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ID1010608300

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    Plenarprotokoll 10/106 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 106. Sitzung Bonn, Freitag, den 30. November 1984 Inhalt: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1985 (Haushaltsgesetz 1985) — Drucksachen 10/1800, 10/2250, 10/2301 bis 10/2328, 10/2330 — Walther SPD 7905B, 7918 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 7912A Hoppe FDP 7919A Dr. Hauff SPD 7922 B Roth (Gießen) CDU/CSU 7926 C Stratmann GRÜNE 7930 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF 7935A Stratmann GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 7940 B Dr. Jens SPD 7940 C Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 7942 B Vizepräsident Stücklen 7940 B Namentliche Abstimmung 7944 C Nächste Sitzung 7946 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 7947* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 7947* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 30. November 1984 7905 106. Sitzung Bonn, den 30. November 1984 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter * 30. 11. Bahr 30. 11. Dr. Barzel 30. 11. Bayha 30. 11. Frau Beck-Oberdorf 30. 11. Buckpesch 30. 11. Büchner (Speyer) 30. 11. Dr. von Bülow 30. 11. Dr. Ehrenberg 30. 11. Dr. Enders * 30. 11. Erhard (Bad Schwalbach) 30. 11. Eylmann 30. 11. Genscher 30. 11. Dr. Glotz 30. 11. Frau Hoffmann (Soltau) 30. 11. Jung (Düsseldorf) 30. 11. Klein (München) 30. 11. Dr. Klejdzinski * 30. 11. Dr. Kohl 30. 11. Dr. Kreile 30. 11. Kroll-Schlüter 30. 11. Dr.-Ing. Laermann 30. 11. Lenzer * 30. 11. Liedtke 30. 11. Frau Dr. Martiny-Glotz 30. 11. Dr. Müller * 30. 11. Polkehn 30. 11. Poß 30. 11. Frau Renger 30. 11. Reuschenbach 30. 11. Schmidt (Hamburg) 30. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 30. 11. Schmidt (Wattenscheid) 30. 11. Dr. Schöfberger 30. 11. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 30. 11. Dr. Spöri 30. 11. Dr. Sprung 30. 11. Dr. Stark (Nürtingen) 30. 11. Vahlberg 30. 11. Voigt (Sonthofen) 30. 11. Vosen 30. 11. Weiskirch (Olpe) 30. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 26. September bis 4. Oktober 1984 in Straßburg - Drucksache 10/2225 - zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Innenausschuß Sportausschuß Ausschuß für Wirtschaft Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Angemessenheit der mit dem Haushaltsbegleitgesetz 1983 getroffenen Regelung zum horizontalen Länderfinanzausgleich und zur Verteilung der Bundesergänzungszuweisungen - Drucksache 10/2298 - zuständig: Finanzausschuß (federführend) Haushaltsausschuß Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über den Stand der Unfallverhütung und das Unfallgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland (Unfallverhütungsbericht) - Drucksache 10/2353 - zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Abschluß der Konsultation des Europäischen Parlaments zu der Mitteilung der Kommission an den Rat und an den Ständigen Ausschuß für Beschäftigungsfragen über Maßnahmen zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit einschließlich eines Entschließungsentwurfs des Rates zur Langzeitarbeitslosigkeit - Drucksache 10/2338 - zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Wirtschaft Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Der Präsident hat gemäß § 92 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Aufhebbare Siebenundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung - Drucksache 10/2361 - Überweisung an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte, den Bericht dem Plenum möglichst bis zum 28. Februar 1985 vorzulegen Aufhebbare Vierundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste - Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung - Drucksache 10/2362 - Überweisung an den Ausschuß für Wirtschaft mit der Bitte, den Bericht dem Plenum möglichst bis zum 28. Februar 1985 vorzulegen Der Vorsitzende des Finanzausschusses hat mit Schreiben vom 23. November 1984 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Verordnung (EWG) Nr. 2626/84 des Rates zum 15. September 1984 zur Änderung von Artikel 1 der Verordnung (EWG) Nr. 3180/78 zur Änderung des Wertes der vom Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit verwendeten Rechnungseinheit - Drucksache 10/2286 Nr. 13 -
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eckhard Stratmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Hören Sie mal. Ich bin gestern zusammen mit Frau Adam-Schwaetzer in einem Wagen der Fahrbereitschaft gefahren. Ich habe, auch auf Grund des Minigesprächs, das wir hatten, überhaupt keinen Grund, Frau AdamSchwaetzer zu beleidigen. Ich bin mir sicher, daß Frau Schwaetzer meiner Äußerung nicht im entferntesten die Interpretation unterstellt, die Sie gerade unterstellt haben.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Sie beleidigen sie! — Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Sie beleidigen die katholische Kirche!)

