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ID1001125400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/11 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 11. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 Inhalt: Nachruf auf Frau Bundesminister a. D. Marie Schlei 525A Erweiterung der Tagesordnung 603 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel in Williamsburg in Verbindung mit Beratung des Jahresgutachtens 1982/83 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/2118 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksache 9/2400 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 525 D Dr. Vogel SPD 533A Wissmann CDU/CSU 541 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 547D, 615D Stratmann GRÜNE 558 D Lahnstein SPD 563 A Dr. Haussmann FDP 587 A Kittelmann CDU/CSU 590 A Dr. Jens SPD 593 C Gerstein CDU/CSU 596 D Krizsan GRÜNE 599 B Dr. Solms FDP 600 D Dr. Ehrenberg SPD 603 C Lattmann CDU/CSU 607 A Schwenninger GRÜNE 609 D Beckmann FDP 611 B Wolfram (Recklinghausen) SPD 612 C Hinsken CDU/CSU 619C Rapp (Göppingen) SPD 621 D Vizepräsident Westphal 558 D Fragestunde — Drucksache 10/106 vom 3. Juni 1983 — Ergebnisse einer Studie zur Nachrüstung, u. a. über die Einstellung der Bevölkerung zur Stationierung der Pershing II und der Cruise Missiles MdlAnfr 1 03.06.83 Drs 10/106 Reents GRÜNE Antw PStSekr Dr. Jenninger BK . 568 D, 569A, B ZusFr Reents GRÜNE 568 D, 569 A ZusFr Dr. Hirsch FDP 569 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 569 B ZusFr Krizsan GRÜNE 569 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 Verpflichtung der Bundesregierung zur Geheimhaltung der Standorte nuklearer Gefechtsköpfe sowie chemischer und bakteriologischer Kampfstoffe; Wortlaut der „Geheimhaltungsbestimmungen der NATO" MdlAnfr 27, 28 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 569C, D, 570A, B, C, D, 571A, B, C, D, 572A, B ZusFr Dr. Hirsch FDP . . . . 569D, 570A, 571B ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD . . . 570B, 571C ZusFr Reuter SPD 570C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 570C, 571 D ZusFr Krizsan GRÜNE 570 D ZusFr Berger CDU/CSU 570 D ZusFr Dr. Sperling SPD 570 D, 571 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 572 A ZusFr Reents GRÜNE 572 A ZusFr Frau Simonis SPD 572 B ZusFr Bindig SPD 572 B Errichtung von Bundeswehrdepots im Landkreis Harburg, insbesondere zur Lagerung von ABC-Waffen MdlAnfr 29, 30 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Hauchler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 572C, D, 573A, B ZusFr Dr. Hauchler SPD 572 D, 573A ZusFr Dr. Sperling SPD 573 B Entwicklung der Verhandlungen über den amerikanischen Truppenübungsplatz bei Schlitz MdlAnfr 31 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Czempiel SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . 573 B, C, D, 574A, B, C, D, 575A ZusFr Frau Dr. Czempiel SPD 573C, D ZusFr Dr. Sperling SPD 573 D ZusFr Reuter SPD 574 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 574 B ZusFr Krizsan GRÜNE 574 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 574 D ZusFr Dr. Hirsch FDP 575A Kenntnis der NATO von der Erprobung der sowjetischen SS 20 MdlAnfr 35 03.06.83 Drs 10/106 Reents GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 575B, C, D, 576A, B ZusFr Reents GRÜNE 575C, D ZusFr Schily GRÜNE 575 D ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . . 576A ZusFr Berger CDU/CSU 576 B Kontrolle importierter ausländischer Weine sowie Prozentsatz der Beanstandungen MdlAnfr 38, 39 03.06.83 Drs 10/106 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 576C, 577 A ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU 577 A Einführung einer Pflegefall-Versicherung MdlAnfr 42 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Weng FDP Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 577B, C ZusFr Dr. Weng FDP 577 C Beurteilung des Einsatzes von Paraquat aus humantoxikologischer Sicht MdlAnfr 48 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Vollmer GRÜNE Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 577D, 578A, B, C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE 578 A ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 578 B ZusFr Frau Dr. Bard GRÜNE 578 B Existenzgefährdung des Naturschutzgebiets Riddagshausen durch den Bau der A 39 Salzgitter—Wolfsburg MdlAnfr 54 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw StSekr Bayer BMV 578C, D ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 578 D Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für Lastkraftwagen MdlAnfr 61 03.06.83 Drs 10/106 Frau Steinhauer SPD Antw