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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/8 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 8. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Republik Burundi, Prof. Dr. Emile Mworoha, und einer Delegation 315A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Gerstl 315B Wahl der Abg. Dr. Althammer und Rapp (Göppingen) zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . 315 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 315B Erweiterung der Tagesordnung 315 C Antrag der Fraktion der SPD betr. Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Lahnstein SPD 315D Dr. Schäuble CDU/CSU 316C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN Bericht der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/51 — Wissmann CDU/CSU 317 B Schröder (Hannover) SPD 320 C Eimer (Fürth) FDP 323D Kleinert (Marburg) GRÜNE 325D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 327 D Frau Terborg SPD 330A Neuhausen FDP 334 C Burgmann GRÜNE 336 D Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 339A Weisskirchen (Wiesloch) SPD 345 A Breuer CDU/CSU 348 C Dr. Vogel SPD 350 C Mischnick FDP 353 B Frau Karwatzki CDU/CSU 354 D Vizepräsident Westphal 357 B Wahl der Wahlmänner gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/66 — in Verbindung mit Wahl der Mitglieder des Richterwahlausschusses gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes — Drucksache 10/70 — 376A Ergebnis der Wahl 389 C Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Ausschusses nach Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) — Drucksache 10/71 — 376 D Festlegung der Zahl und Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission — Drucksachen 10/68, 10/72, 10/73, 10/90 — Jahn (Marburg) SPD 377 B Seiters CDU/CSU 378 C Fischer (Frankfurt) GRÜNE 379 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Wolfgramm (Göttingen) FDP 379 D Ergebnis der Wahl 390 B Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung — Drucksache 10/74 — 381 C Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt — Drucksache 10/75 — 381 C Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost — Drucksachen 10/54, 10/76 — 381 D Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/77 — 382A Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/78 — 382 A Beratung des Agrarberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksachen 9/2402, 9/2403 — Kiechle, Bundesminister BML 382 B Müller (Schweinfurt) SPD 390 B Susset CDU/CSU 394 C Paintner FDP 399 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 402 C Oostergetelo SPD 406 C Brunner CDU/CSU 411 C Borchert CDU/CSU 413 C Frau Blunck SPD 415 D Eigen CDU/CSU 419A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/34 — Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/33 — Dr. Spöri SPD 422 B Schily GRÜNE 424 C, 433 D Dr. Langner CDU/CSU 426 D Schröder (Hannover) SPD 429 D Beckmann FDP 432 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung — Drucksache 10/40 — 434 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zusatzübereinkommen vom 8. Oktober 1982 zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit — Drucksache 10/41 — 434 C Fragestunde — Drucksache 10/55 — Verbot des Verkaufs von Kunden-Computerdaten großer Versandhäuser MdlAnfr 36, 37 13.05.83 Drs 10/55 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . . 357 D, 358 A, B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 357 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 358A Teilnahme des türkischen Filmregisseurs Yilmaz Güney an der Vorführung seines Filmes „Yol" ohne Gefahr einer Verhaftung durch deutsche Behörden MdlAnfr 38, 39 13.05.83 Drs 10/55 Schneider (Berlin) GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . 358 B, C, D, 359A ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE 358 C, D, 359A ZusFr Reents GRÜNE 358 D Umweltbelastende Auswirkungenn der Ölkatastrophe im Persischen Golf für die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 4, 5 13.05.83 Drs 10/55 Repnik CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 359 B, C, D, 360A, B ZusFr Repnik CDU/CSU 359C, 360 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 359C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 360 B Erteilung von Visa für ehemalige DDR-Bewohner durch amerikanische Konsulate MdlAnfr 8 13.05.83 Drs 10/55 Frau Blunck SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 360 C, D, 361A ZusFr Frau Blunck SPD 360 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 361A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 361A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 III Verhaftung von Volksdeutschen in der Sowjetunion im Zusammenhang mit Ausreisebegehren seit 1978 MdlAnfr 9 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 361 B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 361 C, D Verurteilung des Studenten Thomas Reinl in der Türkei wegen Besitzes eines als antik deklarierten Steins MdlAnfr 10, 11 13.05.83 Drs 10/55 Lowack CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . . . . 362 A, B, C, 363 A, B, C, D, 364A ZusFr Lowack CDU/CSU 362A, 363C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 362C, 363D ZusFr Catenhusen SPD 362C, 364 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 362 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 363 A Fortsetzung der deutschen Entwicklungshilfe für Simbabwe angesichts der Menschenrechtsverletzungen MdlAnfr 12, 13 13.05.83 Drs 10/55 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 364 B, D, 365 A, B, C ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 364 C, D, 365 B ZusFr Verheugen SPD 365 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 365 A Bemühungen westlicher Staaten um die Unabhängigkeit Namibias; Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu schwarz-afrikanischen Staaten MdlAnfr 14, 15 13.05.83 Drs 10/55 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw StMin Möllemann AA 365 C, D, 366 A, B, C, D, 367 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 365D, 366 A, 367 C, D ZusFr Verheugen SPD 366A, 367 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 366 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 366 B ZusFr Rossmanith CDU/CSU 366 C ZusFr Buschfort SPD 366 D ZusFr Toetemeyer SPD 367 A Schutz deutscher Entwicklungshelfer, insbesondere in Nicaragua MdlAnfr 16, 17 13.05.83 Drs 10/55 Immer (Altenkirchen) SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 368A, B, C, D, 369 A, B, C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 368 A, B, 369B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 368 B ZusFr Repnik CDU/CSU 368 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 369A ZusFr Catenhusen SPD 369 C ZusFr Burgmann GRÜNE 369 D Aufruf zum Sturz der Regierung von Nicaragua durch die „Fuerza Democratica Nicaraguense" in Bonn angesichts des Mordes an Albrecht Pflaum MdlAnfr 18 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 370 A, B, C ZusFr Schwenninger GRÜNE 370 B ZusFr Catenhusen SPD 370 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 370C ZusFr Lambinus SPD 370 D Absprache über die Fortsetzung deutscher Entwicklungshilfe für Nicaragua mit den USA MdlAnfr 19 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA . . . . 371 A, B,C, D ZusFr Frau Gottwald GRÜNE 371 A, B ZusFr Catenhusen SPD 371 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 371C Rechte der USA auf Grund des Regierungsabkommens vom 15. April 1982 betr. „Wartime Host Nation Support" MdlAnfr 20 13.05.83 Drs 10/55 Reents GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 372 A, B,C ZusFr Reents GRÜNE 372A, C Wirtschaftslage der Kartoffelbrennereigenosssenschaften in den strukturschwachen Gebieten angesichts der Brennrechtskürzung MdlAnfr 40, 41 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 372D, 373 B,C, D, 374 A ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . . . 372D, 373 B,C ZusFr Ertl FDP 373 D Beschäftigungsprogramm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Umweltschutz-, Verkehrs- und Forschungspolitik für 1983 MdlAnfr 42 13.05.83 Drs 10/55 Becker (Nienberge) SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 374 A, B, C, D, 375 A, B, C, D, 376 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 374 B ZusFr Matthöfer SPD 374 B ZusFr Roth SPD 374 C ZusFr Dreßler SPD 374 C ZusFr Lutz SPD 374 D ZusFr Catenhusen SPD 375A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 375 B ZusFr Urbaniak SPD 375C ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . 375D ZusFr Lahnstein SPD 375 D Nächste Sitzung 434 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 434 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 315 8. Sitzung Bonn, den 19. Mai 1983 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 20. 5. Böhm (Melsungen) ** 19. 5. Brandt 20. 5. Engelsberger 20. 5. Ganz (St. Wendel) 20. 5. Glotz 19. 5. Jansen 20. 5. Jung (Lörrach) 19. 5. Dr. Mertes (Gerolstein) 20. 5. Dr. Müller * 20. 5. Nelle 20. 5. Sander 20. 5. Schwarz 20. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 19. 5. Voigt (Sonthofen) 20. 5. Wimmer (Neuss) 20. 5. Wischnewski 20. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Margitta Terborg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich möchte noch einmal die Zahlen nennen, die in besonderer Weise über die Situation der jungen Frauen und Mädchen etwas aussagen. 1982 waren nur 38 % der Ausbildungsplätze im dualen System von Mädchen besetzt. Diese Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich. Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist bei Mädchen und jungen Frauen höher als bei gleichaltrigen Männern. Ich sagte es eben schon: Trotz gleicher oder manchmal auch besserer schulischer und beruflicher Qualifikation werden junge Frauen und Mädchen in der Ausbildung, im Beruf nach wie vor benachteiligt.
    In dem Bericht der Enquete-Kommission werden auch insoweit Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Sie reichen von der Frauenförderung bei der Beschaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze über die Aufstellung von Frauenförderungsplänen, die Öffnung neuer Berufswege für junge Frauen und Mädchen bis hin zu einer Überwindung des geteilten Arbeitsmarktes und dem Abbau beruflicher Diskriminierung.
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion wird gerade im Zusammenhang mit dem zuletzt genannten Bereich in Kürze einen Gesetzentwurf vorlegen, der in Anlehnung an die Initiative des Landes Hessen im Bundesrat eine Überarbeitung des arbeitsrechtlichen EG-Anpassungsgesetzes im Sinne eines Gleichstellungsgesetzes beinhaltet.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Vorschläge der Kommission zielen darauf ab, die volle Gleichberechtigung der Frau im Berufsleben sicherzustellen. Auch der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung davon gesprochen, daß die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Arbeitswelt hergestellt werden müsse. Konkret fiel ihm dazu aber nur ein, die Arbeitsplatzteilung und die Teilzeitarbeit nach Kräften zu begünstigen. Das ist nun aber nicht gerade der Weg, den wir Sozialdemokraten uns vorstellen, um die Gleichberechtigung der Frauen auch im Berufsleben sicherzustellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wenden uns entschieden dagegen, daß die Probleme, die mit der notwendigen Verkürzung der allgemeinen Arbeitszeit auf uns zukommen, vorwie-



