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    Vokabeln: 10
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/11 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 11. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 Inhalt: Nachruf auf Frau Bundesminister a. D. Marie Schlei 525A Erweiterung der Tagesordnung 603 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Wirtschaftsgipfel in Williamsburg in Verbindung mit Beratung des Jahresgutachtens 1982/83 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/2118 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksache 9/2400 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 525 D Dr. Vogel SPD 533A Wissmann CDU/CSU 541 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 547D, 615D Stratmann GRÜNE 558 D Lahnstein SPD 563 A Dr. Haussmann FDP 587 A Kittelmann CDU/CSU 590 A Dr. Jens SPD 593 C Gerstein CDU/CSU 596 D Krizsan GRÜNE 599 B Dr. Solms FDP 600 D Dr. Ehrenberg SPD 603 C Lattmann CDU/CSU 607 A Schwenninger GRÜNE 609 D Beckmann FDP 611 B Wolfram (Recklinghausen) SPD 612 C Hinsken CDU/CSU 619C Rapp (Göppingen) SPD 621 D Vizepräsident Westphal 558 D Fragestunde — Drucksache 10/106 vom 3. Juni 1983 — Ergebnisse einer Studie zur Nachrüstung, u. a. über die Einstellung der Bevölkerung zur Stationierung der Pershing II und der Cruise Missiles MdlAnfr 1 03.06.83 Drs 10/106 Reents GRÜNE Antw PStSekr Dr. Jenninger BK . 568 D, 569A, B ZusFr Reents GRÜNE 568 D, 569 A ZusFr Dr. Hirsch FDP 569 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 569 B ZusFr Krizsan GRÜNE 569 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 Verpflichtung der Bundesregierung zur Geheimhaltung der Standorte nuklearer Gefechtsköpfe sowie chemischer und bakteriologischer Kampfstoffe; Wortlaut der „Geheimhaltungsbestimmungen der NATO" MdlAnfr 27, 28 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Hirsch FDP Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 569C, D, 570A, B, C, D, 571A, B, C, D, 572A, B ZusFr Dr. Hirsch FDP . . . . 569D, 570A, 571B ZusFr Dr. Ehmke (Bonn) SPD . . . 570B, 571C ZusFr Reuter SPD 570C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 570C, 571 D ZusFr Krizsan GRÜNE 570 D ZusFr Berger CDU/CSU 570 D ZusFr Dr. Sperling SPD 570 D, 571 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 572 A ZusFr Reents GRÜNE 572 A ZusFr Frau Simonis SPD 572 B ZusFr Bindig SPD 572 B Errichtung von Bundeswehrdepots im Landkreis Harburg, insbesondere zur Lagerung von ABC-Waffen MdlAnfr 29, 30 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Hauchler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 572C, D, 573A, B ZusFr Dr. Hauchler SPD 572 D, 573A ZusFr Dr. Sperling SPD 573 B Entwicklung der Verhandlungen über den amerikanischen Truppenübungsplatz bei Schlitz MdlAnfr 31 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Czempiel SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . 573 B, C, D, 574A, B, C, D, 575A ZusFr Frau Dr. Czempiel SPD 573C, D ZusFr Dr. Sperling SPD 573 D ZusFr Reuter SPD 574 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 574 B ZusFr Krizsan GRÜNE 574 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 574 D ZusFr Dr. Hirsch FDP 575A Kenntnis der NATO von der Erprobung der sowjetischen SS 20 MdlAnfr 35 03.06.83 Drs 10/106 Reents GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 575B, C, D, 576A, B ZusFr Reents GRÜNE 575C, D ZusFr Schily GRÜNE 575 D ZusFr Vogt (Kaiserslautern) GRÜNE . . 