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ID1008511600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/85 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 85. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 6147A Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung des Staates Kuwait und einer Delegation 6158 D Begrüßung einer Delegation des Althing der Republik Island 6225 B Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Beschluß des deutschen Bundestages vom 9. Februar 1984, ab 1. Januar 1986 nur noch abgasentgiftete Kraftfahrzeuge neu zuzulassen Dr. Vogel SPD 6147 B Schmidbauer CDU/CSU 6148 B Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 6149 C Hoffie FDP 6150 D Schäfer (Offenburg) SPD 6151C Hanz (Dahlen) CDU/CSU 6152 C Baum FDP 6153B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 6154A Dr. Hauff SPD 6155A Dr. Lippold CDU/CSU 6156A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 6157 A Duve SPD 6158 D Fellner CDU/CSU 6159 D Lennartz SPD 6160 D Jung (Lörrach) CDU/CSU 6161C Erste Beratung des von den Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Tietjen, Bernrath, Duve, Frau Dr. Hartenstein, Jansen, Kiehm, Dr. Nöbel, Dr. Penner, Reuter, Schröer (Mülheim), Wartenberg (Berlin), Dr. Wernitz, Paterna, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1115 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1316 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN zum Gesetz über Personalausweise — Drucksache 10/1016 — Schäfer (Offenburg) SPD 6162 C Dr. Miltner CDU/CSU 6166 B Dr. Hirsch FDP 6169 D Fischer (Frankfurt) GRÜNE 6171 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 6175 D Wartenberg (Berlin) SPD 6179A Clemens CDU/CSU 6180 C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes — Drucksache 10/1180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Fünfter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 9/2386, 10/1719 — in Verbindung mit Beratung des Sechsten Tätigkeitsberichts des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksache 10/877 — Dr. Wernitz SPD 6182 D Dr. Laufs CDU/CSU 6186 B Dr. Hirsch FDP 6189 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 6191 D Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 6193 D Fellner CDU/CSU 6197 D Baum FDP 6198 A Dr. Blank CDU/CSU 6200 B Stellung und Arbeit des Deutschen Bundestages Dr. Barzel CDU/CSU 6202 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6204 C Waltemathe SPD 6206 C Dr. Langner CDU/CSU 6208 B Frau Nickels GRÜNE 6210A Frau Geiger CDU/CSU 6211 B Dr. Vogel SPD 6213 A Dr. Lammert CDU/CSU 6215A Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 6216D Kleinert (Hannover) FDP 6218 D Stratmann GRÜNE 6220 B Klein (München) CDU/CSU 6222 C Conradi SPD 6223 D Ertl FDP 6225 C Dr. Daniels CDU/CSU 6227 A Kuhlwein SPD 6228 B Werner CDU/CSU 6230 A Frau Dr. Hartenstein SPD 6231 D Dr. Czaja CDU/CSU 6233 D Dr. Schöfberger SPD 6235 C Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6236 D Bamberg SPD 6238 C Dr. Blank CDU/CSU 6239 D Burgmann GRÜNE 6240 D Mischnick FDP 6242 D Buschbom CDU/CSU 6244 B Sielaff SPD 6246 A Schwarz CDU/CSU 6247 C Reimann SPD 6248 B Dr. Feldmann FDP 6249 D Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 6250 D Eylmann CDU/CSU 6251 D Bindig SPD 6252 D Reddemann CDU/CSU 6253 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6254 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 6255 B Stiegler SPD 6256A Lowack CDU/CSU 6256 D Schreiner SPD 6257 D Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 6258 C Toetemeyer SPD 6259 C Dr. Müller CDU/CSU 6259 D Dr. Hornhues CDU/CSU 6260 D Schulte (Unna) SPD 6261 B Gansel SPD 6262 B Vizepräsident Stücklen 6222 C Nächste Sitzung 6263 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6265* Anlage 2 Einstellung von Ingenieuren bei der Bundespost vor und ab 1984; Verzicht auf die Absenkung des Eingangsamtes MdlAnfr 5, 6 14.09.84 Drs 10/1979 Broll CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rawe BMP 6265* B Anlage 3 Stärkung des Zonenrandgebietes durch Verlagerung von Behörden MdlAnfr 7 14.09.84 Drs 10/1979 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 6265* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 6147 85. Sitzung Bonn, den 20. September 1984 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 21. 9. Buckpesch 21. 