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ID1008521600

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    Plenarprotokoll 10/85 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 85. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 6147A Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung des Staates Kuwait und einer Delegation 6158 D Begrüßung einer Delegation des Althing der Republik Island 6225 B Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Beschluß des deutschen Bundestages vom 9. Februar 1984, ab 1. Januar 1986 nur noch abgasentgiftete Kraftfahrzeuge neu zuzulassen Dr. Vogel SPD 6147 B Schmidbauer CDU/CSU 6148 B Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 6149 C Hoffie FDP 6150 D Schäfer (Offenburg) SPD 6151C Hanz (Dahlen) CDU/CSU 6152 C Baum FDP 6153B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 6154A Dr. Hauff SPD 6155A Dr. Lippold CDU/CSU 6156A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 6157 A Duve SPD 6158 D Fellner CDU/CSU 6159 D Lennartz SPD 6160 D Jung (Lörrach) CDU/CSU 6161C Erste Beratung des von den Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Tietjen, Bernrath, Duve, Frau Dr. Hartenstein, Jansen, Kiehm, Dr. Nöbel, Dr. Penner, Reuter, Schröer (Mülheim), Wartenberg (Berlin), Dr. Wernitz, Paterna, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1115 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1316 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN zum Gesetz über Personalausweise — Drucksache 10/1016 — Schäfer (Offenburg) SPD 6162 C Dr. Miltner CDU/CSU 6166 B Dr. Hirsch FDP 6169 D Fischer (Frankfurt) GRÜNE 6171 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 6175 D Wartenberg (Berlin) SPD 6179A Clemens CDU/CSU 6180 C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes — Drucksache 10/1180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Fünfter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 9/2386, 10/1719 — in Verbindung mit Beratung des Sechsten Tätigkeitsberichts des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksache 10/877 — Dr. Wernitz SPD 6182 D Dr. Laufs CDU/CSU 6186 B Dr. Hirsch FDP 6189 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 6191 D Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 6193 D Fellner CDU/CSU 6197 D Baum FDP 6198 A Dr. Blank CDU/CSU 6200 B Stellung und Arbeit des Deutschen Bundestages Dr. Barzel CDU/CSU 6202 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6204 C Waltemathe SPD 6206 C Dr. Langner CDU/CSU 6208 B Frau Nickels GRÜNE 6210A Frau Geiger CDU/CSU 6211 B Dr. Vogel SPD 6213 A Dr. Lammert CDU/CSU 6215A Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 6216D Kleinert (Hannover) FDP 6218 D Stratmann GRÜNE 6220 B Klein (München) CDU/CSU 6222 C Conradi SPD 6223 D Ertl FDP 6225 C Dr. Daniels CDU/CSU 6227 A Kuhlwein SPD 6228 B Werner CDU/CSU 6230 A Frau Dr. Hartenstein SPD 6231 D Dr. Czaja CDU/CSU 6233 D Dr. Schöfberger SPD 6235 C Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6236 D Bamberg SPD 6238 C Dr. Blank CDU/CSU 6239 D Burgmann GRÜNE 6240 D Mischnick FDP 6242 D Buschbom CDU/CSU 6244 B Sielaff SPD 6246 A Schwarz CDU/CSU 6247 C Reimann SPD 6248 B Dr. Feldmann FDP 6249 D Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 6250 D Eylmann CDU/CSU 6251 D Bindig SPD 6252 D Reddemann CDU/CSU 6253 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6254 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 6255 B Stiegler SPD 6256A Lowack CDU/CSU 6256 D Schreiner SPD 6257 D Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 6258 C Toetemeyer SPD 6259 C Dr. Müller CDU/CSU 6259 D Dr. Hornhues CDU/CSU 6260 D Schulte (Unna) SPD 6261 B Gansel SPD 6262 B Vizepräsident Stücklen 6222 C Nächste Sitzung 6263 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6265* Anlage 2 Einstellung von Ingenieuren bei der Bundespost vor und ab 1984; Verzicht auf die Absenkung des Eingangsamtes MdlAnfr 5, 6 14.09.84 Drs 10/1979 Broll CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rawe BMP 6265* B Anlage 3 Stärkung des Zonenrandgebietes durch Verlagerung von Behörden MdlAnfr 7 14.09.84 Drs 10/1979 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 6265* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 6147 85. Sitzung Bonn, den 20. September 1984 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 21. 9. Buckpesch 21. 9. Büchner (Speyer) 21. 9. Dr. Göhner 20. 9. Haase (Fürth)** 20. 9. Dr. Häfele 21. 9. Jaunich 21. 9. Keller 21. 9. Dr. Kreile 21. 9. Frau Renger 21. 9. Reuschenbach 21. 9. Schmidt (Hamburg) 21. 9. von Schmude 21. 9. Frau Schoppe 21. 9. Frau Simonis 21. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 21. 9. Dr. Stoltenberg 21. 9. Tietjen 21. 9. Dr. Voigt (Northeim) 21. 9. Weiskirch (Olpe) 21. 9. Frau Dr. Wex 20. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Broll (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Fragen 5 und 6): Wie entwickelt sich die Zahl der Einstellungen von Ingenieuren bei der Deutschen Bundespost im Jahre 1984 im Vergleich zu den vergangenen Jahren? Sieht die Bundesregierung eine Notwendigkeit, von der im Haushaltbegleitgesetz 1984 vorgesehenen Ermächtigung Gebrauch zu machen und auf die Absenkung des Eingangsamtes zu verzichten? Zu Frage 5: Im Jahre 1984 konnten bei der Deutschen Bundespost bisher 374 Diplomingenieure der Fachhochschulen als Nachwuchskräfte für die Laufbahnen des gehobenen fernmeldetechnischen, posttechnischen und hochbautechnischen Dienstes eingestellt werden. Mit weiteren 200 Einstellungen wird 1984 gerechnet, so daß sich die Gesamtzahl der Einstellungen des Jahres 1984 auf rund 580 Nachwuchskräfte belaufen wird. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 929 Einstellungen, 1981: 1 033 Einstellungen, 1982: 1 043 Einstellungen und 1983: 904 Einstellungen. In die entsprechenden Laufbahnen des höheren technischen Dienstes der Deutschen Bundespost wurden im Jahre 1984 bisher 45 Diplomingenieure der Technischen Hochschulen und Universitäten eingestellt. Im Jahr 1984 wird mit weiteren 10 bis 15 Einstellungen gerechnet. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 56 Einstellungen, 1981: 88 Einstellungen, 1982: 66 Einstellungen und 1983: 63 Einstellungen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung prüft zur Zeit, ob besoldungsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Frage des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Frage 7): Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, das Zonenrandgebiet durch Verlagerung von wenig publikumsintensiven Behörden dorthin zu stärken, und wenn ja, was käme dafür in Frage? Die Verwaltungsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland ist auf eine ausreichende und bürgernahe Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Dienstleistungen ausgerichtet. Der förderative Aufbau der Bundesrepublik Deutschland hat dazu geführt, daß sich die Behörden nicht in einzelnen Gebieten konzentrieren. Für eine umfassende Verlagerung von Behörden besteht daher keine Veranlassung. Die Bundesregierung wird jedoch bei etwaigen Standortveränderungen darum bemüht bleiben, Bundesbehörden bzw. -einrichtungen in strukturschwache Gebiete, insbesondere in das Zonenrandgebiet zu legen, soweit keine aufgabenbezogenen Gesichtspunkte entgegenstehen. Bei Neugründungen von Bundesbehörden bzw. -einrichtungen ist Standorten im Zonenrandgebiet aufgrund des Raumordnungsgesetzes und des Zonenrandförderungsgesetzes Vorrang einzuräumen. Wie eine Umfrage bei den Bundesressorts gezeigt hat, werden neue Behörden nur noch in Ausnahmefällen errichtet. Deshalb kommt es derzeit besonders darauf an, Behörden und sonstige öffentliche Einrichtungen und damit Arbeitsplätze im Zonenrandgebiet zu erhalten. Falls ein Behördenabzug aus gewichtigeren betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten für unumgänglich erachtet wird, sind nach Möglichkeit durch flankierende Maßnahmen negative Folgen für den Arbeitsmarkt zu vermeiden. Der für die Raumordnung zuständige Bundesminister wirkt im Rahmen der Abstimmung von Standortentscheidungen für Bundesbehörden bzw. -einrichtungen nach § 4 Abs. 1 des Raumordnungsgesetzes auf diese Zielsetzungen hin.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manfred Reimann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Meine Erfahrungen als Neuling im Deutschen Bundestag sind die — das ist heute schon an verschiedenen Stellen angeklungen —, daß die Informationsmöglichkeiten und somit die Entscheidungshilfen im allgemeinen für die Kontrolleure der Bundesregierung, die gleichzeitig die Volksvertreter sind, unzureichend sind. Das heißt nicht, daß nicht auch ich Berge an Material bekomme — auch ich bekomme nicht alle Informationen —, aber das heißt, daß ich nicht in der Lage bin, dieses Material durchzuarbeiten; dazu fehlt mir einfach die Zeit. Ich meine, daß dieses Aufarbeiten ein echtes Problem ist. Das macht die Kontrolle der Regierung in diesem Parlament recht schwer.
    Das liegt auch daran — um das an zwei Beispielen zu bringen —, daß die Personalausstattung des durchschnittlichen Abgeordneten, 1,5 Arbeitskräfte, in der Regel zu miserabel ist. Darunter leiden die Bürger im Wahlkreis. Daß auf Redenschreiber zurückgegriffen wird, mag für die Betroffenen schön sein, aber ich gehöre zu den Abgeordneten, die das selber machen müssen. Wir müssen uns eben bis nachts hinsetzen, weil wir auf diese Ressourcen nicht zurückgreifen können. Deshalb gibt es ein Problem der Darstellung.
    Zweitens sind Informationen und Entscheidungshilfen, die der Apparat des Deutschen Bundestages dem normalen Abgeordneten bietet, deshalb problematisch, weil sie nicht konzentriert genug sind und damit für den betroffenen Volksvertreter nicht zur Argumentationshilfe werden können. Das ist mein Eindruck. Wer andere Eindrücke hat, muß das sagen. Da liegt auch einer meiner Kritikpunkte. Das ist auch eine Frage des Ansehens des Parlaments, der Öffentlichkeitsarbeit, der Abgeordneten selber und ihrer Positionen.
    Hier stellt sich die Frage: Sind denn alle Abgeordneten dieses Hauses gleich? Nach dem Gesetz ja. Aber wie ist das in der Praxis? Die Chancenverteilung zwischen den priveligierten Abgeordneten — man möge mir den Begriff „priveligiert" verzeihen — und den normalen Abgeordneten ist höchst ungleich. Die Abgeordneten in den vorderen Reihen können in den Fraktionen in der Regel auf Referenten zurückgreifen. Abgeordnete, die aus der Industrie kommen, können in der Regel auf Möglichkeiten der Zusammenarbeit dort zurückgreifen.

