Rede:
ID1001123500

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    Vokabeln: 10
    1. Herr: 1
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    8. Herrn: 1
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    10. Roth?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/11 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 11. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 Inhalt: Nachruf auf Frau Bundesminister a. D. Marie Schlei 525A Erweiterung der Tagesordnung 603 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel in Williamsburg in Verbindung mit Beratung des Jahresgutachtens 1982/83 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/2118 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksache 9/2400 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 525 D Dr. Vogel SPD 533A Wissmann CDU/CSU 541 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 547D, 615D Stratmann GRÜNE 558 D Lahnstein SPD 563 A Dr. Haussmann FDP 587 A Kittelmann CDU/CSU 590 A Dr. Jens SPD 593 C Gerstein CDU/CSU 596 D Krizsan GRÜNE 599 B Dr. Solms FDP 600 D Dr. Ehrenberg SPD 603 C Lattmann CDU/CSU 607 A Schwenninger GRÜNE 609 D Beckmann FDP 611 B Wolfram (Recklinghausen) SPD 612 C Hinsken CDU/CSU 619C Rapp (Göppingen) SPD 621 D Vizepräsident Westphal 558 D Fragestunde — Drucksache 10/106 vom 3. Juni 1983 — Ergebnisse einer Studie zur Nachrüstung, u. a. über die Einstellung der Bevölkerung zur Stationierung der Pershing II und der Cruise Missiles MdlAnfr 1 03.06.83 Drs 10/106 Reents GRÜNE Antw PStSekr Dr. Jenninger BK . 568 D, 569A, B ZusFr Reents GRÜNE 568 D, 569 A ZusFr Dr. Hirsch FDP 569 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 569 B ZusFr Krizsan GRÜNE 569 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 Verpflichtung der Bundesregierung zur Geheimhaltung der Standorte nuklearer Gefechtsköpfe sowie chemischer und bakteriologischer Kampfstoffe; Wortlaut der „Geheimhaltungsbestimmungen der NATO" MdlAnfr 27, 28 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 569C, D, 570A, B, C, D, 571A, B, C, D, 572A, B ZusFr Dr. Hirsch FDP . . . . 569D, 570A, 571B ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD . . . 570B, 571C ZusFr Reuter SPD 570C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 570C, 571 D ZusFr Krizsan GRÜNE 570 D ZusFr Berger CDU/CSU 570 D ZusFr Dr. Sperling SPD 570 D, 571 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 572 A ZusFr Reents GRÜNE 572 A ZusFr Frau Simonis SPD 572 B ZusFr Bindig SPD 572 B Errichtung von Bundeswehrdepots im Landkreis Harburg, insbesondere zur Lagerung von ABC-Waffen MdlAnfr 29, 30 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Hauchler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 572C, D, 573A, B ZusFr Dr. Hauchler SPD 572 D, 573A ZusFr Dr. Sperling SPD 573 B Entwicklung der Verhandlungen über den amerikanischen Truppenübungsplatz bei Schlitz MdlAnfr 31 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Czempiel SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . 573 B, C, D, 574A, B, C, D, 575A ZusFr Frau Dr. Czempiel SPD 573C, D ZusFr Dr. Sperling SPD 573 D ZusFr Reuter SPD 574 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 574 B ZusFr Krizsan GRÜNE 574 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 574 D ZusFr Dr. Hirsch FDP 575A Kenntnis der NATO von der Erprobung der sowjetischen SS 20 MdlAnfr 35 03.06.83 Drs 10/106 Reents GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 575B, C, D, 576A, B ZusFr Reents GRÜNE 575C, D ZusFr Schily GRÜNE 575 D ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . . 576A ZusFr Berger CDU/CSU 576 B Kontrolle importierter ausländischer Weine sowie Prozentsatz der Beanstandungen MdlAnfr 38, 39 03.06.83 Drs 10/106 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 576C, 577 A ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU 577 A Einführung einer Pflegefall-Versicherung MdlAnfr 42 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Weng FDP Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 577B, C ZusFr Dr. Weng FDP 577 C Beurteilung des Einsatzes von Paraquat aus humantoxikologischer Sicht MdlAnfr 48 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Vollmer GRÜNE Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 577D, 578A, B, C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE 578 A ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 578 B ZusFr Frau Dr. Bard GRÜNE 578 B Existenzgefährdung des Naturschutzgebiets Riddagshausen durch den Bau der A 39 Salzgitter—Wolfsburg MdlAnfr 54 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw StSekr Bayer BMV 578C, D ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 578 D Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für