    Frau Terborg
    gend auf dem Rücken der Frauen ausgetragen werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich empfehle der Bundesregierung nachdrücklich, die von der Enquete-Kommission vorgeschlagenen Lösungsmöglichkeiten zu prüfen und in die Tat umzusetzen. Wenn sie diesen Weg geht, wird sie auch die Unterstützung der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion haben.
    Meine Damen und Herren, ein weiterer wichtiger Aspekt des Problems der Jugendarbeitslosigkeit ist die zunehmende Tendenz einer starken Konzentration auf nur wenige Berufe aus dem breiten Spektrum der anerkannten Ausbildungsberufe. Dies gilt im übrigen für Mädchen in noch stärkerem Maße als für Jungen. Hinzu kommt, daß die meisten Jugendlichen, Eltern und leider auch manche Lehrer überhaupt nur die gängigen Ausbildungsberufe kennen. Sie wissen jedoch nicht, daß es 466 anerkannte Ausbildungsberufe gibt, von denen viele gute Zukunftschancen bieten und die auch nicht überlaufen sind. Infolge der Konzentration der Berufswünsche bleiben Ausbildungsmöglichkeiten letztendlich unausgeschöpft. Deshalb möchte ich eine breitangelegte Informationsoffensive vorschlagen. Daran sollten sich alle beteiligen, die für die berufliche Bildung Verantwortung und Mitverantwortung tragen.
    Klar bleiben muß: Die Arbeitgeber sind in der Pflicht, genügend Ausbildungsplätze anzubieten.