    — Ich habe sie auch nicht beleidigt. Ich mache nur eine deutliche politische Aussage dazu, so zu tun, als könnten Millionen DM an anonymen oder auch offiziellen Parteispenden an Parteien gehen, ohne daß damit politische Effekte eingehandelt werden.

    (Dr. Freiherr Spies von Büllesheim [CDU/ CSU]: Bei Ihnen trifft das vielleicht zu!)

    Das können sie mir nicht weismachen, genauso wenig, wie Sie mir das Dogma von der unbefleckten Empfängnis weismachen können.
    Ich komme zum Schluß. Der Bundeskanzler spricht heute mit Herrn Reagan zu verschiedenen politischen Themen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt reden Sie endlich zum Haushalt!)

    Ich wäre bereit, den Herrn Bundeskanzler bei der politischen Entscheidung über die Einführung einer richtigen Zukunftsinvestition zu unterstützen, nämlich der Zukunftsinvestition US-Weltraumfähre/ Forschungslabor. Ich wäre persönlich, obwohl wir dieses Projekt als Verschleuderungsprojekt ablehnen, ausnahmsweise bereit, einer solchen Zukunftsinvestition zuzustimmen, unter einer Bedingung: wenn der Herr Bundeskanzler von Herrn Reagan die Zustimmung bekommt, daß er als erster Bun-



    Stratmann
    deskanzler der Bundesrepublik zur stationären Besatzung dieser Weltraumfähre gehört und sich auf diese Weise in die Atmosphäre abseilt. Glück auf!

    (Beifall bei den GRÜNEN — Stockhausen [CDU/CSU]: Euch sollte man da raufschießen! — Zurufe von der CDU/CSU: So etwas setzt man unseren Kindern vor! — Unglaublich!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Finanzen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

    (Zander [SPD]: Jetzt kommt die Entschuldigung an Herrn Offergeld?)

    Es entspricht einer guten Tradition, daß gegen Schluß der Debatte anläßlich der dritten Lesung des Haushaltsgesetzes der Finanzminister noch einmal zu den wichtigsten Punkten der Haushaltsund Finanzdiskussion Stellung nimmt. Ich will ausdrücklich anerkennen, daß bei allen Auffassungsunterschieden in der Sache und einer Prise Polemik, die nicht fehlte, in den Eingangsbeiträgen des Herrn Kollegen Walther für die sozialdemokratische Fraktion, in den Beiträgen von Herrn Kollegen Riedl und Herrn Kollegen Hoppe eine gute Grundlage für eine vertiefte Erörterung der finanzpolitischen Alternativen gegeben ist, über die wir über diesen Haushalt hinaus jetzt zu entscheiden haben.
    Ich muß allerdings offen sagen, daß ich tief bestürzt bin über die Art, wie der Herr Kollege Stratmann den Beitrag der GRÜNEN hier eingeführt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Das kann man wohl sagen!)

    Was die Substanz der Finanz- und Wirtschaftspolitik anbetrifft, so stelle ich nach diesem Beitrag fest, daß die GRÜNEN in der abschließenden Diskussion dazu nichts zu sagen hatten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Art und Weise, wie hier geschmacklos Glaubensüberzeugungen unserer katholischen Kollegen verletzt worden sind, ist ein Skandal, meine Damen und Herren.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Ich sage das als evangelischer Christ, der von dieser dogmatischen Aussage selbst nicht berührt ist, sie aber als Grundlage des Glaubens vieler Mitbürger respektiert.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Und es zeigt die vollkommene Verwahrlosung der GRÜNEN, daß ein solcher Beitrag noch mit Beifall bedacht wird.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP und bei Abgeordneten der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Mit Zustimmung der evangelischen Theologen! — Seiters [CDU/CSU]: Die machen lieber Randale!)

    Hier, nicht nur in dieser Rede, wird ein Grundelement in Ihrer bunten Partei sichtbar, das alle Demokraten in unserem Lande nur alarmieren kann, die den Werten des Grundgesetzes und auch denen der Toleranz und der Achtung vor der religiösen und weltanschaulichen Überzeugung anderer verpflichtet sind.

