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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2865A Begrüßung des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für das Flüchtlingswesen, Poul Hartling 2955 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 6. Dezember 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Straßenbrücke über den Rhein zwischen Sasbach und Marckoldsheim — Drucksache 10/252 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/688 — 2865 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zweiten Protokoll vom 17. Februar 1983 zur Änderung und Ergänzung des Abkommens vom 22. April 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und bei einigen anderen Steuern — Drucksache 10/461 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/694 — 2865 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes — Drucksache 10/556 —Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/714 — 2865 D Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1984 (Haushaltsgesetz 1984) — Drucksachen 10/280, 10/534 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) — Drucksachen 10/335, 10/347 — Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/690, 10/691 — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/631, 10/659 — . . . . 2866 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/632, 10/659 — Conradi SPD 2866 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 2867 C Seiters CDU/CSU 2868 B Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/633, 10/659 — . . . . 2868 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/636, 10/659 — und Art. 23, 24, 24a, 25 und 25a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/656, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 10/654 — Kühbacher SPD 2869 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 2872 D Dr. Ehmke (Ettlingen) GRÜNE 2878 A Dr. Hirsch FDP 2881 D Dr. Schmude SPD 2885 C Dr. Laufs CDU/CSU 2889A Schäfer (Offenburg) SPD 2893 B Baum FDP 2896 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 2898 D Namentliche Abstimmung 2904 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/637, 10/659 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/646, 10/659 — Helmrich CDU/CSU 2906 C Schmidt (München) SPD 2908 D Kleinert (Hannover) FDP 2911 B Schily GRÜNE 2912 C Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 2914 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/642, 10/659 — Hoffmann (Saarbrücken) SPD 2916 C Metz CDU/CSU 2920 B Drabiniok GRÜNE 2922 C Hoffie FDP 2924 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 2926 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/643, 10/659 — Dr. Friedmann CDU/CSU 2928 B Paterna SPD 2930 B Hoffie FDP 2933 B Frau Reetz GRÜNE 2934 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 2936 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/649, 10/659 — und Art. 26 a des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Müntefering SPD 2939 B Echternach CDU/CSU 2942 A Sauermilch GRÜNE 2944 D Gattermann FDP 2946 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 2948 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/651, 10/659 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2952 C Vosen SPD 2955 B Dr.-Ing. Laermann FDP 2958 D Frau Dr. Bard GRÜNE 2961 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 2962 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/652, 10/659 — Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 III und Art. 22 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 — Drucksachen 10/335, 10/347, 10/690, 10/691 — Vogelsang SPD 2966 B Dr. Rose CDU/CSU 2968 B Dr. Jannsen GRÜNE 2971 B Neuhausen FDP 2972 C Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 2974 C Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/648, 10/659 — Brück SPD 2977 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 2980 C Frau Gottwald GRÜNE 2983 B Frau Seiler-Albring FDP 2985 B Dr. Hauchler SPD 2987 D Dr. Pinger CDU/CSU 2991 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 2993 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/650, 10/659 — Heimann SPD 2997 B Stiegler SPD 2999 B Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 3000 C Schneider (Berlin) GRÜNE 3003 A Ronneburger FDP 3005 A Windelen, Bundesminister BMB . . . 3006 D Nächste Sitzung 3008 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3008 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2865 42. Sitzung Bonn, den 6. Dezember 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. h. c. Lorenz 9. 12. Offergeld 9. 12. Pauli 9. 12. Petersen 9. 12. Rapp (Göppingen) 9. 12. Dr. Stark (Nürtingen) 9. 12. Stockleben 9. 12. Schlaga 6. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schreiner 9. 12. Voigt (Frankfurt) ** 6. 12. Frau Dr. Wex 9. 12. Dr. Wittmann 9. 12. Dr. Wörner 6. 12. ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Dollinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Danke. Nein. Aus Zeitgründen nicht, Herr Präsident.
    Ich möchte darauf hinweisen, daß wir auch im Rahmen Europas versuchen, unsere Verkehrspolitik zu koordinieren. Ich sehe gerade für die Deutsche Bundesbahn im Zusammenhang mit den internationalen Bahnwegen gute Möglichkeiten, wenn man hier endlich dazu kommt, den grenzüberschreitenden Verkehr zu verbessern. Wir werden in absehbarer Zeit einmal einen Versuch mit Osterreich und der Schweiz machen, ob wir mit der Eisenbahn nicht schneller über die Grenzen kommen. Vielleicht wird das eine Demonstration für Europa.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Was wir insgesamt wollen, drücke ich mit einem Satz aus: Wir wollen optimale Verkehrswege für Bürger und Wirtschaft. Das muß unser Ziel sein. Meine Damen und Herren von der Opposition, da Sie auf Grund Ihrer eigenen Verantwortlichkeit ab 1966 das Gelände genau kennen, möchte ich hoffen und wünschen, daß wir nun nicht so tun, als wenn Sie nie beteiligt gewesen wären, daß wir nicht den Blick von der Vergangenheit möglichst wegwenden
    — nur aus der Vergangenheit können wir lernen — und daß wir versuchen, gemeinsam eine vernünftige Verkehrspolitik im Interesse des Ganzen zu betreiben.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Drabiniok [GRÜNE])