    (Beifall bei der SPD)

    Folgt man dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Ausbildungsplatzförderungsgesetz, so müßten die Arbeitgeber eigentlich von sich aus das Notwendige tun. Ich zitiere:
    In dem in der Bundesrepublik Deutschland bestehenden dualen Berufsbildungssystem mit dem Lernort Schule und Betrieb liegt die spezifische Verantwortung für ein ausreichendes Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen der Natur der Sache nach bei den Arbeitgebern.
    An einer anderen Stelle geht es weiter:
    Wenn der Staat in Anerkennung dieser Aufgabenteilung den Arbeitgebern die praxisbezogene Berufsausbildung der Jugendlichen überläßt, so muß er erwarten, daß die gesellschaftliche Gruppe der Arbeitgeber diese Aufgabe nach Maßgabe ihrer objektiven Möglichkeiten und damit so erfüllt, daß grundsätzlich alle ausbildungswilligen Jugendlichen die Chancen erhalten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
    So weit das Bundesverfassungsgericht. Ich kann dies hier nur unterstreichen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich frage mich: Was sollen denn die Jugendlichen auch von unserem Grundgesetz halten, wenn die Arbeitgeber der Verpflichtung nicht nachkommen, die die Karlsruher Richter ihnen auferlegt haben? Was sollen denn die Jugendlichen von unserer Gesellschaftsordnung halten, die nicht gewährleistet,
    daß der Start ins Berufsleben nicht zu einem Fehlstart wird?
    Zur Verbesserung des Ausbildungsplatzangebotes und zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sind energische Maßnahmen erforderlich. Wir Sozialdemokraten werden das uns Mögliche tun, um die Jugendlichen mit ihren Nöten nicht allein zu lassen. Wir treten für folgende Maßnahmen ein:
    Erstens. Ein Programm zur Förderung der außerbetrieblichen und der überbetrieblichen Ausbildung sowie der Ausbildung im Ausbildungsverbund muß für die Bereiche aufgelegt werden, in denen kein ausreichendes Ausbildungsplatzangebot gegeben ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren von der Regierungskoalition, Sie sollten sich dieser Forderung anschließen. Ein solches Programm wird in Berlin seit Jahren mit großem Erfolg praktiziert. Der sozialdemokratisch geführte Senat hat es begonnen, und Herr von Weizsäcker führt es uneingeschränkt fort. Bevor Sie sich zur Kritik herbeilassen, rate ich Ihnen, sich bei Herrn von Weizsäcker sachkundig zu machen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Das sogenannte Benachteiligtenprogramm für Jugendliche mit schulischen Defiziten ist aufzustocken und besonders auf die Gruppe ausländischer Jugendlicher auszudehnen.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Drittens. Zusätzliche Ausbildungsplätze sind beim Bund, bei der Post und bei der Bahn zu mobilisieren.
    Viertens. Das Programm „Bildungshilfen für arbeitslose Jugendliche", die Arbeitsplätze suchen, ist zu erweitern.
    Fünftens. Für junge Arbeitslose müssen mehr Beschäftigungsstellen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bereitgestellt werden.
    Die Bundesregierung und die sie tragenden Koalitionsfraktionen bleiben untätig, verharmlosen die Lage und verlassen sich im übrigen auf die Schaustellerei von Herrn Kohl.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Der Vertrauensschaden wird bei Jugendlichen groß sein, wenn der Herr Bundeskanzler im Herbst Bilanz ziehen muß und sehen wird, daß sich die Ausbildungsplatzgarantie endgültig als plumper Wahlkampftrick entpuppt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das würde Sie freuen!)

    — Nein, das würde mich nicht freuen.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Den Eindruck erweckt es aber! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Zynisch!)

    Mehr noch: Mit Ihrer konservativen Wende in der
    Bildungspolitik, die sich u. a. in der Streichung des
    Schüler-BAföG manifestiert hat, fügen Sie den be-



    Frau Terborg
    troffenen Jugendlichen Schaden zu. Denn wenn Sie ihnen schon für ihren Schulbesuch die finanzielle Grundlage entziehen, verstärken Sie damit den Druck auf den Ausbildungs- und Stellenmarkt und verstärken den Konkurrenzkampf um die ohnedies schon wenigen Ausbildungsplätze.

    (Beifall bei der SPD)

    Viele in den Parteien mit dem großen C und in der FDP meinen, einen Beitrag zur Ausweitung des Ausbildungsplatzangebots dadurch leisten zu können, daß sie das Jugendarbeitsschutzgesetz zurückschneiden. Dagegen wenden sich zu Recht die Jugendlichen, z. B. in den Gewerkschaften und in den Jugendorganisationen der Kirchen. Die Jugendverbände, die sich gegen die Aushöhlung des Jugendarbeitsschutzgesetzes wehren, haben uns Sozialdemokraten auf ihrer Seite.
    Lassen Sie mich abschließend noch auf einen Aspekt in der Regierungserklärung eingehen, der besonders deutlich den Widerspruch zwischen Worten und Taten der neuen Bundesregierung offenlegt. In der Regierungserklärung heißt es, wir können auf Leistungseliten nicht verzichten, und niemand dürfe wegen seiner sozialen Herkunft benachteiligt werden. Die Realität sieht so aus, daß das Schüler-BAföG gestrichen wurde und durch die Umstellung des Studenten-BAföG auf ein reines Darlehenssystem zukünftige Hochschulabsolventen ihren Berufsstart mit einer Schuldenlast von etlichen zehntausend D-Mark beginnen müssen. Diese Kahlschlagpolitik bedeutet doch ganz konkret, daß in Zukunft nur derjenige eine Chance hat, seinen Fähigkeiten entsprechend ausgebildet zu werden und zu dieser Leistungselite zu gehören, der von seinem Elternhaus her schon zu einer bestimmten Geldelite gehört. Oder anders ausgedrückt: Wer arm ist, darf ruhig dumm bleiben. Das ist doch die Realität. Die SPD-Fraktion wird deshalb erneut einen Antrag zur Erhaltung des Schüler-BAföG hier im Parlament einbringen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Mit Finanzierungsvorschlag!)