9. Büchner (Speyer) 21. 9. Dr. Göhner 20. 9. Haase (Fürth)** 20. 9. Dr. Häfele 21. 9. Jaunich 21. 9. Keller 21. 9. Dr. Kreile 21. 9. Frau Renger 21. 9. Reuschenbach 21. 9. Schmidt (Hamburg) 21. 9. von Schmude 21. 9. Frau Schoppe 21. 9. Frau Simonis 21. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 21. 9. Dr. Stoltenberg 21. 9. Tietjen 21. 9. Dr. Voigt (Northeim) 21. 9. Weiskirch (Olpe) 21. 9. Frau Dr. Wex 20. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Broll (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Fragen 5 und 6): Wie entwickelt sich die Zahl der Einstellungen von Ingenieuren bei der Deutschen Bundespost im Jahre 1984 im Vergleich zu den vergangenen Jahren? Sieht die Bundesregierung eine Notwendigkeit, von der im Haushaltbegleitgesetz 1984 vorgesehenen Ermächtigung Gebrauch zu machen und auf die Absenkung des Eingangsamtes zu verzichten? Zu Frage 5: Im Jahre 1984 konnten bei der Deutschen Bundespost bisher 374 Diplomingenieure der Fachhochschulen als Nachwuchskräfte für die Laufbahnen des gehobenen fernmeldetechnischen, posttechnischen und hochbautechnischen Dienstes eingestellt werden. Mit weiteren 200 Einstellungen wird 1984 gerechnet, so daß sich die Gesamtzahl der Einstellungen des Jahres 1984 auf rund 580 Nachwuchskräfte belaufen wird. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 929 Einstellungen, 1981: 1 033 Einstellungen, 1982: 1 043 Einstellungen und 1983: 904 Einstellungen. In die entsprechenden Laufbahnen des höheren technischen Dienstes der Deutschen Bundespost wurden im Jahre 1984 bisher 45 Diplomingenieure der Technischen Hochschulen und Universitäten eingestellt. Im Jahr 1984 wird mit weiteren 10 bis 15 Einstellungen gerechnet. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 56 Einstellungen, 1981: 88 Einstellungen, 1982: 66 Einstellungen und 1983: 63 Einstellungen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung prüft zur Zeit, ob besoldungsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Frage des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Frage 7): Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, das Zonenrandgebiet durch Verlagerung von wenig publikumsintensiven Behörden dorthin zu stärken, und wenn ja, was käme dafür in Frage? Die Verwaltungsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland ist auf eine ausreichende und bürgernahe Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Dienstleistungen ausgerichtet. Der förderative Aufbau der Bundesrepublik Deutschland hat dazu geführt, daß sich die Behörden nicht in einzelnen Gebieten konzentrieren. Für eine umfassende Verlagerung von Behörden besteht daher keine Veranlassung. Die Bundesregierung wird jedoch bei etwaigen Standortveränderungen darum bemüht bleiben, Bundesbehörden bzw. -einrichtungen in strukturschwache Gebiete, insbesondere in das Zonenrandgebiet zu legen, soweit keine aufgabenbezogenen Gesichtspunkte entgegenstehen. Bei Neugründungen von Bundesbehörden bzw. -einrichtungen ist Standorten im Zonenrandgebiet aufgrund des Raumordnungsgesetzes und des Zonenrandförderungsgesetzes Vorrang einzuräumen. Wie eine Umfrage bei den Bundesressorts gezeigt hat, werden neue Behörden nur noch in Ausnahmefällen errichtet. Deshalb kommt es derzeit besonders darauf an, Behörden und sonstige öffentliche Einrichtungen und damit Arbeitsplätze im Zonenrandgebiet zu erhalten. Falls ein Behördenabzug aus gewichtigeren betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten für unumgänglich erachtet wird, sind nach Möglichkeit durch flankierende Maßnahmen negative Folgen für den Arbeitsmarkt zu vermeiden. Der für die Raumordnung zuständige Bundesminister wirkt im Rahmen der Abstimmung von Standortentscheidungen für Bundesbehörden bzw. -einrichtungen nach § 4 Abs. 1 des Raumordnungsgesetzes auf diese Zielsetzungen hin.
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    Rede von Michaela Geiger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, wir begrüßen es alle sehr, daß das Parlament heute über sich spricht. Es ist da nicht sehr schön von Kollegen, wenn sie sich auf Kosten der Kollegen zu profilieren suchen. Das ist sogar ein bißchen billig.
    Wir wollen über unsere Arbeitsweise reden und nicht versuchen, die anderen schlechtzumachen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD — Horacek [GRÜNE]: Keine falsche Harmonie!)

