Rede:
ID1004408300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 47
    1. zu: 3
    2. Sie: 2
    3. sind: 2
    4. die: 2
    5. zur: 2
    6. Herr: 1
    7. Bundesarbeitsminister,: 1
    8. da: 1
    9. fortwährend: 1
    10. von: 1
    11. Sprücheklopfern: 1
    12. reden,: 1
    13. darf: 1
    14. ich: 1
    15. doch: 1
    16. einmal: 1
    17. fragen:: 1
    18. Wann: 1
    19. auf: 1
    20. Grund: 1
    21. Ihrer: 1
    22. Gesetzesmaßnahmen,: 1
    23. Entscheidung: 1
    24. stehen,: 1
    25. Beitragssatzsteigerungen: 1
    26. für: 1
    27. diejenigen: 1
    28. erwarten,: 1
    29. freiwillig: 1
    30. versichert: 1
    31. und: 1
    32. durchweg: 1
    33. jenen: 1
    34. mit: 1
    35. höheren: 1
    36. Einkommen: 1
    37. zählen,: 1
    38. was: 1
    39. eben: 1
    40. Folge: 1
    41. hat,: 1
    42. daß: 1
    43. sie: 1
    44. nicht: 1
    45. den: 1
    46. Versicherungspflichtigen: 1
    47. gehören?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Bitte schön.


Rede von Eugen Glombig
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Bundesarbeitsminister, da Sie fortwährend von Sprücheklopfern reden, darf ich Sie doch einmal fragen: Wann sind auf Grund Ihrer Gesetzesmaßnahmen, die zur Entscheidung stehen, Beitragssatzsteigerungen für diejenigen zu erwarten, die freiwillig versichert sind und durchweg zu jenen mit höheren Einkommen zählen, was eben zur Folge hat, daß sie nicht zu den Versicherungspflichtigen gehören?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr verehrter Herr Kollege Glombig, Sie werden sich etwas gedulden müssen. Ich komme auch noch zu den Maßnahmen, mit denen wir die Höherverdienenden in das Sanierungskonzept einbezogen haben.
    Ich bleibe zunächst einmal im Bereich der Sozialversicherung. Da frage ich noch einmal: Herr Kollege Glombig, finden Sie es richtig, daß diejenigen, die ihre Sonderzuwendungen — Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Kirmesgeld — über das ganze Jahr verteilt bekommen, mit diesen Leistungen immer unter der Beitragsbemessungsgrenze liegen, während diejenigen, die alles auf einmal, die möglicherweise nicht nur ein dreizehntes, sondern sogar ein vierzehntes Monatsgehalt ausgezahlt bekommen,
    3160 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Blüm
    mit der Mehrheit der Leistungen über der Beitragspflicht liegen? Es kann doch nicht der Sinn von privaten Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sein, zu entscheiden, ob man einer öffentlichen Leistungspflicht unterliegt oder nicht. Das ist doch gegen die Solidarität, Herr Glombig, die Sie sonst immer so hoch preisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Eins muß ich doch feststellen, nicht zuletzt weil der Kollege Glombig gerade die Frage der sozial Schwächeren angesprochen hat. Trotz Sparmaßnahmen: Das Unterhaltsgeld und das Übergangsgeld für Behinderte, für berufliche Rehabilitanten, liegt der Höhe nach immer noch über dem Arbeitslosengeld. Entgegen anderslautenden Meldungen liegt auch das Arbeitslosengeld der Höhe nach immer noch über der Sozialhilfe. Lassen Sie sich nicht verwirren! Dies ist eine Tatsache: Ein Alleinstehender muß weniger als 1 300 DM verdient haben, um mit dem Arbeitslosengeld in die Sozialhilfe zu geraten. Selbst die niedrigste Lohngruppe bei den Textilarbeitern liegt 16 %, liegt über 200 DM über dieser Mindestgrenze. Es kann nicht sein, was Sozialdemokraten behaupten: daß diese Sparmaßnahmen nichts anderes seien als ein Abschieben zur Sozialhilfe.

    (Kolb [CDU/CSU]: Die konnten noch nie rechnen!)