576A ZusFr Berger CDU/CSU 576 B Kontrolle importierter ausländischer Weine sowie Prozentsatz der Beanstandungen MdlAnfr 38, 39 03.06.83 Drs 10/106 Schartz (Trier) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 576C, 577 A ZusFr Schartz (Trier) CDU/CSU 577 A Einführung einer Pflegefall-Versicherung MdlAnfr 42 03.06.83 Drs 10/106 Dr. Weng FDP Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 577B, C ZusFr Dr. Weng FDP 577 C Beurteilung des Einsatzes von Paraquat aus humantoxikologischer Sicht MdlAnfr 48 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Vollmer GRÜNE Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 577D, 578A, B, C ZusFr Frau Dr. Vollmer GRÜNE 578 A ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 578 B ZusFr Frau Dr. Bard GRÜNE 578 B Existenzgefährdung des Naturschutzgebiets Riddagshausen durch den Bau der A 39 Salzgitter—Wolfsburg MdlAnfr 54 03.06.83 Drs 10/106 Frau Dr. Hickel GRÜNE Antw StSekr Bayer BMV 578C, D ZusFr Frau Dr. Hickel GRÜNE 578 D Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für Lastkraftwagen MdlAnfr 61 03.06.83 Drs 10/106 Frau Steinhauer SPD Antw StSekr Bayer BMV 579A, B, C ZusFr Frau Steinhauer SPD 579 B Verbot der Vorführung des Films „Die weiße Rose" in den Goethe-Instituten in den USA MdlAnfr 80 03.06.83 Drs 10/106 Frau Simonis SPD Antw StMin Möllemann AA 580A, C, D, 581A, B ZusFr Frau Simonis SPD 580 B, C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 III ZusFr Schily GRÜNE 580 D ZusFr Dr. Sperling SPD 580 D ZusFr Broll CDU/CSU 581 B ZusFr Dr. Jannsen GRÜNE 581 B Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze im Bereich des Bundes MdlAnfr 73 03.06.83 Drs 10/106 Frau Steinhauer SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 581 C, 582A, B, C, D, 583A ZusFr Frau Steinhauer SPD 582 A, B ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 582 B ZusFr Frau Weyel SPD 582 C ZusFr Dr. Sperling SPD 582 D ZusFr Gerster (Mainz) CDU/CSU 583A Fehlende Bundesmittel für AB-Maßnahmen zur Förderung der Berufsausbildung benachteiligter Jugendlicher MdlAnfr 74, 75 03.06.83 Drs 10/106 Schemken CDU/CSU Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . 583 B, D, 584 B ZusFr Schemken CDU/CSU 583 C, D ZusFr Toetemeyer SPD 584A ZusFr Heyenn SPD 584 B Scheitern der Neuregelung der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Weigerung der Länder zur Mitfinanzierung MdlAnfr 77 03.06.83 Drs 10/106 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 584C, 585A, B, C, D ZusFr Kuhlwein SPD 584 D, 585A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . . 585 B ZusFr Frau Weyel SPD 585 C ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 585 C Erhöhung der Bundesmittel für das Benachteiligtenprogramm MdlAnfr 78, 79 03.06.83 Drs 10/106 Heyenn SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW . . . 585D, 586A ZusFr Heyenn SPD 586A Bemühungen um das Schicksal der in Argentinien verschwundenen Deutschen nach Vorliegen des „Abschlußberichts" der Militärregierung MdlAnfr 84, 85 03.06.83 Drs 10/106 Bindig SPD Antw StMin Möllemann AA 586 B, C ZusFr Bindig SPD 586 C Nächste Sitzung 625 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 627* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. Juni 1983 525 11. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 8. Sitzung, Seite 389 D, 12. Zeile von unten: Statt „Cronenberg" ist „Dr. Kronenberg" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein *** 10. 6. Dr. Ahrens ** 10. 6. Antretter ** 9. 6. Bahr *** 10. 6. Biehle *** 10. 6. Böhm (Melsungen) ** 10. 6. Büchner (Speyer) ** 10. 6. Dr. Dregger 10. 6. Dr. Ehmke (Ettlingen) 10. 6. Dr. Enders ** 9. 6. Engelsberger 10. 6. Francke (Hamburg) *** 10. 6. Gansel *** 10. 6. Gerstl (Passau) ** 9. 6. Glombig 10. 6. Grüner 9. 6. Dr. Haack 10. 6. Haase (Fürth) ** 9. 6. Dr. Hackel ** 9. 6. Frau Dr. Hamm-Brücher 10. 6. Handlos ** 9. 6. Hartmann ** 9. 6. Hauck 10. 6. Hauser (Krefeld) 10. 6. Dr. Holtz ** 9. 6. Horn *** 10. 6. Dr. Hupka *** 10. 6. Ibrügger *** 10. 6. Jäger (Wangen) ** 9. 6. Jansen 10. 6. Jungmann *** 10. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kittelmann ** 9. 6. Kolbow *** 10. 6. Kroll-Schlüter 10. 6. Frau Krone-Appuhn *** 10. 6. Dr. Lenz (Bergstraße) *** 10. 6. Lenzer ** 9. 6. Dr. Linde ** 9. 6. Lowack 10. 6. Lutz 10. 6. Dr. Marx *** 10. 6. Dr. Müller ** 10. 6. Petersen *** 10. 6. Reddemann ** 9. 