    (Schwarz [CDU/CSU]: Vergessen Sie nicht die Gewerkschaften!)

    Aber es gibt viele Abgeordnete, die das nicht können. Herr Schwarz, gerade weil Sie dazwischengesprochen haben: Man sollte es den Abgeordneten überlassen, ob sie hier mit einem Konzept, mit Stichworten oder frei reden wollen; denn es ist für jeden, der neu ist, ein Problem, hier vorne hinzugehen und das zu sagen, was er denkt.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Eine unmittelbare Folge davon, Kolleginnnen und Kollegen, ist aber auch, daß die Presse bzw. die Medien sich an die privilegierten Abgeordneten wenden, sich an ihnen orientieren, weil sie über den höchsten Informationsstand, den aktuellsten Informationsgehalt verfügen. Damit gehört denen quasi der Raum auf den Vorderseiten der Zeitungen, und das Quasi-Monopol wird dadurch verstärkt. Das an sich ist nicht schlimm. Schlimm aber ist, daß bei der



    Reimann
    Bevölkerung ein unrepräsentatives Bild der Abgeordneten besteht; denn sie hört und sieht fast nur dieselben, während alle anderen Abgeordneten, die in den Wahlkreisen, in der Bürgerbetreuung, in den Vereinen und Parteien ihre Arbeit absolvieren, in der Berichterstattung oft zu kurz kommen.
    Wenn ich beklage, daß Informationen und Entscheidungshilfen des Apparates, der Ministerien, des Wissenschaftlichen Dienstes unzulänglich sind — ich weiß nicht, wie es euch geht; mir ist es so gegangen —, dann nicht zuletzt deshalb, weil man bei Anfragen stoßweise Bücher mit Zetteln drinnen bekommt, wo die Materie abgehandelt wird.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ja, wer soll denn wann diese Bücher alle lesen? Der Abgeordnete muß doch sachkundig für die Entscheidungen gemacht werden, die er vorbereiten will. Ich meine, liebe Kolleginnen und Kollegen, daß sich da etwas tun muß. Denn wenn sich da nichts tut, wird das Feld zwangsläufig den Experten überlassen, weil die Experten in den Fraktionen, wie immer das auch zustande kommen mag, über die besseren Argumentationshilfen verfügen. Hier kann ich dem Herrn Kleinert von der FDP zustimmen: Dann erst beginnt sich der Rest der Abgeordneten im Bundestag einzuigeln, weil sie sich mit ihrem Informationsdefizit als Außenstehende vorkommen. Und das schadet dem Parlamentarismus in dieser Gesellschaft, ganz abgesehen davon, daß den Menschen im Wahlkreis so nicht optimal geholfen werden kann.
    Ich will das an einem Beispiel aus meinem Wahlkreis Ludwigshafen verdeutlichen. Ein Chemiearbeiter ist durch das chemische Produkt Methylphenylketon krank geworden. Ich habe versucht, dem Mann zu helfen. Ich kann ihm aber nur helfen, wenn dieses Produkt in die Liste der krebserregenden Stoffe aufgenommen wird. Entsprechende Erkenntnisse liegen vor. Nur dann würde er Berufsunfähigkeitsrente und Unfallrente bekommen. Er ist davon materiell abhängig. Da muß mir der Wissenschaftliche Dienst helfen. Das habe ich getan. Ich wende mich an den Wissenschaftlichen Dienst. Ich wende mich an die zuständigen Ministerien. Ich mache parlamentarische Anfragen und fordere Gutachten an. Das ist doch eines der Dilemmas, denen wir hier begegnen: Erstens hat der Wissenschaftliche Dienst sehr lange gebraucht, um zu antworten. Ich werde noch sagen, warum. Zweitens war der Wissenschaftliche Dienst leider nicht auf dem Erkenntnisstand, der mittlerweile zu dieser schädigenden Substanz in der Bundesrepublik bei Wissenschaftlern gegeben war.