    (Erneuter lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Was der Herr Kollege Stratmann hier über angebliche Vorgänge in Verbindung mit Formaldehyd gesagt hat, ist unwahr. Der Kollege Heiner Geißler als Bundesminister hatte doch Gelegenheit, zu einer allerdings späten Stunde, ausführlich falsche Behauptungen zurückzuweisen. Das hinderte Herrn Stratmann nicht, sie heute morgen — natürlich auch mit Blick auf das „Deutsche Fernsehen" — in unverfrorener Weise zu wiederholen. Ich verurteile auch dies auf das schärfste, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Weder der Bundeskanzler noch der zuständige Bundesminister Geißler haben in irgendeiner Weise Einfluß auf die wissenschaftlichen Untersuchungen genommen. Das ist die schlichte Wahrheit. — Und wenn Ihre Gesinnungsgenossen bei „Monitor" das behaupten, dann ist das gegenwärtig Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung, die Sie abwarten sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich muß nun kurz sagen, Herr Kollege Hauff, bei allem Verständnis für Profilierungsbedürfnisse in der Ihnen noch fremden Stadt Frankfurt: Auch Ihre Rede war sehr enttäuschend.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es war ein Versuch, die Polemik der Ansprache des Oppositionsführers vom ersten Tag, die j a selbst in der Ihnen verbundenen Presse ein nicht sehr freundliches Echo gefunden hat, gleichsam in einer zweiten Angriffswelle erneut vorzutragen. Und in den wenigen Bemerkungen, die Herr Kollege Hauff neben satter Polemik zu Fragen der Finanzpolitik gemacht hat, erinnerte er mich an die Art, wie Willy Brandt hier im Jahre 1969 bis 1973 über Finanz- und Haushaltspolitik geredet hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das Ende ist bekannt. Viele dieser Reden von Willy Brandt — und das kann man auch für Herrn Hauff sagen — haben bei eigenen politischen Freunden, die mehr davon verstehen, den Eindruck erweckt, daß Herr Brandt den Unterschied zwischen 1 Million und 1 Milliarde DM niemals völlig begriffen hat. Und Sie, Herr Hauff, erwecken denselben Eindruck.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Urbaniak [SPD]: Unverschämtheit!)




    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Wie Sie als langjährig verantwortlicher Forschungs- und Verkehrsminister hier über Umweltpolitik und Buschhaus reden — das ist schon ein tolles Stück, Herr Volker Hauff. Das will ich Ihnen einmal sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Als wir im Jahre 1983 begannen, die Voraussetzungen für die Einführung des umweltfreundlichen Autos zu prüfen, waren die Schubladen leer.

    (Abg. Dr. Hauff [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Nein, ich habe nicht die Absicht, Ihre Zwischenfragen zu hören. Ich habe die Absicht, Ihnen jetzt eine Antwort auf eine Rede zu geben, die eine solche Antwort herausfordert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD: Feigling!)

    Im Jahre 1983 waren die Schubladen — auch in den von Ihnen geleiteten Ressorts — leer, fast ein Jahrzehnt nachdem die Vereinigten Staaten von Amerika und Japan das umweltfreundliche Auto eingeführt haben. Das nimmt Ihnen jedes Recht, mit dieser Arroganz über das abgasarme Auto und den heutigen Stand der Beratungen zu reden, wie Sie das hier getan haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Hoffmann [Saarbrücken] [SPD]: Sie sind die personifizierte Arroganz!)

