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    Plenarprotokoll 10/119 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 119. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksache 10/2826 vom 1. Febr. 1985 — Beseitigung datenschutzrechtlicher Mängel im Btx-Rechenzentrum in Ulm MdlAnfr 2 01.02.85 Drs 10/2826 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 8793 B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8793 C Vorlage eines „stadtökologischen Gesamtkonzepts" entsprechend der Forderung von Bundesminister Dr. Schneider; Auswirkungen auf die Bodenschutzkonzeption und das Baugesetzbuch MdlAnfr 4, 5 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . . 8794A ZusFr Dr. Sperling SPD 8794 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8795A ZusFr Conradi SPD 8795 B Projekt der Weltbank zur Rodung des Gishwati-Urwalds in Nord-Ruanda und zur Anlage von Viehweiden und Kiefernwäldern zur Holzproduktion MdlAnfr 7, 8 01.02.85 Drs 10/2826 Toetemeyer SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 8795 C ZusFr Toetemeyer SPD 8795 D ZusFr Dr. Sperling SPD 8796 C Ausländische Reaktion auf Äußerungen von Vertriebenen-Funktionären MdlAnfr 60 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Ehmke (Bonn) SPD Antw StMin Vogel BK 8797 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8797 B ZusFr Dr. Sperling SPD 8797 D ZusFr Sielaff SPD 8797 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8798A ZusFr Dr. Schmude SPD 8798 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8798 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8799A ZusFr Jungmann SPD 8799 A ZusFr Conradi SPD 8799 B ZusFr Dr. Penner SPD 8799 C ZusFr Horacek GRÜNE 8799 D ZusFr Menzel SPD 8799 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8800 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 8800 C ZusFr Werner CDU/CSU 8800 D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 8801 A ZusFr Dr. Soell SPD 8801 A ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8801 B Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen; Charakter des Deutsch-Polnischen Vertrages MdlAnfr 61, 62 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Schmude SPD Antw StMin Vogel BK 8801 C ZusFr Dr. Schmude SPD 8801 D ZusFr Sielaff SPD 8802 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8802 C ZusFr Dr. Sperling SPD 8802 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8802 D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 ZusFr Dr. Penner SPD 8803 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8803 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 8803 B ZusFr Lowack CDU/CSU 8803 C ZusFr Jungmann SPD 8803 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8803 D ZusFr Jaunich SPD 8805 D ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8805 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8806 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8806 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8806 C Irritation westlicher Regierungen über die Diskussion um das Motto des Schlesiertreffens; Zuwendungen an Vertriebenenverbände 1983 und 1984 MdlAnfr 63, 64 01.02.85 Drs 10/2826 Becker (Nienberge) SPD Antw StMin Vogel BK 8807 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 8807 A ZusFr Dr. Sperling SPD 8807 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8807 B ZusFr Bahr SPD 8807 D ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8807 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8808 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 8808 C ZusFr Horacek GRÜNE 8808 D ZusFr Stockhausen CDU/CSU 8809 C ZusFr Sielaff SPD 8809 C Diskussion über die Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen MdlAnfr 65 01.02.85 Drs 10/2826 Jaunich SPD Antw StMin Vogel BK 8809 D ZusFr Jaunich SPD 8809 D Verwendung des Begriffes „Verzichtspolitiker" in Presseorganen im Zusammenhang mit dem Verlust der ehemaligen deutschen Ostgebiete MdlAnfr 66, 67 01.02.85 Drs 10/2826 Polkehn SPD Antw StMin Vogel BK 8810A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8810C Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 8810 D Aktuelle Stunde betr. Schlesiertreffen Dr. Schmude SPD 8810 D Rühe CDU/CSU 8811 D Schneider (Berlin) GRÜNE 8812 D Schäfer (Mainz) FDP 8813 C Dr. Soell SPD 8814C Windelen CDU/CSU 8815 B Jungmann SPD 8816A Dr. Kohl, Bundeskanzler 8817A Dr. Vogel SPD 8819A Mischnick FDP 8820 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 8822 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8823 A Klein (München) CDU/CSU 8825 A Bahr SPD 8826 C Nächste Sitzung 8827 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8828* A Anlage 2 Wettbewerbsnachteile der deutschen Landwirtschaft durch Verfütterung von Hormonen in Frankreich MdlAnfr 1 01.02.85 Drs 10/2826 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 8828* B Anlage 3 Handel mit Studienplätzen, insbesondere an der Universität Münster MdlAnfr 6 01.02.85 Drs 10/2826 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 8828* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 8793 119. Sitzung Bonn, den 6. Februar 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 2. Dr. Apel 8. 