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ID1004501500

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    Plenarprotokoll 10/45 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 45. Sitzung Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 3261 A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Entlassung des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksache 10/798 — Dr. Vogel SPD 3261 B Dr. Mikat CDU/CSU 3262 D Krizsan GRÜNE 3264 B Mischnick FDP 3265 C Vizepräsident Stücklen 3266 D Beratung der Sammelübersicht 17 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/667 — in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 18 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/703 — 3267 A Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534, 10/631 bis 10/659 — in Verbindung mit Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690 — in Verbindung mit Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348, 10/686 — in Verbindung mit Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349, 10/724 — in Verbindung mit Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350, 10/677 — Dr. Apel SPD 3267 D Dr. Schäuble CDU/CSU 3276 C Burgmann GRÜNE 3283 B Hoppe FDP 3286 A Dr. Jannsen GRÜNE 3289 B Dr. Riedl (München) CDU/CSU 3290 B Walther SPD 3293 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3298 A Namentliche Abstimmungen . . . 3302C, 3305A Nächste Sitzung 3307 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 3308* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 3308* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 3261 45. Sitzung Bonn, den 9. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Echternach 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Lemmrich * 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller * 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann * 9. 12. Sander 9. 12. Sauermilch 9. 12. Frau Schmedt (Lengerich) 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim* 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockhausen 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9. 12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Voigt (Sonthofen) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Wischnewski 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Bericht der Bundesregierung über die Integration in den Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum April 1983 bis September 1983 im Anschluß an den Bericht bis März 1983 - Drucksache 10/100) (Drucksache 10/614) zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Ausschuß für Wirtschaft Haushaltsausschuß Haushaltsführung 1983: hier: Einwilligung zu einer üpl. Ausgabe bei Kap. 11 12 Tit. 681 01 - Arbeitslosenhilfe (Alhi) (Drucksache 10/734) zuständig: Haushaltsausschuß Haushaltsführung 1983; hier: Einwilligung zu einer üpl. Ausgabe bei Kap. 11 11 Tit. 682 01 - Erstattung von Fahrgeldausfällen - (Drucksache 10/735) zuständig: Haushaltsausschuß Überplanmäßige Ausgabe bei Kap. 14 22 Tit. 559 31 - NATO-Frühwarnsystem AWACS - (Drucksache 10/699) zuständig: Haushaltsausschuß Der Vorsitzende des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung über die nachstehende Vorlage absieht: Entschließung des Europäischen Parlaments zur Europäischen Küstencharta (Drucksache 10/358 Nr. 95) Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Festlegung einer konzertierten Forschungsaktion der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft betreffend die Auswirkungen von Behandlungen und Vertrieb auf Qualität und Nährwert von Lebensmitteln Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Ermächtigung der Kommission, ein Übereinkommen über die Durchführung einer konzertierten Forschungsaktion betreffend die Auswirkungen von Behandlungen und Vertrieb auf Qualität und Nährwert von Lebensmitteln zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und den Drittstaaten, die an der europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung (COST) mitwirken, auszuhandeln (Drucksache 10/433 Nr. 10) Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Änderung des Anhangs II der Richtlinie 75/895/EWG über die Festsetzung von Höchstgehalten an Rückständen von Schädlingsbekämpfungsmitteln auf und in Obst und Gemüse (Drucksache 10/ 358 Nr. 83)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Apel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Glos, ich weiß zwar nicht, was die Frage mit meiner Aussage zu tun hat, aber ich will Ihnen gern eine Antwort geben: Von 1974 bis 1978, in Jahren einer tiefen Rezession, habe ich niemals so viel Schulden gemacht wie Herr Dr. Stoltenberg in diesem Jahre.

    (Beifall bei der SPD — Glos [CDU/CSU]: Das ist eine Logik! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, durch die Politik der Finanzminister Matthöfer und Lahnstein zum Abbau struktureller Haushaltsdefizite — das können Sie hier nicht bestreiten; das schreiben Sie in Ihren eigenen Berichten —, können im Bundeshaushalt 1984 20 Milliarden DM eingespart werden. Aber — das unterscheidet uns von Ihnen — die Konsolidierung der Staatsausgaben muß in die jeweilige konjunkturelle Lage eingepaßt sein.

    (Hoppe [FDP]: Sehr richtig!) Sie muß längerfristig angelegt sein.

    Die von der Bundesregierung vorgesehene Haushaltskonsolidierung wird die konjunkturelle Entwicklung im nächsten Jahre bremsen. Dies sagen alle Sachverständigen; dies können Sie nicht bestreiten. Das ist im übrigen ein Grund, warum wir diese Politik ablehnen.
    Entscheidender aber ist, daß Sie die Lasten ungleich verteilen,

    (Beifall bei der SPD)

    daß Sie den elementarsten Gesetzen sozialer Gerechtigkeit zuwiderhandeln. Dies ist der entscheidende Grund für die sozialdemokratische Bundestagsfraktion, warum wir uns Ihrer Politik widersetzen müssen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Wen hat denn die Inflation am meisten getroffen?)

