Rede:
ID1004214200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Bundesminister: 1
    7. für: 1
    8. Forschung: 1
    9. und: 1
    10. Technologie.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Sabine Bard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Das Tor zur Zukunft steht weit offen", sagte einmal ein berühmter Bundeskanzler in seiner berühmten Regierungserklärung. Das Ministerium für Forschung und Technologie dagegen, eigentlich mit zuständig für die Gestaltung unserer Zukunft, krebst an der Kellertür herum und versucht uns mit diesem Haushalt Dinosaurier als Zukunftsprogramm zu verkaufen, wie es übrigens auch die letzte Regierung gemacht hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Blöde Sprüche!)

    — „Blöde Sprüche", das ist das, was Ihnen dazu einfällt.
    Ich will nichts zur direkten und indirekten Förderung sagen. Bevor wir uns über das Wie unterhalten, sollten wir vielleicht über die Inhalte der Forschungspolitik reden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Nach wie vor ist über ein Viertel der in diesem Haushalt insgesamt veranschlagten 7 Milliarden DM für die Atomenergie vorgesehen; in diesem Haushalt sollen es auch wieder über 2 Milliarden DM werden. Hauptbrocken — das ist nach den Vorstellungen des Ministeriums der Clou der Geschichte — sind der Hochtemperaturreaktor und der Schnelle Brüter als Motoren für die weitere Energiegewinnung. Jedem ist klar, daß diese beiden Reaktortypen angesichts der bestehenden Überkapazitäten für die Sicherung der Energieversorgung überflüssig sind. Sie sind nur noch gefährliche, teure Sackgassentechnologien.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Immer wieder die „Sackgasse"!)

    Sie wissen genau, daß unser heutiger Energieverbrauch bei weitem nicht die Prognosen, die damals zu diesen Reaktortypen führten, erreicht hat; denn wir liegen heute wieder bei dem Verbrauch von 1975.

    (Zuruf von der FDP: Wissen Sie auch, warum?)

    — Ich glaube auch nicht, daß der Energieverbrauch mit dem Wirtschaftswachstum — wenn es je eintreten sollte — steigen würde.
    Die Entwicklung des Hochtemperaturreaktors wird inzwischen weltweit kaum noch weiterverfolgt. Von den sechs Energieunternehmen, die ursprünglich beteiligt waren, sind inzwischen drei wieder ausgesteigen. Der Hochtemperaturreaktor weist spezifische Sicherheitsprobleme auf, z. B. durch die starke Werkstoffbelastung. Die sogenannte Entsorgung erfordert noch eine eigene, überhaupt nicht vorhandene Technologie. Daneben ist auch noch nicht klar, ob für die Prozeßwärme, die dieser Reaktortyp liefert, überhaupt ein Bedarf besteht. Trotzdem werden in dem Haushalt 260 Millionen DM dafür veranschlagt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Doch nicht für die Wärme!)

    — Für diesen Reaktortyp.
    Beim Schnellen Brüter werden die Probleme der Atomenergie noch auf die Spitze getrieben. Unfallauswirkungen, die beim Schnellen Brüter möglich sind, stellen das, was von den bisherigen Reaktortypen bekannt ist, noch weit in den Schatten. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, daß solche Unfälle passieren, ist völlig ungeklärt. In ökonomischer Hinsicht ist der Schnelle Brüter auch nicht mehr attraktiv. Die entsprechenden Unternehmen mußten von unserem Minister fast zur finanziellen Beteiligung geprügelt werden.

    (Hört! Hört! bei den GRÜNEN — Dr. Steger [SPD]: Fast?)

