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ID1006000800

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    Plenarprotokoll 10/60 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 60. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 Inhalt: Verzicht des Abg. Schröder (Lüneburg) auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 4229A Eintritt der Abg. Frau Dempwolf in den Deutschen Bundestag 4229 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Verlauf des EG-Gipfels in Brüssel Dr. Kohl, Bundeskanzler 4229 B Dr. Vogel SPD 4233 B Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 4237 C Frau Kelly GRÜNE 4242 A Genscher FDP 4244 D Beratung des Agrarberichts 1984 der Bundesregierung — Drucksachen 10/980, 10/981 — Kiechle, Bundesminister BML 4267 B Vizepräsident Westphal 4276 A Fragestunde — Drucksache 10/1171 vom 23. März 1984 — Verhinderung des Kaufs und Verkaufs von Ausbildungsplätzen MdlAnfr 6, 7 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Jannsen GRÜNE Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . 4248 A, B, C, D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 4248B, D Blutspendenaufkommen und Organisation des Blutspendenwesens der Bundeswehr MdlAnfr 9, 10 23.03.84 Drs 10/1171 Pauli SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 4248D, 4249 B, C, D, 4250A, B ZusFr Pauli SPD 4249 A, B, 4250 A ZusFr Frau Weyel SPD 4249C, 4250 B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD . . . 4249C, 4250 B ZusFr Berger CDU/CSU 4249 D Ausweisung des Ortes Wüschheim im Hunsrück als Operationsbasis für Cruise Missiles in Protokollen des US-Repräsentantenhauses MdlAnfr 11 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Nickels GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 4250 C, D, 4251A, B ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4250C, D ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 4251A ZusFr Horacek GRÜNE 4251A ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . 4251 A Ergebnis der Erörterung der neuen amerikanischen Heeresdienstvorschrift „Field Manual 100/5" in einer Sitzung der NATO-Verteidigungsminister MdlAnfr 12 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Scheer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 4251 B, C, D, 4252A ZusFr Dr. Scheer SPD 4251 C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 ZusFr Bahr SPD 4251 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 4252 A Gewährung von Hilfe zum Lebensunterhalt für Teilnehmer an Umschulungs- oder Fortbildungsmaßnahmen der Arbeitsverwaltung MdlAnfr 17, 18 23.03.84 Drs 10/1171 Delorme SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4252 A, C, D ZusFr Delorme SPD 4252 B, C ZusFr Frau Weyel SPD 4252 C Schutz der Verbraucher vor Frischmilch mit HCH-Rückständen; Verhinderung des Angebots als H- oder Trockenmilch MdlAnfr 20, 21 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4253 A, B, C, D, 4254 A, B, C, D, 4255 A ZusFr Frau Weyel SPD 4253C, D ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . 4254 A, B ZusFr Kastning SPD 4254B, C ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 4254 C ZusFr Werner CDU/CSU 4254 D Wasserdampfverfahren als Alternative zur Begasung oder Bestrahlung von Gewürzen; Deklarationsmerkmale angeblich für den Export bestrahlter Lebensmittel MdlAnfr 26, 27 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Dr. Vollmer GRÜNE Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4255 B, C, 4256 A, B, C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE 4255 B, C, 4256 A ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4256 B ZusFr Horacek GRÜNE 4256 C ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . 4256 C Differenz zwischen den über die Krankenkasse abgerechneten und den an das Statistische Bundesamt gemeldeten Schwangerschaftsabbrüchen MdlAnfr 28, 29 23.03.84 Drs 10/1171 Werner CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 4256D, 4257 A, B, C, D, 4258 A, B, C, D ZusFr Werner CDU/CSU 4256 D, 4257 D ZusFr Pfeffermann CDU/CSU . 4257A, 4258 C ZusFr Frau Weyel SPD 4257A, 4258 A ZusFr Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 4257B, 4258 B ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4258 B ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 4258 C ZusFr Frau Nickels GRÜNE 4258 D Gebührenerhöhung der Technischen Überwachungsvereine MdlAnfr 32 23.03.84 Drs 10/1171 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 4259 A, B ZusFr Schmidbauer CDU/CSU 4259 B Beantragung einer Anhebung der Behördengebühren durch die Bundesländer MdlAnfr 33 23.03.84 Drs 10/1171 Schmidbauer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 4259 B, C ZusFr Hornung CDU/CSU 4259 C Handel mit nicht in den Verkauf gekommenen Olympia-Briefmarken 1980 MdlAnfr 39, 40 23.03.84 Drs 10/1171 Pfeffermann CDU/CSU Antw PStSekr Rawe BMP . . 4259D, 4260 A, C, D, 4261 A, B ZusFr Pfeffermann CDU/CSU . . 4260 A, B, C, D ZusFr Becker (Nienberge) SPD 4261A ZusFr Kastning SPD 4261 B Verwirklichung des amerikanischen „Master-Restationing-Plan" (MRP); Einbringung der ÖTV-Forderungen auf arbeitsrechtliche Besserstellung der Arbeitnehmer bei den US-Streitkräften MdlAnfr 56, 57 23.03.84 Drs 10/1171 Stiegler SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4261 C, D, 4262A, B ZusFr Stiegler SPD 4261 C, D, 4262A, B Änderung der 1976 erlassenen „Grundsätze über die Gewährung von Ausgleichszahlungen des Bundes an Gemeinden" nach Art. 106 Abs. 8 GG als Folge von Grundsteuermindereinnahmen MdlAnfr 58, 59 23.03.84 Drs 10/1171 Weiß CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 4262 B, D, 4263A ZusFr Weiß CDU/CSU 4262 D ZusFr Stiegler SPD 4263 A Verhinderung von Massenentlassungen bei den zum bundeseigenen Salzgitterkonzern gehörenden Howaldtswerken-Deutsche Werft MdlAnfr 60 23.03.84 Drs 10/1171 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4263 B, C ZusFr Gansel SPD 4263B, C ZusFr Pfuhl SPD 4263 C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 III Verzicht auf Einzelnachweise bei der steuerlichen Behandlung der Kinderbetreuungskosten; Auslegung der Begriffe „Beaufsichtigung" und „Betreuung" MdlAnfr 61, 62 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Huber SPD Antw PStSekr Dr. Voss BMF 4263D, 4264 A, B, C, D ZusFr Frau Huber SPD 4264 A, B, C, D Bindung der gaststättenrechtlichen Erlaubnis an die Abgabe mindestens eines alkoholfreien Getränkes unter dem Preis alkoholischer Getränke aus Gründen des Jugendschutzes MdlAnfr 65 23.03.84 Drs 10/1171 Rapp (Göppingen) SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 4265 A, C, D, 4266A ZusFr Rapp (Göppingen) SPD . . . . 