    In meiner Schule gab es für so etwas — ich weiß nicht, in welche Schule Sie gegangen sind — Klassenkeile.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Na, na!)

    Ich weiß aber nicht, wie man das im Parlament machen sollte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ich habe mir aber heute ein anderes Thema gesucht, ein, wenn Sie wollen, vielleicht mehr äußerliches. Ich bin seit 1980 im Bundestag und seither auch immer Schriftführerin gewesen. Ich habe sehr oft und viele Stunden da oben gesessen, was unter Umständen sehr allgemeinbildend ist. Da macht man sich seine Gedanken.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wann rotieren Sie denn?)

    Das erste, was einem in diesem Saale äußerlich nachteilig auffällt, ist die Architektur in diesem Hohen Hause.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Wie hoch ist denn das Haus?)

    Der Herr Präsident hat das auch angesprochen. Auch jetzt kann ich Ihnen sagen, daß ich die Zwischenrufe bis zu Ihnen, Herr Fischer, noch verstehe. Alles, was von weiter hinten kommt, merke, höre, sehe ich nicht mehr. Wir alle haben ja die Erfahrung gemacht, daß man in jedem Dorfgasthaus besser Kontakt zu seinen Zuhörern bekommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Dieser Plenarsaal ist im Grunde ein ganz gigantischer Vortragssaal, aber nicht für Rede und Gegenrede geeignet. Ich erinnere an andere Parlamente: Da sitzt die Regierung den Abgeordneten auf gleicher Ebene gegenüber, Auge in Auge. Da sitzt die Opposition gegenüber, da kann man auch vom Platze aus sprechen. Das ist hier vollkommen unmöglich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Deshalb begrüße ich es auch sehr, daß wir in das sogenannte Wasserwerk umziehen werden. Das wird ja sehr viel kleiner und intimer sein. Ich finde es sogar gut, wenn dort nicht alle Abgeordneten einen Sitzplatz bekommen.
    Ich habe ein Beispiel: Im englischen Abgeordnetenhaus gibt es 635 Abgeordnete, aber nur Sitzgelegenheiten für 437 Menschen. Was hat das für einen Vorteil?

    (Reents [GRÜNE]: Daß einige auf dem Schoß sitzen müssen!)




    Frau Geiger
    Wenn was los ist, rennt alles, es drängt sich, es wird spannend darin, es gibt Dramatik. Was ist bei uns? Selbst wenn die Hälfte da ist, ist es immer noch kalt und gähnend leer. Da bin ich wirklich froh — und ich danke dafür, daß das möglich wird —, daß wir einen neuen Parlamentssaal kriegen.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Allein der Saal wird es aber nicht machen!)