    Aber aus militärischer Sicht ist der Brüter der ideale Zweitreaktor, da während der Stromerzeugung im Brutmantel erstklassiges waffenfähiges Plutonium produziert wird.
    Weiterhin weist die Entsorgung des Brüters zusätzlich zu allgemein ungelösten Entsorgungsproblemen spezielle Risiken und technische Schwierigkeiten auf. Es entstehen Schwierigkeiten beim Hantieren mit den Brennelementen bei der Wiederaufarbeitung. Die radioaktiven Abfälle weisen gegenüber denen des Leichtwasserreaktors eine höhere Langzeitgefährlichkeit auf. Bisher wurden in der Bundesrepublik 6 Milliarden DM in dieses Projekt gesteckt. Das Ergebnis ist an Hand der formulierten Ziele jämmerlich. Abgesehen von einer kleinen Versuchsanlage steht nur die halbfertige und technisch bereits veraltete Ruine in Kalkar. Hier muß endgültig ein Schlußstrich gezogen werden. In dieses nutzlose, gefährliche Faß ohne Boden dürfen nicht noch weitere 400 Millionen DM, wie geplant, hineingeworfen werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Von allen vorgebrachten Gründen für den Schnellen Brüter bleibt für mich nur einer real: die Produktion von Plutonium. Ich möchte den Verteidigungsminister bitten, die Bundesregierung zu veranlassen, dieses Projekt nicht in den Forschungshaushalt einzustellen. Dieses Projekt gehört vielmehr, wenn überhaupt, in den Verteidigungshaushalt.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    — Da werden wir ihn auch noch ablehnen.
    Schließlich können wir auch die sogenannte Entsorgung, wie sie heute betrieben wird, nicht akzeptieren. Hinter den entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten steht überhaupt nicht die Sorge um eine sichere Behandlung und Lagerung des vorhandenen Atommüllmaterials, sondern es wird versucht, beim Bau von Wiederaufarbeitungsanlagen und riesigen Endlagern ein Vielfaches der bisher anfallenden Kapazitätsvorstellungen zugrunde zu legen, um so die Weichen für ein zukünftiges Atomprogramm zu stellen. Und dabei wird der Öffentlichkeit noch vorgegaukelt, diese Probleme seien gelöst, und Entsorgung stelle kein Hindernis mehr für den Ausbau dar.
    2962 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Frau Dr. Bard
    Der erste und wichtigste Schritt der Entsorgung muß die endgültige Stillegung der Atomkraftwerke sein.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dann würden auch wir bereit sein, Forschungsvorhaben zur möglichst sicheren Behandlung und Lagerung bereits bestehenden Atommülls mitzutragen, auch wenn wir für das bisherige Desaster keine Verantwortung haben.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Und was machen Sie mit der 1 Million Arbeitsloser, die Sie damit auf die Straße schieben würden?)

    — Wir haben genügend Vorstellungen, wie wir Arbeitslose unterbringen könnten — und das mit lange nicht so kapitalintensiven Investitionen wie die Atomkraftwerke.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Sie schießen mit der Dicken Berta nach Spatzen!)

    Auf eines möchte ich noch hinweisen, damit niemand von der Regierungskoalition auf den Gedanken kommt, mit durch Entscheidungen der alten Regierung hervorgerufenen Sachzwängen zu argumentieren. Der Minister Riesenhuber plant inzwischen einen neuen Riesenschritt in dieselbe Sackgasse. Anvisiert wird die Spallationsneutronenquelle in Jülich. Kosten: über 1 Milliarde DM. Die Spallationsneutronenquelle ist keinesfalls harmlose Grundlagenforschung. Das geht aus einer neueren Veröffentlichung von Professor Harms aus Kanada und Professor Heidler aus Graz hervor. Das können Sie nachlesen. Die beweisen genau das Gegenteil. Es geht um einen integrierten Baustein in dem Kernenergie-Brennstoff-Kreislauf. Die Spallationsneutronenquelle ist als Teilprojekt in der Plutoniumwirtschaft anzusehen. Leider ist die Atomenergie nicht der einzige Bereich, in dem riesige Summen für sinnlose, schädliche Projekte ausgegeben werden sollen. Ich kann jetzt nicht weiter darauf eingehen. Es gibt da noch einiges mehr.
    Ich möchte nur noch eines erwähnen, was ich wichtig finde, nachdem Herr Stavenhagen offensichtlich Biotechnologie und Gentechnologie nicht auseinanderhalten kann. Es gibt zwar in diesem Haushalt nur einen auf den ersten Blick harmlos aussehenden Betrag von etwa 33 Millionen DM für die Gentechnologie, aber weil diese Technologie billig ist, bedeutet das einen massiven Schub in diese Richtung. Wir halten diese Technologie für mindestens ebenso gefährlich wie die Atomenergie. Sie ist technisch nicht beherrschbar, politisch nicht kontrollierbar. Sie hat gefährliche Konsequenzen, und es gibt ethische Bedenken. Das sollten Sie eigentlich wissen, falls Sie noch einige Christen in Ihren Reihen oder sonstwo treffen. Das harte Eingreifen in Erbsubstanzen bei Mensch, Tier und Pflanze stellt eine solche Möglichkeit dar, daß man politisch darüber diskutieren muß, daß die ethischen Bedenken auf den Tisch kommen müssen. Wir sind der Meinung, daß das nicht erlaubt gehört. Wir sind der Meinung, daß hier zumindest nicht klammheimlich durch wissenschaftliche Entwicklungen Fakten geschaffen werden dürfen, der Art, daß die Betroffenen nachher keine Chancen mehr haben, das zu verhindern.
    Der vorliegende Haushalt ist in doppelter Weise schädlich: Er finanziert gefährliche Technologien, und er verhindert — und jetzt komme ich zu den Arbeitsplätzen — die Technologien, die fortschrittlich und zukunftweisend sind. Davon gibt es eine ganze Reihe. Wir haben eine Menge Vorschläge gemacht.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Die waren aber sehr chaotisch, Frau Kollegin!)