    Was Buschhaus anbetrifft, Herr Kollege Hauff, so will ich Sie daran erinnern — Sie waren damals Kabinettsmitglied —, daß die Bundesregierung, der Sie angehörten, hier 1979/80 eine Lex Buschhaus zur Förderung der Errichtung und Inbetriebnahme dieses Kraftwerks auf der Basis von Salzbraunkohle vorgelegt hat, und daß das Handeln der von Ihnen mit vertretenen Bundesregierung einen Vertrauensschutz für den Betreiber geschaffen hat. Die erstaunliche Kehrtwendung, die Sie im letzten Sommer vorgenommen haben, ist kein Ruhmesblatt. Es gehört schon zu den erstaunlichen Vorgängen, daß Sie uns bei dieser Vorgeschichte Buschhaus als ein negatives Symbol vorhalten wollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Negativsymbole ändern sich ganz schnell, heute Brokdorf, morgen Buschhaus und übermorgen ein Drittes. Die Geschwindigkeit, mit der Sie den Kurswendungen des sogenannten Zeitgeistes folgen, Herr Kollege Hauff, ist aber nicht dazu angetan, Ihre Glaubwürdigkeit in irgendeinem Punkte zu erhöhen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auf das Thema der Arbeitslosigkeit komme ich im weiteren Verlauf meiner Ausführungen noch zurück.
    Meine Damen und Herren, die Richtungsfragen sind in einer ernsthaften und nachdenklichen finanz- und haushaltspolitischen Debatte entscheidend. Natürlich ist es eine klassische parlamentarische Aufgabe, daß wir Ziele und Mittel nach einer bestimmten Wegstrecke in Soll und Haben, aber natürlich auch im Hinblick auf das noch nicht Erreichte immer wieder prüfen. Das ist in dem ernsthaften Teil der finanzpolitischen Diskussion gestern und heute sicher versucht worden.
    Im Anschluß an die Ausführungen von Herrn Kollegen Walther heute morgen will ich noch einmal klarmachen, wo unsere Prioritäten liegen. Stabilität ist in der Tat die erste Priorität. Das heißt zum einen Geldwertstabilität. Ich habe über die entscheidenden sozialen und ökonomischen Wirkungen von Geldwertstabilität gestern ausführlich gesprochen. Das heißt zum anderen wirtschaftliche Stabilität. Das heißt schließlich auch sozialer Ausgleich. Stabilität als ein Ziel unserer Anstrengungen und Bemühungen und auch der Verantwortung der großen gesellschaftlichen Gruppen in einer freiheitlichen Demokratie ist aber nichts Statisches. Wir können Stabilität unter dem Vorzeichen der gewaltigen Veränderungen in unserem eigenen Land und der weltweiten Veränderungen und Herausforderungen nur jeweils mit einer dynamischen Politik erreichen und sichern. Insofern besteht zwischen Stabilität und Dynamik im Verständnis dieser Diskussion kein Widerspruch.
    Wachstum ist kein Selbstzweck. Ich sage das, weil auch heute morgen noch das Thema des Wachstums in einer kritischen Betrachtung anklang. Wachstum ist in der gegenwärtigen Konstellation aber — natürlich mit einem strengen ökologischen Ordnungsrahmen — notwendig, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, um Stabilität, Gleichgewicht und schrittweise auch wieder Vollbeschäftigung zu erreichen, um die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme langfristig zu gewährleisten.
    Meine Damen und Herren von der SPD, Sie verdrängen in Ihren Beiträgen — in den sachbezogeneren und in den betont polemischen — einen grundlegenden Tatbestand, den man nicht aus der Welt schaffen kann: Ihre Finanz- und Haushaltspolitik in den Jahren 1969 bis 1980 war ein Vorgriff in der Umverteilung, ein Vorgriff auf Wachstum, das überhaupt noch nicht stattgefunden hatte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Dieser Vorgriff auf überhaupt noch nicht vollzogene volkswirtschaftliche Leistungen, auf überhaupt noch nicht erreichtes Wachstum, wird uns noch lange in vielen zentralen Zahlen unserer öffentlichen Haushalte, vor allem unseres Bundeshaushalts, und in vielen Vorbelastungen treffen.
    Am offenkundigsten ist das in der Entwicklung der Zinslast der öffentlichen Haushalte. Herr Kollege Hoppe hat vorhin noch einmal die Zahlen für den Bund in Erinnerung gerufen. Ich will dies in der Gesamtbetrachtung auf die öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden erweitern. Die Zinsbelastung in den öffentlichen Haushalten insgesamt betrug 1969 fünf bis sechs Milliarden DM. Sie liegt jetzt bei über 60 Milliarden DM. Wenn der Anstieg der Zinsbelastungen — dessen, was wir jedes Jahr an Steuermitteln der Bürger verwenden müssen, um die Zinsverpflichtungen aufgrund der Schulden zu erfüllen — im Tempo der Jahre 1978



