Rede:
ID1000802900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. Frau: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Terborg.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/8 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 8. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Republik Burundi, Prof. Dr. Emile Mworoha, und einer Delegation 315A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Gerstl 315B Wahl der Abg. Dr. Althammer und Rapp (Göppingen) zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank . . 315 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 315B Erweiterung der Tagesordnung 315 C Antrag der Fraktion der SPD betr. Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg und Europäischer Rat in Stuttgart — Drucksache 10/79 — Lahnstein SPD 315D Dr. Schäuble CDU/CSU 316C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN Bericht der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksache 10/51 — Wissmann CDU/CSU 317 B Schröder (Hannover) SPD 320 C Eimer (Fürth) FDP 323D Kleinert (Marburg) GRÜNE 325D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 327 D Frau Terborg SPD 330A Neuhausen FDP 334 C Burgmann GRÜNE 336 D Dr. Geißler, Bundesminister BMJFG . 339A Weisskirchen (Wiesloch) SPD 345 A Breuer CDU/CSU 348 C Dr. Vogel SPD 350 C Mischnick FDP 353 B Frau Karwatzki CDU/CSU 354 D Vizepräsident Westphal 357 B Wahl der Wahlmänner gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/66 — in Verbindung mit Wahl der Mitglieder des Richterwahlausschusses gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes — Drucksache 10/70 — 376A Ergebnis der Wahl 389 C Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Ausschusses nach Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) — Drucksache 10/71 — 376 D Festlegung der Zahl und Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission — Drucksachen 10/68, 10/72, 10/73, 10/90 — Jahn (Marburg) SPD 377 B Seiters CDU/CSU 378 C Fischer (Frankfurt) GRÜNE 379 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Wolfgramm (Göttingen) FDP 379 D Ergebnis der Wahl 390 B Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung — Drucksache 10/74 — 381 C Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt — Drucksache 10/75 — 381 C Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost — Drucksachen 10/54, 10/76 — 381 D Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/77 — 382A Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost — Drucksache 10/78 — 382 A Beratung des Agrarberichts 1983 der Bundesregierung — Drucksachen 9/2402, 9/2403 — Kiechle, Bundesminister BML 382 B Müller (Schweinfurt) SPD 390 B Susset CDU/CSU 394 C Paintner FDP 399 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 402 C Oostergetelo SPD 406 C Brunner CDU/CSU 411 C Borchert CDU/CSU 413 C Frau Blunck SPD 415 D Eigen CDU/CSU 419A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/34 — Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Einsetzung eines Untersuchungsausschusses — Drucksache 10/33 — Dr. Spöri SPD 422 B Schily GRÜNE 424 C, 433 D Dr. Langner CDU/CSU 426 D Schröder (Hannover) SPD 429 D Beckmann FDP 432 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung — Drucksache 10/40 — 434 A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Zusatzübereinkommen vom 8. Oktober 1982 zum Übereinkommen vom 9. Dezember 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Fürstentum Liechtenstein, der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bereich der Sozialen Sicherheit — Drucksache 10/41 — 434 C Fragestunde — Drucksache 10/55 — Verbot des Verkaufs von Kunden-Computerdaten großer Versandhäuser MdlAnfr 36, 37 13.05.83 Drs 10/55 Frau Reetz GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . . 357 D, 358 A, B ZusFr Frau Reetz GRÜNE 357 D ZusFr Dr. Laufs CDU/CSU 358A Teilnahme des türkischen Filmregisseurs Yilmaz Güney an der Vorführung seines Filmes „Yol" ohne Gefahr einer Verhaftung durch deutsche Behörden MdlAnfr 38, 39 13.05.83 Drs 10/55 Schneider (Berlin) GRÜNE Antw PStSekr Spranger BMI . . 358 B, C, D, 359A ZusFr Schneider (Berlin) GRÜNE 358 C, D, 359A ZusFr Reents GRÜNE 358 D Umweltbelastende Auswirkungenn der Ölkatastrophe im Persischen Golf für die Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 4, 5 13.05.83 Drs 10/55 Repnik CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 359 B, C, D, 360A, B ZusFr Repnik CDU/CSU 359C, 360 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 359C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 360 B Erteilung von Visa für ehemalige DDR-Bewohner durch amerikanische Konsulate MdlAnfr 8 13.05.83 Drs 10/55 Frau Blunck SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 360 C, D, 361A ZusFr Frau Blunck SPD 360 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 361A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 361A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 III Verhaftung von Volksdeutschen in der Sowjetunion im Zusammenhang mit Ausreisebegehren seit 1978 MdlAnfr 9 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA 361 B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 361 C, D Verurteilung des Studenten Thomas Reinl in der Türkei wegen Besitzes eines als antik deklarierten Steins MdlAnfr 10, 11 13.05.83 Drs 10/55 Lowack CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . . . . 362 A, B, C, 363 A, B, C, D, 364A ZusFr Lowack CDU/CSU 362A, 363C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 362C, 363D ZusFr Catenhusen SPD 362C, 364 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 362 D ZusFr Frau Reetz GRÜNE 363 A Fortsetzung der deutschen Entwicklungshilfe für Simbabwe angesichts der Menschenrechtsverletzungen MdlAnfr 12, 13 13.05.83 Drs 10/55 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU Antw StMin Möllemann AA . 364 B, D, 365 A, B, C ZusFr Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 364 C, D, 365 B ZusFr Verheugen SPD 365 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 365 A Bemühungen westlicher Staaten um die Unabhängigkeit Namibias; Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu schwarz-afrikanischen Staaten MdlAnfr 14, 15 13.05.83 Drs 10/55 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP Antw StMin Möllemann AA 365 C, D, 366 A, B, C, D, 367 A, B, C, D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 365D, 366 A, 367 C, D ZusFr Verheugen SPD 366A, 367 D ZusFr Schwenninger GRÜNE 366 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 366 B ZusFr Rossmanith CDU/CSU 366 C ZusFr Buschfort SPD 366 D ZusFr Toetemeyer SPD 367 A Schutz deutscher Entwicklungshelfer, insbesondere in Nicaragua MdlAnfr 16, 17 13.05.83 Drs 10/55 Immer (Altenkirchen) SPD Antw StMin Möllemann AA . . . 368A, B, C, D, 369 A, B, C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . 368 A, B, 369B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 368 B ZusFr Repnik CDU/CSU 368 C ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 369A ZusFr Catenhusen SPD 369 C ZusFr Burgmann GRÜNE 369 D Aufruf zum Sturz der Regierung von Nicaragua durch die „Fuerza Democratica Nicaraguense" in Bonn angesichts des Mordes an Albrecht Pflaum MdlAnfr 18 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 370 A, B, C ZusFr Schwenninger GRÜNE 370 B ZusFr Catenhusen SPD 370 B ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . 370C ZusFr Lambinus SPD 370 D Absprache über die Fortsetzung deutscher Entwicklungshilfe für Nicaragua mit den USA MdlAnfr 19 13.05.83 Drs 10/55 Frau Gottwald GRÜNE Antw StMin Möllemann AA . . . . 371 A, B,C, D ZusFr Frau Gottwald GRÜNE 371 A, B ZusFr Catenhusen SPD 371 C ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 371C Rechte der USA auf Grund des Regierungsabkommens vom 15. April 1982 betr. „Wartime Host Nation Support" MdlAnfr 20 13.05.83 Drs 10/55 Reents GRÜNE Antw StMin Möllemann AA 372 A, B,C ZusFr Reents GRÜNE 372A, C Wirtschaftslage der Kartoffelbrennereigenosssenschaften in den strukturschwachen Gebieten angesichts der Brennrechtskürzung MdlAnfr 40, 41 13.05.83 Drs 10/55 Dr. Jobst CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . 372D, 373 B,C, D, 374 A ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . . . 372D, 373 B,C ZusFr Ertl FDP 373 D Beschäftigungsprogramm zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Umweltschutz-, Verkehrs- und Forschungspolitik für 1983 MdlAnfr 42 13.05.83 Drs 10/55 Becker (Nienberge) SPD IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 Antw PStSekr Dr. Voss BMF . . . 374 A, B, C, D, 375 A, B, C, D, 376 A ZusFr Becker (Nienberge) SPD 374 B ZusFr Matthöfer SPD 374 B ZusFr Roth SPD 374 C ZusFr Dreßler SPD 374 C ZusFr Lutz SPD 374 D ZusFr Catenhusen SPD 375A ZusFr Wolfram (Recklinghausen) SPD 375 B ZusFr Urbaniak SPD 375C ZusFr Cronenberg (Arnsberg) FDP . . 375D ZusFr Lahnstein SPD 375 D Nächste Sitzung 434 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 434 B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 8. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. Mai 1983 315 8. Sitzung Bonn, den 19. Mai 1983 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 20. 5. Böhm (Melsungen) ** 19. 5. Brandt 20. 5. Engelsberger 20. 5. Ganz (St. Wendel) 20. 5. Glotz 19. 5. Jansen 20. 5. Jung (Lörrach) 19. 5. Dr. Mertes (Gerolstein) 20. 5. Dr. Müller * 20. 5. Nelle 20. 5. Sander 20. 5. Schwarz 20. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 19. 5. Voigt (Sonthofen) 20. 5. Wimmer (Neuss) 20. 5. Wischnewski 20. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Alfred Sauter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich bin echt beglückt, daß wir uns innerhalb kürzester Zeit schon wieder im unmittelbaren Gespräch befinden. Es war bisher noch nie anders, aber es sind auch immer die gleichen, die reagieren, wenn ich das dazu sagen darf. Ich freue mich, daß Sie immer dann kommen, wenn ich rede.