    Wir werden dem Änderungsantrag der SPD unter der Maßgabe zustimmen, daß jede Technologie auf sozialökologische Vertretbarkeit hin entwickelt bzw. untersucht wird.

    (Kühbacher [SPD]: Sehr gut!)

    Wenn unter diesen Gesichtspunkten auch mit dem Programm zur Humanisierung des Arbeitslebens verfahren wird, was bisher oft nicht der Fall gewesen ist, würden auch wir diesem Antrag zustimmen können. Wir stellen uns vor, daß mit den Ansätzen, die da sind, weiter gearbeitet wird. Allerdings können alternative Techniken — und das ist das Problem bei GROWIAN — nicht einfach von den bisherigen Großforschungseinrichtungen übernommen werden. Geschieht das, kommt eben so etwas Sinnloses wie GROWIAN heraus.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Es gibt aber genügend Ansätze, die zeigen, daß so etwas durchaus möglich ist. Wir wünschen uns eine Förderung in dieser Richtung.
    Das, was hier vorliegt, ist ein Katastrophenweg, den wir nicht mitgehen können. Sie werden das auch nur gegen unsere Stimme verabschieden können.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister für Forschung und Technologie.

(Krizsan [GRÜNE]: Jetzt kommt der Atomminister!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinz Riesenhuber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich folge sehr gern dem Vorschlag von Frau Dr. Bard, der Vorsitzenden in unserem Forschungsausschuß, zuerst einmal über das zu sprechen, was wir tun, und dann darüber, wie wir es tun. Dazu möchte ich an den Punkten anknüpfen, die Sie, Frau Kollegin, hier vorgetragen haben.
    Sie fragen: Wo haben wir hier die großen Beträge? Ich möchte die ergänzende Frage stellen: Wo haben wir die großen Zuwächse? Beides sind interessante Fragen. Wenn wir hier über die von Ihnen angesprochenen Technologien zum Hochtemperaturreaktor und zum Schnellen Brüter sprechen, müssen wir uns bewußt sein, daß dies die Bereiche sind, die im Haushalt in den kommenden Jahren stärker als alle anderen Positionen abschmelzen werden.
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2963
    Bundesminister Dr. Riesenhuber
    Das wird deshalb geschehen, weil wir einen Weg gefunden haben, bei dem wir zuversichtlich hoffen, daß die Kosten- und Zeitpläne unter Kontrolle bleiben. Die Erfahrungen des letzten Jahres sprechen dafür.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Ettlingen] [GRÜNE])

    Das heißt, wir können jetzt mit einigermaßen vernünftigen Kosten rechnen, und zwar nicht deshalb, weil der Forschungsminister — ich glaube, ich sagte es schon einmal — genial administriert, sondern weil die Wirtschaft selbst für ihr eigenes Geld kämpft. Das ist das einzige Mittel, das zuverlässiger zur Erhaltung des Kostenplans führt als die beste Administration.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Jetzt stellt sich die zweite Frage: Hätten wir das Recht gehabt, diese Reaktoren aufzugeben? Beim Hochtemperaturreaktor sind wir soweit, daß er in den letzten Wochen kritisch wurde, d. h. er ist praktisch fertig.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Sie hätten die Pflicht gehabt, das aufzugeben!)