6. Frau Reetz 10. 6. Rühe *** 10. 6. Sauer (Salzgitter) *** 10. 6. Saurin 10. 6. Schäfer (Mainz) *** 10. 6. Dr. Scheer ** 9. 6. Schmidt (Hamburg) 10. 6. Schmidt (München) ** 9. 6. Schmidt (Wattenscheid) 10. 6. Schmitz (Baesweiler) ** 9. 6. Schulte (Unna) ** 9. 6. Schwarz ** 9. 6. Dr. Schwenk (Stade) 10. 6. Sielaff 10. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 9. 6. Dr. Stavenhagen ** 9. 6. Dr. Unland * 10. 6. Vogt (Kaiserslautern) ** 9. 6. Voigt (Frankfurt) *** 10. 6. Voigt (Sonthofen) 10. 6. Vosen 9. 6. Dr. von Wartenberg *** 10. 6. Weiß *** 10. 6. Wilz 9. 6. Wimmer (Neuss) 10. 6. Würtz *** 10. 6. Wurbs 10. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Nein. Das tue ich deswegen nicht, weil der Produktionsindex im Februar schon nicht mehr angestiegen ist. Was den Januar betrifft, so haben Sie recht. Bezüglich des Dezembers haben Sie vor allem wegen der Auftragseingänge recht. Im Februar hat sich die Entwicklung abgeflacht. Wir haben dann sehr darauf gewartet, ob es wirklich ein nachhaltiges Loch geben würde, ob sich das durch die März-Zahlen erweisen würde. Dies war nicht der Fall. Wir müssen nun versuchen, zu analysieren, was die April-Entwicklung bedeutet. Aber ich sage



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    noch einmal, meine Damen und Herren: Wir können nach wie vor nicht mit absoluter Sicherheit sagen, wir hätten das Ziel der Klasse schon erreicht. Es bedarf noch weiterer nachhaltiger Anstrengungen, und dazu werde ich hier und heute etwas zu sagen haben.
    Es ist natürlich genauso wichtig — um zu der Defizit- und Zinsentwicklung in den Vereinigten Staaten zurückzukommen —, daß die Notenbank der USA, die „Federal Reserve", nicht auf geldpolitische Restriktion umschaltet, sondern daß der flexible und pragmatische Kurs beibehalten wird. Denn von der USA-Geld- und -Finanzpolitik hängt die Zinsentwicklung nicht nur in den USA, sondern in entscheidendem Maße auch bei uns ab. Wie eng der internationale Zinszusammenhang ist, hat sich im letzten Monat gezeigt, als nämlich dem Wiederanstieg der USA-Kapitalmarktzinsen im Mai die deutschen Wertpapierrenditen fast ohne zeitliche Verzögerung nachgefolgt sind.
    Aber, meine Damen und Herren und Herr Vogel, auch das muß gesehen werden: Wir sind von den US-Zinsen nicht völlig abhängig. Wie ein Kaninchen auf die Schlange starren und sich nicht rühren — das bringt überhaupt nichts. Je mehr wir uns selber anstrengen, je besser unsere Rahmenbedingungen sind, desto größer kann der Abstand zu den Zinsen in den Vereinigten Staaten sein. Das ist eben unser Teil, unsere Hauptaufgabe, unsere Anstrengung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, trotz all dieser Risiken hat die deutsche Wirtschaft wieder Vertrauen und Zuversicht gewonnen. Dieses Vertrauen ist die eigentliche Basis für den in Gang gekommenen Erholungsprozeß. Niemand von uns will die Probleme, mit denen wir es zu tun haben, etwa herunterspielen. Aber wir sollten aufhören, immer wieder, wie es die Opposition oder jedenfalls Teile von ihr tun, pessimistische Zukunftsperspektiven an die Wand zu malen, die sich schließlich selber verwirklichen.
    Die entscheidende wirtschafts- und sozialpolitische Aufgabe der 80er Jahre ist der nachhaltige Abbau der Arbeitslosigkeit. Diese Aufgabe ist von beachtlicher Dimension. Selbst dann, wenn die Kapazitäten wieder voll ausgelastet wären, würden noch lange nicht alle jetzt Arbeitslosen wieder in Lohn und Brot stehen können. Der Sachverständigenrat stellt dazu in seinem letzten Jahresgutachten fest — ich zitiere —:
    Für weit mehr als 1 Million Arbeitslose gäbe es auch dann keine Arbeitsplätze, wenn die Absatzmöglichkeiten der Wirtschaft wieder normal wären.
    Hinzu kommt, daß in den 80er Jahren die Zahl der Erwerbspersonen auf Grund der absehbaren Bevölkerungsentwicklung noch bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich um über 700 000 steigen wird.
