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ID1008513700

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    Plenarprotokoll 10/85 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 85. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 6147A Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung des Staates Kuwait und einer Delegation 6158 D Begrüßung einer Delegation des Althing der Republik Island 6225 B Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Beschluß des deutschen Bundestages vom 9. Februar 1984, ab 1. Januar 1986 nur noch abgasentgiftete Kraftfahrzeuge neu zuzulassen Dr. Vogel SPD 6147 B Schmidbauer CDU/CSU 6148 B Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 6149 C Hoffie FDP 6150 D Schäfer (Offenburg) SPD 6151C Hanz (Dahlen) CDU/CSU 6152 C Baum FDP 6153B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 6154A Dr. Hauff SPD 6155A Dr. Lippold CDU/CSU 6156A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 6157 A Duve SPD 6158 D Fellner CDU/CSU 6159 D Lennartz SPD 6160 D Jung (Lörrach) CDU/CSU 6161C Erste Beratung des von den Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Tietjen, Bernrath, Duve, Frau Dr. Hartenstein, Jansen, Kiehm, Dr. Nöbel, Dr. Penner, Reuter, Schröer (Mülheim), Wartenberg (Berlin), Dr. Wernitz, Paterna, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1115 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1316 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN zum Gesetz über Personalausweise — Drucksache 10/1016 — Schäfer (Offenburg) SPD 6162 C Dr. Miltner CDU/CSU 6166 B Dr. Hirsch FDP 6169 D Fischer (Frankfurt) GRÜNE 6171 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 6175 D Wartenberg (Berlin) SPD 6179A Clemens CDU/CSU 6180 C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes — Drucksache 10/1180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Fünfter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 9/2386, 10/1719 — in Verbindung mit Beratung des Sechsten Tätigkeitsberichts des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksache 10/877 — Dr. Wernitz SPD 6182 D Dr. Laufs CDU/CSU 6186 B Dr. Hirsch FDP 6189 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 6191 D Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 6193 D Fellner CDU/CSU 6197 D Baum FDP 6198 A Dr. Blank CDU/CSU 6200 B Stellung und Arbeit des Deutschen Bundestages Dr. Barzel CDU/CSU 6202 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6204 C Waltemathe SPD 6206 C Dr. Langner CDU/CSU 6208 B Frau Nickels GRÜNE 6210A Frau Geiger CDU/CSU 6211 B Dr. Vogel SPD 6213 A Dr. Lammert CDU/CSU 6215A Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 6216D Kleinert (Hannover) FDP 6218 D Stratmann GRÜNE 6220 B Klein (München) CDU/CSU 6222 C Conradi SPD 6223 D Ertl FDP 6225 C Dr. Daniels CDU/CSU 6227 A Kuhlwein SPD 6228 B Werner CDU/CSU 6230 A Frau Dr. Hartenstein SPD 6231 D Dr. Czaja CDU/CSU 6233 D Dr. Schöfberger SPD 6235 C Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6236 D Bamberg SPD 6238 C Dr. Blank CDU/CSU 6239 D Burgmann GRÜNE 6240 D Mischnick FDP 6242 D Buschbom CDU/CSU 6244 B Sielaff SPD 6246 A Schwarz CDU/CSU 6247 C Reimann SPD 6248 B Dr. Feldmann FDP 6249 D Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 6250 D Eylmann CDU/CSU 6251 D Bindig SPD 6252 D Reddemann CDU/CSU 6253 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6254 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 6255 B Stiegler SPD 6256A Lowack CDU/CSU 6256 D Schreiner SPD 6257 D Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 6258 C Toetemeyer SPD 6259 C Dr. Müller CDU/CSU 6259 D Dr. Hornhues CDU/CSU 6260 D Schulte (Unna) SPD 6261 B Gansel SPD 6262 B Vizepräsident Stücklen 6222 C Nächste Sitzung 6263 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6265* Anlage 2 Einstellung von Ingenieuren bei der Bundespost vor und ab 1984; Verzicht auf die Absenkung des Eingangsamtes MdlAnfr 5, 6 14.09.84 Drs 10/1979 Broll CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rawe BMP 6265* B Anlage 3 Stärkung des Zonenrandgebietes durch Verlagerung von Behörden MdlAnfr 7 14.09.84 Drs 10/1979 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 6265* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 6147 85. Sitzung Bonn, den 20. September 1984 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 21. 