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ID1000837300

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    Plenarprotokoll 10/8 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 8. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Republik Burundi, Prof. Dr. Emile Mworoha, und einer Delegation 315A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Gerstl 315B Wahl der Abg. Dr. Althammer und Rapp (Göppingen) zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . 315 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 315B Erweiterung der Tagesordnung 315 C Antrag der Fraktion der SPD betr. Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Lahnstein SPD 315D Dr. Schäuble CDU/CSU 316C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN Bericht der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/51 — Wissmann CDU/CSU 317 B Schröder (Hannover) SPD 320 C Eimer (Fürth) FDP 323D Kleinert (Marburg) GRÜNE 325D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 327 D Frau Terborg SPD 330A Neuhausen FDP 334 C Burgmann GRÜNE 336 D Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 339A Weisskirchen (Wiesloch) SPD 345 A Breuer CDU/CSU 348 C Dr. Vogel SPD 350 C Mischnick FDP 353 B Frau Karwatzki CDU/CSU 354 D Vizepräsident Westphal 357 B Wahl der Wahlmänner gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/66 — in Verbindung mit Wahl der Mitglieder des Richterwahlausschusses gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes — Drucksache 10/70 — 376A Ergebnis der Wahl 389 C Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Ausschusses nach Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) — Drucksache 10/71 — 376 D Festlegung der Zahl und Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission — Drucksachen 10/68, 10/72, 10/73, 10/90 — Jahn (Marburg) SPD 377 B Seiters CDU/CSU 378 C Fischer (Frankfurt) GRÜNE 379 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Wolfgramm (Göttingen) FDP 379 D Ergebnis der Wahl 390 B Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung — Drucksache 10/74 — 381 C Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt — Drucksache 10/75 — 381 C Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost — Drucksachen 10/54, 10/76 — 381 D Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/77 — 382A Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/78 — 382 A Beratung des Agrarberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksachen 9/2402, 9/2403 — Kiechle, Bundesminister BML 382 B Müller (Schweinfurt) SPD 390 B Susset CDU/CSU 394 C Paintner FDP 399 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 402 C Oostergetelo SPD 406 C Brunner CDU/CSU 411 C Borchert CDU/CSU 413 C Frau Blunck SPD 415 D Eigen CDU/CSU 419A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/34 — Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/33 — Dr. Spöri SPD 422 B Schily GRÜNE 424 C, 433 D Dr. Langner CDU/CSU 426 D Schröder (Hannover) SPD 429 D Beckmann FDP 432 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung — Drucksache 10/40 — 434 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zusatzübereinkommen vom 8. Oktober 1982 zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit — Drucksache 10/41 — 434 C Fragestunde — Drucksache 10/55 — Verbot des Verkaufs von Kunden-Computerdaten großer Versandhäuser MdlAnfr 36, 37 13.05.83 Drs 10/55 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . . 357 D, 358 A, B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 357 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 358A Teilnahme des türkischen Filmregisseurs Yilmaz Güney an der Vorführung seines Filmes „Yol" ohne Gefahr einer Verhaftung durch deutsche Behörden MdlAnfr 38, 39 13.05.83 Drs 10/55 Schneider (Berlin) GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . 358 B, C, D, 359A ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE 358 C, D, 359A ZusFr Reents GRÜNE 358 D Umweltbelastende Auswirkungenn der Ölkatastrophe im Persischen Golf für die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 4, 5 13.05.83 Drs 10/55 Repnik CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 359 B, C, D, 360A, B ZusFr Repnik CDU/CSU 359C, 360 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 359C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 360 B Erteilung von Visa für ehemalige DDR-Bewohner durch amerikanische Konsulate MdlAnfr 8 13.05.83 Drs 10/55 Frau Blunck SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 360 C, D, 361A ZusFr Frau Blunck SPD 360 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 361A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 361A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 III Verhaftung von Volksdeutschen in der Sowjetunion im Zusammenhang mit Ausreisebegehren seit 1978 MdlAnfr 9 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 361 B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 361 C, D Verurteilung des Studenten Thomas Reinl in der Türkei wegen Besitzes eines als antik deklarierten Steins MdlAnfr 10, 11 13.05.83 Drs 10/55 Lowack CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . . . . 362 A, B, C, 363 A, B, C, D, 364A ZusFr Lowack CDU/CSU 362A, 363C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 362C, 363D ZusFr Catenhusen SPD 362C, 364 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 362 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 363 A Fortsetzung der deutschen Entwicklungshilfe für Simbabwe angesichts der Menschenrechtsverletzungen MdlAnfr 12, 13 13.05.83 Drs 10/55 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 364 B, D, 365 A, B, C ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 364 C, D, 365 B ZusFr Verheugen SPD 365 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 365 A Bemühungen westlicher Staaten um die Unabhängigkeit Namibias; Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu schwarz-afrikanischen Staaten MdlAnfr 14, 15 13.05.83 Drs 10/55 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw StMin Möllemann AA 365 C, D, 366 A, B, C, D, 367 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 365D, 366 A, 367 C, D ZusFr Verheugen SPD 366A, 367 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 366 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 366 B ZusFr Rossmanith CDU/CSU 366 C ZusFr Buschfort SPD 366 D ZusFr Toetemeyer SPD 367 A Schutz deutscher Entwicklungshelfer, insbesondere in Nicaragua MdlAnfr 16, 17 13.05.83 Drs 10/55 Immer (Altenkirchen) SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 368A, B, C, D, 369 A, B, C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 368 A, B, 369B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 368 B ZusFr Repnik CDU/CSU 368 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 369A ZusFr Catenhusen SPD 369 C ZusFr Burgmann GRÜNE 369 D Aufruf zum Sturz der Regierung von Nicaragua durch die „Fuerza Democratica Nicaraguense" in Bonn angesichts des Mordes an Albrecht Pflaum MdlAnfr 18 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 370 A, B, C ZusFr Schwenninger GRÜNE 370 B ZusFr Catenhusen SPD 370 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 370C ZusFr Lambinus SPD 370 D Absprache über die Fortsetzung deutscher Entwicklungshilfe für Nicaragua mit den USA MdlAnfr 19 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA . . . . 371 A, B,C, D ZusFr Frau Gottwald GRÜNE 371 A, B ZusFr Catenhusen SPD 371 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 371C Rechte der USA auf Grund des Regierungsabkommens vom 15. April 1982 betr. „Wartime Host Nation Support" MdlAnfr 20 13.05.83 Drs 10/55 Reents GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 372 A, B,C ZusFr Reents GRÜNE 372A, C Wirtschaftslage der Kartoffelbrennereigenosssenschaften in den strukturschwachen Gebieten angesichts der Brennrechtskürzung MdlAnfr 40, 41 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 372D, 373 B,C, D, 374 A ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . . . 372D, 373 B,C ZusFr Ertl FDP 373 D Beschäftigungsprogramm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Umweltschutz-, Verkehrs- und Forschungspolitik für 1983 MdlAnfr 42 13.05.83 Drs 10/55 Becker (Nienberge) SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 374 A, B, C, D, 375 A, B, C, D, 376 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 374 B ZusFr Matthöfer SPD 374 B ZusFr Roth SPD 374 C ZusFr Dreßler SPD 374 C ZusFr Lutz SPD 374 D ZusFr Catenhusen SPD 375A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 375 B ZusFr Urbaniak SPD 375C ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . 375D ZusFr Lahnstein SPD 375 D Nächste Sitzung 434 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 434 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 315 8. Sitzung Bonn, den 19. Mai 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 20. 5. Böhm (Melsungen) ** 19. 5. Brandt 20. 5. Engelsberger 20. 5. Ganz (St. Wendel) 20. 5. Glotz 19. 5. Jansen 20. 5. Jung (Lörrach) 19. 5. Dr. Mertes (Gerolstein) 20. 5. Dr. Müller * 20. 5. Nelle 20. 5. Sander 20. 5. Schwarz 20. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 19. 5. Voigt (Sonthofen) 20. 5. Wimmer (Neuss) 20. 5. Wischnewski 20. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dieter Spöri


