft. Wir stärken ihre Erziehungskraft. Wir anerkennen die Leistung der Familie.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Familie ist der erste und wichtigste Ort menschlicher Sinnvermittlung und Geborgenheit. Der Rang der Familie entscheidet über die soziale und die menschliche Qualität einer Gesellschaft. Wir wollen, daß die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland endlich wieder familien- und kinderfreundlich wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von den GRÜNEN)

    Unsere Politik für die Familie ist aber zugleich ein Beitrag für mehr Wahlfreiheit, für mehr persönliche Unabhängigkeit und damit für mehr Gleichberechtigung der Frauen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Aha! Und was ist mit den Männern? — Zuruf von den GRÜNEN)

    — Verehrte Frau Kollegin, wenn ich Sie betrachte, verstehe ich zwar, daß Sie jetzt für die Gleichberechtigung der Männer eintreten.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU — Pfui-Rufe bei der SPD)

    Das muß ich wirklich sagen. Aber daß Sie jetzt
    nicht dankbar sind, wenn wir das tun, was Sie in



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Ihrer Partei und Fraktion jahrelang nicht erreichen konnten, ist doch absurd.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Ein Lümmel ist das!)

    — Sie sind sehr stark im Austeilen, aber nicht im Einstecken. Das ist die Erfahrung, die wir mit Ihnen gemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Entscheidung einer Frau für die Familie und Kinder oder für den Beruf ist eine sehr persönliche Entscheidung. Wir alle wissen, daß das keine Sache ist, in die sich die Politik einzumischen hat. Aber wenn sich eine Frau, wenn sich ein Ehepaar für Kinder entschieden hat, muß diese Familie den ganzen Schutz des Staates erwarten dürfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir wollen nicht, daß eine Frau dafür bestraft wird, daß sie sich dazu entschließt, Kinder zu haben und sich ganz der Erziehung ihrer Kinder zu widmen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sie tun es aber!)

    Dieser für die Zukunft unseres Landes unverzichtbare Dienst der Mütter ist jeder anderen Leistung gleichwertig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir sorgen dafür, daß Frauen diese zentrale Lebensentscheidung künftig materiell und sozial in größerer Unabhängigkeit treffen können als je zuvor in der Geschichte unseres Landes.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Das ist doch einfach nicht wahr!)

    — Aber, Frau Kollegin, Sie wissen doch, daß es so ist.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Herr Bundeskanzler, Sie erzählen Märchen!)

    Ich hätte Sie j a gerne, wenn es Ihrer politischen Entwicklung in Ihrer Partei nicht geschadet hätte, zu unserem Parteitag in Essen eingeladen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sie hatten doch Herrn Bangemann da!)

    — Ja, wir haben kein Problem, mit denen, die anders denken als wir, zu reden. Das ist der Unterschied zwischen uns.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Bangemann kein Problem?)

