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ID1004208400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Bernhard Friedmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und meine Herren! Wir reden jetzt über die Post. Das ist ein angesehenes, seriöses, gut organisiertes Unternehmen.

    (Schröder [Lüneburg] [CDU/CSU]: Na, na, na! — Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    — Warum gibt's da Zwischenrufe? Sie sind doch hoffentlich der gleichen Meinung!

    (Hoffmann [Saarbücken] [SPD]: Doch! — Schily [GRÜNE]: Doch!)

    Wir haben's in guter Hand. Das wird jeden Tag besser.

    (Zuruf des Abg. Hoffmann [Saarbrücken] [SPD])

    — Doch!
    Im Einzelplan 13 des Bundeshaushalts sind nur wenige Ansätze, die die Post betreffen: Das Gehalt des Ministers und des Staatssekretärs, die Ablieferung an den Bund und das Ergebnis der Bundesdruckerei. Trotzdem können wir auch in diesem Zusammenhang über einige postalische Themen reden. Wenn während des letzten Jahres von der Post gesprochen wurde, dann war es meistens im Zusammenhang mit einem einzigen Thema, mit der Breitbandverkabelung. Die Phantasie wurde stark angeregt, was man mit dieser neuen Technik alles tun könnte, wie sich unsere Gesellschaft wohl ändern würde, wie ein neues Privatfernsehen entstünde, wie die ganze Medienlandschaft sich ändern würde — das Ganze auch noch im Spannungsfeld zwischen Bund und Ländern, wobei die Länder die Kompetenz in der Medienpolitik haben, während der Bund nur die Kompetenz bei der Kommunikationstechnik hat.
    Ich möchte heute bewußt auf dieses Thema nicht eingehen. Ich möchte Ihr Bewußtsein darauf hinlenken, daß diese Post auch viele, viele andere Aufgaben hat, über die viel zuwenig gesprochen wird.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Dort läuft alles so gut. Es wird nichts kritisiert. Aber wir sollten uns folgendes auch einmal in unser Gedächtnis rufen. Im nächsten Jahr wird die Post etwa 141/2 Milliarden DM in Sachanlagen investieren, aber nur 1 Milliarde DM in die Breitbandverkabelung. Das heißt, die Gewichte liegen schon ganz anders. Die Post wird im nächsten Jahr ein Bilanzvolumen von ungefähr 67 Milliarden DM erreichen, mehr als der Haushalt des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie wird einen Umsatz von etwa 43 Milliarden DM erzielen und — was für mich sehr wichtig ist — einen Gewinn von etwa 2,4 Milliarden DM.

    (Hoffmann [Saarbrücken] [SPD]: Sind Sie daran beteiligt?)

    Das sind recht imponierende Zahlen. Dahinter steckt Leistung. Dahinter steckt, daß jahraus, jahrein 463 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treu und redlich ihre Arbeit verrichten,

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    daß auch bei einem schlechten Wetter wie heute die Zusteller von Haus zu Haus gehen, daß sie durch den Schwarzwald und über die Schwäbische Alb gehen und unabhängig von Wind und Wetter ihre Arbeit verrichten.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2929
    Dr. Friedmann
    Dazu gehört, daß in den zentralen Briefeingangs- und -abgangsstellen Tag und Nacht gearbeitet wird, in den Fernmeldedienststellen genauso, daß die Angehörigen des Fernmeldewesens rund um die Uhr dafür sorgen, daß wir immer telephonieren und miteinander korrespondieren können. Dies alles steckt auch hinter diesen Zahlen.
    Vor allen Dingen verbirgt sich aber hinter diesen stets zunehmenden Zahlen eine kolossale Umstrukturierung, an die man oft gar nicht denkt. Noch 1930, vor gut fünfzig Jahren, entfielen ein Drittel des Umsatzes auf das Fernmeldewesen, aber zwei Drittel auf die gelbe Post. 1950 war dies genau pari. Damals wurde der Umsatz zur Hälfte von der gelben Post und zur Hälfte vom Fernmeldewesen erbracht. Heute ist es genau umgekehrt. Heute werden zwei Drittel des Umsatzes im Fernmeldewesen erwirtschaftet, aber nur noch ein Drittel bei der gelben Post, und dies auch trotz zweier Gebührenerhöhungen in den letzten Jahren.