4265B, C ZusFr Grünbeck FDP 4265 C ZusFr Pfuhl SPD 4265 D ZusFr Gansel SPD 4265 D Erteilung einer Exporterlaubnis für U-Boote nach Chile vor der Beschlußfassung des Bundestages über die Chile-Resolution MdlAnfr 71 23.03.84 Drs 10/1171 Gansel SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 4266B, D ZusFr Gansel SPD 4266C, D Nächste Sitzung 4276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4277*A Anlage 2 Berufung und Zusammensetzung einer Zulassungs- und Aufbereitungs-Kommission „Organtherapeutische Therapierichtung und Stoffgruppe" sowie Existenz und Arbeitsergebnisse anderer Kommissionen nach dem Arzneimittelgesetz MdlAnfr 22, 23 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4277* B Anlage 3 Verbot der Verwendung von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat in Wein; Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland; Verwendung geeigneter Trauben und Moste für die Herstellung von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat aus vorhandenen Anpflanzungen MdlAnfr 24, 25 23.03.84 Drs 10/1171 Frau Will-Feld CDU/CSU SchrAntw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 4277* D Anlage 4 Reduzierung des Eisenbahnpersonenverkehrs in der Region Ingolstadt, insbesondere Streichung des IC-Haltepunkts MdlAnfr 34, 35 23.03.84 Drs 10/1171 Seehofer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . 4278* B Anlage 5 Glasfaserverkabelung in Schleswig-Holstein MdlAnfr 38 23.03.84 Drs 10/1171 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Rawe BMP 4278* C Anlage 6 Verzögerung der Abschiebung von Asylbewerbern durch Folgeanträge im Sinne des Asylverfahrensgesetzes MdlAnfr 48, 49 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Hirsch FDP SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 4278* D Anlage 7 Belastung der Bundesbeamten durch Anpassung von Beihilfevorschriften an Landesregelungen MdlAnfr 50, 51 23.03.84 Drs 10/1171 Austermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 4279* B Anlage 8 Neugestaltung der steuerlichen Wohnungseigentums-Förderung und künftige steuerliche Behandlung von selbstgenutztem Wohnungseigentum MdlAnfr 53, 54 23.03.84 Drs 10/1171 Dr. Sperling SPD SchrAntw PStSekr Dr. Voss BMF . . . . 4279* C Anlage 9 Lieferung deutscher Hubschrauber, Panzertransporter und Flugabwehrraketen direkt oder über Drittländer an den Irak MdlAnfr 70 23.03.84 Drs 10/1171 Bindig SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 4280* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 4229 60. Sitzung Bonn, den 28. März 1984 Beginn: 8.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 30. 3. Breuer 28. 3. Brosi 30. 3. Dr. von Bülow 29. 3. Dr. Bugl 28. 3. Buschbom 30. 3. Curdt 30. 3. Dr. Ehrenberg 28. 3. Engelsberger 30. 3. Frau Fischer 30. 3. Dr. Hackel* 28. 3. Herterich 28. 3. Klein (München) 28. 3. Krizsan 29. 3. Liedtke 28. 3. Frau Dr. Martiny-Glotz 29. 3. Dr. Müller* 30. 3. Niegel 30. 3. Offergeld 30. 3. Porzner 30. 3. Schemken 28. 3. Schmidt (Hamburg) 30. 3. Schmidt (München) * 28. 3. Schmidt (Wattenscheid) 30. 3. Dr. Stark (Nürtingen) 30. 3. Dr. Warnke 30. 3. Weiskirch (Olpe) 30. 3. Wischnewski 30. 3. Dr. Zimmermann 30. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Drucksache 10/1171 Fragen 22 und 23): Wird die Bundesregierung entsprechend dem Arzneimittelgesetz eine Zulassungs- und Aufbereitungskommission für den humanmedizinischen Bereich „Organtherapeutische Therapierichtung und Stoffgruppe" berufen, und wie wird diese zusammengesetzt? Welche anderen Zulassungs- und Aufbereitungskommissionen nach dem Arzneimittelgesetz wurden bisher berufen, und wie beurteilt die Bundesregierung die Ergebnisse der Arbeit dieser Kommissionen? Zu Frage 22: Es ist nicht beabsichtigt, die bereits berufenen fünfzehn Kommissionen um weitere zu ergänzen. Die Zulassung und Aufbereitung von Arzneimitteln, die aus Organen gewonnen werden, sollten zweckmäßigerweise entsprechend ihren Anwendungsgebieten den bereits berufenen Zulassungs- und Aufbereitungskommissionen zugeordnet werden. Bei der Behandlung von Organpräparaten können sich Anlagen zum Stenographischen Bericht diese Kommissionen besonderer Schverständiger bedienen. Zu Frage 23: Im humanmedizinischen Bereich existieren eine Kommission für die Zulassung bisher unbekannter Arzneimittel und ein gestrafftes System von zehn Aufbereitungskommissionen für bekannte Arzneimittel, gegliedert nach Großgruppen der Anwendungsgebiete. Hinzu treten die Kommissionen für die Arzneimittel der Homöopathie, Anthroposophie und Phytotherapie die gleichzeitig die Zulassungsund Aufbereitungsaufgaben wahrnehmen. Eine Kommission betreut die Arzneimittel zur Anwendung bei Tieren. Einzelheiten sind den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger vom 13. April 1977 und 22. April 1982, die ich Ihnen gern zugänglich machen werde, zu entnehmen. Die Bundesregierung ist im übrigen in ihrem Bericht über Erfahrungen mit dem Arzneimittelgesetz (BT-Drucksache 9/1355) umfassend auf die Arbeit der Zulassungs- und Aufbereitungskommissionen eingegangen. Ich kann mich daher hier auf grundsätzliche Feststellungen beschränken, daß sich die Beteiligung des in den Kommissionen versammelten Sachverstandes positiv auf das Zulassungsverfahren ausgewirkt hat. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Frau Karwatzki auf die Fragen der Abgeordneten Frau Will-Feld (CDU/ CSU) (Drucksache 10/1171 Fragen 24 und 25): Wird die Bundesregierung bei den weiteren Verhandlungen in Brüssel die Beschlußempfehlung des Bundesrates zum Einsatz von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat (RTK) (BR-Drucksache 543/83) vom 24. Februar 1984 dahin gehend aufnehmen, daß die Ersetzung des Zuckers durch rektifiziertes Traubenmostkonzentrat abgelehnt wird, und kann die Bundesregierung bestätigen, daß bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen des Verbots der Verwendung von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat in Wein aus den Weinbaugebieten der Bundesrepublik Deutschland anhängig ist? Welche Folgerungen zieht die Bundesregierung aus der Beschlußempfehlung des Bundesrates zum Einsatz von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat (RTK) (BR-Drucksache 543/83), und hat sie bereits Vorstellungen, wie kontrolliert werden soll, daß für die Herstellung von RTK nur geeignete Trauben und Moste aus vorhandenen Anpflanzungen verwendet werden? Zu Frage 24: Wie ich Ihnen schon in meinem Schreiben vom 30. Dezember 1983 erklärt habe, hat die Bundesregierung ein Verbot der Saccharose als Anreicherungsmittel von Anfang an abgelehnt. Sie hat deshalb auch den Vorschlag der Kommission, dies in der Verordnung (EWG) Nr. 337/79 ab 16. März 1989 vorzuschreiben, die Zustimmung versagt. Im selben Schreiben habe ich Ihnen auch mitgeteilt, daß die EG-Kommission wegen des im Weinge- 4278* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 setz enthaltenen Verbots, RTK zur Anreicherung von Landwein und von Qualitätswein zu verwenden, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitet hat. In diesem Verfahren hat die Kommission am 23. Februar 1984 die mit Gründen versehene Stellungnahme abgegeben, die nach Artikel 169 des EWG-Vertrags Voraussetzung für die Klageerhebung zum Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften ist. Zu Frage 25: Nach dem geltenden Gemeinschaftsrecht bleibt Saccharose wie bisher als Anreicherungsmittel zulässig. Die Bundesregierung geht daher davon aus, daß die Weinwirtschaft weiterhin von diesem ihr vertrauten und in der Anwendung problemlosen Stoff gebrauch machen wird. Gleichwohl hat die Bundesregierung in Brüssel darauf gedrängt, daß in der Gemeinschaft strenge Kontrollmaßnahmen zur Überwachung der Produktion und des Transports von RTK wie auch seiner Anwendung geschaffen werden. Hierzu ist durch Änderung der einschlägigen Gemeinschaftsvorschriften die Beförderung mit Begleitdokument in gekennzeichneten Normbehältnissen mit einem fälschungssicheren Verschluß bis zum Anwender vorgesehen. Dieser hat dann die Verwendung in seiner Weinbuchführung abzuschreiben. Der Entwicklung praxisgerechter Nachweismethoden für Saccharose und RTK wird die Bundesregierung auch künftig besondere Aufmerksamkeit widmen. Die geschmackliche Neutralität von RTK ist bei Einhaltung der gemeinschaftlichen Begriffsbestimmung gewährleistet. Daß keine Rebflächen zum Zwecke der RTK-Produktion angelegt werden dürfen, ist der übereinstimmende Wille aller Mitgliedstaaten. Die Kontrolle hierüber obliegt den Überwachungsorganen der Erzeugermitgliedstaaten. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Seehofer (CDU/CSU) (Drucksache 10/1171 Fragen 34 und 35): Plant die Deutsche Bundesbahn in der Region Ingolstadt eine Reduzierung ihres Angebots auf der Schiene oder gar Streckenstillegungen? Trifft es zu, daß zukünftig IC-Züge nicht mehr über Ingolstadt geführt werden und dafür mehr D-Züge eingesetzt werden sollen? Zu Frage 34: Ich beantworte Ihre Frage mit nein. Zu Frage 35: Zum Jahresfahrplan 1984/85 (Beginn 3. Juni 1984) wird nach Mitteilung der zuständigen Deutschen Bundesbahn keine grundsätzliche Änderung der Bedienung von Ingolstadt durch Fernzüge vorgenommen. Künftig werden lediglich bei den IC-Zügen IC 583 (Bremen—München) statt IC 581 (Hamburg—München) und bei den D-Zügen FD 723 (Dortmund—Berchtesgaden) statt D 883 (Rheine—München) in Ingolstadt halten. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rawe auf die Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Drucksache 10/1171 Frage 38): Wann soll nach den Plänen der Bundesregierung mit der Glasfaserverkabelung in Schleswig-Holstein begonnen werden, und teilt die Bundesregierung meine Auffassung, daß für dieses Bundesland wegen seiner Randlage neue Dienste der Telekommunikation genauso wichtig wie überregionale Verkehrsanbindungen sind? Die Deutsche Bundespost beabsichtigt, zum frühest möglichen Zeitpunkt mit dem nachfrage- und rentabilitätsorientierten Ausbau eines langfristig einzurichtenden Glasfasernetzes für neue Breitbanddienste der Individualkommunikation zu beginnen. Bis zur Realisierung optischer Übertragungen in der Ortsebene sind aber noch eine Reihe technischer und wirtschaftlicher Fragen zu klären, so daß mit einer Diensteinführung auf der Basis optischer Nachrichtentechnik erst zu Beginn des nächsten Jahrzehnts zu rechnen ist. Es ist selbstverständlich, daß beim Ausbau der Netze zur gegebenen Zeit auch die Interessen des Landes Schleswig-Holstein und seine besondere geographische Situation berücksichtigt werden. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hirsch (FDP) (Drucksache 10/1171 Fragen 48 und 49): In wie vielen Fällen wurden 1982 und 1983 von Asylbewerbern sogenannte „Folgeanträge" im Sinne des Asylverfahrensgesetzes gestellt? In wie vielen Fällen blieben diese Anträge erfolglos, und haben sie zu einer merklichen Verzögerung der Abschiebung von Asylbewerbern geführt? Zu Frage 48: Das Asylverfahrensgesetz unterscheidet zwischen beachtlichen und unbeachtlichen Folgeanträgen. Nach dem Asylverfahrensgesetz werden dem Bundesamt nur beachtliche Folgeanträge zur Entscheidung zugeleitet. Eine Erfassung dieser Anträge erfolgt erst seit dem 1. Januar 1983. Im Jahre 1983 sind 1 581 beachtliche Folgeanträge an das Bundesamt weitergeleitet worden. Nach dem Asylverfahrensgesetz entscheiden über unbeachtliche Folgeanträge die Ausländerbehörden in eigener Zuständigkeit. Das Bundesamt erhält von diesen unbeachtlichen Folgeanträgen nur Kenntnis, soweit sie ihm von den Ausländerbehörden gemeldet werden. Im Jahre 1983 sind dem Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 4279* Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge insgesamt 2 449 unbeachtliche Folgeanträge gemeldet worden. Es ist aber davon auszugehen, daß die tatsächliche Zahl der unbeachtlichen Folgeanträge erheblich höher ist. Da auch die Länder unbeachtliche Asylanträge im allgemeinen nicht zentral erfassen, vermag die Bundesregierung die genaue Zahl dieser Anträge nicht anzugeben. Zu Frage 49: Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, das nur über beachtliche Folgeanträge zu entscheiden hat, behandelt diese Anträge wie Erstanträge. Die Entscheidungen darüber werden deshalb auch nicht gesondert erfaßt. Die Bundesregierung kann somit nicht beantworten, in wie vielen Fällen beachtliche Folgeanträge erfolglos geblieben sind. Unbeachtliche Folgeanträge verzögern die Abschiebung von Asylbewerbern, da gegen die Abschiebungsandrohung das Verwaltungsgericht regelmäßig angerufen und vorläufiger Rechtsschutz nach § 80 Abs. 5 der Verwaltungsgerichtsordnung beantragt wird. Nicht selten stellen Ausländer einen zweiten und dritten Folgeantrag, um die Durchsetzung ihrer Ausreisepflicht zu verzögern. Die Ausländerbehörden sollen hierdurch vorgesehene Verfahren immer von neuem einleiten, um durch Rechtsbehelfeinlegung den Vollzug der Abschiebung hinauszuschieben. In diesen Fällen wird die Abschiebung nicht selten erheblich verzögert. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 10/1171 Fragen 50 und 51): Zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Zielsetzung beabsichtigt die Bundesregierung, neue Beihilfevorschriften zu verabschieden? Ist dabei insbesondere zu erwarten, daß durch Anpassung an die Regelungen einzelner Bundesländer eine zusätzliche Belastung der Beamten des Bundes zu besorgen ist? Ziel der in Abstimmung mit den Ländern erarbeiteten Neuordnung des Beihilferechts des Bundes ist die dringend gebotene Rechts- und Verwaltungsvereinfachung, die erforderliche Vereinheitlichung dieses Rechtsgebietes, aber auch die ebenso notwendige Beseitigung von Fehlentwicklungen. Dadurch wird gleichzeitig ein Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen geleistet. Diese Zielsetzung würde gefährdet, wenn in der Neuordnung Regelungen vorgesehen würden, die mit den Grundsätzen beamtenrechtlicher Krankenfürsorge unvereinbar sind und deswegen von den Ländern nicht mitgetragen würden. Der Bundesminister des Innern, der nach § 200 des Bundesbeamtengesetzes für den Erlaß der Beihilfevorschriften zuständig ist, wird daher Regelungen einzelner Bundesländer nicht in die Neuordnung aufnehmen, die zu zusätzlichen Belastungen führen. Nach seiner Auffassung ist durch die bereits erbrachten Sparbeiträge die Belastungsgrenze der Beamten und Versorgungsempfänger erreicht. Über den Zeitpunkt des Inkrafttretens der Neuordnung ist eine abschließende Entscheidung noch nicht ergangen, sie wird in Kürze getroffen werden. Es ist jedoch gewährleistet, daß zwischen Verkündung und Inkrafttreten eine ausreichende Anpassungsfrist von etwa 6 Monaten vorgesehen wird. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Voss auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Sperling (SPD) (Drucksache 10/1171 Fragen 53 und 54): Treffen Meldungen zu, daß die Bundesregierung bei der Neugestaltung der steuerlichen Wohneigentums-Förderung von einem umschichtbaren Finanzvolumen von 7,2 Milliarden DM ausgeht? Ist es zutreffend, daß die Bundesregierung davon ausgeht, daß selbstgenutztes Wohneigentum steuerlich künftig prinzipiell wie ein Konsumgut behandelt werden soll? Über die langfristigen Perspektiven der Wohnungsbauförderung, insbesondere über die Neugestaltung der steuerlichen Regelungen für das selbstgenutzte Wohneigentum nach Auslaufen der Ende 1982 beschlossenen, zeitlich befristeten Maßnahmen hat am 14. Februar 1984 ein erstes Gespräch zwischen den Ministern Dr. Stoltenberg und Dr. Schneider stattgefunden. Fachbeamte des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und des Bundesministeriums der Finanzen prüfen derzeit verschiedene mögliche Elemente und Formen einer Neuregelung der steuerlichen Behandlung des Wohneigentums im Hinblick auf ihre finanziellen Auswirkungen, die damit verbundenen steuerlichen Aspekte und ihre wohnungspolitische Wirksamkeit. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Zu Einzelfragen, zum Beispiel ob selbstgenutztes Wohneigentum zukünftig als Konsum- oder Investitionsgut behandelt wird, kann ich deshalb zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme abgeben. Die Bundesregierung wird, wie ich Ihnen bereits am 25. Januar 1984 mitgeteilt habe, zu gegebener Zeit das Ergebnis ihrer Prüfung mitteilen und einen Lösungsvorschlag unterbreiten, der den in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 4. Mai 1983 formulierten Zielen entspricht, daß viele Bürger Wohneigentum erwerben können, steuerliche Verzerrungen beseitigt und familienfreundliche Lösungen angestrebt werden. 4280* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1984 Es wird angestrebt, vor der Sommerpause eine Kabinettvorlage zu erarbeiten, aus der sich die neuen Rahmenbedingungen ergeben. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Bindig (SPD) (Drucksache 10/1171 Frage 70): Treffen Angaben von „sipri" zu, wonach Hubschrauber des Typs BO-105 — direkt und über Drittländer — sowie Panzertransporter und Roland-Flugabwehrraketen über die deutsch-französische Firma Euromissile an den Irak geliefert werden, und hat die Bundesregierung hierfür die gesetzlich vorgeschriebenen Ausfuhrgenehmigungen erteilt? Der Export der militärischen Version des Hubschraubers BO 105 ist nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz genehmigungspflichtig; Genehmigungen für den Export solcher Hubschrauber direkt oder über Drittländer in den Irak sind nicht erteilt worden. Dagegen ist der Export von zehn zivilen Hubschraubern in den Irak im Jahre 1978 nach dem Außenwirtschaftsgesetz genehmigt worden. Genehmigungen für den Export speziell für Panzertransporte konstruierter Fahrzeuge aus der Bundesrepublik Deutschland direkt oder über Drittländer in den Irak sind ebenfalls nicht erteilt worden. Nicht auszuschließen ist, daß zivile Hubschrauber des Typs BO 105, die nicht mit genehmigungspflichtigen Navigationsgeräten ausgestattet sind, und Fahrzeuge, die nicht für militärische Zwecke besonders konstruiert sind, wie z. B. Zugmaschinen, Tieflader oder handelsübliche Lastkraftwagen, für deren Export es daher keiner Genehmigung bedarf, in den Irak geliefert worden sind. Die Firma Euro-Missile exportiert die im Rahmen einer Gemeinschaftsproduktion hergestellten Roland-Flugabwehrraketen in eigener Verantwortung und im Rahmen der französischen Exportregelungen für Rüstungsgüter.
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    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Dazu gehört eine Verlagerung der Schwerpunkte im europäischen Haushalt.

