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    Plenarprotokoll 10/60 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 60. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 Inhalt: Verzicht des Abg. Schröder (Lüneburg) auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 4229A Eintritt der Abg. Frau Dempwolf in den Deutschen Bundestag 4229 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Verlauf des EG-Gipfels in Brüssel Dr. Kohl, Bundeskanzler 4229 B Dr. Vogel SPD 4233 B Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 4237 C Frau Kelly GRÜNE 4242 A Genscher FDP 4244 D Beratung des Agrarberichts 1984 der Bundesregierung — Drucksachen 10/980, 10/981 — Kiechle, Bundesminister BML 4267 B Vizepräsident Westphal 4276 A Fragestunde — Drucksache 10/1171 vom 23. März 1984 — Verhinderung des Kaufs und Verkaufs von Ausbildungsplätzen MdlAnfr 6, 7 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Jannsen GRÜNE Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . 4248 A, B, C, D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 4248B, D Blutspendenaufkommen und Organisation des Blutspendenwesens der Bundeswehr MdlAnfr 9, 10 23.03.84 Drs 10/1171 Pauli SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 4248D, 4249 B, C, D, 4250A, B ZusFr Pauli SPD 4249 A, B, 4250 A ZusFr Frau Weyel SPD 4249C, 4250 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD . . . 4249C, 4250 B ZusFr Berger CDU/CSU 4249 D Ausweisung des Ortes Wüschheim im Hunsrück als Operationsbasis für Cruise Missiles in Protokollen des US-Repräsentantenhauses MdlAnfr 11 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Nickels GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 4250 C, D, 4251A, B ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4250C, D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 4251A ZusFr Horacek GRÜNE 4251A ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . 4251 A Ergebnis der Erörterung der neuen amerikanischen Heeresdienstvorschrift „Field Manual 100/5" in einer Sitzung der NATO-Verteidigungsminister MdlAnfr 12 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Scheer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 4251 B, C, D, 4252A ZusFr Dr. Scheer SPD 4251 C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 ZusFr Bahr SPD 4251 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 4252 A Gewährung von Hilfe zum Lebensunterhalt für Teilnehmer an Umschulungs- oder Fortbildungsmaßnahmen der Arbeitsverwaltung MdlAnfr 17, 18 23.03.84 Drs 10/1171 Delorme SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4252 A, C, D ZusFr Delorme SPD 4252 B, C ZusFr Frau Weyel SPD 4252 C Schutz der Verbraucher vor Frischmilch mit HCH-Rückständen; Verhinderung des Angebots als H- oder Trockenmilch MdlAnfr 20, 21 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4253 A, B, C, D, 4254 A, B, C, D, 4255 A ZusFr Frau Weyel SPD 4253C, D ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . 4254 A, B ZusFr Kastning SPD 4254B, C ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 4254 C ZusFr Werner CDU/CSU 4254 D Wasserdampfverfahren als Alternative zur Begasung oder Bestrahlung von Gewürzen; Deklarationsmerkmale angeblich für den Export bestrahlter Lebensmittel MdlAnfr 26, 27 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Dr. Vollmer GRÜNE Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4255 B, C, 4256 A, B, C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4255 B, C, 4256 A ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4256 B ZusFr Horacek GRÜNE 4256 C ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . 4256 C Differenz zwischen den über die Krankenkasse abgerechneten und den an das Statistische Bundesamt gemeldeten Schwangerschaftsabbrüchen MdlAnfr 28, 29 23.03.84 Drs 10/1171 Werner CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 4256D, 4257 A, B, C, D, 4258 A, B, C, D ZusFr Werner CDU/CSU 4256 D, 4257 D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU . 4257A, 4258 C ZusFr Frau Weyel SPD 4257A, 4258 A ZusFr Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 4257B, 4258 B ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4258 B ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 4258 C ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4258 D Gebührenerhöhung der Technischen Überwachungsvereine MdlAnfr 32 23.03.84 Drs 10/1171 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 4259 A, B ZusFr Schmidbauer CDU/CSU 4259 B Beantragung einer Anhebung der Behördengebühren durch die Bundesländer MdlAnfr 33 23.03.84 Drs 10/1171 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 4259 B, C ZusFr Hornung CDU/CSU 4259 C Handel mit nicht in den Verkauf gekommenen Olympia-Briefmarken 1980 MdlAnfr 39, 40 23.03.84 Drs 10/1171 Pfeffermann CDU/CSU Antw PStSekr Rawe BMP . . 4259D, 4260 A, C, D, 4261 A, B ZusFr Pfeffermann CDU/CSU . . 4260 A, B, C, D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4261A ZusFr Kastning SPD 4261 B Verwirklichung des amerikanischen „Master-Restationing-Plan" (MRP); Einbringung der ÖTV-Forderungen auf arbeitsrechtliche Besserstellung der Arbeitnehmer bei den US-Streitkräften MdlAnfr 56, 57 23.03.84 Drs 10/1171 Stiegler SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4261 C, D, 4262A, B ZusFr Stiegler SPD 4261 C, D, 4262A, B Änderung der 1976 erlassenen „Grundsätze über die Gewährung von Ausgleichszahlungen des Bundes an Gemeinden" nach Art. 106 Abs. 8 GG als Folge von Grundsteuermindereinnahmen MdlAnfr 58, 59 23.03.84 Drs 10/1171 Weiß CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 4262 B, D, 4263A ZusFr Weiß CDU/CSU 4262 D ZusFr Stiegler SPD 4263 A Verhinderung von Massenentlassungen bei den zum bundeseigenen Salzgitterkonzern gehörenden Howaldtswerken-Deutsche Werft MdlAnfr 60 23.03.84 Drs 10/1171 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4263 B, C ZusFr Gansel SPD 4263B, C ZusFr Pfuhl SPD 4263 C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 III Verzicht auf Einzelnachweise bei der steuerlichen Behandlung der Kinderbetreuungskosten; Auslegung der Begriffe „Beaufsichtigung" und „Betreuung" MdlAnfr 61, 62 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Huber SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4263D, 4264 A, B, C, D ZusFr Frau Huber SPD 4264 A, B, C, D Bindung der gaststättenrechtlichen Erlaubnis an die Abgabe mindestens eines alkoholfreien Getränkes unter dem Preis alkoholischer Getränke aus Gründen des Jugendschutzes MdlAnfr 65 23.03.84 Drs 10/1171 Rapp (Göppingen) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 4265 A, C, D, 4266A ZusFr Rapp (Göppingen) SPD . . . . 