Rede:
ID1000808600

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/8 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 8. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Republik Burundi, Prof. Dr. Emile Mworoha, und einer Delegation 315A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Gerstl 315B Wahl der Abg. Dr. Althammer und Rapp (Göppingen) zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . 315 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 315B Erweiterung der Tagesordnung 315 C Antrag der Fraktion der SPD betr. Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Lahnstein SPD 315D Dr. Schäuble CDU/CSU 316C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN Bericht der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/51 — Wissmann CDU/CSU 317 B Schröder (Hannover) SPD 320 C Eimer (Fürth) FDP 323D Kleinert (Marburg) GRÜNE 325D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 327 D Frau Terborg SPD 330A Neuhausen FDP 334 C Burgmann GRÜNE 336 D Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 339A Weisskirchen (Wiesloch) SPD 345 A Breuer CDU/CSU 348 C Dr. Vogel SPD 350 C Mischnick FDP 353 B Frau Karwatzki CDU/CSU 354 D Vizepräsident Westphal 357 B Wahl der Wahlmänner gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/66 — in Verbindung mit Wahl der Mitglieder des Richterwahlausschusses gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes — Drucksache 10/70 — 376A Ergebnis der Wahl 389 C Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Ausschusses nach Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) — Drucksache 10/71 — 376 D Festlegung der Zahl und Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission — Drucksachen 10/68, 10/72, 10/73, 10/90 — Jahn (Marburg) SPD 377 B Seiters CDU/CSU 378 C Fischer (Frankfurt) GRÜNE 379 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Wolfgramm (Göttingen) FDP 379 D Ergebnis der Wahl 390 B Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung — Drucksache 10/74 — 381 C Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt — Drucksache 10/75 — 381 C Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost — Drucksachen 10/54, 10/76 — 381 D Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/77 — 382A Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/78 — 382 A Beratung des Agrarberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksachen 9/2402, 9/2403 — Kiechle, Bundesminister BML 382 B Müller (Schweinfurt) SPD 390 B Susset CDU/CSU 394 C Paintner FDP 399 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 402 C Oostergetelo SPD 406 C Brunner CDU/CSU 411 C Borchert CDU/CSU 413 C Frau Blunck SPD 415 D Eigen CDU/CSU 419A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/34 — Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/33 — Dr. Spöri SPD 422 B Schily GRÜNE 424 C, 433 D Dr. Langner CDU/CSU 426 D Schröder (Hannover) SPD 429 D Beckmann FDP 432 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung — Drucksache 10/40 — 434 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zusatzübereinkommen vom 8. Oktober 1982 zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit — Drucksache 10/41 — 434 C Fragestunde — Drucksache 10/55 — Verbot des Verkaufs von Kunden-Computerdaten großer Versandhäuser MdlAnfr 36, 37 13.05.83 Drs 10/55 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . . 357 D, 358 A, B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 357 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 358A Teilnahme des türkischen Filmregisseurs Yilmaz Güney an der Vorführung seines Filmes „Yol" ohne Gefahr einer Verhaftung durch deutsche Behörden MdlAnfr 38, 39 13.05.83 Drs 10/55 Schneider (Berlin) GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . 358 B, C, D, 359A ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE 358 C, D, 359A ZusFr Reents GRÜNE 358 D Umweltbelastende Auswirkungenn der Ölkatastrophe im Persischen Golf für die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 4, 5 13.05.83 Drs 10/55 Repnik CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 359 B, C, D, 360A, B ZusFr Repnik CDU/CSU 359C, 360 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 359C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 360 B Erteilung von Visa für ehemalige DDR-Bewohner durch amerikanische Konsulate MdlAnfr 8 13.05.83 Drs 10/55 Frau Blunck SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 360 C, D, 361A ZusFr Frau Blunck SPD 360 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 361A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 361A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 III Verhaftung von Volksdeutschen in der Sowjetunion im Zusammenhang mit Ausreisebegehren seit 1978 MdlAnfr 9 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 361 B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 361 C, D Verurteilung des Studenten Thomas Reinl in der Türkei wegen Besitzes eines als antik deklarierten Steins MdlAnfr 10, 11 13.05.83 Drs 10/55 Lowack CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . . . . 362 A, B, C, 363 A, B, C, D, 364A ZusFr Lowack CDU/CSU 362A, 363C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 362C, 363D ZusFr Catenhusen SPD 362C, 364 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 362 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 363 A Fortsetzung der deutschen Entwicklungshilfe für Simbabwe angesichts der Menschenrechtsverletzungen MdlAnfr 12, 13 13.05.83 Drs 10/55 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 364 B, D, 365 A, B, C ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 364 C, D, 365 B ZusFr Verheugen SPD 365 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 365 A Bemühungen westlicher Staaten um die Unabhängigkeit Namibias; Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu schwarz-afrikanischen Staaten MdlAnfr 14, 15 13.05.83 Drs 10/55 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw StMin Möllemann AA 365 C, D, 366 A, B, C, D, 367 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 365D, 366 A, 367 C, D ZusFr Verheugen SPD 366A, 367 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 366 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 366 B ZusFr Rossmanith CDU/CSU 366 C ZusFr Buschfort SPD 366 D ZusFr Toetemeyer SPD 367 A Schutz deutscher Entwicklungshelfer, insbesondere in Nicaragua MdlAnfr 16, 17 13.05.83 Drs 10/55 Immer (Altenkirchen) SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 368A, B, C, D, 369 A, B, C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 368 A, B, 369B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 368 B ZusFr Repnik CDU/CSU 368 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 369A ZusFr Catenhusen SPD 369 C ZusFr Burgmann GRÜNE 369 D Aufruf zum Sturz der Regierung von Nicaragua durch die „Fuerza Democratica Nicaraguense" in Bonn angesichts des Mordes an Albrecht Pflaum MdlAnfr 18 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 370 A, B, C ZusFr Schwenninger GRÜNE 370 B ZusFr Catenhusen SPD 370 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 370C ZusFr Lambinus SPD 370 D Absprache über die Fortsetzung deutscher Entwicklungshilfe für Nicaragua mit den USA MdlAnfr 19 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA . . . . 371 A, B,C, D ZusFr Frau Gottwald GRÜNE 371 A, B ZusFr Catenhusen SPD 371 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 371C Rechte der USA auf Grund des Regierungsabkommens vom 15. April 1982 betr. „Wartime Host Nation Support" MdlAnfr 20 13.05.83 Drs 10/55 Reents GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 372 A, B,C ZusFr Reents GRÜNE 372A, C Wirtschaftslage der Kartoffelbrennereigenosssenschaften in den strukturschwachen Gebieten angesichts der Brennrechtskürzung MdlAnfr 40, 41 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 372D, 373 B,C, D, 374 A ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . . . 372D, 373 B,C ZusFr Ertl FDP 373 D Beschäftigungsprogramm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Umweltschutz-, Verkehrs- und Forschungspolitik für 1983 MdlAnfr 42 13.05.83 Drs 10/55 Becker (Nienberge) SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 374 A, B, C, D, 375 A, B, C, D, 376 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 374 B ZusFr Matthöfer SPD 374 B ZusFr Roth SPD 374 C ZusFr Dreßler SPD 374 C ZusFr Lutz SPD 374 D ZusFr Catenhusen SPD 375A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 375 B ZusFr Urbaniak SPD 375C ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . 375D ZusFr Lahnstein SPD 375 D Nächste Sitzung 434 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 434 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 315 8. Sitzung Bonn, den 19. Mai 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 20. 5. Böhm (Melsungen) ** 19. 5. Brandt 20. 5. Engelsberger 20. 5. Ganz (St. Wendel) 20. 5. Glotz 19. 5. Jansen 20. 5. Jung (Lörrach) 19. 5. Dr. Mertes (Gerolstein) 20. 5. Dr. Müller * 20. 5. Nelle 20. 5. Sander 20. 5. Schwarz 20. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 19. 5. Voigt (Sonthofen) 20. 5. Wimmer (Neuss) 20. 5. Wischnewski 20. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Vogel, ich habe noch einmal die Debatte vom 28. Mai 1982 über den Zwischenbericht überflogen. Nachdem ich die Debatte hier und zum Teil in meinem Zimmer verfolgt habe, kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, daß damals bei der Debatte über den Zwischenbericht hinsichtlich der sachlichen Beurteilung zwischen den Fraktionen mehr Gemeinsamkeit bestand, als das heute — ich will es vorsichtig ausdrücken — der Fall zu sein scheint. Das zeigt mir, daß offensichtlich manche äußeren Einwirkungen die Positionen und Betrachtungsweisen in dieser Enquete-Kommission etwas verschoben haben.