StSekr Bayer BMV 579A, B, C ZusFr Frau Steinhauer SPD 579 B Verbot der Vorführung des Films „Die weiße Rose" in den Goethe-Instituten in den USA MdlAnfr 80 03.06.83 Drs 10/106 Frau Simonis SPD Antw StMin Möllemann AA 580A, C, D, 581A, B ZusFr Frau Simonis SPD 580 B, C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 III ZusFr Schily GRÜNE 580 D ZusFr Dr. Sperling SPD 580 D ZusFr Broll CDU/CSU 581 B ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 581 B Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze im Bereich des Bundes MdlAnfr 73 03.06.83 Drs 10/106 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 581 C, 582A, B, C, D, 583A ZusFr Frau Steinhauer SPD 582 A, B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 582 B ZusFr Frau Weyel SPD 582 C ZusFr Dr. Sperling SPD 582 D ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU 583A Fehlende Bundesmittel für AB-Maßnahmen zur Förderung der Berufsausbildung benachteiligter Jugendlicher MdlAnfr 74, 75 03.06.83 Drs 10/106 Schemken CDU/CSU Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . 583 B, D, 584 B ZusFr Schemken CDU/CSU 583 C, D ZusFr Toetemeyer SPD 584A ZusFr Heyenn SPD 584 B Scheitern der Neuregelung der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Weigerung der Länder zur Mitfinanzierung MdlAnfr 77 03.06.83 Drs 10/106 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 584C, 585A, B, C, D ZusFr Kuhlwein SPD 584 D, 585A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . . 585 B ZusFr Frau Weyel SPD 585 C ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 585 C Erhöhung der Bundesmittel für das Benachteiligtenprogramm MdlAnfr 78, 79 03.06.83 Drs 10/106 Heyenn SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 585D, 586A ZusFr Heyenn SPD 586A Bemühungen um das Schicksal der in Argentinien verschwundenen Deutschen nach Vorliegen des „Abschlußberichts" der Militärregierung MdlAnfr 84, 85 03.06.83 Drs 10/106 Bindig SPD Antw StMin Möllemann AA 586 B, C ZusFr Bindig SPD 586 C Nächste Sitzung 625 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 627* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 525 11. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 8. Sitzung, Seite 389 D, 12. Zeile von unten: Statt „Cronenberg" ist „Dr. Kronenberg" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein *** 10. 6. Dr. Ahrens ** 10. 6. Antretter ** 9. 6. Bahr *** 10. 6. Biehle *** 10. 6. Böhm (Melsungen) ** 10. 6. Büchner (Speyer) ** 10. 6. Dr. Dregger 10. 6. Dr. Ehmke (Ettlingen) 10. 6. Dr. Enders ** 9. 6. Engelsberger 10. 6. Francke (Hamburg) *** 10. 6. Gansel *** 10. 6. Gerstl (Passau) ** 9. 6. Glombig 10. 6. Grüner 9. 6. Dr. Haack 10. 6. Haase (Fürth) ** 9. 6. Dr. Hackel ** 9. 6. Frau Dr. Hamm-Brücher 10. 6. Handlos ** 9. 6. Hartmann ** 9. 6. Hauck 10. 6. Hauser (Krefeld) 10. 6. Dr. Holtz ** 9. 6. Horn *** 10. 6. Dr. Hupka *** 10. 6. Ibrügger *** 10. 6. Jäger (Wangen) ** 9. 6. Jansen 10. 6. Jungmann *** 10. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kittelmann ** 9. 6. Kolbow *** 10. 6. Kroll-Schlüter 10. 6. Frau Krone-Appuhn *** 10. 6. Dr. Lenz (Bergstraße) *** 10. 6. Lenzer ** 9. 6. Dr. Linde ** 9. 6. Lowack 10. 6. Lutz 10. 6. Dr. Marx *** 10. 6. Dr. Müller ** 10. 6. Petersen *** 10. 6. Reddemann ** 9. 6. Frau Reetz 10. 6. Rühe *** 10. 6. Sauer (Salzgitter) *** 10. 6. Saurin 10. 6. Schäfer (Mainz) *** 10. 6. Dr. Scheer ** 9. 6. Schmidt (Hamburg) 10. 6. Schmidt (München) ** 9. 6. Schmidt (Wattenscheid) 10. 6. Schmitz (Baesweiler) ** 9. 6. Schulte (Unna) ** 9. 6. Schwarz ** 9. 6. Dr. Schwenk (Stade) 10. 6. Sielaff 10. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 9. 6. Dr. Stavenhagen ** 9. 6. Dr. Unland * 10. 6. Vogt (Kaiserslautern) ** 9. 6. Voigt (Frankfurt) *** 10. 6. Voigt (Sonthofen) 10. 6. Vosen 9. 6. Dr. von Wartenberg *** 10. 6. Weiß *** 10. 6. Wilz 9. 6. Wimmer (Neuss) 10. 6. Würtz *** 10. 6. Wurbs 10. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Uwe Jens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich finde es gesellschaftspolitisch kriminell, wenn sich der Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände immer noch hinstellt und sagt, Arbeitszeitverkürzung jedweder Art käme für ihn überhaupt nicht in Frage. Da lobe ich mir doch den alternden Bundesminister für Wirtschaft, der mittlerweile auf diesem Felde ja schon manches dazugelernt hat.
    Meine Damen und Herren, einige Bemerkungen zu den ordnungspolitischen Problemen dieser Regierung. Auch für uns ist die Senkung der Schulden des Bundes ein wichtiges Ziel. Diese Regierung will aber kurzfristig die Verschuldung mit Krampf reduzieren und steigert dabei die Arbeitslosigkeit.