4265B, C ZusFr Grünbeck FDP 4265 C ZusFr Pfuhl SPD 4265 D ZusFr Gansel SPD 4265 D Erteilung einer Exporterlaubnis für U-Boote nach Chile vor der Beschlußfassung des Bundestages über die Chile-Resolution MdlAnfr 71 23.03.84 Drs 10/1171 Gansel SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 4266B, D ZusFr Gansel SPD 4266C, D Nächste Sitzung 4276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4277*A Anlage 2 Berufung und Zusammensetzung einer Zulassungs- und Aufbereitungs-Kommission „Organtherapeutische Therapierichtung und Stoffgruppe" sowie Existenz und Arbeitsergebnisse anderer Kommissionen nach dem Arzneimittelgesetz MdlAnfr 22, 23 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4277* B Anlage 3 Verbot der Verwendung von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat in Wein; Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland; Verwendung geeigneter Trauben und Moste für die Herstellung von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat aus vorhandenen Anpflanzungen MdlAnfr 24, 25 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Will-Feld CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4277* D Anlage 4 Reduzierung des Eisenbahnpersonenverkehrs in der Region Ingolstadt, insbesondere Streichung des IC-Haltepunkts MdlAnfr 34, 35 23.03.84 Drs 10/1171 Seehofer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . 4278* B Anlage 5 Glasfaserverkabelung in Schleswig-Holstein MdlAnfr 38 23.03.84 Drs 10/1171 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rawe BMP 4278* C Anlage 6 Verzögerung der Abschiebung von Asylbewerbern durch Folgeanträge im Sinne des Asylverfahrensgesetzes MdlAnfr 48, 49 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Hirsch FDP SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 4278* D Anlage 7 Belastung der Bundesbeamten durch Anpassung von Beihilfevorschriften an Landesregelungen MdlAnfr 50, 51 23.03.84 Drs 10/1171 Austermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 4279* B Anlage 8 Neugestaltung der steuerlichen Wohnungseigentums-Förderung und künftige steuerliche Behandlung von selbstgenutztem Wohnungseigentum MdlAnfr 53, 54 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Sperling SPD SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 4279* C Anlage 9 Lieferung deutscher Hubschrauber, Panzertransporter und Flugabwehrraketen direkt oder über Drittländer an den Irak MdlAnfr 70 23.03.84 Drs 10/1171 Bindig SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 4280* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 4229 60. Sitzung Bonn, den 28. März 1984 Beginn: 8.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 30. 3. Breuer 28. 3. Brosi 30. 3. Dr. von Bülow 29. 3. Dr. Bugl 28. 3. Buschbom 30. 3. Curdt 30. 3. Dr. Ehrenberg 28. 3. Engelsberger 30. 3. Frau Fischer 30. 3. Dr. Hackel* 28. 3. Herterich 28. 3. Klein (München) 28. 3. Krizsan 29. 3. Liedtke 28. 3. Frau Dr. Martiny-Glotz 29. 3. Dr. Müller* 30. 3. Niegel 30. 3. Offergeld 30. 3. Porzner 30. 3. Schemken 28. 3. Schmidt (Hamburg) 30. 3. Schmidt (München) * 28. 3. Schmidt (Wattenscheid) 30. 3. Dr. Stark (Nürtingen) 30. 3. Dr. Warnke 30. 3. Weiskirch (Olpe) 30. 3. Wischnewski 30. 3. Dr. Zimmermann 30. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 10/1171 Fragen 22 und 23): Wird die Bundesregierung entsprechend dem Arzneimittelgesetz eine Zulassungs- und Aufbereitungskommission für den humanmedizinischen Bereich „Organtherapeutische Therapierichtung und Stoffgruppe" berufen, und wie wird diese zusammengesetzt? Welche anderen Zulassungs- und Aufbereitungskommissionen nach dem Arzneimittelgesetz wurden bisher berufen, und wie beurteilt die Bundesregierung die Ergebnisse der Arbeit dieser Kommissionen? Zu Frage 22: Es ist nicht beabsichtigt, die bereits berufenen fünfzehn Kommissionen um weitere zu ergänzen. Die Zulassung und Aufbereitung von Arzneimitteln, die aus Organen gewonnen werden, sollten zweckmäßigerweise entsprechend ihren Anwendungsgebieten den bereits berufenen Zulassungs- und Aufbereitungskommissionen zugeordnet werden. Bei der Behandlung von Organpräparaten können sich Anlagen zum Stenographischen Bericht diese Kommissionen besonderer Schverständiger bedienen. Zu Frage 23: Im humanmedizinischen Bereich existieren eine Kommission für die Zulassung bisher unbekannter Arzneimittel und ein gestrafftes System von zehn Aufbereitungskommissionen für bekannte Arzneimittel, gegliedert nach Großgruppen der Anwendungsgebiete. Hinzu treten die Kommissionen für die Arzneimittel der Homöopathie, Anthroposophie und Phytotherapie die gleichzeitig die Zulassungsund Aufbereitungsaufgaben wahrnehmen. Eine Kommission betreut die Arzneimittel zur Anwendung bei Tieren. Einzelheiten sind den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger vom 13. April 1977 und 22. April 1982, die ich Ihnen gern zugänglich machen werde, zu entnehmen. Die Bundesregierung ist im übrigen in ihrem Bericht über Erfahrungen mit dem Arzneimittelgesetz (BT-Drucksache 9/1355) umfassend auf die Arbeit der Zulassungs- und Aufbereitungskommissionen eingegangen. Ich kann mich daher hier auf grundsätzliche Feststellungen beschränken, daß sich die Beteiligung des in den Kommissionen versammelten Sachverstandes positiv auf das Zulassungsverfahren ausgewirkt hat. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Fragen der Abgeordneten Frau Will-Feld (CDU/ CSU) (Drucksache 10/1171 Fragen 24 und 25): Wird die Bundesregierung bei den weiteren Verhandlungen in Brüssel die Beschlußempfehlung des Bundesrates zum Einsatz von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat (RTK) (BR-Drucksache 543/83) vom 24. Februar 1984 dahin gehend aufnehmen, daß die Ersetzung des Zuckers durch rektifiziertes Traubenmostkonzentrat abgelehnt wird, und kann die Bundesregierung bestätigen, daß bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen des Verbots der Verwendung von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat in Wein aus den Weinbaugebieten der Bundesrepublik Deutschland anhängig ist? Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus der Beschlußempfehlung des Bundesrates zum Einsatz von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat (RTK) (BR-Drucksache 543/83), und hat sie bereits Vorstellungen, wie kontrolliert werden soll, daß für die Herstellung von RTK nur geeignete Trauben und Moste aus vorhandenen Anpflanzungen verwendet werden? Zu Frage 24: Wie ich Ihnen schon in meinem Schreiben vom 30. Dezember 1983 erklärt habe, hat die Bundesregierung ein Verbot der Saccharose als Anreicherungsmittel von Anfang an abgelehnt. Sie hat deshalb auch den Vorschlag der Kommission, dies in der Verordnung (EWG) Nr. 337/79 ab 16. März 1989 vorzuschreiben, die Zustimmung versagt. Im selben Schreiben habe ich Ihnen auch mitgeteilt, daß die EG-Kommission wegen des im Weinge- 4278* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 setz enthaltenen Verbots, RTK zur Anreicherung von Landwein und von Qualitätswein zu verwenden, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitet hat. In diesem Verfahren hat die Kommission am 23. Februar 1984 die mit Gründen versehene Stellungnahme abgegeben, die nach Artikel 169 des EWG-Vertrags Voraussetzung für die Klageerhebung zum Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften ist. Zu Frage 25: Nach dem geltenden Gemeinschaftsrecht bleibt Saccharose wie bisher als Anreicherungsmittel zulässig. Die Bundesregierung geht daher davon aus, daß die Weinwirtschaft weiterhin von diesem ihr vertrauten und in der Anwendung problemlosen Stoff gebrauch machen wird. Gleichwohl hat die Bundesregierung in Brüssel darauf gedrängt, daß in der Gemeinschaft strenge Kontrollmaßnahmen zur Überwachung der Produktion und des Transports von RTK wie auch seiner Anwendung geschaffen werden. Hierzu ist durch Änderung der einschlägigen Gemeinschaftsvorschriften die Beförderung mit Begleitdokument in gekennzeichneten Normbehältnissen mit einem fälschungssicheren Verschluß bis zum Anwender vorgesehen. Dieser hat dann die Verwendung in seiner Weinbuchführung abzuschreiben. Der Entwicklung praxisgerechter Nachweismethoden für Saccharose und RTK wird die Bundesregierung auch künftig besondere Aufmerksamkeit widmen. Die geschmackliche Neutralität von RTK ist bei Einhaltung der gemeinschaftlichen Begriffsbestimmung gewährleistet. Daß keine Rebflächen zum Zwecke der RTK-Produktion angelegt werden dürfen, ist der übereinstimmende Wille aller Mitgliedstaaten. Die Kontrolle hierüber obliegt den Überwachungsorganen der Erzeugermitgliedstaaten. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Seehofer (CDU/CSU) (Drucksache 10/1171 Fragen 34 und 35): Plant die Deutsche Bundesbahn in der Region Ingolstadt eine Reduzierung ihres Angebots auf der Schiene oder gar Streckenstillegungen? Trifft es zu, daß zukünftig IC-Züge nicht mehr über Ingolstadt geführt werden und dafür mehr D-Züge eingesetzt werden sollen? Zu Frage 34: Ich beantworte Ihre Frage mit nein. Zu Frage 35: Zum Jahresfahrplan 1984/85 (Beginn 3. Juni 1984) wird nach Mitteilung der zuständigen Deutschen Bundesbahn keine grundsätzliche Änderung der Bedienung von Ingolstadt durch Fernzüge vorgenommen. Künftig werden lediglich bei den IC-Zügen IC 583 (Bremen—München) statt IC 581 (Hamburg—München) und bei den D-Zügen FD 723 (Dortmund—Berchtesgaden) statt D 883 (Rheine—München) in Ingolstadt halten. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Drucksache 10/1171 Frage 38): Wann soll nach den Plänen der Bundesregierung mit der Glasfaserverkabelung in Schleswig-Holstein begonnen werden, und teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß für dieses Bundesland wegen seiner Randlage neue Dienste der Telekommunikation genauso wichtig wie überregionale Verkehrsanbindungen sind? Die Deutsche Bundespost beabsichtigt, zum frühest möglichen Zeitpunkt mit dem nachfrage- und rentabilitätsorientierten Ausbau eines langfristig einzurichtenden Glasfasernetzes für neue Breitbanddienste der Individualkommunikation zu beginnen. Bis zur Realisierung optischer Übertragungen in der Ortsebene sind aber noch eine Reihe technischer und wirtschaftlicher Fragen zu klären, so daß mit einer Diensteinführung auf der Basis optischer Nachrichtentechnik erst zu Beginn des nächsten Jahrzehnts zu rechnen ist. Es ist selbstverständlich, daß beim Ausbau der Netze zur gegebenen Zeit auch die Interessen des Landes Schleswig-Holstein und seine besondere geographische Situation berücksichtigt werden. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hirsch (FDP) (Drucksache 10/1171 Fragen 48 und 49): In wie vielen Fällen wurden 1982 und 1983 von Asylbewerbern sogenannte „Folgeanträge" im Sinne des Asylverfahrensgesetzes gestellt? In wie vielen Fällen blieben diese Anträge erfolglos, und haben sie zu einer merklichen Verzögerung der Abschiebung von Asylbewerbern geführt? Zu Frage 48: Das Asylverfahrensgesetz unterscheidet zwischen beachtlichen und unbeachtlichen Folgeanträgen. Nach dem Asylverfahrensgesetz werden dem Bundesamt nur beachtliche Folgeanträge zur Entscheidung zugeleitet. Eine Erfassung dieser Anträge erfolgt erst seit dem 1. Januar 1983. Im Jahre 1983 sind 1 581 beachtliche Folgeanträge an das Bundesamt weitergeleitet worden. Nach dem Asylverfahrensgesetz entscheiden über unbeachtliche Folgeanträge die Ausländerbehörden in eigener Zuständigkeit. Das Bundesamt erhält von diesen unbeachtlichen Folgeanträgen nur Kenntnis, soweit sie ihm von den Ausländerbehörden gemeldet werden. Im Jahre 1983 sind dem Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 4279* Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge insgesamt 2 449 unbeachtliche Folgeanträge gemeldet worden. Es ist aber davon auszugehen, daß die tatsächliche Zahl der unbeachtlichen Folgeanträge erheblich höher ist. Da auch die Länder unbeachtliche Asylanträge im allgemeinen nicht zentral erfassen, vermag die Bundesregierung die genaue Zahl dieser Anträge nicht anzugeben. Zu Frage 49: Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, das nur über beachtliche Folgeanträge zu entscheiden hat, behandelt diese Anträge wie Erstanträge. Die Entscheidungen darüber werden deshalb auch nicht gesondert erfaßt. Die Bundesregierung kann somit nicht beantworten, in wie vielen Fällen beachtliche Folgeanträge erfolglos geblieben sind. Unbeachtliche Folgeanträge verzögern die Abschiebung von Asylbewerbern, da gegen die Abschiebungsandrohung das Verwaltungsgericht regelmäßig angerufen und vorläufiger Rechtsschutz nach § 80 Abs. 5 der Verwaltungsgerichtsordnung beantragt wird. Nicht selten stellen Ausländer einen zweiten und dritten Folgeantrag, um die Durchsetzung ihrer Ausreisepflicht zu verzögern. Die Ausländerbehörden sollen hierdurch vorgesehene Verfahren immer von neuem einleiten, um durch Rechtsbehelfeinlegung den Vollzug der Abschiebung hinauszuschieben. In diesen Fällen wird die Abschiebung nicht selten erheblich verzögert. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 10/1171 Fragen 50 und 51): Zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Zielsetzung beabsichtigt die Bundesregierung, neue Beihilfevorschriften zu verabschieden? Ist dabei insbesondere zu erwarten, daß durch Anpassung an die Regelungen einzelner Bundesländer eine zusätzliche Belastung der Beamten des Bundes zu besorgen ist? Ziel der in Abstimmung mit den Ländern erarbeiteten Neuordnung des Beihilferechts des Bundes ist die dringend gebotene Rechts- und Verwaltungsvereinfachung, die erforderliche Vereinheitlichung dieses Rechtsgebietes, aber auch die ebenso notwendige Beseitigung von Fehlentwicklungen. Dadurch wird gleichzeitig ein Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen geleistet. Diese Zielsetzung würde gefährdet, wenn in der Neuordnung Regelungen vorgesehen würden, die mit den Grundsätzen beamtenrechtlicher Krankenfürsorge unvereinbar sind und deswegen von den Ländern nicht mitgetragen würden. Der Bundesminister des Innern, der nach § 200 des Bundesbeamtengesetzes für den Erlaß der Beihilfevorschriften zuständig ist, wird daher Regelungen einzelner Bundesländer nicht in die Neuordnung aufnehmen, die zu zusätzlichen Belastungen führen. Nach seiner Auffassung ist durch die bereits erbrachten Sparbeiträge die Belastungsgrenze der Beamten und Versorgungsempfänger erreicht. Über den Zeitpunkt des Inkrafttretens der Neuordnung ist eine abschließende Entscheidung noch nicht ergangen, sie wird in Kürze getroffen werden. Es ist jedoch gewährleistet, daß zwischen Verkündung und Inkrafttreten eine ausreichende Anpassungsfrist von etwa 6 Monaten vorgesehen wird. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Sperling (SPD) (Drucksache 10/1171 Fragen 53 und 54): Treffen Meldungen zu, daß die Bundesregierung bei der Neugestaltung der steuerlichen Wohneigentums-Förderung von einem umschichtbaren Finanzvolumen von 7,2 Milliarden DM ausgeht? Ist es zutreffend, daß die Bundesregierung davon ausgeht, daß selbstgenutztes Wohneigentum steuerlich künftig prinzipiell wie ein Konsumgut behandelt werden soll? Über die langfristigen Perspektiven der Wohnungsbauförderung, insbesondere über die Neugestaltung der steuerlichen Regelungen für das selbstgenutzte Wohneigentum nach Auslaufen der Ende 1982 beschlossenen, zeitlich befristeten Maßnahmen hat am 14. Februar 1984 ein erstes Gespräch zwischen den Ministern Dr. Stoltenberg und Dr. Schneider stattgefunden. Fachbeamte des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und des Bundesministeriums der Finanzen prüfen derzeit verschiedene mögliche Elemente und Formen einer Neuregelung der steuerlichen Behandlung des Wohneigentums im Hinblick auf ihre finanziellen Auswirkungen, die damit verbundenen steuerlichen Aspekte und ihre wohnungspolitische Wirksamkeit. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Zu Einzelfragen, zum Beispiel ob selbstgenutztes Wohneigentum zukünftig als Konsum- oder Investitionsgut behandelt wird, kann ich deshalb zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme abgeben. Die Bundesregierung wird, wie ich Ihnen bereits am 25. Januar 1984 mitgeteilt habe, zu gegebener Zeit das Ergebnis ihrer Prüfung mitteilen und einen Lösungsvorschlag unterbreiten, der den in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 4. Mai 1983 formulierten Zielen entspricht, daß viele Bürger Wohneigentum erwerben können, steuerliche Verzerrungen beseitigt und familienfreundliche Lösungen angestrebt werden. 4280* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 Es wird angestrebt, vor der Sommerpause eine Kabinettvorlage zu erarbeiten, aus der sich die neuen Rahmenbedingungen ergeben. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Bindig (SPD) (Drucksache 10/1171 Frage 70): Treffen Angaben von „sipri" zu, wonach Hubschrauber des Typs BO-105 — direkt und über Drittländer — sowie Panzertransporter und Roland-Flugabwehrraketen über die deutsch-französische Firma Euromissile an den Irak geliefert werden, und hat die Bundesregierung hierfür die gesetzlich vorgeschriebenen Ausfuhrgenehmigungen erteilt? Der Export der militärischen Version des Hubschraubers BO 105 ist nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz genehmigungspflichtig; Genehmigungen für den Export solcher Hubschrauber direkt oder über Drittländer in den Irak sind nicht erteilt worden. Dagegen ist der Export von zehn zivilen Hubschraubern in den Irak im Jahre 1978 nach dem Außenwirtschaftsgesetz genehmigt worden. Genehmigungen für den Export speziell für Panzertransporte konstruierter Fahrzeuge aus der Bundesrepublik Deutschland direkt oder über Drittländer in den Irak sind ebenfalls nicht erteilt worden. Nicht auszuschließen ist, daß zivile Hubschrauber des Typs BO 105, die nicht mit genehmigungspflichtigen Navigationsgeräten ausgestattet sind, und Fahrzeuge, die nicht für militärische Zwecke besonders konstruiert sind, wie z. B. Zugmaschinen, Tieflader oder handelsübliche Lastkraftwagen, für deren Export es daher keiner Genehmigung bedarf, in den Irak geliefert worden sind. Die Firma Euro-Missile exportiert die im Rahmen einer Gemeinschaftsproduktion hergestellten Roland-Flugabwehrraketen in eigener Verantwortung und im Rahmen der französischen Exportregelungen für Rüstungsgüter.
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    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Es entspricht der Verabredung für diese Debatte, daß ich als Mitglied der FDP-Fraktion spreche. Das gibt mir die Möglichkeit, die Verdienste der Bundesregierung um so unbefange-