    (Zuruf von der SPD: Sie haben sich doch verändert!)

    — Wissen Sie, diese billigen Zwischenrufe „Wir hätten uns geändert" sollten Sie doch langsam sein lassen. Wir haben unsere politische Grundauffassung genausowenig geändert, wie Sie Ihre Grundauffassung geändert haben. Die Frage ist, in welcher Form man sich dann in Einzelpunkten in einer Regierungskoalition oder in der Opposition verhält. Wenn man einmal grundsätzliche Positionen eingenommen hat, wäre es sehr gut, wenn man diese dann sowohl in der Opposition wie in der Regierungskoalition beibehielte. Mehr will ich damit doch gar nicht sagen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Kollege Vogel, Sie haben mit Recht darauf hingewiesen, daß wir uns in der Auseinandersetzung gerade mit der jungen Generation davor hüten müßten, die Rechthaberei, das Allein-Wissen-Wollen in den Vordergrund zu stellen. Ich teile völlig Ihre Meinung. Ich möchte allerdings auch hinzufügen: Das gilt natürlich auch für diejenigen, die meinen, sie hätten allein den Stein der Weisen der Veränderung gefunden, die glauben, die absolute Wahrheit zu besitzen, was an dieser Gesellschaft falsch und richtig ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wohl!)

    Wir müssen gemeinsam die Rechthaberei vermeiden. Das hindert mich aber doch nicht daran, den Weg, von dem ich überzeugt bin, daß er der richtige ist, mit aller Energie zu vertreten, zu verteidigen, aber trotzdem für kritische Auseinandersetzungen offen zu sein.
    In Wahrheit ist doch die Scheidewand immer da, wo der Versuch der Veränderung, der Protest gegen etwas, was man nicht für richtig hält, umschlägt in den Versuch, das mit Gewalt durchzusetzen und einer Mehrheit aufzuzwingen, was eine Minderheit für richtig hält. Das ist doch der Punkt, wo wir uns in Wirklichkeit unterscheiden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es kommt ein Weiteres hinzu: Ich habe heute den Eindruck gehabt, daß zwar die Mängel, die kritischen Punkte sehr stark herausgearbeitet worden sind — das ist notwendig —, daß aber dabei etwas zu kurz gekommen ist, was an positiven Entwicklungsmöglichkeiten und -fähigkeiten vorhanden ist.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Richtig, ja!)

    Wie will ich denn in einer schwierigen Situation die Bereitschaft zur Mithilfe, die Bereitschaft zum Überwinden von Problemen wecken können, wenn ich alles schwarz in schwarz male oder schwarzweiß-male, statt gleichzeitig die Möglichkeiten zur Überwindung der Probleme aufzuzeigen? Dies scheint mir notwendig zu sein.
    Wenn dieser Bericht heute mit einem Beschluß als angenommen, erledigt, „beerdigt" gelten würde, dann würde ich die Kritik teilen, daß in manchen