2. Berger 6. 2. Büchner (Speyer) 8. 2. Conrad (Riegelsberg) 8. 2. Dr. Dollinger 8. 2. Glombig 8. 2. Dr. Hauff 6. 2. Frau Hürland 8. 2. Kalisch 8. 2. Kastning 6. 2. Dr. Graf Lambsdorff 8. 2. Dr. Marx 8. 2. Milz 8. 2. Frau Schoppe 8. 2. Schröer (Mülheim) 6. 2. Dr. Stark (Nürtingen) 8. 2. Frau Terborg 7. 2. Voigt (Sonthofen) 6. 2. Wischnewski 8. 2. Wissmann 6. 2. * Präs.-Aufgaben der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 1): Was gedenkt die Bundesregierung für den Fall, daß die französische Regierung die Verfütterung von Hormonen weiterhin gestattet, zu unternehmen, um die Verbraucher zu schützen und von der deutschen Landwirtschaft großen Schaden durch Wettbewerbsnachteile fernzuhalten'? Bei den Beratungen des dem Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft derzeit vorliegenden Vorschlags für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 81/602/EWG über ein Verbot von bestimmten Stoffen mit hormonaler Wirkung und von Stoffen mit thyreostatischer Wirkung setzt sich die Bundesregierung nachdrücklich für ein Verbot von Hormonen zu Mastzwecken ein. Im Hinblick auf die derzeit geltenden EG-Vorschriften legt die Bundesregierung ganz besonderen Wert auf eine Gemeinschaftsregelung, weil ohne eine solche in der Europäischen Gemeinschaft weder den Erfordernissen des Verbraucherschutzes Rechnung getragen werden kann noch Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen sind. Nach Artikel 5 der derzeit geltenden Hormonrichtlinie dürfen die Mitgliedstaaten bis zu einer Gemeinschaftsregelung nicht die Verwendung neuer Stoffe zu Mastzwecken zulassen. In Frankreich wurde trotzdem kürzlich eine Regelung getroffen, die die Implantation bestimmter Hormone zu Mastzwecken gestattet und damit gegen die Stillhalteklausel des Artikels 5 der Richtlinie verstößt. Die Vertreter der Bundesregierung haben deswegen in Brüssel darauf gedrungen, daß die französische Regelung zurückgenommen wird. Die Kommission hat dazu mitgeteilt, daß sie gegen Frankreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat. Eine Schließung der Grenzen ist innerhalb der Europäischen Gemeinschaft nicht ohne weiteres möglich. Insbesondere sind absolute Importverbote Maßnahmen, die sich aus der Zielsetzung des EWG-Vertrages und nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht rechtfertigen lassen. Ganz generell werden solche Importverbote von der EG-Kommission und vom Europäischen Gerichtshof sehr kritisch beurteilt. Hierzu verweise sich auf die Beantwortung der Frage des Herrn Abgeordneten Hornung in der Fragestunde am 24. Januar 1985. Auch die Einhaltung der Vorschriften zum Verbraucherschutz können bei einer EG-Regelung besser kontrolliert werden. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß nach den fleischbeschaurechtlichen Vorschriften bereits jetzt die Einfuhr von Fleisch von Tieren, die mit Hormonen zu Wachstumszwecken behandelt worden sind, verboten ist. Die Versandstaaten müssen bescheinigen, daß dieses Verbot eingehalten worden ist; darüber hinaus werden die eingeführten Fleischsendungen stichprobenweise untersucht. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 6): Sind der Bundesregierung neben dem an der Universität Münster aufgedeckten Handel mit Studienplätzen, wo Bewerbungsunterlagen bei der Zulassung von ausländischen Studenten für Numerus-clausus-Fächer manipuliert worden sind, weitere derartige Fälle an anderen deutschen Universitäten bekannt? Der von Ihnen angesprochene Fall betrifft die Durchführung der Studienplatzvergabe, für die die Länder zuständig sind. Diese haben mit der Ausländerzulassung die Hochschulen beauftragt. Der Bundesregierung sind aus der letzten Zeit keine weitere Fälle bekannt, in denen im Rahmen der Studienplatzvergabe in Numerus-clausus-Studiengängen an den Hochschulen Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Horst Ehmke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein, Herr Czaja, jetzt möchte ich einmal meine Rechtsposition darlegen. Sie legen sie ja oft und ausführlich dar. — Also, hinsichtlich des Grundgesetzes ist klar, was das Bundesverfassungsgericht gesagt hat: Einheit und Freiheit Deutschlands — das finde ich übrigens besser als Wiedervereinigung —, aber nichts von den Grenzen von 1937, wie Sie, Herr Czaja, das dauernd tun, und zwar — da Sie die Rechtsgrundlagen j a sehr gut kennen — wider besseres Wissen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Czaja [CDU/CSU])