    Um persönliche Wahlfreiheit in Lebensentscheidungen ging und geht es auch bei unseren Bemühungen um die Bereitstellung einer ausreichenden Zahl von Ausbildungsplätzen für junge Menschen. Wir dürfen nicht zulassen, daß die Lebens- und Berufschancen einer ganzen Generation junger Leute von der Mangelsituation einer wirtschaftlichen Krise bestimmt werden. Deshalb haben wir an Handel und Industrie, an Handwerk und freie Berufe, an Unternehmer und Gewerkschafter appelliert, in diesen schwierigen Jahren auch über den Bedarf hinaus Lehrstellen anzubieten.
    Ich danke allen, die diesem Appell gefolgt sind. Ich rufe sie auf, auch in diesem und in den nächsten Jahren jungen Leuten die Chance einer qualifizierten Berufsausbildung zu bieten. Viele, die hier mithalfen, haben anerkannt, daß die Pflicht zur Solidarität im Blick auf die junge Generation wichtiger ist als rein wirtschaftliche Erwägungen.
    Es ist eine wichtige Erfahrung — und sie verdient, festgehalten zu werden —: Die Lehrstellenrekorde der Jahre 1983 und 1984 waren das Ergebnis vieler Tausender unabhängiger Entscheidungen für Solidarität mit jungen Menschen. Sie sind der Beweis dafür, daß Privatinitiative und Gemeinsinn mehr zu bewirken vermögen als jeder staatliche Zwang.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren von der SPD, dies alles war möglich, obwohl in den Jahren Ihrer Verantwortlichkeit gerade die Lehrherren in einer besonderen Weise verunsichert wurden. Wenn wir über die jüngste Entwicklung sprechen, ist es doch wohl noch erlaubt, daran zu erinnern, welche unsinnigen Vorschläge in diesem Zusammenhang aus Ihren Reihen kamen. Ich habe nicht vergessen, wie der damals zuständige Minister von Dohnanyi den Vorschlag machte, daß Lehrherren, die seit über 20 Jahren Lehrlinge ausbildeten, noch einmal ihre pädagogische Eignung nachweisen sollten.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, das alles ist doch ein Teil der Erblast, die Sie im Lande aufgebaut haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Unser duales System der Berufsausbildung hat sich bewährt; wir werden es nicht ändern. Es gehört zu den entscheidenden Vorzügen unserer Sozialen Marktwirtschaft — nicht zuletzt auch im Wettbewerb mit anderen Ländern. Wir haben deshalb in der Bundesregierung — hier will ich vor allem auch den Kollegen Blüm nennen — ausbildungshemmende Vorschriften abgebaut.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir tragen im Rahmen unserer Möglichkeiten sehr wesentlich zur Verbesserung der Chancen beruflicher Bildung bei. Bund und Bundesanstalt für Arbeit leisten im Jahre 1984 mit einem Gesamtaufwand von 6,2 Milliarden DM ihren Beitrag. Die Bundesregierung wird aber auch in Zukunft darauf verzichten, die Eigenverantwortlichkeit der betrieblichen Berufsausbildung mit staatlichen Zwangsmaßnahmen einzuschränken.
    Die Folgen krisenhafter Fehlentwicklungen vieler Jahre hat die Solidarität der Generationen auch im Bereich der Alterssicherung in Gefahr gebracht. Bis zum Herbst 1982 — auch das gehört zur Erblast — war die Rücklage der Rentenversicherung aufgezehrt. Ohne die Sofortmaßnahmen der neu gewählten Bundesregierung im Oktober 1982 wäre die



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Rentenversicherung im Sommer 1983 zahlungsunfähig gewesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: So ein Quatsch!)

    Wir haben gehandelt. Durch die Haushaltsbegleitgesetze 1983 und 1984 haben wir die Finanzlage der Rentenversicherung bis 1987 um rund 50 Milliarden DM verbessert. Die Maßnahmen, die ich vor zwei Jahren zur Einleitung einer Strukturreform der Rentenversicherung angekündigt habe, sind inzwischen verwirklicht. So haben wir die bisher ungenügend erfaßten Sonderzahlungen zum Arbeitsentgelt in die Sozialversicherung einbezogen. Wir haben die Voraussetzungen für Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsrenten enger gefaßt. Wir haben die Renten dem Anstieg der Arbeitnehmereinkommen zeitnäher angeglichen. Wir haben die Finanzbeziehungen zwischen Arbeitslosen- und Rentenversicherung auf eine solide und verläßliche Grundlage gestellt.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Sie leben bis jetzt auf Pump, Herr Bundeskanzler!)