    Ich möchte noch eine andere Geschichte ansprechen, die ein heißes Eisen ist. Ich meine das Fernsehen hier im Plenarsaal. Es geht mir immer wieder durch den Kopf, ob es so richtig ist, daß wir hier im Plenarsaal in jeder Sekunde bis in den letzten Winkel vom Fernsehen gewissermaßen überwacht werden. Es hat einerseits den guten Effekt, daß die Öffentlichkeit weiß, was wir hier tun, daß wir unsere Ideen an den Mann bringen. Stellen Sie sich andererseits aber einmal die Szene vor: Hier spricht einer vielleicht über Arbeitslose, über irgend etwas Trauriges. Dann kommt gerade ein Kollege herein und erzählt Ihnen etwas Lustiges, und Sie fangen an zu grinsen. Dort spricht der Redner, und der Zuschauer zu Hause hat Ihren grinsenden Kopf im Wohnzimmer. Er denkt sich, das sind schöne Abgeordnete. Das sind die kleinen Nachteile, die wir hier schlucken müssen.
    Im englischen Parlament gibt es das nicht. Die haben immer wieder — ganz mit Bewußtsein — die Übertragungen abgelehnt. Ich danke jetzt dem Wissenschaftlichen Dienst, der mir die Gründe beschafft hat, warum das immer wieder mit wechselnden Mehrheiten abgelehnt worden ist. Ich will Ihnen hier nur einmal die wichtigsten sagen:
    Der erste Grund ist, daß man befürchtet, daß sich exhibitionistisch veranlagte Abgeordnete in ihren Reden und Zwischenrufen vor dem Fernsehpublikum produzieren wollen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP — Zurufe von den GRÜNEN)

    — Ich glaube, wir haben gerade von Ihrer Bank, Herr Fischer, unsere schlechten Erfahrungen damit.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Ein zweiter Grund ist, daß man befürchtet, daß bestimmte parlamentarische Vorhaben durch die breite öffentliche Anteilnahme einen ungerechtfertigten Vorteil erlangen würden und das Parlament durch die Öffentlichkeit unter Druck gesetzt werde. Auch da haben wir alle — in allen Lagern, glaube ich — unsere Erfahrung.
    Man befürchtet ferner, daß die Fernsehgesellschaften ihre Aufgabe für triviale oder das Parlament herabsetzende Berichte mißbrauchen könnten.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Man befürchtet des weiteren, daß die Öffentlichkeit
    auf die geringe Präsenz der Abgeordneten aufmerksam werden würde, ohne daß gleichzeitig das Verständnis für die vielfältigen Aufgaben des Abgeordneten wüchse.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Ich habe in der letzten Woche relativ viele Übertragungen gesehen, und es gibt anscheinend für jeden Kameramann einen Schwenk, den er sich nie versagen kann. Sie wissen alle, welcher das ist: das ist der Schwenk über die leeren Bänke. Das ist verständlich. Man kann das ruhig bringen; es sitzt ja auch keiner da. Heute sitzt einer da, der Dr. Soell. Aber es wäre ehrlicher, wenn man dann auch einmal einen Schwenk über unsere übervollen Schreibtische nach der Sommerpause bringen würde, wie wir dasitzen und arbeiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

