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ID1004418600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Irmgard Adam-Schwaetzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Abgeordneter Glombig, mir tut es schrecklich leid. Wir können darüber gern anschließend weiter diskutieren. Ich habe sehr wenig Redezeit, und wir haben heute noch etliche Redner, denen ich die Redezeit nicht wegnehmen möchte.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Lambinus [SPD]: Frau Kollegin, wo ist denn Ihr zuständiger Minister?)

    Sogar der Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung hat diese Politik zur Sanierung der Rentenfinanzen mit einem positiven Votum belegt. Er konstatiert, daß diese Politik verhindert, daß Arbeitnehmer über steigende Abgabenlast nicht nur eine steigende Alterslast, sondern auch eine überproportionale Verbesserung des Lebensstandards der Altersrentner finanzieren würden, daß also diese Politik dazu beiträgt, daß genau dies nicht passiert. Meine Damen und Herren, wir wollen doch verhindern, daß in einigen Jahren Opa das Studium des Enkels finanziert, weil Vater die Rente von Opa finanziert. Eine solche Gesellschaft würde man zu Recht als eine Taschengeldgesellschaft bezeichnen. Das allerdings wollen wir nicht. Wir wollen auch weiterhin die Leistungsgesellschaft.
    Dem gleichen Ziel der langfristigen Sicherung der Rentenfinanzen trägt auch die veränderte Anspruchsvoraussetzung für die Inanspruchnahme von Invalidenrenten Rechnung. Erwerbsunfähigkeits- und Berufsunfähigkeitsrenten hatten sich zu einer Art vorgezogenem Altersruhegeld entwickelt. Dem galt es Einhalt zu gebieten. Denn dies wäre nicht systemgerecht. Wir wollen, daß die Rentenversicherung wieder systemgerecht wird und auch in der Zukunft systemgerecht ausgestaltet bleibt.
    Wir sind sehr froh, daß es in den Ausschußberatungen noch gelungen ist, mit einer Verbesserung der Übergangsregelung dafür zu sorgen, daß hier keine verfassungsrechtlich bedenklichen Eingriffe in Besitzstände vorgenommen werden, sondern daß es möglich sein wird, mit einem monatlichen Beitrag von 83 DM die Anspruchsvoraussetzungen aufrechtzuerhalten. Dies allerdings entspricht unseren Vorstellungen von einer Absicherung der Alterseinkommen auf eigenverantwortlicher Basis auch für die Selbständigen in unserer Gesellschaft.
    Meine Damen und Herren, es ist viel darüber diskutiert worden, ob die Eingriffe in das Behindertenrecht vertretbar sind oder nicht. Ich möchte nur einen Punkt herausgreifen: die kostenlose Beförde-
    3200 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Frau Dr. Adam-Schwaetzer
    rung Behinderter im Personennahverkehr. Ich glaube, daß wir auch in der Bevölkerung sehr viel Verständnis dafür gefunden haben und finden werden, daß eine Kumulation von Vergünstigungen, die sehr danach aussieht, daß hier mit der Gießkanne ausgeteilt wird, abgeschafft wird.

    (Müller [Remscheid] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Ich möchte allerdings auch noch auf eines hinweisen. Wir haben uns im Ausschuß sehr viel Mühe damit gegeben, mögliche Härten zu vermeiden. Deshalb haben wir noch einige Regelungen — z. B. bezüglich der Region Köln/Bonn — zusätzlich in das Gesetz eingefügt. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, daß wir davon ausgehen, daß die drei Privatbahnen in der Nähe von Hamburg, um die es noch in den Ausschußberatungen ging, die Möglichkeit erhalten, zu S-Bahnen aufgestuft zu werden, damit diejenigen, die diese Privatbahnen benutzen müssen, auch in den Genuß der Vergünstigungen des Behindertenrechts, so wie es jetzt gestaltet wird, kommen.

    (Sehr gut! bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir haben mit dieser Formulierung die Gewährung von Vergünstigungen für die Personen durchgesetzt, die unsere Hilfe und unsere Solidarität wirklich brauchen. Daß eine Konzentration dieser Sozialleistungen notwendig war, wird ja auch von bestimmten Sozialdemokraten nicht bestritten.
    Ich möchte nur einmal daran erinnern, daß es der sozialdemokratische Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen gewesen ist, der gesagt hat, daß es nicht möglich ist, eine Vergünstigung der kostenlosen Beförderung so weiter fortzuführen, wie es in der Vergangenheit getan worden ist.

    (Müller [Remscheid] [CDU/CSU]: Das wissen die nicht mehr!)