    Ich mache die letzte Bemerkung. Alle Damen und Herren, die im Verkehrsbereich, bei der Bahn, bei der Straße, bei der Schiffahrt und in der Luft tätig sind, verdienen unseren Dank und unseren hohen Respekt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Vorsitz: Präsident Dr. Barzel)

    Wenn die Verkehrswege bei uns in Deutschland in einem hohen Maß sicher und zuverlässig sind, dann verdanken wir es der Mitarbeit aller, die in diesem Bereich tätig sind. Diesen Dank wollte ich hier aus-
    2928 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Bundesminister Dr. Dollinger
    sprechen, genauso an die Sprecher, die bereit sind, in den Fraktionen diese schwierige Arbeit, von der man immer weiß, daß Zustimmung und Ablehnung sicher sind, zu unterstützen.
    Ich hoffe in diesem Sinn auf eine gute Gestaltung der Verkehrspolitik im neuen Jahr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 12 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr.
Ich lasse zuerst über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 10/747 abstimmen.
Wer diesem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? —

(Zuruf von den GRÜNEN: Hammelsprung!)

Wir sind hier einig: Der Änderungsantrag ist abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Änderungsantrag des Abgeordneten Drabiniok und der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 10/776.
Wer diesem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Der Änderungsantrag ist abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 12.
Wer dem Einzelplan 12 in der Ausschußfassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Enthaltungen? — Der Einzelplan 12 ist angenommen.
Ich rufe auf:
Einzelplan 13
Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen
— Drucksachen 10/643, 10/659 — Berichterstatter:
Abgeordnete Dr. Friedmann Walther
Verheyen (Bielefeld)

Nach einer Vereinbarung im Ältestenrat sind für die Aussprache 60 Minuten vorgesehen. — Ich sehe: Sie sind damit einverstanden.
Wünschen die Berichterstatter das Wort? — Das ist nicht der Fall.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Friedmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Bernhard Friedmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und meine Herren! Wir reden jetzt über die Post. Das ist ein angesehenes, seriöses, gut organisiertes Unternehmen.

    (Schröder [Lüneburg] [CDU/CSU]: Na, na, na! — Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    — Warum gibt's da Zwischenrufe? Sie sind doch hoffentlich der gleichen Meinung!

    (Hoffmann [Saarbücken] [SPD]: Doch! — Schily [GRÜNE]: Doch!)

    Wir haben's in guter Hand. Das wird jeden Tag besser.

    (Zuruf des Abg. Hoffmann [Saarbrücken] [SPD])

    — Doch!
    Im Einzelplan 13 des Bundeshaushalts sind nur wenige Ansätze, die die Post betreffen: Das Gehalt des Ministers und des Staatssekretärs, die Ablieferung an den Bund und das Ergebnis der Bundesdruckerei. Trotzdem können wir auch in diesem Zusammenhang über einige postalische Themen reden. Wenn während des letzten Jahres von der Post gesprochen wurde, dann war es meistens im Zusammenhang mit einem einzigen Thema, mit der Breitbandverkabelung. Die Phantasie wurde stark angeregt, was man mit dieser neuen Technik alles tun könnte, wie sich unsere Gesellschaft wohl ändern würde, wie ein neues Privatfernsehen entstünde, wie die ganze Medienlandschaft sich ändern würde — das Ganze auch noch im Spannungsfeld zwischen Bund und Ländern, wobei die Länder die Kompetenz in der Medienpolitik haben, während der Bund nur die Kompetenz bei der Kommunikationstechnik hat.
    Ich möchte heute bewußt auf dieses Thema nicht eingehen. Ich möchte Ihr Bewußtsein darauf hinlenken, daß diese Post auch viele, viele andere Aufgaben hat, über die viel zuwenig gesprochen wird.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Dort läuft alles so gut. Es wird nichts kritisiert. Aber wir sollten uns folgendes auch einmal in unser Gedächtnis rufen. Im nächsten Jahr wird die Post etwa 141/2 Milliarden DM in Sachanlagen investieren, aber nur 1 Milliarde DM in die Breitbandverkabelung. Das heißt, die Gewichte liegen schon ganz anders. Die Post wird im nächsten Jahr ein Bilanzvolumen von ungefähr 67 Milliarden DM erreichen, mehr als der Haushalt des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie wird einen Umsatz von etwa 43 Milliarden DM erzielen und — was für mich sehr wichtig ist — einen Gewinn von etwa 2,4 Milliarden DM.