    (Matthöfer [SPD]: Sehr wahr!)

    Warum lernen Sie nicht aus den Erfahrungen, die England und die Vereinigten Staaten gemacht haben? Dort hat man jetzt eine hohe Verschuldung und hohe Arbeitslosigkeit.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Was hat der Herr Mitterrand jetzt?)

    In wenigen Tagen wird der Arbeitskreis Steuerschätzung wieder tagen. Ich befürchte, Herr Matthöfer, daß dieser Arbeitskreis zu dem Ergebnis kommen wird, daß die Steuereinnahmen für die absehbare Zukunft erneut rückläufig sind. Damit haben Sie wieder ein größeres Haushaltsdefizit, als Sie zur Zeit noch glauben.



    Dr. Jens
    Wie jedermann sieht, wird die Verschuldung mit der jetzigen Finanzpolitik kaum abgebaut, weil ständig neue unkalkulierbare Kosten der Arbeitslosigkeit entstehen. Der Staatssektor wird kaum zurückgedrängt, weil die Sozialausgaben kräftig steigen. Ich hätte mir gewünscht, daß die Industrienationen in Williamsburg eine etwas expansivere Finanzpolitik in den Ländern mit niedrigeren Preissteigerungsraten — dazu gehört auch die Bundesrepublik Deutschland — vereinbart hätten. Die jetzt im Haushalt 1984 vorgesehenen Maßnahmen sind eher die Antwort auf lautes und undifferenziertes Interessentengeschrei.