    (Lachen bei der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese erste Diskussion über den Endbericht der JugendEnquete-Kommission sollte aus meiner Sicht als Ergebnis des heutigen Tages eines mit sich bringen, nämlich daß die heutige Debatte über den Endbericht der Enquete-Kommission unter keinen Umständen die letzte Debatte in diesem Parlament sein darf. Ich glaube, dieser Bericht muß unsere weitere Arbeit in diesem Parlament begleiten. Die Analyse, die Hintergrundbeschreibungen und die gemeinsam festgehaltenen Positionen sollten a) für uns von gleicher Verbindlichkeit sein und b) in unsere weitere Arbeit mit eingehen.
    Diese meine Hoffnung entbehrt nicht einer gewissen Sorge: In der Enquete-Kommission befanden wir uns bis zum Regierungswechsel an und für sich in einer Situation, in der das Ganze sehr positiv und geordnet ablaufen konnte. Als dann im Oktober vergangenen Jahres der — im übrigen längst überfällige und zwischenzeitlich nachhaltig bestätigte — Regierungswechsel stattgefunden hat, haben das Klima auf der einen Seite und die Konsensfähigkeit auf der anderen Seite leider sehr, sehr deutlich gelitten. Ich bedauere dies, weil es zeigt, daß diejeni-