    Erst in der vergangenen Woche haben wir hier im Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das die zur Sicherung der Rentenfinanzen notwendigen Lasten gleichmäßig und gerecht zwischen Beitragszahlern, Rentnern und Steuerzahlern aufteilt. Damit haben wir wesentliche Grundlagen für notwendige Strukturreformen geschaffen. In diesen Zusammenhang gehört auch das Konzept, das wir für die Neuregelung der Hinterbliebenenversorgung vorgelegt haben. Dieses Modell ist sozial gerecht. Es ist zugleich kostenneutral und trägt so der angespannten Finanzlage der Rentenversicherung Rechnung.
    Im Blick auf die demographische Entwicklung, d. h. auf die wachsende Zahl von Rentnern und die abnehmende Zahl von Beitragszahlern, stehen wir in den kommenden Jahren vor schwierigsten Grundsatzentscheidungen. In diesem Zusammenhang werden wir auch über eine Aufhebung starrer Altersgrenzen für den Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand neu nachzudenken haben. Ich wiederhole meine Einladung aus der Regierungserklärung vom Mai 1983 an Sie alle, sich wenn möglich an dieser Aufgabe zu beteiligen. Wir sind bereit, vor allem der Bundesminister Blüm, uns um eine einvernehmliche Lösung zu bemühen.
    Ich beobachte allerdings mit einiger Sorge, wie gerade in Wahlkämpfen versucht wird, die älteren Mitbürger zu verunsichern, ihnen Angst einzureden und damit politische Geschäfte zu machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Allen Angstparolen zum Trotz ist das Niveau der Nettorenten seit 1980 von 71,1 % auf inzwischen 73,5% im Jahre 1984 angestiegen. Es hat damit, meine Damen und Herren, fast den Höchststand des Jahres 1977 — damals waren es 73,8% — erreicht.
    Unsere alten Mitbürger können sich darauf verlassen: Die Rente bleibt sicher, sie bleibt dynamisch, und sie bleibt beitragsbezogen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Rente ist verdienter Alterslohn für Lebensarbeit. Wir, die Koalition der Mitte, halten daran fest: Die dauerhafte Sicherung der Rente bleibt eine Aufgabe in der Solidarität der Generationen. Wir wollen die personalen und nicht die anonymen Strukturen unserer Gesellschaft stärken.
    Um Solidarität der Generationen geht es auch beim Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen unserer Umwelt.

    (Dr. Hauff [SPD]: Buschhaus!)

    — Meine Damen und Herren, im Fall Buschhaus haben Sie ja vom Gericht bestätigt bekommen, was zu bestätigen war. —

    (Lachen bei der SPD)

    Hier sind wir alle in den letzten Jahren sehr viel sensibler und — warum soll ich das nicht sagen?; ich hoffe, das gilt für alle — durch mancherlei Schaden auch klüger geworden. Wir haben die Lektion gelernt, die uns die Schäden und Gefahren in unseren Wäldern lehren.
    Es war für die Bundesregierung, die das Ausmaß der Waldschäden als Herausforderung zu bisher beispiellosen Initiativen zum Umweltschutz angenommen hat,

    (Lachen bei der SPD und den GRÜNEN) selbstverständlich, hier zu handeln.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Keine Bundesregierung vor dieser Koalition der Mitte hat für den Umweltschutz in so kurzer Zeit so viel geleistet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Mann [GRÜNE]: Geredet!)

    Binnen weniger Monate haben wir ein umfassendes Programm zur systematischen Erforschung der Ursachen der Waldschäden auf den Weg gebracht.

    (Mann [GRÜNE]: Programme reichen nicht, Herr Bundeskanzler!)

    Seine ersten Ergebnisse liegen vor.

    (Mann [GRÜNE]: Zahlen wollen wir sehen!)

    Sie bestätigen, daß wir uns um eine Minderung der Luftverunreinigung bemühen müssen. Die Bundesregierung hat dazu sofort wichtige Voraussetzungen geschaffen. Ich nenne hier nur die Maßnahmen im Bereich der Großfeuerungsanlagen-Verordnung. Damit haben wir — meine Damen und Herren, das hätten Sie alles früher tun können —

    (Mann [GRÜNE]: Das stimmt!)

    innerhalb weniger Monate für Kraftwerke die Grenzen der Schadstoffabgabe drastisch heruntergesetzt — mit dem Ergebnis, daß die Umweltbelastung mit Schwefel bis 1993 auf ein Drittel verringert wird. Bei Industrieanlagen wird die Verschärfung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft zu ähnlichen Verbesserungen führen.



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Mit dem Konzept des umweltfreundlichen Autos haben wir in Europa eine Pilotfunktion übernommen.

    (Schmidt [Hamburg-Neustadt] [GRÜNE]: Bruchpilot!)

