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ID1008502300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/85 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 85. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 6147A Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung des Staates Kuwait und einer Delegation 6158 D Begrüßung einer Delegation des Althing der Republik Island 6225 B Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Beschluß des deutschen Bundestages vom 9. Februar 1984, ab 1. Januar 1986 nur noch abgasentgiftete Kraftfahrzeuge neu zuzulassen Dr. Vogel SPD 6147 B Schmidbauer CDU/CSU 6148 B Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 6149 C Hoffie FDP 6150 D Schäfer (Offenburg) SPD 6151C Hanz (Dahlen) CDU/CSU 6152 C Baum FDP 6153B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 6154A Dr. Hauff SPD 6155A Dr. Lippold CDU/CSU 6156A Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 6157 A Duve SPD 6158 D Fellner CDU/CSU 6159 D Lennartz SPD 6160 D Jung (Lörrach) CDU/CSU 6161C Erste Beratung des von den Abgeordneten Schäfer (Offenburg), Tietjen, Bernrath, Duve, Frau Dr. Hartenstein, Jansen, Kiehm, Dr. Nöbel, Dr. Penner, Reuter, Schröer (Mülheim), Wartenberg (Berlin), Dr. Wernitz, Paterna, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1115 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Personalausweise — Drucksache 10/1316 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN zum Gesetz über Personalausweise — Drucksache 10/1016 — Schäfer (Offenburg) SPD 6162 C Dr. Miltner CDU/CSU 6166 B Dr. Hirsch FDP 6169 D Fischer (Frankfurt) GRÜNE 6171 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 6175 D Wartenberg (Berlin) SPD 6179A Clemens CDU/CSU 6180 C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes — Drucksache 10/1180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Fünfter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 9/2386, 10/1719 — in Verbindung mit Beratung des Sechsten Tätigkeitsberichts des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksache 10/877 — Dr. Wernitz SPD 6182 D Dr. Laufs CDU/CSU 6186 B Dr. Hirsch FDP 6189 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 6191 D Dr. Schnoor, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 6193 D Fellner CDU/CSU 6197 D Baum FDP 6198 A Dr. Blank CDU/CSU 6200 B Stellung und Arbeit des Deutschen Bundestages Dr. Barzel CDU/CSU 6202 A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 6204 C Waltemathe SPD 6206 C Dr. Langner CDU/CSU 6208 B Frau Nickels GRÜNE 6210A Frau Geiger CDU/CSU 6211 B Dr. Vogel SPD 6213 A Dr. Lammert CDU/CSU 6215A Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 6216D Kleinert (Hannover) FDP 6218 D Stratmann GRÜNE 6220 B Klein (München) CDU/CSU 6222 C Conradi SPD 6223 D Ertl FDP 6225 C Dr. Daniels CDU/CSU 6227 A Kuhlwein SPD 6228 B Werner CDU/CSU 6230 A Frau Dr. Hartenstein SPD 6231 D Dr. Czaja CDU/CSU 6233 D Dr. Schöfberger SPD 6235 C Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6236 D Bamberg SPD 6238 C Dr. Blank CDU/CSU 6239 D Burgmann GRÜNE 6240 D Mischnick FDP 6242 D Buschbom CDU/CSU 6244 B Sielaff SPD 6246 A Schwarz CDU/CSU 6247 C Reimann SPD 6248 B Dr. Feldmann FDP 6249 D Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE 6250 D Eylmann CDU/CSU 6251 D Bindig SPD 6252 D Reddemann CDU/CSU 6253 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 6254 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 6255 B Stiegler SPD 6256A Lowack CDU/CSU 6256 D Schreiner SPD 6257 D Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 6258 C Toetemeyer SPD 6259 C Dr. Müller CDU/CSU 6259 D Dr. Hornhues CDU/CSU 6260 D Schulte (Unna) SPD 6261 B Gansel SPD 6262 B Vizepräsident Stücklen 6222 C Nächste Sitzung 6263 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6265* Anlage 2 Einstellung von Ingenieuren bei der Bundespost vor und ab 1984; Verzicht auf die Absenkung des Eingangsamtes MdlAnfr 5, 6 14.09.84 Drs 10/1979 Broll CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rawe BMP 6265* B Anlage 3 Stärkung des Zonenrandgebietes durch Verlagerung von Behörden MdlAnfr 7 14.09.84 Drs 10/1979 Hinsken CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMBau . . 6265* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 85. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. September 1984 6147 85. Sitzung Bonn, den 20. September 1984 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 21. 