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ID1011919500

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    Plenarprotokoll 10/119 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 119. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksache 10/2826 vom 1. Febr. 1985 — Beseitigung datenschutzrechtlicher Mängel im Btx-Rechenzentrum in Ulm MdlAnfr 2 01.02.85 Drs 10/2826 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 8793 B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8793 C Vorlage eines „stadtökologischen Gesamtkonzepts" entsprechend der Forderung von Bundesminister Dr. Schneider; Auswirkungen auf die Bodenschutzkonzeption und das Baugesetzbuch MdlAnfr 4, 5 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . . 8794A ZusFr Dr. Sperling SPD 8794 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8795A ZusFr Conradi SPD 8795 B Projekt der Weltbank zur Rodung des Gishwati-Urwalds in Nord-Ruanda und zur Anlage von Viehweiden und Kiefernwäldern zur Holzproduktion MdlAnfr 7, 8 01.02.85 Drs 10/2826 Toetemeyer SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 8795 C ZusFr Toetemeyer SPD 8795 D ZusFr Dr. Sperling SPD 8796 C Ausländische Reaktion auf Äußerungen von Vertriebenen-Funktionären MdlAnfr 60 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Ehmke (Bonn) SPD Antw StMin Vogel BK 8797 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8797 B ZusFr Dr. Sperling SPD 8797 D ZusFr Sielaff SPD 8797 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8798A ZusFr Dr. Schmude SPD 8798 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8798 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8799A ZusFr Jungmann SPD 8799 A ZusFr Conradi SPD 8799 B ZusFr Dr. Penner SPD 8799 C ZusFr Horacek GRÜNE 8799 D ZusFr Menzel SPD 8799 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8800 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 8800 C ZusFr Werner CDU/CSU 8800 D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 8801 A ZusFr Dr. Soell SPD 8801 A ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8801 B Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen; Charakter des Deutsch-Polnischen Vertrages MdlAnfr 61, 62 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Schmude SPD Antw StMin Vogel BK 8801 C ZusFr Dr. Schmude SPD 8801 D ZusFr Sielaff SPD 8802 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8802 C ZusFr Dr. Sperling SPD 8802 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8802 D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 ZusFr Dr. Penner SPD 8803 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8803 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 8803 B ZusFr Lowack CDU/CSU 8803 C ZusFr Jungmann SPD 8803 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8803 D ZusFr Jaunich SPD 8805 D ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8805 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8806 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8806 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8806 C Irritation westlicher Regierungen über die Diskussion um das Motto des Schlesiertreffens; Zuwendungen an Vertriebenenverbände 1983 und 1984 MdlAnfr 63, 64 01.02.85 Drs 10/2826 Becker (Nienberge) SPD Antw StMin Vogel BK 8807 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 8807 A ZusFr Dr. Sperling SPD 8807 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8807 B ZusFr Bahr SPD 8807 D ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8807 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8808 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 8808 C ZusFr Horacek GRÜNE 8808 D ZusFr Stockhausen CDU/CSU 8809 C ZusFr Sielaff SPD 8809 C Diskussion über die Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen MdlAnfr 65 01.02.85 Drs 10/2826 Jaunich SPD Antw StMin Vogel BK 8809 D ZusFr Jaunich SPD 8809 D Verwendung des Begriffes „Verzichtspolitiker" in Presseorganen im Zusammenhang mit dem Verlust der ehemaligen deutschen Ostgebiete MdlAnfr 66, 67 01.02.85 Drs 10/2826 Polkehn SPD Antw StMin Vogel BK 8810A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8810C Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 8810 D Aktuelle Stunde betr. Schlesiertreffen Dr. Schmude SPD 8810 D Rühe CDU/CSU 8811 D Schneider (Berlin) GRÜNE 8812 D Schäfer (Mainz) FDP 8813 C Dr. Soell SPD 8814C Windelen CDU/CSU 8815 B Jungmann SPD 8816A Dr. Kohl, Bundeskanzler 8817A Dr. Vogel SPD 8819A Mischnick FDP 8820 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 8822 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8823 A Klein (München) CDU/CSU 8825 A Bahr SPD 8826 C Nächste Sitzung 8827 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8828* A Anlage 2 Wettbewerbsnachteile der deutschen Landwirtschaft durch Verfütterung von Hormonen in Frankreich MdlAnfr 1 01.02.85 Drs 10/2826 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 8828* B Anlage 3 Handel mit Studienplätzen, insbesondere an der Universität Münster MdlAnfr 6 01.02.85 Drs 10/2826 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 8828* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 8793 119. Sitzung Bonn, den 6. Februar 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 2. Dr. Apel 8. 