    Dann haben Sie, Herr Kollege Czaja, Art. 7 des Deutschlandvertrages zitiert, in dem unsere westlichen Alliierten gesagt haben, sie würden uns in dem Streben nach Selbstbestimmungsrecht für das deutsche Volk unterstützen.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Nicht nur!)

    Wie Sie wissen, Herr Czaja, haben die westlichen Alliierten bei dieser Gelegenheit ausdrücklich erklärt: Das bezieht sich nicht auf die Wiederherstellung in den Grenzen von 1937.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Das ist doch völlig falsch! Das stimmt nicht, was Sie sagen!)

    Das haben sie ausdrücklich erklärt. Jemand, der an den Verhandlungen deutscherseits beteiligt war, nämlich der frühere Mitarbeiter des Auswärtigen Amts, Herr Professor Grewe, hat das nach den Verhandlungen gegenüber solchen Fälschungen, wie wir sie von Ihnen jetzt dauernd hören, ausdrücklich zu Papier gebracht.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Czaja [CDU/ CSU]: Sie fälschen den Wortlaut des Art. 7 Abs. 1 des Deutschlandvertrages!)

    Weiter, Herr Czaja: Die französische Regierung hat bereits vor Jahren erklärt, für sie sei — sosehr sie auf den Vorbehaltsrechten der Alliierten bestünde — klar, daß die Westgrenze Polens endgültig sei. Sie sind in Ihrer Kampagne — so haben Sie das j a auch heute dargestellt — von Äußerungen über die Infragestellung von Jalta inspiriert gewesen, die wir aus Amerika gehört haben. Als man aber in Amerika gesehen hat, wie das hier von Ihnen aufgenommen worden ist, hat Vizepräsident Bush,

    (Zuruf des Abg. Klein [München] [CDU/ CSU])

    Herr Kollege Klein, ausdrücklich erklärt, für die Reagan-Administration bedeute die Kritik an Jalta keine Infragestellung der Grenzen in Europa. Er hat hinzugefügt: Wer die — wie die Kollegen Czaja und Hupka das tun — in Frage stelle, gefährde den Status von Berlin. Übrigens: Herr Diepgen sollte sich dazu auch einmal äußern.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Sollen wir ihn holen?)




    Dr. Ehmke (Bonn)

    Wenn Sie so tun, als ob die Einheit und Freiheit Deutschlands, das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes mit der Wiederherstellung eines deutschen Staatswesens in den Grenzen von 1937 identisch sei, dann sagen Sie bewußt etwas Falsches. Sie wecken in den Vertriebenen, zu denen ich auch gehöre — und ich fühle mich von Ihnen in dieser Position nun wirklich nicht vertreten —,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Illusionen, denen Sie nie gerecht werden können.

    (Beifall bei der SPD)

    Das einzige, was ich Ihnen vielleicht zugute halten kann, ist, daß Sie nicht nur die Vertriebenen täuschen, sondern auch sich selbst. Trotzdem ist es so, daß wir Widerspruch leisten müssen.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sie täuschen die Bundesrepublik Deutschland!)