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    bis 1982 weitergegangen wäre, würden wir in 13, 14 Jahren 50 % der Steuereinnahmen allein für Zinszahlungen benötigen und würden — nach einer rechnerischen Fortschreibung, die von der heutigen Steuerquote ausgeht — in etwa 25 Jahren das gesamte Steueraufkommen von Bund, Ländern und Gemeinden für die Zinsen aufgrund der Schulden benötigen, die in leichtfertiger Weise in einer Vorbelastung der Zukunft gemacht wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deswegen, meine Damen und Herren, war die Wende auch und gerade in der Finanzpolitik notwendig, deswegen haben wir sie eingeleitet — mit jener Zwischenbilanz, über die ich gestern ausführlicher gesprochen habe und die hier im Pro und Contra erörtert worden ist.
    Natürlich gibt es an diesem Punkt — das sage ich zu einigen ironischen Bemerkungen von Ihrer Seite — auch eine moralische Begründung für diese Wende. Eine moralische Begründung ist für mich in ganz offenkundiger Weise bei der Haushalts- und Finanzpolitik gegeben, weil eine Politik, die einen wachsenden, einen immer weiter wachsenden Anteil der Steuer- und Abgabenlast der Bürger nur noch dafür verwendet, die Schulden mit Zinsen zu bedienen, in eine totale Sackgasse führt,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    weil sie wahrscheinlich als einzigen — fragwürdigen — Ausweg den Prozeß einer rasanten Inflationierung zur Folge hätte — mit allen schrecklichen sozialen, ökonomischen und auch sozialethischen Konsequenzen, die unser Volk in diesem Jahrhundert ja bereits zweimal erlebt hat, mit Konsequenzen, die übrigens andere Länder des Erdballs heute in schlimmster Weise plagen.
    Dem Herrn Kollegen Walther möchte ich sagen: Bei allen Erinnerungen an einzelne Programmelemente — Herr Walther hat ja noch einmal das sogenannte Zukunftsinvestitionsprogramm gelobt — hilft uns das in der Vorausschau für morgen wenig. Niemand wird bestreiten, daß mit solchen einzelnen Programmelementen und Ausgaben auch manche vernünftige Einzelmaßnahme finanziert wurde. Niemand wird das bestreiten, aber das war ein Teil der zunehmenden Kreditfinanzierung, die uns letzten Endes in diese Krise gebracht hat.
    Meine Damen und Herren, es ist ja nun die schlichte Wahrheit — ich sage das auch zu der heute noch einmal aufflackernden Rentendebatte —, daß in den Jahren 1981 und 1982 auch soziale Ausgaben des Bundes wie der Zuschuß zur Rentenversicherung mit durch Schuldenaufnahme finanziert werden mußten. Wer, sehr geehrte Frau Kollegin Fuchs, hat denn damals von der „Rente auf Pump" geredet, jenem fragwürdigen Schlagwort, das Sie jetzt plötzlich einführen möchten? Wer hat davon geredet?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In der Bekräftigung der Diskussion, die wir gestern zu später Stunde über das Haushaltsgesetz hatten, nehme ich dies noch einmal auf: Ich halte die Regelung im Haushaltsgesetz 1985 für sinnvoll.
    Die bedeutet doch nichts anderes: Neben dem gesetzlich gewährleisteten ungekürzten Bundeszuschuß, der jetzt nicht mehr durch Kreditaufnahme finanziert zu werden braucht, gibt es eine ergänzende Liquiditätsgarantie des Bundes auf Zeit. Damit haben wir die gesetzlichen Vorkehrungen getroffen, daß im Jahre 1985 und in der folgenden Perspektive die Renten sicher sind, nicht nur im Reden und Versprechen, sondern auch in den fundamentalen Grundlagen des geltenden Rechts, auf die wir die betroffenen Bürger verweisen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich möchte auch gerne noch einmal das Stichwort der privaten und der öffentlichen Investitionen aufnehmen. Wichtig ist es, zu einer Stabilisierung und einem beginnenden Neuanstieg der öffentlichen Investitionen zu kommen, deren dramatischer Rückgang, Herr Kollege Walther, bei den Kommunen nicht mit dem Regierungswechsel einsetzte, sondern im Jahr 1980. Öffentliche Investitionen sind etwa 15% der Gesamtinvestitionen der Bundesrepublik Deutschland, private Investitionen sind etwa 85% der Gesamtinvestitionen der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb ist es entscheidend, daß wir die Rahmenbedingungen für eine anhaltende und verbesserte Dynamik der privaten Investitionen gewährleisten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben hier wichtige Fortschritte erzielt, im Rückgang des Kapitalmarktzinses von rund 10 % auf jetzt 7 %, in einem ersten Schritt der Verringerung der Unternehmensbesteuerung 1983, in der zweiten Stufe 1984 wirksam geworden. Ich unterstreiche, daß das richtig ist, weil ja das Thema Unternehmensbesteuerung in diesen Tagen auch Gegenstand heftiger und zum Teil in der Darstellung nicht korrekter Angriffe der Sozialdemokraten und der GRÜNEN war. Wir befinden uns mit dieser Strategie, eine überhöhte Besteuerung der Unternehmen zu verringern, übrigens in Übereinstimmung mit den Entscheidungen fast aller westlichen Industrieländer. Das gilt nicht nur für die Vereinigten Staaten und Großbritannien, wo liberal-konservative Regierungen die Verantwortung tragen, dies gilt auch für die Entscheidungen sozialistischer Regierungen in Westeuropa von Frankreich bis Österreich, die aus bitteren Rückschlägen und Irrwegen früherer Jahre schneller Folgerungen gezogen haben, als die Sozialdemokratische Partei Deutschlands dies in der Opposition tut.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Hauff, man muß dann aber in seinen Reden auch klar und ehrlich die Sachverhalte beschreiben.

    (Zuruf von der SPD: So wie Sie?)

