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    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
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    5. Herr: 1
    6. Bundeskanzler.: 1
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    Plenarprotokoll 10/119 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 119. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 Inhalt: Fragestunde — Drucksache 10/2826 vom 1. Febr. 1985 — Beseitigung datenschutzrechtlicher Mängel im Btx-Rechenzentrum in Ulm MdlAnfr 2 01.02.85 Drs 10/2826 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Rawe BMP 8793 B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8793 C Vorlage eines „stadtökologischen Gesamtkonzepts" entsprechend der Forderung von Bundesminister Dr. Schneider; Auswirkungen auf die Bodenschutzkonzeption und das Baugesetzbuch MdlAnfr 4, 5 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Sperling SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . . . 8794A ZusFr Dr. Sperling SPD 8794 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8795A ZusFr Conradi SPD 8795 B Projekt der Weltbank zur Rodung des Gishwati-Urwalds in Nord-Ruanda und zur Anlage von Viehweiden und Kiefernwäldern zur Holzproduktion MdlAnfr 7, 8 01.02.85 Drs 10/2826 Toetemeyer SPD Antw PStSekr Dr. Köhler BMZ 8795 C ZusFr Toetemeyer SPD 8795 D ZusFr Dr. Sperling SPD 8796 C Ausländische Reaktion auf Äußerungen von Vertriebenen-Funktionären MdlAnfr 60 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Ehmke (Bonn) SPD Antw StMin Vogel BK 8797 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8797 B ZusFr Dr. Sperling SPD 8797 D ZusFr Sielaff SPD 8797 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8798A ZusFr Dr. Schmude SPD 8798 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8798 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8799A ZusFr Jungmann SPD 8799 A ZusFr Conradi SPD 8799 B ZusFr Dr. Penner SPD 8799 C ZusFr Horacek GRÜNE 8799 D ZusFr Menzel SPD 8799 D ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8800 B ZusFr Peter (Kassel) SPD 8800 C ZusFr Werner CDU/CSU 8800 D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 8801 A ZusFr Dr. Soell SPD 8801 A ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8801 B Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen; Charakter des Deutsch-Polnischen Vertrages MdlAnfr 61, 62 01.02.85 Drs 10/2826 Dr. Schmude SPD Antw StMin Vogel BK 8801 C ZusFr Dr. Schmude SPD 8801 D ZusFr Sielaff SPD 8802 A ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8802 C ZusFr Dr. Sperling SPD 8802 D ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE . . 8802 D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 ZusFr Dr. Penner SPD 8803 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8803 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 8803 B ZusFr Lowack CDU/CSU 8803 C ZusFr Jungmann SPD 8803 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 8803 D ZusFr Jaunich SPD 8805 D ZusFr Sauer (Salzgitter) CDU/CSU . . 8805 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 8806 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8806 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8806 C Irritation westlicher Regierungen über die Diskussion um das Motto des Schlesiertreffens; Zuwendungen an Vertriebenenverbände 1983 und 1984 MdlAnfr 63, 64 01.02.85 Drs 10/2826 Becker (Nienberge) SPD Antw StMin Vogel BK 8807 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 8807 A ZusFr Dr. Sperling SPD 8807 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 8807 B ZusFr Bahr SPD 8807 D ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8807 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 8808 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 8808 C ZusFr Horacek GRÜNE 8808 D ZusFr Stockhausen CDU/CSU 8809 C ZusFr Sielaff SPD 8809 C Diskussion über die Teilnahme des Bundeskanzlers am Schlesiertreffen MdlAnfr 65 01.02.85 Drs 10/2826 Jaunich SPD Antw StMin Vogel BK 8809 D ZusFr Jaunich SPD 8809 D Verwendung des Begriffes „Verzichtspolitiker" in Presseorganen im Zusammenhang mit dem Verlust der ehemaligen deutschen Ostgebiete MdlAnfr 66, 67 01.02.85 Drs 10/2826 Polkehn SPD Antw StMin Vogel BK 8810A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 8810C Zur Geschäftsordnung Becker (Nienberge) SPD 8810 D Aktuelle Stunde betr. Schlesiertreffen Dr. Schmude SPD 8810 D Rühe CDU/CSU 8811 D Schneider (Berlin) GRÜNE 8812 D Schäfer (Mainz) FDP 8813 C Dr. Soell SPD 8814C Windelen CDU/CSU 8815 B Jungmann SPD 8816A Dr. Kohl, Bundeskanzler 8817A Dr. Vogel SPD 8819A Mischnick FDP 8820 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 8822 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 8823 A Klein (München) CDU/CSU 8825 A Bahr SPD 8826 C Nächste Sitzung 8827 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8828* A Anlage 2 Wettbewerbsnachteile der deutschen Landwirtschaft durch Verfütterung von Hormonen in Frankreich MdlAnfr 1 01.02.85 Drs 10/2826 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 8828* B Anlage 3 Handel mit Studienplätzen, insbesondere an der Universität Münster MdlAnfr 6 01.02.85 Drs 10/2826 Daweke CDU/CSU SchrAntw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 8828* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 119. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. Februar 1985 8793 119. Sitzung Bonn, den 6. Februar 1985 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 8. 2. Dr. Apel 8. 2. Berger 6. 2. Büchner (Speyer) 8. 2. Conrad (Riegelsberg) 8. 2. Dr. Dollinger 8. 2. Glombig 8. 2. Dr. Hauff 6. 2. Frau Hürland 8. 2. Kalisch 8. 2. Kastning 6. 2. Dr. Graf Lambsdorff 8. 2. Dr. Marx 8. 2. Milz 8. 2. Frau Schoppe 8. 2. Schröer (Mülheim) 6. 2. Dr. Stark (Nürtingen) 8. 2. Frau Terborg 7. 2. Voigt (Sonthofen) 6. 2. Wischnewski 8. 2. Wissmann 6. 2. * Präs.-Aufgaben der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Frage des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 1): Was gedenkt die Bundesregierung für den Fall, daß die französische Regierung die Verfütterung von Hormonen weiterhin gestattet, zu unternehmen, um die Verbraucher zu schützen und von der deutschen Landwirtschaft großen Schaden durch Wettbewerbsnachteile fernzuhalten'? Bei den Beratungen des dem Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft derzeit vorliegenden Vorschlags für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 81/602/EWG über ein Verbot von bestimmten Stoffen mit hormonaler Wirkung und von Stoffen mit thyreostatischer Wirkung setzt sich die Bundesregierung nachdrücklich für ein Verbot von Hormonen zu Mastzwecken ein. Im Hinblick auf die derzeit geltenden EG-Vorschriften legt die Bundesregierung ganz besonderen Wert auf eine Gemeinschaftsregelung, weil ohne eine solche in der Europäischen Gemeinschaft weder den Erfordernissen des Verbraucherschutzes Rechnung getragen werden kann noch Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen sind. Nach Artikel 5 der derzeit geltenden Hormonrichtlinie dürfen die Mitgliedstaaten bis zu einer Gemeinschaftsregelung nicht die Verwendung neuer Stoffe zu Mastzwecken zulassen. In Frankreich wurde trotzdem kürzlich eine Regelung getroffen, die die Implantation bestimmter Hormone zu Mastzwecken gestattet und damit gegen die Stillhalteklausel des Artikels 5 der Richtlinie verstößt. Die Vertreter der Bundesregierung haben deswegen in Brüssel darauf gedrungen, daß die französische Regelung zurückgenommen wird. Die Kommission hat dazu mitgeteilt, daß sie gegen Frankreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat. Eine Schließung der Grenzen ist innerhalb der Europäischen Gemeinschaft nicht ohne weiteres möglich. Insbesondere sind absolute Importverbote Maßnahmen, die sich aus der Zielsetzung des EWG-Vertrages und nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht rechtfertigen lassen. Ganz generell werden solche Importverbote von der EG-Kommission und vom Europäischen Gerichtshof sehr kritisch beurteilt. Hierzu verweise sich auf die Beantwortung der Frage des Herrn Abgeordneten Hornung in der Fragestunde am 24. Januar 1985. Auch die Einhaltung der Vorschriften zum Verbraucherschutz können bei einer EG-Regelung besser kontrolliert werden. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß nach den fleischbeschaurechtlichen Vorschriften bereits jetzt die Einfuhr von Fleisch von Tieren, die mit Hormonen zu Wachstumszwecken behandelt worden sind, verboten ist. Die Versandstaaten müssen bescheinigen, daß dieses Verbot eingehalten worden ist; darüber hinaus werden die eingeführten Fleischsendungen stichprobenweise untersucht. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Daweke (CDU/CSU) (Drucksache 10/2826 Frage 6): Sind der Bundesregierung neben dem an der Universität Münster aufgedeckten Handel mit Studienplätzen, wo Bewerbungsunterlagen bei der Zulassung von ausländischen Studenten für Numerus-clausus-Fächer manipuliert worden sind, weitere derartige Fälle an anderen deutschen Universitäten bekannt? Der von Ihnen angesprochene Fall betrifft die Durchführung der Studienplatzvergabe, für die die Länder zuständig sind. Diese haben mit der Ausländerzulassung die Hochschulen beauftragt. Der Bundesregierung sind aus der letzten Zeit keine weitere Fälle bekannt, in denen im Rahmen der Studienplatzvergabe in Numerus-clausus-Studiengängen an den Hochschulen Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Horst Jungmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Wie Sie dem Handbuch des Deutschen Bundestages unschwer entnehmen können, bin ich genauso wie mein Kollege Windelen in Oberschlesien geboren, nämlich am 24. September 1940 in Gräfenort, Kreis Oppeln.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Bolkenhain ist Niederschlesien!)

