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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 23. Sitzung Bonn, Freitag, den 16. September 1983 Inhalt: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung über den Abschluß und die Ergebnisse der KSZE-Folgekonferenz in Madrid sowie über den Stand der Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Bastian und der Fraktion DIE GRÜNEN NATO- Nachrüstung — Drucksachen 10/53, 10/249 — in Verbindung mit Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Bastian und der Fraktion DIE GRÜNEN Pershing II und „Kleine Interkontinentalrakete" — Drucksachen 10/138, 10/250 — Genscher, Bundesminister BMA . . . . 1573 B Dr. Ehmke (Bonn) SPD 1579 B Dr. Marx CDU/CSU 1589 B Bastian GRÜNE 1594A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 1597 B Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 1600 B Voigt (Frankfurt) SPD 1610 D Frau Kelly GRÜNE 1614 A Dr. Scheer SPD 1616C Mischnick FDP 1618 D Nächste Sitzung 1620 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 1621* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 1621* C Anlage 3 Schwierigkeiten von Volksdeutschen bei der Aussiedlung aus der Tschechoslowakei; Sanktionen gegen ausreisewillige Volksdeutsche in Rumänien; Vereinbarkeit mit den Ergebnissen der KSZE MdlAnfr 10, 11 09.09.83 Drs 10/377 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw StMin Möllemann AA . . . . 1622* D Anlage 4 Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse durch Ausländer als Voraussetzung für eine Aufenthaltserlaubnis MdlAnfr 15 09.09.83 Drs 10/377 Nagel SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 1622* D II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 Anlage 5 Bildung von PCB bei industriell genutzten chemischen Reaktionen; Forschungsaufträge des Bundes in dieser Beziehung MdlAnfr 16, 17 09.09.83 Drs 10/377 Catenhusen SPD SchrAntw PStSekr Spranger BMI . . . 1623*A Anlage 6 Überprüfung der Finanz- und der Sparpolitik der Bundesregierung hinsichtlich einer Verminderung der Arbeitslosigkeit MdlAnfr 18 09.09.83 Drs 10/377 Wolfram (Recklinghausen) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 1623* B Anlage 7 Ausbau des Hubschrauberlandeplatzes Fulda/Sickels MdlAnfr 25, 26 09.09.83 Drs 10/377 Frau Dr. Czempiel SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 1623* C Anlage 8 Einstellung der nächtlichen Schießübungen auf dem amerikanischen Truppenübungsplatz Wildflecken MdlAnfr 28 09.09.83 Drs 10/377 Dr. Klejdzinski SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 1624*A Anlage 9 Unterrichtung der US-Streitkräfte über die geographische Situation der Bundesrepublik Deutschland bei der Errichtung von Militäranlagen MdlAnfr 29 09.09.83 Drs 10/377 Kolbow SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 1624* B Anlage 10 Finanzielle und agrarpolitische Folgen bei Zahlungsunfähigkeit der EG, insbesondere für die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 30, 31 09.09.83 Drs 10/377 Müller (Schweinfurt) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Häfele BMF . . . 1624* B Anlage 11 Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums hinsichtlich einer Zechenstilllegung im Saarland MdlAnfr 32 09.09.83 Drs 10/377 Brück SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1624* D Anlage 12 Auffassung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung hinsichtlich der Auswirkungen der Ölkrisen auf den Arbeitsmarkt MdlAnfr 33 09.09.83 Drs 10/377 Wolfram (Recklinghausen) SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1625* A Anlage 13 Wettbewerbsnachteile durch das NordSüd-Gefälle der Energiepreise; Höhe der Energiepreise 1962 und 1982 MdlAnfr 34, 35 09.09.83 Drs 10/377 Eylmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1625*C Anlage 14 Verlängerung der Frist für die Einführung der verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnung zur Verbesserung des Marktes für elektronische Ablesegeräte MdlAnfr 36, 37 09.09.83 Drs 10/377 Meininghaus SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1625* D Anlage 15 Sonderprogramme der Bundesregierung für die Werftindustrie MdlAnfr 38, 39 09.09.83 Drs 10/377 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1626* B Anlage 16 Neubau des Postamtes Bad Hersfeld MdlAnfr 62 09.09.83 Drs 10/377 Dr. Enders SPD SchrAntw PStSekr Rawe BMP 1627* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 1573 23. Sitzung Bonn, den 16. September 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 16. 9. Dr. Ahrens * 16. 9. Beckmann 16. 9. Braun 16. 9. Frau Dr. Czempiel 16. 9. Eigen 16. 9. Engelsberger 16. 9. Ertl * 16. 9. Dr. Faltlhauser 16. 9. Gattermann 16. 9. Haase (Fürth) * 16. 9. Haase (Kassel) 16. 9. Hauck 16. 9. Heyenn 16. 9. Dr. Holtz * 16. 9. Dr. Kreile 16. 9. Kroll-Schlüter 16. 9. Liedtke 16. 9. Linsmeier 16. 9. Magin 16. 9. Dr. Müller * 16. 9. Müller (Remscheid) 16. 9. Offergeld 16. 9. Dr.-Ing. Oldenstädt 16. 9. Petersen 16. 9. Reddemann * 16. 9. Repnik 16. 9. Reschke 16. 9. Reuschenbach 16. 9. Roth (Gießen) 16. 9. Dr. Rumpf 16. 9. Schäfer (Mainz) 16. 9. Schmidt (Hamburg) 16. 9. Schmidt (Wattenscheid) 16. 9. Schulte (Unna) * 16. 9. Schwenninger 16. 9. Dr. Soell 16. 9. Graf Stauffenberg 16. 9. Stobbe 16. 9. Voigt (Sonthofen) 16. 9. Dr. Waigel 16. 9. Dr. Warnke 16. 9. Frau Dr. Wex 16. 9. Wilz 16. 9. Frau Dr. Wisniewski 16. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Zwölfter Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (Drucksache 10/303) zuständig: Ausschuß für Wirtschaft (federführend) Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen Haushaltsausschuß Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Sondersitzung der Nordatlantischen Versammlung am 13. Juni 1983 in Kopenhagen (Drucksache 10/328) zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Verteidigungsausschuß Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen für die Jahre 1981 bis 1984 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 (neunter Subventionsbericht) (Drucksache 10/352) zuständig: Haushaltsausschuß (federführend) Ausschuß für Wirtschaft Finanzausschuß Bericht über die mit den Ländern vereinbarte Zusammenarbeit bei der Auswahl der Einsatzbereiche im Zivildienst und über eine verstärkte Beteiligung der Länder an der Bereitstellung neuer Zivildienstplätze (Drucksache 10/220) zuständig: Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (federführend) Innenausschuß Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung in der Türkei (Drucksache 9/2213) zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Haushaltsausschuß Bericht der Bundesregierung über die deutsche Humanitäre Hilfe im Ausland 1978 bis 1981 (Drucksache 9/2364) zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Innenausschuß Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Haushaltsausschuß Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mit Schreiben vom 8. September 1983 mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Beratung der nachstehenden EG-Vorlagen abgesehen hat: Vorschlag einer Verordnung (EURATOM, EGKS, EWG) des Rates zur Anpassung der in Artikel 13 Anhang VII zum Statut der Beamten der Europäischen Gemeinschaften vorgesehenen Sätze der Tagegelder für Dienstreisen (Drucksache 10/92 Nr. 69) Vorschlag für eine Verordnung (EURATOM, EGKS, EWG) des Rates zur Angleichung der Berichtigungskoeffizienten, die auf die Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten und sonstigen Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften anwendbar sind und Vorschlag für eine Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 440/83 hinsichtlich der Vergütung für Schichtdienst (Drucksache 10/133 Nr. 13) 1622* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 Anlage 3 Antwort des Staatsministers Möllemann auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) (Drucksache 10/377 Fragen 10 und 11): Kann die Bundesregierung Auskunft geben über die bürokratischen Schwierigkeiten und materiellen Forderungen, denen sich heute ein deutscher Staatsbürger, der noch die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit besitzt und diese aufkündigen will, konfrontiert sieht, und ist ihr bewußt, daß es nahezu unmöglich ist, die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit aufzukündigen? Ist der Bundesregierung bekannt, daß Deutsche in Rumänien wegen ihres Antrages auf Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland ihre berufliche Stellung verlieren, und ist sie bereit, die rumänische Regierung darauf hinzuweisen, daß dieses Verhalten im Widerspruch zur KSZE-Schlußakte und zu den beiden Nachfolgetreffen sowie zu den jüngsten deutsch-rumänischen Absprachen steht? Zu Frage 10: Der Bundesregierung ist aus einer Anzahl von Anfragen deutsch-tschechoslowakischer Doppelstaater bekannt, daß sich das Verfahren vor den tschechoslowakischen Behörden