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    Plenarprotokoll 10/8 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 8. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Republik Burundi, Prof. Dr. Emile Mworoha, und einer Delegation 315A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Gerstl 315B Wahl der Abg. Dr. Althammer und Rapp (Göppingen) zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . 315 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 315B Erweiterung der Tagesordnung 315 C Antrag der Fraktion der SPD betr. Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Lahnstein SPD 315D Dr. Schäuble CDU/CSU 316C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN Bericht der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/51 — Wissmann CDU/CSU 317 B Schröder (Hannover) SPD 320 C Eimer (Fürth) FDP 323D Kleinert (Marburg) GRÜNE 325D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 327 D Frau Terborg SPD 330A Neuhausen FDP 334 C Burgmann GRÜNE 336 D Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 339A Weisskirchen (Wiesloch) SPD 345 A Breuer CDU/CSU 348 C Dr. Vogel SPD 350 C Mischnick FDP 353 B Frau Karwatzki CDU/CSU 354 D Vizepräsident Westphal 357 B Wahl der Wahlmänner gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/66 — in Verbindung mit Wahl der Mitglieder des Richterwahlausschusses gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes — Drucksache 10/70 — 376A Ergebnis der Wahl 389 C Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Ausschusses nach Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) — Drucksache 10/71 — 376 D Festlegung der Zahl und Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission — Drucksachen 10/68, 10/72, 10/73, 10/90 — Jahn (Marburg) SPD 377 B Seiters CDU/CSU 378 C Fischer (Frankfurt) GRÜNE 379 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Wolfgramm (Göttingen) FDP 379 D Ergebnis der Wahl 390 B Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung — Drucksache 10/74 — 381 C Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt — Drucksache 10/75 — 381 C Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost — Drucksachen 10/54, 10/76 — 381 D Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/77 — 382A Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/78 — 382 A Beratung des Agrarberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksachen 9/2402, 9/2403 — Kiechle, Bundesminister BML 382 B Müller (Schweinfurt) SPD 390 B Susset CDU/CSU 394 C Paintner FDP 399 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 402 C Oostergetelo SPD 406 C Brunner CDU/CSU 411 C Borchert CDU/CSU 413 C Frau Blunck SPD 415 D Eigen CDU/CSU 419A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/34 — Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/33 — Dr. Spöri SPD 422 B Schily GRÜNE 424 C, 433 D Dr. Langner CDU/CSU 426 D Schröder (Hannover) SPD 429 D Beckmann FDP 432 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung — Drucksache 10/40 — 434 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zusatzübereinkommen vom 8. Oktober 1982 zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit — Drucksache 10/41 — 434 C Fragestunde — Drucksache 10/55 — Verbot des Verkaufs von Kunden-Computerdaten großer Versandhäuser MdlAnfr 36, 37 13.05.83 Drs 10/55 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . . 357 D, 358 A, B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 357 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 358A Teilnahme des türkischen Filmregisseurs Yilmaz Güney an der Vorführung seines Filmes „Yol" ohne Gefahr einer Verhaftung durch deutsche Behörden MdlAnfr 38, 39 13.05.83 Drs 10/55 Schneider (Berlin) GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . 358 B, C, D, 359A ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE 358 C, D, 359A ZusFr Reents GRÜNE 358 D Umweltbelastende Auswirkungenn der Ölkatastrophe im Persischen Golf für die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 4, 5 13.05.83 Drs 10/55 Repnik CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 359 B, C, D, 360A, B ZusFr Repnik CDU/CSU 359C, 360 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 359C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 360 B Erteilung von Visa für ehemalige DDR-Bewohner durch amerikanische Konsulate MdlAnfr 8 13.05.83 Drs 10/55 Frau Blunck SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 360 C, D, 361A ZusFr Frau Blunck SPD 360 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 361A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 361A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 III Verhaftung von Volksdeutschen in der Sowjetunion im Zusammenhang mit Ausreisebegehren seit 1978 MdlAnfr 9 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 361 B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 361 C, D Verurteilung des Studenten Thomas Reinl in der Türkei wegen Besitzes eines als antik deklarierten Steins MdlAnfr 10, 11 13.05.83 Drs 10/55 Lowack CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . . . . 362 A, B, C, 363 A, B, C, D, 364A ZusFr Lowack CDU/CSU 362A, 363C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 362C, 363D ZusFr Catenhusen SPD 362C, 364 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 362 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 363 A Fortsetzung der deutschen Entwicklungshilfe für Simbabwe angesichts der Menschenrechtsverletzungen MdlAnfr 12, 13 13.05.83 Drs 10/55 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 364 B, D, 365 A, B, C ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 364 C, D, 365 B ZusFr Verheugen SPD 365 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 365 A Bemühungen westlicher Staaten um die Unabhängigkeit Namibias; Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu schwarz-afrikanischen Staaten MdlAnfr 14, 15 13.05.83 Drs 10/55 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw StMin Möllemann AA 365 C, D, 366 A, B, C, D, 367 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 365D, 366 A, 367 C, D ZusFr Verheugen SPD 366A, 367 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 366 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 366 B ZusFr Rossmanith CDU/CSU 366 C ZusFr Buschfort SPD 366 D ZusFr Toetemeyer SPD 367 A Schutz deutscher Entwicklungshelfer, insbesondere in Nicaragua MdlAnfr 16, 17 13.05.83 Drs 10/55 Immer (Altenkirchen) SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 368A, B, C, D, 369 A, B, C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 368 A, B, 369B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 368 B ZusFr Repnik CDU/CSU 368 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 369A ZusFr Catenhusen SPD 369 C ZusFr Burgmann GRÜNE 369 D Aufruf zum Sturz der Regierung von Nicaragua durch die „Fuerza Democratica Nicaraguense" in Bonn angesichts des Mordes an Albrecht Pflaum MdlAnfr 18 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 370 A, B, C ZusFr Schwenninger GRÜNE 370 B ZusFr Catenhusen SPD 370 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 370C ZusFr Lambinus SPD 370 D Absprache über die Fortsetzung deutscher Entwicklungshilfe für Nicaragua mit den USA MdlAnfr 19 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA . . . . 371 A, B,C, D ZusFr Frau Gottwald GRÜNE 371 A, B ZusFr Catenhusen SPD 371 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 371C Rechte der USA auf Grund des Regierungsabkommens vom 15. April 1982 betr. „Wartime Host Nation Support" MdlAnfr 20 13.05.83 Drs 10/55 Reents GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 372 A, B,C ZusFr Reents GRÜNE 372A, C Wirtschaftslage der Kartoffelbrennereigenosssenschaften in den strukturschwachen Gebieten angesichts der Brennrechtskürzung MdlAnfr 40, 41 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 372D, 373 B,C, D, 374 A ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . . . 372D, 373 B,C ZusFr Ertl FDP 373 D Beschäftigungsprogramm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Umweltschutz-, Verkehrs- und Forschungspolitik für 1983 MdlAnfr 42 13.05.83 Drs 10/55 Becker (Nienberge) SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 374 A, B, C, D, 375 A, B, C, D, 376 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 374 B ZusFr Matthöfer SPD 374 B ZusFr Roth SPD 374 C ZusFr Dreßler SPD 374 C ZusFr Lutz SPD 374 D ZusFr Catenhusen SPD 375A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 375 B ZusFr Urbaniak SPD 375C ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . 375D ZusFr Lahnstein SPD 375 D Nächste Sitzung 434 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 434 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 315 8. Sitzung Bonn, den 19. Mai 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 20. 5. Böhm (Melsungen) ** 19. 5. Brandt 20. 5. Engelsberger 20. 5. Ganz (St. Wendel) 20. 5. Glotz 19. 5. Jansen 20. 5. Jung (Lörrach) 19. 5. Dr. Mertes (Gerolstein) 20. 5. Dr. Müller * 20. 5. Nelle 20. 5. Sander 20. 5. Schwarz 20. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 19. 5. Voigt (Sonthofen) 20. 5. Wimmer (Neuss) 20. 5. Wischnewski 20. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ich habe schon in meinem letzten Beitrag gesagt, es ist Demagogie, zu sagen, daß dies auf Kosten der Arbeiter geht. Wenn die Bauern den Preis bekommen, den sie brauchen, und wenn sich die Agrarindustrie und auch die großen Genossenschaften nicht mehr den großen Teil der Handelsspannen dabei wegnehmen,

