Rede von
Dr.
Dorothee
Wilms
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Schmude, ich möchte Ihren sehr pessimistischen und zum Teil irreführenden Ausführungen doch einiges entgegenhalten. Ich möchte zunächst vor aller Öffentlichkeit einmal ganz deutlich machen, daß das Angebot an Ausbildungsplätzen noch nie so groß war wie in diesem Jahr.
Lassen Sie mich hinzufügen — das nehme ich für mich und für die Bundesregierung in Anspruch —: Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze hat sich seit Amtsübernahme dieser Regierung um rund 70 000 erhöht.
Das sind 10% Erhöhung.
Ein solches betriebliches Angebot — Herr Kollege Schmude, das wissen Sie genau wie ich — hätte der Staat nie geschafft.
Insgesamt erwarten wir in diesem Jahr ein Angebot von 715 000 bis 720 000 betrieblichen Ausbildungsplätzen. Ich meine, daß diese Zahlen eindrucksvoll die Richtigkeit der Politik der Bundesregierung bestätigen; denn dieser Erfolg — 70 000 zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze — wurde durch eine eindrucksvolle Entfaltung des gesellschaftspolitischen Engagements der Wirtschaft ermöglicht.
Meine Damen und Herren von der Opposition, Appelle bringen eben doch sehr viel. Aber vielleicht begreifen Politiker, die sowieso nicht viel von der Marktwirtschaft halten, nicht, wie man auch mit marktwirtschaftlichen Elementen zu einer vollen Entfaltung der Kräfte kommen kann.
Die Bundesregierung hat durch die Zuverlässigkeit und Stetigkeit ihrer Bildungspolitik klare Ausgangspositionen und eindeutige Rahmenbedingungen für die duale Ausbildung gesetzt und damit auch in der Wirtschaft selbst die Voraussetzungen für die Steigerung des Ausbildungsplatzangebots geschaffen. Mißtrauen in der Wirtschaft, das durch Ihre Regierung begründet war, wurde abgebaut, und Ausbildungshemmnisse wurden beseitigt, ohne daß die Interessen der Jugendlichen vernachlässigt wurden.
Meine Damen und Herren, die Flexibilität und die Leistungsfähigkeit des dualen Bildungssystems haben sich gerade in den letzten Jahren erneut gezeigt.
Lassen Sie mich wiederholen, damit es jeder versteht: Kein staatliches Bildungsprogramm ist organisatorisch oder finanziell in der Lage, 70 000 zusätzliche Plätze innerhalb von zwei Jahren auf die Beine zu stellen,
denn dies kostet rund 1 Milliarde DM pro Jahr. Wir rechnen nämlich bei staatlichen überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen mit 1,6 Millionen DM für 100 Jugendliche.
Außerdem — auch das lassen Sie mich sagen — suchen die jungen Menschen erfahrungsgemäß eine betriebliche Ausbildung, erst in zweiter Linie eine außerbetriebliche oder eine schulische Ausbildung, wie sie durch staatliche Maßnahmen geschaffen werden. Ich denke, daß Sie, wenn Sie immer wieder von der Opposition her nach dem staatlichen Globalprogramm rufen, im Grunde genommen den Mechanismus des dualen Systems überhaupt nicht begriffen haben.
Herr Kollege Schmude, erlauben Sie mir, als Nachfolger im Amte folgendes zu sagen. Mitte der 70er Jahre haben Sie, die SPD-Kollegen im Amte, mit 460 000 betrieblichen Ausbildungsplätzen gerechnet.
Alle anderen Jugendlichen sollten auf schulische oder außerbetriebliche Maßnahmen verwiesen werden. Das war damals, Mitte der 70er Jahre, SPD-Politik.
Die Bildungspolitiker der SPD mußten sich in den letzten Jahren erst von ihrem Bundeskanzler Schmidt überzeugen lassen, daß das wohl nicht der richtige Weg gewesen sei und daß man einen anderen Weg einschlagen müsse.