    Ich will das Thema soziale Balance anschneiden. Natürlich ist das ein Thema, die soziale Balance. Natürlich sind wir nicht am Ende dieser Aufgabenstellung. Wir haben Subventionen und Steuerprivilegien zu überprüfen. Nur, wer weniger als wir gemacht hat, eignet sich wenig dazu, uns Vorwürfe zu machen. Wenn einer überholt wird, kann er zum Überholer nicht sagen, er fahre zu langsam. Man kann sagen, wir hätten zu wenig getan. Aber die Sozialdemokraten, die in dieser Sache nichts getan haben, haben nun gar keinen Grund, uns Vorwürfe zu machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich nenne ein paar Beispiele. Wenn Sie Zeit haben, können wir das Thema etwas ausführlicher behandeln. Investitionshilfe: Ich hätte mir gewünscht, sie wird nicht zurückgezahlt. Aber selbst wenn sie zurückgezahlt wird, ist der Zinsverlust so hoch, wie Ihre ganze Ergänzungsabgabe es dem Betrag nach gewesen wäre, nämlich 2,5 Milliarden DM. Es ist ein Stück sozialdemokratischer politischer Schizophrenie, wenn Sie einerseits beklagen, daß wir von den Besserverdienenden keine höheren Abgaben verlangen, und wenn Sie andererseits von Nord nach Süd durchs Land ziehen und Ratschläge geben, wie man sich dieser Zahlungspflicht durch Einsprüche bei den Finanzämtern entziehen kann. Das ist politische Schizophrenie.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch dadurch, daß wir beim Kindergeld Einkommensgrenzen eingeführt haben, entziehen wir den Höherverdienenden ein Finanzvolumen von 1 Milliarde DM. Wir haben die Vorsorgepauschale für Besserverdienende begrenzt. Das bringt 1,1 Milliarden DM. Wir haben erreicht, daß Verluste, die im Ausland durch Erwerb von Häusern oder durch Beteiligung an Touristikvorhaben gem acht werden, hierzulande nicht mehr von der Steuer abgesetzt werden können. Ich nenne ein Beispiel: Ein Selbständiger mit 1/2 Million DM Einkommen, der beispielsweise 200 000 DM Verlust bei einem Touristikvorhaben in Südamerika beim Finanzamt geltend machen kann, drückt seine Steuerlast um 112 000 DM. Das war bisher unter sozialdemokratischen Finanzministern möglich, unter christdemokratischen ist es nicht mehr möglich. Das ist der Unterschied. Das haben wir zugemacht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie sagen — damit haben Sie sogar Wahlkämpfe geführt —, wir hätten das Arbeitsmarktinstrumentarium demoliert. Richtig ist, daß wir im Haushalt 1984 für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 544 Millionen DM mehr haben als 1983. Sie haben sich im Oktober 1982 mit 27 610 ABM-Teilnehmern aus der Regierung verabschiedet. Wir haben derzeit 59 925. Man muß keine Mengenlehre können, sondern nur das einfache Einmaleins, um zu erkennen, daß dies die doppelte Zahl ist. Wer das Doppelte macht, kann sich verbitten, daß diejenigen, die bisher nur die Hälfte zustandegebracht haben, ihn beschimpfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch bei der beruflichen Bildung haben wir 71 Millionen DM mehr als 1983. Unser Sofortprogramm übertrifft bei weitem die Geldmittel, die Sie eingesetzt haben.
    Ich verstehe angesichts dieser Tatsachen nicht — man kann sich über vieles streiten —, wenn die IG Metall diese unsere Politik als Vandalismus, als Katastrophenkurs bezeichnet. Die IG Metall ist eine Einheitsgewerkschaft. Ich sage ihr hier von diesem Pult aus: Eine Einheitsgewerkschaft kann sich nicht leisten, was sich eine sozialistische Kadergewerkschaft leisten kann. Diesen Unterschied müssen wir einmal klarmachen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Man soll uns nicht für einfältig halten und glauben, daß christdemokratische Gewerkschafter noch jubeln, wenn ein solcher politischer Amoklauf über Metall-Zeitungen verkündet wird. Wir sind doch nicht im politischen Kannibalismus, wir sind doch nicht unter Menschenfressern, daß wir Politik so attackieren können, wie es die IG Metall macht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD — Abg. Lutz [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Nein.
    Wir haben allein für Kohle und Stahl 6 Milliarden DM zur Verfügung gestellt.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Wie kommen Sie denn auf diese Zahl?)