    (Eigen [CDU/CSU]: Jedem Berliner seine Kuh!)

    werden viele Produkte überhaupt nicht teurer. Dieses Argument „jedem Berliner seine Kuh" — das will ich einmal deutlich wiederholen —, kennzeichnet Sie und nicht uns.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Da ich jetzt auf diesen Redebeitrag geantwortet habe, will ich überhaupt auch noch auf die Frage



    Frau Dr. Vollmer
    nach Sicco Mansholt antworten. Wenn Sie sagten, Sie kämen noch auf meinen Beitrag zurück, dann hätte ich ja erwartet, daß Sie auf unsere Position zur Kleinbauernfrage kommen. Was fragen Sie uns? Sie fragen uns nach Sicco Mansholt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Fragen Sie mal die Kelly!)

    Ich kann mit Fug und Recht sagen, daß wir an der Politik von Sicco Mansholt keinen Anteil haben, aber sehr viel Anteil daran, daß Sicco Mansholt heute sagt, daß diese Politik von Grund auf falsch war.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Nun überlegen Sie einmal, der hätte sich durchgesetzt!)

    Sie haben sich verbal immer von der Politik von Sicco Mansholt abgesetzt. Praktisch aber haben Sie sie schon zur Hälfte erfüllt. Das ist die Realität.

    (Glos [CDU/CSU]: Kelly war doch bei ihm!)

    Die Grundlage Ihres agrarpolitischen Konzeptes ist eine Ideologie, eine Ideologie, wie sie mit Albrecht Thaer, dem Begründer des modernen wissenschaftlichen Landbaus, vor 200 Jahren begonnen hat,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wollen Sie noch hinter Thaer zurück?)

    nämlich, „daß Landwirtschaft ein Gewerbe sei, mit dem Ziel, mittels der Produktion pflanzlicher und tierischer Substanzen den höchstmöglichen Gewinn aus einem Betrieb zu ziehen." Ihre konsequente Verfolgung dieser Ideologie von Landwirtschaft als rein gewinnorientiertem Gewerbe führt zu ungeheuren Widersprüchen innerhalb der Landwirtschaft selbst, aber auch im Umweltbereich, im ländlichen Raum, in den Handelsbeziehungen zu unseren Nachbarn sowie besonders zur Dritten Welt. Ich will nur drei dieser Widersprüche aufgreifen.
    Punkt eins. Die Einkommensunterschiede innerhalb der Landwirtschaft — das wissen Sie — nehmen ständig zu. Während eine kleine Schicht von Wachstumsbauern mit Millionenzuschüssen Spitzeneinkommen erzielt, geht das Einkommen bei der Mehrzahl der Bauern ständig zurück. Ihr Konzept für die bedrohten Kleinbauern lautet — heute haben wir es wieder gehört —: Agrarkredit, um Wachstumsbauer zu werden, und zwar nur für die geeigneten Betriebsleiter, oder Aussteigen in den Nebenerwerb. Den Nebenerwerbslandwirten, so sagen Sie, geht es gar nicht so schlecht. Nebenbei: Ich frage mich, ob der Präsident des Bauernverbandes, der ja wohl auch ein Nebenerwerbslandwirt sein dürfte, mit seinem Einkommen zu diesen positiven Bilanzen beigetragen hat?

    (Immer [Altenkirchen] [SPD]: Der ist ein Bodenspekulant! — Zuruf von der SPD: Ein Agrar-Doppelverdiener! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Das ist auch eine Art von Doppelverdiener.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sind Sie auch Doppelverdiener?)