    (Eigen [CDU/CSU]: Wenn man nichts weiß, kann man auch keine Fragen beantworten!)

    Solange 70 % der europäischen Mittel in den Agrarsektor, aber nur knapp 20 % in den eben genannten Bereich fließen, wird sich die Situation nicht ändern. Die beabsichtigte Begrenzung des weiteren Anstiegs der Agrarkosten bewirkt j a nur, daß sich dieses Verhältnis nicht noch weiter verschlechtert.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wie wollen wir eigentlich den Stahlarbeitern an der Ruhr und an der Saar oder den Werftarbeitern an der Küste klarmachen, daß Europa eine gute Sache ist, wenn die europäischen Regierungschefs über die Nöte der Landwirtschaft viele Tage, wenn nicht Wochen, über ihre Nöte auf dem Gipfel aber allenfalls am Rande verhandeln und reden können?

    (Beifall bei der SPD) Das kann und darf nicht so bleiben.

    In diesen Zusammenhang gehört eine weitere Forderung: die Forderung, daß die Bundesregierung der Öffentlichkeit klipp und klar sagt, welche finanziellen Lasten die Bundesrepublik für die Rettung der Gemeinschaft zusätzlich auf sich nehmen soll. In dem geschriebenen Text Ihrer Regierungserklärung, Herr Bundeskanzler, sind Sie auf diese Frage nicht eingegangen. Sie haben mündlich einige Zahlen genannt. Ich werde mich mit den Zahlen noch auseinandersetzen. Wir wissen, daß es solche finanziellen Lasten geben wird. Wir wissen auch, daß sie in einem gewissen Umfang unvermeidlich sind. Aber wir wollen Klarheit über das Ausmaß dieser Lasten und auch darüber, warum sie in dieser Höhe von Ihnen für zwingend gehalten werden.
    Herr Bundeskanzler, Sie haben doch noch vor wenigen Wochen einem Beschluß des Bundestages, det für jede Erhöhung unserer Beiträge strenge Bedingungen vorsah, zugestimmt und ihn begrüßt. Diese Bedingungen sind — wenn Sie die damaligen Texte nachlesen — nicht erfüllt. Sie haben sich für diesen Beschluß ausdrücklich bedankt. Heute war davon keine Rede.
    Nach den bisher bekanntgewordenen internen Berechnungen fehlen selbst bei Berücksichtigung des Agrarkompromisses schon in diesem Jahr 5 Milliarden DM im EG-Haushalt. Das belastet uns schon auf Grund dieses Sachverhalts mit 1,5 Milliarden DM. Die Erhöhung der Eigenmittel der Gemeinschaft belastet uns ab 1986 mit jährlich 4 Milliarden DM und ab 1. Januar 1988 mit jährlich 6 Milliarden DM. Ihre Erklärung, daß diese Erhöhungen nicht in Anspruch genommen würden, ist allenfalls eine Hoffnung, aber keine Grundlage, auf der die mittelfristige Finanzplanung aufbauen kann.

    (Beifall bei der SPD)

    Außerdem, Herr Bundeskanzler, sind doch erhebliche nationale Ausgleichsleistungen auf dem Weg über die Vorsteuerpauschale im Agrarbereich vor-



    Dr. Vogel
    gesehen. Diese Ausgleichsleistungen werden vorsichtig mit etwa 2 Milliarden DM veranschlagt.
    Wir kommen auf Grund unserer vorläufigen Berechnungen zu dem Ergebnis, daß wir in den nächsten fünf Jahren im Haushalt und in der mittelfristigen Finanzplanung bisher nicht vorgesehene Mehraufwendungen von rund 30 Milliarden DM auf uns zukommen sehen. Das sind gewaltige Summen: das sind 12 % des Bundeshaushalts 1984. Selbst wenn Ihre Zahl stimmen sollte, Herr Bundeskanzler, 18 Milliarden DM, dann sind das immerhin noch 6 bis 7 % des Jahreshaushalts 1984. Ich nenne die Prozentzahl nur, um die Größe des Problems deutlich zu machen, und ich erinnere daran, wie wir hier um ein Zehntelprozent der Jahreshaushaltssumme miteinander gerungen haben. Deswegen meine Bitte und meine Aufforderung, uns nicht nur in einer eingeschobenen mündlichen Ergänzung, sondern in einer sorgfältigen Darstellung des Zahlenwerkes Klarheit zu verschaffen. Das darf nicht im Zwielicht bleiben.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie müssen uns auch sagen, wer diese Summen aufbringen soll. Der Absicht, auch diese enormen Summen wieder durch Kürzungen und neue Belastungen der Schwächeren, der breiten Schichten des Volkes zu finanzieren, werden wir Sozialdemokraten entschiedenen Widerstand entgegensetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Damit dies ganz klar wird: Solange Sie nicht eine wirkliche Ergänzungsabgabe einführen, solange Sie sich in der Lage sehen, die Vermögenssteuer zu senken, solange Sie mit den Steuerprivilegien derer nicht Schluß machen, die noch immer, und zwar entgegen dem Rat Ihrer eigenen Fachleute, aus den Abschreibungs- und Verlustgesellschaften Vorteile ziehen, so lange werden wir auch im Zusammenhang mit Europa zu jeder weiteren Kürzung und zu jeder weiteren Belastung zum Nachteil der breiten Schichten unseres Volkes nein sagen.

    (Beifall bei der SPD)

    Außerdem hört man von Absichten, an den nationalen Ausgleichsleistungen im Agrarbereich die Bundesländer in erheblichem Umfang zu beteiligen. Ich kann auf diesen Punkt nur hinweisen und vor dieser Absicht warnen.

    (Mehrere Abgeordnete der Regierungsfraktionen sprechen an der Regierungsbank mit Bundeskanzler Dr. Kohl — Glocke des Präsidenten)

    — Herr Präsident, ich habe gar nichts dagegen,
    wenn auf Grund meiner Anregungen hier eine intensivere Beratung dieser Probleme schon jetzt in der Bundesregierung stattfindet.

    (Beifall bei der SPD)

    Dies ist ein gutes Beispiel, wie Opposition und Regierung in gutem demokratischem Stil zusammenwirken, und zwar im gleichen Saale.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sagte, es ist wichtig, den Menschen Hoffnung zu geben, ihnen deutlich zu machen, daß die Einigung Europas eine realistische Perspektive ist, daß dazu auch eine gemeinsame Umweltschutzpolitik, eine verstärkte politische Zusammenarbeit, eine europäische Sicherheitspolitik im Rahmen des Atlantischen Bündnisses und — daran halten wir fest — schließlich die Europäische Union, j a die Vereinigten Staaten von Europa gehören.

    (Beifall bei der SPD)

    Dazu — und das sage ich in alle Richtungen — gehören nicht nur Reden, dazu gehören Taten. Sonst werden die nächsten europäischen Wahlen ein Fiasko — nicht für einzelne Parteien, sondern ein Fiasko für Europa.

    (Beifall bei der SPD)

    Drei konkrete Fortschritte erscheinen besonders dringlich.
    Erstens. Die Rechte des Europäischen Parlaments müssen gestärkt werden.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Europas Bürger werden nicht auf Dauer Abgeordnete in ein Parlament wählen, das immer wieder von den nationalen Regierungen und der Brüsseler Bürokratie blockiert wird.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Die Bürokratie in Brüssel muß endlich vom Europäischen Parlament abhängig sein, nicht — wie bisher — umgekehrt.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Außerdem — ich glaube, darüber können wir sogar einen allgemeinen Konsens erzielen —: In den meisten streitigen Fragen hat das Parlament klügere und mutigere Entscheidungen getroffen als die Ministerräte oder die Bürokratie.

    (Zuruf des Abg. Cronenberg [Arnsberg] [FDP])

    Nur mit Hilfe eines starken Parlaments kann die Verkrustung aufgebrochen werden, an der Europa in diesen Monaten zu ersticken droht.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der FDP)

    Zweitens. Auf dem Wege zu einer europäischen Währung muß ein weiterer Schritt getan werden. Helmut Schmidt und Giscard d'Estaing haben 1979 mit der Schaffung des Europäischen Währungssystems einen Anfang gemacht. Wir dürfen dabei nicht stehenbleiben. Die Zeit ist reif für eine Wiederaufnahme der Pläne, das EWS, das Europäische Währungssystem, stufenweise zu einer Europäi-



    Dr. Vogel
    schen Währungsunion mit Zentralbank und voller europäischer Währungseinheit fortzuentwickeln.
    Drittens. Die jüngsten Vorgänge an den inneren Grenzen der Gemeinschaft waren für Europa — man kann das nicht anders ausdrücken — eine Schande. Die inzwischen von den Verkehrsministern vorgeschlagenen Abhilfemaßnahmen sind nach unserem Urteil unzulänglich. Sie packen das Übel nicht an der Wurzel. Wir fordern deshalb erneut die völlige Beseitigung der Grenzkontrollen an den Binnengrenzen der Gemeinschaft.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie Abgeordneten der CDU/CSU)