    Sauter (Ichenhausen)

    gen, die vorher um diesen Konsens bemüht waren, zu einem Zeitpunkt, als sie nicht mehr die Mehrheiten für sich hatten, die früher vielleicht da waren, an diesem Konsens kein Interesse mehr hatten. Ich neige allerdings im Moment zu der Annahme, daß die damalige Enttäuschung zwischenzeitlich wieder stark nachgelassen hat und die berechtigte Hoffnung besteht, daß man vielleicht doch wieder zueinanderkommt. Bei dem Kollegen Schröder und mir ist das im Regelfall am unproblematischsten; ich hoffe, wir schaffen das bei nächster Gelegenheit wieder.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)

    — Herr Kollege Schröder, ich hoffe, daß das Ihre Chancen in der Fraktion nicht mindert.

    (Erneute Heiterkeit und Zurufe von der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist kein Bericht zum Verstauben, es ist auch kein Bericht um des Berichts willen. Es war ebenfalls keine überflüssige Beschäftigung von Fachleuten, Sachverständigen und Kollegen, sondern der Bericht ist vielmehr eine Richtschnur für unsere künftige Arbeit, aus meiner Sicht ein kleines Handgepäck, das viele Kollegen nach Möglichkeit sehr oft bei sich haben sollten.

    (Frau Schoppe [GRÜNE]: Ein Klotz am Bein!)