    Diejenigen, die unsere Entscheidungen und die Schwierigkeiten auf diesem Weg kritisieren, müssen sich doch vor allem die Frage gefallen lassen: Warum haben Sie denn in über einem Jahrzehnt nichts, aber auch gar nichts getan?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Warum haben Sie in den 70er Jahren — damals trugen Sie die Regierungsverantwortung —, als Japan und die USA erste wichtige Entscheidungen — auf zehn Jahre bemessen — eingeführt haben, die ganze Entwicklung verschlafen? Hätten Sie 1972 oder 1974 gehandelt, dann wäre dieses Programm 1982 und 1984 längst abgeschlossen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Zeitnot, in der wir heute angesichts des Waldsterbens stehen, ist doch durch Sie geschaffen worden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben in weniger als zwei Jahren darauf hinwirken müssen, daß vor allem unsere Partner und Freunde in der Europäischen Gemeinschaft ein Bewußtsein für die Herausforderung in der Bundesrepublik entwickeln. Es war für mich doch eine deprimierende Erfahrung, als ich wenige Monate nach meiner Amtsübernahme den Vorsitz auf dem EG-Gipfel in Stuttgart führte und alle Möglichkeiten ausschöpfen mußte, um das Thema Umweltschutz überhaupt auf die Tagesordnung zu bringen. Warum haben Sie denn nicht zu früheren Zeitpunkten das Bewußtsein unserer Partner für diese Herausforderung geschärft?

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Genscher!)

    Wir — der Kollege Genscher, den Sie nennen, der Kollege Zimmermann und viele andere — haben doch in diesen entscheidenden Tagen mit großen Initiativen und in vielen Gesprächen bis zur Grenze des physisch Möglichen für das umweltfreundliche Auto in der Gemeinschaft gekämpft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Mann [GRÜNE]: Erzählen Sie einmal, was gestern im Bundesrat passiert ist!)

    Aber, meine Damen und Herren, es gab doch auch vor mir einen Bundeskanzler, es gab doch vorher auch in Ihren Reihen Umweltschutzdiskussionen. Warum haben Sie denn nicht gehandelt, wenn Sie das alles schon längst gewußt haben?
    Die Bundesregierung hat sich intensiv und mit Erfolg auch darum bemüht, nicht nur in unseren Gesprächen mit unseren Partnern in der EG, sondern auch in anderen Bereichen, insbesondere in Gesprächen mit der DDR, mit der CSSR, mit Polen, mit der Sowjetunion und vielen anderen auf diesem Feld weiterzukommen. Diese Bemühungen werden wir fortsetzen. Die Lage und die Betroffenheit unseres Landes legen nahe, daß wir hier einfach immer wieder, ich sage es noch einmal, die Pilotfunktion übernehmen müssen.
    Weitere wichtige Maßnahmen hat die Bundesregierung zur Intensivierung der Klimaforschung, zur Verbesserung des Gewässerschutzes und für den Umgang mit gefährlichen Stoffen beschlossen. Eine umfassende Konzeption zum Schutz des Bodens liegt vor. Die Umweltforschung wird ausgebaut und die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien weiter gefördert.
    Ziel all dieser langfristig angelegten Bemühungen ist die drastische Schadstoffentlastung von Boden, Luft und Gewässern. Dabei — das muß ebenfalls klar gesagt werden — gilt es, das richtige Augenmaß zu bewahren und stets zu beachten, daß es beim Umweltschutz immer auch um Arbeitsplätze geht. Es geht um den Ausgleich der Interessen an einem wirksamen Umweltschutz und an der Erhaltung einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft. An beidem haben wir ein gemeinsames Interesse. Ökonomie und Ökologie dürfen nicht auf einen Kollisionskurs gesteuert werden; sie müssen miteinander versöhnt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich habe die Zwischenbilanz unserer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik in diesen zwei Jahren erläutert. Die Koalition der Mitte hat in der kurzen Zeit seit dem 6. März 1983 mehr erreicht, als viele der Beobachter und erst recht unsere Kritiker für denkbar hielten. Diese Bundesregierung wurde zu einem Erfolg für unser Land.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben schon jetzt entscheidende Teile unseres Regierungsprogramms verwirklicht. Es geht aufwärts in der Bundesrepublik Deutschland, und die Menschen haben wieder Hoffnung geschöpft.
    Aber, meine Damen und Herren, wir haben nur die erste Etappe auf einem langen Weg hinter uns gebracht. Wir sind nicht nur angetreten, den Nachlaß der Vorgänger zu ordnen und Schulden abzutragen. Nach Jahren der Gegenwartsorientierung wollen wir einen grundlegenden Wandel in unserem Land herbeiführen und ein stabiles Fundament für die Sicherung der Zukunft der Bundesrepublik Deutschland schaffen. Das erfordert Gestaltungskraft, Geduld und Beharrlichkeit. Wir haben sie, weil wir wissen, daß zuerst gesät werden muß, wenn geerntet werden soll. Wir brauchen für diese Arbeit auch weiterhin die Hilfe, die Unterstützung unserer Bürger. Ihre Tatkraft, ihre Schaffensfreude, ihre Zukunftshoffnung wollen wir mit unserer Politik fördern.
    Deshalb lassen Sie mich diese Zwischenbilanz der Arbeit der Regierung mit dem Dank an die Bürger unseres Landes schließen. Ihr Fleiß und ihre Energie, ihre Bereitschaft, sich im Miteinander zu bewähren und das Wohl des Ganzen zu fördern — das macht die Stärke unseres Volkes aus. Das gibt uns die Zuversicht, daß wir die Herausforderungen