    (Beifall des Abg. Matthöfer)

    Damit der Mittelstand auch ein Trostpflaster bekommt, soll es eine 10%ige Sonderabschreibung für neue bewegliche Anlagegüter mit einem Einheitswert bis zu 50 000 DM geben. Die meisten Firmen müssen übrigens erst zum Finanzamt laufen, um den Einheitswert auszuhandeln. Auf diese maßlose Bürokratismusentwicklung wird von den Unternehmen mit Sicherheit verzichtet werden, Herr Bundeswirtschaftsminister.
    Von der Deutschen Bundesbank kann man zur Zeit nicht erwarten, daß sie geldpolitische Maßnahmen ergreift; denn sie hat die geldpolitischen Voraussetzungen für einen Wiederaufschwung geschaffen.
    Wir Sozialdemokraten sind bei den letzten Wahlen ungerechterweise auf die Zeit Anfang der 60er Jahre zurückgeworfen worden. Das heißt jedoch nicht, daß diese neue Regierung auch zu den wirtschaftspolitischen Maßnahmen von Anfang der 60er Jahre zurückkehren müßte. Wachstumsförderung und Seelenmassage reichen für unsere Probleme von heute beim besten Willen nicht mehr aus.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir Sozialdemokraten neigen dazu, das psychologische Element in der Wirtschaftspolitik ein wenig geringzuschätzen — das gebe ich gerne zu —, aber die Konservativen bilden sich offenbar ein, daß Psychologie alles sei. Das ist aber ein großer Irrtum. Mit Zureden sind die Probleme von heute beim besten Willen nicht zu lösen.

    (Matthöfer [SPD]: Sehr wahr!)

    Während Ministerpräsident Späth, bekanntlich Ihr Mann, davon redet, daß wir zur Problemlösung einen starken Staat brauchten, ist diese Regierung in Bonn dabei, sich aus der Gestaltung unserer Wirtschaft und aus der Gestaltung unserer Wirtschaftsordnung zurückzuziehen.
    Unseren relativen Wohlstand haben wir im übrigen weitgehend dem sekundären Sektor, der deutschen Industrie, zu verdanken. Aber gerade weite Bereiche der Industrie befinden sich heute in einer Krise und leiden unter den weltwirtschaftlichen Veränderungen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wodurch denn?)

    Auch für uns Sozialdemokraten gilt im übrigen das Subsidiaritätsprinzip in der Wirtschaft.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Seit wann?)

    Das heißt konkret: Der Staat soll nichts tun, was die Wirtschaft selbst tun könnte. Aber die Verantwortung für Umweltschutz, für Wettbewerb, für Preisstabilität und für hohe Beschäftigung kann man niemals den Unternehmen oder den Tarifvertragsparteien überlassen. Hier ist der Staat gefordert. Ein hoher Beschäftigungsstand wird bekanntlich durch das Stabilität-und-Wachstum-Gesetz auch dieser Regierung abgefordert.
    Ein Mann, der bestimmt nicht im Verdacht steht, Sozialdemokrat zu sein, der Bankier Freiherr von Bethmann, schrieb vor kurzem in der „Wirtschaftswoche", einer Zeitschrift, die ebenfalls nicht in Verdacht steht, der SPD zuzuneigen — ich zitiere —:
    In der Welt und in der Politik ist die Blindheit des Bewahrers immer viel gefährlicher als die Bosheit der Zerstörer.
    Alles deutet darauf hin, daß sich in den kommenden Jahren trotz der proklamierten moralischen Wende die Gegensätze in unserer fortgeschrittenen freiheitlichen Gesellschaft weiter verschärfen, und zwar einmal der Gegensatz zwischen jenen, die Arbeit haben, und jenen, die trotz Fähigkeit und Willigkeit nichts bekommen, und zum anderen der Gegensatz zwischen jenen, die Aussicht auf materiellen Erfolg haben, und jenen, die überkommene gesamtgesellschaftliche Normen nicht mehr akzeptieren. Die Politik dieser Regierung jedenfalls fördert das egoistische Denken der Menschen