    — Frau Kollegin, ich spreche gerade vom Hochtemperaturreaktor. Wenn Sie von unserer Pflicht sprechen, dann stellt sich die Frage, ob der mögliche Nutzen den möglichen Schaden überwiegt. Das ist j a die These, die auch die Frau Vorsitzende vorgetragen hat.
    Hier muß ich wirklich eines sagen: In den Diskussionen der letzten Jahre wurde immer vorgetragen, daß der Hochtemperaturreaktor Sicherheitsstrategien eröffnet, die mit anderen Reaktoren in dieser Weise nicht erreicht werden können. Er bietet die Möglichkeit an, Kohle zu veredeln, d. h. Brennstoffe zu nutzen, die in der alten Form nicht genutzt werden können. Das bedeutet, daß der Hochtemperaturreaktor eine Vielzahl von völlig neuen technologischen Möglichkeiten in einer Verbundwirtschaft von Kohle und Kernenergie oder auch von Kernenergie und Schwerstölen eröffnet und damit Ressourcen nutzt, die knapp werden.
    Jetzt frage ich mich: Ist es verantwortlich, eine solche Technik, die praktisch fertig ist, aufzugeben? Ich sage: Dies ist nicht verantwortlich.
    Gnädige Frau, Sie sagten, wir hätten eine Reihe von EVUs nicht mehr dabei. Frau Kollegin, hier ist die entscheidende Frage: Was ist die Aufgabe des Staates? Die Aufgabe des Staates bei langfristigen Technologien ist es durchaus, die Wirtschaft soweit wie möglich ins Boot zu bekommen. Aber der Staat kann seine Aufgabe, für neue Technologien langfristig vorzusorgen, nicht von den kurzfristigen Unternehmensplanungen einzelner Firmen abhängig machen. Deshalb halten wir solche Technologien durch. Ich halte dies für richtig, und ich stehe dazu.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Frau Kollegin, ich möchte ein zweites Beispiel der von Ihnen so bezeichneten „Sackgassentechnologien" aufgreifen, um zu verdeutlichen, wie wir in
    Zusammenhängen diskutieren müssen. Wenn Sie hier über die Kerntechnik schlechthin sprechen und sagen, als Sackgassentechnologie müsse sie abgestellt werden, dann muß ich darauf hinweisen, daß bis jetzt die Frage wirklich unbeantwortet ist, wie auf längere Frist weltweit der Energiebedarf auch einer wachsenden Bevölkerung befriedigt werden kann.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Wir können hier überleben. Wir haben, wenn wir keine Kernkraft einsetzen, immer noch das Geld, unseren Strom mit Ö1 oder Importkohle und dergleichen zu erzeugen.

    (Burgmann [GRÜNE]: Sie sind zehn Jahre zurück, Herr Riesenhuber!)

    Wenn wir und die anderen Industrienationen das fortsetzen, ist die einzige Folge, daß wir den Entwicklungsländern knapper werdende fossile Energien wegkaufen, so daß die Entwicklungsländer keine Chancen zur Entwicklung haben. Dies halte ich für eine unverantwortliche Strategie. Deshalb müssen wir es im Zusammenhang diskutieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ich möchte einen dritten Punkt ansprechen. Frau Vorsitzende, wir können es hier wirklich nicht ausdiskutieren, aber ich stehe Ihnen gern einmal für eine Diskussion über die Spallations-Neutronenquelle zur Verfügung. Die Spallations-Neutronenquelle ist in der Tat nicht vor allem in der Grundlagenforschung, aber in einer ungemein interessanten angewandten Forschung ein exzellentes Instrument. Sie eröffnet uns Möglichkeiten im Bereich der Medizintechnologie, im Bereich der Biologie, in einer Vielzahl von Bereichen der Materialforschung. Hier haben wir den Zugang zu Fragestellungen, den wir sonst nicht eröffnen können. Wir haben mit dieser Technik eine Möglichkeit, eine Forschungseinrichtung, nämlich die in Jülich, die über Jahre eine exzellente Arbeit in Bereichen durchgeführt hat, in denen sie jetzt ihre Programme abgearbeitet hat, in einen neuen Horizont von faszinierenden Aufgabenstellungen hineinzuführen. Deshalb halte ich dafür, daß wir genau prüfen, wie diese Strategie angelegt werden muß. Ich habe hier noch nicht abschließend entschieden. Aber ich halte nicht dafür, daß wir auf Grund einer sehr vordergründigen — ich darf es behutsam sagen — Betrachtung dieser Technik eine aussichtsreiche, zukunftsreiche Strategie für eine hervorragende Großforschungseinrichtung aufgeben.