9. Buckpesch 21. 9. Büchner (Speyer) 21. 9. Dr. Göhner 20. 9. Haase (Fürth)** 20. 9. Dr. Häfele 21. 9. Jaunich 21. 9. Keller 21. 9. Dr. Kreile 21. 9. Frau Renger 21. 9. Reuschenbach 21. 9. Schmidt (Hamburg) 21. 9. von Schmude 21. 9. Frau Schoppe 21. 9. Frau Simonis 21. 9. Dr. Stark (Nürtingen) 21. 9. Dr. Stoltenberg 21. 9. Tietjen 21. 9. Dr. Voigt (Northeim) 21. 9. Weiskirch (Olpe) 21. 9. Frau Dr. Wex 20. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Fragen des Abgeordneten Broll (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Fragen 5 und 6): Wie entwickelt sich die Zahl der Einstellungen von Ingenieuren bei der Deutschen Bundespost im Jahre 1984 im Vergleich zu den vergangenen Jahren? Sieht die Bundesregierung eine Notwendigkeit, von der im Haushaltbegleitgesetz 1984 vorgesehenen Ermächtigung Gebrauch zu machen und auf die Absenkung des Eingangsamtes zu verzichten? Zu Frage 5: Im Jahre 1984 konnten bei der Deutschen Bundespost bisher 374 Diplomingenieure der Fachhochschulen als Nachwuchskräfte für die Laufbahnen des gehobenen fernmeldetechnischen, posttechnischen und hochbautechnischen Dienstes eingestellt werden. Mit weiteren 200 Einstellungen wird 1984 gerechnet, so daß sich die Gesamtzahl der Einstellungen des Jahres 1984 auf rund 580 Nachwuchskräfte belaufen wird. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 929 Einstellungen, 1981: 1 033 Einstellungen, 1982: 1 043 Einstellungen und 1983: 904 Einstellungen. In die entsprechenden Laufbahnen des höheren technischen Dienstes der Deutschen Bundespost wurden im Jahre 1984 bisher 45 Diplomingenieure der Technischen Hochschulen und Universitäten eingestellt. Im Jahr 1984 wird mit weiteren 10 bis 15 Einstellungen gerechnet. Die Vergleichszahlen der vergangenen Jahre lauten: 1980: 56 Einstellungen, 1981: 88 Einstellungen, 1982: 66 Einstellungen und 1983: 63 Einstellungen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung prüft zur Zeit, ob besoldungsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Frage des Abgeordneten Hinsken (CDU/CSU) (Drucksache 10/1979 Frage 7): Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, das Zonenrandgebiet durch Verlagerung von wenig publikumsintensiven Behörden dorthin zu stärken, und wenn ja, was käme dafür in Frage? Die Verwaltungsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland ist auf eine ausreichende und bürgernahe Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Dienstleistungen ausgerichtet. Der förderative Aufbau der Bundesrepublik Deutschland hat dazu geführt, daß sich die Behörden nicht in einzelnen Gebieten konzentrieren. Für eine umfassende Verlagerung von Behörden besteht daher keine Veranlassung. Die Bundesregierung wird jedoch bei etwaigen Standortveränderungen darum bemüht bleiben, Bundesbehörden bzw. -einrichtungen in strukturschwache Gebiete, insbesondere in das Zonenrandgebiet zu legen, soweit keine aufgabenbezogenen Gesichtspunkte entgegenstehen. Bei Neugründungen von Bundesbehörden bzw. -einrichtungen ist Standorten im Zonenrandgebiet aufgrund des Raumordnungsgesetzes und des Zonenrandförderungsgesetzes Vorrang einzuräumen. Wie eine Umfrage bei den Bundesressorts gezeigt hat, werden neue Behörden nur noch in Ausnahmefällen errichtet. Deshalb kommt es derzeit besonders darauf an, Behörden und sonstige öffentliche Einrichtungen und damit Arbeitsplätze im Zonenrandgebiet zu erhalten. Falls ein Behördenabzug aus gewichtigeren betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten für unumgänglich erachtet wird, sind nach Möglichkeit durch flankierende Maßnahmen negative Folgen für den Arbeitsmarkt zu vermeiden. Der für die Raumordnung zuständige Bundesminister wirkt im Rahmen der Abstimmung von Standortentscheidungen für Bundesbehörden bzw. -einrichtungen nach § 4 Abs. 1 des Raumordnungsgesetzes auf diese Zielsetzungen hin.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Volker Hauff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin dem Kollegen Baum dankbar dafür, daß er ein bißchen dafür gesorgt hat, daß bei dieser Debatte die Wahrheit nicht ganz unter den Schlitten kommt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Was er gesagt hat, verdient an vielerlei Stellen sicherlich noch der Ergänzung. Wenn er etwas davon erzählt hätte, wer ihm eigentlich mit welchen Argumenten Knüppel zwischen die Beine geworfen hat, dann würden wir nicht bei dem damaligen Kabinett landen, sondern bei der Opposition,