Lastkraftwagen MdlAnfr 61 03.06.83 Drs 10/106 Frau Steinhauer SPD Antw StSekr Bayer BMV 579A, B, C ZusFr Frau Steinhauer SPD 579 B Verbot der Vorführung des Films „Die weiße Rose" in den Goethe-Instituten in den USA MdlAnfr 80 03.06.83 Drs 10/106 Frau Simonis SPD Antw StMin Möllemann AA 580A, C, D, 581A, B ZusFr Frau Simonis SPD 580 B, C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 III ZusFr Schily GRÜNE 580 D ZusFr Dr. Sperling SPD 580 D ZusFr Broll CDU/CSU 581 B ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 581 B Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze im Bereich des Bundes MdlAnfr 73 03.06.83 Drs 10/106 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 581 C, 582A, B, C, D, 583A ZusFr Frau Steinhauer SPD 582 A, B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 582 B ZusFr Frau Weyel SPD 582 C ZusFr Dr. Sperling SPD 582 D ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU 583A Fehlende Bundesmittel für AB-Maßnahmen zur Förderung der Berufsausbildung benachteiligter Jugendlicher MdlAnfr 74, 75 03.06.83 Drs 10/106 Schemken CDU/CSU Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . 583 B, D, 584 B ZusFr Schemken CDU/CSU 583 C, D ZusFr Toetemeyer SPD 584A ZusFr Heyenn SPD 584 B Scheitern der Neuregelung der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Weigerung der Länder zur Mitfinanzierung MdlAnfr 77 03.06.83 Drs 10/106 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 584C, 585A, B, C, D ZusFr Kuhlwein SPD 584 D, 585A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . . 585 B ZusFr Frau Weyel SPD 585 C ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 585 C Erhöhung der Bundesmittel für das Benachteiligtenprogramm MdlAnfr 78, 79 03.06.83 Drs 10/106 Heyenn SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 585D, 586A ZusFr Heyenn SPD 586A Bemühungen um das Schicksal der in Argentinien verschwundenen Deutschen nach Vorliegen des „Abschlußberichts" der Militärregierung MdlAnfr 84, 85 03.06.83 Drs 10/106 Bindig SPD Antw StMin Möllemann AA 586 B, C ZusFr Bindig SPD 586 C Nächste Sitzung 625 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 627* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 525 11. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 8. Sitzung, Seite 389 D, 12. Zeile von unten: Statt „Cronenberg" ist „Dr. Kronenberg" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein *** 10. 6. Dr. Ahrens ** 10. 6. Antretter ** 9. 6. Bahr *** 10. 6. Biehle *** 10. 6. Böhm (Melsungen) ** 10. 6. Büchner (Speyer) ** 10. 6. Dr. Dregger 10. 6. Dr. Ehmke (Ettlingen) 10. 6. Dr. Enders ** 9. 6. Engelsberger 10. 6. Francke (Hamburg) *** 10. 6. Gansel *** 10. 6. Gerstl (Passau) ** 9. 6. Glombig 10. 6. Grüner 9. 6. Dr. Haack 10. 6. Haase (Fürth) ** 9. 6. Dr. Hackel ** 9. 6. Frau Dr. Hamm-Brücher 10. 6. Handlos ** 9. 6. Hartmann ** 9. 6. Hauck 10. 6. Hauser (Krefeld) 10. 6. Dr. Holtz ** 9. 6. Horn *** 10. 6. Dr. Hupka *** 10. 6. Ibrügger *** 10. 6. Jäger (Wangen) ** 9. 6. Jansen 10. 6. Jungmann *** 10. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kittelmann ** 9. 6. Kolbow *** 10. 6. Kroll-Schlüter 10. 6. Frau Krone-Appuhn *** 10. 6. Dr. Lenz (Bergstraße) *** 10. 6. Lenzer ** 9. 6. Dr. Linde ** 9. 6. Lowack 10. 6. Lutz 10. 6. Dr. Marx *** 10. 6. Dr. Müller ** 10. 6. Petersen *** 10. 6. Reddemann ** 9. 6. Frau Reetz 10. 6. Rühe *** 10. 6. Sauer (Salzgitter) *** 10. 6. Saurin 10. 6. Schäfer (Mainz) *** 10. 6. Dr. Scheer ** 9. 6. Schmidt (Hamburg) 10. 6. Schmidt (München) ** 9. 6. Schmidt (Wattenscheid) 10. 6. Schmitz (Baesweiler) ** 9. 6. Schulte (Unna) ** 9. 6. Schwarz ** 9. 6. Dr. Schwenk (Stade) 10. 6. Sielaff 10. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 9. 6. Dr. Stavenhagen ** 9. 6. Dr. Unland * 10. 6. Vogt (Kaiserslautern) ** 9. 6. Voigt (Frankfurt) *** 10. 6. Voigt (Sonthofen) 10. 6. Vosen 9. 6. Dr. von Wartenberg *** 10. 6. Weiß *** 10. 6. Wilz 9. 6. Wimmer (Neuss) 10. 6. Würtz *** 10. 6. Wurbs 10. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Helmut Haussmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zu dem Problem zurückkehren, das heute morgen am Schluß eine zu geringe Rolle gespielt hat, dem Problem, daß wir in den westlichen Industriestaaten 23 Millionen Menschen haben, die ohne Arbeit sind, und es bedarf keiner Belehrung von seiten der GRÜNEN, dieses Problem sehr ernst zu nehmen. Wir nehmen es seit vielen Jahren sehr ernst. Wir trennen uns zwar in den Wegen, wie wir die Arbeitslosigkeit abschaffen wollen, aber wir verbitten uns die Unterstellung, die gesellschaftlichen Konsequenzen der Arbeitslosigkeit, auch aus leidvoller geschichtlicher Erfahrung, nicht in gleichem Maße einschätzen zu können wie Sie.