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    zum Ende dieses Jahrzehnts, zum Ende dieses Jahrhunderts bestehen werden.

    (Langanhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich halte es für ein selbstverständliches Gebot der parlamentarischen Höflichkeit, bei einer Debatte, in der man selbst das Wort ergreift, ununterbrochen anwesend zu sein. Die Terminsituation hat jedoch ergeben, daß ich mit den hier in Bonn zur Vorbereitung des Weltwirtschaftsgipfels versammelten Vorsitzenden der Gewerkschaften aus den Staaten, die an diesem Gipfel teilnehmen, nur heute um 11.30 Uhr zusammentreffen kann. Ich bitte deshalb auch von dieser Stelle aus um Nachsicht, wenn ich mich zu diesem Zeitpunkt für etwa eine Stunde entferne.
    Ihre Bilanz, Herr Bundeskanzler, war über weite Strecken hin mühsam; überzeugend war diese Bilanz nicht.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CDU)

    Das gilt schon für die Überschrift Ihrer Erklärung. Da bezeichnen Sie sich selbst als eine Koalition der Mitte.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Sie haben offenbar ein merkwürdiges Koordinatensystem, Herr Bundeskanzler. Es gehört schon eine gewisse Kühnheit dazu, eine Koalition, in der Herr Dregger außenpolitisch und die Herren Haussmann und Bangemann sozialpolitisch mehr und mehr den Ton angeben, eine Koalition, die den Sozialabbau Schritt für Schritt vorantreibt, eine Koalition, der Ernst Breit, der besonnene und von Ihnen so umworbene Gewerkschaftsvorsitzende warnend zuruft, das Maß ihrer Angriffe auf den sozialen Frieden sei jetzt voll, eine Koalition der Mitte zu nennen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nein, Herr Bundeskanzler, das ist keine Koalition der Mitte; das ist eine Koalition, die immer unverhüllter rechte Politik betreibt. Das ist eine Koalition der Rechten in unserer Politik.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Unter dem Eindruck Ihrer Regierungserklärung füge ich hinzu: Das ist auch die Koalition der Selbstgerechten und der Selbstzufriedenen.

    (Beifall bei der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Da können wir Sie nicht übertreffen, Herr Kollege! Sie sind der Selbstgerechteste von allen! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Als innenpolitische Aktivposten Ihrer Regierung reklamieren Sie vor allem die Konsolidierung des Haushalts,

    (Kolb [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)

    die Preisstabilität und den Wirtschaftsaufschwung.

    (Hauser [Krefeld] [CDU/CSU]: Die sind hervorragend!)