    Genscher
    ner zu würdigen, die sie für die europäische Politik hat.

    (Allgemeine Heiterkeit sowie Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Welche?)

    — Herr Kollege Dr. Vogel, Sie haben heute morgen zu dem Ausgang der Ministerräte und des Europäischen Rates einen Beitrag geliefert, bei dem ich Ihnen in einer Reihe von Punkten zustimmen kann. Das, was Sie zu einer Reihe von Punkten gesagt haben, betrachte ich als legitime Kritik der Opposition. Etwas vorsichtiger würde ich an Ihrer Stelle sein, wenn Sie auf die Parteifamilien in Europa rekurrieren. Es ist richtig: Frau Thatcher gibt uns mit der britischen Entlastung Probleme auf. Es ist auch richtig, daß sie keine Sozialistin ist. Übrigens ist sie auch keine Liberale. Wenn in England die Sozialisten regieren würden, so würden wir mit ihnen allerdings nicht über die britische Entlastung, sondern über die Austrittsbedingungen Englands zu verhandeln haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Voigt [Frankfurt] [SPD]: Falsch!)

    So gesehen, Herr Kollege Dr. Vogel, halten wir die gegenwärtigen Probleme in London für geringer als andere, die bei einer anderen Konstellation auf uns zukommen könnten.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, Frau Abgeordnete Kelly hat es eben für richtig gehalten, über unsere Beratungen mit der Türkei zu sprechen. Ich will dazu einige Bemerkungen machen. Es ist aus der Sicht der Bundesregierung im Interesse der Türken in der Türkei, der türkischen Mitbürger hier und der inneren, der gesellschaftlichen und sozialen Stabilität unseres Landes notwendig, daß die Freizügigkeit nicht, wie vorgesehen, 1986 ausgeübt werden kann.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Darüber verhandeln wir mit der Türkei. Dabei sind wir uns immer bewußt, daß das Drängen vieler türkischer Arbeiter, zu uns zu kommen, darauf beruht, daß sie in der Türkei unter außerordentlich schwierigen sozialen Bedingungen zu leben haben. Es ist deshalb ganz sicher legitim und notwendig und übrigens auch von den Führern der früheren demokratischen Parteien, Herrn Ecevit und Herrn Demirel, gewünscht, daß wir die wirtschaftliche Hilfe für die Türkei nicht nur als Bundesrepublik, sondern als Europäische Gemeinschaft fortsetzen, damit die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen in diesem uns verbündeten Land verbessert werden können.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)