    Aber: Der Weg in den Nebenerwerb ist ein Weg zu einem langen und zähen Sterben. Ein Drittel dieser Betriebe — so der Agrarbericht — hat nicht eine Mark Gewinn, sondern zahlt aus erarbeitetem Lohn zu. Wissen Sie, was das heißt? Die Bäuerin, die in der Regel mit einem harten zweiten Arbeitstag den Betrieb hochhält,

    (Susset [CDU/CSU]: Macht meine Frau auch!)

    erhält dafür nicht einmal einen Arbeitslohn. Außerdem haben — das kann man auch aus dem Agrarbericht lesen — im letzten Jahr 9 % der Nebenerwerbslandwirte ihren Arbeitsplatz verloren. Das heißt, sie sind zum zweitenmal Opfer des Rationalisierungsprozesses im ländlichen Raum geworden, zuerst, indem sie ihren Arbeitsplatz in ihrem Betrieb verloren haben und dann den bei der kleinen Genossenschaft, die von der großen geschluckt wurde.
    Punkt zwei. Auch für Sie unbestreitbar nehmen die ökologischen Probleme nicht nur durch die Emissionen der Industrie, sondern auch zunehmend durch die konzentrierte chemo-technische Landwirtschaft zu. Ihre Lösung: Mit Hilfe von Landschaftsplänen weisen Sie vorrangig die Gebiete der Kleinbauern als schützenswerte Gebiete für den ökologischen Ausgleich aus. Das ist mir eine schöne Lösung! Die Zentren der Massentierhaltung werden nicht davon betroffen. Das heißt also, die Bergbauern, die Kleinbauern, die Nebenerwerbslandwirte, die vom Ertrag ihrer Betriebe nicht mehr existieren können, taugen doch allemal als ökologischer Ausgleich für die Zentren der großen Schweine- und Hühnerställe. Hierzu werden die Kleinbauern in diesen Gebieten sogar noch staatlich verpflichtet.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wo?)

    Ein solches Konzept, wo die einen den Gewinn und die anderen die Auflagen haben, wo die Kleinen die Umweltsünden der Großen ausgleichen sollen, nenne ich unredlich.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von der CDU/CSU: Sie sind aber hartnäckig! — Die Auflagen sind überall gleich!)

    Wie andererseits auch noch Ökologie unter dem Prinzip des Gewinns zu betreiben ist, las man kürzlich in der Presse. Die Firma BASF, die Mitverursacher großer Umweltprobleme ist, erklärt das Waldsterben als Folge mangelhafter Nährstoffversorgung und bietet gleich einen entsprechenden Dünger an.
    Dazu noch ein Zitat:
    Wahrlich, wenn dieser Boden schreien könnte wie eine Kuh oder ein Pferd, dem man ein Maximum von Milch oder Arbeit mit dem geringsten Aufwand an Futter abquälen wollte, für diese Menschen würde die Erde schlimmer als die Dantesche Hölle schreien.
    Wissen Sie, wer das gesagt hat? — Justus von Liebig, der Begründer der chemischen Düngung.

    (Gallus [FDP]: Der hat davon etwas verstanden!)




    Frau Dr. Vollmer
    — Das will ich meinen. Der hat am Ende seines Lebens eine Menge begriffen.

    (Gallus [FDP]: Sonst wären schon viele verhungert!)

    — Ich komme noch darauf, wovon die Leute verhungern.
    Wir sagen, Ökologie und die heutige agrarindustrielle Landwirtschaft geht nicht mehr zusammen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wieso?)

    Ökologie und klein- und mittelbäuerliche Landwirtschaft ist kein unüberwindlicher Gegensatz. Das ist zwar auch noch nicht dasselbe, aber es ist kein Gegensatz.
    Punkt drei. Ich komme zum Problem der Überschüsse, als Beispiel für die Widersprüche, die Ihre Politik erzeugten. Die einseitig auf Gewinn orientierte Produktion in den Wachstumsbetrieben erzeugt zunehmend Überschüsse, damit haben Sie Probleme, und dies trotz der Vernichtung der landwirtschaftlichen Produktion der ausgeschiedenen Kleinbetriebe. Eine ihrer Lösungen ist Steigerung des Agrarexports, unter anderem mit dem Argument, damit beseitige man den Hunger in der Dritten Welt. Wir exportieren aber nicht nur in die Dritte Welt.
    Wie dies verläuft, will ich am Beispiel der Milch erklären: Die Kuh ist ein wertvolles Instrument.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Die Kuh ist ein Tier! — Sie ist kein Instrument!)