wegen der Entlassung aus dem tschechoslowakischen Staatsverband häufig umständlich und langwierig gestaltet. Das Entlassungsverfahren stößt besonders dann auf Schwierigkeiten, wenn sich der Entlassungsbewerber — aus der Sicht der CSSR — illegal im Ausland aufhält und dafür durch tschechoslowakische Strafgerichte wegen „Republikflucht" verurteilt worden ist. In diesem Falle weigern sich die tschechoslowakischen Behörden in der Regel, den Entlassungsantrag vor Ablauf von 5 Jahren nach Beginn des „illegalen" Auslandsaufenthaltes zu bearbeiten. Aber auch nach Ablauf dieser Frist gewähren die tschechoslowakischen Behörden die Entlassung erst, wenn der Strafanspruch durch einen Begnadigungsbeschluß des Präsidenten der CSSR oder durch eine Amnestie beseitigt worden ist. Viele der in der Bundesrepublik Deutschland lebenden deutsch-tschechoslowakischen Doppelstaater empfinden es als Belastung, daß sie den Antrag auf Entlassung persönlich bei der tschechoslowakischen Auslandsvertretung stellen müssen. Der Bundesregierung ist ferner bekannt, daß Entlassungsbewerber zum Teil nicht unerhebliche Entlassungsgebühren zahlen müssen. Wegen der Höhe der geforderten Gebühren, die sich offenbar auch nach der Ausbildung richtet, die der Entlassungsbewerber in der CSSR erhalten hat, steht den zuständigen Behörden der CSSR nach Beobachtungen der Bundesregierung ein weites Ermessen zu. Entlassungsgebühren von fast 10 000 DM für eine dreiköpfige Familie sind bekannt geworden. Nach Kenntnis der Bundesregierung ist es in der Vergangenheit gleichwohl einer größeren Anzahl von deutsch-tschechoslowakischen Doppelstaatern möglich gewesen, die Entlassung aus der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft zu erlangen. Im Jahre 1982 hat die Prager Regierung mitgeteilt, daß in der Zeit vom 1. Juni 1977 bis zum 30. Oktober 1982 von 7 582 Entlassungsanträgen 6 659 positiv beschieden worden seien. Zu Frage 11: Die berufliche Benachteiligung von Ausreisebewerbern ist bekannt; sie wurde bilateral und im KSZE-Rahmen als Verletzung der Schlußakte von Helsinki gerügt. Anläßlich seines Besuches in Rumänien vom 8. bis 11. August 1983 ersuchte Bundesminister Genscher Staats- und Parteichef Ceausescu und Außenminister Andrei, die Grundsätze der im Schlußdokument des KSZE-Folgetreffens enthaltenen relevanten Verfahrensregeln schon vor der — inzwischen erfolgten — Beschlußfassung in Madrid anzuerkennen und anzuwenden. Der entsprechende Passus lautet: (Die Teilnahmestaaten) „bestätigen, daß die Einreichung oder erneute Einreichung von Gesuchen in diesen Fällen (hier: der Familienzusammenführung) zu keiner Veränderung der Rechte und Pflichten der Gesuchsteller oder ihrer Familienmitglieder unter anderem hinsichtlich Beschäftigung, Wohnung, Aufenthaltsstatus, Familienunterstützung, Zugang zu Leistungen auf sozialem oder wirtschaftlichem Gebiet oder in der Bildung sowie jedweder anderer sich aus den Gesetzen und Vorschriften des betreffenden Teilnehmerstaates ergebenden Rechte und Pflichten führen wird". Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Frage des Abgeordneten Nagel (SPD) (Drucksache 10/377 Frage 15): Ist es richtig, daß Ausländer, die nach mindestens achtjährigem Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland eine Aufenthaltsberechtigung beantragen, sich in verschiedenen Bundesländern einer strengen Diktatprüfung durch das Ordnungsamt unterziehen müssen bzw. Sprachzertifikate deutscher Schulen oder Institutionen verlangt werden, und wenn ja, gibt es für dieses Verfahren eine bundesrechtliche Grundlage? Die Erteilung der Aufenthaltsberechtigung setzt nach Nr. 4 a der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zu § 8 des Ausländergesetzes u. a. voraus, daß der Ausländer über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügt. Das Vorliegen dieser Voraussetzung ist von den Ausländerbehörden zu prüfen. Es kann zwar nicht ausgeschlossen werden, daß einzelne Ausländerbehörden dabei in der von Ihnen bezeichneten Weise verfahren. Doch, soweit mir bekannt ist, sind derart strenge Anforderungen in keinem Land verbindlich vorgeschrieben. Insbesondere lehnen es die Länder einhellig ab, für den Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse die Vorlage von Zeugnissen über die Teilnahme an Sprachkursen oder Sprachprüfungen zu verlangen. Der BMI wird die Innenminister der Länder bitten, den Beanstandungen, wie sie auch von der Zeitschrift „Metall" erhoben werden, nachzugehen. Sollte es sich hiernach noch als erforderlich erwei- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 1623* sen, werden die Probleme des Nachweises ausreichender Deutschkenntnisse mit den Ausländern erörtert werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Spranger auf die Fragen des Abgeordneten Catenhusen (SPD) (Drucksache 10/377 Fragen 16 und 17): Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung darüber vor, ob bei industriell genutzten chemischen Reaktionen auch PCB gebildet wird, und um welche chemischen Reaktionen handelt es sich dabei? Welche Forschungsaufträge des Bundes sind bereits vergeben oder sollen vergeben werden, um die industriell genutzten chemischen Reaktionen zu ermitteln, bei denen auch PCB gebildet wird? Zu Frage 16: Der Bundesregierung ist bekannt, daß sich polychlorierte Biphenyle als Nebenprodukte bei bestimmten Produktionsprozessen bilden können. In der Regel handelt es sich um Chlorierungsprozesse von aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen oder deren Derivaten. Im jetzt der EG vorgelegten Entwurf einer Verordnung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz zum Verbot von PCB im elektrotechnischen Bereich ist zusätzlich die allgemein geltende und auf die Vorsorgepflicht des Betreibers einer Anlage abstellende Bestimmung enthalten, daß als Zwischenprodukt in chemischen Prozessen verwendetes PCB nicht in die Umwelt gelangen darf. Zu Frage 17: Die Bundesregierung hat bereits auf die Frage des Abgeordneten Torsten Wolfgramm am 25. Oktober 1982 weiteren Forschungsbedarf, insbesondere zu dem Problem der Verunreinigung von Produkten durch PCB, bestätigt. Nach Abschluß der eingeleiteten wissenschaftlichen Vorarbeiten wird hierüber im einzelnen entschieden werden. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen) (SPD) (Drucksache 10/377 Frage 18): Ist die Bundesregierung bereit, den jüngsten Forderungen des Ifo-Institutes für Wirtschaftsforschung, München, und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin, zu folgen, „die derzeitige Finanzpolitik einer kritischen Überprüfung zu unterziehen und von der Sparpolitik abzukehren", um einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden? Die Bundesregierung ist der Überzeugung, daß ihre Politik der Sanierung der öffentlichen Finanzen maßgeblichen Anteil an der Verbesserung unserer wirtschaftlichen Lage hat. Die Verringerung der Neuverschuldung schafft günstige gesamtwirtschaftliche Aussichten für Investoren und Verbraucher, entlastet die Finanzmärkte und trägt damit zu einer besseren Zinsentwicklung bei. Anstöße werden 1984 auch von der Steuerentlastung für die Unternehmen sowie von der Verbesserung der Vermögensbildung ausgehen. Die Bundesregierung sieht keinen Grund, den von ihr eingeschlagenen finanzpolitischen Kurs zu ändern. Im Gegenteil: Die Sanierung der Staatsfinanzen ist eine mittelfristige Aufgabe. Es wäre töricht, sie kurzfristig je nach Veränderung von Voraussagen in Frage zu stellen. Damit würde den geld- und kreditpolitischen Bemühungen, die Zinsen so weit wie möglich zu senken, entgegengewirkt und die Probleme auf dem Arbeitsmarkt verschärft. Es kommt vor allem darauf an, nicht nur vorübergehend, sondern auf Dauer die Bedingungen für eine günstige Wirtschaftsentwicklung und damit für die Beschäftigung zu verbessern. Nicht ein Hin und Her, sondern das Vertrauen in eine stetige Politik hilft uns weiter. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Czempiel (SPD) (Drucksache 10/377 Fragen 25 und 26): Ist die Bundesregierung nicht auch der Ansicht, daß die vielen infrastrukturellen Verbesserungen am Hubschrauberlandeplatz Fulda/Sickels zu höheren Belastungen führen und die Lärmbelästigung für die betroffene Bevölkerung steigt? Kann die Bundesregierung verbindlich zusichern, daß ein weiterer Ausbau des Hubschrauberlandeplatzes in Fulda/ Sickels nicht geplant ist? Zu Frage 25: Die Bundesregierung teilt diese Ansicht nicht. Die Maßnahmen dienen vielmehr der Verbesserung der Flugfeldeinrichtung und der technischen Anlagen sowie der Erweiterung und Modernisierung der Unterkünfte der dort stationierten amerikanischen Streitkräfte. Eine Steigerung oder Erweiterung des Flugbetriebes ist damit nicht verbunden. Der Flugplatz wird auch nicht durch andere als die amerikanischen Streitkräfte benutzt werden. Wie ich bereits soeben in meiner Antwort an den Kollegen Klein ausgeführt habe, ist die Bundesregierung im übrigen bemüht, die gegenwärtige Lärmbelästigung der Bevölkerung durch Einrichtung eines Außenlandeplatzes herabzusetzen. Zu Frage 26: Die amerikanischen Streitkräfte haben wiederholt erklärt und erst kürzlich bestätigt, daß nach dem gegenwärtigen Stand der Planungen nicht die Absicht bestehe, in Fulda weitere Truppen zu stationieren oder den Flugplatz weiter auszubauen. Dies schließe kleinere Schwankungen, die sowohl zu ei- 1624* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 ner Verstärkung als auch zu einer Verminderung der stationierten Truppen führen könnten und an jedem Standort möglich seien, nicht aus. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Dr. Klejdzinski (SPD) (Drucksache 10/377 Frage 28): Was hat die Bundesregierung bisher unternommen, um schießfreie Zeiten während der Nacht mit den Amerikanern am Truppenübungsplatz Wildflecken zu erreichen? Die Probleme nächtlicher Schießübungen auf Truppenübungsplätzen sind schon seit längerem Gegenstand von Verhandlungen mit den amerikanischen Streitkräften. Der deutsch-amerikanische Ausschuß für Umweltschutz hat eigens eine Arbeitsgruppe „Lärmbeeinträchtigungen durch Nachtschießen" gebildet, in der die zahlreichen Gesichtspunkte untersucht und Vorschläge zur Minderung der Beeinträchtigungen gemacht werden sollen. Dabei wird auch die Frage schießfreier Zeiten geprüft werden. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, daß bei allen Überlegungen der Verteidigungsauftrag der amerikanischen Streitkräfte und seine Bedeutung für unsere gemeinsame Sicherheit nicht aus dem Auge verloren werden darf.' Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Frage des Abgeordneten Kolbow (SPD) (Drucksache 10/377 Frage 29): Werden die US-Streitkräfte bei der Errichtung amerikanischer Militäranlagen mit der besonderen geographischen Situation in der Bundesrepublik Deutschland konfrontiert und von den zuständigen deutschen Behörden auf ein nicht vergleichbares Raumverständnis zwischen Amerika und der Bundesrepublik Deutschland aufmerksam gemacht? Bei der Abstimmung von Vorhaben der amerikanischen Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland werden von den beteiligten deutschen Behörden auch die besonderen Verhältnisse des betroffenen Raumes in das Verfahren eingebracht. Damit wird — sofern dies nach der Vielzahl bereits durchgeführter Abstimmungsverfahren noch erforderlich ist - den Streitkräften auch die geographische Lage der Bundesrepublik Deutschland nahe gebracht. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Häfele auf die Fragen des Abgeordneten Müller (Schweinfurt) (SPD) (Drucksache 10/377 Fragen 30 und 31): Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Tatsache, daß die Finanzmittel der EG in ca. sechs Wochen erschöpft sind, für den gemeinsamen Agrarmarkt, falls bis dahin noch keine Entscheidung des Europäischen Parlaments über den 2. Nachtragshaushalt vorliegt? Welche finanziellen und agrarpolitischen Konsequenzen ergeben sich aus einer Zahlungsunfähigkeit der EG für die Bundesrepublik Deutschland? Zu Frage 30: Die erforderlichen Mittel für die Agrarausgaben 1983 sind im Entwurf des Berichtigungs- und Nachtragshaushalts Nr. 2 der Europäischen Gemeinschaften für das Haushaltsjahr 1983 enthalten, der zur Zeit dem Europäischen Parlament zur Verabschiedung vorliegt. Die Bundesregierung nimmt an, daß dieser Nachtragshaushalt rechtzeitig von der europäischen Haushaltsbehörde verabschiedet wird und die benötigten Mittel den Mitgliedstaaten zugewiesen werden. Zu Frage 31: Wie sich aus meiner Antwort zu Frage 30 ergibt, erwartet die Bundesregierung, daß 1983 eine Zahlungsunfähigkeit der EG nicht eintreten wird. Für die folgenden Jahre ist mit Entscheidungen auf Grund des Stuttgarter Auftrags zur Überprüfung der EG-Finanzen zu rechnen. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Brück (SPD) (Drucksache 10/377 Frage 32): Treffen Presseberichte zu, wonach sich im Bundeswirtschaftsministerium die Meinung durchgesetzt haben soll, im Saarland müsse eine Grube stillgelegt werden? Der gegenwärtige Absatzrückgang bei der deutschen Steinkohle, d. h. auch bei der Saarbergwerke AG, resultiert aus dem sinkenden Kokskohlebedarf der europäischen Stahlindustrie. Die Bundesregierung ist daher der Auffassung, daß die Förderkapazität dem geringeren Absatz angepaßt werden muß. Entsprechend den Zielen ihrer Kohlepolitik muß die Bundesregierung von allen Bergbauunternehmen verlangen, daß sie ihre Förderkapazität so einrichten, daß die heimischen Lagerstätten optimal genutzt werden. Dazu gehört vor allem die Konzentration der Förderung auf kostengünstige Anlagen. Der Vorstand der Saarbergwerke hat — wie andere Bergbauunternehmen auch — zur Vorbereitung der Kohlerunde am 29. September verschiedene Alternativrechnungen zur Förderung auf 6 oder 5 Standorten vorgelegt. Diese Rechnungen werden gegenwärtig mit Vertretern des Saarlandes und dem Vorstand des Unternehmens beraten. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 1625* Es ist Aufgabe und Verantwortung der zuständigen Organe der Saarbergwerke, die notwendigen Entscheidungen unter Berücksichtigung der energie-, finanz-, regional- und sozialpolitischen Eckdaten zu treffen. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Wolfram (Recklinghausen) (SPD) (Drucksache 10/377 Frage 33): Teilt die Bundesregierung die Auffassung des RheinischWestfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, „daß die Anpassungsprobleme der beiden Ölpreisschocks zu Lasten des Arbeitsmarktes gelöst und dadurch 800 000 Arbeitsplätze abgebaut wurden, während Japan ein größeres Maß an Inflation zugelassen und dadurch drei Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen haben", und wenn ja, welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung daraus zu ziehen? Der in der Fragestellung zum Ausdruck kommende Kausalzusammenhang ist so vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung nicht herausgestellt worden. Im übrigen sind die Schlußfolgerungen verkürzt dargestellt. Über einen so langen Zeitraum spielen eine Menge von Faktoren mit, die die wirtschaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft bestimmen und die in den beiden Ländern jeweils differierten. Japan hat nur nach dem ersten Ölpreisschock eine höhere Inflation als die Bundesrepublik Deutschland hinnehmen müssen. Eine der in dem Bericht als besonders wichtig herausgestellten Anpassungsstrategien Japans, nämlich das Zulassen einer wettbewerbsverbessernden starken Währungsabwertung, verbunden mit einer negativen Realzinsdifferenz zum Ausland, die wiederum zu hohen Kapitalexporten führte, konnte wegen der Stellung der D-Mark auf den Kapitalmärkten, im Hinblick auf die europäische Integration und wegen der Gefahr entsprechender Gegenmaßnahmen von Handelspartnerländern nicht in Frage kommen. Insofern unterscheidet sich die Position der Bundesrepublik Deutschland deutlich von derjenigen Japans. Die Möglichkeiten, die Zinsen autonom niedrig zu halten und damit günstige Voraussetzungen für arbeitsplatzschaffende Investitionen im Inland zu schaffen, sind daher für die Bundesrepublik Deutschland geringer als für Japan. Darüber hinaus sind das höhere Wachstum und die günstigere Beschäftigungssituation Japans — die übrigens schon vor den Ölpreisschocks zu verzeichnen waren — auf eine Reihe weiterer wichtiger Faktoren zurückzuführen. Zu nennen wäre hier vor allem im gesellschaftspolitischen Bereich das sogenannte Konsensusprinzip, das u. a. eine größere Flexibilität in der Einkommenspolitik, als Voraussetzung der japanischen Anpassungsstrategie, erst möglich gemacht hatte. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Eylmann (CDU/CSU) (Drucksache 10/377 Fragen 34 und 35): Auf welche Ursachen ist es zurückzuführen, daß die Energiepreise im Norden der Bundesrepublik Deutschland höher sind als im Westen und Süden, und wie hoch waren die Energiepreise allgemein in den genannten Regionen vor 20 Jahren und im Jahre 1982 bzw. zum letzten Erhebungszeitpunkt? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die höheren Energiepreise für norddeutsche Unternehmen erhebliche Wettbewerbsnachteile zur Folge haben, und wie beurteilt sie die Aussichten, diese Benachteiligungen möglichst kurzfristig durch eine Preisangleichung zu beseitigen? Ihre Annahme, Herr Kollege, die Energiepreise der Bundesrepublik Deutschland seien im Norden höher als im Westen und Süden kann ich nicht bestätigen. Die der Bundesregierung vorliegenden Statistiken über die Preisentwicklung der wichtigsten Energiearten zeigen, daß sie nicht nur im Zeitablauf, sondern auch in einzelnen Regionen unseres Landes schwanken. Ausnahme ist allerdings Berlin, bedingt durch die besondere geographische Lage. Soweit bei leitungsgebundenen Energiearten zwischen industriellen Großabnehmern und Energieversorgungsunternehmen Sonderverträge bestehen, unterliegen diese der Mißbrauchsaufsicht im Sinne des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB). Die darüber bestehenden Kontrollund Korrekturmöglichkeiten werden von den verantwortlichen Länderbehörden ausgeschöpft. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Meininghaus (SPD) (Drucksache 10/377 Fragen 36 und 37): Ist der Bundesregierung bekannt, daß nicht nur die Hausund Grundbesitzerverbände, sondern auch der Deutsche Mieterbund die Forderung erhebt, die Frist zur Einführung der verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnung zu verlängern, und beabsichtigt die Bundesregierung dieser Forderung nachzukommen? Wie beurteilt die Bundesregierung die Argumente, durch eine Fristverlängerung zur Einführung der verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnung würde die Wettbewerbssituation auf dem Markt für Geräte zur Verbrauchserfassung verbessert und für elektronische Ablesegeräte seien noch preisgünstigere Marktangebote zu erwarten? Zu Frage 36: Die Verbände der Wohnungswirtschaft und der Deutsche Mieterbund haben die Bundesregierung im Juli vergangenen Jahres aufgefordert, die Frist zur Einführung der verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnung zu verlängern. Die Bundesregie- 1626* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 rung hat diese Frage seinerzeit sehr sorgfältig geprüft und mit allen Beteiligten, mithin auch mit dem Mieterbund, erörtert. Dabei ist die Bundesregierung zu dem Ergebnis gekommen, daß eine Verlängerung der Übergangsfristen nicht zweckmäßig ist. Dies ist den Verbänden der Wohnungswirtschaft und dem Deutschen Mieterbund bereits Ende letzten Jahres mitgeteilt worden. Gegen eine Verlängerung sprach insbesondere, daß die Erschließung eines weiteren Energiesparpotentials hinausgezögert würde. Vor allem aber wäre dies mit einem negativen Signaleffekt für die Energieeinsparung in der Öffentlichkeit verbunden gewesen. Wie dem Deutschen Mieterbund bekannt ist, hält die Bundesregierung an dieser Auffassung auch heute noch fest. Zu Frage 37: Die Bundesregierung ist nicht der Auffassung, daß eine Fristverlängerung zur Einführung der verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnung die Wettbewerbsverhältnisse auf dem Markt für Verbrauchserfassungsgeräte, verbessern würde. Dies gilt namentlich auch im Hinblick auf die elektronischen Erfassungsgeräte, deren Marktanteil noch relativ gering ist. Die bei einer Fristverlängerung zu erwartende Nachfrageverringerung würde den in Gang gekommenen Markteinführungsprozeß eher negativ beeinflussen und das Angebot kostengünstigerer Geräte verzögern. Im übrigen geht die Bundesregierung davon aus, daß längerfristig mit einem steigenden Anteil elektronischer Geräte zu rechnen ist. Im Interesse einer größeren Flexibilität bei der Anwendung von Verbrauchserfassungsgeräten prüft sie im Rahmen der anstehenden Novellierung der Heizkostenverordnung, inwieweit neben dem Verkauf von Geräten auch Formen der Gebrauchsüberlassung, wie Miete oder Leasing, ausdrücklich zugelassen werden können. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Drucksache 10/377 Fragen 38 und 39): In welchem Umfang müssen nach den Schätzungen der Bundesregierung im Hinblick auf die zu erwartende Nachfrage aus dem In- und Ausland in den nächsten Jahren Kapazitäten bei den Werften abgebaut werden, und wird im Hinblick auf die aktuelle Situation der Werftindustrie in Erwägung gezogen, regionale Flankierungshilfen zu gewähren mit dem Ziel, den Anpassungsprozeß zu erleichtern und Ersatzarbeitsplätze zu schaffen? Sind im Falle harter Beschäftigungseinbrüche seitens der Bundesregierung Sonderprogramme zu erwarten, und wie hat die Bundesregierung bisher die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Werftindustrie gestärkt, um bruchartige Entwicklungen bei dem notwendigen Anpassungsprozeß zu vermeiden (z. B. durch Auftragsvergabe, Übernahme von Bürgschaften, Gewährung von Finanzhilfen)? Zu Frage 38: Die Küstenländer haben auf der Konferenz Norddeutschland am 21. April 1983 festgestellt, daß angesichts der aktuellen Lage auf dem Schiffbaumarkt und der absehbaren Entwicklung ein nachhaltiger Kapazitätsabbau bei deutschen Werften unausweichlich ist und daß diese Entwicklung vor allem die Großwerften treffen wird. Die Bundesregierung teilt diese Einschätzung der Situation. Der Umfang des notwendigen Kapazitätsabbaus muß von den Unternehmen in eigener Verantwortung bestimmt werden. Nach den Vorstellungen des Werftverbandes muß die in 1982 vorhandene Fertigungskapazität im Handelsschiffneubau um rund 1/3 ermäßigt werden. Der weitaus überwiegende Teil der Werftstandorte liegt bereits jetzt in Fördergebieten der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Im Hinblick auf die schwierigen Anpassungsprobleme im Bremer Wirtschaftsraum hat die Bundesregierung am 6. September 1982 klargestellt, daß sie ein regionales Sonderprogramm für Bremen im Planungsausschuß der Gemeinschaftsaufgabe unterstützen und hierfür bis zu 80 Millionen DM Haushaltsmittel zur Verfügung stellen wird. Voraussetzung dafür ist, daß auch das Land Bremen Haushaltsmittel in dieser Höhe bereitstellt und die Mehrheit der Länder dem Sonderprogramm zustimmt. Zu Frage 39: Wie schon bei der Beantwortung der Frage 1 ausgeführt, hält die Bundesregierung im Hinblick auf zu befürchtende Beschäftigungseinbrüche in Bremen ein regionales Sonderprogramm zur Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen für erforderlich. Um bruchartige Entwicklungen bei dem notwendigen Anpassungsprozeß der deutschen Werften zu vermeiden, gewährt die Bundesregierung bereits seit Jahren umfangreiche Hilfen, die dem deutschen Schiffbau direkt oder indirekt zugute kommen. Im einzelnen handelt es sich insbesondere um Auftragsfinanzierungshilfen, Bürgschaften, Förderung von Forschung und Entwicklung, Neubauhilfen an Reeder, Einsatz von Entwicklungshilfemittel für Schiffsgeschäfte, öffentliche Aufträge und Steuererleichterungen. Bei der Konferenz Norddeutschland am 21. April 1983 wurde davon ausgegangen, daß auch bei entsprechenden Fördermaßnahmen nicht mit einem höheren Auftragsvolumen als etwa 3 Milliarden DM pro Jahr gerechnet werden kann, davon 2 Milliarden DM an Inlandsaufträgen. Ein solches Volumen erscheint nach Ansicht des Bundes weiterhin mit den vorhandenen Förderinstrumenten erreichbar. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 23. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. September 1983 1627* Anlage 16 Antwort des Pari. Staatssekretärs Rawe auf die Frage des Abgeordneten Dr. Enders (SPD) (Drucksache 10/377 Frage 62): Ist der Bundesregierung bekannt, wann nach jahrelangen Vorbereitungen mit dem Neubau des Postamtes in Bad Hersfeld begonnen wird, und ist sie gegebenenfalls bereit, den baldigen Baubeginn einzuleiten? Nach längerem Planungsvorlauf hat das Bundespostministerium am 19. Januar 1983 den Bebauungsvorschlag der Oberpostdirektion Frankfurt am Main für einen Neubau des Postamts Bad Hersfeld auf dem Grundstück Hainstraße grundsätzlich genehmigt und die Oberpostdirektion beauftragt, den Vorentwurf auszuarbeiten und zur Genehmigung vorzulegen. Wegen der anerkannten Dringlichkeit soll das ursprünglich erst für eine Etatisierung im Rechnungsjahr 1987 vorgesehene Bauvorhaben nunmehr bereits in den Voranschlag der Deutschen Bundespost für das Rechnungsjahr 1986 aufgenommen werden, sofern dafür die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind.
Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Die Sitzung ist eröffnet.
Meine Damen und Herren, ich rufe die Tagesordnungspunkte 31 und 32 auf:
31. Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung über den Abschluß und die Ergebnisse der KSZE-Folgekonferenz in Madrid sowie über den Stand der Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle
32. a) Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Bastian und der Fraktion DIE GRÜNEN
NATO-Nachrüstung
— Drucksachen 10/53, 10/249 —
b) Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Bastian und der Fraktion DIE GRÜNEN
Pershing II und „Kleine Interkontinentalrakete"
— Drucksachen 10/138, 10/250 —
Interfraktionell ist vereinbart, die Tagesordnungspunkte 31 und 32 in verbundener Beratung zu behandeln und eine Beratungszeit von vier Stunden vorzusehen. Sind Sie damit einverstanden? — Das Wort wird nicht gewünscht. Ich sehe keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Das Wort zur Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung hat der Bundesminister des Auswärtigen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Ich begrüße die Gelegenheit, dem Deutschen Bundestag heute über den Abschluß und die Ergebnisse der KSZE-Nachfolgekonferenz von Madrid und über den Stand der Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle berichten zu können.