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die nach dem Antrag der SPD-Bundestagsfraktion zu untersuchenden Steuerbegünstigungen der Flick-Gruppe haben in der Öffentlichkeit, aber auch hier im Deutschen Bundestag zu jahrelangen intensiven Diskussionen und auch zu kritischen Fragen geführt. Das lag aus unserer Erfahrung daran, daß es sich erstens hier wohl um die größte Steuersubvention in der deutschen Wirtschaftsgeschichte überhaupt an eine einzelne Firma gehandelt hat, daß zweitens die wirtschafts- und die finanzpolitischen Meinungsunterschiede über diese Großsubvention kraß auseinandergegangen sind und daß dann drittens noch die Diskussion und der Meinungsstreit über die besondere volkswirtschaftliche Förderungswürdigkeit verschiedener Projekte der Flick-Gruppe in eine Zeit gefallen sind, die zunehmend durch Sparparolen geprägt war.
    Insofern war angesichts dieses Kontrasts die zunehmende Lautstärke dieses zunächst finanzpolitischen, rein fachpolitischen Meinungsstreits eigentlich nicht verwunderlich und aus meiner Sicht erwartbar. Dieser anfangs rein finanzpolitische Meinungsstreit wurde im eigentlichen Sinne des Wortes erst zur Flick-Affäre, als die Einleitung von Ermittlungsverfahren und die sich darum rankende Berichterstattung in den Medien ernsthaft die Frage finanzieller Einflußpraktiken auf diese Subventionsentscheidungen gestellt haben.
    Meine Damen und Herren, es handelt sich hier um eine Frage, die an die Grundsubstanz unserer Demokratie rührt. Sie muß in diesem Parlament geklärt werden.