    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, bei 23 Millionen Arbeitslosen ist jede Form der internationalen Kooperation geboten. Es war bezeichnend, daß der Sprecher der GRÜNEN auf eine Zwischenfrage, nach vielen Diskussionen über innenpolitische Möglichkeiten einer Arbeitszeitverkürzung, bis hin zur 26-
    Stunden-Woche — wir erleben, daß jede Woche kürzere Arbeitszeiten vorgeschlagen werden —, lediglich in seinem Schlußwort das Wort „international" benutzt hat. Meine Damen und Herren, ich glaube wirklich, daß die Grünen Grund haben, ihre Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik auf den modernsten Stand internationaler Zusammenhänge zu bringen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es gibt im übrigen auch in der deutschen Presse und in unserer nationalen Wirtschaftspolitik oft einen erschreckenden Provinzialismus. Meine Damen und Herren, es wird häufig sehr wenig Rücksicht darauf genommen, welche Auswirkungen internationale Entwicklungen auf dieses Land haben, in dem — im Vergleich zu allen anderen Industriestaaten — die meisten Menschen von der Außenwirtschaft abhängig sind.
    Meine Damen und Herren, wer sich über Stil und Ambiente mokiert, wie das Herr Lahnstein so elegant getan hat, den ich jetzt leider nicht sehe, auf den ich aber gern antworten würde,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nachmittagsschläfchen!)

    der sollte nicht vergessen, daß die Bundesrepublik
    als exportstärkste Nation im westlichen Lager es
    nötiger als jedes andere Industrieland hat, jede
    Möglichkeit der internationalen Abstimmung und Kooperation zu suchen.
    Wir Liberalen sind etwas stolz auf die Tatsache, daß Graf Lambsdorff einer der wenigen deutschen Politiker neben Helmut Schmidt ist, der seit Jahrzehnten äußerst hartnäckig und engagiert auf internationalen Konferenzen versucht, unseren ausländischen Partnern Fragen der Weltwirtschaft, Fragen der Abstimmung, Auswirkungen des Protektionismus und Auswirkungen der Zinshöhe klarzumachen. Wir leben nicht in einer Knopfdruckökonomie, bei der Herr Lahnstein oder die Grünen sagen könnten, die Amerikaner haben ihren Haushalt so oder so zu gestalten.

    (Zustimmung bei der FDP)

    Vielmehr können wir die amerikanischen Partner nur, wie Helmut Schmidt und andere es getan haben, darauf hinweisen, welche Auswirkungen ihre eigene Wirtschaftspolitik auf uns hat.