    Die Menschen, so sagen Sie, hätten deshalb wieder Zuversicht.
    Ein wichtiger Gewährsmann in Ihren eigenen Reihen, mein hochgeschätzter Kollege Alfred Dregger, sieht das anders. Er hat auf Ihrem letzten Parteitag in Essen, auf den Sie sich hier auch mehrfach berufen haben, also auf dem Parteitag, auf dem Sie Ihren Delegierten zum Auftakt der Schlußphase des Wahlkampfs in Nordrhein-Westfalen Herrn Bangemann als besonders erfolgreichen Werber um die Überlassung von CDU-Stimmen präsentiert haben,

    (Lachen bei der CDU/CSU — Hauser [Krefeld] [CDU/CSU]: Das war aber billig!)

    wörtlich gesagt, es gebe in unserem Volk starke Unzufriedenheiten.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Mit der SPD!)

    Dann hat er aufgezählt, wer alles mit der Regierung unzufrieden sei.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die SPD!)

    Unzufrieden seien die Bauern, obwohl man nationale Hilfsmaßnahmen — und nun wörtlich, Kollege Dregger — bis an die Grenzen des Möglichen und — man höre und staune — eher noch über die Grenzen des Möglichen hinaus beschlossen habe.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Die hätten Sie doch nicht beschlossen!)

    Unzufrieden seien auch die Rentner, haben Sie gesagt, Herr Dregger.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Weil ihr ihnen die Hucke vollgelogen habt!)

    Unzufriedenheit über diese Regierung gebe es beim Handwerk und bei den mittelständischen Unternehmen, und natürlich — so haben Sie gesagt — gebe es Unzufriedenheit mit Herrn Kohl und seiner Regierung bei den Heimatvertriebenen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Sie müssen es richtig erzählen! — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Von Herrn Kohl habe ich nicht gesprochen! Nicht genau zitiert!)

    Herr Kollege Dregger, Sie hätten ohne weiteres auch noch die Arbeitnehmer, die Arbeitslosen oder auch die Frauen hinzufügen können. Sie sind nämlich auch mit der Regierung sehr unzufrieden.

    (Beifall bei der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Das glauben nur Sie selbst!)

    Und alle — da stimme ich Ihnen zu, Herr Kollege Dregger — haben weiß Gott Grund zur Unzufriedenheit,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das Gegenteil habe ich gesagt!)

    die Frauen vor allem deshalb, weil sie unter der
    Verschlechterung ihrer Chancen in Beruf und Ausbildung und den Kürzungen, die Sie bei den sozia-



    Dr. Vogel
    len Leistungen beschlossen haben, ganz besonders leiden.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie zitieren falsch! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    — Herr Kollege Dregger, ich überreiche Ihnen nachher das wörtliche Protokoll Ihrer Ausführungen. Lesen Sie nach. Wir werden es gerne hier noch ein paarmal verlesen, was Sie über die Unzufriedenheit gesagt haben. Was Sie da gesagt haben, lobe ich ja. Das war schon ganz bemerkenswert realistisch, Herr Dregger, realistischer jedenfalls und ehrlicher als das, was uns Ihr Parteivorsitzender, der Bundeskanzler, in der letzten Stunde erzählt hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber vielleicht, Kollege Dregger, gehören auch Sie schon zu den Kulturpessimisten, zu den Miesmachern, die es dem Bundeskanzler so sehr angetan haben. Vielleicht sind Sie auch schon ein Miesmacher.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Dieser Posten ist besetzt! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Meine Herrschaften, leben Sie sich ruhig aus, legen Sie sich keinerlei Hemmungen auf. Ihre Selbstdarstellungen sind unübertroffen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Schauspieler! Komödiant! — Mal was Neues!)

    Aber nun zu Ihren angeblichen Aktivposten: Herr Bundeskanzler, Sie rühmen sich der Konsolidierung des Haushalts. Aber woher kommt denn die rückläufige Nettokreditaufnahme? Ich nenne drei Gründe. Erstens. Sie haben mehr als 35 Milliarden DM Bundesbankgewinne in den Bundeshaushalt eingestellt. Davon haben Sie kein Wort gesagt, daß 35 Milliarden DM von der Bundesbank kommen, übrigens aus Zinsen von Devisenreserven, die während unserer Zeit angesammelt worden sind.

