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    7. Mischnick.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/8 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 8. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Republik Burundi, Prof. Dr. Emile Mworoha, und einer Delegation 315A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Gerstl 315B Wahl der Abg. Dr. Althammer und Rapp (Göppingen) zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . 315 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 315B Erweiterung der Tagesordnung 315 C Antrag der Fraktion der SPD betr. Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Lahnstein SPD 315D Dr. Schäuble CDU/CSU 316C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN Bericht der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/51 — Wissmann CDU/CSU 317 B Schröder (Hannover) SPD 320 C Eimer (Fürth) FDP 323D Kleinert (Marburg) GRÜNE 325D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 327 D Frau Terborg SPD 330A Neuhausen FDP 334 C Burgmann GRÜNE 336 D Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 339A Weisskirchen (Wiesloch) SPD 345 A Breuer CDU/CSU 348 C Dr. Vogel SPD 350 C Mischnick FDP 353 B Frau Karwatzki CDU/CSU 354 D Vizepräsident Westphal 357 B Wahl der Wahlmänner gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/66 — in Verbindung mit Wahl der Mitglieder des Richterwahlausschusses gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes — Drucksache 10/70 — 376A Ergebnis der Wahl 389 C Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Ausschusses nach Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) — Drucksache 10/71 — 376 D Festlegung der Zahl und Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission — Drucksachen 10/68, 10/72, 10/73, 10/90 — Jahn (Marburg) SPD 377 B Seiters CDU/CSU 378 C Fischer (Frankfurt) GRÜNE 379 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Wolfgramm (Göttingen) FDP 379 D Ergebnis der Wahl 390 B Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung — Drucksache 10/74 — 381 C Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt — Drucksache 10/75 — 381 C Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost — Drucksachen 10/54, 10/76 — 381 D Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/77 — 382A Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/78 — 382 A Beratung des Agrarberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksachen 9/2402, 9/2403 — Kiechle, Bundesminister BML 382 B Müller (Schweinfurt) SPD 390 B Susset CDU/CSU 394 C Paintner FDP 399 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 402 C Oostergetelo SPD 406 C Brunner CDU/CSU 411 C Borchert CDU/CSU 413 C Frau Blunck SPD 415 D Eigen CDU/CSU 419A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/34 — Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/33 — Dr. Spöri SPD 422 B Schily GRÜNE 424 C, 433 D Dr. Langner CDU/CSU 426 D Schröder (Hannover) SPD 429 D Beckmann FDP 432 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung — Drucksache 10/40 — 434 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zusatzübereinkommen vom 8. Oktober 1982 zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit — Drucksache 10/41 — 434 C Fragestunde — Drucksache 10/55 — Verbot des Verkaufs von Kunden-Computerdaten großer Versandhäuser MdlAnfr 36, 37 13.05.83 Drs 10/55 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . . 357 D, 358 A, B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 357 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 358A Teilnahme des türkischen Filmregisseurs Yilmaz Güney an der Vorführung seines Filmes „Yol" ohne Gefahr einer Verhaftung durch deutsche Behörden MdlAnfr 38, 39 13.05.83 Drs 10/55 Schneider (Berlin) GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . 358 B, C, D, 359A ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE 358 C, D, 359A ZusFr Reents GRÜNE 358 D Umweltbelastende Auswirkungenn der Ölkatastrophe im Persischen Golf für die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 4, 5 13.05.83 Drs 10/55 Repnik CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 359 B, C, D, 360A, B ZusFr Repnik CDU/CSU 359C, 360 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 359C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 360 B Erteilung von Visa für ehemalige DDR-Bewohner durch amerikanische Konsulate MdlAnfr 8 13.05.83 Drs 10/55 Frau Blunck SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 360 C, D, 361A ZusFr Frau Blunck SPD 360 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 361A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 361A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 III Verhaftung von Volksdeutschen in der Sowjetunion im Zusammenhang mit Ausreisebegehren seit 1978 MdlAnfr 9 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 361 B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 361 C, D Verurteilung des Studenten Thomas Reinl in der Türkei wegen Besitzes eines als antik deklarierten Steins MdlAnfr 10, 11 13.05.83 Drs 10/55 Lowack CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . . . . 362 A, B, C, 363 A, B, C, D, 364A ZusFr Lowack CDU/CSU 362A, 363C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 362C, 363D ZusFr Catenhusen SPD 362C, 364 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 362 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 363 A Fortsetzung der deutschen Entwicklungshilfe für Simbabwe angesichts der Menschenrechtsverletzungen MdlAnfr 12, 13 13.05.83 Drs 10/55 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 364 B, D, 365 A, B, C ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 364 C, D, 365 B ZusFr Verheugen SPD 365 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 365 A Bemühungen westlicher Staaten um die Unabhängigkeit Namibias; Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu schwarz-afrikanischen Staaten MdlAnfr 14, 15 13.05.83 Drs 10/55 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw StMin Möllemann AA 365 C, D, 366 A, B, C, D, 367 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 365D, 366 A, 367 C, D ZusFr Verheugen SPD 366A, 367 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 366 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 366 B ZusFr Rossmanith CDU/CSU 366 C ZusFr Buschfort SPD 366 D ZusFr Toetemeyer SPD 367 A Schutz deutscher Entwicklungshelfer, insbesondere in Nicaragua MdlAnfr 16, 17 13.05.83 Drs 10/55 Immer (Altenkirchen) SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 368A, B, C, D, 369 A, B, C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 368 A, B, 369B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 368 B ZusFr Repnik CDU/CSU 368 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 369A ZusFr Catenhusen SPD 369 C ZusFr Burgmann GRÜNE 369 D Aufruf zum Sturz der Regierung von Nicaragua durch die „Fuerza Democratica Nicaraguense" in Bonn angesichts des Mordes an Albrecht Pflaum MdlAnfr 18 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 370 A, B, C ZusFr Schwenninger GRÜNE 370 B ZusFr Catenhusen SPD 370 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 370C ZusFr Lambinus SPD 370 D Absprache über die Fortsetzung deutscher Entwicklungshilfe für Nicaragua mit den USA MdlAnfr 19 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA . . . . 371 A, B,C, D ZusFr Frau Gottwald GRÜNE 371 A, B ZusFr Catenhusen SPD 371 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 371C Rechte der USA auf Grund des Regierungsabkommens vom 15. April 1982 betr. „Wartime Host Nation Support" MdlAnfr 20 13.05.83 Drs 10/55 Reents GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 372 A, B,C ZusFr Reents GRÜNE 372A, C Wirtschaftslage der Kartoffelbrennereigenosssenschaften in den strukturschwachen Gebieten angesichts der Brennrechtskürzung MdlAnfr 40, 41 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 372D, 373 B,C, D, 374 A ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . . . 372D, 373 B,C ZusFr Ertl FDP 373 D Beschäftigungsprogramm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Umweltschutz-, Verkehrs- und Forschungspolitik für 1983 MdlAnfr 42 13.05.83 Drs 10/55 Becker (Nienberge) SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 374 A, B, C, D, 375 A, B, C, D, 376 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 374 B ZusFr Matthöfer SPD 374 B ZusFr Roth SPD 374 C ZusFr Dreßler SPD 374 C ZusFr Lutz SPD 374 D ZusFr Catenhusen SPD 375A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 375 B ZusFr Urbaniak SPD 375C ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . 375D ZusFr Lahnstein SPD 375 D Nächste Sitzung 434 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 434 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 315 8. Sitzung Bonn, den 19. Mai 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 20. 5. Böhm (Melsungen) ** 19. 5. Brandt 20. 5. Engelsberger 20. 5. Ganz (St. Wendel) 20. 5. Glotz 19. 5. Jansen 20. 5. Jung (Lörrach) 19. 5. Dr. Mertes (Gerolstein) 20. 5. Dr. Müller * 20. 5. Nelle 20. 5. Sander 20. 5. Schwarz 20. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 19. 5. Voigt (Sonthofen) 20. 5. Wimmer (Neuss) 20. 5. Wischnewski 20. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Zwischenfrager, ich habe die Rede gehört. Diesen Punkt habe ich überhört, und ich entschuldige mich ausdrücklich dafür, daß mir dieses Versehen unterlaufen ist, weil ich glaube, daß dies zu dem guten Stil gehört, den wir miteinander pflegen sollten.