    (Hoffmann [Saarbrücken] [SPD]: Sind Sie daran beteiligt?)

    Das sind recht imponierende Zahlen. Dahinter steckt Leistung. Dahinter steckt, daß jahraus, jahrein 463 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treu und redlich ihre Arbeit verrichten,

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    daß auch bei einem schlechten Wetter wie heute die Zusteller von Haus zu Haus gehen, daß sie durch den Schwarzwald und über die Schwäbische Alb gehen und unabhängig von Wind und Wetter ihre Arbeit verrichten.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983 2929
    Dr. Friedmann
    Dazu gehört, daß in den zentralen Briefeingangs- und -abgangsstellen Tag und Nacht gearbeitet wird, in den Fernmeldedienststellen genauso, daß die Angehörigen des Fernmeldewesens rund um die Uhr dafür sorgen, daß wir immer telephonieren und miteinander korrespondieren können. Dies alles steckt auch hinter diesen Zahlen.
    Vor allen Dingen verbirgt sich aber hinter diesen stets zunehmenden Zahlen eine kolossale Umstrukturierung, an die man oft gar nicht denkt. Noch 1930, vor gut fünfzig Jahren, entfielen ein Drittel des Umsatzes auf das Fernmeldewesen, aber zwei Drittel auf die gelbe Post. 1950 war dies genau pari. Damals wurde der Umsatz zur Hälfte von der gelben Post und zur Hälfte vom Fernmeldewesen erbracht. Heute ist es genau umgekehrt. Heute werden zwei Drittel des Umsatzes im Fernmeldewesen erwirtschaftet, aber nur noch ein Drittel bei der gelben Post, und dies auch trotz zweier Gebührenerhöhungen in den letzten Jahren.

    (Schröder [Lüneburg] [CDU/CSU]: Die Fernmeldegebühren sind zu hoch, Herr Kollege!)

    — Man kann es auch so sehen, Herr Kollege Schröder. Ich hebe nur ab auf die Zusammensetzung des Umsatzes bei der Post.
    Dahinter steckt also mit Sicherheit ein großer Strukturwandel. Wollen wir doch nicht vergessen: Eine ganze Reihe neuer Dienstleistungen sind ins Leben gerufen worden, angefangen vom Bildschirmtext, für den es in zwei, drei Jahren vielleicht fast eine Milliarde Teilnehmer geben wird, bis hin zum Service 130, bis hin zu Telefax, bis hin zu Teletex. Dies alles sind neue Dienstleistungen; das heißt, die Post ist ein Unternehmen, das auf vielen Gebieten mit neuen Ideen in den Markt hineinstößt. Es wird oft übersehen, es wird oft vergessen, daß es bei der Post nicht nur um die Arbeitsplätze in diesem Unternehmen geht. Dieses größte deutsche Unternehmen hat eine unheimlich wichtige Pilotfunktion gegenüber der deutschen Wirtschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich möchte von dieser Stelle aus insbesondere der Postgewerkschaft ins Gedächtnis rufen: So wichtig es ist, für die Arbeitsplätze der Postbediensteten zu sorgen, so wichtig ist es aber auch, daß die Post durch ihre technischen Vorgaben für sichere, moderne Arbeitsplätze in der Fernmeldeindustrie sorgt. Je nachdem, wie diese Fernmeldeindustrie von der Bundespost gesteuert wird, ist diese Fernmeldeindustrie auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig oder eben nicht.
    Vor ein paar Jahren hat z. B. die Fernmeldeindustrie ein Vermittlungssystem, das sogenannte EWS, Herr Pfeffermann, entwickelt, das sich, noch bevor es fertig war, als veraltet erwies. Durch Betreiben der Post ist die Entwicklung abgestoppt und eine neue Technik vorgegeben worden. Durch Konkurrenzausschreibung an drei Unternehmen hat sich schließlich eine Technik herausgebildet, die jetzt führend in der Welt ist. Das heißt: Jetzt kann die deutsche Fernmeldeindustrie darauf verweisen, daß ihre modernen Produkte in einem hochmodernen Industrieland, nämlich bei uns, durch die Bundespost eingesetzt werden. Sie kann auf eine Referenz verweisen: auf Deutschland als Pilotkunden. Damit können andere Länder auch guten Gewissens deutsche Fernmeldeprodukte kaufen.
    Man unterschätze diese Entwicklung nicht. Die ganzen Schwellenländer, die dabei sind, ihre Märkte, ihr Kommunikationssystem aufzubauen, sind potentielle Kunden einer guten Fernmeldeindustrie.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wenn sie nicht so verschuldet wären!)