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/CSU)

    die dauernd davon gesprochen hat, daß Umweltschutz auf keinen Fall dazu führen darf. Wie war denn die Rolle des Bundesrates beim Abwasserabgabengesetz? Was war dabei eigentlich Ihre Rolle?

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Herr Zimmermann, der Ernst des Themas, die sterbenden Wälder und die bedrohte Gesundheit der Menschen verlangen von uns, glaube ich, heute morgen in dieser Debatte auch ein selbstkritisches Wort.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Wie war denn das in den 70er Jahren, als Sie noch Minister waren?)

    Alle im Bundestag vertretenen Parteien haben unterschätzt, was mit dem Wald passiert.

    (Beifall bei der SPD)

    Keiner von uns hat Anfang der 80er Jahre begriffen, daß der Wald stirbt. Keine der heute im Bundestag vertretenen Parteien einschließlich der GRÜNEN hat in ihrem Wahlprogramm 1980 den Sachverhalt Waldsterben überhaupt gekannt.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn wir heute morgen über dieses Thema debattieren, dann muß diese selbstkritische Bemerkung an uns alle am Anfang stehen. Das gilt dann wirklich für die CDU wie für die SPD, das gilt für die CSU wie für die GRÜNEN.
    Für Selbstgerechtigkeit gibt es in der Tat keinen Grund — das ist richtig —, bei keiner Partei. Niemand hat Anlaß, deswegen auf den anderen mit dem Finger zu zeigen,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)

    denn das berühmte Wort von Gustav Heinemann stimmt, daß immer drei Finger auf den Betroffenen selbst zurückzeigen. Das gilt auch in diesem Fall.
    Die Luftverschmutzung bedroht unsere Wälder und die Gesundheit der Menschen. Die Lage ist wirklich ernst. Deswegen haben wir zunächst aufmerksam zugehört, als der Bundesinnenminister wörtlich erklärt hat: „Der Stichtag 1. Januar 1986 zur Einführung umweltfreundlicher Autos und des bleifreien Benzins ist unumstößlich." — Unumstößlich!

    (Hört! Hört! bei der SPD — Duve [SPD]: Ein umstößlicher Minister! — Dr. Laufs [CDU/CSU]: Er hat es doch vorgezogen!)

    Wir haben uns dann gefreut, als wir am 9. Februar miteinander Konsequenzen daraus gezogen haben, daß wir dieses Problem unterschätzt haben, und das gemacht haben, was der Kollege Schäfer hier vorgetragen hat. Da helfen doch keine Schriftgelehrtentricks, Herr Kollege Hoffie.

    (Hoffie [FDP]: Aber die Wahrheit ist und bleibt, daß der Bundestag keinen Alleingang beschlossen hat, sondern den europäischen Gleichschritt verlangt!)

    Lesen Sie doch Ihre eigenen Reden noch einmal nach! Von Regelungen, die auf europäischer Ebene vorgelegt werden sollten, ist die Rede. Wenn die deutschen Sprache noch einen Sinn macht, dann war der 1. Januar 1986 vorgesehen.