    Herr Bundeskanzler, sehen Sie, der Punkt, um den es geht, ist ganz klar. Der Kollege Genscher, der heute nicht hier sein kann, hat dazu ganz präzise Stellung genommen. Ich verstehe nicht, daß Sie sich wirklich nicht durchringen können zu sagen: Das ist ganz klar, das sind zwei verschiedene Fragen; für uns ist die Westgrenze Polens endgültig.
    Herr Kollege Kohl, darf ich dazu einmal — mit der Bitte um Verständnis — sagen, wie das Sozialdemokraten empfinden. Wir Sozialdemokraten waren im September 1984 mit einer Delegation zu recht schwierigen Gesprächen in Moskau. Obgleich das gar nicht auf der Tagesordnung stand, hat Herr Ponomarjow diese Besprechung mit einer Rede eröffnet, in der er den Revanchismusvorwurf gegen Sie, Herr Bundeskanzler, gegen die Union und gegen die Vertriebenen erhob. Ich habe dort an Ort und Stelle in großer Ruhe Herrn Ponomarjow geantwortet, daß die deutschen Sozialdemokraten diesen Vorwurf für ungerecht halten, daß sie ihn zurückweisen und daß von einem Klima des Revanchismus in der Bundesrepublik Deutschland nicht die Rede sein kann.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Das halte ich für eine selbstverständliche Solidarität unter Demokraten.
    Aber, Herr Bundeskanzler, verstehen Sie denn nicht, wie komisch es uns dann vorkommen muß, in die Bundesrepublik zurückzukehren und zu sehen, daß Mitglieder Ihrer Partei und Ihrer Fraktion genau für die Kampagne, die wir in Moskau zurückgewiesen haben, mit ihren närrischen Bemerkungen Schützenhilfe leisten?

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Herr Hupka, für das, was Sie in den letzten Wochen angerichtet haben, müßten Sie in Moskau einen Orden kriegen. Das ist meine feste Überzeugung.

    (Dr. Hupka [CDU/CSU]: Haben Sie in Warschau schon einen Orden bekommen?)

    Herr Bundeskanzler, wir verstehen ja Ihre innerparteilichen und innenpolitischen Rücksichtnahmen. Das ist uns ja klar. Aber sie müssen doch sehen, daß alles Lavieren, das Sie hier betreiben, was immer es Ihnen in der Partei oder wahlmäßig bringen mag, den Schaden nicht ausgleichen kann, der draußen eintritt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Sie nennen sich so gerne einen Enkel Adenauers. Adenauer kann man keinen Vorwurf machen für seine Enkel. Die hat er sich nicht aussuchen können. Wenn Sie sagen: Ich werde dazu bei den Schlesiern reden, dann gehen noch einmal drei Monate ins Land, in denen diese Debatte weitergeht, und zwar nicht nur von uns, sondern auch von außen. Fragen Sie doch das Auswärtige Amt, wie draußen diskutiert wird. Drei Monate wollen Sie das so weitergehen lassen? Was spricht eigentlich dagegen, daß Sie hier hochkommen und sagen: So ist es, die Frage der Einheit und Freiheit Deutschlands ist offen, die Frage der Grenzen von 1937 nicht. Das ist die endgültige Grenze Polens. Nur auf dieser Basis können wir Politik machen. Was hindert Sie eigentlich daran?

    (Klein [München] [CDU/CSU]: Der Vertrag! — Zurufe von der SPD)

    — Das ist ein großer Irrtum, Herr Klein. Aber Sie sehen einmal mehr: Was Herr Rühe gesagt hat und war Herr Klein sagt, paßt schon wieder vorn und hinten nicht zusammen.

    (Beifall bei der SPD)

    In dem Vertrag steht ausdrücklich drin, daß wir jetzt die Grenze Polens als Westgrenze anerkennen und auch in Zukunft keine territorialen Forderungen stellen werden.

    (Dr. Hupka [CDU/CSU]: Steht nicht drin!)

    Herr Bundeskanzler, ich bitte Sie noch einmal: Alles, was Sie innerparteilich und innenpolitisch mit diesem Taktieren gewinnen mögen, wiegt doch nicht den Schaden auf, der draußen eingetreten ist. Ihre bittersten Kritiker in unseren Reihen, zu denen ich mich zähle, Herr Bundeskanzler, hätten nie geglaubt, daß Sie in zwei Jahren so viel von dem außenpolitischen Vertrauen nach Ost und West verspielen, das Konrad Adenauer, Willy Brandt und Helmut Schmidt angesammelt haben.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Lachen bei der CDU/CSU — Pfeffermann [CDU/CSU]: Helau! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Helau!)