    Die Enquete-Kommission Jugendprotest im demokratischen Staat hat eine wachsende Entfremdung zwischen einem Teil der Jugend auf der einen und dem politischen System und seinen Vertretern auf der anderen Seite festgestellt. Um das verlorene Vertrauen wiederzugewinnen, sind ernsthafte Anstrengungen vonnöten. Noch setzt der überwiegende Teil der jungen Menschen seine Hoffnung auf diesen Staat, auf die Regierung und auf die Politiker. Sie erwarten Taten und nicht unverbindliche Absichtserklärungen. In der Regierungserklärung heißt es, wir müssen der jungen Generation Hoffnung geben. Hoffnung, das ist zu wenig. Wir müssen etwas tun. Der hier vorgelegte Bericht darf nicht in den Schubladen verschwinden. Nicht nur wir hier im Parlament, sondern alle Verantwortlichen, voran die Arbeitgeber, die Gewerkschaften, Länder, Kommunen, müssen sich mit den Vorschlägen und Lösungsmöglichkeiten ernsthaft beschäftigen und sie in die Realität umsetzen. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Neuhausen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Neuhausen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Bericht der Enquete-Kommission spricht — und das ist hier in den einzelnen Wortbeiträgen schon zur Sprache gekommen — neben den wichtigen allgemeinen Fragen des Verhältnisses der jungen Menschen zu Gesellschaft und Staat eine Reihe von Themen an, die weit und grundsätzlich in das Feld der Bildungspolitik hineinreichen. Die Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit verbietet es, auf die vielen Einzelpunkte einzugehen. Unser heutiges Thema macht aber noch einmal sehr deutlich, von welcher entscheidenden Bedeutung für das Klima in Staat und Gesellschaft gerade der Lebenszeitraum ist, auf dessen Gestaltung sich die bildungspolitischen Entscheidungen oder auch Nichtentscheidungen beziehen.
    Meine Damen und Herren, das mag wie ein Gemeinplatz klingen, aber auch solche allgemeinen Feststellungen können, wenn, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" gestern befürchtete, „die Bildungspolitik im Schlepptau der Finanz- und Wirtschaftspolitik mühsam dahintreibt" oder vorerst „im Prokrustesbett der wirtschaftlichen Zwänge" verharrt nicht oft genug wiederholt werden — das ist übrigens von Koalitionszusammenstellungen unabhängig —, und sei es nur, um Kapitän und Steuerleute auf dem Leitschiff der Finanz- und Wirtschaftspolitik noch einmal durch diese Rufe aufmerksam zu machen, ganz abgesehen davon, daß Bildungspolitik eigentlich als eines der Energiemittel angesehen werden sollte, die den Flottenverband Staat und Gesellschaft auf seiner Fahrt in die Zukunft antreiben.