    Was zwischen Belgien, Holland und Luxemburg seit Jahr und Tag selbstverständlich ist und sich bewährt hat, das muß doch auch zwischen Frankreich und Deutschland oder Deutschland und Dänemark und an den anderen Binnengrenzen möglich sein. Auch für den Gütertransitverkehr von Deutschland durch Österreich nach Italien müssen bessere Lösungen gefunden werden. Wenn entsprechend unseren Forderungen die Binnenkontrollen innerhalb der Gemeinschaft verschwinden, bleibt nur das Transitproblem, und ich bin sicher, unsere österreichischen Nachbarn werden dieses Problem so zügig und einfach wie nur möglich bewältigen.
    Herr Bundeskanzler, meine Damen und Herren, es ist doch ein Tatbestand, der zu denken gibt, daß ein deutscher Bundeskanzler innerhalb von wenigen Wochen die Abwicklung des Gütertransits von Berlin nach Westdeutschland rühmt und günstig beurteilt und gleichzeitig den Transit von München nach Mailand mit kritischen Kommentaren bedenken muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Gedanke an Europa hat auch in unserem Lande die Menschen einmal begeistert. Ich fürchte, das ist lange her. Seit geraumer Zeit greift Frustration um sich, macht sich Enttäuschung, macht sich Europamüdigkeit breit. Und in der Tat, der Unmut, die Verdrossenheit über die Regierungen ist groß. Noch haben sie eine Chance, diesen Unmut bis zum Tag der Europawahl zu wenden, noch kann die Krise überwunden, noch kann Europa wieder zu einem Begriff der Hoffnung werden. Wir Sozialdemokraten wünschen nicht, daß Sie an dieser Aufgabe scheitern, wir wünschen, daß Sie diese Aufgabe meistern.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir sind keine Anhänger der Sonthofener Katastrophenphilosophie, derzufolge die Opposition darauf setzen soll,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    daß alles immer noch viel schlechter und schlimmer wird. Wir wünschen im Gegenteil, daß es Ihnen, daß es allen politischen Kräften unseres Landes gelingt, zusammen mit denen, die in Europa guten Willens sind, diese Aufgabe in den nächsten Wochen zu meistern.

    (Beifall bei der SPD)

    Scheitern Sie aber, dann wird die Wahl am 17. Juni zu einer Protestwahl werden, zum Protest der Völker gegen diejenigen, die nicht fähig oder willens sind, eine große Idee, die noch immer feste Wurzeln in den Herzen der Menschen hat, Wirklichkeit werden zu lassen, die um kleine Vorteile feilschen, die sich nur unter dem Druck des unmittelbar drohenden finanziellen Zusammenbruchs bewegen und selbst dann höchstens im Kreise und nicht von der Stelle kommen. Wir Sozialdemokraten werden uns dann mit diesem Protest solidarisieren, denn es ist nicht nur ein Protest gegen etwas, es ist ein Protest für etwas: Es ist ein Protest für Europa!

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Frau Abgeordnete Dr. Hellwig.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Renate Hellwig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Vogel, nur einen vorläufigen Satz zu Ihrer Rede: Der zweite Teil war für Europa, der erste Teil leider nicht. Aber ich gehe darauf noch im näheren ein.
    Die Bürger sehen und hören seit Monaten, ja, seit Jahren nur von Streit und Arger. Zum Stichwort Europa fällt dem Bundesbürger nur ein: Butterberg, Milchsee, Vernichtung von Nahrungsmitteln, Unzufriedenheit der Bauern, Frau Thatcher will ihr Geld zurück, und jetzt von Ihnen auch wieder, Herr Vogel: Wir Deutschen zahlen und zahlen. Jetzt kommt noch das Nichtergebnis in Brüssel hinzu. Dennoch ist die ganz überwiegende Mehrheit unserer Bürger nach wie vor der Meinung, daß unsere wirtschaftliche Entwicklung, unser politisches Gewicht ohne Europa nicht zu wahren sind. Aber die Bürger fragen sich, ob von einer europäischen Zusammenarbeit gesprochen werden kann, wenn wir jedes halbe Jahr aus Fernsehen und Zeitungen von gescheiterten Gipfeln zu hören bekommen.
    Es ist jedoch nicht richtig, vom Scheitern des Brüsseler Gipfels zu sprechen. In fast allen Punkten, in denen man in Athen noch streitig auseinanderging, wurde in Brüssel Einigkeit erzielt. Daß leider noch zwei Punkte offen blieben, hat sicher nicht an der deutschen Bundesregierung gelegen. Bundeskanzler Kohl ist schon in den Vorverhandlungen und auch bei den Verhandlungen selbst in Brüssel den anderen Mitgliedstaaten weit entgegengekommen. Diese echten Vorleistungen der Deutschen haben sehr ansteckend gewirkt. Alle EG-Staaten — um der Gerechtigkeit willen muß es gesagt werden —, auch die Briten, waren im Vorfeld von Brüssel bereit, Abstriche von ihren nationalen Maximalforderungen hinzunehmen. Wichtige Schritte in Richtung Europäische Gemeinschaft wurden dadurch erreicht.
    Ein besonderer Dank gebührt in diesem Zusammenhang Präsident Mitterrand, der in hervorragender Weise den Brüsseler Gipfel vorbereitet hat. Meine Damen und Herren, die CDU/CSU-Fraktion erinnert sich noch sehr gut an die Rede von Präsident Mitterrand hier vor diesem Bundestag. Der Beifall, den er damals bekommen hat, Herr Vogel,



    Frau Dr. Hellwig
    war leider von Ihrer Seite wesentlich geringer als von unserer.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wesentliche Grundlagen für Brüssel wurden bereits in Stuttgart unter der deutschen Präsidentschaft gelegt. Bundeskanzler Kohl hatte das Paket für den Gipfel 1983 in Stuttgart geschnürt. Sie kennen den brisanten Inhalt: Erhöhung der Eigenmittel der EG, Beitritt Spaniens und Portugals, Lösung des Problems der Agrarüberschußproduktion und des Problems des Grenzausgleichs, insbesondere zwischen Frankreich und Deutschland, solidere Haushaltsführung der Europäischen Gemeinschaft und eine Änderung der Beitragsregelung, um die Rückzahlungswünsche der Briten in den Griff zu bekommen. Jetzt geht es darum, diese mühsam erzielten Kompromisse, die unterschriftsreif auf dem Verhandlungstisch liegen, so lange festzuhalten, bis auch noch in den letzten beiden Punkten Einigkeit erzielt ist. Wir dürfen es einfach nicht zulassen, daß diese Kompromisse wieder in Frage gestellt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dabei ist die vorläufig erzielte Einigung auf dem Agrarsektor besonders wichtig. Wir müssen die Agrarüberschüsse in den Griff bekommen. Wenn uns das nicht gelingt, schaden wir vor allem unseren bäuerlichen Familienbetrieben. Die bisher mechanisch geltenden Abnahmegarantien haben doch, sicher ohne es zu wollen, das Entstehen gewerblicher Milchfabriken geradezu gefördert.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    Heute produzieren in der EG von 1,6 Millionen Milchproduzenten 200 000 Großproduzenten 70

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    und die 1,4 Millionen bäuerlichen Betriebe nur 30 % der Milch.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das hat sich wohl in den letzten Jahren entwickelt!)