    — Ich bin in Gräfenort in Oberschlesien geboren.
    Auch ich zähle demnach zu den Vertriebenen, deren Interessen zu vertreten sich Herr Hupka und Herr Czaja anmaßen. Sie wollen diese Interessenvertretung hier wählerwirksam in Szene setzen. Ich stimme dem zu, was mein Kollege Windelen hier gesagt hat, und ich bekenne mich zu der Charta der Vertriebenen, aber nicht zu der Politik der Funktionäre der Vertriebenenverbände.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich möchte hier in aller Deutlichkeit sagen, daß sie, die Funktionäre der Vertriebenenverbände, nicht die Vertreter der Vertriebenen sind.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Die Zahl der Vertriebenen ist sehr viel größer als die Zahl derjenigen, die in ihren Verbänden organisiert sind. Sie versuchen, mit dem Recht und dem Heimatgefühl der Vertriebenen Schindluder zu treiben.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der GRÜNEN)

    Was sind denn die Interessen der Schlesier und der anderen Landsmannschaften? Die Mehrheit der Vertriebenen denkt nicht so wie Sie, Herr Hupka und Herr Czaja. Die Art, wie Sie mit Duldung des Bundeskanzlers vermeintliche Rechtsansprüche der Heimatvertriebenen öffentlich vertreten, widerspricht dem Gedanken von Frieden und Völkerverständigung.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Entgegen allen Beteuerungen feiert der Glaube an eine Heim-ins-Reich-Ideologie Urstände.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das ist ja unerhört! — Oh-Rufe von der CDU/CSU)

    Die Ergebnisse der in den 70er Jahren von den SPD-geführten Bundesregierungen betriebenen Ost- und Entspannungspolitik werden von Ihnen in Zweifel gezogen. Sie gefährden damit die Anerkennung und Respektierung der Bundesrepublik Deutschland in der Völkergemeinschaft. Die Glaubwürdigkeit der Friedens- und Entspannungspolitik wird nachhaltig erschüttert.
    Ihre Politik der Kraftmeierei ist es aber, die erst den Raum für Gedankenspiele der Art schafft, wie wir sie aus dem Artikel des 21jährigen erfahren mußten. Er soll jetzt zum Sündenbock gemacht werden.

    (Dr. Hupka [CDU/CSU]: Das machen Sie ja!)

    Sie glauben, sich dieses Problems dadurch entledigen zu können, daß Sie Herrn Finke kurzerhand aus der CDU und aus seinen Funktionen in der Landsmannschaft in die Versenkung verschwinden lassen wollen. Aber nicht er ist der eigentliche Schuldige für das, was er schreibt. Verantwortlich sind vielmehr jene, die Hoffnungen wecken und ein Klima begünstigen, in dem solche Überlegungen wieder hoffähig werden.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Hupka [CDU/CSU]: Sippenhaft!)

    Da verfehlen alle verbalen Anstrengungen ihre Wirkung, Geist und Buchstabe der erfolgreichen Friedens- und Entspannungspolitik der Bundesrepublik in schwierigen Zeiten zu bewahren und auszubauen. Der Zauberlehrling, Herr Bundeskanzler, wird die Geister nicht mehr los, die er gerufen hat. Entweder wollen Sie das nicht wahrhaben, oder Sie handeln Ihren eigenen Beteuerungen zuwider, wenn Sie durch Ihr Verhalten gegenüber Herrn Hupka und Herrn Czaja deren Politik objektiv unterstützen und damit dem Ansehen der Bundesrepublik Deutschland Schaden zufügen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Sie machen sich selbst zunehmend unglaubwürdig. Die Möglichkeiten, sich deutlich von solchen Bestrebungen zu distanzieren, haben Sie auf der Kundgebung des Bundes der Vertriebenen am 2. September verpaßt. Sie haben sie verpaßt bei dem Gespräch mit Herrn Hupka in Berlin. Sie haben sie verpaßt, als Herr Hupka sein Motto in der Öffentlichkeit deutlich gemacht hat.
    Es wird Zeit, es wird höchste Zeit, daß Sie ein klares Wort sprechen, daß Sie sich eindeutig zu den Verträgen bekennen, daß Sie sich heute hier im Deutschen Bundestag von den Forderungen dieser Herren distanzieren, statt weiter, monatelang, die schleichende Diskussion fortzuführen und damit Schaden für die Bundesrepublik Deutschland wei-



    Jungmann
    ter anrichten zu lassen. Es wird im Sinne der Völkerverständigung und des Friedens in Europa Zeit,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Daß die SPD aufhört, davon zu reden!)

    daß Sie, Herr Bundeskanzler, sich hier den Worten Ihres Fraktionskollegen und Parteifreundes, Herrn Rühe, anschließen.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundeskanzler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist in meinem Sinne, daß mein Beitrag hier nicht zu einer Vertiefung der Polemik beiträgt, sondern daß ich versuche, in der Kürze der Zeit noch einmal meine und unsere Position, die Position der Bundesregierung und auch der Christlich-Demokratischen Union, in wenigen Sätzen zu umreißen.
    Die Haltung der Bundesregierung in der in dieser Debatte anstehenden Frage ist völlig eindeutig. Nur wer mit einer ganz anderen Absicht ans Werk geht, kann an dieser Haltung Zweifel hegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der FDP)

    In meinen Regierungserklärungen vom 13. Oktober 1982 und vom 4. Mai 1983 habe ich diese Grundlagen unserer Politik — der FDP-CSU-CDU-Koalition, der Koalition der Mitte — klar und unmißverständlich dargelegt.
    Meine Damen und Herren, wenn Sie nicht über meine Ansprachen vor den Vertriebenen einfach reden, sondern diese Texte einmal lesen würden, würden Sie feststellen: Das alles gilt auch für meine Reden am 2. September 1984 auf der Kundgebung des Bundes der Vertriebenen in Braunschweig und am 10. November 1984 beim Treffen der ostdeutschen Landsmannschaften und Vertriebenenverbände in Bonn.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich wiederhole im Sinne der Texte, die ich eben schon zitierte, daß die Deutschlandpolitik und vor allem auch die Politik, die unser Verhältnis gegenüber den Staaten Mittel- und Osteuropas bestimmt, in der von mir geführten Bundesregierung bestimmt bleiben durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, den Deutschlandvertrag, die Ostverträge, den Brief zur deutschen Einheit, die gemeinsame Entschließung des Deutschen Bundestages vom 17. Mai 1972, den Grundlagenvertrag mit der DDR und die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom Juli 1973 und Juli 1975. Das ist die ganz unzweideutige rechtliche Grundlage unserer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Natürlich, meine Damen und Herren, ist diese Rechtsgrundlage, die auch Verfassungsrang hat — denken Sie an die Präambel des Grundgesetzes — nicht irgendein Formelkram, sondern eine wichtige Voraussetzung deutscher Politik. Das ist ganz unstreitig — ich sage dies noch einmal — zwischen den Kollegen der FDP. der CSU und der CDU. Es ist auch gänzlich unstreitig zwischen dem Kollegen Hans-Dietrich Genscher und mir, um auch das mit aller Deutlichkeit noch einmal zu unterstreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und Abgeordneten der FDP)

    Meine Freunde Heinrich Windelen und Volker Rühe haben in ihren kurzen Beiträgen meine Position noch einmal aus der Sicht der Union sehr klar unterstrichen. Sie haben beide etwas gesagt, was ich nur mit einem Satz aufgreifen will: daß neben der rechtlichen Situation und den rechtlichen Grundlagen das Leben natürlich 40 Jahre lang — das sind Generationen — weitergegangen ist und daß wir alle das zur Kenntnis nehmen, übrigens auch die Kollegen Hupka, Czaja und die Vertriebenen.
    Einer der Kollegen der SPD hat es für nötig befunden, in diesem Zusammenhang zu sagen: „Vertriebenenfunktionäre".

    (Zurufe von der SPD)

    Was soll das eigentlich? Wenn einer von uns „DGB-Funktionäre" sagen würde, würden Sie sich empören. Das ist doch kein Umgangston, in dem wir in diesem Zusammenhang sprechen sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Angesichts dieses doch ganz unzweideutigen Sachverhalts habe ich einfach die Bitte an alle, denen es wirklich um das deutsch-polnische Verhältnis geht, daß wir der polemischen Diskussion ein Ende bereiten. Eine solche Diskussion geht nur auf die Mühlen jener, denen es nicht um die Aussöhnung geht, sondern um eine neue Auseinandersetzung, um Streit über angeblichen Revanchismus, Revisionismus und alles das, was wir gehört haben.
    Gerade weil diese Vorwürfe so abwegig sind, gehe ich zu den Schlesiern und spreche dort.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich täte mir leichter — auch in der öffentlichen Diskussion im Ausland —, wenn das Auftreten eines deutschen Bundeskanzlers vor diesem wichtigen Teil der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten genauso selbstverständlich gewesen wäre, wie das für mich selbstverständlich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    — Hören Sie doch erst einmal meine Rede dort an, bevor Sie sie kritisieren.
    Ich habe nur eine Bitte, denn es gibt ja bei uns mancherlei seltsame Entwicklung: Bevor Sie eine öffentliche Bestrafung des Täters fordern, müssen Sie ihm doch erst die Chance geben, die Tat zu begehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Weil das so ist, habe ich nicht die Absicht, mit Ihnen
    über eine Rede zu diskutieren, die ich zu halten



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    beabsichtige, die ich aber noch gar nicht gehalten habe.
    Friede, Aussöhnung, Verständigung auch mit unseren Nachbarn in Mittel- und Osteuropa — das ist der Weg der Christlich Demokratischen Union, das ist der Weg der CDU/CSU-Bundestagsfraktion seit Anbeginn dieses Bundestags. Von dieser Stelle aus hat Konrad Adenauer am 20. September 1949 in seiner Regierungserklärung die Bereitschaft und die Hoffnung ausgedrückt, mit unseren östlichen Nachbarn, insbesondere auch mit Polen, in Frieden und guter Nachbarschaft zu leben. Dieser Wunsch und diese Hoffnung, in Frieden miteinander zu leben, die bitteren Erfahrungen der Vergangenheit zu überwinden, zur Verständigung zu kommen, das war immer das Programm der Union. Das ist das Programm dieser Bundesregierung. Und ich hoffe, das ist das Programm aller Mitglieder des Deutschen Bundestages.
    Gerade weil der Satz pacta sunt servanda so wichtig ist und weil wir uns im Sinne der Präambel des Warschauer Vertrages bewußt sind — ich habe das vor wenigen Tagen noch einmal in dem Brief an den Kollegen Hupka auch deutlich gemacht —, daß die Unverletzlichkeit der Grenzen und die Achtung der territorialen Integrität und der Souveränität aller Staaten in Europa in ihren gegenwärtigen Grenzen eine grundlegende Bedingung für den Frieden sind,

    (Zuruf von der FDP: Sehr wohl!)

    gerade deshalb stehen wir zu den in diesem Vertrag getroffenen Vereinbarungen, und zwar in vollem Umfang.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung hat zur Kenntnis genommen — auch das sollte in dieser Debatte doch noch einmal als Hinweis aufgenommen werden —, daß die polnische Regierung auf diese Äußerung ausgesprochen positiv reagiert hat. Ich verbinde mit dieser Feststellung die Erwartung, daß unsere östlichen Gesprächspartner, insbesondere die polnische Regierung, auch in Zukunft alle offiziellen Mitteilungen und Erklärungen der Bundesregierung zu diesem Thema in ihrem vollen Umfang und nicht, wie sehr häufig geschehen, lediglich selektiv zur Kenntnis nehmen und sich auch ihre Politik danach ausrichtet.
    Verständigung mit Polen, Aussöhnung und gute Nachbarschaft zwischen den Menschen und den Völkern — das ist das Ziel, dem wir uns auf Grund der Erfahrungen der Geschichte dieses Jahrhunderts gemeinsam mit großer Leidenschaft widmen. Diese Aussage gilt gerade in diesem Jahr, wenn an so vielen Schicksalstagen unsere Erinnerung zurückgeht, die, die dabei waren, sich fragen, wie das an jenem 8. Mai 1945 war. Herr Abgeordneter Professor Soell, ich frage mich, wie Sie eigentlich dazu kommen und woher Sie als einer von uns in diesem Haus das moralische Recht nehmen, eine Partei wie die Christlich Demokratische oder die Christlich-Soziale Union als eine Partei zu bezeichnen, die geschichtslos ist.

    (Zurufe von der SPD)

    Als Sie das sagten, dachte ich, es ist vielleicht doch nützlich, wenn ich Ihnen einmal vorlese, was am vergangenen Sonntag vor 40 Jahren im Angesicht des Galgens der dann durch viel Glück davongekommene, wenige Monate später, im Juli 1945 gewählte erste Vorsitzende des Reichsverbandes der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, Andreas Hermes, niedergeschrieben hat. Er hat in dieser Botschaft — er rechnete stündlich mit seiner Hinrichtung — seiner Frau mitgegeben — ich zitiere —:
    Nachdem wir uns aus eigener Kraft aus der teuflischen Verstrickung nicht haben befreien können, müssen wir die Befreiung aus der Hand unserer Kriegsgegner entgegennehmen. Aber wir tun es mit großer Bitterkeit und zwiespältigen Gefühlen in der Seele, da diese Befreiung nur durch den Preis einer beispiellosen Niederlage unseres Landes erkauft werden kann und nicht einmal wahre Befreiung ist. Gewiß, wir werden frei von der brutalen, niederträchtigen Knechtschaft durch satanische Verbrecher aus dem eigenen Volk, aber wir tauschen doch ein bitteres Joch der Abhängigkeit und Unterordnung auch unter fremde Völker.
    Meine Damen und Herren, in diesem Zitat, im Angesicht des Galgens niedergeschrieben, spiegelt sich die ganze Not deutscher Geschichte, der Generation von damals und der Generation von heute wider. Wir sollten mit den Worten „geschichtslose Gesellen", bezogen auf andere, vorsichtig sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Unser Ziel ist das Ziel des Friedens, der Beitrag zur Freiheit. Es ist das Ziel der Aussöhnung, das Ziel, daß es nie wieder zwischen Deutschen und Polen Krieg geben möge, daß nicht Rechnung gegen Rechnung gesetzt wird, Blut gegen Blut, Tränen gegen Tränen, Tod gegen Tod. Wir wollen aus der Geschichte lernen, und aus diesem Grund habe ich in diesem Jahr im Blick auf 40 Jahre zurück das Angebot gemacht — ich wiederhole es von dieser Stelle —, daß wir ähnlich wie beim großartigen Beitrag zur deutsch-französischen Aussöhnung in einem deutsch-französischen Jugendwerk zu einem deutsch- polnischen Jugendwerk kommen möchten. Das ist ein wichtiges Ziel unserer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, weil dies so ist, sollten wir auch nicht zulassen, daß eine Gruppe unseres Volkes ausgegrenzt wird.

    (Conradi [SPD]: Das tut hier niemand!)

    Hier ist vieles gesagt worden; die Sprache, die hier geübt wurde, war verräterisch.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Ihre!)

    Hier ist vieles über die Leistung der Vertriebenen gesagt worden; ich will dem nichts hinzufügen. In einem Punkt möchte ich dem Kollegen Schäfer widersprechen. Es wissen zuwenige junge Leute in Deutschland, was das einmal war, die Charta der Vertriebenen 1950, fünf Jahre nach der Vertreibung, und der Ruf nicht nach Rache, sondern nach Aus-



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    söhnung, das Prinzip, daß Krieg und Gewalt keine Mittel der Politik sein können.

    (Zurufe von der SPD)

    Meine Bitte an aile, die dabei mitwirken können, an alle, die guten Willens sind, ist, daß wir bei aller parteipolitischen Polemik nicht vergessen, daß es hier ein gemeinsames Ziel der Deutschen gibt. Die von mir geführte Bundesregierung, die Koalition der Mitte, wird ihren Beitrag leisten, und es wird ein Beitrag sein — dessen bin ich sicher —, der vor der Geschichte Bestand hat.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)