    (Schröder [Lüneburg] [CDU/CSU]: Die Fernmeldegebühren sind zu hoch, Herr Kollege!)

    — Man kann es auch so sehen, Herr Kollege Schröder. Ich hebe nur ab auf die Zusammensetzung des Umsatzes bei der Post.
    Dahinter steckt also mit Sicherheit ein großer Strukturwandel. Wollen wir doch nicht vergessen: Eine ganze Reihe neuer Dienstleistungen sind ins Leben gerufen worden, angefangen vom Bildschirmtext, für den es in zwei, drei Jahren vielleicht fast eine Milliarde Teilnehmer geben wird, bis hin zum Service 130, bis hin zu Telefax, bis hin zu Teletex. Dies alles sind neue Dienstleistungen; das heißt, die Post ist ein Unternehmen, das auf vielen Gebieten mit neuen Ideen in den Markt hineinstößt. Es wird oft übersehen, es wird oft vergessen, daß es bei der Post nicht nur um die Arbeitsplätze in diesem Unternehmen geht. Dieses größte deutsche Unternehmen hat eine unheimlich wichtige Pilotfunktion gegenüber der deutschen Wirtschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich möchte von dieser Stelle aus insbesondere der Postgewerkschaft ins Gedächtnis rufen: So wichtig es ist, für die Arbeitsplätze der Postbediensteten zu sorgen, so wichtig ist es aber auch, daß die Post durch ihre technischen Vorgaben für sichere, moderne Arbeitsplätze in der Fernmeldeindustrie sorgt. Je nachdem, wie diese Fernmeldeindustrie von der Bundespost gesteuert wird, ist diese Fernmeldeindustrie auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig oder eben nicht.
    Vor ein paar Jahren hat z. B. die Fernmeldeindustrie ein Vermittlungssystem, das sogenannte EWS, Herr Pfeffermann, entwickelt, das sich, noch bevor es fertig war, als veraltet erwies. Durch Betreiben der Post ist die Entwicklung abgestoppt und eine neue Technik vorgegeben worden. Durch Konkurrenzausschreibung an drei Unternehmen hat sich schließlich eine Technik herausgebildet, die jetzt führend in der Welt ist. Das heißt: Jetzt kann die deutsche Fernmeldeindustrie darauf verweisen, daß ihre modernen Produkte in einem hochmodernen Industrieland, nämlich bei uns, durch die Bundespost eingesetzt werden. Sie kann auf eine Referenz verweisen: auf Deutschland als Pilotkunden. Damit können andere Länder auch guten Gewissens deutsche Fernmeldeprodukte kaufen.
    Man unterschätze diese Entwicklung nicht. Die ganzen Schwellenländer, die dabei sind, ihre Märkte, ihr Kommunikationssystem aufzubauen, sind potentielle Kunden einer guten Fernmeldeindustrie.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wenn sie nicht so verschuldet wären!)

    Nun, meine Damen und meine Herren, möchte ich am Beispiel der Bundespost eine gefährliche Entwicklung aufzeigen. Allenthalben ist die Rede davon, daß die 35-Stunden-Woche eingeführt werden soll, um vorhandene Arbeit auf mehr zu verteilen, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Man unterliegt dabei einem Irrtum, und zwar insoweit, als man meint, daß eine gleichbleibende Arbeitsmenge vorhanden sei — unabhängig vom Preis dafür —, die nur neu verteilt werden müßte.
    Ich habe am Beispiel der Bundespost ausgerechnet, daß rein rechnerisch 60 000 Mitarbeiter mehr nötig wären, wenn man voll auf die 35-StundenWoche überginge. Selbst wenn es gelänge, von diesen 60 000 Mitarbeitern ein Drittel durch Rationalisierung aufzufangen, blieben immer noch 40 000 Mitarbeiter mehr übrig. Diese 40 000 Mitarbeiter würden rund 2 Milliarden DM kosten.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Bei einem Gewinn der Post von 2,4 Milliarden DM im nächsten Jahr wäre also der Gewinn durch die Einführung der 35-Stunden-Woche fast weg; im übernächsten Jahr wäre die nächste Gebührenerhöhung fällig, oder die Post würde genauso ins Defizit marschieren, wie dies die Bahn zur Zeit tut.