    — Das paßt zu Ihnen: Erst große patriotische Reden halten und dann „Helau" schreien. Das paßt gut zu dem Eindruck, den ich heute von Ihnen gewonnen habe, meine Herren von der Unionsfraktion.
    Darum noch einmal, Herr Bundeskanzler, unsere Bitte — die Debatte läuft ja noch —: Es lohnt sich, sich diesen Nachmittag Zeit dafür zu nehmen; kommen Sie hier herauf und erklären Sie das so klipp und klar, daß endlich mit der Debatte Schluß ist. So



    Dr. Ehmke (Bonn)

    wie Sie das heute erklärt haben, haben Sie die Debatte künstlich verlängert.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN — Pfeffermann [CDU/CSU]: Auch der Ehmke wird immer schwächer! — Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Wenn der zu den Danzigern geht, kriegt er Prügel!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Klein.

(Zuruf von der SPD: Noch eine Büttenrede!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Klein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Kollegen! In den letzten 20, 25 Minuten hatte ich den Eindruck, als gehe es hier bei aller gespielten Emphase, Herr Kollege Vogel, überhaupt nicht um das deutsch-polnische Verhältnis, sondern nur um die Frage: Wie kann man hier CDU und CSU und FDP auseinanderdividieren und billiges parteipolitisches Kapital daraus schlagen?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Widerspruch bei der SPD — Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Das ist kleines Wort!)

    Ich verzeichne mit großem Respekt, um wieviel differenzierter und kundiger beträchtliche Teile der polnischen Öffentlichkeit auf die von Ihnen so hochgejubelten Vorgänge im Vergleich zu den Reaktionen der SPD reagiert haben.
    Herr Kollege Ehmke, Sie wissen doch ganz genau, daß das, was sie hier alles gesagt haben, nicht stimmt.

    (Dr. Hornhues [CDU/CSU]: Deswegen hat er es ja gesagt!)

    Es kann doch wohl nicht sein, daß Sie nach so vielen Jahren Zugehörigkeit zu diesem Hause als Völkerrechtsprofessor ernsthaft an ein solches krauses Zeug glauben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Er hat schon lang nicht mehr geforscht!)

    Und, Herr Kollege Vogel, ein Unterschied zwischen dem, was der Kollege Rühe gesagt hat, und dem, was der Bundeskanzler gesagt hat, ist für mich bei schärfster Untersuchung nicht erkennbar.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das wundert mich nicht bei Ihnen!)

    — Entschuldigen Sie! Der Bundeskanzler hat ganz klare eindeutige Erklärungen abgegeben: in der Kontinuität seiner Politik,

    (Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Das ist ja reiner Kohl, was Sie da reden!)

    in der Kontinuität der deutschen Außenpolitik

    (Schneider [Berlin] [GRÜNE]: Klein-Kohl!)

    und in Übereinstimmung mit Text und Geist der Verträge.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Und der Kollege Rühe hat genau das gleiche getan und hat zudem sozusagen eine in sich liegende
    Selbstverständlichkeit dazu erklärt, nämlich — das steht ja in der Präambel — daß die Bundesrepublik Deutschland auch künftig keine Gebietsansprüche stellen werde. Wenn man das logisch weiterdenkt, liegt hier selbstverständlich eine gewisse Bindungswirkung, wie Rühe gesagt hat, für einen gesamtdeutschen Souverän. Daß das psychologisch vorauswirkt, ist doch klar. Nur, das hebt doch das Recht nicht auf. Hier gibt es doch keinen Gegensatz.
    Manchmal stelle ich mir die Frage, ob die Hektik und die Selbstbezogenheit

    (Abg. Conradi [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — ich möchte nicht, Herr Kollege; es sind hier keine Zwischenfragen zugelassen worden und auch ich möchte es nicht tun —, in die wir uns häufig selber manövrieren, nicht dazu führen, daß wir aus dem Auge verlieren, was dieses Parlament und seine Fraktionen seit Jahr und Tag zu gewissen Fragen sagen. Und ich muß Ihnen erklären, daß das, was die CDU/CSU-Fraktion am 4. Dezember 1970 erklärt hat, Punkt für Punkt

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    der Auffassung der Fraktion von heute entspricht.
    Und wissen Sie, meine Damen und Herren von der Linken: Ich habe mich extra noch einmal in Gesprächen mit den Kollegen Czaja und Hupka versichert: Hier gibt es auch kein papierdickes Stückchen, das zwischen deren Auffassung und unserer Auffassung zu bringen wäre.

    (Lachen bei der SPD — Dr. Vogel [SPD]: Weiß der Kanzler, was er spricht?)

    — Lieber Herr Vogel, ich spreche doch von dieser Erklärung. Hören Sie doch mal einen Moment zu!

    (Conradi [SPD]: Spagat!)