    Mischnick
    Dingen noch mehr an Substanz kommen muß. Da er aber an die Ausschüsse überwiesen wird, da im einzelnen beraten werden soll, wie man welche Punkte in welchem Zeitraum umsetzen kann, zeigt das doch, daß hier nicht eine Beendigung, sondern eine zweite Runde der Auseinandersetzung über diese Fragen stattfindet.
    Nun sind wir gern bereit, jeden konkreten Vorschlag zur Umsetzung, zur Verwirklichung zu prüfen und dann auch zum Beschluß zu kommen. Nur, eines geht nicht — das geht jetzt weniger in Richtung mancher Kollegen aus der sozialdemokratischen Fraktion, sondern mehr in Richtung derjenigen Kollegen, die als Fraktion in diesem Haus neu sind —: daß man immer nur glaubt, die Diskussion mit aller Härte führen zu können, dann aber, wenn es ans Entscheiden geht, die Entscheidungen anderen überläßt. Das erinnert mich sehr an Diskussionen, die ich in den Jahren der außerparlamentarischen Opposition 1968/69 an vielen Universitäten geführt habe. Da war es auch oft so, daß man hervorragende theoretische Überlegungen für morgen und übermorgen anstellte. Wenn man aber im Parlament vor der Entscheidung steht, was mit BAföG, was mit Renten, mit Besoldung, mit bestimmten außenpolitischen Fragen werden soll, dann kann man nicht sagen: Darüber müssen wir erst noch einmal da und dort diskutieren. Da muß ich auch bereit sein, eine Entscheidung zu treffen, sie zu vertreten und dann, wenn ich erkenne, daß sie falsch war, auch eine Korrektur anzubringen. Aber das Ganze immer nur als ein großes Diskussionsthema zu sehen, es aber nicht konsequent auch umzusetzen und dann dazu zu stehen, auch wenn es schwer ist, kann keine praktische Politik sein.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Zu einem weiteren Punkt, der hier in der Debatte eine Rolle gespielt hat: Es wird mit Recht darauf hingewiesen, welche vielen Aktivitäten in den verschiedensten Bereichen in unserem Land, gerade bei vielen jungen Menschen, vorhanden sind; hier ist auch die Feuerwehr wieder genannt worden. Herr Kollege Vogel, es geht doch gar nicht darum, zu sagen, die einen tun da mehr, die anderen weniger. Das, worum es in Wirklichkeit geht, ist, bei der Auseinandersetzung um kleine Gruppen, die sich eben nicht als ein Teil des Ganzen fühlen, nicht vergessen machen zu lassen, daß die überwältigende Mehrheit mit Engagement zu diesem Staat — manchmal in kritischer Distanz — im ganzen steht und sich nicht wie wir gestern erlebt haben, von einer Minderheit in die Ecke drängen läßt, sondern sich mit überwältigender Mehrheit ganz klar von denen distanziert, die meinen, Farbbeutel seien Politik. Das hat überhaupt nichts mit Politik zu tun. Das ist kindisch, sonst gar nichts. Das hat die überwältigende Mehrheit deutlich gemacht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich möchte allerdings auch bitten, gerade bei der Diskussion über das Thema Jugendarbeitslosigkeit, hinsichtlich der mit Recht darauf hingewiesen worden ist, daß die Probleme noch vor uns liegen, die Bereitschaft junger Menschen, sich weiter zu bemühen, nicht mit Prognosen in Frage zu stellen, weil sie sonst den Eindruck gewinnen müssen: Es hat ja gar keinen Sinn. Richtig ist eines: Wir haben es in all den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, nahezu — ich sage: nahezu — eine Ausgeglichenheit zwischen Angebot und Bedarf zu erreichen. Ich warne davor, heute, im Mai, so zu tun, als wären die Zahlen, die für September/Oktober dann Wirklichkeit wären, schon gegeben, und damit Resignation heraufzubeschwören statt Bereitschaft, mitzuhelfen, diese Probleme zu lösen.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Wir werden ja sehen, wie es aussieht!)

    Deshalb: Kritisch beleuchten, diese Probleme immer sichtbar machen, aber nicht gleichzeitig durch Miesmacherei einen Eindruck erwecken, als wären wir nicht in der Lage, hier Schritt für Schritt auch diese Frage zu lösen.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Sind Sie auch nicht!)