    Nun, meine Damen und meine Herren, möchte ich am Beispiel der Bundespost eine gefährliche Entwicklung aufzeigen. Allenthalben ist die Rede davon, daß die 35-Stunden-Woche eingeführt werden soll, um vorhandene Arbeit auf mehr zu verteilen, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Man unterliegt dabei einem Irrtum, und zwar insoweit, als man meint, daß eine gleichbleibende Arbeitsmenge vorhanden sei — unabhängig vom Preis dafür —, die nur neu verteilt werden müßte.
    Ich habe am Beispiel der Bundespost ausgerechnet, daß rein rechnerisch 60 000 Mitarbeiter mehr nötig wären, wenn man voll auf die 35-StundenWoche überginge. Selbst wenn es gelänge, von diesen 60 000 Mitarbeitern ein Drittel durch Rationalisierung aufzufangen, blieben immer noch 40 000 Mitarbeiter mehr übrig. Diese 40 000 Mitarbeiter würden rund 2 Milliarden DM kosten.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Bei einem Gewinn der Post von 2,4 Milliarden DM im nächsten Jahr wäre also der Gewinn durch die Einführung der 35-Stunden-Woche fast weg; im übernächsten Jahr wäre die nächste Gebührenerhöhung fällig, oder die Post würde genauso ins Defizit marschieren, wie dies die Bahn zur Zeit tut.

    (Krizsan [GRÜNE]: Was sparen Sie denn da beim Arbeitslosengeld?)

    Ich möchte deshalb mit diesem konkreten Beispiel davor warnen, dieser Illusion anzuhängen. Für mich ist höchst interessant: Als beim DGB angeregt wurde, er möge die 35-Stunden-Woche doch zunächst einmal in den ihm gehörenden Unternehmen einführen, da war die Antwort prompt, das gehe nicht, weil man einer Konkurrenz begegne, die nicht die 35-Stunden-Woche habe.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Aber wir sind ein Exportland, das zweitgrößte der Erde. Wir leben vom Export. Sechs Millionen Arbeitnehmer arbeiten bei uns in der Exportwirtschaft, und deren Produkte stoßen in der Welt auf Produkte von Ländern, die nicht die 35-StundenWoche haben. Das heißt zu deutsch: Hier am Beispiel der Bundespost können wir klar erkennen, daß es nicht einmal dort ohne Nachteile für die Wirtschaft und für dieses große Unternehmen laufen wird.
    Vor kurzem hat der Vorsitzende der Deutschen Postgewerkschaft auf einem Gewerkschaftstag gesagt, es kämen jetzt wieder Zeiten eines „stinknor-
    2930 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 42. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 6. Dezember 1983
    Dr. Friedmann
    malen Kapitalismus". — Ich würde dies hier nicht aufgreifen, wenn es ein x-beliebiger Bürger gesagt hätte, aber diese Äußerung stammt vom Vorsitzenden einer Gewerkschaft, die nicht unbedeutend ist. Der erste Vorsitzende des DGB, Herr Breit, kommt aus dieser Gewerkschaft, und der zweite, Gustl Fehrenbach, kommt auch aus dieser Gewerkschaft.

    (Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Und aus der CSU!)

    Ich frage hier die Deutsche Postgewerkschaft, insbesondere ihren Vorsitzenden — denn das ist j a auch der Partner des Ministers —: Wo in aller Welt sind denn Arbeitsplätze sicherer als bei der Bundespost? Wo in aller Welt gibt es ein Unternehmen, das so in die Zukunft hinein mit einer neuen Technologie arbeitet? Wo in aller Welt wird sozialer gedacht als gerade bei dem Unternehmen Bundespost? Kapitalismus hat sehr viel dafür übrig, daß Kapital rentierlich eingesetzt wird. Aber wir haben eine Soziale Marktwirtschaft. Das heißt, hier kommt die soziale Komponente hinzu.
    Wir haben den Eindruck, daß die Postbediensteten und an ihrer Spitze der Minister und der Parlamentarische Staatssekretär alle Aufgaben der Post sehen. Und meine Fraktion bittet den Minister sehr herzlich darum, sein Augenmerk auch weiterhin der ganzen Post zu widmen.

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    Es soll nicht der Eindruck entstehen, als ginge es bei der Post nur um Medienpolitik.

    (Demonstrativer Beifall bei der SPD)

    Deshalb stimmen wir dem Einzelplan 13 zu und sagen dem Minister und seinen Bediensteten einen recht herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)