    Noch ein Grund: Man befürchtet, daß Regierungsmitglieder versuchen würden, während der besten Fernsehzeiten zu reden.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Dadurch würden die Rechte der einzelnen Abgeordneten — im Englischen heißt es übrigens nicht Hinterbänkler, sondern sehr viel charmanter private members — beeinträchtigt. Da kommt einem doch manches bekannt vor.
    Aber es ist mir ganz klar: wir können das Rad nicht mehr zurückdrehen, wir können und wir wollen das Fernsehen gar nicht aus diesem Raum vertreiben. Aber wir sollten uns doch noch einmal überlegen und darüber nachdenken, wann Übertragungen wirklich sinnvoll sind und wann sie anfangen, unsere Freiheit zu beeinträchtigen und unsere Gleichheit abzuschaffen.
    Aber jetzt komme ich zum Schluß. Ich bin noch einmal fündig geworden. Ich habe noch ein schönes Zitat darüber gefunden, daß dieses Thema, das wir heute behandeln, j a überhaupt kein neues Thema ist. Das gibt es schon sehr lange. Bereits 1964 hat Dolf Sternberger, Professor für politische Wissenschaften, in der „FAZ" einen Kommentar geschrieben, von dem, so glaube ich, auch heute noch jedes Wort gilt. Da heißt es:
    Der Bundestag
    — damals war es der vierte —
    versucht sich augenscheinlich vor allem und fast ausschließlich als gesetzgebende Körperschaft, als „Legislative". Seine ganze Organisation ist darauf ausgerichtet. Natürlich ist er das Hauptorgan der Gesetzgebung, aber er sollte noch mehr und anders sein oder werden. Er könnte Schauplatz sein, an dem die großen Fragen des Landes in Spruch und Widerspruch diskutiert werden. Er könnte die Institution sein, welche die öffentliche Diskussion führt und nicht hinter ihr herliefe. Einstmals gab es in unserem Land das böse Wort von der „Schwatzbude". Der deutsche Parlamentarismus scheint es sich sehr zu Herzen genommen zu haben, so



    Frau Geiger
    sehr, daß man sich nun ganz in die Arbeit und in die Papiere vergräbt. Aber ein Parlament der Gesetzgebungsbeamten würde seinen Sinn ebenso versäumen wie eines der Diplomaten.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Wer dem Bundestag wohl will, wünscht ein Parlament der Parlamentarier.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, schon die erste Runde dieser Diskussion hat gezeigt, wie farbig und lebhaft eine Diskussion werden kann, wenn nicht vorabgestimmte Meinungen vorgetragen werden, sondern Einzelne spontan ihre Ansichten und ihre Auffassungen zu unseren Problemen beitragen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich möchte denen, die vor mir gesprochen haben, dafür ausdrücklich danken.
    Ich will mich auch selbst daran halten, daß wir nicht abgestimmte Meinungen vortragen. Daß ein Fraktionsvorsitzender natürlich auch bei dieser Gelegenheit mit einer gewissen Vorsicht zu Werke geht und eher das in den Vordergrund stellt, was in seiner Fraktion konsensfähig ist, werden Sie verstehen. In diesem Sinne möchte ich fünf Bemerkungen machen.
    Erstens. Wir danken Ihnen, Herr Bundestagspräsident, Herr Kollege Barzel, für Ihre Bemühungen um die Verbesserung des Deutschen Bundestages. Viele Ihrer Vorschläge und vieles von dem, was Sie heute gesagt haben, stößt bei uns auf Sympathie und wird von uns als ein wertvoller Beitrag eingestuft.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir danken genauso der Frau Kollegin Hamm-Brücher und den Kolleginnen und Kollegen, die mit ihr zusammen konkrete Anregungen erarbeitet haben,

