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ID1004407900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/44 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 44. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/638, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/653 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/657 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/647, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und zur Einschränkung von steuerlichen Vorteilen (Steuerentlastungsgesetz 1984) — Drucksachen 10/336, 10/345, 10/348 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 10/686, 10/716 —Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/687 — Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1983 bis 1987 — Drucksachen 10/281, 10/535, 10/723 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/639, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über eine Investitionszulage für Investitionen in der Eisen- und Stahlindustrie (Stahlinvestitionszulagen-Änderungsgesetz) — Drucksachen 10/338, 10/346, 10/350 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/677 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/696 — in Verbindung mit Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/640, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/641, 10/659 — dazu Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Vermögensbeteiligungsgesetz) — Drucksachen 10/337, 10/349 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/724, 10/733 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/725 — Zweite Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der unmittelbaren Kostenbeteiligung der Versicherten an der Krankenhaus- und Kurbehandlung (Selbstbeteiligungs-Aufhebungsgesetz) — Drucksache 10/120 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/675 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/676 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit — Drucksachen 10/189, 10/704 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag des Abgeordneten Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN Sofortmaßnahme: Erhöhung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung — Drucksachen 10/205, 10/698 — Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Mutterschaftsurlaub — Drucksachen 10/358 Nr. 64, 10/706 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/645, 10/659 — in Verbindung mit Haushaltsgesetz 1984 — Drucksachen 10/658, 10/660 — Dr. Meyer zu Bentrup CDU/CSU . 3109B, 3205 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 3109C Wieczorek (Duisburg) SPD 3118A Carstens (Emstek) CDU/CSU 3123 D Stratmann GRÜNE 3128 B Dr. Weng FDP 3133 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 3136 D Frau Simonis SPD 3144 B Glos CDU/CSU 3150 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 3154 D Vizepräsident Stücklen 3156 C Frau Fuchs (Köln) SPD 3165A Dr. Friedmann CDU/CSU 3171 D Frau Potthast GRÜNE 3175A Frau Seiler-Albring FDP 3176B, 3248 B Roth SPD 3178C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 III Wissmann CDU/CSU 3183 D Hoss GRÜNE 3186 A Dr. Haussmann FDP 3189 D Sieler SPD 3191 D Präsident Dr. Barzel 3194A Jagoda CDU/CSU 3195A Vizepräsident Frau Renger 3195 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3198 D Gobrecht SPD 3201 B Frau Dr. Vollmer GRÜNE 3208 B Dr. Faltlhauser CDU/CSU 3210 C Grünbeck FDP 3212 B Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 3213C Schulhoff CDU/CSU 3218 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 3220 D Frau Zutt SPD 3223 C Bredehorn FDP 3226 A Kiechle, Bundesminister BML 3227 D Hauck SPD 3230 B Dr. Hoffacker CDU/CSU 3232 C Eimer (Fürth) FDP 3236 B Jaunich SPD 3237 A Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 3239 C Kleinert (Marburg) GRÜNE 3244 A Roth (Gießen) CDU/CSU 3245 D Walther SPD 3249 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . 3250 B Vizepräsident Wurbs 3258 C Namentliche Abstimmungen . 3254 B,C, 3256 B,C Nächste Sitzung 3258 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3259* A Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO 3259* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983 3107 44. Sitzung Bonn, den 8. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 12. Cronenberg (Arnsberg) 9. 12. Fischer (Frankfurt) 9. 12. Gerstl (Passau) * 9. 12. Gilges 9. 12. Dr. Glotz 9. 12. Haase (Fürth) * 9. 12. Haehser 9. 12. Handlos 9. 12. Frau Dr. Hartenstein 9. 12. Immer (Altenkirchen) 9. 12. Dr. Kreile 8. 12. Lemmrich* 9. 12. Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Dr. Müller* 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Reddemann* 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. von Schmude 9. 12. Schreiner 9. 12. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Verheyen 9.12. Voigt (Frankfurt) 9. 12. Weiskirch (Olpe) 9. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Heyenn (SPD) nach § 31 Abs.1 GO Zur Abstimmung über den Einzelplan 11 erkläre ich hiermit, daß ich aus den von Sprechern meiner Fraktion dargelegten Gründen nicht zustimmen kann. Ich begrüße jedoch, daß es auf Betreiben meiner Fraktion eine interfraktionelle Einigung darüber gegeben hat, wie sichergestellt werden kann, daß die drei im Hamburger Verkehrs-Verbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) auch künftig von Behinderten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Ich begrüße weiter, daß die Fraktionen von CDU/CSU und FDP verbindlich erklärt haben, eine gesetzliche Regelung vorzunehmen, wenn der jetzt gemeinsam vorgesehene Weg nicht zum Ziel führt. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD haben sich darauf geeinigt, im Rahmen der Aussprache zum Einzelplan 11 folgende Erklärung zu Protokoll zu geben: Die Fraktionen gehen übereinstimmend davon aus, daß die obersten Landesbehörden in Hamburg und Schleswig-Holstein die drei in den Hamburger Verkehrsverbund einbezogenen Linien der Eisenbahngesellschaft Altona, Kaltenkirchen, Neumünster (AKN) als S-Bahnen im Sinne des § 59 Abs. 1 Nr. 3 Schwerbehindertengesetz anerkennen. Durch diese Entscheidung der zuständigen Landesbehörden soll sichergestellt werden, daß Behinderte auch künftig diese Linien, die eine Reihe von S-Bahnmerkmalen aufweisen, unentgeltlich in Anspruch nehmen können.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein.
    Der praktischen Vernunft gehört die Zukunft. Die Handelnden — nicht nur die Regierung — haben das Blatt gewendet. Der Lehrstellenrekord ist nicht das Ergebnis von vielem Reden, sondern das Ergebnis von Engagement der Handwerker, der Unternehmer und der Gewerkschafter, die mitgemacht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Das Handwerk stellt 16% der Arbeitnehmer und damit der Arbeitsplätze.