    (Krizsan [GRÜNE]: Was sparen Sie denn da beim Arbeitslosengeld?)

    Ich möchte deshalb mit diesem konkreten Beispiel davor warnen, dieser Illusion anzuhängen. Für mich ist höchst interessant: Als beim DGB angeregt wurde, er möge die 35-Stunden-Woche doch zunächst einmal in den ihm gehörenden Unternehmen einführen, da war die Antwort prompt, das gehe nicht, weil man einer Konkurrenz begegne, die nicht die 35-Stunden-Woche habe.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Aber wir sind ein Exportland, das zweitgrößte der Erde. Wir leben vom Export. Sechs Millionen Arbeitnehmer arbeiten bei uns in der Exportwirtschaft, und deren Produkte stoßen in der Welt auf Produkte von Ländern, die nicht die 35-StundenWoche haben. Das heißt zu deutsch: Hier am Beispiel der Bundespost können wir klar erkennen, daß es nicht einmal dort ohne Nachteile für die Wirtschaft und für dieses große Unternehmen laufen wird.
    Vor kurzem hat der Vorsitzende der Deutschen Postgewerkschaft auf einem Gewerkschaftstag gesagt, es kämen jetzt wieder Zeiten eines „stinknor-
    2930 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Dr. Friedmann
    malen Kapitalismus". — Ich würde dies hier nicht aufgreifen, wenn es ein x-beliebiger Bürger gesagt hätte, aber diese Äußerung stammt vom Vorsitzenden einer Gewerkschaft, die nicht unbedeutend ist. Der erste Vorsitzende des DGB, Herr Breit, kommt aus dieser Gewerkschaft, und der zweite, Gustl Fehrenbach, kommt auch aus dieser Gewerkschaft.

    (Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Und aus der CSU!)

    Ich frage hier die Deutsche Postgewerkschaft, insbesondere ihren Vorsitzenden — denn das ist j a auch der Partner des Ministers —: Wo in aller Welt sind denn Arbeitsplätze sicherer als bei der Bundespost? Wo in aller Welt gibt es ein Unternehmen, das so in die Zukunft hinein mit einer neuen Technologie arbeitet? Wo in aller Welt wird sozialer gedacht als gerade bei dem Unternehmen Bundespost? Kapitalismus hat sehr viel dafür übrig, daß Kapital rentierlich eingesetzt wird. Aber wir haben eine Soziale Marktwirtschaft. Das heißt, hier kommt die soziale Komponente hinzu.
    Wir haben den Eindruck, daß die Postbediensteten und an ihrer Spitze der Minister und der Parlamentarische Staatssekretär alle Aufgaben der Post sehen. Und meine Fraktion bittet den Minister sehr herzlich darum, sein Augenmerk auch weiterhin der ganzen Post zu widmen.

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    Es soll nicht der Eindruck entstehen, als ginge es bei der Post nur um Medienpolitik.

    (Demonstrativer Beifall bei der SPD)

    Deshalb stimmen wir dem Einzelplan 13 zu und sagen dem Minister und seinen Bediensteten einen recht herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Paterna.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Paterna


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Friedmann hat zu Recht gesagt, daß es sich bei der Deutschen Bundespost um ein gutes und seriöses Unternehmen handle. Dem stimmen wir zu.

    (Beifall bei der SPD)