    Wenn wir jetzt nicht die Mengenbegrenzung für alle Betriebe einführen, dann produzieren morgen 300 000 Großbetriebe 90 % der EG-Milch, wobei gleichzeitig die Überschüsse doppelt so hoch sein werden wie heute. Die Absatzgarantie muß dann mangels Geld in der Kasse zusammenbrechen, und in einem mörderischen Kampf um den Markt können gerade die Kleinen nicht mehr mithalten.
    Herr Vogel, wenn Sie das auch beklagen, dann muß ich hierzu feststellen: Dieses Problem ist seit Jahren bekannt.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Wenn es jetzt besonders teuer kommt — Sie beklagen, daß es so teuer kommt —, dann liegt das nicht zuletzt daran, daß die vorherige Bundesregierung nicht in der Lage war, wenigstens eine Teillösung bei der EG zu erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nach dem übermorgen hoffentlich endgültig festgeschriebenen Kompromiß dürfen die Bauern nach der sogenannten Quotenzuteilung in dem am 1. April beginnenden neuen Wirtschaftsjahr nur 7,5% weniger Milch gegenüber dem Vorjahr produzieren. Der Bundeskanzler hat jedoch zugesagt — ich betone es hier noch einmal für die Fraktion —, daß der zum 1. April vorgesehene gleichzeitige Abbau des sogenannten Grenzausgleichs zwischen Deutschland und Frankreich in Höhe von 2 Milliarden DM aus dem Bundeshaushalt ausgeglichen werden soll, um die Verluste der Bauern in Grenzen zu halten.
    Trotz der gestrigen ergebnislosen Sitzungen des Agrar- und des Außenministerrates ist immer noch die Hoffnung begründet, daß die beiden restlichen Streitpunkte, die irische Milch und der britische Rabatt, in Kürze ausgeräumt werden. Vielleicht ist es ein wenig kühn, jetzt schon das Brüsseler noch nicht erreichte Ergebnis vorwegzunehmen; aber bei näherer nüchterner Betrachtung ist auch die noch offene britische Frage lösbar und wird gelöst werden, weil vor allem gerade Großbritannien selbst weder ein Interesse an einem Ausstieg aus der EG noch an einer weiteren Verschleppung des Stuttgarter Paketes haben kann. An den darin enthaltenen Sparbeschlüssen ist London genauso interessiert wie Bonn. Es sind durchaus hoffnungsvolle Rauchzeichen, die aus der Fraktion der englischen Konservativen zu uns herüberscheinen.
    Für die CDU-CSU-Fraktion möchte ich den Kollegen der konservativen Partei in London versichern, daß England für uns ein hochgeschätzter Partner in der EG ist, den wir nicht verlieren möchten. Wir haben es mit Freude und großer Aufmerksamkeit verfolgt, daß Frau Thatcher und die gesamte konservative Partei im Gegensatz zur Labour Party bei den Unterhauswahlen 1983 ein so eindeutiges Bekenntnis zur Mitgliedschaft in der EG abgegeben haben, daß zu jener Zeit die Stimmung der Briten ganz eindeutig mehrheitlich proeuropäisch war.
    Frau Thatcher selbst hat am 25. Mai 1976 in Ihrer Rede auf dem Bundesparteitag der CDU in Hannover folgendes gesagt:
    Laßt uns erneut mit aller Kraft um die Freiheit ringen. Laßt uns ein Europa bauen, das der Freiheit würdig ist! Und laßt uns eine Erbschaft an unsere Kinder weiterreichen, für die sie mit Freude und Stolz weiter arbeiten können — in einem freien Europa.
    So Frau Thatcher vor der CDU.
    Die CDU/CSU-Fraktion ist ganz zuversichtlich, daß die britische Regierungschefin dieses freie Europa als Erbe für unsere Kinder nicht für 250 Millionen ECU aufs Spiel setzen will.
    Wenn es Frau Thatcher heutzutage schwer hat, auf ihre ursprüngliche, europafreundliche Linie zurückzukehren, so liegt es nicht zuletzt daran, daß die große Labour-Oppositionspartei einen geradezu militanten Anti-Europakurs steuert und mit ihr natürlich alle ihr nahestehenden Zeitungen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Gut, daß es gesagt wird!)




    Frau Dr. Hellwig
    Das können eigentlich nur Sie beeinflussen, meine Damen und Herren von der SPD-Fraktion. Wie wäre es, wenn Sie die freigewählten Labour-Abgeordneten möglichst oft nach Bonn einladen würden, um hier echte Verständigungsbarrieren abzubauen?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Vorwürfe in englischen Zeitungen, Bundeskanzler Kohl habe nicht genug für einen Kompromiß getan, sind falsch und politisch bedauerlich. Bundeskanzler und Außenminister waren beide bemüht, eine Isolierung Englands auf dem Gipfel zu vermeiden. Der vom Bundeskanzler vorgelegte letzte Kompromißvorschlag war mit Ratspräsident Mitterrand abgestimmt; alle anderen hatten sich dem angeschlossen. Es muß jetzt gelingen, unnötige Mißverständnisse auszuräumen.
    Eine kleine Bemerkung am Rande sei mir gestattet. Der Europaausschuß — European Legislation Committee — des House of Commons kündigte vor ein paar Tagen an, die Europa-Kommission des Bundestages besuchen zu wollen. Wir freuen uns auf die Briten.
    Statt immer gleich so schreckliche Beschwörungsformeln wie „schwerste Krise aller Zeiten" zu verwenden, ist es besser, dem Bürger zu erklären, warum dieser in der Weltgeschichte neue, ja erstmalige Versuch eines freiwilligen, friedlichen Zusammenschlusses von Völkern gar nicht so glatt und reibungslos vonstatten gehen kann. Die Geschichte lehrt, daß Zusammenschlüsse von Staaten bisher immer nur durch Eroberungs- und Bürgerkriege, also durch Gewalt zustande kamen. Der freiwillige Völkerzusammenschluß ist hier in Europa von ähnlich lärmender Uneinigkeit begleitet, wie auch der Lärm von Regierung und Opposition in jeder freiheitlichen Demokratie. Beide haben etwas durchaus positives, sympathisches gemeinsam: In ihnen herrscht nicht die Grabesstille der Unterdrückung.
    Auch zu Beginn der Gemeinschaft war es keineswegs einfach, gemeinsame Beschlüsse zu fassen. Schon damals mußten Problembündel zu einem unauflöslichen Paket zusammengeschnürt werden, um Zugeständnisse aller zu erreichen. Es muß halt so sein, daß jeder Mitgliedstaat, der sich in einem Punkt Vorteile erhofft, diese nur erreichen kann, wenn er gleichzeitig bereit ist, den Nachteilen, die er in einem anderen Punkt hinnehmen muß, zuzustimmen. In einer Gemeinschaft gleichberechtigter Partner wird es auch in Zukunft nicht anders möglich sein, als von Zeit zu Zeit den angehäuften Stau unerledigter Fragen in solch einem dicken Problempaket über die Hürden zu bringen. Erst ist das Wehgeschrei groß, und am Ende ist jeder froh über den erreichten Kompromiß.
    Bundeskanzler Kohl sagte am 9. März dieses Jahres in Aachen zu Europa:
    Die Zukunft der Gemeinschaft liegt in der politischen Einheit. Es wäre ein fataler Irrtum — aber dieser Irrtum macht sich breit — zu glauben, wir könnten in dieser Welt einen gemeinsamen Wirtschaftsraum schaffen und erhalten,
    ohne in einer sehr nahen Zukunft den entscheidenden Schritt zur politischen Einigung zu wagen, das heißt: zum Bau der Vereinigten Staaten von Europa.
    Als Deutscher füge ich hinzu: Dies ist das eigentliche Ziel unserer Europa-Politik. Gerade wir — die Deutschen — müssen dieses Ziel mehr anstreben als andere. Denn die Last der Teilung unseres Vaterlandes — wann immer sich eine Chance für die Einheit der Nation bieten mag, in einer nahen oder weiteren Zukunft, vielleicht erst in Generationen — ist überhaupt nur tragbar auf dem einzig möglichen, dem friedlichen Weg unter einem europäischen Dach.
    In welcher Situation sind wir heute im Vergleich zu dem von Bundeskanzler Kohl klar angestrebten Ziel? Wir Westeuropäer sitzen längst dank der bisher erreichten Einigung gemeinsam in einem Boot. Aber es ist ein dahindümpelndes Schiff mit zehn Kapitänen und Steuermännern, das in immer unruhigeres Wasser gerät. Auf der Kommandobrücke wird das Steuer einmal links, einmal rechts herum gerissen und vom Vorwärts- bis zum Rückwärtsgang alles durchgespielt. Die Passagiere, die Bürger Europas, sind alle schon seekrank. Die Angst wächst, das Schiff könnte kentern. Die ersten rufen schon nach den nationalen Rettungsbooten, um sich abzusetzen. Die besonneneren Passagiere sehen in der Flucht ins nationale Rettungsboot keinen Ausweg, weil ihnen dann nur noch übrigbleiben wird, entweder beim Großtanker USA oder beim Großtanker UdSSR um Aufnahme zu bitten. Sie fordern daher zu Recht, daß endlich das Europaschiff auf klaren Kurs gebracht wird.
    Mit diesem Bild verbinden sich drei Fragen. Erstens. Warum sitzt Europa schon in einem Boot? Was haben wir durch den bisherigen Zusammenschluß erreicht? Zweitens. Was sind die unruhigen Gewässer,