    (Beifall bei der SPD — Hoffie [FDP]: Der Innenausschuß hat diesen Termin beschlossen, aber ausdrücklich als durchzusetzender Zeitpunkt für ganz Europa! Unterschlagen Sie nicht diesen Vorbehalt!)

    Am Ernst der Lage messen wir auch das, was jetzt beschlossen werden soll. Das Ergebnis einer solchen Prüfung ist enttäuschend; es ist deprimierend. Sie haben offensichtlich nicht die Kraft, wirklich das Notwendige, auch gegen Widerstände aus dem Ausland und der Industrie, durchzusetzen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Geschwätz!)

    Nach Buschhaus ist das der zweite Fall, wo Sie einen nahezu einstimmig gefaßten Beschluß mißachten. Eine solche Mißachtung ist in der Geschichte dieses Parlaments beispiellos.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir wollen klare Antworten auf drei ganz einfache Fragen, auf die ich heute morgen noch keine Antwort bekommen habe.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na so was!)

    Welche Gründe — präzise und klar formuliert — hindern Sie denn daran, am 1. Januar 1986 festzuhalten? Was sind die Gründe? Legen Sie sie hier dar, dann reden wir darüber.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Zuhören!)

    Zweitens. Wenn Sie meinen, daß es gute Gründe gibt: Warum haben dann Sie, Herr Zimmermann —



    Dr. Hauff
    Sie, Herr Bangemann, waren noch nicht da —, Sie, Herr Dollinger, eigentlich am 9. Februar dieses Jahres dem Beschluß des Bundestages zugestimmt?

    (Zustimmung bei der SPD)

    Warum hat kein einziges Mitglied dieser Regierung das Wort ergriffen und auf Schwierigkeiten hingewiesen? Waren Sie denn damals ahnungslos, oder haben Sie aus Opportunismus geschwiegen? Das ist die Frage.

    (Beifall bei der SPD)

    Drittens. Wie ist es eigentlich mit 1989? Wackelt denn auch der Termin schon? Werden Sie denn 1989 notfalls den nationalen Alleingang machen? Oder ist Ihr jetziger Beschluß genauso viel Wert wie die Entscheidung am 9. Februar dieses Jahres?

    (Beifall bei der SPD)

    Ist denn das, was Sie dort gesagt haben, genauso unumstößlich wie Ihr damaliges Wort?