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU — Kolb [CDU/CSU]: 67 Milliarden DM Zinsen haben wir für euch bezahlt!)

    Als wir in der Zeit unserer Regierungsverantwortung auf den Bundesbankgewinn zurückgriffen, da liefen Sie Sturm, und der Herr Finanzminister Stoltenberg wurde damals nicht müde, von Selbstbedienungsladen zu reden. Aber Sie und Herr Stoltenberg denken sich eben: Was kümmert uns unser Gerede von gestern?

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Das ist Ihre Konsolidierungspolitik. Wenn man nämlich die Bundesbankgewinne berücksichtigt, dann weisen die unter Ihrer Verantwortung zustande gekommenen drei Haushalte eine höhere Finanzierungslücke aus, als sie Helmut Schmidt in den drei vorausgegangenen Jahren zu verantworten hatte. Das ist die Wahrheit über Ihre Konsolidierung.

    (Kolb [CDU/CSU]: Sie vergessen Ihre Schulden, die wir bezahlen mußten! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Zweitens. Sie haben sich massiv beim Steuerzahler, insbesondere beim Lohnsteuerzahler, bedient, und das werden Sie auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Trotz der angeblich größten Steuerreform aller Zeiten — wieder ein Beispiel für Selbstgerechtigkeit, im übrigen für eine fast unseriöse Selbstgerechtigkeit — werden die Lohn- und Einkommensteuereinnahmen 1988 um mehr als 60 Milliarden DM über denen des Jahres 1982 liegen. Sie, Herr Bundeskanzler und Herr Stoltenberg, haben die höchste Lohnsteuerquote seit Gründung der Bundesrepublik zu verantworten: 17,2 %.

    (Beifall bei der SPD)

    Nach Ihrer famosen Reform, meine Herren, wird die Lohnsteuerquote für die Arbeitnehmer noch steigen, nämlich auf 18,3 %. Und da werfen Sie uns vor, wir hätten die Arbeitnehmer überbürdet. Das ist doch ein Schlag ins Gesicht der Wahrheit, meine Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Drittens. Sie haben konsolidiert, weil Sie bei den beschäftigungswirksamen öffentlichen Investitionen sparen. Gerade auch wegen dieser verfehlten Politik liegt die Bauindustrie am Boden. Das sagt Ihnen doch der Herr Herion jeden Tag, und Sie verschließen die Ohren.

    (Beifall bei der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Und Sie wollen Schulden machen!)

    Sie wollen an Investitionen, die Sie von anderen fordern, selbst weiter sparen. Bis 1988 sinkt die öffentliche Investitionsquote nach Ihrer Planung bis auf einen historischen Tiefstand von 12,6%. Das sind die Gründe für Ihre angebliche Konsolidierung, Herr Bundeskanzler. Was Sie Konsolidierung nennen, ist nämlich in Wahrheit Umverteilung.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Richtig!)

    Sie haben den einkommenschwächeren Gruppen in unserem Land Milliarden-Beträge genommen und sie anschließend freigiebig an Unternehmen und Hochverdienende verteilt. Das ist Ihre Konsolidierung.

    (Beifall bei der SPD)

    Auf die Arbeitsplätze, die Sie durch diese Operation angeblich schaffen wollten, warten die Arbeitslosen bis heute vergebens.
    Noch einen ganz besonderen Rekord haben Sie, Herr Bundeskanzler, und Sie, Herr Bundesfinanzminister, zustande gebracht: Die Steuersubventionen betragen in diesem Jahr rund 40 Milliarden DM. Das sind 10 Milliarden DM mehr als in unserem letzten Jahr. Auch darüber haben Sie kein Wort verloren, daß Sie die Subventionen in die Höhe fahren und nicht abbauen, wie Sie das versprochen haben.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Vogel
    Wir freuen uns mit Ihnen, Herr Bundeskanzler, über stabile Preise. Aber wo liegt denn eigentlich Ihre Leistung, der Sie sich da so berühmen? Von 1970 bis 1982 lag die Bundesrepublik mit ihrer Preisstabilität im internationalen Vergleich stets auf dem zweiten Platz. Das ist auch heute so. 1983 war die Bundesrepublik sogar auf den fünften Platz abgesunken. Ich frage Sie: Wo ist Ihre Leistung, wenn Sie im internationalen Vergleich mit den Preisen dort stehen, wo wir 15 von 16 Jahren gestanden haben? Wo ist da Ihre Leistung?