    (Vogt [Kaiserslautern] [GRÜNE]: Die verschmutzten Gewässer!)

    die neuen Probleme und Herausforderungen, denen sich Europa stellen muß? Drittens. Was ist zu tun, um das Europaschiff auf Kurs zu bringen?
    Zur ersten Frage. Die Europäische Gemeinschaft ist einer der reichsten Wirtschaftsblocks der Welt. Auf 1,6 Millionen km2 leben 273 Millionen Menschen dicht gedrängt beisammen. Zum Vergleich: In den USA leben 220 Millionen Menschen auf 9,3 Millionen km2. Europa ist ein weltoffener Handelsblock, der auf Grund seines Rohstoffmangels und seiner dichten Besiedlung auf den intensiven Handelsaustausch mit der ganzen Welt angewiesen ist. Während sich die USA und die UdSSR im Notfall auf sich selbst zurückziehen könnten, ohne allzuviel von ihrem jetzigen Lebensstandard einbüßen zu müssen,

    (Schwenninger [GRÜNE]: Müssen wir die Dritte Welt ausbeuten!)

    könnten wir das niemals. Von seinen Export- und
    Importhandelsströmen abgeschnitten würde West-



    Frau Dr. Hellwig
    europa in Armut und Elend versinken. Allein das Zudrehen des Energiehahns hätte das Chaos bei unserer Industrieproduktion zur Folge.
    Nicht nur uns Deutschen, ebenso allen anderen Mitgliedstaaten hat der schrittweise Abbau der Binnenzölle in Europa Exportchancen, Arbeitplätze und Wohlstand gebracht. Auf rund 5 Millionen unserer Arbeitsplätze wird für den Export in die Mitgliedstaaten gearbeitet, davon auf 200 000 landwirtschaftlichen Arbeitsplätzen für den Export von Nahrungsmitteln in die EG. Wenn heute die nationalen Grenzen wie Fallbeile herabsausen würden, hätten wir morgen die Gefahr von 7 Millionen statt 2 Millionen Arbeitslosen in Deutschland.
    Zum erstenmal in der Geschichte Europas ist die ausreichende Ernährung seiner Menschen kein Problem. Solange wir zurückdenken können, waren die Staaten Europas entweder periodisch von Hungersnöten geschüttelt oder auf die Einführung von Nahrungsmitteln aus den sogenannten Kornkammern der Welt angewiesen.
    Noch ein Wort zu den Kosten, die ja für Sie, Herr Vogel, so im Vordergrund standen. Der Gesamthaushalt beträgt 57 Milliarden DM, also gerade so viel wie der des Landes Nordrhein-Westfalen. Von den Eigenmitteln der Gemeinschaft, die aus Deutschland kommen, fließt ein großer Teil in unsere Kassen als Hilfen vorrangig für unsere Landwirtschaft zurück. Es läßt sich vermuten, daß uns eine rein nationale Landwirtschaftspolitik nicht viel billiger käme. Sicher wäre sie verbunden mit wesentlich geringeren Exportchancen für unsere landwirtschaftlichen Produkte.
    Aber die wichtigste historische Leistung ist die mit den Verträgen von Paris und Rom geschaffene Friedensordnung zwischen freien Völkern, durch die jahrhundertealte Feindschaften überwunden wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In der Sogwirkung dieser Europäischen Gemeinschaft freiheitlicher Demokratien konnten sich Griechenland, Spanien und Portugal vom Joch der Diktaturen befreien. Völker in anderen Regionen der Welt sehen diesen freiwilligen Zusammenschluß gleichberechtigter Partner in Westeuropa als ein Modell an, das ihnen Mut macht, auch das Kriegsbeil zwischen sich und ihren Nachbarn zu begraben.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Auch?!)

    Unser westeuropäisches Beispiel eines Regionenzusammenschlusses ist weltweit viel angesehener als etwa das osteuropäische, in dem eine Großmacht andere kleinere Staaten unterdrückt.
    Leider lehnen heute immer mehr Teile der SPD — ich nenne nur die Namen Lafontaine und Eppler — im Gleichklang mit den GRÜNEN den westeuropäischen Zusammenschluß ab und fordern statt dessen die Annäherung an den Osten.

    (Widerspruch bei der SPD und den GRÜNEN — Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Unglaublich! So ein Stuß!)

    Das ist aber in Wahrheit keine Alternative.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    — Es scheint zu stimmen. Lesen Sie Ihre Reden aus dem letzten Jahr.
    Das ist in Wahrheit keine Alternative, sondern der zweite Schritt, der nicht vor dem ersten getan werden kann.

    (Abg. Hoffmann [Saarbrücken] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)