    Es war also nicht möglich, diese Informationen weiter zu transportieren. Ich sage noch einmal: Ich will hier nicht den Mitarbeitern des Wissenschaftlichen Dienstes zu nahe treten; denn mir ist auch die Erklärung gegeben worden, daß für verspätete, unzureichende und unvollkommene Antworten im Grunde genommen der katastrophale Personalmangel und die Arbeitssituation dortselbst verantwortlich zeichneten. Aber wenn ein Bürger monatelang auf Antworten warten muß, geht Vertrauen in dieses Parlament verloren, auch Vertrauen in den
    einzelnen Wahlkreisabgeordneten, der nicht antworten kann.

    (Zustimmung bei der SPD und der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP])

    Des weiteren möchte ich in diesem Zusammenhang aus meinen Erfahrungen noch etwas zu den Anfragen an die Bundesregierung anmerken. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich sage wieder, wie es mir gegangen ist. Das beantwortende Ministerium sollte vielleicht stärker als in der Vergangenheit auch außenstehende Stellen konsultieren. Vielleicht könnte man dann den Abgeordneten bessere Informationen geben, Informationen, die mehr auf dem laufenden sind und die ihnen helfen.
    Das bedeutet, meine Damen, meine Herren, daß die Exekutive, welche Partei sie auch immer stellen mag, die Einrichtung der Fragestunde und die Antworten des Wissenschaftlichen Dienstes ernster nehmen muß. Die Regierung darf keine Kosten scheuen, Parlamentarier auf den wirklich neuesten Stand der Entscheidungen zu setzen und ihnen bei der Entscheidung zu helfen.
    Kurzum: Wenn Selbstverständnis und Selbstdarstellung des Deutschen Bundestages, repräsentiert durch alle Mitglieder, nicht leiden sollen, muß jeder einzelne Abgeordnete über die Möglichkeit verfügen, seine politische Kompetenz voll einzusetzen. Das heißt, daß damit vorrangig die Arbeits- und Personalkapazitäten und somit auch die Informations- und Entscheidungshilfen für die Kontrolleure der Bundesregierung — das sind die Abgeordneten — zu stärken sind.
    Ein letzter Satz dazu: Fehlentscheidungen und parlamentarische Pannen der Regierung und der Abgeordneten kommen in der Regel durch schlechte Vorbereitung und durch Informationsdefizite zustande. Wir sollten daran denken, daß jede Entscheidung so gut und so schlecht ist wie die Information, die dieser Entscheidung zugrunde liegt. Die Abgeordneten sollen doch entscheiden. Wie sie entscheiden, erleben wir oft bei namentlichen Abstimmungen. Da können sie sich morgen wieder bewähren.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, es ist möglich, die Redezeit nicht voll auszunutzen. Ich arbeite hier nicht gerne mit „Schluß der Debatte" oder solchen Sachen.
Als nächster Redner hat der Herr Abgeordnete Feldmann das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Olaf Feldmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die letzten beißen die Hunde — zumindest zeitlich —, heißt es so schön. Aus zehn Minuten werden fünf Minuten. Ich werde aber trotzdem versuchen, noch etwas herüberzubringen.
    Zunächst möchte ich Dank sagen an Frau Kollegin Hamm-Brücher für ihre Initiative, die es ermög-



    Dr. Feldmann
    licht hat, daß wir die Debatte heute hier in diesem Hause in dieser Ausführlichkeit führen können.