    (Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

    Von Affäre muß leider schon heute deshalb gesprochen werden, weil allein schon die undementierten Teile dieser Zusammenhänge einen unübersehbaren Vertrauensschaden in der Öffentlichkeit angerichtet haben, und dies unabhängig von der Frage, ob im einzelnen Rechtsbrüche vorliegen oder nicht.
    Wir sollten jetzt in dieser Debatte nicht etwa versuchen, die Ergebnisse des von uns beantragten Untersuchungsausschusses zu präjudizieren. Wir sollten uns aber allesamt hier in diesem Parlament keinen Illusionen hingeben: Allein dieser undementierte Teil des hier zutage getretenen Geflechts zwischen einem Großkonzern als Subventionsempfänger auf der einen Seite und dem politischen Raum auf der anderen Seite hat zu ungeheuer viel Mißtrauen in die Unabhängigkeit der Politik von der Wirtschaft geführt.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Wirkungen werden uns unabhängig von den ausstehenden rechtlichen Klärungen politisch noch lange beschäftigen und unsere Arbeit belasten.
    Wenn wir den Vertrauensschaden, der sich hier abzeichnet, in Grenzen halten wollen, muß dieser Deutsche Bundestag alles unterstützen und alles tun, was in dieser Frage eventuell gesetzwidriger Einflußpraktiken oder aber auch nach unserem Demokratieverständnis anstößiger Einflußpraktiken Klärung bringen kann.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir müssen hier an Aufklärung alles unterstützen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, wo das im einzelnen verschiedenen hier vertretenen politischen Richtungen Schmerzen bereiten mag.
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat ihre Bereitschaft zur Transparenz in dieser Frage durch den vorliegenden Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses unterstrichen. Sinn dieses Ausschusses ist nicht etwa eine Konkurrenzveranstaltung zu den laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Meine Damen und Herren, wir würden es übrigens sehr begrüßen, wenn diese Ermittlungen bald zum Abschluß gebracht werden könnten, und werden deshalb streng darauf achten, daß durch den Untersuchungsausschuß die staatsanwaltschaftlichen Aktivitäten nicht beeinträchtigt werden.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Das Untersuchungsziel dieses Ausschusses geht über den rein justitiablen Teil der Zusammenhänge hinaus. Über die Frage hinaus, ob tatsächlich Gesetzesverstöße vorliegen, soll nämlich geklärt werden, ob und inwieweit die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Macht eines großen Subventionsempfängers über die in einer parlamentarischen Demokratie



    Dr. Spöri
    vertretbare Interessenwahrnehmung hinausreichen.
    Meine Damen und Herren, wir sollten uns an Hand dieses spektakulären Falles einmal klarmachen, ob es überhaupt und auf welchen Ebenen tatsächlich möglich sein kann, daß ein großer Konzern den Staat unter Einsatz finanzieller Mittel auf sein spezifisches Unternehmensinteresse programmieren kann.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Hier muß im Interesse der politischen Kultur unseres Landes Klarheit geschaffen werden. Diejenigen, die politische Macht nur einmal in vier Jahren bundespolitisch mit ihrer Stimmabgabe ausüben und die von Steuervorteilen à la Flick eigentlich nur träumen können, ja, deren Alltag durch Hiobsbotschaften wie BAföG-Streichung oder Kostenbeteiligung bei Krankenhausaufenthalt oder Verschiebung der Rentenanpassung geprägt ist,