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Das stimmt doch nicht, Herr Vogel!)

    Außerdem: Ihre ständige Betonung der Preisstabilität kann doch überhaupt nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Arbeitnehmer und die Rentner während Ihrer Regierungszeit real nicht mehr, sondern weniger bekommen haben. Sowohl die Reallöhne als auch die Realrenten als auch die Realleistungen aus dem sozialen System sind unter Ihrer Verantwortung nicht gestiegen. Sie sind gesunken, und zwar deutlich gesunken.

    (Beifall bei der SPD)

    Arbeitnehmer und Rentner können sich unter der Koalition der Rechten weniger leisten als vorher. Das können Sie doch nicht mit Milchmädchenrechnungen aus der Welt schaffen. Die Rechnung, die Sie immer anstellen, wie es wäre, wenn wir als einziges Industrieland der Welt noch die Preissteigerungsraten des Jahres 1982 hätten, also nicht auf dem traditionellen zweiten Platz, sondern auf einem fünften, sechsten oder siebenten Platz stünden, ist doch ein Rechenkunststück, eine Milchmädchenrechnung, die den Rentnern und Arbeitnehmern real nicht eine Mark mehr in ihren Geldbeutel liefert.

    (Kolb [CDU/CSU]: Beleidigen Sie die Milchmädchen nicht!)

    Dafür fließt unter Ihrer Verantwortung Kapital immer schneller und in immer höheren Summen in das Ausland. 1982, in einem schwierigen Jahr, im letzten Jahr unserer Verantwortung, betrug der Kapitalausfuhrüberschuß 4 Milliarden DM, 1983 16,2 Milliarden DM

    (Hört! Hört! bei der SPD) und 1984 29,1 Milliarden DM.


    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Zusammen mit dem Kapitalabfluß steigt die Arbeitslosigkeit auf immer neue Rekordhöhen. Es ist nicht einzusehen, warum Sie bei diesen Fakten in der Preisfrage den Mund so vollnehmen. Außerdem: Niemand weiß doch, wie lange die US-Administration ihre Politik astronomischer Budget- und Leistungsfinanzdefizite noch fortsetzt, überhaupt fortsetzen kann. Fällt aber der Dollarkurs endgültig, sinken unsere Exporte. Dann wird es sich bitter rächen, daß diese Regierung die Binnenkaufkraft derartig massiv beschnitten hat. Die ersten Warnzeichen aus den USA sind doch nicht mehr zu übersehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihre wirtschafts- und beschäftigungspolitische Rechnung geht nicht auf, Herr Bundeskanzler. Das Bruttosozialprodukt steigt, aber die Arbeitslosigkeit und die Armut wachsen, und die Reallöhne sinken, während die Einkünfte aus Vermögen und Kapital steigen. Ihre Politik ist der Weg in die Zwei-DrittelGesellschaft. Das ist der britische Weg. Ändern Sie Ihren Kurs, bevor die nächste Rezession die Arbeitslosigkeit noch höher hinauftreibt.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie dennoch von Ihren Rekorden reden, ist das nicht in Ordnung, es sei denn, Sie meinten die Negativrekorde. Die haben Sie aber nicht erwähnt. Diese Negativrekorde gibt es in großer Zahl. Unter Ihrer Regierungsverantwortung gibt es heute, zwei Jahre nach der sogenannten Wende, die höchste Arbeitslosigkeit, die höchste Lohnsteuerquote, die höchsten Rentenversicherungsbeiträge seit 1949, die höchste Zahl an Sozialhilfeempfängern und die höchste Zahl von Firmenzusammenbrüchen seit der Währungsreform. Gerade heute berichten die Zeitungen, daß im Februar die Zahl der Insolvenzen und der Zusammenbrüche einen neuen absoluten Rekord erreicht haben und um 22 % gegenüber Februar 1984 gestiegen seien.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Erblast!)