    Das steckt hinter unserer Bereitschaft, diese Hilfe fortzusetzen. Das macht uns nicht blind für die Fragen, die wir im Bericht der Bundesregierung über die Lage in der Türkei zu Recht kritisch, sehr kritisch behandelt haben.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Ausführungen, die Herr Kollege Dr. Vogel über die zu erwartenden Belastungen aus den Entscheidungen des Europäischen Rates, wie sie sich jetzt abzeichnen, gemacht hat, hat der Bundeskanzler schon zurechtgerückt. Nach unseren Berechnungen sind es etwa 18 Milliarden DM für die Jahre 1985 bis 1989. Man wird diese Zahlen erst am Ende nach Vorliegen aller Entscheidungen verläßlich feststellen können. Schon heute allerdings steht fest, daß wir mit den Belastungen für die kommenden Jahre ganz sicher besser dastehen würden, wenn es uns in der Vergangenheit gelungen wäre,

    (Dr. Hauff [SPD]: Stuttgart!)

    schon früher die Haushaltsdisziplin durchzusetzen, Herr Kollege Hauff, die wir jetzt in der Europäischen Gemeinschaft durchgesetzt haben, und wenn es uns auch möglich gewesen wäre, schon früher die Einschränkungen im EG-Haushalt für die Agrarpolitik durchzusetzen, die wir jetzt durchgesetzt haben.

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der SPD: Selbstkritik!)

    Daß das nicht möglich war — das sage ich nicht an Ihre Adresse, sondern an die Adresse von Frau Kollegin Hellwig —, lag weder an der jetzigen noch an der früheren Bundesregierung, sondern daran, daß unsere Partner in der Europäischen Gemeinschaft erst unter dem Druck der leeren Kassen zu den Reformen bereit waren, die mein Kollege Ertl schon in der Vergangenheit immer wieder gewünscht hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Nur, Herr Kollege Vogel: Es hilft nicht weiter, diese Zahlen kritisch zu nennen, ohne die Ursachen für diese Entwicklung darzulegen. Man kann Ausgabenerhöhungen auf 1,4 Y und später auf 1,6% nicht kritisch behandeln, wenn man gleichzeitig und zu Recht ja sagt zur Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wer ja sagt zur Erweiterung der Gemeinschaft, muß ja sagen zur Erhöhung der eigenen Einnahmen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir müssen uns abgewöhnen, von Europa viel zu erwarten, unseren Partnern in Spanien und in Portugal zuzusagen, daß sie Mitglied der Gemeinschaft werden können, aber dann Kritik zu üben an den Kosten, die daraus entstehen.

    (Abg. Hoffmann [Saarbrücken] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich würde gern meine Gedanken zu Ende führen, Herr Kollege.

    (Hoffmann [Saarbrücken] [SPD]: Wenn Sie falsche Zahlen nennen!)

    Zweitens ist es notwendig, wenn man die Agrarreform in der Europäischen Gemeinschaft erreichen will, daß vorab die Probleme gelöst werden, die in der Vergangenheit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich standen. Das ist der Abbau des Grenzausgleichs. Hier war es für die Bundesregierung unabdingbar, daß dieser im euro-