    (Eigen [CDU/CSU]: Wer stellte eigentlich zu der Zeit den Finanzminister?)

    haben ein Recht darauf, daß diese Einflußzone durchleuchtet wird und daß anschließend aus nachgewiesenen Fehlentwicklungen auch Konsequenzen gezogen werden, und zwar ohne Rücksicht auf Institutionen und Personen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieser Untersuchungsausschuß muß aber auch der wichtigen Frage nachgehen, ob nach den Erfahrungen bei der Entscheidung über diese Steuerbegünstigung die finanz- und die haushaltspolitischen Kontrollmöglichkeiten des Bundestages durch die gültigen gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht zu sehr eingeengt sind. Es ist sogar zu fragen, ob diese Ausschaltung des Parlaments bei den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen — § 6 b Einkommensteuergesetz — und die gleichzeitige Beschneidung des parlamentarischen Fragerechts über ein überzogen ausgestaltetes Steuergeheimnis nicht die Gefahr, ja die Wahrscheinlichkeit massiver Einflußversuche auf die Unabhängigkeit von politischen Entscheidungen geradezu provozieren müssen.
    Die praktischen Auswirkungen einer steuerlichen Spezialbestimmung in Form enormer Steuervorteile — für einen großen Konzern zirka 800 Millionen DM — werden den Untersuchungsausschuß aber vor allen Dingen mit dem Problem konfrontieren, ob nicht das wichtigste Kontrollrecht dieses Parlaments, die Kontrolle haushaltsrelevanter Entscheidungen der Regierung, hier unerträglich durchlöchert wird. Wenn durch eine steuerliche Spezialvollmacht die Regierung ohne Beteiligung des Parlaments, nicht einmal des Haushaltsausschusses, j a ohne Informationsrecht der Parlamentarier in der Substanz, wenn sie Auskünfte haben wollen,

    (Eigen [CDU/CSU]: Wer war denn Finanzminister?)

    theoretisch unbegrenzt über Milliarden D-Mark an Subventionen entscheiden kann, so ist das nicht mehr mit dem Königsrecht des Parlaments, der effektiven Haushaltskontrolle, zu vereinbaren, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

    Wenn ich hier auf Zwischenrufe eingehen darf: Herr Eigen, ich darf Ihnen nur sagen, daß diese Aussage überhaupt nicht parteibezogen ist, sondern daß mit dieser Aussage ein Grundproblem der steuerpolitischen Gesetzgebung angesprochen ist.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, ein wichtiger Untersuchungsgegenstand ist auch die Frage, ob nicht' inzwischen Zweifel an wichtigen Angaben des begünstigten Flick-Konzerns voll berechtigt sind.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Das Bundeswirtschaftsministerium hat mir auf Anfrage hin mitgeteilt, daß dort in einem Verwaltungsverfahren seit Dezember letzten Jahres geprüft wird, ob die Begünstigungen im Fall der Anlage des Flick-Konzerns in dem amerikanischen Mischkonzern Grace nicht deshalb gestrichen werden müssen, weil die damaligen Angaben zu angeblichen Kooperationsprojekten mit amerikanischen Firmen überhaupt nicht realisiert worden sind.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    Immerhin müßte bei einer Rückgängigmachung dieser Begünstigung von zirka 400 Millionen DM annähernd die Hälfte der umstrittenen Steuerersparnisse zurückgezahlt werden. Das wäre immerhin schon etwas.
    Den in unserem Antrag vorgegebenen Untersuchungszielen kann nur dann mit einer ausreichenden Chance auf Klärung nachgegangen werden — das ist der wichtigste Punkt für die Arbeitsmöglichkeiten dieses Ausschusses —, wenn dem Kontrollrecht des Parlaments in Form des Instruments „Untersuchungsausschuß" nach Art. 44 des Grundgesetzes Vorrang vor dem Steuergeheimnis eingeräumt wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Dieser Ausschuß würde zur Farce, wenn jede konkrete Auskunft zu den wichtigsten Fragenkomplexen, die hier angesprochen sind, von vornherein mit dem Hinweis auf das Steuergeheimnis verbaut wird.
    Ich möchte hier daher für meine Fraktion vorsorglich darauf hinweisen, daß die Einsetzung dieses Untersuchungsausschusses keiner Beschränkung durch das Steuergeheimnis unterliegen kann. Nachdem in der Vergangenheit von interessierter Seite aus immer wieder versucht worden ist, dem Steuergeheimnis den Rang eines ungeschriebenen Verfassungsrecht einzuräumen, hat dankenswerterweise Professor Rupert Scholz, wie Sie wissen, kein SPD-Mitglied, sondern CDU-Mitglied, wir kennen ihn alle