9. Buckpesch 21. 9. Büchner (Speyer) 21. 9. Dr. Göhner 20. 9. Haase (Fürth)** 20. 9. Dr. Häfele 21. 9. Jaunich 21. 9. Keller 21. 9. Dr. Kreile 21. 9. Frau Renger 21. 9. Reuschenbach 21. 9. Schmidt (Hamburg) 21. 9. von Schmude 21. 9. Frau Schoppe 21. 9. Frau Simonis 21. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 21. 9. Dr. Stoltenberg 21. 9. Tietjen 21. 9. Dr. Voigt (Northeim) 21. 9. Weiskirch (Olpe) 21. 9. Frau Dr. Wex 20. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Broll (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Fragen 5 und 6): Wie entwickelt sich die Zahl der Einstellungen von Ingenieuren bei der Deutschen Bundespost im Jahre 1984 im Vergleich zu den vergangenen Jahren? Sieht die Bundesregierung eine Notwendigkeit, von der im Haushaltbegleitgesetz 1984 vorgesehenen Ermächtigung Gebrauch zu machen und auf die Absenkung des Eingangsamtes zu verzichten? Zu Frage 5: Im Jahre 1984 konnten bei der Deutschen Bundespost bisher 374 Diplomingenieure der Fachhochschulen als Nachwuchskräfte für die Laufbahnen des gehobenen fernmeldetechnischen, posttechnischen und hochbautechnischen Dienstes eingestellt werden. Mit weiteren 200 Einstellungen wird 1984 gerechnet, so daß sich die Gesamtzahl der Einstellungen des Jahres 1984 auf rund 580 Nachwuchskräfte belaufen wird. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 929 Einstellungen, 1981: 1 033 Einstellungen, 1982: 1 043 Einstellungen und 1983: 904 Einstellungen. In die entsprechenden Laufbahnen des höheren technischen Dienstes der Deutschen Bundespost wurden im Jahre 1984 bisher 45 Diplomingenieure der Technischen Hochschulen und Universitäten eingestellt. Im Jahr 1984 wird mit weiteren 10 bis 15 Einstellungen gerechnet. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 56 Einstellungen, 1981: 88 Einstellungen, 1982: 66 Einstellungen und 1983: 63 Einstellungen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung prüft zur Zeit, ob besoldungsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Frage des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Frage 7): Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, das Zonenrandgebiet durch Verlagerung von wenig publikumsintensiven Behörden dorthin zu stärken, und wenn ja, was käme dafür in Frage? Die Verwaltungsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland ist auf eine ausreichende und bürgernahe Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Dienstleistungen ausgerichtet. Der förderative Aufbau der Bundesrepublik Deutschland hat dazu geführt, daß sich die Behörden nicht in einzelnen Gebieten konzentrieren. Für eine umfassende Verlagerung von Behörden besteht daher keine Veranlassung. Die Bundesregierung wird jedoch bei etwaigen Standortveränderungen darum bemüht bleiben, Bundesbehörden bzw. -einrichtungen in strukturschwache Gebiete, insbesondere in das Zonenrandgebiet zu legen, soweit keine aufgabenbezogenen Gesichtspunkte entgegenstehen. Bei Neugründungen von Bundesbehörden bzw. -einrichtungen ist Standorten im Zonenrandgebiet aufgrund des Raumordnungsgesetzes und des Zonenrandförderungsgesetzes Vorrang einzuräumen. Wie eine Umfrage bei den Bundesressorts gezeigt hat, werden neue Behörden nur noch in Ausnahmefällen errichtet. Deshalb kommt es derzeit besonders darauf an, Behörden und sonstige öffentliche Einrichtungen und damit Arbeitsplätze im Zonenrandgebiet zu erhalten. Falls ein Behördenabzug aus gewichtigeren betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten für unumgänglich erachtet wird, sind nach Möglichkeit durch flankierende Maßnahmen negative Folgen für den Arbeitsmarkt zu vermeiden. Der für die Raumordnung zuständige Bundesminister wirkt im Rahmen der Abstimmung von Standortentscheidungen für Bundesbehörden bzw. -einrichtungen nach § 4 Abs. 1 des Raumordnungsgesetzes auf diese Zielsetzungen hin.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Klein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren Kollegen!