    Wir werden sie Schritt für Schritt lösen. — Wenn Sie jetzt wieder dies in Zweifel ziehen: Ich bin einmal gespannt, welche praktischen, umsetzbaren Vorschläge zu diesen Punkten außer der allgemeinen Beklagung von Zuständen kommen werden. Wir sind gern bereit, wenn sie vorliegen, sie auch im Detail zu prüfen und ihnen auch zuzustimmen, wenn sie richtig und sinnvoll sind. Nur war bisher mein Eindruck leider so — das haben wir auch gestern in der Diskussion gespürt —, daß außer plakativen, zugestandenermaßen recht öffentlichkeitswirksamen Vokabeln sehr sehr wenig an praktischer Substanz dahintersteckt. Sollte sich das in der Ausschußarbeit entscheidend verändern, wäre niemand froher als wir, wenn wir das zur Kenntnis nehmen könnten.
    Meine herzliche Bitte, daß wir bei der Beratung dieser gesamten Materie in den Ausschüssen nicht nur darauf warten, bis wir abschließend gesamte Bereiche zu entscheiden haben, sondern, wenn es sich ergibt, daß Einzelbereiche entscheidungsreif sind, wir sie an das Parlament herantragen, damit wir Schritt für Schritt Einzelmaßnahme für Einzelmaßnahme umsetzen können. Es kommt hier nicht darauf an, mit einem Riesengesamtkomplex in zwei, drei oder vier Jahren etwas zu entscheiden, sondern die Punkte, die entscheidungsreif sind, in den Ausschußberatungen Stück für Stück dem Parlament vorzulegen und damit sichtbar zu machen: Es geht nicht um die Diskussion, sondern um die Umsetzung der einzelnen angesprochenen Punkte. — Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Karwatzki.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Irmgard Karwatzki


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Dr. Vogel, ich möchte mich zuerst bei Ihnen bedanken, weil sich Ihr Beitrag sehr wohltuend abgehoben hatte von den Beiträgen des Kollegen Schröder, mit dem ich lange Zeit in der Enquete-Kommission gearbeitet habe. Aber heute, Herr Schröder, war unsere Gemeinsamkeit, nämlich zu versuchen, hier zu



    Frau Karwatzki
    dokumentieren, daß wir alle in einem Boot sitzen und das beste für die Jugend wollen, leider nicht so gelungen.

    (Zuruf von der SPD: Sie sitzen bequemer!)

    Ich wollte das sagen und die Bitte an Herrn Vogel weitergeben, daß dieser Bericht nicht parteipolitisch mißbraucht wird. Ich wäre Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie das in Ihrer Partei durchsetzen könnten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Meine Aufgabe hier heute ist es, zu zwei Themenbereichen für die Fraktion zu reden, nämlich einmal zum Themenbereich von Mädchen und Frauen und zum anderen, falls es die Zeit noch erlaubt, zum Jugendverbandsbereich.
    Eine neue Veröffentlichung, die sich mit der Diskussion der letzten Jahre über die Jugend befaßt, überschreibt eines ihrer Kapitel „Ein vergessenes Thema: die Mädchen in der Jugenddebatte". Ich meine, meine Damen und Herren, daß dies so nicht richtig ist. Dies zeigt jetzt der Schlußbericht. Ich möchte als ehemaliges Mitglied der Enquete-Kommission sagen, wir haben viele Stunden gerade über die Situation der jungen Frauen in der Szene, aber auch in den alternativen Projekten diskutiert.
    Ich habe mich immer wieder gefragt und möchte dies auch heute tun: Wie kommt es, daß so viele junge Frauen in der Protestszene sind? Ich vermute, daß in den Protestaktivitäten der jungen Frauen ein gesellschaftlicher Umbruch zum Ausbruch kommt, der auch erhärtet wird durch die Shell-Studie und durch die „Brigitte"-Untersuchung „Mädchen '82". Dort wird erkennbar: Die Zukunftserwartungen von Mädchen und jungen Frauen heute unterscheiden sich deutlich von den Vorstellungen ihrer Mütter.
    Gewiß werden die Mädchen von ihren Müttern immer noch etwas stärker als die Jungen im Haushalt herangezogen, im übrigen aber sind die traditionellen Unterschiede in der Erziehung zwischen Mädchen und Jungen zwar noch nicht ganz beseitigt, aber doch im Abklingen. In ihren eigenen Lebenserwartungen und -planungen haben sich Mädchen und Jungen stark angenähert. Beide folgen nicht mehr den alten gesellschaftlichen Rollenerwartungen. Sie suchen nach neuen Möglichkeiten gemeinsamer und gleichberechtigter Zukunftsbewältigung, manchmal auch gegen den Widerstand der Eltern, zumeist jedoch mit deren Hilfe und Unterstützung. Und es scheint, daß die Mädchen in dieser Veränderung der treibendere, der aktivere, auch der stärker fordernde Teil sind.
    Ihre Forderungen betreffen insbesondere ihren Wunsch nach Arbeit und Beruf und nach gerechter Lastenverteilung in der Familie. Wir sehen und unterstützen diesen Wandel des Selbst- und Rollenverständnisses junger Frauen, für die Arbeit und
    Beruf heute von ungleich größerem Gewicht sind als für ihre Mütter.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Hoffentlich!)