    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)




    Dr. Spöri
    — dann muß ich mich für diese Aussage entschuldigen —,

    (Heiterkeit bei der SPD)

    klargestellt, daß die Untersuchungsausschüsse ihre Schranken erst an der Verfassung selbst haben können. Die Exekutive ist danach verpflichtet, dem Aufklärungsverlangen parlamentarischer Untersuchungsausschüsse Folge zu leisten. Meine Fraktion geht davon aus, daß sich die Bundesregierung an diesem Grundsatz orientiert. Ich gehe auch davon aus, daß in dieser entscheidenden Frage zwischen den Fraktionen Konsens besteht, was den Untersuchungsausschuß anlangt.
    Meine Damen und Herren, eine den Untersuchungsausschuß in zentralen Fragen blockierende Handhabung des Steuergeheimnisses würde mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht führen. Wir könnten es nicht akzeptieren, wenn das Steuergeheimnis in diesem Fall als unantastbarer denn heilige Kühe in Indien behandelt wird.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Nachdem bereits die Staatsanwaltschaft ermittelt, kann es einem Parlament über das Steuergeheimnis wohl nicht verwehrt werden, zu untersuchen, ob es bei Anwendung der von ihm selbst verabschiedeten Gesetze mit rechten Dingen zugegangen ist oder ob hier etwa unter dem Einsatz wirtschaftlicher Macht nachgeholfen worden ist.
    Der von uns eingebrachte Antrag gibt einen breit detaillierten Fragenkatalog vor, der in der praktischen Ausschußarbeit durch Beweisanträge noch weiter aufgefächert wird. Wir wollen über diesen Ausschuß Transparenz über die wichtigsten Zusammenhänge der Flick-Affäre bekommen. Das allein wird eine höchst zeitaufwendige Angelegenheit sein. Deshalb hält es meine Fraktion nicht für sinnvoll, über den Flick-Komplex hinaus andere, zum Teil bei der Staatsanwaltschaft anhängige Vorgänge, mit denen wir uns in der Diskussion im Zusammenhang mit der Parteienfinanzierung und mit dem Gutachten zur Parteienfinanzierung sicher noch beschäftigen müssen, jetzt in diesen Ausschuß hineinzupacken. Damit würde der Ausschuß auf absehbare Zeit als unübersichtliche und damit ergebnislose Veranstaltung überfrachtet. Inzwischen gibt es in diesem Punkt erfreulicherweise ja wohl auch Einvernehmen.
    Dieser Untersuchungsausschuß beleuchtet Zusammenhänge, durch die das Grundverständnis unserer Demokratie in Zweifel gezogen wird. Es kann deshalb bei diesem Ausschuß nicht um billige wechselseitige Parteipolitik gehen. Es kann deshalb nicht um Häme und Schadenfreude gehen. Dazu ist der Untersuchungsgegenstand viel zu ernst.
    Da und dort mag auch der Gedanke aufkommen, warum diese unattraktive, j a für unsere Demokratie geradezu traumatische Affäre, die ja schon die Staatsanwaltschaft intensiv beschäftigt, jetzt noch zusätzlich in das grelle Rampenlicht, in das Scheinwerferlicht eines Untersuchungsausschusses gezerrt werden soll. Meine Damen und Herren, man kann nicht genug betonen, daß es geradezu die
    Stärke unseres parlamentarischen Systems ausmacht, wenn es in einem solchen Fall selbst unter Schmerzen einen aktiven und weitergehenden Beitrag zur Aufklärung leisten will. Die Demokratie wird durch einen arbeitsfähigen Untersuchungsausschuß in dieser Angelegenheit per Saldo nicht verlieren, sondern nach meiner festen Überzeugung gewinnen. Der Parlamentarismus in der Bundesrepublik kann hier seine Fähigkeit und Bereitschaft zur Transparenz zeigen. Das ist bei allem schon eingetretenen Schaden eine Chance. An der Wahrnehmung dieser Chance wird sich die sozialdemokratische Bundestagsfraktion aufrichtig, aktiv und konstruktiv beteiligen. — Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Schily.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Otto Schily