    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, der von der FAZ genannten Prokrustes — es ist immer interessant, sich mit solchen Bildern zu beschäftigen —, den ich hier übrigens mit niemandem identifizieren möchte, der über die Bemessung und Beurteilung der wirtschaftlichen Zwänge verfügt, denen sich Bildungspolitik zu fügen habe, Prokrustes wird als ein Riese geschildert, der alle, die in seine Hände fielen, auf sein Bett legte. Waren diese Unglücklichen an Körpergestalt zu kurz, so streckte er sie mit Hilfe eines Hammers. Waren sie zu lang, so kürzte er sie zu passender Körpergröße. Insofern, meine Damen und Herren, ist dieses Bild der FAZ durchaus eine Mahnung, weil j a Bildungspolitik im Ernst nicht nur von denen gemacht wird, die im engeren Sinne für sie verantwortlich sind, sondern auch — und dies nicht erst seit heute — von den Kapitänen und Riesen, die den Rahmen für ihre Möglichkeiten abstecken.
    Meine Damen und Herren, diese Geschichte findet ein gutes Ende: Prokrustes wurde schließlich von Theseus überwunden. Und der Theseus, den wir brauchen, wird nicht als ein Deus ex machina erscheinen, er verbirgt sich hinter der Notwendigkeit einer stets neuen und erneuerten Besinnung auf die aktuelle und zugleich grundsätzliche Aufgabe, die Voraussetzungen zu schaffen, auf deren Grundlage



    Neuhausen
    junge Menschen dazu befähigt werden, mit kritischem Denken, Entscheidungsfähigkeit, Verantwortungsbewußtsein und Leistungsbereitschaft ihren Platz in unserer Gesellschaft und ihre Haltung gegenüber den Anforderungen einer in stetem Wandel befindlichen Welt zu finden.
    Meine Damen und Herren, wenn es, wie oft gesagt wird, ein Fehler war, daß sich Bildungspolitik eine Zeitlang vielleicht zu isoliert betrachtet hat, so müßte sich dieser Fehler allerdings fortschreiben, wenn nun die anderen Politikbereiche die Interdependenzen zur Bildungspolitik vernachlässigten. Denn lassen sich die Auswirkungen der Bildungspolitik auf positive, aber auch negative Erscheinungen, über die wir sprechen, nicht leugnen, so ist doch auch zu bedenken, daß, wie der Kommissionsbericht feststellt, Bildungsinstitutionen nicht nur ganz allgemein für das Leben ausbilden, sondern — ich zitiere — „auch die Gesellschaft selbst in ihren Grundsätzen und vorrangigen Werten widerspiegeln". Damit, meine Damen und Herren — das betrifft quantitative und qualitativ-inhaltliche Fragen — nähert sich der Bericht auch — das ist eine interessante Passage darin — der begrifflichen Unterscheidung von Bildung und Erziehung und sieht sie doch auch wieder in einer untrennbaren Verbindung, indem er vermerkt, daß man nicht an der Tatsache vorbeikomme, daß sich jeder, zumal jeder institutionalisierte Umgang mit Jugendlichen erzieherisch auswirke, eine Tatsache, die man in alle Richtungen ebenfalls nicht oft genug wiederholen kann.
    Meine Damen und Herren, darüber ließe sich viel sagen, und darüber wird noch viel zu sagen sein. Im Kern heißt das: Bildungspolitik verfehlt ihre Aufgabe, wenn sie sich nur als Auseinandersetzung über organisatorische und administrative Maßnahmen vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Zielvorstellungen versteht, wenn sie nicht letztlich den einzelnen jungen Menschen meint, diesen Schüler und Studenten, jenen Lehrling oder Auszubildenden, jeden einzelnen mit seinen Erwartungen, Hoffnungen, Wünschen, Rechten, Pflichten, Fähigkeiten und Möglichkeiten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das drängendste Problem dieser Wochen und Monate — es wurde angesprochen — ist das Problem ausreichender Ausbildungsplätze für die geburtenstarken Jahrgänge. Es ist — auch heute — zum Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen geworden. Ich halte es für wenig hilfreich, wenn man aus den mangelhaften Zahlen der Bundesanstalt von heute schon Hochrechnungen auf eine Bilanz für den September dieses Jahres herleiten will.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, jede übertriebene Dramatisierung erreicht, wenn sie — und das setze ich voraus — ernst und verantwortungsvoll gemeint ist, unter Umständen genau das Gegenteil von dem, was sie anstrebt. In unserem Fall kann sie statt zu einer zusätzlichen Motivierung zu einer resignierenden Hinnahme des angeblich Unvermeidbaren führen.

    (Zuruf von der SPD: Das Prinzip Hoffnung reicht aber nicht aus!)