    Man kann uns nicht vorwerfen, wir täten nichts für die Beschäftigung.
    Meine Damen und Herren, wir haben nicht nur gespart, zurückgenommen und das Sozialsystem an
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3161
    Bundesminister Dr. Blüm
    1 die Finanzierungsmöglichkeiten angepaßt. Wir haben in der Tat auch gestaltet. Sie verwechseln etwas, wenn Sie sagen, wir seien die Tu-nix-Regierung. Wir sind die Tu-wat-Regierung, und Sie sind die Red-viel-Opposition. Das ist der Unterschied.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Soll ich es wiederholen? Sie waren die Red-viel-
    Regierung, und wir sind die Tu-wat-Koalition.

    (Erneute Zurufe von der SPD)

    Ich will das an drei Beispielen deutlich machen.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    — Mein Gott, hier muß man wirklich Gehörschutz beantragen, wenn man in Ruhe reden will.
    Ich will drei Punkte nennen: die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand, die Rückkehrförderung und die Vorruhestandsregelung, die wir jetzt auf die Werft setzen.
    Ich komme zunächst zur Vermögensbildung. Das Kontrastprogramm ist ganz einfach formuliert. Ihr Abschiedsgeschenk war, die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand um 900 Millionen DM zu kürzen. Unser Einstand ist, daß wir für die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand innerhalb von vier Jahren 1,4 Milliarden DM mehr staatliche Förderung zur Verfügung stellen.
    Konnte bisher ein Arbeitnehmer maximal 206
    DM staatliche Förderung in Anspruch nehmen, so wird er mit Hilfe unseres Gesetzes, das wir, so hoffe ich, hier in diesem Bundestag neben der Haushaltsberatung verabschieden, nicht maximal 206 DM wie bei Ihnen, sondern maximal 459,65 DM bekommen. In zehn Jahren kann sich ein Arbeitnehmer auf diese Weise ein Vermögen von 21 460 DM ansparen. Seine eigene Aufwendung dabei wird sich auf 8 699 DM belaufen.
    Was das Wichtigste ist: Der Pfiff jener Vermögensbildung, wie wir sie wollen, ist ja nicht eine allgemeine Sparförderung — die sei jedem gegönnt —, sondern wir wollen ordnungspolitisch, daß aus betroffenen Arbeitnehmern beteiligte Arbeitnehmer werden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Für uns ist Eigentumspolitik nicht nur eine materielle Politik, sondern es ist die Politik, daß jeder „mein" und „dein" sagen soll, daß jeder auch ein Stück zusätzlicher sozialer Sicherheit im Kreuz haben soll, daß er ein Stück Eigentum hat, auf das er in Notfällen zurückgreifen kann. Das ist auch ein Stück sozialer Sicherheit, das ist auch der Unterbau für Freiheit und eigene Entscheidung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir wollen kein Staatseigentum. Die Geschichte zeigt: Staatseigentum war immer Bonzeneigentum. Wir wollen das Bürgereigentum. Arbeitnehmer sind Bürger.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen und Zurufe von der SPD)

    — Ich finde es traurig, daß Sozialdemokraten lachen, wenn man das Ziel aufstellt: Arbeitnehmer als Bürger. Das entspricht der alten Tradition der Emanzipationsbewegung, wie sie in der Arbeiterschaft gepredigt wurde, daß Bürger und Arbeitnehmer gleichberechtigt sind. Das muß sich auch im Zugang zum Eigentum an Produktionsmitteln zeigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Kolb [CDU/CSU]: Nicht mehr bei der SPD!)