    (Zuruf von der SPD)

    — Hören Sie doch zu! — Laut Statistik stellt es 16% der Arbeitsplätze. Aber es stellt auch 40% der Lehrstellen. Dem Handwerk steht geradezu eine Auszeichnung für sozialstaatliche Verantwortung zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Ich rede auch von der IG Chemie. Die IG Chemie hat auf die Erhöhung von Ausbildungsvergütungen in Tarifverhandlungen verzichtet und sich als Gegenleistung dafür eingehandelt — —

    (Zuruf von der SPD: Genau das ist Ihr Rezept!)

    — Ja, genau das ist mein Rezept. Denn deshalb haben 16 % mehr Lehrlinge in der Chemie Platz gefunden. Genau das ist mein Rezept.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Wenn Sie sich so sehr erregen, muß ich Ihren Fraktionskollegen Rappe gegen Ihre Aufregung in Schutz nehmen.

    (Zuruf von der SDP)

    — Das ist doch ganz wichtig, daß sich die Gewerkschafter, die Arbeitnehmer, auch entscheiden können: Wo liegt der Erfolg, bei den ideologischen Sprücheklopfern

    (Zurufe von der SPD)

    oder bei den Pragmatikern? Welche Gewerkschafter haben mehr Erfolg? Ich entscheide mich für die Pragmatiker.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Malochen und verzichten! — Weitere anhaltende Zurufe von der SPD)

    Ich komme auch zum zweiten Teil, wenn Sie mir gestatten, den im Zusammenhang noch vorzutragen.

    (Zurufe von der SPD)

    Ich sagte, Arbeit und Lohn sind die zwei Kriterien für die Arbeitnehmer, nicht Bücher, nicht Ideologien, sondern Arbeit und Lohn.

    (Zurufe von der SPD)

    Deshalb auch zum zweiten Teil: Für die Arbeitnehmer ist nicht nur entscheidend, wieviel Lohn sie erhalten, sondern für die Arbeitnehmer ist mindestens ebenso wichtig, was sie mit dem Lohn kaufen können. Die Preisstabilität ist mindestens so wichtig wie Lohnerhöhung. Die Dämpfung der Preissteigerung ist so viel wert wie Lohnsteigerung. Wenn wir die Preissteigerung halbiert haben, dann ist das für die Arbeitnehmer so viel Wert gewesen, als wären die Löhne um weitere 3 % gestiegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein. — Ich will es noch in Zahlen ausdrücken. Sie verlangen ja immer handfeste Fakten. Wäre die Preissteigerungsrate alten Übungen entsprechend 3% höher gewesen, dann hätten an Net-
    3158 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Blüm
    tolohn 15 Milliarden DM weniger Kaufkraft zur Verfügung gestanden. Wäre die Preissteigerung nicht halbiert worden, hätten im Sozialleistungsbereich 10 Milliarden weniger an Kaufkraft zur Verfügung gestanden. 15 Milliarden und 10 Milliarden sind schon 35 Milliarden.

    (Lachen bei der SPD und Zurufe: 25 Milliarden!)

    — 25 Milliarden! Meine Damen und Herren, ich weiß, daß ich Ihnen eine Freude bereite.