    Meine Damen und Herren, eine realistische Beschäftigungspolitik als Bestandteil der Sozialpolitik muß dem wirtschaftlichen Strukturwandel Rechnung tragen. Es ist ja heute auch wieder viel davon die Rede gewesen, was alles an negativen Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels an die Wand gemalt werden kann. Ich möchte aber nicht verhehlen, daß wir uns alle Mühe geben müssen und unser Augenmerk vor allen Dingen darauf richten müssen, daß wir auch die Chancen der neuen Technologien für die Schaffung neuer Arbeitsplätze nutzen müssen.
    Das Heil kann nicht allein in Arbeitszeitverkürzung gefunden werden. Ich kann ja verstehen, meine Damen und Herren von der Opposition, daß Sie mit großem Glück nun wieder Arm in Arm mit den Gewerkschaften in Richtung auf eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich marschieren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht mit allen Gewerkschaften!)

    Dieses Gefühl kann ich ja gut verstehen. Aber fragen Sie doch einmal in Betrieben nach, und zwar
    bei den Arbeitnehmern, nicht bei den Gewerkschaftsfunktionären, was sie davon halten, wenn die 35-Stunden-Woche eingeführt werden soll.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Die werden Ihnen nämlich sehr genau sagen,

    (Zurufe von der SPD)

    daß sie nicht daran glauben, daß so etwas bei vollem Lohnausgleich durchgesetzt werden kann, weil sie nämlich ganz genau wissen, daß das auf die Rentabilität ihrer Betriebe geht, und sie wollen ihren Arbeitsplatz auch in der Zukunft sichern.

    (Zurufe von der SPD)

    — Ja, darüber können wir uns ja unterhalten, wer von uns häufiger mit Arbeitnehmern redet.

    (Lachen und Zurufe von der SPD)

    Arbeitnehmer wissen, daß die 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich zumindest ein Risiko für ihre Arbeitsplätze darstellt. Und dann fragen Sie einmal nach, wie viele Arbeitnehmer bereit sind, eine 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich zu haben. Da nämlich werden sie Ihnen sagen, daß die 200 bis 300 DM, die sie im Monat weniger hätten, wenn Sie das durchsetzen würden, nicht gerne verkraften wollen. Und warum, so frage ich Sie, sind denn nicht eigentlich die gemeinwirtschaftlichen Unternehmen Vorreiter in dem gesamten Bereich der Wochenarbeitszeitverkürzung,

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Coop hat sich geweigert. Andere gemeinwirtschaftliche Unternehmen tun es auch nicht. Ja, warum tun die es denn nicht? Bei all den Fehlern, die sie in der Vergangenheit gemacht haben, in diesem Punkt können sie heute auch wieder rechnen.
    Wir setzen eher auf eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit. Eine Vorruhestandsregelung ist ein Angebot an die Tarifpartner und muß es auch sein.

    (Zurufe von der SPD)

    Die absolut notwendige Voraussetzung einer solchen Vorruhestandsregelung ist allerdings, daß sie auf freiwilliger Basis erfolgt,

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    denn nur so kann den unterschiedlichen Anforderungen in der Struktur von Groß-, Mittel- und Kleinbetrieben Rechnung getragen werden. Mit allem, meine Damen und Herren, was wir hier beschließen, wollen wir ja nicht, daß zusätzliche Arbeitsplätze gefährdet werden, sondern wir wollen die Regelungen so gestalten, daß sie von denjenigen, die einen Vorteil davon haben wollen, auch angenommen werden. Da gibt es eben ganz klare Aussagen, daß eine solche Vorruhestandsregelung zur Verkürzung der Lebensarbeitszeit nicht überall in der gleichen Weise unproblematisch angewandt werden kann.
    Den Entwurf der Bundesregierung werden wir sehr sorgfältig prüfen. Ich bin ganz sicher, daß wir nach einer ausgiebigen Diskussion im Ausschuß hier eine vernünftige Regelung, die ein wirkliches
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3201
    Frau Dr. Adam-Schwaetzer
    Angebot an die Tarifvertragsparteien darstellt, verabschieden werden.
    Die SPD will auch in der Zukunft nicht davon ablassen, Beschäftigungsprogramme, Arbeitszeitgesetze, Vorruhestandsregelungen mit viel Bürokratie, 35-Stunden-Woche, alles Regelungen, die den Wettbewerb einschränken, durchzusetzen. Alles das, meine Damen und Herren, knebelt die Betriebe. Deshalb lassen Sie mich mit einem Zitat von Lincoln schließen, daß auf diese Situation sehr gut paßt:
    Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt, ihr werdet denen, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, nicht helfen, indem ihr die ruiniert, die sie bezahlen.
    Das, meine Damen und Herren, wird das Prinzip unserer Wirtschafts- und Sozialpolitik auch in der Zukunft sein.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Das ist das Prinzip des Almosens!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, wie ich höre, haben wir jetzt einen neuen Komplex. Der Kollege Gobrecht hat das Wort.