    Die KSZE-Nachfolgekonferenz konnte am vergangenen Freitag erfolgreich abgeschlossen werden. Die Verhandlungen über nukleare Mittelstrekkenwaffen in Genf werden seit dem 6. September fortgesetzt. Am 21. September werden die MBFRVerhandlungen in Wien wieder aufgenommen, und am 20. September beginnt die 38. Generalversammlung der Vereinten Nationen, auf der Abrüstungsfragen eine wichtige Rolle spielen werden. Am 6. Oktober schließlich beginnt die neue Runde amerikanisch-sowjetischer Verhandlungen über die Reduzierung interkontinentalstrategischer Waffen. Noch während diese Verhandlungen laufen, wird ein weiteres Forum der Abrüstungsverhandlungen eröffnet. Am 25. Oktober beginnt die Vorbereitungssitzung für die Konferenz für Abrüstung in Europa, die dann im Januar 1984 in Stockholm förmlich zusammentreten wird.
    Diese Aufzählung, meine Damen und Herren, zeigt die außerordentliche Dichte der Verhandlungen über Sicherheitsfragen zwischen West und Ost, aber auch weltweit. Wir werden diese wichtigen Instrumente der Friedenssicherung in unser aller Interesse intensiv nutzen. Unser Ziel ist es, das für Sicherheit und Frieden unverzichtbare Gleichgewicht auf einem möglichst niedrigen Niveau der Rüstungen herzustellen und zu stabilisieren.
    Wir stehen noch immer im Banne des Entsetzens über den unentschuldbaren Abschuß eines koreanischen Passagierflugzeuges durch eine sowjetische Militärmaschine und der unverständlichen Rechtfertigungsversuche durch die sowjetische Regierung.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Die Entschlossenheit des Westens — ungeachtet der Belastung der internationalen Lage durch diesen Zwischenfall —, den Abrüstungsdialog fortzusetzen, ist Ausdruck unserer Verantwortung für den Weltfrieden. Sie ist Ausdruck und Beweis unseres aufrichtigen Willens, Abrüstungsverhandlungen ernsthaft und nachdrücklich zu führen.
    Abrüstung liegt im Interesse aller Menschen: in West und Ost, in Nord und Süd. Rüstungskontrollbemühungen sind kein Geschenk der einen Seite an die andere. Daß Zorn und Empörung westlichen Verhandlungswillen nicht beeinträchtigen, beweist Besonnenheit und Mäßigung. Dieser Wille zur Fortsetzung unserer Friedenspolitik ist unsere Haltung, die Haltung der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist die Haltung unserer Verbündeten in Europa, und



    Bundesminister Genscher
    sie ist die Haltung unserer Verbündeten in den Vereinigten Staaten. Das ist die Antwort auch auf die in jüngster Zeit wiederholten Beleidigungen der USA, ihrer Soldaten und des amerikanischen Präsidenten, die klar und vernehmbar zurückzuweisen die Aufgabe aller politisch Verantwortlichen in unserem Lande ist.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Bundesregierung hat dem Deutschen Bundestag den 2. Bericht über den Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle und Abrüstung sowie der Veränderungen im militärischen Kräfteverhältnis vorgelegt. Dieser Bericht behandelt die seit dem Abschluß des ersten Berichts von Juni 1982 eingetretene Entwicklung im Bereich der Abrüstung und der Rüstungskontrolle bis Mitte Juni 1983. Dabei geht der Bericht von einer Darstellung der Grundlagen unserer Sicherheitspolitik aus, für die Abrüstung und Rüstungskontrolle ebenso wie Verteidigung und Abschreckung integrale Bestandteile darstellen.
    Der Bericht macht die Vielfalt der Bemühungen und die Herstellung eines stabilen Gleichgewichts auf möglichst niedrigem Niveau deutlich. Er beschränkt sich dabei nicht auf die Dimension der West-Ost-Beziehungen. Die Bundesregierung warnt davor, die aktuelle sicherheitspolitische Diskussion auf die Probleme zwischen West und Ost oder gar auf das Problem der Mittelstreckensysteme zu verengen. Angesichts der wachsenden gegenseitigen Abhängigkeit aller Regionen, angesichts einer immer stärkeren Aufrüstung in den Staaten der Dritten Welt wollen wir den weltweiten sicherheitspolitischen Dialog verstärken und im Rahmen der Vereinten Nationen und der Genfer Abrüstungskonferenz darauf drängen, daß Frieden und Sicherheit weltweit mit weniger Waffen gewährleistet werden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    In der letzten Woche haben die Teilnehmerstaaten der KSZE auf der Ebene der Außenminister das Folgetreffen in Madrid nach dreijähriger Dauer abgeschlossen. Die Konferenz war von schweren Belastungen der internationalen Beziehungen begleitet, und sie war durch diese Belastungen wiederholt gefährdet. Sie hat trotz Afghanistan 1980 begonnen. Sie ist Anfang 1982 trotz Polen fortgesetzt und jetzt trotz der Flugzeugtragödie im Fernen Osten mit der Annahme eines Schlußdokuments beendet worden.
    Wir haben Anlaß zu der Feststellung: Keine dieser Belastungen der Madrider Konferenz hatte ihre Ursache im Verhalten eines westlichen Staates.

    (Lebhafter Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Aus dem Zusammentreffen dieser Ereignisse und Entwicklungen ergibt sich zweierlei:
    Erstens. In dem Bemühen um wirkliche Entspannung, umfassende Vertrauensbildung und Sicherheit im West-Ost-Verhältnis liegt noch ein weiter Weg vor uns. Wir müssen uns nüchtern darauf einstellen, daß die Sowjetunion — und zwar nicht nur durch ihre Raketenvorrüstung — ihre Sicherheitsinteressen weiterhin zu Lasten anderer Länder definiert. Aber gerade wegen der internationalen Hochrüstung ist Mäßigung bei der Wahrung der eigenen Interessen auf allen Seiten notwendig.
    Das Prinzip des Gewaltverzichts, zu dem sich alle bekennen, wird in der Praxis gerade von denjenigen nicht befolgt, die es am lautesten propagieren.

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es!)

    Deshalb wird eine erneute Bekräftigung des Verzichts auf Gewalt nur dann einen Sinn machen, wenn er bestehende Gewalt tatsächlich beendet und neue Gewalt tatsächlich ausschließt.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es hat Afghanistan nichts genutzt, daß es keinem Bündnis angehörte und frei von nuklearen Waffen war.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Es ist deshalb eine Illusion, anzunehmen, der einseitige Verzicht auf Waffen oder der Austritt aus einem Bündnis könne den Frieden sicherer machen und das menschliche Leben besser schützen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wer einseitige Abrüstung fordert, gefährdet unsere Sicherheit. Er verzichtet auch auf die Wirkung des Dialogs, auf die Möglichkeit ernsthaften Verhandeln. Er verzichtet auf die Aussicht, völkerrechtlich verbindliche Absprachen im sicherheitspolitischen Bereich zu erzielen.
    Unsere Mitgliedschaft im westlichen Bündnis ist mehr als Sicherheitspolitik nur für die Bundesrepublik Deutschland. Sie ist ein Beitrag zur Stabilität in ganz Europa. Eine Bundesrepublik Deutschland, die ihre Verpflichtungen, welche sie im Bündnis übernommen hat, mißachtet, die dann den Weg aus dem Bündnis beschreiten und schließlich auf ihre Neutralisierung hinarbeiten würde, müßte in der Selbstisolierung enden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie wäre nicht länger ein Faktor der Stabilität in Europa. Sie wäre nicht länger in der Lage, die nationalen Interessen unseres Volkes wahrzunehmen. Sie würde selbst zum Spielball des fortbestehenden West-Ost-Gegensatzes. Sie würde durch ihr Verhalten zusätzliche Rivalität in Europa schaffen. Um es ganz klar und unmißverständlich zu sagen: Wer den Austritt aus der NATO wagen will, der riskiert Sicherheit und Frieden in Europa.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Angst ist ein schlechter und Leichtgläubigkeit ein gefährlicher Ratgeber. Ohne Bündnis und ohne westliche Verteidigungsbereitschaft gäbe es nicht nur keine Sicherheit, es hätte auch weder die Schlußakte von Helsinki noch die Konferenz von Madrid gegeben. Die feste Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in das Atlantische Bündnis und in die Europäische Gemeinschaft, die Freundschaft und Partnerschaft mit den USA, die Entschlossenheit, die eigene Sicherheit zu gewährleisten, bleiben die Voraussetzungen für eine Politik



    Bundesminister Genscher
    des Dialogs, der Entspannung und der Zusammenarbeit zwischen West und Ost.