    Im übrigen, Herr Dr. Stoltenberg — ich wende mich auch an die Finanzpolitiker der CDU/CSU —: Wenn Sie so stolz darauf sind und feiern, daß Sie die Nettokreditaufnahme für 1984 gegenüber dem Haushaltsentwurf, der vor einigen Monaten eingebracht wurde, absenken konnten, dann bleibt doch festzustellen, wie das zustande gekommen ist.
    Sie haben sich weitere 2,5 Milliarden DM aus der Kasse der Deutschen Bundesbank geholt, und für 700 Millionen DM haben Sie einen Teil der VEBA verscherbelt. Also, ich bitte Sie, diese Art weiterer Haushaltskonsolidierung bietet doch keinen Anlaß zur Selbstzufriedenheit, im Gegenteil.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Schily [GRÜNE])

    Schauen wir uns den vorliegenden Entwurf des Bundeshaushalts 1984 in einzelnen Positionen einmal genauer an: Sie beabsichtigen eine Nettokreditaufnahme von 33,6 Milliarden DM. Aber vergessen Sie bitte nicht: Sie liegt auch deshalb nicht höher, weil die Koalition die Hilfen für Kohle, für Stahl und für die Werften so begrenzt, daß zusätzliche Einbrüche in der Beschäftigung in diesen Branchen unvermeidlich sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Doch Sie verweigern ja nicht nur Hilfe zur Selbst-
    hilfe, es fehlen Ihnen die wirtschaftspolitischen
    3270 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983
    Dr. Apel
    Konzepte, um die Rahmenbedingungen für die Zukunft,

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    vor allem in unserer Stahlindustrie, so zu verbessern, daß wir nicht von unfairem Subventionswettbewerb unserer Nachbarn erschlagen werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Mein Kollege Hajo Hoffmann und andere haben den Schrumpfplan der Bundesregierung für die Deutsche Bundesbahn bereits kritisch gewürdigt. Wir lehnen diese Art von negativer Sanierung ohne Perspektive ab.

    (Beifall bei der SPD)

    Im übrigen, Herr Dr. Stoltenberg, sind wir uns da mit der bayerischen Landesregierung einig; denn Herr Dollinger hat einige Probleme bekommen, als er wegen dieses Plans nach Bayern zitiert wurde.

    (Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Der kommt aus Bayern! Der kann gar nicht dahin zitiert werden!)

    Vor allem kann aber — und das ist das Entscheidende — die Bundesregierung doch nicht den Vorstand der Deutschen Bundesbahn im Regen stehen lassen, ihm die schwierige Aufgabe der Konsolidierung der Bahn überlassen und gleichzeitig der Deutschen Bundesbahn mitteilen, über zusätzliche Finanzen, insbesondere für den Weiterbau der dringend erforderlichen Neubaustrecken, und über weitere finanzielle Hilfen für die Bahn werde erst im Zusammenhang mit dem Bundeshaushalt 1985 entschieden.
    Man kann also auch dadurch die Nettokreditaufnahme des Jahres 1984 drücken, daß man Ansprüche an den Bundeshaushalt 1984 in künftige Jahre verschiebt.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    Das ist nicht seriös, Herr Dr. Stoltenberg.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir Sozialdemokraten sagen Ihnen und den Verkehrspolitikern der Koalition: Die Bahn hat keine gute Zukunft, wenn an die Stelle rationaler Verkehrspolitik der finanzpolitische Verschiebebahnhof tritt.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Bötsch [CDU/ CSU]: Ihr habt es verschludern lassen!)

    Der Athener Gipfel liegt hinter uns. Ergebnisse hat es nicht gegeben. Erstaunt darüber sind wir nicht. Aber wie soll es nun weitergehen? Welche Konzepte hat die Bundesregierung zur Rettung der Europäischen Gemeinschaft? Werden wir nicht am Ende gezwungen sein, zu zahlen, auch deswegen, weil die Bundesregierung ihre Führungsaufgabe im Bereich der EG-Agrarpolitik nicht wahrnimmt?

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Mich hat es schon einigermaßen erstaunt, was Sie, Herr Kiechle, gestern abend spät hier zur Agrarpolitik gesagt haben.

    (Eigen [CDU/CSU]: Das war doch ordentlich!)

    Der Bundeskanzler hat nach dem Athener Gipfel mit fröhlicher Offenheit zugegeben, daß ihm die Probleme auf dem Gipfel über den Kopf gewachsen seien.

    (Lachen und Widerspruch bei der CDU/ CSU)

    „Le Monde" berichtet in der gestrigen Ausgabe, daß Kanzler Kohl in Athen keine gute Figur gemacht habe. Und „Le Monde" fügt hinzu, daß die Beobachter der Konferenz der Meinung seien, daß sich die Dinge anders entwickelt hätten, wenn Helmut Schmidt mit seiner Autorität und seiner Kompetenz unser Land vertreten hätte.

    (Beifall bei der SPD — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Der „Feldwebel", der „häßliche Deutsche"! — Eigen [CDU/CSU]: Wo ist denn der Herr Schmidt?)

    Aber sei es, wie es sei: Die Bundesregierung muß sich entscheiden. Sie wird entweder zum Zahlmeister, oder sie muß handeln und in Europa politische Führung übernehmen. Sonst türmt sich doch für Sie, Herr Dr. Stoltenberg, für 1984, spätestens für die folgenden Jahre, ein gewaltiges Haushaltsrisiko auf. Wir erwarten deshalb von der Bundesregierung, daß sie auch künftig eine Anhebung der Mehrwertsteuerzahlungen nach Brüssel so lange verweigert, bis Brüssel seine EG-Agrarpolitik grundlegend revidiert hat.

    (Beifall bei der SPD — Eigen [CDU/CSU]: Sagen Sie mal was Grundlegendes, Herr Apel!)

    Herr Dr. Stoltenberg, Sie können auf unsere Unterstützung rechnen, wenn Sie fest bleiben. Sie wissen genauso gut wie ich, daß allein die Vorschläge der EG-Kommission, den EG-Mehrwertsteueranteil auf 1,4 Prozentpunkte zu erhöhen, den Bundeshaushalt jährlich um zusätzlich 4 Milliarden DM belasten würde.
    Die Sachverständigen erwarten von der Bundesregierung, daß sie negativen Tendenzen für unsere Konjunkturentwicklung aus der überzogenen Haushaltskonsolidierung des Jahres 1984 durch überzeugende Perspektiven ihres wirtschafts- und finanzpolitischen Handelns überwindet. Die Sachverständigen sagen damit: Vertrauen auf die Zukunft soll wirtschaftliche Schwierigkeiten und ausfallende kaufkräftige Nachfrage im Jahre 1984 ausgleichen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Die Nachfrage steigt!)