    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, es ist auch ihr zu danken, daß wir hier einen konkreten Entschließungsantrag vorliegen haben, über den wir abstimmen können. Das ist wirklich hier heute in diesem Hause mehr als bloß eine Betriebsversammlung. Lassen wir uns letzteres doch nicht einreden!
    Es ist sicher kein Zufall, Frau Kollegin HammBrücher, daß Sie diese Initiative ergriffen haben, können Sie doch als ehemaliges Mitglied der Regierung deutlich ermessen, was es heißt, ein Regierungsmitglied zu sein und als Regierungsmitglied den Apparat zur Verfügung zu haben, und was es heißt, sich als einfache Abgeordnete täglich wieder neu zu bemühen.
    Ich unterstütze diesen Entschließungsantrag auch nicht deswegen, weil ich als überzeugter Liberaler gelegentlich gerne gegen den Stachel der Fraktion löcke oder hier Dampf ablassen muß — das brauche ich nicht hier vom Rednerpult zu machen —, sondern weil es mir wirklich ein Anliegen ist, dieser Diskrepanz zwischen dem Anspruch des Grundgesetzes, zwischen dem Anspruch des Wählers und des Bürgers und unseren realen Möglichkeiten hier Ausdruck zu verleihen. Ich meine wirklich, der vorliegende Entschließungsantrag ist ein Ansatz, der mit einem aufgeschlossenen Parlamentspräsidenten, wie wir ihn haben, dem freien Abgeordneten, der in erster Linie seiner Überzeugung und seinem Gewissen folgt, auf die Beine helfen kann.
    Meine Damen und Herren, es ist richtig, was die Vorredner hier gesagt haben. Zunächst sind die Informationsmöglichkeiten des Abgeordneten deutlich zu verbessern und ist korrespondierend dazu die Informationspflicht der Regierung zu erweitern. Und weiter: Warum soll mein Mitarbeiter nicht mit mir in meinen Ausschuß gehen dürfen, warum eigentlich nicht?
    Verbessert werden muß aber auch die Möglichkeit, die Informationen, die ich erhalte, zu verarbeiten und umzusetzen. Dazu hat unser Parlamentspräsident eingangs sehr Richtiges gesagt — ich darf zitieren —: „Unser Ansehen hängt von unserer Arbeit ab." Wahrlich, so ist es. Zu Recht wird vom Abgeordneten Leistung verlangt. Aber meine Leistungsbereitschaft hängt doch nicht davon ab, daß meine Diäten regelmäßig angepaßt werden, meine Damen und Herren. Meine Leistungsfähigkeit hängt entscheidend davon ab, welche Mitarbeiter ich mir zur Durchführung meiner Arbeit leisten kann.

    (Beifall bei der SPD)

    Derzeit reicht eben die personale Ausstattung des einzelnen Abgeordneten nicht aus. Da stimme ich — mit Erlaubnis der Fraktion — voll dem Oppositionsführer zu und begebe mich in Gegensatz zu meinem Fraktionsmitglied Kleinert, ohne deswegen
    gleich die Fraktion verlassen zu wollen, in der ich mich sehr wohlfühle.

    (Beifall bei der FDP)

    Als Realist bin ich mir auch bewußt, daß wir mit Reformeuphorie allein unsere Abgeordnetensituation nicht wesentlich verbessern können. Aber wir haben es hier heute wirklich in der Hand, dem vorliegenden Entschließungsantrag zuzustimmen und damit unsere Arbeitsbedingungen so zu gestalten, daß dieses Parlament als oberstes Verfassungsorgan auch vom Bürger akzeptiert wird.
    Herr Dr. Barzel, Sie haben eingangs gesagt: „Ein selbstbewußtes Parlament sollte sich nehmen, was ihm rechtlich und politisch zusteht." Ich wiederhole: was ihm rechtlich und politisch zusteht. Das halte auch ich für richtig. Die Initiative unserer Kollegin Frau Hamm-Brücher, der immerhin ein Fünftel der Mitglieder dieses Hauses zugestimmt hat, zeigt doch, daß es so schlecht um unser Selbstverständnis gar nicht bestellt ist. Allein die Tatsache, daß diese Aussprache heute in dieser Ausführlichkeit stattfinden kann, zeigt, daß wir die Unzulänglichkeiten unserer Arbeitsbedingungen erkannt haben und bereit sind, daraus Konsequenzen zu ziehen. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, diese Debatte hier heute hat sich wirklich gelohnt.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)