    (Dr. Schwörer [CDU/CSU]: Wo ist Helmut Schmidt?)

    Meine Damen und Herren, manchmal hat man in dieser internationalen Debatte auch das Gefühl, wir würden nach wie vor auf einer Insel der Seligen leben. Wenn man hier zur Kenntnis nimmt, wie Sozialdemokraten über Arbeitszeitverkürzung reden, ohne die Frage der Finanzierung anzusprechen, wie auch die Union in manchen Beschlüssen zur Sozialpolitik — ich nenne nur das Stichwort „Ausweitung des Mutterschaftsgeldes" — vorgeht, wie auch die Grünen in ihrem Antrag in Sindelfingen über Entindustrialisierung, über die autofreie Gesellschaft und über die nationale Autarkie unserer Ökonomie nachdenken, dann kann man den Eindruck gewinnen, unsere Arbeitsplätze seien wenig vom Ausland abhängig, und die Frage der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sei lediglich ein kleines Nebenprodukt.
    Nein, ich glaube, wir müssen bei allen Fragen, bei der Haushaltspolitik, bei der Arbeitszeitverkürzung, bei der Sozialpolitik, dringendst darauf achten, welche internationalen Auswirkungen die nationale Politik hat.
    Meine Damen und Herren, die westlichen Industriestaaten, die über 65 % des Sozialprodukts erstellen und damit eine gewaltige ökonomische, aber auch politische Macht auf unserer Erde ausüben, können ihre Demokratien nur dann weiterentwikkeln, sie können ihre eigene Arbeitslosigkeit nur dann abbauen, und sie können letztlich den Entwicklungsländern nur dann helfen, wenn sie selbst in ihren eigenen Ländern zur ökonomischen Stabilität zurückkehren und jede Form der internationalen Abstimmung nutzen.
    Zur Beachtung dieses fundamentalen Grundprinzips der gegenseitigen Abhängigkeit sind — das würde ich nicht lächerlich machen und auch nicht unterschätzen — gemeinsame Grundprinzipien einer weltwirtschaftlichen Kooperation notwendig. Ich glaube, es ist ein Verdienst der deutschen Verhandlungsführung auf den verschiedenen Konferenzen — OECD in Paris, UNCTAD in Belgrad und



    Dr. Haussmann
    Williamsburg seien als Stichworte genannt —, daß sich deutsche liberale weltwirtschaftliche Prinzipien durchgesetzt haben. Sie sind festgeschrieben, und wir haben in Zukunft die Chance, unsere Partner an diesen Prinzipien zu messen. Es sind vor allem drei Prinzipien.
    Erstens. Man möchte die Arbeitsmarktprobleme über ein möglichst inflationsfreies Wirtschaftswachstum durch Stärkung der Marktkräfte lösen.
    Zweitens. Man ist sich darüber im klaren, daß Protektionismus allen schadet. Man ist im Gegensatz zu dem, was Herr Lahnstein gesagt hat — im übrigen gegen den Widerstand der Franzosen —, übereingekommen, daß wir die GATT-Verhandlungen in einer neuen Serie fortsetzen, meine Damen und Herren. Das ist das Konkreteste und für uns Wichtigste: daß wir Deutsche erneut die Möglichkeit haben — auch im Interesse anderer Länder, häufig auch im Interesse der Entwicklungsländer —, andere Industriestaaten darauf anzusprechen, welche Anstrengungen sie machen müssen, um ihre Märkte offenzuhalten. Meine Damen und Herren, genau an diesem Punkt, weniger Protektionismus, beginnen die nationalen Hausaufgaben. Öffnung der Märkte ist nur möglich, wenn wir alles tun, damit die nationale Wettbewerbsfähigkeit stark bleibt. Denn Industriestaaten, deren nationale Wettbewerbsfähigkeit leidet — das kann man in Frankreich beobachten —, sind nicht mehr bereit, ihre Märkte gegenüber anderen Industrieländern oder auch gegenüber Entwicklungsländern zu öffnen.
    Drittens. Eine gesunde Weltwirtschaft — meine Damen und Herren, es mag wie eine Binsenwahrheit klingen, aber es ist so — kann nur die Addition, das Produkt einzelner nationaler Volkswirtschaften sein, die ihren eigenen Beitrag zu Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit geleistet haben. Von dem, was in Williamsburg herausgekommen ist, halten wir von der Freien Demokratischen Partei für wichtig, daß es trotz vielen — auch offen ausgetragenen — Meinungsverschiedenheiten in Einzelfragen zu einer Einigung im Ziel und in den Prinzipien gekommen ist. Wir sind uns darüber im klaren, daß jedes Land auf Grund seines eigenen Wirtschaftssystems und auf Grund seiner nationalen Eigenheiten die jeweiligen Instrumente variabel einsetzen muß. Aber die drei Stichworte, Protektionismus schadet allen, Weltwirtschaft ist ein Produkt gesunder nationaler Volkswirtschaften,

    (Matthöfer [SPD]: Nicht nur!)

    inflationsfreies Wachstum auf Grund der Stärkung der Marktkräfte, meine Damen und Herren, beinhalten Elemente, die die deutsche Verhandlungsführung, begonnen unter Helmut Schmidt mit Hilfe von Graf Lambsdorff, jetzt durchgesetzt von Helmut Kohl mit Hilfe von Graf Lambsdorff — also, Sie sehen hier die Kontinuität —, letztlich durchgesetzt hat.

    (Beifall bei der FDP — Matthöfer [SPD]: Auch keine Wende auf diesem Gebiet!)

    — Herr Matthöfer, Sie haben Ihren Teil auf diesem
    Gebiet ebenfalls immer geleistet. Sie wissen ja, daß
    wir beide nicht nur in diesem Bereich eng zusammengearbeitet haben.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das hat er alles vergessen!)

    Ich nehme an, daß das so bleibt. — Meine Damen und Herren, es wäre völlig unvorstellbar, daß diese drei Hauptelemente von den Amerikanern, von den Engländern oder auch von den Japanern in dieser Form vorher akzeptiert worden wären. Dies ist auch gegenüber den letzten Wirtschaftsgipfeln auf denen eigentlich nur — über Weizen oder Röhren — gestritten worden ist, der eigentliche Fortschritt im Prinzipiellen.
    Nun will ich nicht verkennen, daß ein Problem, das heute morgen auch eine sehr große Rolle gespielt hat, offengeblieben ist, nämlich die Frage der Budgetdefizite in den Vereinigten Staaten von Amerika und damit die Auswirkungen auf die Zinshöhe. Die Vereinigten Staaten, die ja mehr als 30 % des Sozialprodukts erzeugen und mehr als 80 % der offiziellen Devisen halten, haben natürlich eine gewaltige Verantwortung. Aber bei dieser Diskussion, meine Damen und Herren — ich möchte Sie bitten, hier noch einmal zuzuhören —, sollte man doch zwei Dinge nicht vergessen.
    Erstens. Die zentrale Frage ist — darüber sind wir nicht einer Meinung —: Wie können wir unsere amerikanischen Partner am besten beeinflussen? Durch Schulmeistern, wie Herr Roth es tut, der im sozialdemokratischen Pressedienst knapp, aber militärisch fordert,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Kernig!)

    wir müßten die USA auf eine wirksame Haushaltspolitik verpflichten, gerade so, als ließe sich Herr Roth von Frau Thatcher auf eine bestimmte Form der Sozialpolitik in der Bundesrepublik verpflichten, meine Damen und Herren? Deshalb ist es notwendig, daß man sich zuhört, daß man sich über die Konsequenzen im klaren ist. Man darf aber nicht glauben, daß noch so bedeutende deutsche Oppositionspolitiker in der Lage wären, einen amerikanischen Präsidenten auf eine ganz bestimmte Haushaltsmaßnahme zu verpflichten.


Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Roth?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das mit den „bedeutenden Politikern" will ich jetzt nicht zurückgeben. Ich habe folgende Frage. Wäre es nicht gut, wenn der Bundeskanzler, der Wirtschaftsminister und der Finanzminister öffentlich sagten, daß die Steuerkürzungen, die in den USA zum 1. Juli vorgenommen werden und dieses Defizit noch einmal erweitern, Unfug sind? Eine Bundesregierung sollte das in der Tat öffentlich darstellen. Sonst kommt man ja überhaupt nicht weiter.