Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
— Ich brauche mich ja wohl über die Äußerungen
der Kollegen von der CDU nicht mehr zu wundern.
Bildungspolitik hat in der Haushaltsplanung der Bundesregierung etwa den Stellenwert, den sie bei den Beratungen in diesem Hause zu haben scheint. Ich danke allen, die trotz der Bildungspolitik und obwohl sie vielleicht andere Interessen als gerade Bildungspolitik — —
— Das ist etwa ein Fünftel unserer Fraktionsstärke! Zählen Sie bitte bei sich nach, wieviel ein Fünftel ist; dann können Sie weiterreden.
— Meine Damen und Herren, wenn Sie nicht hören wollen, können Sie auch noch gehen.
Bildungspolitik in der Bundesrepublik — in diesem Haushalt — ist: kein Geld, dafür Gespräche, Kürzungen — wir haben hier vor nicht allzu langer Zeit über die BAföG-Problematik geredet; dazu will ich jetzt nichts sagen —, Erweiterung der Mittel für Forschung und Hochschulbau, Erweiterung für ein Benachteiligtenprogramm, das man braucht, weil es zu viele Leute gibt, die benachteiligt sind, Versuche, eine Elitebildung über Nachwuchsförderung, Heisenberg-Stiftung u. ä. herbeizuführen; was dazu zu sagen ist, wenn man an den Haushalt denkt, hat Herr Kuhlwein eben gesagt.
Das alles wird getragen von einer Hoffnung, und zwar von der Hoffnung, daß all die jungen Menschen, die eine Ausbildung bekommen, auch die, die eine Berufsausbildung bekommen, in drei oder fünf oder sechs Jahren eine Arbeit bekommen, die sie mit ihrer Ausbildung auch wirklich ausüben können. Diese Hoffnung wird sich sehr wahrscheinlich als Illusion herausstellen. Schon heute machen viele Jugendliche, die in den letzten Jahren eine Berufsausbildung bekommen haben — seien es Schüler, seien es Studenten, seien es Lehrlinge,
seien es Männer oder Frauen —, die Erfahrung, daß sie keine Arbeit in dem Beruf finden, in dem sie arbeiten wollten.
Ein Beispiel will ich hier heranziehen, das des Lehramts. Wir wissen inzwischen aus vielen Untersuchungen und Äußerungen, daß nicht hunderttausend Lehrer und Lehrerinnen arbeitslos sein müßten, wenn nicht gleichzeitig die Finanzminister der Länder und die jeweiligen Schul- und Kultusminister gezwungen gewesen wären, massenhaft Planstellen einzusparen bzw. keine neuen zu schaffen, obwohl in allen Schulen, besonders in den Grundschulen und den Hauptschulen, die Klassenstärke für eine sinnvolle pädagogische Arbeit viel zu groß ist.
Das Problem, dies zu lösen, trifft natürlich nicht nur den Bereich der Lehrer, sondern auch den Bereich der übrigen Auszubildenden, die keinen Beruf finden.
Ich komme noch einmal auf das Beispiel der Werften zurück. Das Konzept, Ausbildung und Arbeit dadurch zu sichern, daß man Arbeitsplätze vernichtet, führt auch dazu — in diesem Fall ganz sicher —, Ausbildungsplätze für zukünftige Berufe im metallverarbeitenden Gewerbe und in entsprechenden Gewerbezweigen, die in der Werftindustrie beheimatet sind, zu vernichten. Diese Ausbildungsplätze wird man nicht haben können. Da erinnere ich an den Vorschlag, den Dieter Burgmann von unserer Fraktion hier in der Debatte um die Werften gemacht hat, daß Ausbildungsplätze — das scheint mir das Entscheidende zu sein — auch und gerade bei einer alternativen, womöglich arbeitsintensiveren, weniger rationalisierbaren Produktion in diesen Bereichen geschaffen werden können.
Derartige Alternativen sollten überlegt und von der Bundespolitik entwickelt und unterstützt werden. Das wäre eine notwendige und sinnvolle Aufgabe über alle anderen Aufgaben hinaus. — Ich danke Ihnen.