    Genscher
    päischen Interesse notwendige Abbau des Grenzausgleichs nicht zu Lasten der deutschen Landwirtschaft gehen kann. Deshalb müssen wir nationale Maßnahmen ergreifen — über die der Bundeskanzler gesprochen hat —, die auch im agrarsozialen Bereich durchaus noch ergänzungsfähig sind.
    Meine Damen und Herren, dieser Grenzausgleich — oft gescholten und zu Unrecht als ein Problem der europäischen oder gar der deutschen Agrarpolitik dargestellt — ist ja in Wahrheit die Konsequenz der Tatsache, daß die Währungs- und Finanzpolitik in der Europäischen Gemeinschaft noch nicht gemeinsam und einheitlich betrieben wird. Die Landwirtschaft hat die Lasten ungleicher Finanz-, Wirtschafts- und Währungsstrategien in verschiedenen Ländern der Gemeinschaft zu tragen. Deshalb hat die deutsche Landwirtschaft auch einen Anspruch darauf, daß beim Abbau dieses Grenzausgleichs die notwendigen Entlastungen durch nationale Maßnahmen herbeigeführt werden. Wir haben uns dazu bereit erklärt und werden das auch umsetzen.
    Entscheidend ist, daß durch die Vereinbarungen im Europäischen Rat, die auch gestern im Rat der Außenminister nicht in Zweifel gezogen worden sind, bedeutende Fortschritte zur Beherrschung der Finanzpolitik der Gemeinschaft erzielt worden sind. Eine notwendige Haushaltsdisziplin, die wir viel früher gebraucht hätten, wird jetzt Wirklichkeit. Wir haben durch die Reform der europäischen Agrarpolitik einen wichtigen Schritt nach vorn getan, wobei es für uns wünschenswert gewesen wäre — hier stimme ich mit Ihnen, Herr Kollege Dr. Vogel, voll überein —, wenn wir die sogenannten Milchfabriken, von denen es nur ganz wenige in unserem eigenen Land, viele in anderen Partnerländern gibt, viel stärker hätten belasten können, als das jetzt möglich war. Daß es nicht dazu kam, lag nicht an uns; es lag daran, daß wir die Zustimmung aller Partner brauchen und daß die Einsicht in diese Notwendigkeit nicht bei allen in gleicher Weise vorhanden war. Im Mittelpunkt unserer Agrarpolitik steht der bäuerliche Familienbetrieb, aber nicht der industrielle Milcherzeuger, der es, wie Sie mit Recht gesagt haben, letztlich nur noch als eine zusätzliche Möglichkeit betrachtet, durch Importe aus den Vereinigten Staaten, über Subventionen Geld zu bekommen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist der Kernpunkt! Das ist ganz wichtig!)

    Dies ist eine zentrale Frage, und es wird wichtig sein, zu erkennen, daß wir übereingekommen sind, die Importe von Futtermitteln aus den Vereinigten Staaten nicht weiter zu erhöhen, um schon von der Ursache her eine Begrenzung in diesem Bereich durchzusetzen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Abg. Ertl [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter, erlauben Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Nein, ich würde gern ohne Zwischenfragen weiter verfahren.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN — Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Ist doch Ertl-Josef!)

    — Meine verehrten Kollegen, Sie hätten sich doch mit Recht beklagt, wenn ich einem Abgeordneten der Opposition die Frage verweigere und dann meinem Freund Ertl die Frage genehmigt hätte.

    (Hoffmann [Saarbrücken] [SPD]: Nein, wir lassen Sie sogar von Herrn Heereman befragen! — Zuruf von der SPD: Wir sind viel liberaler! — Weitere Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein Problem, das uns seit vielen Jahren in der Europäischen Gemeinschaft belastet hat und heute noch belastet, ist das der britischen Entlastung. Wir haben von Jahr zu Jahr in Ad-hoc-Lösungen eine Regelung dieses Problems finden müssen. Für uns bedeutet das die zusätzliche Schwierigkeit, daß wir dabei um eine deutsche Minderbeteiligung an der britischen Entlastung zu ringen hatten. Wir haben deshalb bei der Vorbereitung des Europäischen Rates in Stuttgart und des Europäischen Rates jetzt in Brüssel Wert darauf gelegt,

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Sie reden doch jetzt wie für die Regierung — eine Regierungserklärung!)

    daß die Europäische Gemeinschaft ein neues System in Kraft setzt, in dem übermäßige Belastungen für die Länder mit relativ hohem Wohlstand vermieden werden können. Dieses System, das dauerhaft sein wird, das eine wirkliche Reform bedeutet, das nicht nur britische Fragen beantwortet, sondern auch deutsche Probleme, weil es unsere Belastung kalkulierbarer macht, dieses System sollte so schnell wie möglich in Kraft gesetzt werden.
    Meine Damen und Herren, um diese Inkraftsetzung zu ermöglichen und um eine Einigung im Europäischen Rat überhaupt herbeiführen zu können, hat der Bundeskanzler vorgeschlagen, daß eine britische Entlastung um 1 000 Millionen ECU für fünf Jahre vorgenommen wird und danach von allen Partnern das neue System in Kraft gesetzt wird. Nachdem sich zeigte, daß die britische Regierung fünf Jahre nicht akzeptieren wollte, haben der Kommissionspräsident und der niederländische Ministerpräsident zwei bis drei Jahre vorgeschlagen; dann sollte das System in Kraft treten. Wir haben gestern zusammen mit den Niederländern gesagt: Auch nach einem Jahr sind wir mit dem Inkrafttreten des Systems einverstanden. Alle Partner haben sich in der gestrigen Sitzung — alle, sage ich — ausdrücklich auf den Vorschlag des Bundeskanzlers als den auslösenden Vorschlag für eine sich abzeichnende Einigung berufen.