    — Ja, ich stelle das noch einmal klar. Es ist nicht zutreffend, daß wir generell die Vermögensteuer für die Reichen gesenkt haben, wie Sie hier behauptet haben. Zutreffend ist, daß wir eine Senkung der Besteuerung des Betriebsvermögens durchgeführt haben. Der Unterschied ist auch jedem gebildeten



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Laien bei Ihnen durchaus bewußt, meine Damen und Herren, sehr wohl bewußt!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn Sie das so kritisieren, möchte ich Sie fragen: Weshalb hat die sozialistische Mehrheit in der französischen Assemblée Nationale dasselbe getan, nur mit dem Unterschied, daß sie mit dem Abbau schon weitergegangen ist? Und weshalb steht das auf dem Programm der Sozialistischen Partei Österreichs: Entlastung der ertragsunabhängigen Steuern, insbesondere beim Betriebsvermögen? Wir befinden uns hier in einer breiten überparteilichen Formation, was verantwortliche Politik für Verbesserung der Rahmenbedingungen und für günstigere Voraussetzungen für die Beschäftigungspolitik betrifft. Es macht keinen Sinn, in diesem Stand der ernsthaften Diskussion in Westeuropa weiterhin solche Entscheidungen mit klassenkämpferischen Tönen zu begleiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben die Voraussetzungen für den Verlustrücktrag verbessert. Wir haben Sonderabschreibungen für Forschung und Entwicklung in den Betrieben und anderes mehr eingeführt. Wir bekennen uns dazu ausdrücklich, auch zu der Aussage — ich sage es einmal für die Christlich Demokratische Union, und wir wissen uns einig mit unserem Koalitionspartner —, daß wir mittelfristig zu weiteren Entlastungen auch bei der Unternehmensbesteuerung kommen müssen — nach einer langen Diskussion einstimmig von unserem Parteitag beschlossen —, weil dies ein Schlüssel für die Modernisierung unserer Volkswirtschaft und die Beschäftigungsprobleme von morgen und übermorgen ist.
    Nun gibt es Investitionen ganz unterschiedlicher Art. Im Augenblick treten die Modernisierungsinvestitionen in den Vordergrund. Daneben gibt es die Rationalisierungsinvestitionen, die im Einzelfall auch Arbeitsplätze kosten. Aber wir müssen eine Politik verfolgen, die die Voraussetzungen dafür schafft, daß der Anteil der Erweiterungsinvestitionen weiter zunimmt, weil wir über Erweiterungsinvestitionen neue Arbeitsplätze schaffen und über Modernisierungsinvestitionen vorhandene Arbeitsplätze sicher machen können.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Dies ist für eine langfristige Betrachtung der Stellung der Bundesrepublik Deutschland als Teil der Weltwirtschaft wichtig. „Mittelfristig" heißt für mich — ich will das klar sagen —: in der kommenden Wahlperiode. Unser steuerpolitischer Handlungsspielraum ist unter den Bedingungen der immer noch nicht abgeschlossenen Konsolidierung eingeschränkt.
    Wir flankieren dies sozial. Ich verweise auf die Entscheidung der Koalition und des Gesetzgebers, das 936-DM-Gesetz zur Vermögensbildung in Kraft zu setzen. Es ist ein Angebot an die Tarifpartner. Ich appelliere an die Tarifvertragsparteien, den erweiterten besseren gesetzlichen Rahmen für Vermögensbildung insbesondere beim Produktivvermögen in den kommenden Tarifrunden zu nutzen, damit auch eine breitere Streuung von Eigentum erfolgt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In der Steuerpolitik geht es in den kommenden Wochen um drei wichtige Entscheidungen. Zum einen geht es, wie ich schon gestern erwähnte, um den Gesetzentwurf zur Einkommen- und Lohnsteuer. Wir werden ihn im Dezember dem Kabinett vorlegen. Wir möchten, daß die Gesetzgebung im Januar beginnt und im Juni 1985 abgeschlossen ist, damit die erste Stufe 1986 in Kraft tritt. Bei diesem Terminplan ist nicht mehr viel Zeit für alle möglichen neuen Varianten und alle Bestrebungen nach einem besonderen Profil. Wir müssen diese angekündigte Maßnahme gemeinsam und fristgerecht verwirklichen.
    Wir kommen hier — Herr Kollege Walther, Sie haben das kritisch angesprochen — auch zu einer Vereinfachung. Die Kinderfreibeträge ermöglichen es, die Kinderadditive zu beseitigen, eine sehr verwaltungsaufwendige Regelung im jetzigen Steuerrecht. Kinderfreibeträge haben es uns ermöglicht, nach dem Regierungswechsel den sogenannten Kinderbetreuungsbetrag zu beseitigen, eine noch verwaltungsaufwendigere Maßnahme.
    Wir werden den Gesetzentwurf zur Besteuerung des selbstgenutzten Wohnungseigentums in Kürze vorlegen. Auch hier — ich begrüße die Absicht der Koalitionsfraktionen — werden wir mit dem Wegfall der Nutzungswertbesteuerung einen erheblichen Schritt zur steuerlichen Vereinfachung tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir müssen — als drittes sage ich das, auch mit einem Appell an die Opposition — nach der Stellungnahme des Bundesrats und den dort gemachten zusätzlichen Vorschlägen, die wir in den kommenden Wochen intensiv zu prüfen haben, schnell zur Verabschiedung des Gesetzentwurfs über das abgasarme Auto kommen. Das ist ein wichtiges Stück unserer Umweltpolitik.
    Dazu kommen in diesen Tagen die erfolgte Verabschiedung des Steuerbereinigungsgesetzes und in der kommenden Woche die Schlußberatung des Kreditwesengesetzes, das nach meiner Überzeugung eines der wichtigsten Gesetze dieser Wahlperiode ist.
    Ich sage das, weil die Größe und Vielfalt der Aufgaben sichtbar wird, denen wir uns jetzt allein im Bereich der Finanz-, der Haushalts-, der Steuer- und Währungspolitik gegenübersehen.
    Aber, Herr Kollege Weng, wir werden trotz des stark belasteten Terminkalenders auch die notwendigen Vorabklärungen und dann die erforderlichen Entscheidungen zum Thema Privatisierung herbeiführen. Ich will das wegen der Sorgen, die bei Ihnen anklangen, ausdrücklich unterstreichen: Wir werden nach der notwendigen Vorabklärung die erforderlichen Entscheidungen treffen. Was dem einen zuviel ist, ist dem anderen zuwenig. Das kann so sein. Vielleicht sind die vorgelegten Vorschläge aber doch eine gute Grundlage.