    Leider hat dieses seriöse Unternehmen einen unseriösen Minister; deswegen lehnen wir den Haushalt ab.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Zweitens. Sie haben gesagt, die Diskussion um die Breitbandverkabelung habe zu sehr im Vordergrund gestanden. Das ist richtig. Aber auch dies geht auf das Konto des Ministers, weil er sich um die vielen, vielen anderen Aufgaben, von denen Sie geredet haben, nicht kümmert.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie haben gesagt, die Mitarbeiter täten treu und redlich ihre Pflicht. Das ist richtig. Aber wie Sie mit diesen Mitarbeitern umgehen, darüber wird noch zu reden sein.
    Und, Herr Kollege Friedmann, Sie haben vor der 35-Stunden-Woche gewarnt. Da waren Sie nun auf dem Glatteis; denn wenn Sie rechnen — das hat übrigens Herr Zurhorst gerechnet, und nicht Sie —, daß 30 000 Mitarbeiter zusätzlich nötig wären, würde das 1,5 Milliarden DM kosten. Nun haben Sie bei Ihrer Rechnung erst einmal 1 Milliarde DM in die Tasche gesteckt. Das sind nämlich nicht 2,4 Milliarden DM, sondern 3,4 Milliarden DM Überschuß. 1 Milliarde DM ist in die Rücklagen verschwunden. Und außerdem: Wenn Sie sich an Ihre großen Reden hier erinnern, in denen Sie gegen die Erhöhung der Postablieferung auf 10 % gekämpft haben, und die, entsprechend Ihren eigenen Anträgen, auf 6,6 % zurückführten, könnten Sie damit allein die 35Stunden-Woche finanzieren

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Hättet ihr uns bessere Staatsfinanzen hinterlassen, dann würden wir das sofort tun!)

    und würden Einsparungen bei der Finanzierung der Arbeitslosigkeit machen: denn die ist bekanntlich auch nicht umsonst. Mit der 35-Stunden-Woche jedenfalls ruinieren Sie die Bundespost nicht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Weil sie nicht eingeführt werden wird!)

    Es gibt andere Methoden, vor denen wir hier zu warnen haben und von denen hier noch die Rede sein wird.
    Die imponierenden Zahlen brauche ich nicht zu wiederholen. Die waren richtig. Allerdings, Herr Kollege Friedmann — darüber sollten wir einmal in Ruhe nachdenken —, ist es doch sehr problematisch, daß ein so großer Haushalt mit einem solchen Investitionsvolumen und solcher Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft der parlamentarischen Kontrolle völlig entzogen ist; denn über den eigentlichen Haushalt, den Investitionshaushalt, den Sachhaushalt, den Personalhaushalt, reden wir hier gar nicht. Das macht der Postverwaltungsrat. Ob angesichts dieser Bedeutung und der ungenügenden Kontrollmöglichkeiten des Postverwaltungsrates das Parlament auf Dauer mit dieser Lösung gut beraten ist, darüber sollten wir noch einmal reden.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Sagen Sie das gleiche auch von der Lufthansa?)

    Nun komme ich gleich — weil Sie davon gesprochen haben — zum Personalhaushalt. Herr Kollege Friedmann, meine Damen und Herren von der Regierungskoalition, nach Jahren, in denen das Personal bei der Deutschen Bundespost vergrößert wurde, reduzieren Sie im Jahre 1984 zum erstenmal die Zahl der Arbeitskräfte — in dem Jahr, in dem es die höchste Arbeitslosenzahl geben wird, die es jemals gegeben hat, seit es Arbeitslosenstatistiken gibt. Dies ist unverantwortlich.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Der Ist-Stand nimmt zu! — Pfeffermann [CDU/CSU]: Die Zahl der Planstellen ist um 3 200 angehoben worden!)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2931
    Paterna
    — Bei den Beschäftigten machen sie 4 800 minus. Da brauchen Sie doch nicht so laut dazwischenzurufen. Das geben doch die Zahlen her.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die Stellen sind doch gar nicht besetzt!)

    Das damit natürlich auch die „segensreichen Wirkungen" der Verkabelungspolitik auf die Beschäftigung entlarvt werden — dies nur nebenbei.
    Übrigens: Wenn man sich die Zahlen genauer ansieht, ist noch etwas anderes interessant. Die Zahl der Beamtenstellen erhöht sich nämlich um 4 000, während die Zahl der Arbeiter und Angestellten um 9 000 zurückgeht. Man fährt also nicht nur den Beschäftigungshaushalt herunter, sondern man schwächt dabei gleichzeitig noch den Tarifbereich doppelt.
    Der zweite Skandal, der sich im Bereich des Personalhaushalts der Bundespost vollzieht, betrifft die Tatsache,

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Sie reden zu oft von „Skandal", als daß man das ernst nehmen kann!)

    daß die Zahl der Ausbildungsplätze im nächsten Jahr um 650 heruntergefahren wird. Da frage ich: Wo ist denn die Glaubwürdigkeit dieser Bundesregierung, die ständig Appelle an die Privatwirtschaft richtet, insbesondere an die mittelständische Wirtschaft, während sie in ihrem eigenen gesunden Unternehmen die Zahl der Ausbildungsplätze im nächsten Jahr zurückfährt? Das können Sie doch gar nicht verantworten.