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    und zerstört eine solidarische Gesellschaft. Mit den Idealen und den Rezepten der 60er Jahre, meine Damen und Herren, sind die Probleme der 80er Jahre nicht mehr zu lösen. — Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Gerstein.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ludwig Gerstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Kollege Jens, Sie haben am Anfang Ihrer Rede hier den Eindruck vermittelt, wir, die CDU/CSU-Fraktion oder die Bundesregierung wollten diese Arbeitslosigkeit. Ich möchte diesen Vorwurf ganz energisch zurückweisen

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und Ihnen den Vorwurf machen, daß Sie offensichtlich weder die Verlautbarungen von Williamsburg, die gerade dieses Problem zu ihrem zentralen Thema gemacht haben, noch die Regierungserklärung des Bundeskanzlers von heute morgen zur Kenntnis genommen haben, in der der Bundeskanzler erklärt hat, die dringendste Aufgabe unserer Wirtschaftspolitik sei die Überwindung der Arbeitslosigkeit. Das war richtig.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Gerstein
    Herr Jens, lassen Sie mich noch eine Bemerkung machen — ich nehme an, andere Kollegen werden auch noch auf ihren Beitrag eingehen —:

    (Zuruf von der CDU/CSU: Lohnt sich nicht!)

    Sie haben von den schlechten Erfahrungen mit den Selbststeuerungskräften des Marktes in den letzten Jahren gesprochen. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, ob nicht vielleicht eine Ursache dafür darin liegt, daß Sie diese Selbststeuerungskräfte des Marktes wiederholt behindert haben?

    (Kittelmann [CDU/CSU]: So ist es! — Matthöfer [SPD]: Ist das bei der Steinkohle auch so, Herr Gerstein? Bei den Subventionen? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Lieber Kollege Matthöfer, ich finde es sehr angenehm, daß sie es mir über das Stichwort „Steinkohle" erleichtern, jetzt auf meinen Beitrag zu kommen. Ich möchte mich mit ein paar Fragen der Energiepolitik beschäftigen.
    Meine Damen und Herren, Sie wissen, die Energiepolitik hat auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg keine Hauptrolle gespielt. Dies lag sicher daran, daß auf den Energiemärkten der Welt zur Zeit eine entspannte Versorgungssituation herrscht und daß die Einsparungen und die sinkenden Preise, vor allen Dingen beim Öl, dieses Thema ein wenig aus den Schlagzeilen der Weltpolitik haben verschwinden lassen.
    Gleichwohl, es gibt auf diesem Sektor eine Reihe von Problemen, die weiterbestehen. Und es gibt neue Probleme, Probleme, die jetzt hinzukommen; wir haben in der letzten Sitzungswoche über die Frage des Waldsterbens diskutiert. Es ist richtig, Herr Matthöfer: Insbesondere für die deutsche Steinkohle sind neue Probleme aufgetreten.
    Lassen Sie mich daran erinnern: Die Bundesregierung hat seit der Regierungsübernahme mehrfach durch Wort und Tat ihren Willen bekräftigt — ich zitiere hier aus dem Jahreswirtschaftsbericht vom 26. Januar 1983, der ja auch Gegenstand dieser Debatte ist —, die in der Dritten Fortschreibung des Energieprogramms festgelegte Kohlepolitik fortzusetzen. Die Bundesregierung hat, wie sie im Jahreswirtschaftsbericht zum Ausdruck gebracht hat, wie bisher das Ziel, die deutsche Steinkohle optimal für unsere Energieversorgung zu nutzen.
    Es war diese Bundesregierung, die dem Bergbau durch die Regelung der Kokskohlebeihilfe vom 19. November 1982 sogar eine Senkung des sogenannten Selbstbehalts von 14 DM auf 4 DM je Tonne ermöglicht hat, und es war auch diese Bundesregierung, welche die Verlängerung der Anpassungsgeldregelung für ausscheidende Arbeitnehmer im Steinkohlebergbau, die Verschiebung des Rückkaufs der nationalen Kohlereserve und die Fortsetzung des Schutzes der deutschen Kohle gegen Importkohle als zusätzliche Maßnahmen auf Grund geänderter allgemeinwirtschaftlicher Bedingungen und Daten vereinbart hat.