    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch einige Sätze zum Thema Subventionen hinzufügen. Der Herr Kollege Walther hat nach dem Abbau von Steuersubventionen gefragt. Ich habe die Absicht, diese Diskussion erneut aufzunehmen.

    (Zuruf von der SPD: Donnerwetter!)

    Ich glaube nicht, daß mit der Vertagung im Frühjahr dieses Jahres die Akte geschlossen werden kann, aber ich bitte dabei auch Sie um Ihre aktive Unterstützung, während diskutiert wird, nicht erst in einer Rückbewertung in der Zeit danach.
    Meine Damen und Herren, hinsichtlich der Finanzhilfen muß ich den sozialdemokratischen Kollegen allerdings sagen: Jeder Abbau von Finanzhilfen in den letzten Monaten ist mit nachhaltiger Kritik aus Ihren Reihen begleitet worden. Ich habe mir die Liste noch einmal vorgenommen. Nach dem Beschluß im Haushaltsausschuß entfällt ja die Förderung des Bundes im ersten Förderungsweg für den Wohnungsbau, in der Überzeugung, daß dies bei dem rückläufigen Förderbedarf eine sinnvolle Aufgabe der Länder sein kann, die auch die hohen Rückflußmittel haben. Aber diese begrüßenswerte Entscheidung ist von heftiger Kritik der Sozialdemokratischen Partei begleitet worden.
    Wenn ich mir die Liste ansehe, entfällt im Jahre 1985 die mit umfangreichen Mitteln erfolgte Förderung der Heizenergieeinsparung, weil wir der Meinung sind, daß wir jetzt einen Stand erreicht haben, bei dem die Bürger oder die Baugesellschaften oder die privaten Vermieter oder wer auch immer die Kosten für die Wärmedämmung bei Fenster und Türen aus eigenen Mitteln vornehmen können. Wir halten das für möglich, aber dieser Subventionsabbau hat heftige Kritik der Sozialdemokratischen Partei gefunden.
    Ich könnte die Liste beliebig verlängern. Ich appelliere an Sie, meine Damen und Herren der Opposition, nicht nur bei Haushaltsberatungen durch Ihre finanzpolitischen Sprecher einen wirksameren Subventionsabbau anzufordern, sondern ihn gegenüber der öffentlichen Kritik auch dann konsequent zu unterstützen, wenn er geschieht; sonst kommen wir nicht voran.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, die Sozialdemokraten haben durch Ihre finanzpolitischen Sprecher — heute morgen insbesondere durch den Herrn Kollegen Walther — ein Bekenntnis zur Konsolidierung abgelegt. Ich weiß aus persönlichen Gesprächen, daß das der Überzeugung einer ganzen Reihe von Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei und Fraktion entspricht, vor allem auch derjenigen, die sich auf Grund ihres Sachwissens durchaus über Konsequenzen einer solchen Politik im klaren sind. Für die sozialdemokratischen Finanzminister der Länder gilt es ohnehin. Die von mir gestern erwähnte letzte Resolution oder Beschlußfassung des Finanzplanungsrates hat das eindringlich unterstrichen.
    Ich verfolge auch mit Interesse, mit welcher Entschiedenheit und mit welchem Mut zur Unpopularität einige sozialdemokratisch geführte Bundesländer das machen. Ich will das ausdrücklich anerkennen. Da, wo Sozialdemokraten in der Verantwortung sind — jedenfalls gilt das für eine Reihe von Bundesländern, vielleicht nicht für alle — haben ihre verantwortlichen Finanzpolitiker die Konsequenzen aus den verfehlten Wegen der 70er Jahre gezogen, weil sie die Schulden- und Zinslast schier zu erdrücken droht.
    Aber wenn ich mir, Herr Kollege Vogel, die politischen Grundsatzreden der sozialdemokratischen Opposition ansehe oder mich an Ihre Rede und an die von Herrn Hauff — ich will diese allerdings nicht als eine Grundsatzrede bezeichnen — erinnere, dann muß ich sagen, daß es in der Führung ihrer Fraktion immer noch an der Bereitschaft fehlt, einen begehbaren Weg auch eindeutig und klar zu beschreiten. Das ist der Zustand, den ich hier zum Schluß der Haushaltsdebatte feststellen muß.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Es hat keinen Sinn, das gelegentlich zu sagen und dann mit großer Heftigkeit jeden einschränkenden Einsparbeschluß früherer Jahre mit den sattsam bekannten polemischen Sprüchen von der Benachteiligung der kleinen Leute oder der Umverteilung von unten nach oben zu begleiten.
    Der Herr Kollege Waigel hat vor einigen Tagen auf eine Reihe von wichtigen Entscheidungen der Koalition und der Bundesregierung hingewiesen, zum Teil schon in Kraft, zum Teil in der Gesetzgebung, die für einen sozialen Ausgleich wirken, und die dies in den eindeutig begrenzten Spielräumen, die wir haben, auch nach unseren Prioritäten in handelnde Politik umsetzen.
    Ich will hier einige der Punkte noch einmal kurz in die Erinnerung rufen: Kürzungen beim Kindergeld nur bei höheren Einkommen, Erhöhung des Kindergelds für Bezieher niedriger Einkommen, der Leute, die so wenig Einkommen haben, daß sie nicht einmal die Kinderfreibeträge in der ersten Stufe der Steuerreform nutzen können, Vorrang für die steuerliche Entlastung der Familien in der ersten Stufe bei Verschiebung des Schwergewichts der Tarifkorrektur in die zweite zeitliche Stufe der Steuerreform, Einführung des Erziehungsgeldes für alle Mütter,