    Ich darf Ihnen mal diese Erklärung in Erinnerung rufen, weil es sich wirklich lohnt, sich noch einmal anzuhören, was in diesem Haus beschlossen worden ist. Die Unterschrift lautet: Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion. Das Datum ist der 4. Dezember 1970.
    Der Deutsche Bundestag bekräftigt, daß ein wichtiges Ziel der deutschen Politik die Verständigung und Aussöhnung mit Polen ist. Er sieht in der Erreichung dieses Zieles eine wesentliche Voraussetzung zur Sicherung eines dauerhaften Friedens in Europa. Verständigung und Aussöhnung müssen sich auf beiden Seiten moralisch, rechtlich und historisch auf Wahrheit und politischen Wirklichkeitssinn gründen.
    In einer gesicherten und auf der Selbstbestimmung der Völker beruhenden europäischen Friedensordnung ist Raum für einen dauerhaften Ausgleich und enge Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Polen bei freier Entfaltung beider Völker.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sehr richtig!)




    Klein (München)

    Wer diesen Ausgleich wünscht, muß den Weg offenhalten für zukünftige europäische Lösungen.

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Er muß zugleich bereit sein, die schrecklichen Lasten abzutragen, die durch die Verbrechen des Hitler-Regimes und die Vertreibung der Deutschen beiden Völkern auferlegt wurden.
    Der Deutsche Bundestag bittet das polnische Volk und alle europäischen Nachbarn um Verständnis für seine Pflicht und Entschlossenheit, uneingeschränkt an dem Recht des deutschen Volkes auf freie Selbstbestimmung und auf eine frei vereinbarte friedensvertragliche Regelung für ganz Deutschland festzuhalten.
    Die endgültige Festlegung der deutschen Grenzen kann nur im Zusammenhang mit dieser friedensvertraglichen Regelung geschehen. Ihre Grundlage muß das Recht der Polen auf gesicherte Grenzen und das Recht der Deutschen auf gesicherte Freiheit und Einheit sein.
    Meine verehrten Damen und Herren, ich entschuldige mich, daß ich Ihnen einen 15 Jahre alten Antrag vorlese. Er hat aber heute wie damals Gültigkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Was steht denn zur Grenze darin?)

    Ich möchte jetzt den Versuch unternehmen, an Hand eines Punktes aus diesem Antrag ein bißchen zu erklären, warum diese Diskussion in den letzten Monaten so aufgeflammt ist. Es wäre ja eine Verkürzung, jetzt alles auf die Motto-Diskussion zurückzuführen. In dem Antrag steht noch: Diese Regelung darf das Rad der Geschichte weder zurückdrehen noch aufhalten. — Wir haben in den letzten Monaten leider zu häufig nur den einen Teil dieser Erklärung gehört. Die Regelung darf das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, aber auch nicht aufhalten. Das Rad der Geschichte dreht sich weiter — durchaus im Sinne einer friedlichen Verständigung zwischen uns und den Polen. Seien Sie versichert: Die Polen, auch die verantwortlichen kommunistischen Polen, sind in diesen Fragen häufig viel gelassener und viel verständnisvoller als manche Sprecher der Sozialdemokratie von heute.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich zum Schluß noch eine Bemerkung anfügen. Wir haben hier heute eine ganze Reihe von Sympathiebekundungen für die Vertriebenen gehört. Wir haben aber auch registriert, daß im gleichen Atemzuge der Versuch gemacht wurde, die Vertriebenen auseinanderzudividieren.

    (Jungmann [SPD]: Das ist überhaupt nicht wahr!)

    Es ist einfach unredlich, so zu tun, als wären die gewählten Sprecher und Vorsitzenden der Verbände irgendwelche wildgewordenen Funktionäre, die mit der hervorragenden Arbeit und der Integration der Vertriebenen nichts zu tun haben. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das sind die
    Leute, die jahrzehntelang für ihre Landsleute tätig waren.

    (Vorsitz: Vizepräsident Westphal)

    Wir sollten sie nicht auseinanderdividieren, und wir sollten sie bei den Bemühungen — manches ist in diesen Kreisen natürlich gar nicht so leicht durchzusetzen — um einen friedlichen Weg nach vorn in eine freie Zukunft dieses ganzen Kontinents unterstützen und sie nicht rügen.

    (Jungmann [SPD]: Die Artikel im „Schlesier" zeigen, wohin es geht!)

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)