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Liebe Hanswürste!)

    — Ich hätte ja gern gewußt, wer mit dem Zwischenruf gemeint war, aber das werde ich sicher nachher noch erfahren.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, dieses Parlament ist gar nicht so schlecht wie seine Reputation, wenn es solchen sauertöpfischen Blödsinn verträgt, ohne aus den Fugen zu geraten, wie er soeben von dem Kollegen Stratmann vorgetragen wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Ich muß Ihnen sagen, ich habe auch keine Selbstverständnisschwierigkeiten. Ich fühle mich im Plenum wohl, gehe so oft hinein, wie es geht, und wir alle wissen, daß es oft leider nicht geht. Das Schlimme ist, daß die Kameraden oben an der Fernsehkamera, die sich vorhin schon den Rumpf verbogen haben, um ja noch hinten ein paar leere Plätze zu erwischen, genausogut wie wir wissen, warum wir oft nicht hier sein können.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der SPD)

    Der Herr Bundestagspräsident Dr. Barzel pflegt jungen Kollegen, die ihn fragen, gelegentlich den Rat zu erteilen: So lange auf den Vorstand schimpfen, bis man selber drin ist.

    (Horacek [GRÜNE]: Wie lange haben Sie gebraucht?)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe den Eindruck, daß manche der Initiatoren dieser heutigen Debatte so lange über mangelndes Rederecht geredet haben, bis sie den Trick gefunden haben, sich heute hier einmal ausführlich auszulassen.

    (Duve [SPD]: Das ist doch Blödsinn, Herr Klein! Das ist dummes Zeug! Das ist eine Unterstellung! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Regt euch ruhig auf! Ich habe auch hier mit Vergnügen zur Kenntnis genommen, Herr Duve, welche fabelhaften Ideen jemand zur Begründung fin-



    Klein (München)

    den kann, daß er selbst bei dieser Debatte nicht frei spricht.

    (Duve [SPD]: Dann halten Sie doch Ihren Mund! Bleiben Sie doch sitzen!)

    Ich habe eine ganze Serie von Erklärungen dazu gehört.
    Ich möchte gern ein paar Sätze zu dem Thema Verhältnis zwischen Presse und Parlament, Verhältnis zwischen Medien und Parlament sagen.

    (Duve [SPD]: Weil Sie in die Presse wollen, wollen Sie über die Presse reden!)

    Der Alterspräsident Herbert Wehner hat am 4. November 1980 zur Eröffnung der 9. Periode

    (Duve [SPD]: Pressesprecher spricht über Presse!)

    eine Collage aus Reden seiner Vorgänger — Paul Löbe, Marie-Elisabeth Lüders, Robert Pferdmenges, Konrad Adenauer, Ludwig Erhard — hier vorgetragen. Ich erinnere mich sehr gut, wie er folgendes Zitat von Paul Löbe verlesen hat:
    Ich begrüße auch die Vertreter der Presse, füge daran aber die Bitte, ihre Berichterstattung und ihre Kritik nicht in Sensationen und Zwischenfällen zu suchen, sondern die praktische Arbeit des Bundestags zu würdigen.
    Im Protokoll steht „Beifall bei allen Fraktionen", und ich erinnere mich gut an die Stärke des Beifalls bei allen Fraktionen an dieser Stelle.