    (Matthöfer [SPD]: Auch ein Beitrag zur Marktwirtschaft?)

    — Doch, das ist im Rahmen der Marktwirtschaft geschehen! Es heißt j a „Soziale Marktwirtschaft", und im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft ist es durchaus möglich, für besondere Tatbestände, die gerade im Bereich der Energiepolitik vorliegen, auch besondere Maßnahmen zu treffen. Das schließe ich doch gar nicht aus.
    Dies wollte ich zu Beginn meiner Ausführungen als Antwort auf die Vorwürfe anmerken, die aus Ihren Reihen, Herr Matthöfer, in den letzten Tagen unter dem Stichwort „Die Konservativen polemisieren gegen die Kohle" erhoben worden sind, als Antwort auch auf die vor allem im Ruhrrevier geführte Kampagne, nach der eine Änderung der Kohlevorrangpolitik der Bundesregierung Zehntausende von Arbeitsplätzen im Steinkohlebergbau gefährden würde.
    Meine Damen und Herren, niemand von uns will die Diskussion über den sauren Regen — die dazu j a auch viel zu ernst ist — dazu benutzen, etwa eine Abkehr von der Kohlevorrangpolitik einzuleiten, wie das wiederum der Kollege Wolfram in der Debatte zum Antrag der SPD „Notprogramm gegen das Waldsterben" am 20. Mai 1983 geargwöhnt hat. Ich will nicht näher darauf eingehen. Aber wenn wir in diesem Stil argumentieren wollen, dann müßte man auch noch einmal analysieren, was während der Zeit Ihrer Regierungspolitik, der Regierungspolitik der SPD, unter dem Stichwort „Kohlevorrangpolitik" wirklich passiert ist. Immerhin sind von 1969 bis 1981 29 Zechen im Steinkohlenbergbau der Bundesrepublik stillgelegt worden; die Zahl der Beschäftigten hat um mehr als 60 000 abgenommen. Das mache ich Ihnen nicht zum Vorwurf. Nur, wenn man jetzt wegen einer Zechenstillegung meint urteilen zu können, die Energiepolitik habe sich geändert, dann ist das im Lichte dieser Betrachtung natürlich falsch.
    Meine Damen und Herren, wir halten an dem Grundsatz Kohle und Kernenergie fest. Das hat dazu geführt, daß durch die Straffung des Genehmigungsverfahrens erstmals nach Jahren, nach dem Regierungswechsel wieder mit dem Bau neuer Kernkraftwerke begonnen werden konnte. Sie wissen alle, daß die längst fällige Regelung der Finanzierung fortgeschrittener Reaktoren, Hochtemperaturreaktor und Schneller Brüter, auf den Weg gebracht worden und damit die Fertigstellung dieser Reaktoren gesichert ist. Ich meine, durch diese klaren Entscheidungen der Bundesregierung ist der Energiewirtschaft Sicherheit für die weitere Planung verschafft worden.

    (Zuruf von den GRÜNEN)

    Nun kann man — Herr Matthöfer, jetzt komme ich auf die Marktwirtschaft zurück — Energiepolitik natürlich nicht nur auf das stereotype Wiederholen von Grunsatzerklärungen begrenzen, sondern man muß die als langfristig gültig erkannten Prinzipien auch im Lichte der aktuellen Entwicklung anwenden und gegebenenfalls Entscheidungen überprüfen.