    — Ich rede in der Sprache Ihrer Ideologie. — (Zurufe von der CDU/CSU: Ach so!)

    Sie vermag Gras, das für die menschliche Ernährung unbrauchbar ist, in wertvolles Eiweiß umzuwandeln, das Menschen als Milch genießen. Traditionelle Milchgebiete waren die Gründlandstandorte, vor allem in den Mittelgebirgen. Da war also die Kuh auch keine Konkurrenz für die menschliche Ernährung. Heutzutage wird es zunehmend rentabler, mehr Milch auf der Basis von Kraftfutter, das zum großen Teil aus der Dritten Welt kommt, zu produzieren. Die Kuh konkurriert in diesem System unmittelbar mit der Ernährung der Menschen aus der Dritten Welt.

    (Abg. Gallus meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich möchte keine Zwischenfragen mehr annehmen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Mehr?)

    weil Sie sich weigern, öffentlich auf Fragen der Agraropposition zu antworten. Aus diesem Grunde antworte ich auch nicht auf Ihre Frage.
    Ich sagte, die Kühe werden zu unmittelbaren Konkurrenten der Ernährung der Menschen aus der Dritten Welt.

    (Gallus [FDP]: Das Soja kommt aus Nordamerika!)

    Nicht genug damit. Die überschüssige Milch wird im Rahmen der EG von den Großgenossenschaften mit viel Energie „verpulvert", sie wird mit Subventionen gelagert, sie wird hin und her quer durch Europa gefahren und landet als Kondens- oder Trockenmilch in der Dritten Welt. Wir sind auf diesem Gebiet führend im Weltmarkt.
    Oder die Milch wird, noch einmal mit Veredelungsverlusten und Subventionen, an die Schweine gefüttert, mit Gewinn von den Fleischgenossenschaften verarbeitet und dann für den Export, diesmal nach Frankreich, vorgesehen, und zwar subventioniert mit den Marktstrategien der CMA, die die Bauern dann auch noch bezahlen müssen. Am Ende dieses Prozesses kommt es dann zum kleinen Bauernkrieg an der deutsch-französischen Grenze — als Ergebnis Ihrer Politik.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ist das Ganze nicht ein wenig naiv?)

    Das ist ein sehr langer Weg, ein sehr langer Irrweg.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sagen Sie doch, wie Sie es machen würden!)

    Und auf jeder Stufe wurde Gewinn aus dem Gewerbe erzielt. Nur daß die Menschen in der Dritten Welt dabei verhungern und daß unsere Bergbauern dabei kaputtgehen! Das ist der Preis.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Jobst [CDU/CSU]: Waren Sie schon einmal auf einer Alm?)

    Gegen diese Ideologie setzen wir eine ganz andere Sicht der Landwirtschaft.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt das Konzept!)

    Auch wir betrachten Landwirtschaft als ein Gewerbe, aber wir betrachten sie vor allen Dingen als eine der wichtigsten Grundlagen des Lebens überhaupt. Gegen die volkswirtschaftlich verheerenden Folgen einer Landwirtschaft, die nur unter dem Prinzip des Gewinns betrieben wird,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie wollen mit Verlust arbeiten?)

    — ich komme darauf —, setzen wir eine andere Sicht.
    Die erste unserer Forderungen heißt: Erhaltung von klein- und mittelbäuerlichen Betrieben durch die Einführung gestaffelter Preise, die den Produktionskosten der Kleinbetriebe entsprechen, während bei großen Produktionsmengen deutliche Preisabschläge erfolgen. Diese Preisabschläge sind mehr als gerechtfertigt durch die volkswirtschaftlichen Schäden, die die Großproduktion verursacht. Es ist uns bekannt — und Ihre Reaktionen zeigen das —, in welcher Weise Sie diese Forderung lächerlich zu machen versuchen.