    (Duve [SPD]: Die wird Ihnen jetzt versagt, Herr Klein!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hatte bei diesem Beifall ein bißchen das Gefühl, hier bricht sozusagen einmal die geknechtete Seele des Abgeordneten, der sich von den Medien mißverstanden fühlt, auf.
    Die praktische Arbeit würdigen: Natürlich werden die Journalisten sofort bereit sein, über die praktische Arbeit zu berichten, wenn sich diese nicht in gestelztem, unverständlichem, unverkäuflichem, langweiligem Fachjargon vollzieht, wenn auch unsere Gesetze für die Bürger lesbar bleiben.
    Berichterstattung nicht in Sensationen suchen: Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir alle reagieren, jeder Mensch reagiert doch auf das Ungewöhnliche stärker als auf das Normale und Gewöhnliche. Es gehört nun einmal zu den inneren Gesetzmäßigkeiten der Presse, daß sie auf das Ideenreiche, auf das Originelle, auf das Ungewöhnliche — selbst die etwas faden Ideen der Grünen haben ja eine Zeitlang Publizität bekommen —

    (Zurufe von den GRÜNEN) stärker einsteigt.


    (Zurufe von der SPD)

    Aber, meine Damen und Herren, diese innere Gesetzmäßigkeit hat natürlich auch eine Kehrseite. Ich will nicht verschweigen, daß es diese Kehrseite ist, die auch mich bedrückt. Es gibt einen zynischen Agenturspruch, der heißt: „good news is no news, bad news is good news", gute Nachricht ist keine
    Nachricht, schlechte Nachricht ist gute Nachricht. Nach diesem Prinzip in der Berichterstattung zu verfahren, auch in der Berichterstattung über ein Parlament, kann für den Parlamentarismus Gefahren bergen.
    Ich stelle jetzt wieder an unsere Adresse die Frage: Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, bringen wir denn den gleichen Mut, die gleiche Courage auf, die unsere parlamentarischen Vorväter hatten, als sie sich gegen unkontrollierte, willkürliche Monarchenherrschaft mit Konstitutionen durchzusetzen versucht haben, oder ducken wir nicht weg vor der unkontrollierten, willkürlichen Beurteilung durch eine Macht in unserem Staate, die sich in vielen Punkten, in vielen Fragen genauso despotisch zu gebärden anschickt, wie es früher Monarchen getan haben?

    (Duve [SPD]: Und darum sind Sie gegen das Privatfernsehen, ja?)

    — Herr Duve,

    (Duve [SPD]: Vorsicht, Vorsicht!)

    Sie können sich mit solchen Zwischenbemerkungen schon ein bißchen an die empfindlichen Journalisten anschmeißen; ich bin aber ein Mann, der sich Kritik gefallen läßt, der sich aber auch die Freiheit nimmt, Journalisten, die unsaubere, schlecht recherchierte Arbeit leisten, dafür ebenfalls zu kritisieren.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dem, der sich diese Freiheit selber versagt, wird sie bald sehr arg eingeengt werden;

    (Duve [SPD]: Unsinn!)

    dann werden nämlich nur noch Menschen über uns berichten und über uns urteilen, die keine Rücksicht darauf nehmen, welche Kräfte zu 90 % gewählt wurden, sondern sie werden dann vielleicht mit Hilfe von Monopolstellungen einige der Ideale zu verwirklichen trachten, wie sie Herr Stratmann vorhin verkündet hat, und dann wären wir an dem Punkt, daß wir sagen können: Alle Gewalt

    (Duve [SPD]: Geht von der „Bild"-Zeitung aus!)

    geht von 5,6 % Grünen aus. Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Duve [SPD]: Eine sehr kleine Rede war das!)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Conradi.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Conradi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will — weil das eine Debatte sein soll — versuchen, auf einiges von dem einzugehen, was Herr Kollege Stratmann gesagt hat. Ich verstehe gut, daß eine neue Fraktion, eine neue Partei versucht — auch in einer solchen Debatte —, uns anderen erst einmal einen überzubraten und ihre Kritik an dem loszuwerden, was wir politisch gemacht haben, auch daran wie wir das Parlament bisher verstanden haben.
    6224 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984
    Conradi
    Hätten wir in den vergangenen Jahren alles richtig gemacht, wären Sie gar nicht hier.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei den GRÜNEN)