    Zweitens. Gerade in schwierigen Zeiten ist es notwendig und möglich, den Dialog zwischen West und Ost zu führen und Ausgleich und Verständigung zu suchen. Madrid ist in der konfliktbeladenen Zeit das einzige Forum gewesen, auf dem alle europäischen sowie die beiden nordamerikanischen Staaten in ständigem Gespräch miteinander stehen.
    Der Faden ist nicht abgerissen. Es wurde ein Netzwerk geschaffen, das trotz aller Unvollkommenheiten und trotz der Rückschläge tragfähig genug war, um auch starken Belastungen standzuhalten. Der KSZE-Prozeß stellt ein Sicherheitsinstrument dar, das in Krisenzeiten ein Abrutschen des West-Ost-Verhältnisses unter eine kritische Schwelle verhüten kann, wenn alle Seiten das wollen.
    Madrid hat dazu beigetragen, daß Türen offen blieben. Das Folgetreffen war ein Begegnungsort. Das Zustandekommen des Schlußdokuments hat bewiesen, daß es trotz bestehender Spannungen möglich ist, zu substantiellen Vereinbarungen zwischen West und Ost zu kommen.
    Die Bundesrepublik Deutschland hat einen wichtigen Beitrag zum Erfolg von Madrid leisten können. Sie konnte das, weil sie stets für die Einheit und Solidarität des Westens und gleichzeitig für Verhandlungen, für Verständigung und Mäßigung eingetreten ist. Mit dem Abschließenden Dokument der Konferenz ist ein Ergebnis erreicht worden, das maßgeblich auf westlichen Initiativen beruht und das deutlich von westlichen Wertvorstellungen geprägt ist.
    Es kommt nun darauf an, den Fortschritt zu sichern, den das Madrider Schlußdokument für das West-Ost-Verhältnis bedeutet, durch die Verwirklichung der Schlußakte von Helsinki ebenso wie durch die volle und sofortige Anwendung des Madrider Schlußdokuments.
    Wir werden darauf drängen, daß die in Madrid übernommenen Verpflichtungen nicht tote Buchstaben bleiben. Die Menschen im geteilten Europa müssen das in Madrid Vereinbarte in ihrem täglichen Leben erfahren können. Nur so kann der KSZE-Prozeß glaubwürdig bleiben.
    Das Madrider Ergebnis enthält Verbesserungen im Verfahren zur Familienzusammenführung, unter anderem die Bestimmung, daß die Entscheidung über Anträge grundsätzlich innerhalb von sechs Monaten erfolgen soll — wer die jahrelange Belastung von Antragstellern kennt, weiß, was die Einhaltung dieser Zusage bedeuten kann —, daß die Antragsprozeduren bekanntgemacht werden, und schließlich, daß die Gebühren gesenkt werden und daß auch eine erneute Antragstellung möglich ist.
    Zum ersten Mal konnte eine Zusage des ungehinderten Zugangs zu den diplomatischen und anderen amtlichen Vertretungen erreicht werden. Konkrete Verpflichtungen über die Stellung der Kirchen und die Kontaktmöglichkeiten von Religionsgemeinschaften können deren Arbeitsbedingungen in Mittel- und Osteuropa verbessern. Die Veröffentlichung des Schlußdokuments ist zugesagt. So wird freiheitliches Gedankengut, so werden namentlich die Bekräftigung des Menschenrechtsprinzips und erstmalig im KSZE-Rahmen die Aussagen zur Stellung der Gewerkschaften nach Mittel- und Osteuropa gebracht. Wir werden sorgfältig beobachten, wie diese Beschlüsse in die Praxis der Teilnehmerstaaten Eingang finden.
    Im Rahmen unseres Dialogs mit den Staaten des Warschauer Pakts wird die Verwirklichung der Beschlüsse von Madrid in Zukunft eine bedeutsame Rolle spielen. Alle Teilnehmerstaaten sind aufgefordert, konstruktiv an dem für Mai 1985 in Ottawa vereinbarten Expertentreffen über Menschenrechte und an dem Expertentreffen über menschliche Kontakte 1986 in Bern mitzuwirken. Dort werden wir auf weitere Fortschritte zur Förderung der Menschenrechte dringen.
    Menschenrechte, Selbstbestimmungsrecht und Frieden gehören zusammen. Darum habe ich in Madrid namens der Bundesregierung festgestellt: „Wirklichen Fortschritt zu einer dauerhaften Friedensordnung in Europa kann es nur geben, wenn die Rechte des einzelnen und das Selbstbestimmungsrecht der Völker überall in Europa geachtet werden." Es geht jetzt darum, die positiven Impulse von Madrid zur Leitlinie der internationalen Entwicklung zu machen und damit auch den Schaden, der aus dem Gewaltakt gegen die koreanische Verkehrsmaschine erwachsen ist, zu begrenzen.
    Diese Schadensbegrenzung ist aber zuallererst eine Verpflichtung und eine Verantwortlichkeit der Sowjetunion. Die sowjetische Führung schuldet der Welt volle Aufklärung und Rechenschaft.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Wir unterstützen die koreanische Forderung nach Schadensersatz und Bestrafung der Schuldigen.
    Auf der Tagung der ICAO in Montreal sollten sich alle Staaten, auch die Sowjetunion, in rechtlich verbindlicher Form dazu verpflichten, daß sie unter keinen Umständen in Friedenszeiten militärische Gewalt gegen ein ziviles Passagierflugzeug einsetzen. Eine Zustimmung der Sowjetunion zu dieser Forderung würde nicht nur die internationale Zusammenarbeit stärken, sie gäbe auch ein positives Zeichen für die Fähigkeit, aus schmerzlichen Erfahrungen konstruktive Konsequenzen zu ziehen. Das wäre gleichzeitig ein Erfolg der Politik des Ausgleichs und des Dialogs, von deren Notwendigkeit wir überzeugt sind und an der wir trotz des tragischen Vorfalles festhalten.
    Unsere Politik, wie sie bei dem Besuch im Juli dieses Jahres in Moskau erläutert wurde, bleibt unverändert. Wir sind entschlossen, die deutsch-sowjetischen Beziehungen, wo immer das möglich ist, voranzubringen. Unser Wunsch nach konstruktiven und stabilen Beziehungen mit der Sowjetunion ist langfristig angelegt. Wir berücksichtigen dabei die Lehren der Geschichte. Beiden Völkern hat die Nachbarschaft auf demselben Kontinent die Not-



    Bundesminister Genscher
    wendigkeit eines friedlichen und gedeihlichen Zusammenlebens vorgezeichnet.
    Die geschlossenen Verträge sind ein solides Fundament für die deutsch-sowjetischen Beziehungen. Wir werden, soweit das an uns liegt, uns weiter bemühen, die Verträge mit Leben zu erfüllen. Beide Seiten müssen sich auch bemühen, durch verantwortliche Beiträge zu einer positiven Entwicklung des West-Ost-Verhältnisses die Rahmenbedingungen für die bilateralen Beziehungen günstig zu beeinflussen.
    Abrüstungs- und Rüstungskontrollverhandlungen bedürfen, wenn sie zu dauerhaften Ergebnissen führen sollen, der Einbettung in ein Geflecht politischer Gesamtbeziehungen, die vom Willen zu konstruktiver Zusammenarbeit bestimmt werden. Wir nutzen unseren Einfluß im Bündnis und in der Europäischen Gemeinschaft, um in diesem Sinne das West-Ost-Verhältnis zu fördern. Doch wir tun das nicht als Einzelgänger zwischen West und Ost, als Wanderer zwischen den Welten, wir tun das als verläßlicher und aktiver Partner im westlichen Bündnis und in der Europäischen Gemeinschaft.
    Dieser klare Standpunkt und Standort hat es uns in den letzten Monaten ermöglicht, zahlreiche offene Gespräche mit den Führungen auch der anderen Warschauer Paktstaaten zu führen und damit den Willen der Bundesregierung zu Dialog und guter Zusammenarbeit mit unseren östlichen und südöstlichen Nachbarn zu unterstreichen. Diese Kontakte haben bestätigt, daß dieses Interesse ein gegenseitiges ist. Wir nehmen das Interesse unserer Gesprächspartner am Fortgang der Entspannung ernst. Sie und wir wissen: Die West-Ost-Beziehungen dürfen sich nicht auf die Raketenfrage verkürzen. Die gegenseitigen Interessen sind breiter angelegt. Sie reichen weiter in die Zukunft. Jede Verbesserung des Klimas zwischen West und Ost verbessert die Chancen für die laufenden Verhandlungen, besonders über die Mittelstreckenraketen, die uns am meisten berühren.