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    und wir freuen uns darüber, daß das quer durch alle Fraktionen — ich sage ohne jede Ausgrenzung: quer durch alle Fraktionen — geschehen ist.
    Zweitens. Der Bundestag handelt — daran darf man auch in dieser Debatte erinnern — im unmittelbaren Auftrag des Volkes, von dem alle Staatsgewalt ausgeht. Das steht nur dem Bundestag zu. Dies unterscheidet ihn von allen anderen Organen. Diese besondere Stellung muß er insbesondere gegenüber der Bundesregierung, aber auch gegenüber dem Bundesrat immer wieder zur Geltung bringen. Insbesondere müssen wir — und ich glaube, dies ist ein Kernpunkt der heutigen Debatte — immer wieder dem Eindruck entgegenwirken, wir seien im
    Grunde nur eine Art kollektiver Notar, der in ritualisierten Verfahren Entscheidungen beglaubigt, die schon längst vorher getroffen worden sind.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dies ist eine Folgerung aus dem Auftrag, den wir haben.
    Dazu gehört — ich stimme dem Kollegen Langner ausdrücklich zu —, daß, wann immer möglich, die Bundesregierung — ich sage dies nicht einseitig gegenüber der gegenwärtigen Bundesregierung, sondern auch selbstkritisch für unsere Zeit der Regierungsverantwortung — über aktuelle Ereignisse zuerst im Bundestag und auf diesem Wege die Öffentlichkeit unterrichtet. Die Praxis des englischen Unterhauses ist gerade in diesem Punkt vorbildlich.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Der umgekehrte Weg, die Unterrichtung der Abgeordneten über die Medien, wird der Stellung des Bundestages in unserer Verfassungsordnung nicht gerecht.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Drittens. Die zentrale Funktion des Bundestages kann aber nur dann optimal ausgeübt werden, wenn der einzelne Abgeordnete, jeder einzelne, seinen Beitrag zur Wahrnehmung dieser Funktion zu leisten vermag. Gerade auch zu diesem Zweck stehen ihm eigene Rechte zu, nicht um seiner Person willen, sondern um der gemeinsamen Aufgabe des Bundestages willen. Die Rechte des einzelnen Abgeordneten — und dies sage ich selbstkritisch auch hinsichtlich der Funktion, die ich wahrzunehmen habe — müssen deshalb im parlamentarischen Alltag stärker als bisher auch gegenüber den für die ordnungsgemäße Abwicklung unserer Arbeit unentbehrlichen Ansprüchen und Abreden der Fraktion zur Geltung kommen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP])

    Es muß hier wirklich eine Abwägung stattfinden; die Frage darf nicht vorentschieden sein. Das sage ich auch selbstkritisch in Richtung derer, die eine Funktion wie die meinige hier in diesem Hause innehaben und mit mir teilen.
    Außerdem bedarf der einzelne Abgeordnete einer personellen und sachlichen Ausstattung, die ihm gegenüber den Apparaten der Bundesregierung und der Fraktionen eine Chance läßt und ihm auch den ständigen Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern in den großen Wahlkreisen erlaubt.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Für meine Fraktion — da sind wir uns weitgehend einig — kommt deshalb der Verbesserung der Mitarbeiterpauschale, Herr Präsident, besondere Dringlichkeit zu. Dabei sollte jedem Abgeordneten nicht nur die Verbesserung der Bezüge der vorhan-



    Dr. Vogel
    denen, sondern zunächst die Beschäftigung einer weiteren Halbtagskraft ermöglicht werden.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Sonst ist das Verhältnis zwischen den gewaltigen Apparaten der jeweiligen Regierung, den kleineren Apparaten der Fraktion und dem einzelnen Abgeordneten völlig unausgewogen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Viertens. Das Ansehen des Parlaments, meine Damen und Herren — und um das geht es ja heute auch —, hängt auch von der Art des Umgangs ab, den wir miteinander pflegen.

    (Dr. Lammert [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)

    Es stünde uns gut an, Ausführungen von Mitgliedern anderer Fraktionen nicht grundsätzlich mit Ablehnung oder dem Ausdruck unerschütterlicher Selbstgerechtigkeit entgegenzunehmen; das sage ich in alle Richtungen.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Gewiß, meine Damen und Herren, es gibt immer wieder ärgerliche und auch provozierende Beiträge. Aber die Art und Weise, in der wir nicht selten auf unbequeme Kritik oder ungewohnte Argumente reagieren, ist nicht weniger ärgerlich und nicht weniger provozierend als diese Beiträge.

    (Beifall bei der SPD)