    Insofern hören wir sorgfältig zu und nehmen Ihre Kritik ernst. Ich hoffe auch, daß wir die Frage, ob es plebiszitäre Elemente, Elemente direkter Mitwirkung in der Politik geben kann, in dieser Ad-hocKommission diskutieren, um auch damit das Parlament zu stärken.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sehen — ich jedenfalls — mit großer Sympathie Ihre Bemühungen, sich hier zurechtzufinden. Ich finde es bemerkenswert — das muß ich einmal den Kollegen, die darauf mit viel Häme eingehen, sagen —, wie eine kleine Fraktion, die ganz neu anfängt und bei der nicht schon 80 % da sind, wenn man neu dazukommt, hier versucht, mit dem Instrument Parlament klarzukommen. Daß da nach unserer Meinung manches ziemlich schief herauskommt — na gut! Sie lernen j a allmählich — das zeigt sich j a auch an Ihrer abnehmenden Präsenz im Plenum —, wo die Arbeit im Parlament getan wird. Sie werden auch noch lernen, daß man mit Basisdemokratie allein so schwierige Themen wie das Bundesbaugesetz, Immissionsschutz oder Personalausweisgesetz nicht bewältigt, sondern daß es dazu auch eines gehörigen Maßes an Professionalismus bedarf, nämlich solcher Leute, die ihr Geschäft verstehen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP) Wir wollen also Ihre Kritik hier ernst nehmen.

    Jetzt will ich etwas zum Verständnis des Plenums sagen. Sie — die Grünen — sind ja auch mit der Kritik hergekommen: Die Kerle kassieren nur und sind nie da. — Diese Kritik am Plenum signalisiert ein Mißverständnis von Parlamentarismus. Offenbar glauben auch viele Journalisten — wahrscheinlich haben sie das bei ihren Gemeinschaftskundelehrern gelernt —, daß die Sache hier im Plenum so abläuft: Wir reden miteinander, und wer besonders gut redet, überzeugt die anderen, und dann stimmen die so ab; hier würde also in Rede und Gegenrede entschieden.
    Die Wahrheit ist ganz anders: Wir reden hier am Schluß eines Verfahrens, in dessen Verlauf wir über Monate, manchmal über Jahre in den Fraktionen, in Arbeitsgruppen und in den Ausschüssen ein Gesetz beraten haben. Oft nimmt im Ausschuß die Mehrheit einen Gedanken der Minderheit auf und die Minderheit sagt j a dort auch nicht immer nur nein. Wenn wir dann lange darüber beraten und schließlich entschieden haben, kommen wir ins Plenum und tragen hier vor, warum die einen so und die anderen so abstimmen. Das heißt: Hier legen wir der Öffentlichkeit noch einmal unsere Argumente vor. Ich finde es immer lustig, wenn ein Journalist schreibt, hier würden Fensterreden gehalten. Dies ist genau die Funktion des Plenums! Der Plenarsaal ist das Fenster des Parlaments zur Öffentlichkeit.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Und es ist dann auch nicht notwendig, daß sich ständig alle am Fenster drängeln. Das heißt: Es muß hier gar nicht dauernd voll sein; die Qualität einer Debatte ist nicht abhängig von der Präsenz. Ich habe hier schon sehr gute Debatten mit kaum 10 % der Abgeordneten erlebt.

    (Dr. Lammert [CDU/CSU]: Und umgekehrt!)

    Ich stelle mir aber oft die Frage, ob wir das Plenum nicht mit der Überfrachtung von Themen, die eigentlich hier nicht hergehören, kaputtmachen. Natürlich sind wir in der Gesetzgebung sehr gut. Zum einen kommen viele von uns aus dem öffentlichen Dienst, und auch die vielen Juristen tragen dazu bei. Das, was man gut kann, macht man gern. Deshalb sind wir ein gutes, Gesetzgebungsparlament. Wie aber steht es mit unserem Beitrag zur politischen Meinungsbildung in diesem Land, mit unserem Beitrag zur politischen Kultur? Da möchte ich einen Vorschlag aufgreifen, den die Enquete-Kommission vor einigen Jahren zur Entlastung des Parlaments gemacht hat. Ich habe mir — jetzt muß ich doch einmal auf meinen Zettel gucken — entschuldigen Sie bitte; mit Genehmigung des Präsidenten will ich das ablesen

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die kriegen Sie nicht!)