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Ende! Abtreten!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter, Ihre Redezeit ist zu Ende. Es sind fünf Minuten, und der Präsident ist verpflichtet, darauf zu achten, daß sie eingehalten werden.
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Lippold.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Hauff, es ist doch einfach unwahr, wenn Sie sich hier hinstellen und behaupten, die Entschließung des Bundestages von Anfang dieses Jahres werde mißachtet. Wir müssen Ihnen und Ihren SPD-Kollegen sagen, auch wenn es Ihnen nicht paßt, daß sich die Bundesregierung mit dem Kabinettsbeschluß zur Einführung des schadstofffreien Autos erneut und entschlossen der Aufgabe, der Herausforderung stellt, Gesundheit und Leben zu schützen und den Wald zu retten — auch wenn Sie dies bestreiten wollen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Wir treten damit in den größten industriellen Umstrukturierungsprozeß der nächsten Jahre ein. Wir stellen die Industrie, die in ihr schaffenden Menschen vor eine schwere Aufgabe. Wir muten ihnen dies zu, weil wir — und ich sage: über alle Parteigrenzen hinweg — eine Lösung in der Frage des Umweltschutzes herbeiführen wollen. Da sind wir uns doch einig. Und wenn man über Ihren Verbalradikalismus hinwegsieht, stellt man fest: Es gibt doch Einigkeiten. Quer durch alle Fraktionen und im Bundesrat wird nahezu einhellig der Weg bejaht, über finanzielle Anreize Schadstoffreduzierungen herbeizuführen. Der differenzierte Mineralölsteuersatz, der verbleites Benzin stärker belastet als unverbleites, ist unstrittig. Die Differenzierung der Kraftfahrzeugsteuer, die Halter umweltfreundlicher Autos entlastet, die Halter von Altwagen nur geringfügig stärker belastet, die die Neuanschaffung von verschmutzenden Autos stark belastet, ist doch weitgehend unstrittig. Das ist zu Recht so. Hier wurde eine Lösung gefunden, die Bund und Länder gleichmäßig einbezieht. Beide müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Hier wurde eine Lösung gefunden, die dem Verursacherprinzip Rechnung trägt und auf steuerlichem Weg die Sünder bestraft. Hier wurde eine Lösung gefunden, die auch ordnungspolitisch sauber, über den avisierten Zeitraum aufkommensneutral ist und deshalb nicht zu einer unverträglichen steuerlichen Ausplünderung der Bundesbürger unter umweltpolitischem Deckmantel führt.
    Diese Lösung ist auch sozial verträglich, um das zu sagen; denn die Altwagenhalter werden in einem zumutbaren Ausmaß stärker belastet. Selbst die Ente kann mit einer Zusatzbelastung von weniger als 5 Pfennig pro Tag weiterschwimmen.
    Meine Damen und Herren, warum sage ich das? Ganz einfach deshalb, weil ich bei Ihnen eines nicht verstehe: Warum beteiligen Sie sich an der Diskussion über die wirtschaftlichen Anreize, wenn Sie zum 1. Januar 1986 alles verbindlich regeln wollen? In dieser Argumentation ist doch keine Logik. Das hat man Ihnen schon im Bundesrat entgegengehalten, und Sie haben dort nichts dazu sagen können.
    Was vorliegt, ist ein tragfähiges, ein konsequentes Abgasverminderungskonzept, das den mündigen Bürger fordert und das darüber hinaus den Automobilunternehmen, den Zulieferfirmen Zeit — knapp bemessen — zur Anpassung läßt.
    Sie sagen, das alles geht schneller. Aber das ist doch Heuchelei. Ihr Exkollege, der jetzige hessische Wirtschaftsminister — SPD —, hat bereits jetzt in einem Schreiben an den Bundesrat Übergangsfristen über den 1. Januar 1986 hinaus für die Unternehmen gefordert, die die Umstellung technisch nicht leisten können.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU — Duve [SPD]: Was machen Sie in drei Jahren?)

    Wo sitzt denn da der Sachverstand, Herr Vogel?

    (Weitere Zurufe von der SPD)

    — Das sind doch nicht meine Worte. Das sind die Worte Ihres Kollegen, die ich hier zitieren muß. Das ist doch Ihre Handlungsweise: Sie reden intern anders als nach außen, für die Bevölkerung, wo Sie Irritationen verbreiten, und zwar aus wahlpolitischen Gründen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Heuchler sind das!)

    Deshalb muß Ihnen klar gesagt werden: Wir können keinem Markteinbruch der Japaner Vorschub leisten. Wir Christdemokraten bekennen uns — ich sage das ganz deutlich — zur Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und zur Sicherung der Arbeitsplätze und zur Sicherung wettbewerbsfähiger Unternehmen. In diesem Sinne hat die Bundesregierung mit ihrer Initiative eine Vorreiterrolle übernommen.
    Das ist ein nationaler Alleingang. Das muß man ganz eindeutig sehen. Wir können keinen Handelskrieg gebrauchen. Das schadet uns mehr als es anderen schadet. Wir haben alleine in der Automobilindustrie 14 Milliarden Exportüberschuß. Frühere SPD-Minister konnten das noch in Arbeitsplätze



    Dr. Lippold
    umrechnen. Es wäre schön, wenn das heute wieder der Fall wäre.
    Noch eins: Mit einer kurzfristigen alleinigen nationalen Lösung erreichen wir etwas im Bereich des Umweltschutzes, aber wir verhindern die gemeinsame Lösung. Luftreinhaltung ist nicht nur national, Luftreinhaltung ist international. Auf mittlere Frist würden wir, wenn wir hier den Krieg provozieren,

    (Zuruf von der SPD: Was?)

    mehr gegen die Umwelt tun als für sie. Das müssen wir vermeiden.
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)