    (Beifall bei der SPD)

    In Wirklichkeit sinkt diese Zahl nicht nur um 650; in Wirklichkeit — bei der anderen Zahl sind Rechentricks im Spiel — sinkt sie um mehr als 1 000. Dies hat mit glaubwürdiger Politik überhaupt nichts mehr zu tun.
    Ich muß hier auch ein Wort über die Null-Runde im öffentlichen Dienst verlieren. Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, wissen doch ganz genau, daß bei der Deutschen Bundespost etwa 90 % der Mitarbeiter im mittleren und einfachen Dienst sind. Was es für die bedeutet, wenn eine Null-Runde gefahren wird, brauche ich Ihnen doch hier im einzelnen nicht vorzurechnen. Das geht wirklich an die Substanz der Postler, die Sie gerade so gelobt haben, und ihrer Familien. Dieses ist unzumutbar.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn der Postminister angesichts dieser imponierenden Zahlen nicht einmal Manns genug ist, in seinem Bereich den Essensgeldzuschuß nicht streichen zu lassen, dann frage ich mich wirklich, wie er denn glaubt, in Zukunft die Beschäftigten noch zu motivieren, von denen doch das Wohl dieses Unternehmens und seiner Kunden im wesentlichen abhängt. Ich sehe da im wahrsten Sinne des Wortes schwarz.
    Nun zur Unternehmenspolitik. Ich will mich dabei auf den stellvertretenden Sachverständigen für das Finanzwesen beziehen, der ja dem Postverwaltungsrat pflichtgemäß zu berichten hat. Er hat Ausführungen gemacht über das Postwesen, über die Kostendeckungsgrade, über den Paketdienst, über den Päckchendienst, über den Postzeitungsdienst. Er hat seine Sorgen angemeldet, und fährt dann wörtlich fort — ich zitiere —:
    Hier muß eine grundsätzliche Lösung gefunden werden. Für die Beurteilung der Gesamtsituation im Postwesen wäre es wichtig zu erfahren, welche Konzeption die Bundespost zur Bereinigung der strukturellen Probleme in diesem Bereich hat.
    Meine Damen und Herren, diese Feststellung können wir dick unterstreichen. Die SPD-Fraktion beklagt bei jeder Gelegenheit, daß der Postminister sich fast ausschließlich mit seinen medienpolitischen Hobbies beschäftigt und die eigentlichen Aufgaben der Unternehmensführung und insbesondere die Konzeptionen für die gelbe Post vernachlässigt; denn von Konzeption ist im Postwesen keine Spur zu entdecken. Das einzige, was so als Zipfel hervorscheint, wenn man in das Ministerium hineinlauscht, sind Überlegungen zur Verschlechterung der Bedienungsqualität.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Wenn er auf die Rotkehlchen im Ministerium lauscht!)

    Dann werden die Befürchtungen Wirklichkeit, die wir ständig ausgesprochen haben, nämlich daß die Postkunden entweder durch Gebührenerhöhungen oder durch eine Verschlechterung der Bedienungsqualität oder durch eine Kombination aus beidem die medienpolitischen Abenteuer zu bezahlen haben.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Wer hat denn diese exorbitanten Erhöhungen in den letzten 13 Jahren vorgenommen? Das waren doch Ihre Minister!)