    — ich weiß — herausgeschrieben, was wir am 7. und 8. Juni hier verhandelt haben: Europapolitik, Asylverfahren, Bundeszentralregister, Richtergesetz, Handwerksförderung in der Dritten Welt, Lage in Afghanistan, S-Bahn im Ruhrgebiet, deutsch-polnische Beziehungen, NATO, Milcherzeugung, Emissionsschutz, Waschmittel, Altöl, Abwasser, Dioxin und Änderung des Grundgesetzes — dies alles in zwei Tagen. Mit solchen Tagesordnungen schlagen wir das Plenum, uns selbst und unsere Zuhörer ka- putt.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Der Vorschlag, den ich hier aufgreifen möchte, geht dahin, am Ende einer Gesetzesberatung mit dem federführenden Ausschuß und den beratenden Ausschüssen eine öffentliche Ausschußsitzung zu machen, in der wir das Gesetz in die Form bringen, in der es dann im Plenum verabschiedet wird. Dort in der öffentlichen Ausschußsitzung soll dann die Fachdebatte geführt werden. Es sind doch diese Fachdebatten, die uns hinaustreiben, weil hier noch einmal Ausschußreden gehalten werden. Eine öffentliche gemeinsame Sitzung der beteiligten Ausschüsse könnte das Plenum entlasten. Dort würden wir dann auch ein bißchen mehr aufeinander eingehen. Ich finde es schäbig, wie die federführenden Ausschüsse oft mit den Voten der mitberatenden Ausschüsse umgehen.

    (Beifall bei der SPD)




    Conradi
    Das wird so weggewischt: Die haben doch keine Ahnung; wir sind die Federführenden, wir machen das. Eine gemeinsame Sitzung der beteiligten Ausschüsse würde die unterschiedlichen fachlichen Argumente zur Geltung bringen und aus dem Plenum vieles herausnehmen, was nicht hierhergehört.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn wir dann im Plenum mehr politische Debatten führen, wenn das Volk sieht, daß es hier vertreten wird, daß nicht nur wir die öffentliche Debatte beeinflussen, sondern uns auch von dieser Öffentlichkeit beeinflussen lassen, wenn wir hier auch einmal ohne Große Anfrage und ohne Antrag und Abstimmung miteinander reden — wie es weitergeht mit dem Energieverbrauch, ob wir wegen des Kabelfernsehens Angst haben oder was die Gentechnologie möglicherweise bedeutet, wenn wir hier so miteinander reden, daß sich die Vertretenen mit ihren Problemen hier wiederfinden, dann werden sie uns auch besser zuhören.
    Deswegen möchte ich Sie bitten, diese Überlegungen, am Schluß der Ausschußarbeit eine gemeinsame öffentliche Ausschußsitzung zu machen und damit mehr Raum für die politische Debatte im Plenum zu schaffen, mit uns in den weiteren Debatten zu prüfen.

    (Schulte [Unna] [SPD]: Das ist aber auch eine Frage des Transports dessen, was hier gesprochen wird nach draußen!)

    — Das ist sicher auch eine Frage des Transports dessen, was hier gesagt wird nach draußen. Aber ich sehe uns in einer Wechselbeziehung. Vieles von dem, was von draußen kommt, soll j a auch hier wieder ausgesprochen werden. Ich will, daß meine Wähler, wenn ich hier einmal rede, das Gefühl haben: Der spricht etwas aus, was wir ihm gesagt haben. Und umgekehrt will ich die Debatte meiner Wähler beeinflussen.
    Ich komme zum Schluß. Wir haben einen Entschließungsantrag vorgelegt. Ich möchte ihn nicht als weiße Salbe oder als an den Ältestenrat überwiesen verstehen. Viele von uns sind unglücklich und unzufrieden über die Arbeitsweise des Parlaments, nicht nur über die Arbeitsweise des Plenums. Wir sollten das ändern, und wir wollen das ändern. Wir werden dahinterher sein. Wir werden, wenn die Ad-hoc-Kommission zustande gekommen ist, Sie unterstützen, Herr Präsident, damit sich dieses Parlament in einer Gesellschaft, die sich wandelt, auch selbst reformiert und seine Aufgaben besser wahrnehmen kann, als es das heute tut.

    (Beifall bei allen Fraktionen)