    Wir bekennen uns in diesem Bemühen um eine Verbesserung des West-Ost-Verhältnisses auch zu der besonderen Verantwortung, die wir Deutschen in beiden Staaten in Deutschland tragen. Unsere Politik der Zusammenarbeit ist europäische Friedenspolitik. Beide Staaten können durch die Gestaltung ihres Verhältnisses zueinander, durch die Gewährleistung eines Höchststandards bei der Verwirklichung der Schlußakte von Helsinki und des Dokuments von Madrid dazu beitragen, daß von deutschem Boden Signale der Vertrauensbildung und des Friedens ausgehen. Das ist die geschichtliche Aufgabe, die der Verantwortungsgemeinschaft aller Deutschen in West und Ost gestellt ist.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Eines der wichtigsten Ergebnisse von Madrid ist die Einberufung einer Konferenz über vertrauensund sicherheitsbildende Maßnahmen und Abrüstung, die am 17. Januar nächsten Jahres in Stockholm zusammentreten wird. Auch dieses Ergebnis zeigt, daß alle 35 Teilnehmerstaaten ein Interesse daran haben, den Dialog über Sicherheit und Abrüstung in Europa fortzusetzen und zu intensivieren. Wir erwarten, daß sich dieses Interesse auch in anderen West-Ost-Verhandlungen niederschlägt und insbesondere positiven Einfluß auf die Gespräche in Genf hat.
    Mit der Einberufung der Europäischen Abrüstungskonferenz beginnt eine neue und bedeutsame Etappe des mit der Schlußakte von Helsinki eingeleiteten Prozesses des Dialogs und der Zusammenarbeit in Europa. Der Rüstungskontrolldialog im konventionellen Bereich wird erstmals auf ganz Europa ausgeweitet. Die Europäische Abrüstungskonferenz ist damit die notwendige und sinnvolle Ergänzung der auf Mitteleuropa begrenzten MBFRVerhandlungen in Wien. Diese Europäische Abrüstungskonferenz schafft neue rüstungskontrollpolitische Rahmenbedingungen, die es zu nutzen gilt.
    Friedenssicherung in Europa erfordert auch, daß die Gefahren der militärischen und politischen Destabilisierung eingedämmt werden, und zwar die Gefahren, die von dem bestehenden Ungleichgewicht der konventionellen Streitkräfte in Europa ausgehen. Es kann nicht oft genug die Warnung vor einer Unterschätzung auch der Gefahren eines konventionellen, eines ohne Atomwaffen geführten Krieges wiederholt werden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ein solcher Krieg wäre angesichts der technischen Entwicklung tausendmal schrecklicher als es der Zweite Weltkrieg war. Wird die Europäische Abrüstungskonferenz zu einem Erfolg, so eröffnen sich neue Perspektiven für die konventionelle und für die nukleare Abrüstung.
    Neben der Europäischen Abrüstungskonferenz werden die Wiener Verhandlungen vom Bündnis aktiv weitergeführt. Sie haben auf ein enges Gebiet bezogene, aber wesentliche Aufgaben. Nach Einschätzung der Bundesregierung ist in Wien gerade jetzt Spielraum für eine Bewegung in den Verhandlungen gegeben. Die Sachprobleme sind hinreichend definiert. Fortschritte sind möglich, wenn die östliche Seite in den offenen Kernfragen, insbesondere dem Fragenkomplex Streitkräftedaten und Nachprüfbarkeit von Reduzierungsvereinbarungen, ernsthaft verhandlungsbereit ist. Wir sind dazu bereit.
    Vor diesem Hintergrund wird es die Aufgabe der jetzt vereinbarten ersten Konferenzphase der Abrüstungskonferenz sein, vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen zu vereinbaren, die militärisch bedeutsam, politisch verbindlich, angemessen nachprüfbar und in ganz Europa anwendbar sein werden. Diese Maßnahmen sollen ein höheres Maß an militärischer Transparenz und Berechenbarkeit schaffen. Sie sollen insbesondere die Gefahr von Überraschungsangriffen vermindern.
    Ein Ergebnis der ersten Konferenzphase wäre damit in sich ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der militärischen Lage in Europa. Die so zu erzielende größere militärische Berechenbarkeit kann übertriebene Bedrohungsängste abbauen und dazu beitragen, ein rational begründetes Klima gemeinsamen Vertrauens zu schaffen, das unabding-



    Bundesminister Genscher
    bare Voraussetzung für konkrete Abrüstungsschritte ist. Es ist unser Ziel, bei der europäischen Abrüstungskonferenz die Gefahren rücksichtsloser Gewaltanwendung durch einen vereinbarten Kodex für den Umgang mit militärischer Macht aufzufangen, es ist unser Ziel, Regeln für mehr Transparenz und Berechenbarkeit im militärischen Bereich zu schaffen, und es ist unser Ziel, den Verzicht auf Gewalt und Androhung von Gewalt als Mittel der Politik nachprüfbar und damit überhaupt erst glaubhaft zu machen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Verhandlung vertrauens- und sicherheitsbildender Maßnahmen für Europa wird damit Gelegenheit geben, einen Beitrag zur Konkretisierung des bestehenden völkerrechtlichen Gewaltverbots in der Praxis der Beziehungen aller Teilnehmerstaaten untereinander zu leisten. Hier wird deutlich, daß die politische Bedeutung der europäischen Abrüstungskonferenz über den engeren Bereich der Rüstungskontrolle hinausgeht. Wir sehen sie als wichtigen Schritt in Richtung auf eine auf Zusammenarbeit und Vertrauen gegründete Sicherheitsordnung für ganz Europa. Es ist ein ernsthafter Versuch, auch im Sicherheitsbereich ein beiderseitiges Interesse an Stabilität und an einem zivilisierten Verhältnis herauszuarbeiten und zu kodifizieren. Neben der Festigkeit bei der Erhaltung der Verteidigungsfähigkeit muß der Wille zum Dialog und zur rüstungskontrollpolitischen Zusammenarbeit auf allen Ebenen erhalten bleiben.
    Als Teil dieses politischen Gesamtkonzepts, das auf Verständigung, Zusammenarbeit und Abrüstung auf der Grundlage ausgewogener Verhandlungsergebnisse ausgerichtet ist, sind auch die Mittelstreckenverhandlungen in Genf zu sehen. Die sechste Verhandlungsrunde über Mittelstreckenwaffen in Genf hat am 6. September 1983 begonnen. Es besteht nach westlicher Einschätzung, aber auch nach erklärter Auffassung der sowjetischen Führung die Chance, noch in diesem Jahr zu einer Einigung über die Begrenzung und Reduzierung landgestützter Mittelstreckenflugkörper zu kommen.
    Für die westliche Verhandlungsposition gilt: Erstens. Wir halten ein Verhandlungsergebnis, durch das alle sowjetischen landgestützten Mittelstrekkenraketen beseitigt werden, so daß deshalb auch keine landgestützten amerikanischen Mittelstrekkenraketen aufgestellt werden müssen, unverändert für das beste Ergebnis.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Zweitens. Der Westen ist bereit, jedem anderen Ergebnis zuzustimmen, das unter Berücksichtigung der Grundsätze von Gleichheit und Parität zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion die Zahl der schon stationierten sowjetischen Raketen vermindert und damit dem Westen die Möglichkeit gibt, seine Nachrüstung auf den entsprechenden Umfang zu vermindern. Diese Verminderung würde sich auf die Marschflugkörper und die Pershing II beziehen. Wir wollen, daß möglichst viele sowjetische Raketen abgebaut und beseitigt
    werden, damit möglichst wenig amerikanische Raketen hier bei uns stationiert werden müssen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Je weniger Raketen auf beiden Seiten, um so besser, das ist der Sinn unserer Forderung, Gleichgewicht auf einem möglichst niedrigen Niveau der Rüstungen zu stabilisieren. Hier wie überall gilt für uns: Frieden schaffen mit immer weniger Waffen. Wer vom Westen mit mahnenden Worten mehr Flexibilität verlangt, soll lieber erkennen: Es gibt nichts Flexibleres als den Verzicht auf Raketen auf beiden Seiten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Aber auch einen halben Schritt in die richtige Richtung zu tun ist der Sinn des westlichen Vorschlages für ein Zwischenergebnis, den Präsident Reagan am 30. März dieses Jahres bekanntgegeben hat. Botschafter Nitze hat diesen Vorschlag am Verhandlungstisch im einzelnen erläutert. Er hat einen Vertragsentwurf vorgelegt und der sowjetischen Seite verschiedene Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen, aber mit dem klaren Ziel — ich wiederhole es noch einmal —: Je weniger Mittelstreckenraketen auf beiden Seiten, desto besser. Diese Position ist flexibel und kompromißfähig. Leider hat die sowjetische Seite bisher keine Bereitschaft gezeigt, diesen Weg mit uns zu gehen.
    Der westliche Vorschlag für ein Zwischenergebnis ist wie der von uns vorgeschlagene und nach wie vor gewollte gänzliche Verzicht auf sowjetische und amerikanische landgestützte Mittelstreckenraketen und wie übrigens auch der Doppelbeschluß vom 12. Dezember 1979 das Ergebnis intensiver Konsultationen im Bündnis. Die europäischen Bündnispartner sitzen zwar nicht am Verhandlungstisch, sie begleiten aber die Verhandlungen und leisten ihren Beitrag zur Entwicklung der westlichen Verhandlungsposition. Das gilt auch für die laufenden Erörterungen über neue westliche Initiativen, die im Rahmen des Konzepts des NATO-Doppelbeschlusses die Vorschläge für ein Zwischenabkommen weiter vertiefen und konkretisieren sollen, um Fortschritte bei den Verhandlungen zu erreichen.