    Dieser Wandel wird im öffentlichen Bildungswesen gestützt, in dem die Mädchen heute weitgehend gleichgezogen, j a manchmal die Jungen überflügelt haben. Wir schätzen diesen Teil realer Gleichberechtigung nicht gering ein und wollen ihn auch bewahrt wissen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr gut!)

    Demgegenüber ist in der dualen Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt mit erheblichen Schwierigkeiten zu rechnen. Die anhaltende Arbeitslosigkeit beeinträchtigt in besonderem Maße die Chancen von Mädchen und Frauen. Ich führe dieses Thema hier nicht mehr aus, weil die Kollegin Terborg heute morgen j a Daten und Fakten dargelegt hat.
    Unsere Bemühungen zielen darauf ab — das ist ein anderer Aspekt —, für die Frauen die Freiheit der Wahl zwischen Familie und Beruf zu fördern. Dazu gehört dann aber auch die andere Seite, nämlich die gerechtere Arbeitsteilung innerhalb der Familie.

    (Zustimmung bei allen Fraktionen)

    Dazu kann der Staat nur sehr begrenzt etwas tun, denn er hat die Privatsphäre der Bürger zu respektieren. Es ist aber in diesem Zusammenhang wichtig, so meine ich, daß auch die Jungen zu einem veränderten Selbst- und Rollenverständnis kommen. Dazu kann die Schule Wesentliches beitragen.
    Wir wollen die jungen Frauen nicht an Kinder und Küche festbinden, wie uns dies manchmal unterstellt wird. Wir machen ihre Hausfrauentätigkeit aber auch nicht madig, wie das gelegentlich im Umfeld der Frauenbewegung geschieht.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Na, na!)

    Wir wollen sie nicht zu Arbeit und Beruf drängen, aber wir diskriminieren auch keine Frauen, die ihre Entfaltung im Berufsleben suchen. Deshalb ist auch vor der manchmal zu hörenden Polemik gegen „Doppelverdiener" zu warnen,

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    so verständlich solche Stimmen angesichts der Arbeitslosen sind.

    (Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Was sagt Herr Blüm dazu?)

    Wer die „Doppelverdiener" — ich meine die Ehepaare, bei denen Mann und Frau berufstätig sind, nicht die Vielfachverdiener — abschaffen will, trifft in der Regel ganz einseitig die Frauen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Er nimmt den Mädchen einen wesentlichen Teil ihrer Zukunftsperspektiven. So können und dürfen wir das Problem der Arbeitslosigkeit nicht lösen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)




    Frau Karwatzki
    Allerdings bin ich der Meinung, daß Frauen auch und gerade ihrer Rolle in der Familie als Mutter positive Seiten abgewinnen können, daß diese Aufgabe Freude bereiten kann.

