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ID1004420600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Faltlhauser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, daß ich einen Beitrag zur Orientierung leisten kann, wenn ich sage, daß ich nicht zur Landwirtschaft spreche, sondern darüber, daß die Vermögenspolitik zwischen Ackerbau und Viehzucht und nachfolgend Stahl hineingezwängt ist, wenn ich das richtig erkannt habe.

    (Heiterkeit)

    Ich hoffe, daß diese Art der „verbundenen Debatte" nicht ein Zeichen dafür ist,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht fruchtbar!)

    daß dieses Parlament nicht mehr dialogfähig ist.
    Gestern hat der Oppositionsführer mit gekünstelter Theatralik uns erzählt, daß der Bundeskanzler nicht handlungs- und führungsfähig sei. Den Beweis hat er nicht angetreten. Wir haben umgekehrt heute und gestern gehört, daß diese Bundesregierung natürlich sehr handlungsfähig ist. Es gibt aber kaum ein Thema, bei dem sich einerseits die politische Handlungsunfähigkeit der alten Regierungen so deutlich nachvollziehen und sich andererseits die Handlungsfähigkeit der neuen Bundesregierung so deutlich nachweisen läßt wie bei der Vermögensbildung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Vermögenspolitik ist ein Musterbeispiel dafür, wie sehr bei den SPD-geführten Regierungen Ankündigung und Tat, Versprechen und Einlösung auseinanderklafften. Allein die Staffette der vermögenspolitischen Ankündigungen in den Regierungserklärungen der SPD-Kanzler sind Dokumente mangelnder Glaubwürdigkeit. Brandt 1969, Brandt 1973, Schmidt 1974, Schmidt 1976: Immer wurde diesem Parlament und dem deutschen Volk versprochen, daß die Vermögensbildung jetzt endlich vorankomme. Zum Beispiel Brandt in der Regierungserklärung 1969 — ich zitiere mit Genehmigung der Frau Präsidentin:
    Zu den Schwerpunkten
    — Ich unterstreiche: Schwerpunkten —
    der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik dieser Bundesregierung gehört das Bemühen um eine gezielte Vermögenspolitik. Die Vermögensbildung in breiten Schichten — vor allem in Arbeitnehmerhand — ist völlig unzureichend; sie muß kräftig verstärkt werden.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Das Protokoll verzeichnet an dieser Stelle „Beifall bei den Regierungsparteien". Wie sehr müssen Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, heute enttäuscht sein, daß 13 Jahre nach dieser Ankündigung in der Vermögensbildung überhaupt nichts passiert ist.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Gerade in dieser Zeit — darauf hat Bundesminister Blüm heute schon hingewiesen — ist die Vermögensverteilung in diesem Lande mit Sicherheit nicht gleichmäßiger geworden. Wo der Staat so ungeheuer viel Schulden aufhäuft, da verdient nicht
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3211
    Dr. Faltlhauser
    der kleine Mann, sondern der, der Geld und Kapital übrig hat.
    Nun das Kontrastprogramm: Die Union hat vor den Wahlen am 6. März 1983 den Wählern versprochen, schnell etwas für die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand zu tun. Nur vier Monate nach den Wahlen verabschiedet das Kabinett Kohl bereits das Vermögensbeteiligungsgesetz, das heute hier verabschiedet werden soll. Die Regierung Kohl hat also in neun Monaten zustandegebracht, was die SPD-geführten Regierungen 13 Jahre lang nicht zustandegebracht, sondern nur immer versprochen haben. Und da will der Herr Vogel, da will der Oppositionsführer von Handlungsunfähigkeit und Führungsschwäche sprechen! Wie sollen wir denn dann das, was in den letzten 13 Jahren bei Ihnen passiert ist, unsererseits benennen? Wie sollen wir diesen vermögenspolitischen Dauerschlaf bezeichnen? Da reicht der deutsche Wortschatz wohl kaum aus.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir sehen dieses Vermögensbeteiligungsgesetz als konsequente Fortsetzung der Vermögenspolitik der CDU/CSU in der Nachkriegszeit. Die Union hat zunächst das Bausparen gefördert, dann das Geldsparen. Nun wird konsequenterweise die dritte Säule, das Produktivkapital gezielt gefördert. Durch das Gesetz wird auch die Kapitalbasis vor allem der mittelständischen Unternehmen gestärkt werden. Wer mehr Kapital hat, der kann auch wieder mehr riskieren, kann wieder mehr wagen. Und genau das ist es, was wir jetzt brauchen.
    Wir haben in unserem Land keine Probleme mit der Sparquote, die immer noch dreimal so hoch ist wie die in den USA. Aber wir haben Probleme, weil zu wenig Risikokapital in den Betrieben gebildet wird. Mit diesem Gesetz sollen und können die Arbeitnehmer mithelfen, Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen.
    Daneben werden wir mit diesem Gesetz auch ein zusätzliches Instrument der Tarifpolitik schaffen Das Gesetz folgt den Forderungen, die der Sachverständigenrat über viele Jahre niedergelegt hat Nicht zuletzt aber, meine Damen und Herren, kann dieses Gesetz zur Minderung des Verteilungskampfes beitragen. Gerade in Zeiten geringerer Spielräume der Lohnpolitik rückt das Vermögensbeteiligungsgesetz Unternehmensinteresse und Arbeitnehmerinteresse wieder näher zusammen. Übet diesem Gesetz steht die Überzeugung, daß das bewegende Element der sozialen Marktwirtschaft eben nicht der Klassenkampf, sondern die Partnerschaft ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, Sie kennen die wesentlichen Elemente dieses Vermögensbeteiligungsgesetzes: den höheren Förderungsrahmen —936 DM —, die Erweiterung des Anlagenkataloges und schließlich die besondere Förderung des Produktivkapitals; 23% Arbeitnehmersparzulage und zusätzlich noch die Förderung nach dem Einkommensteuergesetz. Das heißt, das Gesetz bevorzugt die Produktivkapitalanlagen durch einen höheren
    Förderungsrahmen und durch eine höhere Arbeitnehmersparzulage doppelt.
    Jetzt hat die SPD diesem Plenum neben einer Reihe von Anträgen auch einen Entschließungsantrag vorgelegt. Dazu will ich einige Anmerkungen machen. In dem Entschließungsantrag heißt es entrüstet:
    Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist auch mittelstandsfeindlich, da die Beteiligung an Gesellschaften mit beschränkter Haftung und an Kommanditgesellschaften nicht vorgesehen ist.
    Dazu wäre zu sagen: Das Gesetz bietet viel beweglichere Anlagen an für die mittelständischen Unternehmen als gerade GmbH- und KG-Anlagen.
    Noch ein Zweites dazu. Am 13. Mai 1980 wurde das letzte der vielen Gesetze debattiert, das die CDU/CSU-Opposition zur Vermögensbildung vergeblich — leider vergeblich — in diesem Haus vorgelegt hatte. Der Kollege Rapp (Göppingen) (SPD) begründet seine Ablehnung des Unionsgesetzes u. a. wie folgt:
    Diese Gesetzentwürfe sehen auch Zuwendungen von GmbH- und Kommanditanteilen vor. Da solche Zuwendungen Arbeitslohn sind, müssen die Anteile wegen der enthaltenen stillen Reserven einkommensteuerlich bewertet werden ... Aber die Antwort auf die naheliegende Frage, wie die Bewertung in einem Massenverfahren technisch machbar sein soll, sind Sie schuldig geblieben ...
    Für unlösbar halten wir auch das Problem, das sich daraus ergibt, daß jeder Kommanditist .. . aus seinen Gesamteinkünften Gewerbesteuer zahlen muß.
    Das war der Herr Kollege Rapp als Sprecher der damaligen Regierungsfraktion. Damals hielt die SPD etwas für unmöglich, was sie heute in dem hoffnungsgrünen Papier des Entschlußantrags für dringend notwendig hält. Diese wieselflinke Wendigkeit ist erstaunlich. Ich stelle fest, daß es die SPD sogar bei steuertechnischen Detailfragen fertig bringt, opportunistisch von der einen Seite zur anderen zu springen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. George [CDU/CSU]: Das ist Rosenthalismus!)

    Eine weitere Anmerkung. Sie stellen in Ihrem Entschließungsantrag fest, daß die Anträge zur Förderung überbetrieblicher Anlageformen in den Ausschüssen abgelehnt wurden. Das ist richtig. Wir haben aber gute Gründe dafür. Diese Gründe stehen im Vorblatt des Gesetzes. Ich muß das hier nicht vorlesen.
    In Ihrer Regierungszeit haben Sie bei den Vermögensbildungsdebatten — ich darf Sie daran erinnern — immer wieder als Grund, warum Sie Ihr eigenes Gesetz nicht eingebracht haben, vor allem die technischen Schwierigkeiten mit den außerbetrieblichen Anlagesammelstellen begründet. Damals war Ihnen sehr wohl bewußt, wie eingehend diese Fragen zu prüfen sind. Heute meinen Sie, daß
    3212 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Dr. Faltlhauser
    das mit einer fünfzeiligen Gesetzesänderung getan sei. Das ist auch, Herr Kollege Huonker, ein Beitrag zum Thema Glaubwürdigkeit ...

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir haben keinen eigenen Minister oder einen Staatssekretär gebraucht, nur um die Vermögensbildung voranzubringen, wie Sie, und hinterher hat es nichts gebracht als Kosten für den Steuerzahler.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, dieses Gesetz ist ein Angebot des Gesetzgebers auf drei Ebenen: zum einen für den einzelnen Arbeitnehmer, zum zweiten für Betriebsräte und Arbeitgeber für Betriebsvereinbarungen und schließlich für Tarifvertragsparteien.
    Die SPD schreibt in ihrem Entschließungsantrag: „Tarifverträge werden auf der Grundlage dieses Gesetzes nicht abgeschlossen werden!" Großartig! Hier maßt sich die SPD-Fraktion bereits an, für die Tarifpartner zu sprechen. Ich sage Ihnen: Überlassen Sie das einmal den Tarifpartnern selbst.
    Im Jahre 1961 hat die SPD-Fraktion auch immer darauf hingewiesen, daß die Gewerkschaften das Angebot des 312-DM-Gesetzes nicht annehmen würden. Dann waren es die besonnenen und vernünftigen Gewerkschaften, die diesem Gesetz zum Durchbruch verholfen haben.

    (Amling [SPD]: Das sagen Sie auch, wenn Sie gegen die Mitbestimmung sind!)

    Georg Leber war einer dieser zukunftsorientierten Gewerkschaftsführer. Ich hoffe, daß mit Georg Leber nicht der letzte Arbeitnehmerführer aus dieser SPD-Fraktion ausgezogen ist, der sich die Vermögensbildung auf seine Fahne geschrieben hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Das Gesetz ist natürlich auch ein Appell an die Arbeitgeber, daß sie wieder an die Tradition von Martin Schleyer anknüpfen. Auch das muß ich sagen.
    Meine Damen und Herren, wir haben den Arbeitnehmern vor den Wahlen einen schnellen Fortschritt in der Vermögensbildung versprochen. Helmut Kohl und seine Regierung haben Wort gehalten. Jetzt sind die Tarifparteien an der Reihe. Die Arbeitnehmer in diesem Lande warten darauf.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Grünbeck.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Grünbeck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Herbstgutachten der Sachverständigen hat eindeutig ausgewiesen, daß die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land, wenn auch behutsam, aufwärts geht. Wir müssen uns daher der Herausforderung stellen, die darin liegt, uns im nationalen und vor allem im internationalen Bereich anzupassen.
    Es geht nicht darum, dieses Vermögensbildungsgesetz nur unter materiellem Gesichtspunkt zu betrachten, sondern es geht darum, die Leistungsfähigkeit aller an der wirtschaftlichen Weiterentwicklung unseres Landes Beteiligten zu fördern, und zwar nicht nur durch materielle, sondern auch durch immaterielle Anreize. Das Eigenkapital der deutschen Unternehmen — das wurde in dieser Haushaltsdebatte wiederholt bestätigt — hat sich nicht positiv entwickelt. Wer stabile Arbeitsplätze fordert, braucht stabile Unternehmen; denn labile Unternehmen bieten keine stabilen Arbeitsplätze.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Amling [SPD]: Und stabile Unternehmer!)

    Die FDP begrüßt dieses vierte Vermögensbildungsgesetz. Wir danken Ihnen, Herr Bundesminister Blüm, und den Beamten Ihres Hauses, aber auch den anderen beteiligten Ressorts dafür, daß dieses Gesetz schnell und sachlich fundiert vorgelegt worden ist und daß es mit uns wirklich konstruktiv weiterentwickelt wurde. Wir begrüßen den schnellen Abschluß der ersten Stufe. Wir hoffen, daß wir im Rahmen der zweiten Stufe noch wesentliche Vorteile für den Arbeitnehmer in dem Gesetz unterbringen können. Das wird allerdings davon abhängen — insoweit beugen wir uns dem Finanzminister —, daß die Überschrift auch dieses Gesetzes lautet: Vorfahrt hat die Konsolidierung des Haushaltes.
    Wir sind sehr froh darüber, daß wir im Zusammenhang mit diesem Gesetz die Freiwilligkeit nahezu festgeschrieben haben. Wir Liberalen suchen die Freiwilligkeit insbesondere in der Verantwortung. Wir wollen nicht die Zwänge kollektiver Kräfte. Wir wollen die Mitverantwortung, die Mitbestimmung und die Ertragsbeteiligung des Arbeitnehmers.

    (Amling [SPD]: Sie persönlich ja, aber die Partei doch nicht!)

    Wenn ich ein Wort zur Mitbestimmung sagen darf, dann sage ich Ihnen aus meiner persönlichen Erfahrung ganz klar, daß die Mitbestimmung von uns dort begrüßt wird, wo die Arbeitnehmer in ihrem Unternehmen selber mitbestimmen können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Welt ist durch die Fremdbestimmung verdorben worden. Die Ideologen haben die Qualität der unternehmerischen Entscheidungen nicht verbessert, sondern nur beeinträchtigt und in vielen Fällen das Betriebsklima verschlechtert.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Amling [SPD]: Das sagen Sie nur, weil Herr Lambsdorff nicht da ist!)

    — Nein. Wir werden darüber miteinander reden. Ich bin dafür, daß die Hemmschwellen in diesem Bereich abgebaut werden, daß wir mit den Gewerkschaften darüber reden — bei ihnen gibt es ja eine ganze Menge vernünftiger Leute, die ein hohes Maß an Verantwortung haben —, wie bei gemeinsamer Verantwortung Lösungen gefunden werden können.
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3213
    Grünbeck
    Ich glaube, der Kollege Faltlhauser hat recht, wenn er sagt, daß es nichts nütze, über die klassenkämpferischen Töne der letzten Wochen zu reden. Die konservativ-liberale Regierung hat die klassenkämpferischen Parolen durch eine alternative Partnerschaft ersetzt. Es hat doch keinen Sinn, ein Gegeneinander aufzubauen. Wir müssen das Miteinander schaffen, sonst werden wir der Herausforderung der nächsten Jahrzehnte nicht gerecht und werden alle miteinander keine wirtschaftliche Weiterentwicklung zustande bringen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich darf noch eines sagen. Der Herr Bundesarbeitsminister hat heute nachmittag erklärt, daß einer allein es nicht schaffe; wir brauchten die Partnerschaft zwischen dem Staat, den Gewerkschaften und den Unternehmen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Wenn wir das nicht erreichen, können wir doch die Veranstaltung mit dem Titel wirtschaftliche und soziale Weiterentwicklung in unserem Lande beenden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Im Zusammenhang mit diesem Gesetz möchte ich auch noch einen anderen Gesichtspunkt hinzufügen. Die Stabilität der Unternehmen hängt im wesentlichen davon ab — auch das müssen wir sehen —, daß wir die Nachfolgeregelungen finden. Das Instrument der Vermögensbildung eröffnet dann, wenn z. B. keine Nachfolger für die Unternehmer vorhanden sind und auch nicht gefunden werden, die Möglichkeit, über die Beteiligung der Mitarbeiter diese Nachfolgeregelung in den Unternehmen in Angriff zu nehmen; denn nur dann, wenn Sie die Unternehmen, die fortentwickelt wurden, auch durch die Nachfolgeregelung stabilisieren, werden Sie überhaupt eine mittelfristige und langfristige Unternehmenspolitik betreiben können. Wir haben doch in der Bundesrepublik praktizierte Beispiele dafür, daß im Rahmen der Sozialpläne das soziale Abfindungspotential in soziales Beteiligungskapital umgewandelt wurde. Diese Modelle haben doch funktioniert.
    Sie müssen wissen, was es heißt, in einer strukturschwachen Region ein Unternehmen mit 500 Arbeitsplätzen dadurch zu erhalten, daß man die Sozialabfindung in Gesellschaftskapital umwandelte und damit die Kapitalstruktur des Unternehmens wesentlich verbesserte. Dadurch wurden 500 Arbeitsplätze gerettet, die sonst verlorengegangen wären. Deshalb frage ich, warum heute noch in der SPD Widerstände gegen die Gewerkschaft Textil vorhanden sind, die diesem Modell ja zugestimmt und eine hervorragende Mitarbeit geleistet hat. Das möchte ich einmal in aller Öffentlichkeit anerkennen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend folgendes sagen. Wir haben in den letzten Wochen um den militärischen und den politischen Frieden in diesem Land gestritten und uns damit auseinandergesetzt. Wir haben in den letzten
    Wochen sehr viel darüber geredet, daß wir den Frieden mit unserer Umwelt brauchen. Wir brauchen in diesem Land auch den sozialen Frieden, weil er ein wichtiger Ausgangspunkt für die wirtschaftliche und soziale Weiterentwicklung unseres Landes ist. Dieses Gesetz ist ein Anfang dazu. Wir fordern alle auf, an der Weiterentwicklung dieses Gesetzes in der zweiten Stufe mitzuarbeiten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)