2. Berger 6. 2. Büchner (Speyer) 8. 2. Conrad (Riegelsberg) 8. 2. Dr. Dollinger 8. 2. Glombig 8. 2. Dr. Hauff 6. 2. Frau Hürland 8. 2. Kalisch 8. 2. Kastning 6. 2. Dr. Graf Lambsdorff 8. 2. Dr. Marx 8. 2. Milz 8. 2. Frau Schoppe 8. 2. Schröer (Mülheim) 6. 2. Dr. Stark (Nürtingen) 8. 2. Frau Terborg 7. 2. Voigt (Sonthofen) 6. 2. Wischnewski 8. 2. Wissmann 6. 2. * Präs.-Aufgaben der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 1): Was gedenkt die Bundesregierung für den Fall, daß die französische Regierung die Verfütterung von Hormonen weiterhin gestattet, zu unternehmen, um die Verbraucher zu schützen und von der deutschen Landwirtschaft großen Schaden durch Wettbewerbsnachteile fernzuhalten'? Bei den Beratungen des dem Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft derzeit vorliegenden Vorschlags für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 81/602/EWG über ein Verbot von bestimmten Stoffen mit hormonaler Wirkung und von Stoffen mit thyreostatischer Wirkung setzt sich die Bundesregierung nachdrücklich für ein Verbot von Hormonen zu Mastzwecken ein. Im Hinblick auf die derzeit geltenden EG-Vorschriften legt die Bundesregierung ganz besonderen Wert auf eine Gemeinschaftsregelung, weil ohne eine solche in der Europäischen Gemeinschaft weder den Erfordernissen des Verbraucherschutzes Rechnung getragen werden kann noch Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen sind. Nach Artikel 5 der derzeit geltenden Hormonrichtlinie dürfen die Mitgliedstaaten bis zu einer Gemeinschaftsregelung nicht die Verwendung neuer Stoffe zu Mastzwecken zulassen. In Frankreich wurde trotzdem kürzlich eine Regelung getroffen, die die Implantation bestimmter Hormone zu Mastzwecken gestattet und damit gegen die Stillhalteklausel des Artikels 5 der Richtlinie verstößt. Die Vertreter der Bundesregierung haben deswegen in Brüssel darauf gedrungen, daß die französische Regelung zurückgenommen wird. Die Kommission hat dazu mitgeteilt, daß sie gegen Frankreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat. Eine Schließung der Grenzen ist innerhalb der Europäischen Gemeinschaft nicht ohne weiteres möglich. Insbesondere sind absolute Importverbote Maßnahmen, die sich aus der Zielsetzung des EWG-Vertrages und nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht rechtfertigen lassen. Ganz generell werden solche Importverbote von der EG-Kommission und vom Europäischen Gerichtshof sehr kritisch beurteilt. Hierzu verweise sich auf die Beantwortung der Frage des Herrn Abgeordneten Hornung in der Fragestunde am 24. Januar 1985. Auch die Einhaltung der Vorschriften zum Verbraucherschutz können bei einer EG-Regelung besser kontrolliert werden. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß nach den fleischbeschaurechtlichen Vorschriften bereits jetzt die Einfuhr von Fleisch von Tieren, die mit Hormonen zu Wachstumszwecken behandelt worden sind, verboten ist. Die Versandstaaten müssen bescheinigen, daß dieses Verbot eingehalten worden ist; darüber hinaus werden die eingeführten Fleischsendungen stichprobenweise untersucht. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 6): Sind der Bundesregierung neben dem an der Universität Münster aufgedeckten Handel mit Studienplätzen, wo Bewerbungsunterlagen bei der Zulassung von ausländischen Studenten für Numerus-clausus-Fächer manipuliert worden sind, weitere derartige Fälle an anderen deutschen Universitäten bekannt? Der von Ihnen angesprochene Fall betrifft die Durchführung der Studienplatzvergabe, für die die Länder zuständig sind. Diese haben mit der Ausländerzulassung die Hochschulen beauftragt. Der Bundesregierung sind aus der letzten Zeit keine weitere Fälle bekannt, in denen im Rahmen der Studienplatzvergabe in Numerus-clausus-Studiengängen an den Hochschulen Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Rühe hat in seiner bemerkenswerten Rede, die wir mit großer Aufmerksamkeit verfolgt haben, den Kern der Sache angesprochen. Kern der Sache ist die Frage, ob der deutsch-polnische Vertrag politische Sachverhalte geschaffen hat, die endgültig sind, oder ob die alliierten Vorbehalte, von denen die Rede ist, andere Möglichkeiten und andere Entwicklungen offenlassen.
    Sie, Herr Rühe, haben hier wörtlich ausgeführt, die politischen Sachverhalte, die dieser Vertrag geschaffen hat, sind politisch endgültig. Dieser Aussage stimmen wir ausdrücklich zu.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer im Widerspruch zu dieser Feststellung sagt, die alliierten Vorbehalte ließen andere Möglichkeiten offen, der beschädigt den Prozeß der deutschpolnischen Aussöhnung in seinem Kern, der läßt uns im Vorfeld des 8. Mai 1985 als Unruhestifter erscheinen und erschwert den Weg zu einer dauerhaften europäischen Friedensordnung.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer sagt, die alliierten Vorbehalte lassen andere Möglichkeiten offen, der — und das sage ich mit großer Sorge — blockiert auch jeden Fortschritt im deutsch-deutschen Verhältnis