    Nach einer Modellrechnung, die in einer Unterabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums angestellt worden ist und die wie alle Modellrechnungen mit beträchtlichen Unsicherheiten behaftet ist und die deshalb mit sehr vorsichtigen Annahmen arbeitet, dürfte die Schwelle für ein beschäftigungswirksames Wirtschaftswachstum aus heutiger Sicht zwischen 2 und 3 % liegen. Solche Rechnungen sind nichts Neues. Sie sind seit längerem bekannt. Auch andere Institutionen haben derartige Überlegungen angestellt und kamen zu ähnlichen Ergebnissen.
    Ich halte solche Überlegungen für sehr wichtig, weil sie helfen, die Probleme in ihrer mittelfristigen Dimension darzustellen und die Weichen richtig zu stellen. Solches Nachdenken ist dem Wirtschaftsministerium nicht nur erlaubt, sondern nach meiner Auffassung unsere Pflicht. Aber ich warne davor, solche internen Rechnungen als Wirklichkeit der Zukunft anzusehen. Wir haben diese Rechnung auch nicht zur Meinung des Bundeswirtschaftsministeriums gemacht. Aber die Rechnungen sind nützlich, weil sie uns zeigen, wo und wie wir ansetzen müssen, damit sie nicht Wirklichkeit werden.
    Die Konsequenzen, die wir aus den vorliegenden Rechnungen zu ziehen haben, sind eindeutig. Wir brauchen eine deutliche Beschleunigung unseres Wachstums. Aber das kann man nicht anordnen. Ein solches Wachstum ist dauerhaft nur zu erreiche, wenn die Nettoinvestitionen, die inzwischen auf das Niveau der Mitte der 60er Jahre zurückgefallen sind, wieder kräftig steigen.
    Wie die Bundesbank zu Recht betont, stellt sich das Problem der zu geringen Kapitalbildung um so schärfer, als in den zurückliegenden Jahren die ökonomische Effizenz des vorhandenen Kapitalstocks gemindert worden ist. Was heißt das? Das heißt: es ist unklar, ob überhaupt alle heute unbeschäftigten Kapazitäten in der Praxis wieder rentabel zu beschäftigen sein werden, etwa weil sie zu energieintensiv sind oder weil sie für Produktionen vorgesehen sind, die heute billiger aus den Schwellen- oder Entwicklungsländern importiert werden können. Markante Beispiele sind der Stahlbereich und die Werftindustrie.
    Ich bin vor einigen Tagen in Saudi-Arabien gewesen. Ich habe mir in Jubayl am Arabischen Golf das derzeit in der Welt wohl größte industrielle Bauvorhaben angesehen. Dort werden enorme Kapazitäten aufgebaut, vor allem für die Rohöl- und für die Gas-Weiterverarbeitung. Es wurde uns drastisch vor Augen geführt, welche Anpassungsprozesse bei uns noch erforderlich sind, um mit solchen Unternehmen zu konkurrieren, die — wie in diesem Fall — mit ganz extrem niedrigen Energiekosten arbeiten können.
    Ich will in diesem Zusammenhang hinzufügen, daß die Sitzung der deutsch-saudischen Wirtschaftskommission am vergangenen Wochenende in Riad einen ganz außerordentlich erfreulichen Verlauf genommen hat und daß sich hier die Früchte jahrelanger Zusammenarbeit auf sehr positive Weise gezeigt haben. Saudi-Arabien ist 1982 mit einem Handelsvolumen von 19 Milliarden DM unser größter arabischer Kunde gewesen und unser größter außereuropäischer Kunde nach den Vereinigten Staaten. Ich habe die Gelegenheit benutzt, nicht nur über Wirtschafts- und Handelspolitik zu



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    sprechen, sondern, wie ich das schon im Dezember gegenüber der Regierung von Kuwait getan habe, deutlich zu machen — und zwar jetzt auf der Grundlage der Regierungserklärung vom 4. Mai —, deutlich zu machen in Gesprächen mit dem König und dem Außenminister, daß wir die Nahostpolitik der Bundesrepublik Deutschland und insbesondere die Betonung der freundschaftlichen Beziehungen zu Saudi-Arabien fortsetzen werden.
    Unsere industriellen Anlagen sind vielfach aber nicht nur zu energieintensiv oder produzieren schlichtweg zu teuer, sie sind heute auch älter noch als z. B. vor zehn Jahren. Der rapide technische Fortschritt, der Einsatz von Mikroelektronik und Industrierobotern machen aber gerade die Verjüngung unserer Anlagen erforderlich, wenn unsere Wirtschaft leistungs- und wettbewerbsfähig bleiben soll. Bei manchem hier bei uns herrscht die Ansicht vor, daß es keine Aussichten auf die notwendige deutliche Hebung des Wachstums und der Investitionen gebe. Grenzen des Wachstums, allgemeine Sättigungserscheinungen, mitunter sogar die These einer langanhaltenden Stagnation werden ins Feld geführt — alles Argumente, die zum Teil eine jahrhundertalte Tradition haben, aber dadurch keineswegs richtiger werden.

    (Beifall bei der FDP)

    In der Mechanik dieser volkswirtschaftlichen Beobachter bedeuten hohe gesamtwirtschaftliche Produktivität, Rationalisierung und technischer Fortschritt konsequenterweise auch weniger Arbeitsplätze. Diese Rechnung ist falsch. Sie verkennt die Kausalität zwischen Produktivität und Wachstum. Es ist zwar richtig, daß die rechnerische Produktivität in Phasen der Stagnation der Wirtschaft steigt. Denn es werden ja zuerst die wenig oder gar nicht produktiven Kapazitäten und Arbeitsplätze abgebaut. In einer solchen Situation ist der Produktivitätsanstieg dann allerdings die Folge und nicht die Ursache der Arbeitslosigkeit. Es trifft in der Regel auch zu, daß auf Grund kurzfristiger Produktivitätssteigerungen in der konjunkturellen Erholungsphase der Abbau der Arbeitslosigkeit dem Produktionsanstieg hinterherhinkt. Aber gerade durch die sinkenden Kosten einer besseren Auslastung der Anlagen oder eines produktiveren Einsatzes der Arbeitskräfte erhält der Aufschwung Kraft und wird das Fundament für einen nachhaltigen Aufschwung gelegt. Unter mittelfristiger Perspektive stehen hohe Produktivität, hohes Wachstum und hohe Beschäftigung erst recht nicht in Widerspruch zueinander, sie bedingen sich sogar.
    Produktivitätsfortschritt, so sagt der Sachverständigenrat im letzten Jahresgutachten, ist nicht etwas Gefährliches, sondern es ist der Ertrag der Anstrengungen und Einfälle, etwas besser zu machen als bisher.


Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Bundesminister, der Abgeordnete Stratmann würde gerne eine Zwischenfrage stellen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Einen Augenblick noch bitte, gleich. — Die
    Unterdrückung des Bemühens, besser und billiger zu sein, als der andere — ich weiß übrigens gar nicht, wie dies in einer freiheitlichen Gesellschaft durchgesetzt werden sollte —, würde unweigerlich bedeuten, nicht nur die Produktivität zu drücken, sondern auch die Dynamik der Wirtschaft selbst. Die Konsequenz wäre ein Verlust an Wachstum, ein Verlust an Einkommen, ein Verlust an Arbeitsplätzen. Die Erfahrungen der Vergangenheit belegen diese Zusammenhänge.
    Hohe Produktivitätsfortschritte waren immer ein Indiz für die Lebendigkeit und Anpassungsbereitschaft einer Volkswirtschaft und die Umsetzung von Wachstumschancen in mehr Produktion und in mehr Wohlstand.

    (Matthöfer [SPD]: Wer bezweifelt das alles, Herr Graf Lambsdorff?)

    — Das ist eine gute Zwischenfrage, Herr Kollege Matthöfer. Dies alles sehen die Wachstumsskeptiker nicht. Die Rechnung, die Herr Vogel aufgemacht hat — ich zitiere —: „Hoher technischer Fortschritt durch Mikroelektronik und niedriges Wachstum durch knappe Rohstoff- und Umweltgüter gleich langfristige Massenarbeitslosigkeit" ist falsch, Herr Matthöfer. Sie ist falsch, Herr Lahnstein. Ich bin deswegen nicht einverstanden mit den Folgerungen, die Sie und Ihre Parteifreunde ziehen. Nach diesem meiner Auffassung nach mechanistischen Kalkül müßte der technische Fortschritt aufgehalten und die verfügbare Arbeit neu verteilt, d. h. die Arbeitszeit forciert verkürzt werden. — Sie schütteln den Kopf, Herr Lahnstein. Ich nehme Sie für diese fehlerhaften theoretischen Ansätze nicht in Anspruch. Ich möchte das ausdrücklich sagen. Aber es sind nicht so schrecklich viele bei Ihnen.

    (Beifall bei der FDP)