    Rückkehrförderung, ein zweites großes Thema. Auch hier sind Sie der Maxime „Red viel" treu geblieben. Sie haben die Rückkehrförderung für ausländische Arbeitnehmer mehrfach angekündigt und in Prüfung gegeben. Was Sie damit erreicht haben, ist nur eine Abwartehaltung bei den ausländischen Arbeitnehmern. Viele saßen auf gepackten Koffern. Wir haben diesen Schwebezustand beendet. Ein Schwebezustand ist kein Dauerzustand. Wir haben Klarheit geschaffen durch eine Rückkehrförderung. Ich glaube, diese Rückkehrförderung verbindet mehreres miteinander: Hilfe für den zurückkehrenden ausländischen Arbeitnehmer und auch ein Stück Entwicklungshilfe für seine Heimat. Ich halte mehr davon, die Entwicklungshilfe an Menschen zu binden als an anonyme Institutionen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Burgmann [GRÜNE]: Sie sind ein unheimlicher Verdreher! Die Sache auf den Kopf stellen, das können Sie!)

    Um auch das aus der Abstraktion herunterzuholen: Wenn ein türkischer Mitbürger mit 30 000 DM in die Heimat zurückkehrt — das kann mit Rückkehrförderung, Kindergeld, betrieblicher Vermögensbildung, Rentenanwartschaften zusammenkommen; das ist kein Ausnahmefall —,

    (Burgmann [GRÜNE]: Hypothese!)

    so sind diese 30 000 DM in der Türkei der Durchschnittsverdienst von fünf Jahren. Das ist mehr, als 30 000 DM hier sind.

    (Burgmann [GRÜNE]: Wie viele kriegen das denn?)

    Deswegen glaube ich, daß wir hier mehreres miteinander verbinden: Entwicklung für die Heimat und Hilfe für denjenigen, der nach Hause zurückkehren will.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der letzte Punkt: Vorruhestandsregelung. Wir wollen sie jetzt nach gründlicher Beratung in den Koalitionsfraktionen in die parlamentarische Beratung einbringen. An Hand der Vorruhestandsregelung — und nur deshalb erwähne ich sie hier — will ich einige Prinzipien unserer Sozialpolitik deutlich machen. Ich glaube nämlich, daß diese Vorruhestandsregelung mehr als nur eine Arbeitszeitverkürzung darstellt. Am Exempel der Vorruhestandsregelung kann auch eine Vorstellung von Sozialpolitik verdeutlicht werden. Das ist eine Vorfahrtsregel: Erstens. Freiwilligkeit geht bei uns immer vor Befehl.

    (Lutz [SPD]: Absoluter Quatsch!)

    3162 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Blüm
    Zweitens. Vereinbarung geht vor gesetzlichem Zwang. Drittens. Kompromiß geht vor Konflikt. Viertens. Miteinander geht vor gegeneinander. Fünftens. Generationensolidarität geht vor Generationenkonkurrenz. Und sechstens. Flexible Lösungen gehen vor starren Regelungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Lassen Sie sich durch manche Meldungen auch der letzten Tage gar nicht beirren: Es bleibt dabei, daß wir uns für Freiwilligkeit entscheiden, weil wir immer solche Arbeitszeitverkürzungen vorziehen, bei denen der einzelne selber entscheidet, ob er sie in Anspruch nimmt. Wer länger arbeiten will, soll länger arbeiten. Wer kürzer arbeiten will, soll kürzer arbeiten. Die Arbeitnehmer brauchen keinen Vormund. Sie leben nicht im Kindergarten. Deshalb überlaßt ihnen die Entscheidung, wann sie ihre Lebensarbeitszeit beenden!

    (Zuruf der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE] — Kolb [CDU/CSU]: Das wollen die Genossen nicht!)

    Es ist auch ein großer Unterschied, ob die Altersgrenze selbst gesetzt ist — —

    (Zuruf von der SPD: Schreien Sie doch nicht so!)

    — Das ist das Echo auf den Geräuschpegel von links. Wenn wir uns auf mehr Ruhe einigen können, bleibe ich auch etwas ruhiger.