    Bezüglich der Leistungs- und Kostenrechnung für das Jahr 1982 möchte ich mich ebenfalls auf den stellvertretenden Sachverständigen für das Finanzwesen beziehen, Herr Kollege, und Ihnen auch dazu etwas zitieren. Da heißt es nämlich, nachdem über die problematische zukünftige Entwicklung der Fernsprechdienste und die Ungewißheit über die marktmäßige Akzeptanz der neuen Medien geredet worden ist — wörtliches Zitat —: „Oberstes Gebot muß weiterhin eine effektive Kostenkontrolle sein." Herr Kollege Friedmann, dem stimmen Sie sicher zu. Aber wenn Sie sich die Rechnungen angucken, dann werden Sie mir zugeben, daß von einer effektiven Kostenkontrolle in diesem Punkte überhaupt nicht die Rede sein kann. Wie anders wäre denn sonst wohl der Beschluß des Rechnungsprüfungsausschusses zustande gekommen, der Bundesrechnungshof möge sich mit dieser Frage einmal eingehend beschäftigen? Im Bereich der Breitbandverkabelung kann es dann ja wohl mit der Kostenkontrolle bisher so weit her nicht sein; einfach deswegen, weil dieses Ministerium die Offenlegung dieser Zahlen ständig verweigert.
    Wenn Sie nun in den Haushalt gucken, werden Sie feststellen, daß es da allerdings einen ganz interessanten Punkt gibt. Auch im Jahr 1984 ist 1 Milliarde DM für Breitbandverkabelung vorgesehen.
    2932 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Paterna
    Auf der Einnahmeseite finden Sie, ganz verschämt plaziert, 95 Millionen DM. Das setzen Sie nun einmal in Relation zueinander. Da kann man natürlich sagen, das werde in Zukunft mehr werden. Okay.

    (Richtig! bei der CDU/CSU)

    Aber die Diskrepanz zwischen Ausgaben und Einnahmen ist derart gravierend, daß man schon ein hoffnungsloser Utopist sein muß, um zu glauben, daß das jemals ins Gleichgewicht kommt.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Der Volkswirtschaftler Paterna!)