    Drittens. Wir halten es für notwendig, daß getroffene Vereinbarungen auch verläßlich nachgeprüft werden können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wer nichts zu verbergen hat, kann dieser Forderung zustimmen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Wer sie ablehnt, setzt sich dem Verdacht aus, daß er etwas verbergen will.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir bedauern, daß die Sowjetunion auf den amerikanischen Vorschlag bisher nicht eingegangen ist, der das Ziel verfolgt, diese wichtige Frage der Nachprüfbarkeit getroffener Vereinbarungen parallel zu den Verhandlungen über Reduzierungsmaßnahmen zu klären, damit eine Verzögerung des Ver-



    Bundesminister Genscher
    handlungsabschlusses durch diese Frage vermieden werden kann.
    Viertens. Die Bündnispartner sind bereit, alle sowjetischen Vorschläge ernsthaft darauf zu prüfen, ob sie geeignet sind, zu wirklicher und nicht nur zu einseitiger Abrüstung zu kommen. Wirksam werden können Vorschläge nur, wenn sie am Verhandlungstisch in Genf gemacht werden. Dies gilt auch für die positiven Elemente in der jüngsten Erklärung von Generalsekretär Andropow und in anderen Stellungnahmen. Ein Ergebnis der Verhandlungen hängt jetzt vom Verhalten der Sowjetunion ab. Sie hat den Schlüssel für den Erfolg der Verhandlungen in der Hand.
    Wer der eigenen Regierung, wer dem westlichen Bündnis mangelnde Flexibilität vorwirft, muß sagen, in welcher Richtung er Flexibilität haben möchte.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Einseitiger Verzicht oder Hinnahme sowjetischer Überlegenheit, z. B. durch Berücksichtigung der französischen und britischen Systeme im Rahmen der Verhandlungen über die Mittelstreckenraketen, das wäre nicht Flexibilität im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses, das wäre Aussteigen aus diesem Beschluß und damit Gefährdung unserer Sicherheit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es ist doch vor allem die sowjetische Forderung nach Anrechnung britischer und französischer Systeme,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Die nachgeschobene Forderung!)

    durch die die Verhandlungen derzeit blockiert werden. Die Bundesregierung wiederholt ihren Appell an die Sowjetunion, diese Forderungen aufzugeben und damit den Weg für eine Einigung freizumachen. Diese Systeme gehören nicht in den Zusammenhang der Mittelstreckenraketen-Verhandlungen. Dies wurde von sowjetischer Seite noch 1980 in Moskau gegenüber der Bundesregierung bestätigt. Das sowjetische Verlangen nach Anrechnung dieser Systeme bei diesen Verhandlungen berührt die Interessen des Westens in seiner Gesamtheit, aber auch deutsche und europäische Interessen. Ich erinnere an die eindrucksvollen Ausführungen, die Präsident Mitterrand am 20. Januar 1983 vor diesem Hohen Hause gemacht hat.
    Die Sowjetunion unternimmt in dieser Phase der Verhandlungen mit der Forderung nach Berücksichtigung der britischen und französischen Systeme den Versuch, sich ihre Monopolstellung bei den Mittelstreckenraketen vertraglich bestätigen zu lassen. Je schneller die Sowjetunion diesen Versuch fallenläßt, um so früher wird ein konkretes Verhandlungsergebnis möglich sein, das den Interessen beider Seiten Rechnung trägt.
    In den bisherigen Verhandlungen wurde die anstehende Materie gründlich aufbereitet. Die zu lösenden Probleme sind identifiziert, ihre Zahl ist begrenzt. Das Bündnis will ein Verhandlungsergebnis noch in diesem Jahr. Ich muß dazu mit aller Klarheit feststellen: die Chance der Einigung würde vertan werden, sollte die Sowjetunion dem Irrtum erliegen, der Westen habe nur den einen Teil des Doppelbeschlusses ernst gemeint und nicht auch die Entschlossenheit zur Nachrüstung bei Ausbleiben eines konkreten Verhandlungsergebnisses.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, hier bei uns in der Bundesrepublik Deutschland muß jedem, der politische Verantwortung trägt, bewußt sein: Wer diese Entschlossenheit des Westens, beide Teile des Doppelbeschlusses gleich ernst zu nehmen, in Zweifel zieht, gefährdet einen möglichen Erfolg der Verhandlungen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Er mindert das Interesse der Sowjetunion an einem konkreten Verhandlungsergebnis. Der auch in der Bundesrepublik Deutschland geforderte Aufschub des Stationierungsbeginns für den Fall des Ausbleibens eines Verhandlungsergebnisses schwächt die westliche Verhandlungsposition. Er schadet unseren Bemühungen um einen baldigen Abschluß einer Vereinbarung. Eine solche Forderung nährt die Erwartung der Sowjetunion, die Stationierung auch ohne Zugeständnisse am Verhandlungstisch verhindern zu können.

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es!)

    Meine Damen und Herren, wer aber sogar jede westliche Nachrüstung bedingungslos ablehnt, der zerstört die Möglichkeit, die auf uns gerichtete Bedrohung mit sowjetischen Mittelstreckenraketen abzubauen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Er handelt gegen die legitimen Sicherheitsinteressen unseres Volkes.
    Heute gilt unverändert, was am 3. Dezember 1981 im Deutschen Bundestag für die Bundesregierung gesagt wurde — ich zitiere —:
    Wenn jedoch Ende 1983 konkrete Ergebnisse nicht vorliegen sollten — so habe ich deutlich zum Ausdruck gebracht —, würde die Bundesregierung, würde jede Bundesregierung die im eigenen deutschen Sicherheitsinteresse und die im gemeinsamen Sicherheitsinteresse des Bündnisses eingegangenen Verpflichtungen aus dem Doppelbeschluß einhalten.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: „jede Bundesregierung"!)

    Das heißt: die Stationierung würde in dem geplanten Umfang erfolgen.
    Das erklärte der damalige Bundeskanzler. Die Bundesregierung von heute steht zu dieser Auffassung und zu dieser Entscheidung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich stelle fest: Die Entscheidung über die Stationierung wie über den Verhandlungsvorschlag ist 1979 mit dem Doppelbeschluß gefallen. Nur ein konkretes Verhandlungsergebnis kann die Nachrüstung ganz oder teilweise überflüssig machen. Und



    Bundesminister Genscher
    wir wollen ein solches Verhandlungsergebnis noch in diesem Jahr.
    Kommt es nicht zu diesem von uns gewünschten Ergebnis, bleibt es bei dem Bündnisbeschluß vom Dezember 1979, wonach die Stationierung Ende 1983 beginnen soll.
    Dabei würde für jeden neuen atomaren Sprengkopf ein vorhandener beseitigt. Das Bündnis prüft außerdem die Möglichkeit, nach dem im Jahre 1980 vorgenommenen Abzug von 1 000 atomaren Sprengköpfen die Zahl der in Europa stationierten Sprengköpfe weiter drastisch herabzusetzen.
    Wir sind entschlossen, auch nach einer möglichen Stationierung weiterzuverhandeln, bis es zu einem Ergebnis auf möglichst niedrigem Niveau, also mit möglichst wenig Raketen auf beiden Seiten kommt. Sollte stationiert werden müssen, ist der Westen bereit, die stationierten Waffen wieder zu beseitigen, sobald ein Verhandlungsergebnis das zuläßt.
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich fasse zusammen: Die Bemühungen um Rüstungskontrolle und Abrüstung sind wesentliche Bestandteile unserer Politik. Die Bundesregierung wird zu diesen Bemühungen nach Kräften beitragen.
    Das Netz von Verhandlungen war noch nie enger als heute. Vom Abschluß des KSZE-Folgetreffens in Madrid sollen neue Impulse für die laufenden Abrüstungs- und Rüstungskontrollverhandlungen ausgehen. Wir wollen auf der Grundlage der Beschlüsse den Prozeß echter Entspannung und Vertrauensbildung durch praktische Zusammenarbeit der Staaten und Völker und durch Verwirklichung der Menschenrechte fördern. Wir haben die Chance, in dem eingeleiteten Verhandlungsdialog Fortschritte auf dem Weg zu konkreten, nachprüfbaren Vereinbarungen und damit zu mehr Sicherheit und Stabilität mit möglichst wenig Rüstung zu erzielen.
    Die Bundesregierung ist entschlossen, diese Chance zu nutzen. Unsere Bemühungen um Abrüstung und Rüstungskontrolle werden — das muß jeder vor sich selbst verantworten — um so erfolgreicher sein, je eindeutiger die Unterstützung dieser Politik ist, die j a einmal die Politik des ganzen Deutschen Bundestages war.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU]: Das wollen wir festhalten!)

    Jedes Mitglied des Deutschen Bundestages steht dabei in seiner ganz persönlichen Verantwortung für unser deutsches Volk. Wir werden nach dieser Verantwortung handeln. — Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)