    Natürlich gilt das — das ist selbstverständlich — auch für eine Verharmlosung, die zu ähnlichen Effekten führen müßte. Aber angesichts der Appelle und Erklärungen innerhalb der Wirtschaft und besonders des Handwerks und der vielen, vielen Einzelmaßnahmen vor Ort, angesichts der erheblichen Anstrengungen, die schon in den Vorjahren unternommen wurden, zum Erfolg geführt haben und auch überall fortgesetzt werden, und angesichts auch — das sei mit Vorsicht gesagt — der Berichte aus einzelnen Kammerbereichen, daß die Zahl der zur Zeit bereits abgeschlossenen Ausbildungsverträge die Zahl zu der entsprechenden Stichzeit des Vorjahres nicht unwesentlich übersteigt, und angesichts auch der vernünftigen Haltung der Tarifpartner — ich denke hier an die IG Chemie — bei der Gestaltung der Ausbildungsvergütungen, angesichts all dieser Umstände, die man doch nicht verharmlosen und wegreden kann, verstärkt sich meine Ansicht, daß es im Interesse der jungen Leute zwar notwendig ist, das Warnsignal mit aller Eindringlichkeit leuchten zu lassen, aber mit Anerkennung und Zuspruch viel mehr zu erreichen ist als mit lärmenden Unwetterprognosen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Dinge werden ja sogleich noch problematischer, wenn man sich bestimmten konkreten Überlegungen widmet, Überlegungen, die auch aufgreifen, was unmittelbar betroffene Jugendliche und ihre möglichen Ausbilder zur Sprache bringen.
    Da ist zum einen das schon angeschnittene Thema der ausbildungshemmenden Vorschriften. Daß es solche ausbildungshemmenden Vorschriften gibt, ist doch nicht zu bestreiten. Deshalb muß dieser Komplex untersucht und auf seine Berechtigung abgeklopft werden. Daraus nun aber gleich den Vorwurf herzuleiten, es solle — wie ich gelesen habe — die Ausbildungsplatznot der jungen Generation dazu benutzt werden, entscheidende Fortschritte im Jugendarbeitsrecht rückgängig zu machen und das notwendige qualitative Niveau zukunftweisender Ausbildung abzusenken, ja nackte Interessenpolitik dem Ausbildungsanspruch der jungen Generation überzuordnen, das geht meines Erachtens zu weit und läge, falls wir in diesen Vorwurf einbezogen werden, zwar von anderer Seite vorgetragen, auf genau derselben rhetorischen Linie, mit der uns Freien Demokraten noch vor einigen Monaten nachgesagt wurde, wir seien damit beschäftigt, mitzuhelfen, das duale System der Ausbildung zu untergraben.

    (Beifall bei der FDP)

    Mit diesem Hin und Her kommen wir angesichts des Ernstes des Problems nicht weiter. Ich danke Frau Dr. Wilms ausdrücklich für die zahlreichen Bemühungen um Initiativen, das Problem insgesamt und im Hinblick auf die besonderen regionalen Schwierigkeiten oder die Schwierigkeiten für benachteiligte junge Leute zu lösen.



    Neuhausen
    Problematisch — das wurde schon angeschnitten — ist es natürlich auch, wenn sich gegenüber zahlreichen Einzelinitiativen oder Initiativen gesellschaftlicher Gruppen administrative und sonstige Hindernisse zeigen. Ein Beispiel hat Herr Wissmann genannt. Ein weiteres füge ich aus dem bayerischen Bereich hinzu. Wenn gegenüber Bemühungen um die Schaffung eines Ausbildungsverbunds, der ja als ein Mittel von der Kommission empfohlen wird, der Vertreter eines Arbeitsamtes äußert: „Ein Ausbildungsverbund ist so überflüssig wie ein Kropf" und damit in einem Landkreis ein Projekt zu Fall bringt, so kann das — ohne daß ich die Gegebenheiten des Einzelfalls endgültig beurteilen könnte — nicht als ein Beitrag zur Ermutigung solcher notwendigen Initiativen angesehen werden.

    (Wissmann [CDU/CSU]: Sankt Bürokratius läßt grüßen!)