(Zurufe von der SPD)

— Daran leiden eigentlich alle nicht, habe ich den Eindruck.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Horst Gobrecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit Verlaub, Frau Kollegin Adam-Schwaetzer: Bei Ihrer Darstellung der Regierungspolitik hatte ich doch ein wenig den Eindruck, als ob wir uns in einem Kosmetiksalon mit angeschlossener Schönheitsreparatur befänden.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der SPD: Mit Apotheke! — Lambinus [SPD]: MerzDragees!)

    So geschönt ist hier die Regierungspolitik im Bereich des Sozialen dargestellt worden.
    Die Frau Präsidentin hatte natürlich recht, als sie sagte, daß ich zu einem anderen Themenbereich sprechen wolle.

    (Dr. Spöri [SPD]: Ohne Komplex!)

    — Selbstverständlich, Herr Kollege Spöri, ohne Komplex, wie sich das in der Finanzpolitik und wie sich das erst recht für Sozialdemokraten gehört.
    Meine Damen und Herren, die Steuerpolitik der Kohl-Regierung und der sie tragenden Koalitionsparteien CDU/CSU und FDP gleicht einem schlingernden Schiff in einem Meer voller Untiefen bei ziemlichem Sturm. An Backbord hat die Zwangsanleihe bereits an drei Stellen verfassungsrechtliche Lecks geschlagen, obwohl der Fels Karlsruhe noch nicht passiert ist. Gleichwohl wird die sichere Reparatur durch eine Ergänzungsabgabe abgelehnt. An Steuerbord ist das Gewicht von verschenkten Vermögensteuer-Milliarden so rechts gestaut worden, daß das Schiff zu kentern droht. Auf der Brücke streiten sich der Erste und der Zweite Offizier
    handgreiflich darum, wann endlich die heimlich an Bord gebrachte Ladung in Gestalt der heimlichen Steuererhöhungen zur Leichterung des Schiffes zurückgegeben werden soll. Der Kapitän des Schiffes ist auf der Brücke lange nicht gesehen worden, und wenn er sich bei schwerem Wetter überhaupt auf die Brücke traute, würde das dem Schiff im Sturm auch nichts helfen, weil er schwere Probleme gern vor sich herschiebt und Entscheidungen nicht liebt, sondern sie lieber aussitzt.
    Meine Damen und Herren, das steuerpolitische Durcheinander, das steuerpolitische Tohuwabohu der Regierungskoalition könnte man auch unfreundlicher beschreiben; denn es hat erhebliche Ähnlichkeit mit dem Durcheinander in der Europäischen Gemeinschaft.
    Da sind in der Opposition der Union vollmundige Forderungen nach der Rückgabe der heimlichen Steuererhöhungen in unablässiger Folge aufgestellt worden, während gleichzeitig die schwarze Mehrheit im Bundesrat nach der Sonthofener Strategie staatliche Ausgaben weit über Bundestagsbeschlüsse hinaus erhöht hat — und dies u. a. deshalb, um dem parteipolitischen Gegner um so leichter in Sachen Finanzen am Zeuge flicken zu können. Kaum in der Regierung, sind diese flotten Sprüche vergessen. Die Arbeitnehmer, die kleinen Handwerker, die kleinen Kaufleute, die kleinen Freiberufler, die sich im unteren Teil der einkommensteuerlichen Progressionszone befinden, sollen ruhig auf Jahre hinaus weiter steigende Lohn- und Einkommensteuer bezahlen. Die wirklich Großen, die Einkommensmillionäre, betrifft das ja nicht; denn für die ist der Spitzensteuersatz seit Jahren unverändert.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie hätten es doch ändern können!)

    Immerhin, meine Damen und Herren — und das hat heute morgen schon eine gewisse Rolle gespielt —, hat der kleinere Koalitionspartner, die FDP, dieses Thema nun, offensichtlich zur Ablenkung von aktuellen anderen Schwierigkeiten, entdeckt. Der Wirtschaftsminister Lambsdorff und der Abgeordnete Haussmann fordern alsbald eine Entscheidung über eine Einkommensteuersenkung und noch einen Termin dafür in dieser Wahlperiode. Doch Steuer-Staatssekretär Häfele, einst der Erfinder der heimlichen Steuererhöhungen, sagte in einem Interview auf den Hinweis, daß es wohl Streit über den Steuersenkungstermin gebe — wörtliches Zitat —:
    Nein, wir haben überhaupt keinen Streit. Vor allem die sachkundigen Kollegen beider Fraktionen sind sich völlig einig, daß die Sanierung vorrangig ist.
    Womit die Herren Lambsdorff und Haussmann nun nicht nur dabei erwischt worden sind, daß sie eine offensichtlich inopportune Forderung aufgestellt haben, sondern auch noch als nicht sachkundig bezeichnet worden sind. Wahrscheinlich sind diese Umgangsformen Ausdruck der bisher vermißten geistig-moralischen Erneuerung in der Politik.

    (Beifall bei der SPD)

    3202 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983