    (Susset [CDU/CSU]: Wir haben doch gar nichts gesagt!)

    Sie wissen aber auch, daß dies die zentrale Forderung aller oppositionellen Bauernvereinigungen in
    Europa ist. Sie ist fast gleichzeitig in Frankreich, in



    Frau Dr. Vollmer
    Österreich, in Dänemark, in Holland und bei uns entstanden; in Norwegen wird dieses Konzept bereits praktiziert. Hier entsteht eine einheitliche Bewegung der europäischen Bauern — und nicht in Brüssel!

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Sie haben noch zwei Minuten, Frau Kollegin.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Zweitens fordern wir ein völlig neues Verhältnis zwischen Bauern und Verbrauchern und die Förderung aller Initiativen, die diesem Ziel dienen, insbesondere von ErzeugerVerbraucher-Genossenschaften.
    Ein Grund, warum die bäuerlichen Kleinproduzenten nicht vom Preis ihrer Produkte leben können, sind die Handelsspannen von Genossenschaften.

    (Gallus [FDP]: Die arbeiten selbstlos!)

    Wir wollen, daß die Produktion der Bauern für die Verbraucher durchsichtig ist, und wir wollen, daß die Bauern für ihre Produkte angemessene Preise bekommen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Wir auch!)

    Für beide Ziele brauchen wir inzwischen Genossenschaften gegen die Genossenschaften.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Niegel [CDU/ CSU]: Genossenschaft der GRÜNEN, die Farbbeutel schmeißen!)

    Sie haben uns oft vorgeworfen — auch heute wieder —, wir wären Nestbeschmutzer und würden die Landwirtschaft bei den Verbrauchern in Verruf bringen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hat hier bisher keiner gesagt!)

    Wir dagegen nehmen für uns in Anspruch, daß wir ungeheuer notwendige Aufklärungsarbeit — auch bei den Verbrauchern — über die wirkliche Lage der Bauern leisten. Wir sind erschrocken, wieviel Ahnungslosigkeit bei den Verbrauchern über die Lage der Bauern besteht. Wir nehmen für uns in Anspruch, daß wir die einzigen sind, die offen sagen, daß die Erzeugerpreise bei ökologischer Produktion nicht um 2 %, sondern um 20 bis 30 % steigen müssen, daß wir als einzige ein wirklich ehrliches Interessenbündnis von Bauern und Verbrauchern aufzeigen können.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie soll der Arbeitnehmer das bezahlen?)

    Wir sind allerdings auch der Meinung, daß etliche dazu nicht gehören, von denen Sie immer noch sagen, daß sie mit allen Landwirten gemeinsam in einem Boot sitzen.
    Unsere dritte Forderung ist — und damit komme ich dann auch zum Schluß —, daß dem ökologischen Landbau endlich der Platz eingeräumt wird, der ihm zusteht, und daß Sie endlich lernen, die großen Anstrengungen zu würdigen, die die Bauern, die sich diesem Weg verschrieben haben, auf eigenes Risiko machen. Wir wissen aber auch, daß diese
    Bauern einen verzweifelten Kampf führen, wenn immer noch auf ihre Äcker so viel Blei fällt.

    (Gallus [FDP]: Hauptsächlich in Nordenham! — Zuruf von der CDU/CSU: Fahren Sie mit dem Fahrrad?)

    Der Kern unserer Forderungen ist die Erhaltung und Schaffung dezentralisierter klein- und mittelbäuerlicher und gewerblicher Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Wir wissen wohl: Die Existenz von Kleinbauern allein reicht nicht aus, um die Ökologie des ländlichen Raums zu retten; so groß sind die Schäden. Aber sie ist eine notwendige und unerläßliche Voraussetzung dafür.