    (Zuruf von der SPD: Freude bereitet!)

    Ich meine, daß Fortschritte auf dem Wege zu mehr Gleichberechtigung in Beruf und Familie sichtbar sind. Frau Kollegin Kelly, ich denke da etwas anders über Freude und Lust als eine Ihrer Kolleginnen, aber das tut jetzt hier nichts zur Sache. Ich wollte nur auf Ihren Zwischenruf eingehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Frau Kelly denkt da auch anders! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich halte es für wichtig, daß die bestehenden Verhältnisse — was ich jetzt sage, scheint mir wichtig zu sein; nicht weil ich es sage, sondern weil es auch etwas die Szene beleuchtet — nicht schwarz in schwarz gemalt werden, wie das unter einigen engagierten Frauen in bestimmten Gruppen zur Zeit ziemlich verbreitet ist. Wir müssen vielmehr zur Kenntnis nehmen, daß es einen Umbruch gibt und auch Verbesserungen feststellbar sind, ohne daß wir die Probleme, gerade im Arbeitsbereich, leugnen. Nach wie vor — und dies hat eben der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit bereits ausgeführt —

    (Frau Däubler-Gmelin [SPD]: Hat der was gesagt?)

    ist die Zahl derjenigen Jugendlichen, die Ehe und Familie grundsätzlich ablehnen, sehr gering. Sie wird auf 10 bis 14 % geschätzt.
    Dennoch — und dies ist nicht zu leugnen — ist auch unverkennbar, daß die Ehe ohne Trauschein starke Anziehungskraft gewonnen hat. Die meisten Jugendlichen halten sie zumindest zeitweise für sinnvoll. Viele praktizieren sie. Die Mädchen stehen dabei den Jungen keineswegs nach. Ich verstehe diese Zurückhaltung etwas. Tagtäglich müssen sie doch mit ansehen, wie viele Ehen auseinandergehen. Es kann auch nicht verwundern, daß in einer Lebensphase, in der viele junge Leute noch in der Ausbildung stehen und ihre Zukunft etwas ungewiß erscheint, Scheu vor einer festen Bindung besteht. Ich glaube allerdings und bin fest davon überzeugt, daß eine intakte Familie in unserer Zeit von unvergleichlichem Wert für die Entfaltung der Menschen ist. Der Enquete-Bericht weist uns auch auf die große und wachsende Bedeutung der Familie für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen hin. Ich begrüße dies, da wir hier im Hause auch schon andere Debatten geführt haben, in denen das Gegenteil zum Mittelpunkt gemacht wurde.
    Nur Ehe und Familie können die Erwartungen erfüllen, die manche jungen Menschen in die nichtehelichen Lebensgemeinschaften setzen. So bleiben diese Wünsche in sich widersprüchlich. Man kann nicht emotionale Intimität und personale Zuwendung einfordern und zugleich die Beziehung unter den permanenten Vorbehalt der Auflösung, der Trennung stellen. Man kann nicht Geborgenheit und Schutz beanspruchen und zugleich dauerhafte Bindungen verweigern, weil diese vermeintlich die
    Freiheit beschränken, die Emanzipation behindern. Ich glaube, das geht nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Potthast [GRÜNE]: Haben Sie schon einmal etwas vom Selbstbestimmungsrecht gehört?)

    Ich habe noch ein paar Minuten Zeit. Ich möchte zum Schluß einiges zur Jugendverbandsarbeit sagen.
    Der Bericht der Enquete-Kommission beschäftigt sich nur wenig mit diesem Thema, was mit seinem spezifischen Auftrag zusammenhängt. Für mich hat die Jugendverbandsarbeit eine herausragende Bedeutung — auch dann, wenn die Jugendverbände Anliegen protestierender Jugendlicher aufnehmen und in der Öffentlichkeit vertreten.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Zuruf von den GRÜNEN: Gerade dann!)