    Vor allen Dingen dürfen Sie nicht den Fehler machen, nun nur auf diese 1 Milliarde DM für Breitbandverkabelung zu gucken. Es kommen ja noch eine ganze Menge Pöstchen hinzu: Von den 115 Millionen DM für Werbung geht z. B. ein Teil auf das Konto dieser Verkabelung; 105 Millionen DM u. a. für Rundfunkempfangsstellen — hängt damit zusammen —; 70 Millionen DM für Richtfunkanlagen; 150 Millionen DM in einem Jahr für den deutschen Fernmeldesatelliten — den wir im Prinzip begrüßen; aber wir warten noch auf die Antwort auf die Frage, wie viele Kanäle für Medienpolitik reserviert sind und was auf dieses Konto gebucht werden muß —, und die 70 Millionen DM für den TV-Satelliten sollen auch bezahlt werden. Wie das alles eine vernünftige Konzeption ergeben soll und was das alles unter dem Strich ergibt, wissen Sie alle nicht.
    Daß es keine längerfristige Ausbauperspektive unter den Stichworten „Digitalisierung" und „Glasfaser" gibt, wissen Sie selbst. Das ist für die Individual-, für die geschäftliche Kommunikation und für die internationale Wettbewerbsfähigkeit wirklich sehr entscheidend. Da gebe ich Ihnen recht. Dagegen spielt das andere, von dem hier häufig im Streit die Rede ist, für die Wettbewerbsfähigkeit keine Rolle.
    Nun wäre es natürlich wieder interessant, das näher zu beleuchten, was wir mit Zwangsverkabelung und Zwangsbeglückung bezeichnen. Das betrifft das Mietrecht sowohl im frei finanzierten als auch im sozialen Wohnungsbau. Immerhin haben wir eine gewisse Hoffnung, da die Wohnungsbauminister die Zwangsbeglückung der Sozialmieter erst einmal gestoppt haben. Wir werden das weiter beobachten.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich will zum Schluß auf einen interessanten Punkt zu sprechen kommen. Ein Beispiel macht deutlich, wie der Minister Wahrheiten verschleiert. Im Postausschuß wurde der Minister um Stellungnahme zu einem Artikel in der „Stuttgarter Zeitung" vom 24. November 1983 gebeten. In diesem Artikel hieß es — ich zitiere wörtlich —:
    Der Postminister muß sich darauf einstellen, daß die Monopolisierung der Post in einigen Bereichen aufgeweicht wird. So plant das Forschungsministerium, zumindest im Bereich der Endgeräte verstärkt marktwirtschaftliche Lösungen durchzusetzen. Eine, wie es heißt, hochrangige Kommission aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik soll bis Ende 1985 Vorstellungen entwickeln, ob private oder öffentliche Fernmeldebetriebsgesellschaften mehr Vor- oder Nachteile haben, Lösungsansätze für die Trennung von Hoheits- und Unternehmensaufgaben im Post- und Fernmeldewesen entwikkeln, aber auch die Vor- und Nachteile einer Aufteilung des Postwesens und des Fernmeldebereichs in unabhängige Unternehmen darstellen.
    Daß es hier mit der Axt an die Wurzel des Unternehmens geht, ist ja wohl klar.
    Nun ist der Postminister gefragt worden, ob denn das so zutreffe, was da stehe. Er hat sich im Postausschuß dahin gehend geäußert, das sei ohne Abstimmung mit dem Postministerium veröffentlicht worden, es gebe keine Absicht in dieser Richtung. Dabei hat der Minister allerdings vergessen, daß er von seinem Kollegen Forschungsminister schon am 29. Juni 1983 einen Brief zu diesem Thema gekriegt hatte, auf dem handschriftlich extra „Lieber Christian" hinzugefügt worden war. Er vergaß auch zu erwähnen, daß es einen Berichtsentwurf der Bundesregierung zur Informationstechnik in der Bundesrepublik Deutschland gibt. Der stammt vom 6. Oktober 1983.
    In diesem Bericht liest man dann — ich bitte doch einmal um Ihre Aufmerksamkeit, damit Sie dazu Stellung nehmen können —:
    Die Vor- und Nachteile privater und öffentlicher Fernmeldebetriebsgesellschaften im internationalen Bereich sollen untersucht werden.
    Warum wohl?
    Lösungsansätze für die Trennung von Hoheitsund Unternehmensaufgaben im Post- und Fernmeldewesen sollen untersucht werden. Warum wohl?
    Es geht um Vor- und Nachteile der Aufteilung von Post- und Fernmeldewesen in unabhängige Einzelunternehmen.
    Das alles wird dann einfach mit flotten Sprüchen vom Tisch gewischt, und zwar wahrheitswidrig, wie ich feststellen muß.
    Man muß sich wirklich einmal hier im Saal umsehen, wer alles gefragt ist, wenn der Postminister in Rede steht. Da muß der Außenminister eigentlich dasein, der nun nicht dasein kann, aber zumindest ein Vertreter müßte dasein, weil Schwarz-Schilling auch gern über die Grenzen geht, um Medienklau zu betreiben. Da sind der Innenminister und der Justizminister gefragt, weil er mit diesen Plänen, von denen ich soeben geredet habe, die Verfassung dieser Republik brechen wird. Da muß der Wohnungsbauminister dasein, weil er an seine Mieter rangeht. Da muß der innerdeutsche Minister dasein — er ist dankenswerter Weise da —, weil mit der Verkabelung die „Brüder und Schwestern" in der DDR von unserer Medienversorgung abgenabelt werden. Vielleicht sollte er auch darüber einmal nachdenken.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Das ist doch absoluter Unsinn! — Pfeffermann [CDU/ CSU]: Das ist doch wider besseres Wissen! Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2933 Paterna — Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    Da sollten vor allen Dingen mal die Ministerpräsidenten dasein, von denen keiner da ist, in deren Handwerk der Postminister ständig herumpfuscht und von denen er gerade in der letzten Sitzung zurückgepfiffen worden ist.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Sie sollen alle da sein, bloß um den Paterna zu hören! Ich lache mich kaputt! — Dr.-Ing. Kansy [CDU/ CSU]: Selbst Herr Vogel kommt nicht! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir können aus diesen und einer ganzen Reihe anderer Gründe dem, was sich hier im Bereich der Bundespost abspielt, nicht zustimmen. Wir befürchten, daß, wenn diese Politik so weitergeht, dieses heute in der Tat noch gesunde, leistungsfähige Unternehmen auf Dauer zu einer zweiten Bundesbahn werden könnte, von der im vorigen Kapitel gerade die Rede war. Es sollte eigentlich unser Anliegen sein, dieses gemeinsam zu verhindern.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)