    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieser äußere Eindruck ist schlimm genug, aber die inhaltlichen Diskrepanzen sind noch schlimmer. Der Bericht der Kommission ist — jedenfalls in wesentlichen Teilen — von fast allen Rednern gelobt worden, und er verdient dieses Lob in den meisten Teilen, auch in seinen Lösungsvorschlägen. Aber die entscheidende Frage ist: Was geschieht mit dem Bericht tatsächlich, welche der auch von den Mitgliedern der Kommission aus den Reihen der Union befürworteten Maßnahmen und Lösungen werden denn tatsächlich aufgegriffen?
    Ich habe die Rede des Herrn Generalsekretärs Geißler — mit Ausnahme dieser einen Stelle — sorgfältig verfolgt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Des Ministers Geißler!)

    — Ich bin für diesen Hinweis dankbar. Sie unterstreichen, daß er auch Bundesminister ist. Das ist verständlich, aber man kann durchaus von den Bezeichnungen je nach dem Inhalt der Rede, die gehalten worden ist, die zutreffende wählen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Er hat hier 20 Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorgetragen. Herr Geißler, Sie wissen doch ganz genau, daß ein großer Teil dieser Maßnahmen bereits zur Zeit der sozialliberalen Bundesregierung in Angriff genommen und eingeleitet worden ist. Tun Sie doch nicht so, als wären das alles neue Erfindungen!

    (Beifall bei der SPD)

    Außerdem bedürfen einige Ihrer Vorschläge in der Tat noch nähèrer Erläuterung. Was an Hoffnung Sie jungen Arbeitslosen eigentlich vermitteln wollen, wenn Sie darauf hinweisen, daß die Möglichkeiten für die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand erleichtert werden, vermag man auch bei gutem Willen nicht zu verstehen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: In Verbindung mit der Eigenkapitaldecke! — Nicht zugehört!)

    Glauben Sie, daß junge Arbeitslose Vermögen bilden können oder wollen?
    Ihre semantische Abteilung hat Ihnen außerdem diesen originellen Begriff der sozialistischen Camping-Gesellschaft zur Verfügung gestellt, weil Sie meinen, daß man da Entfernungen zurücklegen muß. Aber der Herr Bundeskanzler und Sie propagieren doch ständig, daß junge Menschen, die Ausbildungsplätze suchen, nicht auf ihrem Wohnort beharren dürfen, sondern auch eine Ortsveränderung in Kauf nehmen müssen. Messen Sie also bitte mit gleichem Maßstab, und tun Sie nicht so, als wäre dies ein Punkt, den Sie bei uns kritisieren können.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Vogel
    Nun noch etwas zur ehrenamtlichen Tätigkeit. Der Gedanke mit der Feuerwehr ist nicht ganz originell; den hat hier bei der Aussprache über die Regierungserklärung als erster der Herr Bundesaußenminister entwickelt. Er hat sich zu den Leistungen derer bekannt, die in der Feuerwehr ihren Dienst tun. Sie haben diesen Gedanken aufgegriffen, aber das geschieht in einer Art und Weise, als ob es in diesem Parlament Kräfte gäbe, die diese ehrenamtliche Tätigkeit nicht genauso hoch schätzen, anerkennen und würdigen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: So war es jahrelang! — Das hat doch Herr Weisskirchen gemacht!)

    Außerdem wissen Sie doch so gut wie ich, daß in den freiwilligen Feuerwehren und in den anderen gesellschaftlichen Gruppen Vertreter aller Parteien ihre Pflicht tun und engagiert sind. Versuchen Sie doch nicht, auch hier noch einen Keil hineinzutreiben und eine Spaltung zu vollziehen!