    (Beifall bei der SPD)

    und erschwert das, was uns durch die Präambel des Grundgesetzes aufgegeben ist.
    Herr Hupka hat in seiner Funktion als Vorsitzender seiner Landsmannschaft diese Möglichkeiten nicht nur offengehalten, er hat ausdrücklich dazu aufgefordert, diese, wie er es formuliert, rechtliche Offenheit der Frage zur Änderung von Grenzen, zur Änderung der Oder-Neiße-Grenze, zu nutzen. Das ist der Kern unserer Kritik.
    Wer sagt „Schlesien bleibt unser", wer in eine Diskussion über die Frage eintritt, ob Polen die Souveränität über die Grenze östlich der Oder-NeißeLinie hat, der will nicht die politische Endgültigkeit des geschaffenen Zustandes als Grundlage der Aussöhnung, der will Veränderung.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben hier gesagt, der Täter müsse eine Chance haben, seine Tat zu begehen. Ich hoffe, das war ein Lapsus linguae, das war ein ungewollter Versprecher. Wir Sozialdemokraten wollen nicht, daß Täter auf diesem Gebiet eine Chance zur Tat haben.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Uh! Oh!)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben den Ausführungen und Aufforderungen des Herrn Hupka nicht von Anfang an klar und deutlich widersprochen.

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie haben eine quälende Diskussion in Gang gesetzt, die über Wochen hin für die Aufforderungen und Parolen des Herrn Hupka überhaupt erst den Resonanzboden geschaffen hat. Sie haben es schweigend hingenommen, daß die Junge Union auf ihrem Bundesdelegiertentag in Ihrer Gegenwart mit Mehrheit

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    den Beschluß gefaßt hat, die Oder-Neiße-Grenze könne nicht als endgültig anerkannt, die Souveränität Polens über diese Gebiete könne nicht bejaht werden.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Die quälende Diskussion, die Sie mit Herrn Hupka geführt haben, hat ihn erst in den Rang eines politischen Faktors erhoben, der außerhalb der Bundesrepublik wahrgenommen worden ist.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Die wirren Auslassungen eines unreifen 21jährigen

    (Zuruf des Abg. Pfeffermann [CDU/CSU])

    wären ohne diese Vorgeschichte, Herr Bundeskanzler, überhaupt nicht zur Kenntnis genommen worden,

    (Beifall bei der SPD)

    hätten überhaupt keine Beachtung gefunden.
    Wir kritisieren nicht die Vertriebenen. Es war fehl am Platze, Aufforderungen in unsere oder in eine andere Richtung ergehen zu lassen, die Leistungen der Vertriebenen anzuerkennen. Wir haben diese Leistungen anerkannt; wir anerkennen sie. Wir danken den Vertriebenen für ihren entschei-



    Dr. Vogel
    denden Beitrag zum Aufbau eines friedlichen und eines demokratischen Gemeinwesens.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir respektieren das Heimatgefühl der Vertriebenen genauso, wie wir unser eigenes Heimatgefühl respektiert wissen wollen. Wir kritisieren nicht die Vertriebenen, wir kritisieren — ich zitiere Ihren Vizekanzler, den Bundesaußenminister, wörtlich — „eine Handvoll von Vertriebenenfunktionären, die dieses Heimatgefühl mißbrauchen". Das ist der Kern unserer Kritik.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir kritisieren diesen Mißbrauch, der diesen Herren eine politische Bedeutung verleihen soll, die sie sonst überhaupt nicht besäßen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie müssen auch mal zu den Vertriebenen-Kundgebungen hingehen!)

    Sie wären längst dem geschichtlichen Vergessen anheimgefallen.

    (Beifall bei der SPD — Pfeffermann [CDU/ CSU]: Das sind lauter Krokodilstränen, die Sie da vergießen! Das wissen Sie doch! Scheinheilig!)

    Wir nehmen die Vertriebenen in Schutz, weil wir wissen: Die weit überwältigende Mehrheit der Vertriebenen will keine Grenzänderungen und keine Diskussion über die Souveränität. Sie wollen — ebenso wie die überwältigende Mehrheit unseres Volkes — Frieden und gute Nachbarschaft nach allen Seiten, nach Osten, Westen, Süden und Norden.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Und Freiheit!)

    Herr Bundeskanzler, Ihre Rede heute war der Versuch, Unvereinbares zu vereinbaren.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Im Gegensatz zu der Ihrigen!)

    Es war der Versuch, den tiefen Meinungsunterschied und Konflikt zwischen den Koalitionspartnern — ausgedrückt in dem, was Herr Kollege Genscher gesagt hat — und den tiefen Riß, der durch Ihre eigene Partei in dieser Frage geht,

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    mit allgemeinen Bemerkungen zuzudecken.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Herr Vogel denkt nicht an die SPD in der Nacht, kann ich da nur sagen!)

    Diese Diskussion und Ihre Rede hat — das ist ein Grund zur Sorge — erneut deutlich gemacht, daß Sie die grundlegende politische Entscheidung der Ostverträge und auch des deutsch-polnischen Vertrages in Ihrer Fraktion und Partei noch nicht zur Gänze vollzogen und akzeptiert haben.

    (Beifall bei der SPD)

    In dem, was Herr Rühe in seiner Rede ausgeführt hat, können wir auch unsere Auffassungen wiedererkennen. Ich stelle Übereinstimmung fest. Mit dem, Herr Bundeskanzler, was Sie gesagt haben, können wir mangels klarer Äußerungen diese Übereinstimmung nicht feststellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat — wenige Wochen vor dem 40. Jahrestag des Kriegsendes — heute an diesem Pult die Chance gehabt, jedem Revanchismus-Vorwurf den Boden zu entziehen, Vorwürfen, denen Herr Hupka die Stichworte geliefert hat, und die, die ihn unterstützen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Hupka [CDU/ CSU]: Auf den Scheiterhaufen mit dem Hupka!)

    Ich bedaure, daß der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland diese Chance versäumt hat. Und so sage ich in die Öffentlichkeit unseres Volkes und Europas hinaus:

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Gott, vergib dem Vogel!)

    Wir wollen keine Grenzänderungen. Wir wollen durchlässige Grenzen. Wir wollen Frieden und gute Nachbarschaft.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Und wir wollen keinen Vogel!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Mischnick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Freie Demokratische Partei hat in den 50er Jahren gemeinsam mit der Union die Westverträge konzipiert, sie voll mitgetragen und zu keinem Zeitpunkt verlassen. Wir haben gemeinsam mit den Sozialdemokraten die Ostverträge konzipiert, sie voll mitgetragen, sie zu keinem Zeitpunkt verlassen. Wir werden auch in Zukunft diese beiden Voraussetzungen für eine deutsche Außenpolitik als die Grundlage unserer weiteren politischen Arbeit in der Außenpolitik nicht nur betrachten, sondern in der praktischen Politik vertreten.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Hier ist mehrfach darauf hingewiesen worden, daß die Verträge und der Brief zur deutschen Einheit Grundlage dieser Politik sind. Der Brief zur deutschen Einheit ist zitiert worden. Ich zitiere ausdrücklich aus dem deutsch-polnischen Vertrag Art. 1:
    Sie
    — die Vertragschließenden —
    bekräftigen die Unverletzlichkeit ihrer bestehenden Grenzen jetzt und in der Zukunft und verpflichten sich gegenseitig zur uneingeschränkten Achtung ihrer territorialen Integrität.
    Sie erklären, daß sie gegeneinander keinerlei Gebietsansprüche haben und solche auch in Zukunft nicht erheben werden.



    Mischnick
    Dieses ist der Vertragstext. Dieses ist für uns verbindlich, danach richtet sich unsere Politik, gestern, heute und morgen. Davon werden wir keinen Schritt abweichen.

    (Beifall bei der FDP)

    Dies hat auch diese Bundesregierung vertreten, und mancher, der hier die Bundesregierung angreift, sollte sich überlegen, ob mit diesem Angriff nicht erst die Zweifel gesät werden, die man selbst hier als schlimm für unsere Politik bezeichnet.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Genauso stelle ich fest, wir haben immer wieder — —

    (Zuruf von der SPD: Überall dabei!)

    — Ach, wissen Sie, früher waren Sie nicht so billig. Es scheint eine Zeitentwicklung bei Ihnen zu sein, daß Sie plötzlich so billig mit Ihren Zwischenrufen sind. Sie haben gar nicht gemerkt, daß Ihre eigenen Kollegen mit mir übereinstimmten.
    Genauso stelle ich fest: der Herr Kollege Windelen hat deutlich gesagt, die deutschen Heimatvertriebenen sind keine Revanchisten. Wir teilen diese Meinung. Sie haben es nicht verdient, durch wen auch immer in diesen Geruch gebracht zu werden. Das stelle ich auch in aller Deutlichkeit fest..

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Deshalb sollte jeder, der hier glaubt, im Interesse der Heimatvertriebenen bestimmte Rechtspositionen ohne die vertraglichen Verpflichtungen darstellen zu sollen, sich im klaren darüber sein, welche Gefahren daraus für die Gesamtdiskussion entstehen. Jeder, der die Vertragspositionen vertritt, sollte nicht vergessen, daß das, was an Rechtspositionen gegeben ist, so chancenreich oder so wenig chancenreich sie sind, Inhalt der Verträge ist und damit nicht einfach hinweggewischt werden kann. Allerdings kommt es darauf an, daß in der praktischen Politik nicht mit dem Hervorkehren der Rechtspositionen jede praktische Handlung unmöglich gemacht wird. Diese Gefahr ist natürlich immer wieder gegeben.
    Es hat sich gezeigt, daß es in den letzten Jahren möglich war, auch unter Wahrung der jeweiligen unterschiedlichen Standpunkte im deutsch-polnischen Verhältnis viele Dinge weiterzuentwickeln. Wir stehen jetzt in der Gefahr, daß diese Weiterentwicklung blockiert wird, wenn wir Diskussionen, die 1970, 1971 richtig und notwendig waren, im Jahre 1985 noch einmal nachvollziehen wollen. Wenn dies geschieht, dann ist sehr viel Arbeit in den vergangenen Jahren — Jahrzehnten, kann ich sagen — umsonst gewesen.
    Ich will hier nicht diesen Streit, ob es richtig ist, da hinzugehen oder nicht da hinzugehen, fortsetzen. Entscheidend ist, daß auch auf dem Schlesiertreffen — und ich bin überzeugt, daß das geschieht — die Grundlagen der Politik dieser Regierung so unmißverständlich, so klar dargelegt werden, wie das in der Regierungserklärung geschehen ist, wie es in vielen Debatten der Fall war und wie wir es zur Lage der Nation hier erneut bei der Debatte deutlich machen werden.
    Wir sollten allerdings auch ein Weiteres tun. Hier
    ist mehrfach ein Artikelschreiber, jung an Jahren, zitiert worden. Wir sollten nicht vergessen, daß es
    zusätzlich Verantwortlichkeiten gegeben haben muß,

    (Sehr wahr! bei der FDP)

    die für die Entscheidung darüber zuständig waren, wann er veröffentlicht wurde, durch wen er veröffentlicht worden ist.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Darüber sollte man sich Rechenschaft ablegen, wie es dazu kommen kann, daß ein junger Mensch, wenn er sich verirrt, plötzlich zum Gegenstand der öffentlichen Diskussion wird, weil niemand merkt, welcher Sprengstoff da drinliegt und wie verheerend das im Jahre 1985 für die ganze deutsche Politik in der Öffentlichkeit wirken muß, wenn man sich nicht dagegen wendet und wehrt.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Wir sollten aber auch nicht den Fehler machen, wie das leider in manchen Beiträgen geschehen ist, wenn die entsprechenden Klarstellungen durch die Regierung geschehen sind, sie immer wieder zu relativieren und in Frage zu stellen. Dies erschwert unsere Position zusätzlich.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Mit Recht ist davon gesprochen worden, daß der Begriff „Verzichtpolitiker" eine Vokabel ist, die aus einer Zeit stammt, die das hervorgerufen hat, über das wir heute immer wieder diskutieren müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)

    Wer das Wort „Verzichtpolitiker" gebraucht, muß wissen, daß er damit Haß sät, der schon einmal in diesem Land zu Mehrheiten geführt hat, die uns dann in das Elend des 8. Mai 1945 geführt haben.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Aber diejenigen, die das Wort gebrauchen, sollten auch so ehrlich sein zu sagen, daß sie damit eigentlich Verzicht auf Politik zum Ausdruck bringen.
    Das, was wir tun müssen, ist doch unter den gegebenen Umständen mit all dem — ich kann mich vielem auf Grund persönlicher Erlebnisse anschließen, denn auch ich kann nicht in meiner Heimat leben —, was an persönlichem Schicksal damit verbunden ist, trotzdem in die Zukunft zu sehen. Ich weiß aber auch, es nützt niemandem etwas, wenn an die Heimat erinnert wird, das Heimatrecht mit Recht verteidigt wird, aber es nur einseitig als das eigene Heimatrecht gesehen wird. Denn 40 Jahre nach Kriegsende gibt es eben auch ein neues Heimatrecht, so bitter, so beklagenswert, so schwer das für den einzelnen ist, dies nicht nur erkennen zu



    Mischnick
    müssen, sondern dies auch in seine eigene politische Entscheidung einbeziehen zu müssen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Diese Aktuelle Stunde war im Gegensatz zu manch anderen — wenn ich das sagen darf — notwendig und richtig, damit Dinge klargestellt werden konnten.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir sollten uns alle darauf besinnen, gerade in diesem Jahre, hier das Gemeinsame mehr zu sehen als den kleinen parteipolitisch taktischen Vorteil, den man vielleicht einmal von einer Schlagzeile haben kann. Meine sehr verehrten Damen und Herren, 40 Jahre nach Kriegsende sollte die Gemeinsamkeit der Deutschen im Vordergrund stehen und nicht der Streit über Dinge, die wir heute nicht mehr lösen können, weil gestern und vorgestern die entscheidenden politischen Fehler gemacht worden sind.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)