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Januar dieses Jahres hat die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" — ein bürgerliches Blatt, wie man sagen darf — folgendes geschrieben:
    Was da zutage kommt, wirkt mit seinen widerwärtigen Details über schwarze Kassen in Millionenhöhe, Zuwendungen in Kuverts, Durchstechereien und unverhohlenen politischen Ansinnen wie eine Horrorgeschichte über die Abgründe des Kapitalismus. Es zeigen, weil rundum betroffen, alle Parteien nur einen schwachen Impuls, sich mit dem Skandal zu beschäftigen.

    (Zurufe von der SPD: Außer den GRÜNEN!)

    Nichts dagegen, daß die Staatsanwaltschaft in Ruhe zu Ende ermittelt. Das kann der Sache nur nützen. Aber dann sollte in dieses Dunkel viel Licht gebracht werden, nicht zuletzt aus sozialhygienischen Gründen.
    So die „Frankfurter Allgemeine Zeitung".
    Ein vom Bundestag einzusetzender Untersuchungsausschuß könnte und sollte ein Instrument sein, um die rückhaltslose Aufklärung der Geschehnisse unter politischen Vorzeichen zu erreichen. Eine Ausleuchtung der Szene von wuchernden Verflechtungen zwischen Kapitaleignern und einer bestimmten Sorte von Politikern

    (Zuruf von der FDP: Eine „Sorte"? Was ist denn eine „Sorte"?)

    wird aber nicht gelingen, wenn der Untersuchungsausschuß nur mit einem Taschenlämpchen statt mit lichtstarken Scheinwerfern ausgerüstet wird.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Möller [CDU/CSU]: Jetzt kommt das große Licht Schily!)

    Das Bundesverfassungsgericht hat in einer Entscheidung vom 2. August 1978 mit Recht darauf hingewiesen, daß das Ausschußverfahren seinen Sinn verlieren kann, wenn der Ausschuß den zu überprüfenden Sachverhalt von vornherein nur unter einem eingeengten Blickwinkel untersucht und damit dem Parlament und auch der Öffentlichkeit allen-



    Schily
    falls eine verzerrte Darstellung vermitteln kann. Nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts muß auch ein höherer Zeitaufwand der Ausschußarbeit in Kauf genommen werden, wenn dieser nötig ist, um ein umfassendes und wirklichkeitsgetreues Bild der aufzukärenden Mißstände zu vermitteln.
    Der SPD-Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, der für sich begrüßenswert ist und der zum Teil mit unserem Antrag identisch ist, krankt aber daran, daß er die Untersuchungen auf das Verhalten des Flick-Konzerns und seiner Beauftragten beschränken will. Damit würde aber ein wesentlicher Fragenkomplex ausgeklammert, der das Verhalten der betroffenen Parteien selbst zum Gegenstand hat. Der Antrag der SPD beschäftigt sich im wesentlichen mit den Entscheidungsvorgängen im Zusammenhang mit den Steuergeschenken an den Flick-Konzern, während die Frage, ob sich die betroffenen Parteien Spenden auf unlautere und ungesetzliche Weise verschafft haben und ob sie ihren Verpflichtungen — darauf legen wir besonderen Wert — zur Rechenschaftslegung über die Herkunft von Spenden nachgekommen sind, ausgeklammert wird.
    Die von der SPD-Fraktion vorgenommene Beschränkung des Untersuchungsgegenstandes ist um so fataler, als die Staatsanwaltschaft nicht für die Prüfung zuständig ist, ob die Parteien ihre Verpflichtung zur Rechenschaftslegung hinsichtlich der Herkunft ihrer Finanzmittel erfüllt haben oder nicht.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Übernehmen Sie sich nicht!)

    Die Öffentlichkeit hat aber Anspruch darauf, in allen Einzelheiten zu erfahren, ob sich die Parteien und die Parlamentsabgeordneten an die ihnen durch Verfassung und Gesetz auferlegten Pflichten halten.

    (Dr. George [CDU/CSU]: Das gilt auch für die GRÜNEN!)