    (Anhaltendes Lachen und Zurufe von der SDP)

    — Ja, Sie wirken so ansteckend auf mich, Sie wirken durch Ihr Geschrei ungeheuer ansteckend. Ich lese also noch einmal ganz langsam vor: Bei den Arbeitnehmern, bei den Lohnempfängern 15 Milliarden Kaufkraft mehr und 10 Milliarden DM mehr Kaufkraft bei den Sozialleistungsempfängern. Ich danke Ihnen, daß ich diese Erfolgsmeldung noch einmal wiederholen konnte, damit sie nun auch jeder begreift.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Sparguthaben wären um 16 Milliarden DM in ihrem Wert gemindert gewesen. Jetzt können Sie zusammenzählen, und ich nenne Ihnen die Vergleichszahl bei Ihrer Ergänzungsabgabe, mit der Sie durch die Lande reisen und sich feiern lassen. 1 % bringt 600 Millionen DM. Selbst wenn Sie 5% zustande brächten, würden Sie damit nur 3 Milliarden DM den Besserverdienenden abnehmen und dann bestenfalls 3 Milliarden DM den weniger Verdienenden zur Verfügung stellen. Unsere Preispolitik, unsere Politik der Preisdämpfung hat den weniger Verdienenden mehr Geld gebracht, als Sie ihnen durch alle Umverteilungsspiele sozialistischer Natur geben können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Sie hat den Arbeitnehmern mehr gebracht als alles Geld, das Sie mit Ergänzungsabgaben umverteilen wollen.
    Meine Damen und Herren, ich nenne auch die Krankenversicherung. Wir haben die Beiträge gesenkt.

    (Zurufe von der SDP)

    Damit ist 1 Milliarde mehr Arbeitgebern und Arbeitnehmern zugute gekommen. Durch diese Beitragssenkung sind 500 Millionen DM mehr im Portemonnaie der Arbeitnehmer. Ich sage jetzt auch hier noch einen Satz:

    (Zurufe von der SPD)

    Beitragssenkung ist nicht weniger sozial als Leistungssteigerung. Die soziale Gerechtigkeit beginnt nicht erst auf der Ausgabenseite, sie fängt schon auf der Einnahmenseite an.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es geht in der Sozialpolitik nicht nur um Bedürftigkeit auf der einen Seite, sondern auch um die Zahlungsfähigkeit auf der anderen Seite; denn auch auf der anderen Seite stehen Arbeitnehmer. Es ist nämlich so ein alter sozialistischer Wunderglaube, das Sozialsystem würde aus irgendwelchen anonymen Quellen gespeist.

    (Zuruf von der SPD: Quatsch!)

    Es wird gespeist von den Beitragszahlern, und das sind die Arbeitnehmer. Deshalb müssen wir mit ihren Groschen haushalten. Wir machen Arbeitnehmerpolitik, wenn wir die Beiträge senken, die Beiträge in Schach und in Proportionen halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SDP)

    — Sie haben wohl noch gar nicht gemerkt, daß die Zahler und die Empfänger in unserem Sozialsystem dieselben Leute sind, daß zwischen Lebensphasen umverteilt wird, aber nicht zwischen Klassen. Das gehört ins 19. Jahrhundert, das ist längst überlebt.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD — Seiters [CDU/CSU] [zur SPD gewandt]: Hören Sie mal auf, zu schreien! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Die vertragen keine Wahrheit!)

    — Meine Damen und Herren, ich trage hier als Sozialpolitik eine Politik vor, von der ich sage: Sie ist eine Politik für die kleinen Leute. Und Sie können noch so viel schreien: Es ist eine Politik für die kleinen Leute, die wir betrieben haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich weiß, Sie tun immer so, als hätten Sie den Dauerparkplatz bei den Armen.

    (Zuruf von der SPD: Genau!)

    Das ist ein Irrtum, muß ich sagen. Das entspricht Ihrer Überheblichkeit, aber nicht der Realität.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wenn wir Schulden abbauen — ich habe es schon einmal gesagt, ich will es noch einmal wiederholen —, machen wir eine soziale Politik. Schulden sind immer auf dem Buckel der kleinen Leute bezahlt worden.