    Gerade die Arbeitsverwaltung müßte alle Initiativen unterstützen, auch solche, die vielleicht dem Vermittlungsmonopolanspruch der Arbeitsämter nahekommen,

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    aber im Sinn der drängenden Situation nicht mit der kleinlichen Elle administrativer Abwehr gemessen werden sollten.
    Viele tausend mittelständische Betriebe vermitteln Jahr für Jahr dann, wenn sie eigenen Bedarf schon ausgefüllt haben, junge Leute an andere Ausbildungsbetriebe. Wir müssen diese Initiativen doch unterstützen und dürfen sie nicht stören.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Auch wenn es der Bericht der Kommission zu Recht als erforderlich bezeichnet, über den aktuellen Bedarf der Wirtschaft an Fachkräften hinaus auszubilden, und wenn wir diesen Appell wie der Bericht auf den Bereich ausdehnen, auf den Bund, Länder und Gemeinden Einfluß haben, so wissen wir doch, daß nach Abschluß der Ausbildung die Unsicherheiten des Arbeitsmarktes folgen. Und doch darf dieser Hinweis kein Hindernis für die Bereitschaft zur Ausbildung bei Ausbildern und Auszubildenden sein. Einerseits sind die Chancen der ausgebildeten jungen Leute auf jeden Fall größer. Andererseits — es wurde schon erwähnt — stehen wir in einigen Jahren vor der von heute aus gesehen paradox erscheinenden Situation, daß ein Mangel an Ausbildungsplatzbewerbern eintreten wird. Das ist eine demographische Bewegung, die j a schon die Schulen erreicht hat und mancherorts zu Konkurrenzkämpfen um Schüler führt. Damit wird der qualitative Aspekt der beruflichen Bildung von noch größerer Bedeutung als heute sein.
    In diesem Zusammenhang muß man auch die technologische Herausforderung erwähnen, von der der Herr Bundeskanzler gesprochen hat, der sich auch das Bildungswesen zu stellen hat. Die neuen Technologien führen zu Berufen mit der Notwendigkeit hoher Qualifikationen und Spezialisierungen. Sosehr wir auf diese Spezialisierungen und Qualifizierungen Wert legen müssen und sie zu fördern haben, so sehr hat die Bildungspolitik aber auch mit dafür Sorge zu tragen, daß die Anerkennung aller menschlichen Arbeit in unserer Gesellschaft stärker wird und Lebenssinn nicht nur in einer hohen Spezialisierung gesehen werden kann. Ich glaube, daß diese Frage sehr eng mit der Frage der Akzeptanz der Technik in der jungen Generation zusammenhängt.
    Meine Damen und Herren, unsere Sorge geht über den Bereich der beruflichen Bildung hinaus. Auch Schulen und Hochschulen müssen ihren Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Situation leisten. Nicht nur hier bleiben Bund und Länder in einer gemeinsamen Verantwortung, der auch in Zukunft nur gemeinsam Rechnung getragen werden kann.
    Es geht uns wahrhaft nicht darum, eine möglichst hohe Zahl von Akademikern zu haben. Wir vertreten die Gleichwertigkeit der beruflichen und der akademischen Bildung, und wir sehen wie andere auch, daß in der Vergangenheit oft viel zu sehr auf die Hochschulen gesehen wurde und der Eindruck entstand, daß nur im Hochschulabsolventen der Mensch gesehen werde, der seine Selbstverwirklichung gefunden habe. Aber der Druck der geburtenstarken Jahrgänge und die Tatsache, daß die Berufsausbildungsmöglichkeiten durch sie schon jetzt mindestens so beansprucht sind wie die der Hochschulen, gebietet es, alle Bereiche des Bildungswesens — auch die Hochschulen — so offenzuhalten, daß kein junger Mensch ohne Ausbildung bleibt.
    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluß. Bei allen Problemen, deren wir uns auch in diesem Zusammenhang ganz deutlich bewußt sind: Es darf nicht eine Mentalität entstehen, die die Verantwortung für die Schaffung von beruflichen Lebenschancen junger Leute jeweils anderen zuweisen möchte. Mit aller Kraft müssen wir — nicht nur wir, sondern auch alle Verantwortlichen in der Berufswelt — durch Handeln deutlich machen, daß die junge Generation keine Last, sondern eine Herausforderung, eine Aufgabe und, meine Damen und Herren, trotz aller Schwierigkeiten auch eine Freude ist.

    (Beifall bei der FDP und bei der CDU/ CSU)