    Sie dürfen sich dann allerdings auch nicht beklagen, daß sie von der Öffentlichkeit kritischer als üblich befragt werden. Wer Partei ergreift, muß es auch ertragen, als Partei behandelt und kritisiert zu werden,

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    d. h., manchmal auch hart angegangen zu werden.
    Es genügt nicht, selbstverwaltete Jugendzentren in die Landschaft zu setzen, Jugendlichen ihre Freiräume zuzugestehen und ihnen zu sagen: Nun seht mal zu, wie ihr zurechtkommt; aber laßt uns Erwachsene gefälligst in Ruhe. - Ich verstehe die vielfältigen Erscheinungen des Protests und der Verweigerung gegenüber dem Abgeschobenwerden, gegenüber der Vernachlässigung als einen verzweifelten Ruf nach Gemeinschaft und Mitverantwortung.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Bundeskanzler Kohl hat in seiner Regierungserklärung auf den leider nicht mehr selbstverständlichen Sachverhalt hingewiesen: Wer Rechte hat, der hat auch Pflichten. Wo können solche Einsichten und Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen besser gewonnen werden als in der Familie und in den Jugendgruppen? Gemeinsame Erlebnisse und Erfolge in der Bildungsarbeit, in der Freizeitgestaltung und im sozialen Engagement können das Bewußtsein der Rücksichtnahme und Verantwortlichkeit entwickeln, den Zusammenhang von Rechten und Pflichten, von Leistung und Erfolg erfahren lassen.
    Gemeinsame Interessen, gemeinsame weltanschauliche Grundlagen fordern den Einsatz junger Menschen heraus und stiften Identität. In einer tätigen Gemeinschaft können Überdruß und Langeweile nicht aufkommen. Kontinuität der Gruppe und Erfüllung der Aufgaben erfordern praktische Solidarität und Gemeinsinn.
    Ich will hier keine Idylle zeichnen. Wir wissen auch sehr wohl um die Probleme der Jugendverbände; wir wissen auch, daß sie nicht alle Jugendlichen



    Frau Karwatzki
    erreichen und daß daher andere Formen der Jugendarbeit nötig sind und hinzutreten müssen.
    Die Enquete-Kommission hat nachdrücklich auf alternative Projekte nicht zuletzt zur Förderung neuer Arbeits- und Beschäftigungsformen hingewiesen. Ich halte diese Hinweise für anregend; sie müssen praktisch erprobt werden.
    Auch in der Jugendarbeit begrüßen wir die neuen Initiativ- und Selbsthilfegruppen. Es liegt in der Natur der Sache, daß eine Förderung in der Regel sinnvoll nur vor Ort, d. h. vor allem durch die kommunalen Parlamente erfolgen kann. Diese Förderung verlangt ein großes Maß an Flexibilität und Offenheit.
    Meine Damen und Herren, in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, daß der übersteigerte Ausbau großer und anonymer sozialer Institutionen als Gehäuse von Unmündigkeit und Entfremdung empfunden wird. Die Chancen für Selbstverantwortung und Selbsthilfe der Bürger sind geschwunden. Die unmittelbare solidarische Hilfe in konkreten und übersehbaren Lebensbezügen wurde durch ein komplexes und durch Bürokratien verwaltetes System von Ansprüchen und Leistungen verdrängt. Ihr tatsächlicher Nutzen und ihre Wirksamkeit werden zunehmend bezweifelt, so auch eindeutig in der Enquete-Kommission. Zu den nötigen neuen Antworten und Lösungen können Jugendverbände und Selbsthilfeinitiativen einen wichtigen Beitrag leisten.
    Meine Damen und Herren, ich lade uns alle ein, gemeinsam mit den Jugendverbänden und den Selbsthilfegruppen einen Weg zu beschreiten, der zu unser aller Guten und Nutzen ist. — Ich bedanke mich.

    (Beifall bei allen Fraktionen)