    (Zurufe von der SPD)

    — nein, das ist eine Regierungsvorlage, das ist ein bißchen mehr, und bei uns können Sie sich auf die Regierungsvorlagen verlassen, meine Damen und Herren, bei dem Zusammenhalt dieser Koalition —,

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Wiedereinführung des Kindergeldes für arbeitslose Jugendliche, Wiedereinführung des Krankenversicherungsschutzes für arbeitslose Jugendliche — Wiedereinführung heißt, daß Sie das abgeschafft haben, meine Damen und Herren; damit das auch jedem klar wird —,

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Bundesminister Dr. Stoltenberg
    Verlängerung des Arbeitslosengeldes für Langzeitarbeitslose, Anerkennung eines Erziehungsjahres in der Rentenversicherung,

    (Zuruf von der SPD: Ausweitung der Sperrfristen zu Lasten der Arbeitnehmer!)

    Reduzierung der Wartezeit für Altersrenten von 15 auf 5 Jahre, zusätzliche Sondermaßnahmen zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit, erhebliche Verstärkung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Arbeitslose bei der Bundesanstalt, die geplante Erhöhung der Ausgleichsabgabe im Schwerbehindertenrecht und Anhebung der Bedarfssätze im Bundesausbildungsförderungsgesetz.
    Diese Beispiele zeigen, daß Sie mit den heute und in den letzten Tagen immer wiederholten Grundformeln von der angeblich einseitig auf Kosten der schwachen Bevölkerungsgruppen orientierten Politik keine Glaubwürdigkeit mehr finden können. Unsere Taten widerlegen Sie.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Größter Erfolg dieser Regierungskoalition und unserer Finanzpolitik ist, daß wir entschieden den Weg zur Stabilität wiedergefunden haben. Wir wissen, daß das noch ein mühsamer Weg ist, vor allem auch in den wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Konsequenzen. Aber der Weg der Koalition ist in dieser Debatte im einzelnen begründet und beschrieben. Meine Damen und Herren, der Haushalt 1985 wird im Entwurf, den jetzt der Deutsche Bundestag auf der Grundlage der Beratungen des Haushaltsausschusses verabschieden will, und er wird — das sage ich Ihnen zu — im Vollzug dieses Haushalts eine weitere Etappe auf dem Weg zur Gesundung unseres Landes bilden.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)