    Es wäre gut, wenn wir dem künftig noch stärker Rechnung tragen und beispielsweise quer durch die Fraktionen — nicht nur heute, sondern auch sonst — Darlegungen von Sprechern anderer Fraktionen, wenn wir sie gut finden, ebenso unbefangen Beifall spenden würden wie Rednern der eigenen Fraktion und aus dem eigenen Lager.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Fünftens. Alle Bemühungen um einen besseren Arbeitsstil und bessere Arbeitsmöglichkeiten werden nur im Zusammenhang mit dem Gegenstand und dem Inhalt unserer Debatten und Entscheidungen und nicht losgelöst von ihnen zu einer stärkeren Wirksamkeit unserer Arbeit und zu einem höheren Ansehen des Parlaments führen. Deshalb die Frage an uns alle — jeden eingeschlossen —: Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, setzen wir unsere Kräfte eigentlich richtig ein? Wenden wir sie hier in diesem Parlament dem Wesentlichen zu? Ist der Bundestag wirklich der Ort, an dem die großen Herausforderungen unserer Zeit analysiert, die Entwürfe zu ihrer Lösung gegeneinandergestellt, der immerwährende Konflikt zwischen Beharren und Verändern, der Kampf um Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit und die Bändigung der Macht durch das Recht tatsächlich ausgetragen werden? Können sich alle wichtigen Strömungen und alle wichtigen Meinungen in unserer Auseinandersetzung hier wirklich wiedererkennen?
    Mir scheint, das alles blitzt in unseren Debatten nur gelegentlich auf. Das wird so oft von dem mühevollen Ringen um Absätze, Sätze und Halbsätze von Gesetzentwürfen und Verordnungen überlagert und überwuchert, die in Wahrheit doch viel mehr den Willen der jeweiligen Exekutive, den jeweiligen Willen der Regierung ausdrücken und für die wir nach außen viel mehr Verantwortung übernehmen, als es den realen Verhältnissen tatsächlich entspricht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Und auch das geht in alle Richtungen von parteipolitischen Pflichtübungen: Die sozialen Bewegungen, die sich in unserem Volk in den letzten Jahren entwickelt haben, hängen auch mit diesem Defizit, mit dieser Fehlleitung unseres parlamentarischen Potentials zusammen. Jede Reform muß auch diesen inhaltlichen Gesichtspunkt im Auge behalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Lassen Sie mich zum Schluß noch eine persönliche Bemerkung hinzufügen. Es ist gut, verehrte Kolleginnen und Kollegen, wenn wir an uns und andere hohe Anforderungen stellen. Wir sollten uns aber vor Übertreibungen und Widersprüchen hüten.
    Widersprüchlich ist es, von unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern Interesse für unsere Plenarsitzungen zu fordern, wenn wir selber dieses Interesse mitunter nur in kümmerlichem Maße aufbringen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Widersprüchlich ist es auch, das Gewicht und die Bedeutung des Parlaments bei solchen Gelegenheiten zu reklamieren, wenn wir selbst oft genug andere Tätigkeiten als die Anwesenheit und die Mitarbeit in Fraktionen, Arbeitskreisen, Ausschüssen und Kommissionen für wichtiger halten.
    Wir sollten aber auch niemand weismachen, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir seien Übermenschen. Ich persönlich halte die Vorstellung, man könne in diesem Saal Verhandlungen 13 oder 14 Stunden mit gleichbleibender Aufmerksamkeit verfolgen, für gänzlich irreal. So etwas sollten wir auch niemandem weismachen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Für ebenso irreal halte ich es, daß alle Mitglieder des Hauses jeweils einigermaßen genau wissen können, worüber eigentlich im einzelnen zu entscheiden ist. Auch das sollten wir deutlich sagen.
    Schließlich ist — auch das sei immer mit Selbstkritik gesagt — auch die Vorstellung irreal, die eigene Seite habe immer recht und die anderen immer unrecht. Deshalb sollten wir öfter als bisher den Mut finden, uns auch als Parlament und Abgeordnete und auch als Fraktionen zu unseren Unzulänglichkeiten, zu unseren Irrtümern und Fehlern zu bekennen. Das wäre ein wesentlicher Beitrag zur politischen Kultur.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)




    Dr. Vogel
    Einer der ganz großen Parlamentarier, Adolf Arndt, hat das so ausgedrückt:
    Die Wahrheit seiner Antwort kann kein Politiker verbürgen, wohl aber die Wahrhaftigkeit des Fragens und des immer neuen Bemühens.
    Wir sollten uns gerade bei dieser Gelegenheit an diesen Satz erinnern.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)