    Das an die Parteien gerichtete Gebot, über die Herkunft ihrer Mittel öffentlich Rechenschaft zu geben, findet sich in Art. 21 Abs. 1 Satz 4 des Grundgesetzes; das Gebot hat somit Verfassungsrang. Es ist in § 25 des Parteiengesetzes bekanntlich in der Weise konkretisiert, daß Spender, deren Zuwendungen in einem Kalenderjahr 20 000 DM im Gesamtwert übersteigen, in dem jährlichen Rechenschaftsbericht namentlich aufgeführt werden müssen.
    Es muß als ein äußerst schwerwiegender Verfassungsbruch bezeichnet werden, wenn gegen dieses Verfassungsgebot über Jahre und Jahrzehnte hinweg verstoßen wurde. Dafür gibt es eine Vielzahl von Anzeichen. Ich erinnere nur daran, daß in einer Schutzschrift des Verteidigers einer der in den staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren Beschuldigten wörtlich ausgeführt wird:
    Es ist für einen Schatzmeister einer Partei üblich, der Bitte, den Spender ungenannt zu lassen, zu entsprechen.
    Was da mit schlichten Worten eingestanden wird, ist nichts anderes als die Üblichkeit des Verfassungsbruchs. Wir wissen inzwischen auch, daß der Flick-Konzern die Parteien, die ihm wohlgesonnen sind oder denen er Sympathie entgegenbringt, mit beträchtlichen Geldern ausgestattet hat. Allein die CSU soll in den Jahren 1975 bis 1979 1 Million DM Flick-Spenden vereinnahmt haben.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Ist das wahr?)

    Der Bundeskanzler selbst soll sich bei der Entgegennahme von Flick-Spenden nicht spröde gezeigt haben. Nun schauen Sie aber einmal in den Rechenschaftsberichten der betroffenen Parteien nach. Sie werden sie ja vielleicht kennen. Sie werden nirgends den Namen Flick finden. Oder will jemand behaupten, daß Flick die betroffenen Parteien nur mit Summen bis zu 20 000 DM jährlich bedient hat? 20 000 DM, das sind für diesen Verein offenkundig doch nur Trinkgelder, mit denen sich kein Staat machen bzw. aushalten läßt.
    Die herausragende Bedeutung des Verfassungsgebots in Art. 21 Abs. 1 Satz 4 des Grundgesetzes, das den Parteien auferlegt, über die Herkunft ihrer Finanzmittel öffentlich Rechenschaft abzulegen, hat das Bundesverfassungsgericht in ständiger Rechtsprechung wie folgt — ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten aus den Urteilen vom 19. Juli 1966 und 24. Juli 1979 zitieren — sehr eindringlich beschrieben:
    Der Verfassungsgeber hat mit dem Gebot der Rechenschaftslegung beabsichtigt, Vorsorge zu treffen, daß die Öffentlichkeit Kenntnis über die Herkunft der Mittel der Parteien erhält,

    (Dr. Klein [Göttingen] [CDU/CSU]: Wo kommen denn Ihre her?)

    damit ersichtlich ist, wer hinter einer politischen Gruppe steht. Mit dieser Bestimmung will das Grundgesetz der Gefahr entgegenwirken, daß anonyme Interessenten allein auf Grund ihrer Kapitalmacht auch auf dem Umweg über die Parteikassen die öffentliche Meinung dirigieren und so indirekt eine enorme politische Macht entwickeln und Einfluß auf die staatliche Willensbildung gewinnen. Das Verfassungsverbot zielt darauf ab, den Prozeß der politischen Willensbildung für den Wähler durchschaubar zu machen und ihm zu offenbaren, welche Gruppen, Verbände oder Privatpersonen im Sinne ihrer Interessen durch Geldzuwendungen auf die Parteien politisch einzuwirken suchen. Es will Zuwendungen, mit deren Hilfe finanzkräftige Geldgeber die Werbemöglichkeiten einer Partei erhöhen und damit ihren eigenen politischen Einfluß verstärken, durch Offenlegung unter die Kontrolle der Öffentlichkeit stellen. Damit soll zugleich die Chancengleichheit der Parteien gesichert werden.
    In dem weiteren Urteil heißt es:
    Der Gefahr, daß anonyme Großspender durch
    ins Gewicht fallende finanzielle Zuwendungen
    auf die längerfristige Zielsetzung der begün-