    (Zurufe von der SPD)

    Was immer in welchen Zeitungen gestanden hat, es ist entweder eine bewußte Desinformation oder Unkenntnis. In Wahrheit hat dieser Vorschlag einer Festlegung von 1 bis 5 Jahren auf 1 000 Millionen ECU und im Anschluß daran Inkraftsetzung des



    Genscher
    Systems den Weg frei gemacht für eine prinzipielle Einigung über dieses System, und an diesem Verdienst sollte man hier nicht herumdeuteln.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das haben wir doch früher immer wieder gemeinsam durchzusetzen versucht, Herr Kollege Vogel. Seien wir froh, daß es jetzt möglich ist!

    (Dr. Vogel [SPD]: Das habe ich doch anerkannt!)

    Jetzt geht es darum, die britische Regierung zu überzeugen, daß der Vorschlag, den die anderen neun Staaten der Europäischen Gemeinschaft gestern akzeptiert haben, auch für die britische Seite akzeptabel sein sollte. Denn wenn wir auf der Berechnungsgrundlage 1983 als Basisjahr für die Einführung des Systems 1 000 Millionen ECU vorsehen, ergibt sich daraus automatisch eine dynamische, sich nach oben bewegende britische Entlastung. Hierin und in der Annahme des Systems liegt ein wesentliches Zugeständnis der anderen europäischen Staaten. Die britische Regierung hat jetzt Anlaß, auch über ihren, den von ihr aus zu tuenden Schritt nachzudenken.
    Um das zu erleichtern, wird die Kommission eine Reihe von Modellrechnungen über die zu erwartenden Auswirkungen vorlegen, Modellrechnungen, mit denen sich die Finanzminister am Montag befassen können. Am 9. April sollen die Außenminister — wie ich hoffe, dann abschließend — diese Frage behandeln.
    Dabei haben wir immer die Auffassung vertreten, daß wir das Vereinigte Königreich in der Gemeinschaft haben wollen. Wir haben uns einer Politik widersetzt, die uns von außen angeraten worden ist, nicht von Regierungen, aber aus der öffentlichen Meinung, das britische Vereinigte Königreich aus der Gemeinschaft hinauszudrängen oder zu isolieren. Ich sage Ihnen, wir sind uns bewußt, daß dieses Europa nur vollständig ist, wenn dieses wichtige Land politisch nicht zwischen Amerika und Europa steht, sondern Teil unseres demokratischen Europas ist. Und in London sollte man erkennen, daß die Vorteile der Mitgliedschaft in der Gemeinschaft nicht nur für die anderen Neun, sondern auch für England überwiegen

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    und daß deshalb auch England seinen Beitrag zur Lösung leisten muß. Dieser Beitrag ist auch zeitlich dringlich, weil ganz sicher eine Einigung der Außenminister gestern die Arbeit unserer Kollegen im Agrarrat am Freitag erleichert hätte. Jeder Tag, der ab 1. April ohne Einigung über das Agrarpaket ins Land geht, bedeutet neue unbegrenzte Kosten.
    Sie können an dieser Entwicklung erkennen, Herr Kollege Vogel, wie wichtig es ist, bei der Berechnung des Zahlenwerks, auch bei der poltischen Behandlung des Zahlenwerks niemals zu vergessen, daß ohne die jetzt verabredeten Maßnahmen der Haushaltsdisziplin und der Ausgabenbeschränkung die Kurve viel weiter nach oben gehen würde, als sie jetzt nach oben geht. Um diese Einigung zu erreichen, hat die Bundesregierung ein hohes Maß an Verständigungsbereitschaft und Kompromißbereitschaft dargelegt, in dem Bewußtsein, daß unser Land einen Fehler machen würde, wenn es bei der Berechnung von Vorteilen und Nachteilen aus der Europäischen Gemeinschaft nur die Frage der Größe unserer Nettozahlerposition ins Feld führen würde. Unser Land profitiert zuallererst politisch und außenpolitisch als ein Land, das an der Nahtstelle zwischen West und Ost liegt, und als ein Land, das im Interesse der geteilten Nation in der Gemeinschaft der westlichen Demokratien vertreten sein will.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, niemand wird sich auch nur im Zweifel darüber sein können, was der Gemeinsame Markt für die Bundesrepublik Deutschland als ein Land, das vom Export abhängig ist, bedeutet. Das zusammengezogen zeigt, daß wir am Ende Vorteile aus dieser Gemeinschaft haben. Wir können noch größere Vorteile aus der Gemeinschaft ziehen, wenn wir bereit sind, neue Politiken zu entwickeln. Herr Kollege Vogel hat nach den Vorteilen für die Arbeitnehmerschaft gefragt. Die neuen Technologien, die wir gemeinsam entwickeln wollen, werden dazu beitragen, Herr Kollege Dr. Vogel, die Konkurrenzfähigkeit unserer Gemeinschaft am Weltmarkt zu verbessern, auszubauen, und uns damit die Möglichkeit geben, die Arbeitslosigkeit systematisch abzubauen. Ich bin der Meinung, eine Europäische Gemeinschaft, die die technologische Entwicklung fördert, ist eine arbeitnehmerfreundliche Gemeinschaft. Eine Europäische Gemeinschaft — Sie haben innenpolitische Fragen mit eingeführt, Herr Kollege Vogel —, die sich Ihre Auffassung zu eigen machen würde, daß die 35-
    Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich der richtige Weg ist, würde ihre Konkurrenzposition am Weltmarkt verlieren. Sie wäre arbeitnehmerfeindlich.

    (Zurufe von der SPD)

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)