    Wir fragen uns: Verfügt die Bundesregierung über
    diese überzeugenden Perspektiven? Weiß sie, was
    sie will? Ist es ihr klar, wohin die Reise gehen soll?

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Ja!)

    — Bei genauem Hinsehen, Herr Dr. Dregger, kommen wir zu der Überzeugung, daß nichts klar ist. Es
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 3271
    Dr. Apel
    ist nur eines klar, nämlich daß die kleinen Leute die Zeche der Anpassung bezahlen sollen.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Dr. Dregger, wie soll denn die Finanzpolitik über 1984 hinaus entwickelt werden?
    Welche Antworten gibt die Bundesregierung zur Steuerpolitik? Wie sollen die zunehmenden Schwierigkeiten bei den Gemeindefinanzen überwunden werden? Welche Vorstellungen hat die Bundesregierung beim Abbau der Subventionen, bei der Neustrukturierung der Staatsausgaben? Welchen Zielen soll die Privatisierung des Bundesvermögens dienen? Das sind Fragen, die über das Jahr 1984 hinaus für die weitere wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes von zentraler Bedeutung sind. Antworten bleiben aus. Die Finanzpolitik dieser Regierung wird zu einem Verschiebebahnhof dringend gebotener Entscheidungen. Damit geht es dann auch um die Kompetenz und um die Kompetenzen des Bundesfinanzministers.
    Lassen Sie mich die Fragen und Positionen im einzelnen betrachten. Ich beginne mit der Frage der Lohn- und Einkommensteuersenkung. Die Bundesregierung will den Bundeshaushalt konsolidieren. Die Nettokreditaufnahme im Jahre 1986 soll auf 27,6 Milliarden DM begrenzt werden. Wir fragen den Bundesminister der Finanzen, wie er sich zur Forderung des Präsidiums der FDP vom 24. November 1983 stellt, daß die Tarifreform für die Lohn-und Einkommensteuer bereits zum 1. Januar 1986 in Kraft treten soll. Herr Dr. Stoltenberg, Ihnen wird sicherlich nicht entgangen sein, daß der bayerische Finanzminister — auch im Namen der Staatsregierung und der CSU — diese Forderung der FDP ausdrücklich unterstützt hat. Die daraus für den Haushalt entstehende Problematik wird mit dem lapidaren Satz abgetan: Das Geld ist in den Händen der Bürger und der Wirtschaft besser aufgehoben als beim Staat. — Es wird hinzugefügt: Wenn die Nettokreditaufnahme etwas erhöht werden müsse, müsse man das hinnehmen. So die FDP und ihr Wirtschaftsminister. Jawohl, Herr Hoppe, dies ist die Begründung Ihres Parteipräsidiums gewesen. Man kann nicht dort so beschließen und die Dinge hier anschließend etwas verniedlichen und relativieren. So kann man Politik nicht machen, wenn man glaubwürdig bleiben will.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Stoltenberg, Sie haben gestern eine klare Absage an diese Forderungen aus Bayern und von der FDP vermissen lassen. Das schwächt den Anspruch, der Haushaltskonsolidierung Vorrang zu geben. So sind wir doch weiterhin in der Gefahr, daß die mittelfristige Finanzplanung des Bundes durch den Koalitionspartner FDP und durch Querschüsse aus Bayern zur Makulatur wird. Wir fordern Sie auf, heute noch Klarheit zu schaffen: Wann wollen Sie die Lohn- und Einkommensteuer senken? Wieviel darf diese Operation kosten? 20 Milliarden DM Einnahmeausfall sind ja wohl das mindeste. Soll — diese Fragen stellen sich im Zusammenhang mit der Finanzierung — bei dieser Tarifreform die Nettokreditaufnahme von Bund, Ländern und Gemeinden auf neue Rekordhöhen emporschnellen? Wollen Sie, Herr Dr. Stoltenberg, etwa erneut die Mehrwertsteuer erhöhen? Sie haben das gestern in Ihren Bemerkungen vor dem Deutschen Bundestag zumindest nicht ausgeschlossen.
    Wir halten allerdings folgendes fest. In dieser Woche, am 6. Dezember 1983, hat Ihr Staatssekretär Dr. Häfele, der allerdings für rasante steuerpolitische Wendemanöver bekannt ist, jede Mehrwertsteuererhöhung zur Finanzierung der Lohn- und Einkommensteuersenkung ausgeschlossen. An dieser Aussage, Herr Dr. Stoltenberg, werden wir Sie festhalten, auch wenn wir mit Bedauern feststellen, daß andere so für Sie Daten setzen und Ihren eigenen Handlungsspielraum einschränken.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Ach, wie rührend!)

    Wir Sozialdemokraten erkennen die Notwendigkeit, den Steuerzahlern entgegenzukommen. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auch auf, endlich bei sich selbst Klarheit zu schaffen. Aber eines ist für uns unabdingbar: CDU/CSU und FDP haben durch massive Erhöhungen der Abgaben zur Sozialversicherung — allein dreimal in zwölf Monaten —

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    die kleinen und mittleren Einkommen über Gebühr belastet. Deshalb müssen diese bei einer Lohnsteuerreform steuerlich ganz besonders entlastet werden.

    (Beifall bei der SPD — Stutzer [CDU/CSU]: Sie wollten doch noch höhere Rentenversicherungsbeiträge!)

    Die Bundesregierung, Herr Dr. Stoltenberg, muß auch Klarheit schaffen, ob sie die Unternehmensteuern noch weiter abbauen will. Ministerpräsident Albrecht — nicht irgendwer, der irgendwelche Papiere schreibt — hat doch über die von Ihnen bereits heute zu beschließende massive Absenkung der Gewerbesteuer und Vermögensteuer hinaus eine weitere Senkung der Unternehmensteuern um 20 % gefordert. Ich weiß, andere Politiker der Union widersprechen ihm. Sie sagen, die Senkung der Lohn- und Einkommensteuer sei vorrangig. Aber ich frage mich dennoch: Was gilt? Denn Herr Dr. Dregger, der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, hat am Ende der parlamentarischen Sommerpause, also vor kurzem, folgendes erklärt — ich zitiere wörtlich; Sie, Herr Dr. Dregger —:
    Die Unternehmen müssen steuerlich entlastet werden, um ihre Investitionsfähigkeit und -bereitschaft zu erhöhen.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Das ist auch richtig!)

    Aber nun kommt der entscheidende Satz:
    Der mit Korrekturen bei der Gewerbe- und Vermögensteuer eingeschlagene Weg muß fortgesetzt werden.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Korrektur bei der Einkommensteuer!)

    3272 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983
    Dr. Apel
    Das heißt, der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU sagt hier eindeutig, daß dieser Weg fortgesetzt werden müsse.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Lesen Sie doch meine Rede von vorgestern!)

    — Herr Dr. Dregger, wenn Sie alle drei Tage etwas Neues sagen,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist Ihre Art!)

    ist es mir nicht möglich, Ihren Kurskorrekturen zu folgen. Nur, das, was Sie zu Beginn der Sommerpause quasi als Marschbefehl für die nächste Zeit an alle Mitglieder Ihrer Fraktion gesandt haben, spricht eine klare Sprache.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie heute sagen, Sie seien zu besseren Einsichten gekommen, ist das ja in Ordnung.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Meine Position ist immer gewesen: Vorrang für die Korrektur der Einkommensteuer!)

    Der Finanzminister — so habe ich ihn verstanden
    — hat gestern im Deutschen Bundestag der Lohn-und Einkommensteuer Vorrang eingeräumt.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das war immer meine Position!)

    Herr Finanzminister, wir verstehen das so, daß Sie keine weiteren Senkungen der Unternehmensteuern in dieser Legislaturperiode vorhaben. Sie haben allerdings zu einem früheren Zeitpunkt in einem Interview diese Zusage nur für 1984 gegeben. Wir erwarten, Herr Dr. Stoltenberg, noch heute in dieser Debatte auch insoweit Klarheit und keine finanzpolitischen Orakel.
    Im übrigen ist die Position der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion eindeutig. Wir lehnen die von der Koalition vorgeschlagene Senkung der Vermögensteuer und die vielfältigen, nach dem Gießkannenprinzip beschlossenen Abschreibungserleichterungen ab.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie sind eben kein Beitrag zur Konjunkturstabilisierung. Sie sind ein Beitrag zur steuerlichen Ungleichgewichtung, die sich nur noch verstärkt. Dazu einige wenige Zahlen.
    Die typischen Unternehmensteuern — Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Vermögensteuer — machten 1952 noch 26 % des Steueraufkommens aus. Heute sind es gerade noch 14 %. Die Lohnsteuer erbrachte 1952 11 %; heute bringt sie 33 %.

    (Eigen [CDU/CSU]: Das ist doch Ihre Politik gewesen!)

    — Dieses ist unsere gemeinsame Politik. Ich stelle dies fest. Aber damit muß doch klar sein, daß dieser Weg nicht weiter beschritten werden kann.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Kollege Eigen, wir kommen doch langsam in die merkwürdige Situation, daß der Ertrag der typischen Unternehmensteuern sich immer mehr der Summe nähert, die die Unternehmen als Steuersubventionen oder als direkte Subventionen vom Staat erhalten. Dies ist doch eine unmögliche Situation. Dieser Weg muß gestoppt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir lehnen deshalb die Senkung der Unternehmensteuern ab. Diese Steuergeschenke veranlassen doch keinen Unternehmer zum Investieren, erst recht nicht zur Schaffung neuer Arbeitsplätze.

    (Sehr wahr! bei der SPD — Erneuter Zuruf des Abg. Eigen [CDU/CSU])

    Die Bundesregierung macht hier nur eines: sie verschenkt Einnahmen der öffentlichen Hände, milde Gaben treten an die Stelle zielgerichteter Steuerpolitik.

    (Beifall bei der SPD)

    Vor wenigen Tagen, am 24. November dieses Jahres, hat der Präsident des Deutschen Städtetags darauf aufmerksam gemacht, in welch großen Schwierigkeiten sich Städte und Gemeinden insbesondere in Nord- und Westdeutschland befinden. Wir können doch nicht daran vorbeisehen, daß die Investitionen der Gemeinden seit 1980 real um mehr als ein Drittel zurückgegangen sind. Da die Gemeinden etwa 70% aller öffentlichen Investitionen vornehmen, hat das verheerende Wirkungen für die Beschäftigung im Tiefbau und im Hochbau. Günther Herion, der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, spricht von einem bedrohlichen Auftragsmangel bei den Unternehmen, die von öffentlichen Auftraggebern abhängig sind. Er fügt hinzu: Beim Tiefbau wird die Situation inzwischen lebensbedrohend.
    Deswegen brauchen die Gemeinden eine Verstärkung ihrer Finanzkraft. Sie haben einen Anspruch darauf, daß die Bundesregierung ihnen die Steuerausfälle erstattet, die durch die Steuersenkungen der Bundesregierung, insbesondere bei der Gewerbesteuer, aber indirekt auch bei der Vermögensteuer, entstehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren von der Koalition, Sie treffen die Gemeinden ja von einer zweiten Seite. Durch die skandalöse Absenkung der sozialen Leistungen durch Ihre Beschlüsse explodieren die Ausgaben für die Sozialhilfe bei den Gemeinden.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Unwidersprochen hat der Deutsche Städtetag in der Anhörung des Haushaltsausschusses zum Steuerentlastungsgesetz 1984 darauf hingewiesen, daß die unmittelbaren Steuerverluste bei den Gemeinden — nur die unmittelbaren! — durch die törichte Steuersenkungspolitik dieser Koalition 1984 eine halbe Milliarde ausmachen werden, mit schnell steigender Tendenz in den nächsten Jahren.
    Das muß doch riesige Löcher in die Gemeindefinanzen reißen, das muß doch den Aufschwung behindern, das muß doch zu einer weiteren Einschränkung sozialer Leistungen bei den Gemeinden führen!
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 3273
    Dr. Apel
    Herr Dr. Stoltenberg, ich fordere Sie auf, Ihr Versprechen zu halten und die von Ihnen bewirkten Steuerausfälle bei Ländern und Gemeinden voll auszugleichen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesregierung muß handeln. Herr Dr. Stoltenberg, wo ist denn das Konzept der Bundesregierung zur Sanierung der Gemeindefinanzen? Die SPD hat ihr Konzept vorgelegt. Wir wollen die Gewerbesteuer so reparieren, daß die Gemeinden so lange mit ihr leben können, bis ein neuer Ansatz für die Gemeindefinanzen gefunden ist. Wir wollen die Finanzausstattung der Gemeinden so verbessern, daß die öffentlichen Investitionen wieder flott werden. Wir wollen die vom Wissenschaftlichen Beirat des Finanzministers empfohlene und vom Sachverständigenrat geforderte Wertschöpfungsteuer durch eine Sonderkommission auf ihre Verwendbarkeit für die notwendige Gemeindefinanzreform prüfen lassen. Wann wird die Bundesregierung über ihre Vorstellungen sprechen'? Wie beurteilt der Bundesminister der Finanzen die Empfehlung seines eigenen Wissenschaftlichen Beirats, die Wert-schöpfungsteuer einzuführen'?

    (Frau Timm [SPD]: Das wäre einmal interessant!)

    Wie steht der Bundesminister der Finanzen zur Empfehlung des Sachverständigenrates, die Wertchöpfungsteuer einzuführen? — Der Bundesfinanzminister schweigt. Er spielt die Schwierigkeiten und die kritische Lage der Gemeindefinanzen herunter. Er ersetzt Politik durch Lyrik. Herr Dr. Stoltenberg, mit einer konstruktiven, in die Zukunft weisenden Finanzpolitik hat dieses Verhalten aber auch überhaupt nichts zu tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Zwangsanleihe wachsen von Woche zu Woche. Mit schöner Regelmäßigkeit ruft ein Finanzsenat nach dem anderen wegen dieses, wie es Heinz Heck in der „Welt" schreibt, „Bonner Wendebalgs"

    (Lachen bei der SPD)

    das Verfassungsgericht an.
    Herr Dr. Stoltenberg, Beratungen der Koalition haben doch bewiesen, daß es möglich sein müßte, an die Stelle der Zwangsanleihe eine Ergänzungsabgabe zu setzen. Nur so können Sie diesen Steuerbastard endgültig aus der Welt schaffen. Rund 500 Millionen DM bringt diese Zwangsanleihe im Jahre 1983. Das ist doch kein Betrag, Herr Dr. Stoltenberg, der Sie besonders zufrieden machen kann. Sie laufen aber ein politisches Risiko. Warum widersetzen Sie sich einer Ergänzungsabgabe an Stelle einer Zwangsanleihe? Wollen Sie, Herr Dr. Stoltenberg, Ihre finanzpolitische Seriosität für einen Koalitionskompromiß aufs Spiel setzen, der doch nur folgendes bewirkt: Er strapaziert Ihre Finanzbeamten über Gebühr. Er ist ein Beitrag zu weiterer Bürokratisierung.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Er zeigt die ganze Ungerechtigkeit christdemokratisch-liberaler Steuerpolitik mit aller Deutlichkeit.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Möller [CDU/ CSU]: Haben Sie noch nicht gemerkt, wo Sie hingekommen sind? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich hätte das nicht verstanden, sagen Sie. Da kann ich Ihnen nur eines sagen: Die gutverdienenden Arbeitnehmer zahlen diese Zwangsanleihe, und die Selbständigen und die Unternehmen können sich mit Leichtigkeit, z. B. dadurch, daß sie sich einen Audi 80 auf Firmenkosten kaufen, von dieser Zwangsanleihe befreien. Dies nennen Sie steuerliche Gerechtigkeit! Dies wirft ein Schlaglicht auf Ihre Politik.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Sie wollen den sozialistischen Einheitsbrei!)

    Herr Dr. Stoltenberg, warum folgen Sie denn nicht den Sachargumenten? Warum wollen Sie statt dessen eine Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs, das Ihnen finanzpolitische Unseriosität und Ungerechtigkeit in der Gleichbehandlung von Steuerpflichtigen bescheinigen wird? Herr Dr. Stoltenberg, Rechthaberei oder Angst vor politischen Mitspielern in der Koalition kann doch nicht an die Stelle besserer steuerpolitischer Einsicht treten.
    Wir Sozialdemokraten waren von Anbeginn an für eine Ergänzungsabgabe, die für eine begrenzte Zahl von Jahren erhoben wird, die ein echtes Opfer der Besserverdienenden darstellt und die insbesondere — das ist doch wichtig — die Möglichkeiten zur Finanzierung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit bereitstellt.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Dr. Stoltenberg, wir stehen auch heute noch zu dieser Position. Wir bieten Ihnen unsere Unterstützung an, falls Sie Ihre verfehlte Politik korrigieren wollen, ehe Sie das Verfassungsgericht dazu zwingt.

    (Dr. Spöri [SPD]: Er soll das Monster zurückziehen!)

    Nach dem von der Bundesregierung vorgelegten Subventionsbericht war klar, daß die Koalition einmal mehr ein in ihrer Oppositionszeit gegebenes Versprechen eines massiven Subventionsabbaus aufgeben würde. Sie drehen den Spieß jetzt einfach um.

    (Dr. Schäuble [CDU/CSU]: Sie machen es nicht?)

    Herr Dr. Dregger macht das ganz deutlich. Herr Dr. Dregger am 9. November 1983:
    Wer künftig Kritik an Subventionen üben will, muß schon genau sagen, welche Subventionen er meint.
    Das gilt auch für Wirtschaftsverbände, die wirtschaftswissenschaftliche Institute und andere Institutionen.
    3274 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983
    Dr. Apel
    Das ist doch unglaublich: So einfach ist das!

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Gar nicht einfach; dann wird es nämlich schwierig!)

    So nehmen Sie Ihre finanzpolitische Führungsaufgabe wahr! So gehen Sie mit eigenen Versprechungen um, die Sie noch vor 15 Monaten gegeben haben!

    (Beifall bei der SPD)

    Sie werden uns mit dieser Ihrer Haltung nicht beeindrucken. Wir werden auch weiterhin nachdrücklich fordern, die vielen ungerechtfertigten Steuersubventionen abzubauen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wieso „weiterhin"? — Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Machen Sie einmal Vorschläge! — Lachen bei der SPD)

    — Da sind Sie genau bei dem Thema. Sind Sie Regierung, oder sind Sie nicht Regierung, Herr Carstens? Sie müssen jetzt zu Ihren eigenen Versprechungen stehen. Sie müssen handeln. Dazu sind Sie gewählt und aufgefordert worden.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Wo ist denn Ihre Alternative?)

    Meine Damen und Herren, es kommt noch sehr viel besser.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Seitdem wir an der Regierung sind!)

    In dem Bericht der CDU/CSU-Fraktion zu den Subventionen vom 9. November 1983, in dem Sie sich gegen den Abbau von Steuervergünstigungen aussprechen, verwenden Sie dazu folgendes Argument: Man dürfe Steuervergünstigungen nicht abbauen, weil dann auch die gesamtwirtschaftliche Steuerbelastung steige. Das ist eine sonderbare Argumentation, die allerdings bei der Erhöhung der Mehrwertsteuer zur Mitte des Jahres 1983 zu Lasten aller Verbraucher anscheinend keine Rolle gespielt hat.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Dafür sind andere Steuern gesenkt worden! — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Deswegen verbinden wir das mit der Tarifkorrektur!)

    Aber nun wird es ernst, Herr Friedmann. Ich lese in demselben Papier, daß die CDU/CSU den Steuersubventionen an den Kragen will.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Das machen wir auch!)

    In diesem Papier steht, durch den Abbau der Steuersubventionen solle „ein bedeutender Finanzbeitrag" für die versprochene Lohn- und Einkommensteuerreform erbracht werden. Diesem Versprechen und seiner Einlösung sehen wir mit großem Interesse entgegen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nur, Herr Dr. Friedmann, damit wir uns nicht falsch verstehen: Ein bedeutender Finanzierungsbeitrag zu einer Lohn- und Einkommensteuerreform, die 20 Milliarden DM kosten soll, heißt ja
    wohl, daß Sie Steuersubventionen in vielfacher Milliardenhöhe abbauen wollen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Das wollen wir dann sehen. — Wenn Sie dazu nikken, freue ich mich schon darauf und sehe Ihrer Tapferkeit mit Glückseligkeit entgegen. Dies wird spaßig werden.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Herr Dr. Stoltenberg, Sie haben gestern ähnlich argumentiert. Sie haben gesagt, auch Sie wollten die Steuersubventionen abbauen, um damit die Tarifreform bei Lohn- und Einkommensteuer mitfinanzieren zu können. Herr Dr. Stoltenberg, Sie werden nicht viel Zeit haben zu handeln. Schon im nächsten Jahr wollen Sie uns ja sagen, wie es mit Ihren Vorstellungen zur Tarifreform aussieht. Da sagen wir Sozialdemokraten Ihnen ganz kühl: Wir verlangen von Ihnen nicht nur präzise Vorstellungen, wie die Lohn- und Einkommensteuerreform aussehen soll; wir verlangen von Ihnen auch, daß Sie sagen, wann sie in Kraft treten wird. Aber vor allem verlangen wir von Ihnen, daß sie uns im nächsten Jahr sagen, wie Sie diese Lohn- und Einkommensteuerreform finanzieren wollen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: So ist es! Das machen wir!)

    Die Bundesregierung will einen Teil des Bundesvermögens privatisieren.

    (Zurufe von der SPD: Bald ist nichts mehr da! Volksvermögen verschleudern!)

    Der Bundesfinanzminister verwendet den Erlös von 700 Millionen DM der Teilprivatisierung der VEBA zur Haushaltskonsolidierung.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Und spart dadurch Zinsen! — Dr. Spöri [SPD]: Die besten Sachen weggeben!)

    Die Ideologie zu diesem Schritt kommt von dem Staatssekretär Tietmeyer im Bundesfinanzministerium. Herr Tietmeyer begründet die Teilprivatisierung der VEBA mit dem vom Herrn Bundeskanzler Kohl in seiner Regierungserklärung angekündigten Programm zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft. Nun hätten wir bei Gelegenheit dieses Programm gern einmal gesehen. Vielleicht könnten Sie, Herr Bundeskanzler, im Vorgriff auf dieses Programm zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft Ihrem Landwirtschaftsminister in den Arm fallen. Er ist doch dabei, die letzten marktwirtschaftlichen Elemente aus der EG-Agrarpolitik her-auszuboxen. Er will, so habe ich das gestern verstanden, den Milchmarkt mit einem System einzelbetrieblicher Kontingentierungen überziehen.

    (Eigen [CDU/CSU]: Quoten!)

    Und das sage ich Ihnen: Das ist eine Horrorperspektive für jeden, der es mit Europa gut meint, eine Horrorperspektive für jeden, der Entbürokratisierung betreiben will.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Landwirtschaftsminister sollte sich im übrigen
    kritisch auseinandersetzen mit dem gerade in die-
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 3275
    Dr. Apel
    sen Tagen erschienenen Gutachten seines eigenen wirtschaftlichen Beirats, des Beirats des Landwirtschaftsministeriums, der mit Nachdruck und aller Entschiedenheit diese Art von Kontingentierung der EG-Agrarpolitik ablehnt. Das wird dann alles noch viel teurer und noch viel komplizierter. Ich warne Sie vor diesem Schritt.
    Aber um auf die VEBA zurückzukommen. Mit der Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft hat das doch beileibe nichts zu tun. Das einzige, womit es etwas zu tun hat, ist dies: Mit dieser Privatisierung berühren Sie negativ nationale deutsche Interessen.

    (Beifall bei der SPD)

    Vor einem Jahrzehnt war es unser Ziel, einen deutschen Mineralölkonzern zur Sicherung unserer Rohölversorgung zu schaffen, um auch den deutschen Markt, der ansonsten doch von internationalen Mineralölkonzernen beherrscht wird, etwas freier zu machen. Graf Lambsdorff hat am 10. Januar 1974, also vor fast zehn Jahren, dazu im Tagesdienst der FDP gesagt — ich zitiere —:
    Nur durch die Zusammenfassung der zersplitterten nationalen Mineralölinteressen kann unsere Nachfragepotenz und damit unsere Marktstellung im internationalen Geschäft gestärkt werden.
    Uwe Jens hat damals für unsere Fraktion hinzugefügt:
    Es ist unbedingt notwendig, daß der Bund an dem deutschen Mineralölunternehmen mit mindestens 50% beteiligt ist.
    Ich gebe zu: Wir haben dieses Ziel nicht ganz erreicht. Aber wir alle wissen doch, welche segensreiche Wirkung die VEBA in der schwierigen Zeit der Mineralölknappheit für unser Land gespielt hat.
    Nun wird die VEBA teilprivatisiert.

    (Glos [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Herr Dr. Stoltenberg, welches Ziel verfolgen Sie dabei? Wollen Sie die energiepolitische Zielsetzung aufgeben, die uns vor einem Jahrzehnt zu diesem Schritt unter Einsatz beträchtlicher Bundesmittel gebracht hat? Wollen Sie auch künftig Bundesunternehmen zur Haushaltskonsolidierung verscherbeln?

    (Eigen [CDU/CSU]: „Verscherbeln"!)

    Oder haben Sie ein Konzept, ein Konzept, das weiter trägt als die ideologischen Floskeln, die uns Ihr Staatssekretär angedient hat?
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion fordert die Bundesregierung auf, dem Bundestag ihr Konzept für die Zukunft der Bundesunternehmen vorzulegen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion unterstreicht: Öffentliche Unternehmungen müssen in unserer Wirtschaftsordnung auch künftig ihre wichtige Rolle spielen können.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich fasse zusammen. Dieser Haushalt gibt auf die drängenden Fragen unserer Zeit keine Antwort.

    (Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Pure Miesmacherei! — Eigen [CDU/CSU]: Das ist nagelneu! Das haben Sie erst gestern alles gesagt!)

    Die Wirtschaftspolitik und die Finanzpolitik überlassen die drängenden Strukturprobleme in den Krisenbranchen sich selbst. Wir alle werden das teuer bezahlen, meine sehr geehrten Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Wir zahlen auch für Sie!)

    Dieser Bundeshaushalt setzt die unsoziale Umverteilungspolitik der Koalition fort.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Der alten!)

    Steuersenkungen werden einseitig und wirtschaftlich sinnlos dem Unternehmensbereich gewährt und von den Konsumenten über die Erhöhung der Mehrwertsteuer finanziert.

    (Beifall bei der SPD — Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Die alte Leier!)

    Länder und Gemeinden leiden unter diesen Steuergeschenken des Bundes. Weil der Bund die bei ihnen anfallenden Steuerausfälle nur unzureichend ausgleicht, streichen die Gemeinden ihre kommunalen Investitionen rigoros zusammen. Tiefbau und Hochbau tragen Konsequenzen. Das trifft damit auch die weitere Entwicklung unserer Konjunktur.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Dr. Stoltenberg, unsere Schlußfolgerung: Viel Stückwerk, wenig Perspektive. Dieser Haushalt ist kein Beitrag zur Überwindung der strukturellen Probleme unseres Landes. Er ist kein Beitrag, um unserem Land eine bessere wirtschaftliche Perspektive zu eröffnen.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber, Herr Dr. Stoltenberg, wohin will die Finanzpolitik des Bundes überhaupt steuern?

    (Eigen [CDU/CSU]: Auf den Abbau der Schulden, die Sie gemacht haben!)

    Auf die drängenden Fragen gibt es keine Antwort. Wo sind die Stetigkeit und die Verläßlichkeit, von der Sie gestern gesprochen haben?

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Die ist jetzt eingekehrt, seitdem Sie weg sind!)

    Diese Finanzpolitik ist ohne Profil. Sie laviert von einem Problem zum anderen. Die Koalition spricht mit vielen Zungen; klare Ziele und Handlungsanweisungen fehlen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Wie soll eigentlich Vertrauen in die Wirtschafts-und Finanzpolitik entstehen, wenn der Bundesfinanzminister keine Führung übernimmt und in der Koalition jeder etwas anderes verspricht und ankündigt?

    (Beifall bei der SPD — Dr. Möller [CDU/ CSU]: Jetzt liest er einfach etwas ab, was er 3276 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 Dr. Apel sich vorher aufgeschrieben hat! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Auch deshalb werden wir diesem Haushalt nicht zustimmen können. Er ist im übrigen ein Spiegelbild des Zustandes, in dem sich diese Koalition befindet.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Der Zustand ist hervorragend! — Zuruf von der CDU/CSU: Dann ist er gut! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Mehrheit, hat auf die drängenden Fragen der Arbeitslosigkeit, insbesondere der Jugendarbeitslosigkeit, ihre Antwort gegeben.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Mehrere Antworten! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir haben unsere Antwort auf die Frage der Schwierigkeiten bei den Gemeindefinanzen gegeben.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Na, bisher haben Sie nur Fragen gestellt!)

    Unsere Vorstellungen zur Steuerpolitik sind deutlich und praktikabel.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Welche?)

    Wir geben schlüssige Antworten zur Haushaltspolitik des Bundes. Unsere Anträge, die wir in der zweiten Lesung gestellt haben, waren und sind solide finanziert.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Stocksolide!)

    Wir nehmen unsere Aufgabe als Oppositionspartei ernst.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]:.Das wäre ja auch noch schöner! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, es ist Ihr gutes Recht, unsere Alternativen abzulehnen und zurückzuweisen.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Das ist auch nötig!)

    Die Pflicht ist es dann aber auch, eigene Vorschläge zu machen und insbesondere zu handeln.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Dregger [CDU/ CSU]: Wir treffen sogar Entscheidungen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Darauf haben auch unsere Handelspartner weltweit einen Anspruch.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Ja, die sind sehr froh, daß Sie weg sind!)

    Denn die wirtschaftliche Entwicklung weltweit wird auch von der Finanzpolitik der Bundesrepublik Deutschland mitbestimmt. Vor allem aber warten unsere Bürger darauf, von Ihnen zu erfahren, wohin die Reise gehen soll, wie Sie die drängenden Probleme unseres Landes anpacken und lösen wollen.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Die wissen das!)

    Mit dem Bundeshaushalt 1984 und der mittelfristigen Finanzplanung geben Sie diese Antwort nicht. Deswegen wird die sozialdemokratische Bundestagsfraktion den Entwurf des Bundeshaushaltes 1984 in dritter Lesung ablehnen.
    Schönen Dank.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Das überrascht uns sehr! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Herr Abgeordnete Dr. Schäuble.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Apel, es ist für Sie nicht ganz leicht, hier zu reden; wir haben das alle gespürt. Sie sagen, Ihre Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit seien klar. Nun, die Wahrheit ist ja wohl die, daß Sie die Probleme geschaffen haben und daß wir mit diesem Haushalt und mit diesen Begleitgesetzen die Antworten auf die Fragen, die Ihre Erblast uns hinterläßt, hier in diesen Tagen vorgelegt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Weisskirchen [Wiesloch] ISPD]: Die Schallplatte eiert schon!)

    Wir haben, meine sehr geehrten Damen und Herren, nun eine drei Tage lange Debatte hinter uns. Die dritte Lesung des Haushalts und der Begleitgesetze bietet vielleicht Anlaß, ein bißchen die Bilanz dieser Debatte zu ziehen und nach der Hektik — der teilweisen Hektik — der vergangenen Tage die politischen Argumente noch einmal etwas ruhiger zu wägen. Ich will den Tonfall, Herr Apel, dessen Sie sich in weiten Teilen bedient haben, hier gern aufnehmen.
    Wir wollen, soweit wir können, doch noch einmal objektiv fragen: Wie ist denn — nach der Debatte dieser Woche — der Stand der wirtschaftlichen Entwicklung? Welches sind die gegenseitigen Argumente? Wo — vielleicht — finden wir Gemeinsamkeiten? Wo muß der eine oder der andere seinen Standpunkt überdenken, wo müssen wir die Auseinandersetzung fortführen?
    Das meiste von dem, was Sie vorgetragen haben, war nicht ganz neu. Doch finde ich, daß wir in den Reden der Opposition, der SPD-Fraktion, in dieser Woche eine gewisse Akzentverschiebung feststellen konnten. Sie werfen uns, wenn ich das richtig verstanden habe, im Gegensatz zu früher nicht mehr vor, daß wir den finanzpolitischen Kurs der Konsolidierung nicht ernsthaft, konsequent und erfolgreich betreiben würden. Sie haben uns bis in den Sommer hinein — Herr Apel, bei Ihnen ist das noch ein bißchen durchgeklungen, aber auch in Ihrer Argumentation war es nicht tragend — gleichzeitig vorgeworfen, wir würden zuviel sparen und zuviel Schulden machen. Jetzt konzentrieren Sie — das ist immerhin ein Ansatz zu mehr Folgerichtigkeit — Ihre Angriffe auf die Sparpolitik.
    Für mich am deutlichsten hat das der Kollege Wieczorek gestern ausgeführt, der gesagt hat: Die
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 45. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1983 3277
    Dr. Schäuble
    Rückführung der Neuverschuldung in den vier Jahren dieser Legislaturperiode um 30 Milliarden DM, die wir vorhaben — bis jetzt sind wir auf dem richtigen Weg dorthin —, sei mit den Erfordernissen einer wachsenden Volkswirtschaft nicht zu vereinbaren. Die Sozialdemokraten meinen, eine zurückhaltende Ausgabenpolitik der öffentlichen Hand entziehe Nachfrage und schade dem Konjunkturverlauf, der durch kreditfinanzierte staatliche Nachfrage gestützt werden müsse.
    Nun haben Sie, Herr Apel, gesagt, es sei unwahr, daß die Sozialdemokraten Beschäftigungsprogramme durch Schulden finanzieren wollten. Sie müßten eigentlich Ihre eigene Politik noch kennen; genau dies haben Sie getan, und genau dies haben Sie auch in Ihren Programmen wieder vorgelegt. Im übrigen, Herr Kollege Apel, will ich gleich auch hinzufügen: Im Grunde ist es fast zweitrangig, ob Sie staatliche Ausgaben durch Schuldaufnahmen oder durch Steuereinnahmen finanzieren. Nach unserer Überzeugung müssen wir den Staatsanteil insgesamt zurückfahren, und deswegen müssen wir bei den Ausgaben ansetzen, wenn wir zur Konsolidierung der Haushalte kommen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)