    Schily
    stigten Partei oder sie berührende innerparteiliche Entscheidungen von Einzelfragen einzuwirken versuchen, um so indirekt mehr oder minder großen Einfluß auf die staatliche Willensbildung zu gewinnen, begegnet das Grundgesetz durch das in Art. 21 an die Parteien gerichtete Gebot. Diesem Verfassungsgebot kommt zentrale Bedeutung zu.
    So das Bundesverfassungsgericht. An Klarheit lassen diese Sätze des Bundesverfassungsgerichts wohl kaum etwas zu wünschen übrig. Um so mehr ist es mit aller Schärfe und Entschiedenheit den betroffenen Parteien vorzuwerfen, wenn sie sich bewußt über ein Verfassungsgebot von solch zentraler Bedeutung hinweggesetzt haben.
    Wenn sich die Mehrheit dieses Hauses unserem Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses entgegenstellt, wird sich der Eindruck in der Öffentlichkeit verstärken und festigen, daß sich die betroffenen Parteien einer wirklichen Aufklärung des „Bonner Watergate", wie es die „Süddeutsche Zeitung" genannt hat, widersetzen, weil sie die Erkenntnisse, die die Arbeit eines solchen Untersuchungsausschusses zutage fördern würden,

    (Sauter [Ichenhausen] [CDU/CSU]: Oder auch nicht!)

    zu fürchten haben.
    Ich finde es einen schlechten Stil, Herr Bundeskanzler — das gehört in diesen Zusammenhang —, daß Sie heute hinter verschlossenen Türen mit den Fraktionsvorsitzenden mit Ausnahme der GRÜNEN Unterhaltungen über Parteienfinanzierung geführt haben. Was soll denn da eigentlich wiederum der Öffentlichkeit verborgen gehalten werden?

    (Beifall bei den GRÜNEN — Werner [CDU/ CSU]: Der Bundeskanzler spricht, mit wem er will!)

    Eine Politik, die sich den Interessen einiger weniger Großverdiener prostituiert, die sich als käuflich erweist, die deshalb das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen hat, wird jedenfalls das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in das Funktionieren parlamentarisch-demokratischer Institutionen nicht erhöhen. Im Gegenteil!
    Heute morgen ist wieder in der Debatte über den Enquete-Bericht zum Jugendprotest der Verfall des Rechtsbewußtseins bei der Jugend bejammert worden.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber was ist von diesem Gejammer zu halten, wenn die Verelendung des Rechtsbewußtseins bei den von dem Spendenskandal betroffenen Parteien schon so weit gediehen ist, daß sie fortgesetzt elementare Verfassungsgrundsätze in rüder Weise mißachten?

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    In dem Bericht der vom Bundespräsidenten einberufenen Kommission über die Parteienfinanzierung findet sich ein ebenso bemerkenswerter wie bedenklicher Satz. Ich zitiere:
    Es ist aber einer freiheitlichen Demokratie in höchstem Grade unwürdig, die sie tragenden politischen Parteien in eine Situation zu versetzen, die sie zwingt, entweder auf ihnen zugedachte Spenden zu verzichten oder stets am Rande der Legalität operieren zu müssen.
    Wie das denn, kann ich nur fragen. Sind die Verfassung, sind das Parteiengesetz, sind die Strafgesetze für die betroffenen Parteien nur dann verbindlich, wenn das Geld reicht? Wenn Sie sich so verhalten, meine Damen und Herren, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn andere es auf die Ihnen sicher nicht sympatische Formel bringen: legal — illegal — scheißegal, wenn Sie sich gleich so verhalten.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Glocke des Präsidenten)

    Eine Bemerkung zum Schluß.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Es wird auch Zeit!)

    Unser Antrag unterscheidet sich von dem der SPDFraktion auch insofern,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Als er nicht angenommen wird!)

    als wir die Forderung erheben, daß dem Untersuchungsausschuß zwei Mitglieder unserer Fraktion angehören sollen. Damit soll sichergestellt werden, daß ein Vertreter der Belegschaft der Firma Daimler-Benz, unser Freund Willi Hoss, an dem Ausschuß mitwirken kann. Ich finde, diese Belegschaft hat ein besonderes Interesse an den Vorgängen, die hier zur Debatte stehen und die aufzuklären sind. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU)