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    Plenarprotokoll 10/119 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 119. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksache 10/2826 vom 1. Febr. 1985 — Beseitigung datenschutzrechtlicher Mängel im Btx-Rechenzentrum in Ulm MdlAnfr 2 01.02.85 Drs 10/2826 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 8793 B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8793 C Vorlage eines „stadtökologischen Gesamtkonzepts" entsprechend der Forderung von Bundesminister Dr. Schneider; Auswirkungen auf die Bodenschutzkonzeption und das Baugesetzbuch MdlAnfr 4, 5 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . . 8794A ZusFr Dr. Sperling SPD 8794 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8795A ZusFr Conradi SPD 8795 B Projekt der Weltbank zur Rodung des Gishwati-Urwalds in Nord-Ruanda und zur Anlage von Viehweiden und Kiefernwäldern zur Holzproduktion MdlAnfr 7, 8 01.02.85 Drs 10/2826 Toetemeyer SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 8795 C ZusFr Toetemeyer SPD 8795 D ZusFr Dr. Sperling SPD 8796 C Ausländische Reaktion auf Äußerungen von Vertriebenen-Funktionären MdlAnfr 60 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Ehmke (Bonn) SPD Antw StMin Vogel BK 8797 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8797 B ZusFr Dr. Sperling SPD 8797 D ZusFr Sielaff SPD 8797 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8798A ZusFr Dr. Schmude SPD 8798 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8798 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8799A ZusFr Jungmann SPD 8799 A ZusFr Conradi SPD 8799 B ZusFr Dr. Penner SPD 8799 C ZusFr Horacek GRÜNE 8799 D ZusFr Menzel SPD 8799 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8800 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 8800 C ZusFr Werner CDU/CSU 8800 D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 8801 A ZusFr Dr. Soell SPD 8801 A ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8801 B Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen; Charakter des Deutsch-Polnischen Vertrages MdlAnfr 61, 62 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Schmude SPD Antw StMin Vogel BK 8801 C ZusFr Dr. Schmude SPD 8801 D ZusFr Sielaff SPD 8802 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8802 C ZusFr Dr. Sperling SPD 8802 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8802 D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 ZusFr Dr. Penner SPD 8803 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8803 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 8803 B ZusFr Lowack CDU/CSU 8803 C ZusFr Jungmann SPD 8803 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8803 D ZusFr Jaunich SPD 8805 D ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8805 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8806 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8806 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8806 C Irritation westlicher Regierungen über die Diskussion um das Motto des Schlesiertreffens; Zuwendungen an Vertriebenenverbände 1983 und 1984 MdlAnfr 63, 64 01.02.85 Drs 10/2826 Becker (Nienberge) SPD Antw StMin Vogel BK 8807 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 8807 A ZusFr Dr. Sperling SPD 8807 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8807 B ZusFr Bahr SPD 8807 D ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8807 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8808 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 8808 C ZusFr Horacek GRÜNE 8808 D ZusFr Stockhausen CDU/CSU 8809 C ZusFr Sielaff SPD 8809 C Diskussion über die Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen MdlAnfr 65 01.02.85 Drs 10/2826 Jaunich SPD Antw StMin Vogel BK 8809 D ZusFr Jaunich SPD 8809 D Verwendung des Begriffes „Verzichtspolitiker" in Presseorganen im Zusammenhang mit dem Verlust der ehemaligen deutschen Ostgebiete MdlAnfr 66, 67 01.02.85 Drs 10/2826 Polkehn SPD Antw StMin Vogel BK 8810A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8810C Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 8810 D Aktuelle Stunde betr. Schlesiertreffen Dr. Schmude SPD 8810 D Rühe CDU/CSU 8811 D Schneider (Berlin) GRÜNE 8812 D Schäfer (Mainz) FDP 8813 C Dr. Soell SPD 8814C Windelen CDU/CSU 8815 B Jungmann SPD 8816A Dr. Kohl, Bundeskanzler 8817A Dr. Vogel SPD 8819A Mischnick FDP 8820 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 8822 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8823 A Klein (München) CDU/CSU 8825 A Bahr SPD 8826 C Nächste Sitzung 8827 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8828* A Anlage 2 Wettbewerbsnachteile der deutschen Landwirtschaft durch Verfütterung von Hormonen in Frankreich MdlAnfr 1 01.02.85 Drs 10/2826 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 8828* B Anlage 3 Handel mit Studienplätzen, insbesondere an der Universität Münster MdlAnfr 6 01.02.85 Drs 10/2826 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 8828* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 8793 119. Sitzung Bonn, den 6. Februar 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 2. Dr. Apel 8. 2. Berger 6. 2. Büchner (Speyer) 8. 2. Conrad (Riegelsberg) 8. 2. Dr. Dollinger 8. 2. Glombig 8. 2. Dr. Hauff 6. 2. Frau Hürland 8. 2. Kalisch 8. 2. Kastning 6. 2. Dr. Graf Lambsdorff 8. 2. Dr. Marx 8. 2. Milz 8. 2. Frau Schoppe 8. 2. Schröer (Mülheim) 6. 2. Dr. Stark (Nürtingen) 8. 2. Frau Terborg 7. 2. Voigt (Sonthofen) 6. 2. Wischnewski 8. 2. Wissmann 6. 2. * Präs.-Aufgaben der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 1): Was gedenkt die Bundesregierung für den Fall, daß die französische Regierung die Verfütterung von Hormonen weiterhin gestattet, zu unternehmen, um die Verbraucher zu schützen und von der deutschen Landwirtschaft großen Schaden durch Wettbewerbsnachteile fernzuhalten'? Bei den Beratungen des dem Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft derzeit vorliegenden Vorschlags für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 81/602/EWG über ein Verbot von bestimmten Stoffen mit hormonaler Wirkung und von Stoffen mit thyreostatischer Wirkung setzt sich die Bundesregierung nachdrücklich für ein Verbot von Hormonen zu Mastzwecken ein. Im Hinblick auf die derzeit geltenden EG-Vorschriften legt die Bundesregierung ganz besonderen Wert auf eine Gemeinschaftsregelung, weil ohne eine solche in der Europäischen Gemeinschaft weder den Erfordernissen des Verbraucherschutzes Rechnung getragen werden kann noch Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen sind. Nach Artikel 5 der derzeit geltenden Hormonrichtlinie dürfen die Mitgliedstaaten bis zu einer Gemeinschaftsregelung nicht die Verwendung neuer Stoffe zu Mastzwecken zulassen. In Frankreich wurde trotzdem kürzlich eine Regelung getroffen, die die Implantation bestimmter Hormone zu Mastzwecken gestattet und damit gegen die Stillhalteklausel des Artikels 5 der Richtlinie verstößt. Die Vertreter der Bundesregierung haben deswegen in Brüssel darauf gedrungen, daß die französische Regelung zurückgenommen wird. Die Kommission hat dazu mitgeteilt, daß sie gegen Frankreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat. Eine Schließung der Grenzen ist innerhalb der Europäischen Gemeinschaft nicht ohne weiteres möglich. Insbesondere sind absolute Importverbote Maßnahmen, die sich aus der Zielsetzung des EWG-Vertrages und nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht rechtfertigen lassen. Ganz generell werden solche Importverbote von der EG-Kommission und vom Europäischen Gerichtshof sehr kritisch beurteilt. Hierzu verweise sich auf die Beantwortung der Frage des Herrn Abgeordneten Hornung in der Fragestunde am 24. Januar 1985. Auch die Einhaltung der Vorschriften zum Verbraucherschutz können bei einer EG-Regelung besser kontrolliert werden. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß nach den fleischbeschaurechtlichen Vorschriften bereits jetzt die Einfuhr von Fleisch von Tieren, die mit Hormonen zu Wachstumszwecken behandelt worden sind, verboten ist. Die Versandstaaten müssen bescheinigen, daß dieses Verbot eingehalten worden ist; darüber hinaus werden die eingeführten Fleischsendungen stichprobenweise untersucht. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 6): Sind der Bundesregierung neben dem an der Universität Münster aufgedeckten Handel mit Studienplätzen, wo Bewerbungsunterlagen bei der Zulassung von ausländischen Studenten für Numerus-clausus-Fächer manipuliert worden sind, weitere derartige Fälle an anderen deutschen Universitäten bekannt? Der von Ihnen angesprochene Fall betrifft die Durchführung der Studienplatzvergabe, für die die Länder zuständig sind. Diese haben mit der Ausländerzulassung die Hochschulen beauftragt. Der Bundesregierung sind aus der letzten Zeit keine weitere Fälle bekannt, in denen im Rahmen der Studienplatzvergabe in Numerus-clausus-Studiengängen an den Hochschulen Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist in meinem Sinne, daß mein Beitrag hier nicht zu einer Vertiefung der Polemik beiträgt, sondern daß ich versuche, in der Kürze der Zeit noch einmal meine und unsere Position, die Position der Bundesregierung und auch der Christlich-Demokratischen Union, in wenigen Sätzen zu umreißen.
    Die Haltung der Bundesregierung in der in dieser Debatte anstehenden Frage ist völlig eindeutig. Nur wer mit einer ganz anderen Absicht ans Werk geht, kann an dieser Haltung Zweifel hegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der FDP)

    In meinen Regierungserklärungen vom 13. Oktober 1982 und vom 4. Mai 1983 habe ich diese Grundlagen unserer Politik — der FDP-CSU-CDU-Koalition, der Koalition der Mitte — klar und unmißverständlich dargelegt.
    Meine Damen und Herren, wenn Sie nicht über meine Ansprachen vor den Vertriebenen einfach reden, sondern diese Texte einmal lesen würden, würden Sie feststellen: Das alles gilt auch für meine Reden am 2. September 1984 auf der Kundgebung des Bundes der Vertriebenen in Braunschweig und am 10. November 1984 beim Treffen der ostdeutschen Landsmannschaften und Vertriebenenverbände in Bonn.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich wiederhole im Sinne der Texte, die ich eben schon zitierte, daß die Deutschlandpolitik und vor allem auch die Politik, die unser Verhältnis gegenüber den Staaten Mittel- und Osteuropas bestimmt, in der von mir geführten Bundesregierung bestimmt bleiben durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, den Deutschlandvertrag, die Ostverträge, den Brief zur deutschen Einheit, die gemeinsame Entschließung des Deutschen Bundestages vom 17. Mai 1972, den Grundlagenvertrag mit der DDR und die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom Juli 1973 und Juli 1975. Das ist die ganz unzweideutige rechtliche Grundlage unserer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Natürlich, meine Damen und Herren, ist diese Rechtsgrundlage, die auch Verfassungsrang hat — denken Sie an die Präambel des Grundgesetzes — nicht irgendein Formelkram, sondern eine wichtige Voraussetzung deutscher Politik. Das ist ganz unstreitig — ich sage dies noch einmal — zwischen den Kollegen der FDP. der CSU und der CDU. Es ist auch gänzlich unstreitig zwischen dem Kollegen Hans-Dietrich Genscher und mir, um auch das mit aller Deutlichkeit noch einmal zu unterstreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der FDP)

    Meine Freunde Heinrich Windelen und Volker Rühe haben in ihren kurzen Beiträgen meine Position noch einmal aus der Sicht der Union sehr klar unterstrichen. Sie haben beide etwas gesagt, was ich nur mit einem Satz aufgreifen will: daß neben der rechtlichen Situation und den rechtlichen Grundlagen das Leben natürlich 40 Jahre lang — das sind Generationen — weitergegangen ist und daß wir alle das zur Kenntnis nehmen, übrigens auch die Kollegen Hupka, Czaja und die Vertriebenen.
    Einer der Kollegen der SPD hat es für nötig befunden, in diesem Zusammenhang zu sagen: „Vertriebenenfunktionäre".

    (Zurufe von der SPD)

    Was soll das eigentlich? Wenn einer von uns „DGB-Funktionäre" sagen würde, würden Sie sich empören. Das ist doch kein Umgangston, in dem wir in diesem Zusammenhang sprechen sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Angesichts dieses doch ganz unzweideutigen Sachverhalts habe ich einfach die Bitte an alle, denen es wirklich um das deutsch-polnische Verhältnis geht, daß wir der polemischen Diskussion ein Ende bereiten. Eine solche Diskussion geht nur auf die Mühlen jener, denen es nicht um die Aussöhnung geht, sondern um eine neue Auseinandersetzung, um Streit über angeblichen Revanchismus, Revisionismus und alles das, was wir gehört haben.
    Gerade weil diese Vorwürfe so abwegig sind, gehe ich zu den Schlesiern und spreche dort.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich täte mir leichter — auch in der öffentlichen Diskussion im Ausland —, wenn das Auftreten eines deutschen Bundeskanzlers vor diesem wichtigen Teil der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten genauso selbstverständlich gewesen wäre, wie das für mich selbstverständlich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    — Hören Sie doch erst einmal meine Rede dort an, bevor Sie sie kritisieren.
    Ich habe nur eine Bitte, denn es gibt ja bei uns mancherlei seltsame Entwicklung: Bevor Sie eine öffentliche Bestrafung des Täters fordern, müssen Sie ihm doch erst die Chance geben, die Tat zu begehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Weil das so ist, habe ich nicht die Absicht, mit Ihnen
    über eine Rede zu diskutieren, die ich zu halten



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    beabsichtige, die ich aber noch gar nicht gehalten habe.
    Friede, Aussöhnung, Verständigung auch mit unseren Nachbarn in Mittel- und Osteuropa — das ist der Weg der Christlich Demokratischen Union, das ist der Weg der CDU/CSU-Bundestagsfraktion seit Anbeginn dieses Bundestags. Von dieser Stelle aus hat Konrad Adenauer am 20. September 1949 in seiner Regierungserklärung die Bereitschaft und die Hoffnung ausgedrückt, mit unseren östlichen Nachbarn, insbesondere auch mit Polen, in Frieden und guter Nachbarschaft zu leben. Dieser Wunsch und diese Hoffnung, in Frieden miteinander zu leben, die bitteren Erfahrungen der Vergangenheit zu überwinden, zur Verständigung zu kommen, das war immer das Programm der Union. Das ist das Programm dieser Bundesregierung. Und ich hoffe, das ist das Programm aller Mitglieder des Deutschen Bundestages.
    Gerade weil der Satz pacta sunt servanda so wichtig ist und weil wir uns im Sinne der Präambel des Warschauer Vertrages bewußt sind — ich habe das vor wenigen Tagen noch einmal in dem Brief an den Kollegen Hupka auch deutlich gemacht —, daß die Unverletzlichkeit der Grenzen und die Achtung der territorialen Integrität und der Souveränität aller Staaten in Europa in ihren gegenwärtigen Grenzen eine grundlegende Bedingung für den Frieden sind,

    (Zuruf von der FDP: Sehr wohl!)

    gerade deshalb stehen wir zu den in diesem Vertrag getroffenen Vereinbarungen, und zwar in vollem Umfang.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung hat zur Kenntnis genommen — auch das sollte in dieser Debatte doch noch einmal als Hinweis aufgenommen werden —, daß die polnische Regierung auf diese Äußerung ausgesprochen positiv reagiert hat. Ich verbinde mit dieser Feststellung die Erwartung, daß unsere östlichen Gesprächspartner, insbesondere die polnische Regierung, auch in Zukunft alle offiziellen Mitteilungen und Erklärungen der Bundesregierung zu diesem Thema in ihrem vollen Umfang und nicht, wie sehr häufig geschehen, lediglich selektiv zur Kenntnis nehmen und sich auch ihre Politik danach ausrichtet.
    Verständigung mit Polen, Aussöhnung und gute Nachbarschaft zwischen den Menschen und den Völkern — das ist das Ziel, dem wir uns auf Grund der Erfahrungen der Geschichte dieses Jahrhunderts gemeinsam mit großer Leidenschaft widmen. Diese Aussage gilt gerade in diesem Jahr, wenn an so vielen Schicksalstagen unsere Erinnerung zurückgeht, die, die dabei waren, sich fragen, wie das an jenem 8. Mai 1945 war. Herr Abgeordneter Professor Soell, ich frage mich, wie Sie eigentlich dazu kommen und woher Sie als einer von uns in diesem Haus das moralische Recht nehmen, eine Partei wie die Christlich Demokratische oder die Christlich-Soziale Union als eine Partei zu bezeichnen, die geschichtslos ist.

    (Zurufe von der SPD)

    Als Sie das sagten, dachte ich, es ist vielleicht doch nützlich, wenn ich Ihnen einmal vorlese, was am vergangenen Sonntag vor 40 Jahren im Angesicht des Galgens der dann durch viel Glück davongekommene, wenige Monate später, im Juli 1945 gewählte erste Vorsitzende des Reichsverbandes der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, Andreas Hermes, niedergeschrieben hat. Er hat in dieser Botschaft — er rechnete stündlich mit seiner Hinrichtung — seiner Frau mitgegeben — ich zitiere —:
    Nachdem wir uns aus eigener Kraft aus der teuflischen Verstrickung nicht haben befreien können, müssen wir die Befreiung aus der Hand unserer Kriegsgegner entgegennehmen. Aber wir tun es mit großer Bitterkeit und zwiespältigen Gefühlen in der Seele, da diese Befreiung nur durch den Preis einer beispiellosen Niederlage unseres Landes erkauft werden kann und nicht einmal wahre Befreiung ist. Gewiß, wir werden frei von der brutalen, niederträchtigen Knechtschaft durch satanische Verbrecher aus dem eigenen Volk, aber wir tauschen doch ein bitteres Joch der Abhängigkeit und Unterordnung auch unter fremde Völker.
    Meine Damen und Herren, in diesem Zitat, im Angesicht des Galgens niedergeschrieben, spiegelt sich die ganze Not deutscher Geschichte, der Generation von damals und der Generation von heute wider. Wir sollten mit den Worten „geschichtslose Gesellen", bezogen auf andere, vorsichtig sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unser Ziel ist das Ziel des Friedens, der Beitrag zur Freiheit. Es ist das Ziel der Aussöhnung, das Ziel, daß es nie wieder zwischen Deutschen und Polen Krieg geben möge, daß nicht Rechnung gegen Rechnung gesetzt wird, Blut gegen Blut, Tränen gegen Tränen, Tod gegen Tod. Wir wollen aus der Geschichte lernen, und aus diesem Grund habe ich in diesem Jahr im Blick auf 40 Jahre zurück das Angebot gemacht — ich wiederhole es von dieser Stelle —, daß wir ähnlich wie beim großartigen Beitrag zur deutsch-französischen Aussöhnung in einem deutsch-französischen Jugendwerk zu einem deutsch- polnischen Jugendwerk kommen möchten. Das ist ein wichtiges Ziel unserer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, weil dies so ist, sollten wir auch nicht zulassen, daß eine Gruppe unseres Volkes ausgegrenzt wird.

    (Conradi [SPD]: Das tut hier niemand!)

    Hier ist vieles gesagt worden; die Sprache, die hier geübt wurde, war verräterisch.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Ihre!)

    Hier ist vieles über die Leistung der Vertriebenen gesagt worden; ich will dem nichts hinzufügen. In einem Punkt möchte ich dem Kollegen Schäfer widersprechen. Es wissen zuwenige junge Leute in Deutschland, was das einmal war, die Charta der Vertriebenen 1950, fünf Jahre nach der Vertreibung, und der Ruf nicht nach Rache, sondern nach Aus-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    söhnung, das Prinzip, daß Krieg und Gewalt keine Mittel der Politik sein können.

    (Zurufe von der SPD)

    Meine Bitte an aile, die dabei mitwirken können, an alle, die guten Willens sind, ist, daß wir bei aller parteipolitischen Polemik nicht vergessen, daß es hier ein gemeinsames Ziel der Deutschen gibt. Die von mir geführte Bundesregierung, die Koalition der Mitte, wird ihren Beitrag leisten, und es wird ein Beitrag sein — dessen bin ich sicher —, der vor der Geschichte Bestand hat.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Meine Damen und Herren, der Herr Bundeskanzler hat in dieser Aktuellen Stunde über 10 Minuten gesprochen. Die Fraktion der SPD hat nach den Richtlinien für die Aktuelle Stunde in Verbindung mit § 44 Abs. 3 unserer Geschäftsordnung verlangt, daß über die Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers die Aussprache eröffnet wird.
Ich schließe die Aktuelle Stunde und eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Vogel.
Die Aussprache richtet sich jetzt, da keine Redezeitvereinbarung vorliegt, nach § 35 unserer Geschäftsordnung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Rühe hat in seiner bemerkenswerten Rede, die wir mit großer Aufmerksamkeit verfolgt haben, den Kern der Sache angesprochen. Kern der Sache ist die Frage, ob der deutsch-polnische Vertrag politische Sachverhalte geschaffen hat, die endgültig sind, oder ob die alliierten Vorbehalte, von denen die Rede ist, andere Möglichkeiten und andere Entwicklungen offenlassen.
    Sie, Herr Rühe, haben hier wörtlich ausgeführt, die politischen Sachverhalte, die dieser Vertrag geschaffen hat, sind politisch endgültig. Dieser Aussage stimmen wir ausdrücklich zu.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer im Widerspruch zu dieser Feststellung sagt, die alliierten Vorbehalte ließen andere Möglichkeiten offen, der beschädigt den Prozeß der deutschpolnischen Aussöhnung in seinem Kern, der läßt uns im Vorfeld des 8. Mai 1985 als Unruhestifter erscheinen und erschwert den Weg zu einer dauerhaften europäischen Friedensordnung.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer sagt, die alliierten Vorbehalte lassen andere Möglichkeiten offen, der — und das sage ich mit großer Sorge — blockiert auch jeden Fortschritt im deutsch-deutschen Verhältnis

    (Beifall bei der SPD)

    und erschwert das, was uns durch die Präambel des Grundgesetzes aufgegeben ist.
    Herr Hupka hat in seiner Funktion als Vorsitzender seiner Landsmannschaft diese Möglichkeiten nicht nur offengehalten, er hat ausdrücklich dazu aufgefordert, diese, wie er es formuliert, rechtliche Offenheit der Frage zur Änderung von Grenzen, zur Änderung der Oder-Neiße-Grenze, zu nutzen. Das ist der Kern unserer Kritik.
    Wer sagt „Schlesien bleibt unser", wer in eine Diskussion über die Frage eintritt, ob Polen die Souveränität über die Grenze östlich der Oder-NeißeLinie hat, der will nicht die politische Endgültigkeit des geschaffenen Zustandes als Grundlage der Aussöhnung, der will Veränderung.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben hier gesagt, der Täter müsse eine Chance haben, seine Tat zu begehen. Ich hoffe, das war ein Lapsus linguae, das war ein ungewollter Versprecher. Wir Sozialdemokraten wollen nicht, daß Täter auf diesem Gebiet eine Chance zur Tat haben.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Uh! Oh!)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben den Ausführungen und Aufforderungen des Herrn Hupka nicht von Anfang an klar und deutlich widersprochen.

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie haben eine quälende Diskussion in Gang gesetzt, die über Wochen hin für die Aufforderungen und Parolen des Herrn Hupka überhaupt erst den Resonanzboden geschaffen hat. Sie haben es schweigend hingenommen, daß die Junge Union auf ihrem Bundesdelegiertentag in Ihrer Gegenwart mit Mehrheit

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    den Beschluß gefaßt hat, die Oder-Neiße-Grenze könne nicht als endgültig anerkannt, die Souveränität Polens über diese Gebiete könne nicht bejaht werden.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Die quälende Diskussion, die Sie mit Herrn Hupka geführt haben, hat ihn erst in den Rang eines politischen Faktors erhoben, der außerhalb der Bundesrepublik wahrgenommen worden ist.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Die wirren Auslassungen eines unreifen 21jährigen

    (Zuruf des Abg. Pfeffermann [CDU/CSU])

    wären ohne diese Vorgeschichte, Herr Bundeskanzler, überhaupt nicht zur Kenntnis genommen worden,

    (Beifall bei der SPD)

    hätten überhaupt keine Beachtung gefunden.
    Wir kritisieren nicht die Vertriebenen. Es war fehl am Platze, Aufforderungen in unsere oder in eine andere Richtung ergehen zu lassen, die Leistungen der Vertriebenen anzuerkennen. Wir haben diese Leistungen anerkannt; wir anerkennen sie. Wir danken den Vertriebenen für ihren entschei-



    Dr. Vogel
    denden Beitrag zum Aufbau eines friedlichen und eines demokratischen Gemeinwesens.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir respektieren das Heimatgefühl der Vertriebenen genauso, wie wir unser eigenes Heimatgefühl respektiert wissen wollen. Wir kritisieren nicht die Vertriebenen, wir kritisieren — ich zitiere Ihren Vizekanzler, den Bundesaußenminister, wörtlich — „eine Handvoll von Vertriebenenfunktionären, die dieses Heimatgefühl mißbrauchen". Das ist der Kern unserer Kritik.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir kritisieren diesen Mißbrauch, der diesen Herren eine politische Bedeutung verleihen soll, die sie sonst überhaupt nicht besäßen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie müssen auch mal zu den Vertriebenen-Kundgebungen hingehen!)

    Sie wären längst dem geschichtlichen Vergessen anheimgefallen.

    (Beifall bei der SPD — Pfeffermann [CDU/ CSU]: Das sind lauter Krokodilstränen, die Sie da vergießen! Das wissen Sie doch! Scheinheilig!)

    Wir nehmen die Vertriebenen in Schutz, weil wir wissen: Die weit überwältigende Mehrheit der Vertriebenen will keine Grenzänderungen und keine Diskussion über die Souveränität. Sie wollen — ebenso wie die überwältigende Mehrheit unseres Volkes — Frieden und gute Nachbarschaft nach allen Seiten, nach Osten, Westen, Süden und Norden.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Und Freiheit!)

    Herr Bundeskanzler, Ihre Rede heute war der Versuch, Unvereinbares zu vereinbaren.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Im Gegensatz zu der Ihrigen!)

    Es war der Versuch, den tiefen Meinungsunterschied und Konflikt zwischen den Koalitionspartnern — ausgedrückt in dem, was Herr Kollege Genscher gesagt hat — und den tiefen Riß, der durch Ihre eigene Partei in dieser Frage geht,

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    mit allgemeinen Bemerkungen zuzudecken.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Herr Vogel denkt nicht an die SPD in der Nacht, kann ich da nur sagen!)

    Diese Diskussion und Ihre Rede hat — das ist ein Grund zur Sorge — erneut deutlich gemacht, daß Sie die grundlegende politische Entscheidung der Ostverträge und auch des deutsch-polnischen Vertrages in Ihrer Fraktion und Partei noch nicht zur Gänze vollzogen und akzeptiert haben.

    (Beifall bei der SPD)

    In dem, was Herr Rühe in seiner Rede ausgeführt hat, können wir auch unsere Auffassungen wiedererkennen. Ich stelle Übereinstimmung fest. Mit dem, Herr Bundeskanzler, was Sie gesagt haben, können wir mangels klarer Äußerungen diese Übereinstimmung nicht feststellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat — wenige Wochen vor dem 40. Jahrestag des Kriegsendes — heute an diesem Pult die Chance gehabt, jedem Revanchismus-Vorwurf den Boden zu entziehen, Vorwürfen, denen Herr Hupka die Stichworte geliefert hat, und die, die ihn unterstützen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Hupka [CDU/ CSU]: Auf den Scheiterhaufen mit dem Hupka!)

    Ich bedaure, daß der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland diese Chance versäumt hat. Und so sage ich in die Öffentlichkeit unseres Volkes und Europas hinaus:

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Gott, vergib dem Vogel!)

    Wir wollen keine Grenzänderungen. Wir wollen durchlässige Grenzen. Wir wollen Frieden und gute Nachbarschaft.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Und wir wollen keinen Vogel!)