    (Beifall bei der SPD)

    Ich erkläre ausdrücklich meine Anerkennung und meinen Respekt für diejenigen, die in all diesen Organisationen ihre Pflicht tun und sich engagieren. Aber ich erstrecke die Anerkennung und den Dank auch auf diejenigen, die es in Selbsthilfegruppen tun, die es durch alternative Aktivitäten tun,

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Das hat er doch ausdrücklich gesagt!)

    bei denen Sie mit Ihrem Lob und Ihrer Anerkennung über Jahre nicht zu hören waren,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch gar nicht!)

    als Sie nämlich ständig eine kritische und bedenkliche Entwicklung

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr!)

    an die Wand gemalt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich höre mit großem Interesse Ihre Kritik an der Entwicklung auf dem Video-Gebiet. Sie werden unsere Unterstützung für vernünftige Maßnahmen haben. Aber Sie werden einen erheblichen Erklärungsbedarf bekommen, wie diese Warnungen mit Ihrer ständigen Förderung der kommerziellen Fernsehentwicklung eigentlich zusammenstimmen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Fragen Sie nach den italienischen Erfahrungen; dann wird dieser Erklärungsbedarf noch größer.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie ist es denn in Österreich?)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir Sozialdemokraten — das haben die Sprecher meiner Fraktion schon ausgedrückt — sind bereit, diesen Bericht sehr ernst zu nehmen. Wir werden in unserer parlamentarischen Arbeit immer wieder darauf Bezug nehmen. Wir werden ihn nicht in den Archiven vergilben lassen. Wir werden auch die
    Bundesregierung immer wieder fragen, was konkret geschieht. Wir werden Ihnen Gelegenheit geben, dies auch im Zusammenhang darzulegen.
    Ich darf noch eine Frage an uns alle richten. Wo ist eigentlich, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, angesichts dieses Berichts die konkrete Bereitschaft, auch einmal die eigene Position zu überdenken, Fehler zuzugeben und sie dann auch zu korrigieren?
    Das frage ich in alle Richtungen, übrigens auch in Richtung der Fraktion, die jetzt erstmals dem Bundestag angehört. Sind wir denn endlich, um konkret zu werden, bereit, die Neigung zur Rechthaberei zurückzudrängen?

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Warum räumen nicht alle Fraktionen des letzten Bundestags ein, daß es falsch — nein: daß es fatal war —, im Zusammenhang mit den Parteispenden eine Grundgesetzänderung zugunsten der Betroffenen überhaupt auch nur ernsthaft zu erwägen?

    (Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

    Warum bringen wir als diejenigen aus dem letzten Parlament nicht den Mut auf, dies zu sagen?

    (Dr. Rose [CDU/CSU]: Sie brauchen doch das Geld!)

    Das waren Erwägungen, die übrigens zu derselben Zeit angestellt wurden, als mit durchaus diskutablen Gründen die Amnestie für Hausbesetzer als schwere Erschütterung des Rechtsbewußtseins kritisiert und zurückgewiesen wurde.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Hier sind Beschädigungen des Rechtsbewußtseins der jungen Generation hervorgerufen worden, mit denen wir es noch lange zu tun haben.

    (Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind bereit, die Anstöße aufzunehmen. Im Unterschied zu Ihnen werden wir auch die überkommenen Strukturen unserer Gesellschaft nicht als unantastbar ansehen, sondern wir werden für ihre Veränderung, für ihre Reform eintreten, wo diese Strukturen einer humanen Entwicklung im Wege stehen.
    Wir vergessen auch nicht — da darf ich gerade auch die liberalen Kollegen ansehen —, daß es alternative Ideen für die Gestaltung der Gesellschaft nicht erst seit heute gibt. Diese Ideen sind in aller Regel als Triebkräfte gesellschaftlicher Entwicklung betrachtet, j a, gepriesen worden, zumindest dann, wenn sie sich durchgesetzt hatten, wenn sie nicht mehr Idee waren, sondern Realität geworden waren.
    Es ist doch auch wahr, daß jede der heute existierenden Gesellschaftsordnungen ursprünglich eine alternative Vorstellung und oft genug das Ergebnis intensiver Protestbewegungen war: der liberalen bürgerlichen Protestbewegungen, unserer sozialdemokratisch-reformerischen Protestbewegungen



    Dr. Vogel
    und auch der katholischen Protestbewegung, gegründet auf die Soziallehre. Bei der Auseinandersetzung mit neuen Alternativen wird das gelegentlich übersehen.
    Wir Sozialdemokraten haben jedenfalls nicht vergessen, daß unsere Bewegung ihre Entstehung dem Protest verdankt: dem Protest gegen soziales Unrecht, dem Protest gegen Not und Elend, dem Protest auch gegen politische und gegen materielle Privilegien.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben uns nicht verhärtet gegenüber unserer eigenen Geschichte. Wir hoffen deshalb, daß möglichst viele zu einer Grundeinstellung früherer Generationen zurückfinden, einer Grundeinstellung, die auch in der polemischen Auseinandersetzung dieser Tage, Wochen und Monate fast verschüttet zu werden droht, zu der Einstellung nämlich, der Jugend werde gelingen, was die Älteren nicht geschafft oder verfehlt haben, die Jugend werde nicht nur für sich, sondern für alle eine bessere Zukunft heraufführen. Dazu gehört auch der Vertrauensvorschuß gegenüber den unbequemen und den protestierenden Teilen dieser jungen Generation.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Aber nicht nur!)

    Mit dieser Grundeinstellung werden wir dem Protest dort widersprechen, wo er die Regeln unseres Zusammenlebens sprengt, wo er den Boden der Realität verläßt, wo er Bekenntnis und Politik verwechselt. Auch in diesen Verwechslungen kann ein Mißbrauch junger Menschen und ihrer Begeisterungsfähigkeit liegen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Aber wir werden für den Protest dort offen sein, wo er uns vor Verkrustung und vor Selbstgerechtigkeit bewahrt und wo er uns vor allem an die Verantwortung für die Folgen unserer Entscheidungen, unseres Tuns und Unterlassens erinnert, die nicht wir, sondern die künftigen Generationen zu tragen haben.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Mischnick.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Vogel, ich habe noch einmal die Debatte vom 28. Mai 1982 über den Zwischenbericht überflogen. Nachdem ich die Debatte hier und zum Teil in meinem Zimmer verfolgt habe, kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, daß damals bei der Debatte über den Zwischenbericht hinsichtlich der sachlichen Beurteilung zwischen den Fraktionen mehr Gemeinsamkeit bestand, als das heute — ich will es vorsichtig ausdrücken — der Fall zu sein scheint. Das zeigt mir, daß offensichtlich manche äußeren Einwirkungen die Positionen und Betrachtungsweisen in dieser Enquete-Kommission etwas verschoben haben.

    (Zuruf von der SPD: Sie haben sich doch verändert!)

    — Wissen Sie, diese billigen Zwischenrufe „Wir hätten uns geändert" sollten Sie doch langsam sein lassen. Wir haben unsere politische Grundauffassung genausowenig geändert, wie Sie Ihre Grundauffassung geändert haben. Die Frage ist, in welcher Form man sich dann in Einzelpunkten in einer Regierungskoalition oder in der Opposition verhält. Wenn man einmal grundsätzliche Positionen eingenommen hat, wäre es sehr gut, wenn man diese dann sowohl in der Opposition wie in der Regierungskoalition beibehielte. Mehr will ich damit doch gar nicht sagen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Kollege Vogel, Sie haben mit Recht darauf hingewiesen, daß wir uns in der Auseinandersetzung gerade mit der jungen Generation davor hüten müßten, die Rechthaberei, das Allein-Wissen-Wollen in den Vordergrund zu stellen. Ich teile völlig Ihre Meinung. Ich möchte allerdings auch hinzufügen: Das gilt natürlich auch für diejenigen, die meinen, sie hätten allein den Stein der Weisen der Veränderung gefunden, die glauben, die absolute Wahrheit zu besitzen, was an dieser Gesellschaft falsch und richtig ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wohl!)

    Wir müssen gemeinsam die Rechthaberei vermeiden. Das hindert mich aber doch nicht daran, den Weg, von dem ich überzeugt bin, daß er der richtige ist, mit aller Energie zu vertreten, zu verteidigen, aber trotzdem für kritische Auseinandersetzungen offen zu sein.
    In Wahrheit ist doch die Scheidewand immer da, wo der Versuch der Veränderung, der Protest gegen etwas, was man nicht für richtig hält, umschlägt in den Versuch, das mit Gewalt durchzusetzen und einer Mehrheit aufzuzwingen, was eine Minderheit für richtig hält. Das ist doch der Punkt, wo wir uns in Wirklichkeit unterscheiden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es kommt ein Weiteres hinzu: Ich habe heute den Eindruck gehabt, daß zwar die Mängel, die kritischen Punkte sehr stark herausgearbeitet worden sind — das ist notwendig —, daß aber dabei etwas zu kurz gekommen ist, was an positiven Entwicklungsmöglichkeiten und -fähigkeiten vorhanden ist.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Richtig, ja!)

    Wie will ich denn in einer schwierigen Situation die Bereitschaft zur Mithilfe, die Bereitschaft zum Überwinden von Problemen wecken können, wenn ich alles schwarz in schwarz male oder schwarzweiß-male, statt gleichzeitig die Möglichkeiten zur Überwindung der Probleme aufzuzeigen? Dies scheint mir notwendig zu sein.
    Wenn dieser Bericht heute mit einem Beschluß als angenommen, erledigt, „beerdigt" gelten würde, dann würde ich die Kritik teilen, daß in manchen



    Mischnick
    Dingen noch mehr an Substanz kommen muß. Da er aber an die Ausschüsse überwiesen wird, da im einzelnen beraten werden soll, wie man welche Punkte in welchem Zeitraum umsetzen kann, zeigt das doch, daß hier nicht eine Beendigung, sondern eine zweite Runde der Auseinandersetzung über diese Fragen stattfindet.
    Nun sind wir gern bereit, jeden konkreten Vorschlag zur Umsetzung, zur Verwirklichung zu prüfen und dann auch zum Beschluß zu kommen. Nur, eines geht nicht — das geht jetzt weniger in Richtung mancher Kollegen aus der sozialdemokratischen Fraktion, sondern mehr in Richtung derjenigen Kollegen, die als Fraktion in diesem Haus neu sind —: daß man immer nur glaubt, die Diskussion mit aller Härte führen zu können, dann aber, wenn es ans Entscheiden geht, die Entscheidungen anderen überläßt. Das erinnert mich sehr an Diskussionen, die ich in den Jahren der außerparlamentarischen Opposition 1968/69 an vielen Universitäten geführt habe. Da war es auch oft so, daß man hervorragende theoretische Überlegungen für morgen und übermorgen anstellte. Wenn man aber im Parlament vor der Entscheidung steht, was mit BAföG, was mit Renten, mit Besoldung, mit bestimmten außenpolitischen Fragen werden soll, dann kann man nicht sagen: Darüber müssen wir erst noch einmal da und dort diskutieren. Da muß ich auch bereit sein, eine Entscheidung zu treffen, sie zu vertreten und dann, wenn ich erkenne, daß sie falsch war, auch eine Korrektur anzubringen. Aber das Ganze immer nur als ein großes Diskussionsthema zu sehen, es aber nicht konsequent auch umzusetzen und dann dazu zu stehen, auch wenn es schwer ist, kann keine praktische Politik sein.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Zu einem weiteren Punkt, der hier in der Debatte eine Rolle gespielt hat: Es wird mit Recht darauf hingewiesen, welche vielen Aktivitäten in den verschiedensten Bereichen in unserem Land, gerade bei vielen jungen Menschen, vorhanden sind; hier ist auch die Feuerwehr wieder genannt worden. Herr Kollege Vogel, es geht doch gar nicht darum, zu sagen, die einen tun da mehr, die anderen weniger. Das, worum es in Wirklichkeit geht, ist, bei der Auseinandersetzung um kleine Gruppen, die sich eben nicht als ein Teil des Ganzen fühlen, nicht vergessen machen zu lassen, daß die überwältigende Mehrheit mit Engagement zu diesem Staat — manchmal in kritischer Distanz — im ganzen steht und sich nicht wie wir gestern erlebt haben, von einer Minderheit in die Ecke drängen läßt, sondern sich mit überwältigender Mehrheit ganz klar von denen distanziert, die meinen, Farbbeutel seien Politik. Das hat überhaupt nichts mit Politik zu tun. Das ist kindisch, sonst gar nichts. Das hat die überwältigende Mehrheit deutlich gemacht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich möchte allerdings auch bitten, gerade bei der Diskussion über das Thema Jugendarbeitslosigkeit, hinsichtlich der mit Recht darauf hingewiesen worden ist, daß die Probleme noch vor uns liegen, die Bereitschaft junger Menschen, sich weiter zu bemühen, nicht mit Prognosen in Frage zu stellen, weil sie sonst den Eindruck gewinnen müssen: Es hat ja gar keinen Sinn. Richtig ist eines: Wir haben es in all den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, nahezu — ich sage: nahezu — eine Ausgeglichenheit zwischen Angebot und Bedarf zu erreichen. Ich warne davor, heute, im Mai, so zu tun, als wären die Zahlen, die für September/Oktober dann Wirklichkeit wären, schon gegeben, und damit Resignation heraufzubeschwören statt Bereitschaft, mitzuhelfen, diese Probleme zu lösen.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Wir werden ja sehen, wie es aussieht!)

    Deshalb: Kritisch beleuchten, diese Probleme immer sichtbar machen, aber nicht gleichzeitig durch Miesmacherei einen Eindruck erwecken, als wären wir nicht in der Lage, hier Schritt für Schritt auch diese Frage zu lösen.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Sind Sie auch nicht!)

    Wir werden sie Schritt für Schritt lösen. — Wenn Sie jetzt wieder dies in Zweifel ziehen: Ich bin einmal gespannt, welche praktischen, umsetzbaren Vorschläge zu diesen Punkten außer der allgemeinen Beklagung von Zuständen kommen werden. Wir sind gern bereit, wenn sie vorliegen, sie auch im Detail zu prüfen und ihnen auch zuzustimmen, wenn sie richtig und sinnvoll sind. Nur war bisher mein Eindruck leider so — das haben wir auch gestern in der Diskussion gespürt —, daß außer plakativen, zugestandenermaßen recht öffentlichkeitswirksamen Vokabeln sehr sehr wenig an praktischer Substanz dahintersteckt. Sollte sich das in der Ausschußarbeit entscheidend verändern, wäre niemand froher als wir, wenn wir das zur Kenntnis nehmen könnten.
    Meine herzliche Bitte, daß wir bei der Beratung dieser gesamten Materie in den Ausschüssen nicht nur darauf warten, bis wir abschließend gesamte Bereiche zu entscheiden haben, sondern, wenn es sich ergibt, daß Einzelbereiche entscheidungsreif sind, wir sie an das Parlament herantragen, damit wir Schritt für Schritt Einzelmaßnahme für Einzelmaßnahme umsetzen können. Es kommt hier nicht darauf an, mit einem Riesengesamtkomplex in zwei, drei oder vier Jahren etwas zu entscheiden, sondern die Punkte, die entscheidungsreif sind, in den Ausschußberatungen Stück für Stück dem Parlament vorzulegen und damit sichtbar zu machen: Es geht nicht um die Diskussion, sondern um die Umsetzung der einzelnen angesprochenen Punkte. — Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)