    (Beifall bei der FDP)

    Die Zinsen der staatlichen Schuldenpolitik bekommen nicht die Rentenempfänger, die Sozialhilfeempfänger, sondern diejenigen, die dem Staat Geld leihen konnten. Das sind nicht die armen Leute, das sind die Ölscheichs, die Banken und die Besserverdienenden. Schulden abbauen ist soziale Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Dafür brauche ich gar keine volkswirtschaftlichen Theorien. Das entspricht auch dem Lebensgefühl der Arbeiterfamilie. Die Arbeiterfamilie hat nie auf Pump gelebt. Sie hat immer gewußt: Man kann nicht mehr essen, als auf dem Tisch steht; und ein Staat kann nicht mehr Geld ausgeben, als er einnimmt. Das entspricht dem Lebensgefühl der Arbeitnehmer.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wir sparen auch, um das Sozialsystem zu stabilisieren. Das Sozialsystem
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn. Donnerstag. den 8. Dezember 1983 3159
    Bundesminister Dr. Blüm
    zu stabilisieren, ist eine konservative Aufgabe im besten Sinne des Wortes — nämlich Erreichtes zu erhalten. Erreichtes zu gefährden, kann nicht sozial fortschrittlich sein.

    (Egert [SPD]: Warum machen Sie es denn?)

    Eine Politik mit Hochstapelei, mit mehr Versprechen als Halten ist eine Politik gegen Rentner, gegen kinderreiche Familien und gegen Sozialhilfeempfänger.
    Meine Damen und Herren, wenn wir nicht gehandelt hätten, hätten der Bundesanstalt für Arbeit 14 Milliarden DM gefehlt — 14 Milliarden DM! Das ist mehr, als die gesamte Kriegsopferversorgung kostet. Hätten wir nicht gehandelt, wäre die Rentenversicherung schon im Sommer dieses Jahres zahlungsunfähig gewesen.— Und ich frage Sie nach Ihren Sanierungskonzepten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Schulden machen!)

    Die scheinen Sie streng vertraulich zu halten.

    (Zuruf von der SPD: Die haben Sie schon oft gelesen!)

    — Wenn Sie das meinen: Was Sie da vorgeschlagen haben, ist nicht Sanierung. Die SPD schlägt vor, daß die Bundesanstalt für Arbeit mehr Beiträge an die Rentenversicherung zahlt. Dann muß der Staat halt der Bundesanstalt für Arbeit mehr Geld geben. Dann fehlte eben das Geld, das der Staat der Rentenversicherung geben müßte. Man kann es drehen und wenden: Es gibt nicht mehr soziale Sicherheit ohne mehr Arbeit; denn nur aus mehr Arbeit fließen mehr Beiträge. Alles andere sind nur Taschenspielertricks.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Ich weiß, Sie sind natürlich auch auf den alten sozialdemokratischen Einfall gekommen — sehr originell ist er nicht —, einfach die Beiträge für die Bundesanstalt für Arbeit zu erhöhen,

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Und was machen Sie?)

    um über 5 Milliarden DM.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    — Hören Sie doch einen Augenblick zu! Ich will Ihnen gerade erklären, wo der Unterschied liegt, verehrte Frau Kollegin.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die können nicht zuhören! — Zuruf des Abg. Dr. Waigel [CDU/CSU])

    — Es langt mir schon, wenn Herr Roth ruhig zuhört, er braucht gar nicht zu reden.
    Sehr verehrte Frau Kollegin Fuchs, ich will Ihnen gern den Unterschied zwischen Beitragserhöhung und verstärkter Einbeziehung der Sonderzahlungen in die Beitragspflicht erklären.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Da sind wir aber gespannt!)

    — Das ist gar nicht spannend. Ich wußte nicht, daß Sie darauf nicht selber gekommen sind.
    Beitragserhöhungen treffen alle, die Hochverdienenden wie die Wenigverdienenden. Durch Einbeziehung der Sonderzahlungen ändert sich für die Niedrigverdienenden überhaupt nichts. Die zahlen jetzt schon von ihrem Weihnachtsgeld Beitrag, und die zahlen auch in Zukunft. Die Einbeziehung der Sonderzahlungen schont die Niedrigverdienenden. Die Ganzhochverdienenden müssen zwar auch keine Beiträge bezahlen,

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    die bekommen allerdings auch keine Leistungen. — Sie haben zu früh gelacht. So ist das System.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich fasse zusammen: Beitragsanhebungen, auch wenn es sich nur um ein paar Zehntel Prozentpunkte handelt, treffen das Portemonnaie gerade jener Arbeitnehmer, die wenig verdienen. Deshalb ist unsere Lösung gerechter, zumal sie Klarheit schafft. Wer Weihnachtsgeld bekommt, soll sich nicht durch Zahlungstricks den Beitragspflichten entziehen können.

    (Kirschner [SPD]: Unglaublich!)


    (Zuruf von der SPD: Das machen Sie doch!)

    das ist die sozialdemokratische Dreieinigkeit der Sanierung.