    — Wir nehmen unser Handgepäck im Regelfall an die Hand. Wenn Sie es an den Fuß nehmen, habe ich nichts dagegen.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Dieser Bericht hat viel Mut und viel Hoffnung gemacht und bei der jungen Generation auch Zuversicht geschaffen, im übrigen auch bei der protestierenden. Ich stelle mit einer gewissen Genugtuung fest, daß das Protestieren zwischenzeitlich überwiegend aufgehört hat. Es sitzen zwar noch ein paar im Parlament, die davon leben, aber auch das wird sich legen.
    Wir müssen aus meiner Sicht den gesetzten Erfahrungen gerecht werden. Das können wir nur dann tun, wenn wir mit diesem Bericht auf der einen Seite in die Ausschüsse gehen und den Bericht auf der anderen Seite als Anregung für die Lösung der Probleme der nächsten Jahre nehmen.
    Im übrigen haben wir nicht nur einen Bericht für die protestierende Jugend gemacht. Das war zwar unser Auftrag, aber es hat sich sehr schnell herausgestellt, daß sich die Arbeit so nicht hat abwickeln lassen. Es war richtig und notwendig, daß wir in großen Bereichen einen Bericht für die gesamte Jugend gemacht haben. Ich glaube, es ist auch ein Bericht für die gesamte Gesellschaft, weil ein großer Teil der Probleme, die hier angesprochen worden sind, nicht isoliert als Jugendprobleme betrachtet werden können, sondern als gesamtgesellschaftliche Probleme angesehen werden müssen.

    (Fischer [Frankfurt] [GRÜNE]: Sehr gut!) — Ich bedanke mich. Auch ich habe Ihnen gestern schon einmal zugestimmt und freue mich daher, wenn Sie mir heute zustimmen.

    Wir haben uns in diesem Bericht natürlich nicht nur damit beschäftigt, was sich an sichtbaren Problemen zwischenzeitlich in der Gesellschaft alles tut, sondern wir sind auch auf die Probleme eingegangen, die vielleicht die Sprengsätze der nächsten Jahre sein könnten. Wenn ich von diesen Sprengsätzen der nächsten Jahre rede, dann glaube ich, es ist schon von einer gewissen Bedeutung, daß wir uns in diesem Bericht ganz besonders der zweiten und der dritten Ausländergeneration angenommen haben, die bei uns lebt, mit uns lebt, bei uns wohnt und bei der wir uns überlegen müssen, wie das Ganze weitergehen soll. Diese jungen Menschen müssen nach meiner Überzeugung — hier teile ich im wesentlichen das, was die Kommission beschlossen hat — die Möglichkeit einer chancengerechten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bei uns erhalten. Diese Chance muß ihnen nicht zuletzt auch deshalb eröffnet werden, um den sozialen Frieden bei uns im Lande erhalten und stärken zu können. Für diese Integration müssen jetzt die Grundentscheidungen getroffen werden, da andernfalls der sozialpolitische Sprengstoff anwachsen würde. Wenn wir nicht jetzt Modelle für eine gerechte Integration finden, sehe ich Gefahren, daß es in wenigen Jahren bereits zu spät sein könnte.
    Man kann sicher keine Patentlösungen anbieten, zumal wir in dem Bereich der Intergration junger Ausländer vielfach politisches Neuland betreten müssen. Aber ich glaube, daß auf der einen Seite ein Anfang gemacht werden muß und daß auf der anderen Seite Ausländerfeindlichkeit die schlechteste und falscheste Grundlage wäre, um dieses Problem zu lösen.
    Diese jungen Menschen, die bei uns sind, haben ihre Heimat irgendwo in Deutschland, nicht in der Türkei. Sie kennen die Heimat ihrer Väter aus den Erzählungen der Großeltern und gelegentlich aus dem Urlaub. Aus diesem Grunde, meine sehr verehrten Damen und Herren, muß von uns gemeinsam mit den Bemühungen um die Integration ein erster Anfang gemacht werden. Wir sollten uns darüber im klaren sein: Voraussetzung dafür muß sein, daß die Integrationshilfe und die Integrationsbereitschaft möglichst früh ansetzen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich sage dies — wenn ich dies nochmals in diesem Zusammenhang erwähnen darf — ganz bewußt in bezug auf die zweite und dritte Ausländergeneration. Dies muß zunächst bei der vorschulischen Erziehung beginnen, wo aus meiner Sicht nationale Hindernisse am besten überwunden werden können und sich diese Probleme so noch gar nicht stellen. Das muß seine Fortsetzung in der schulischen Erziehung erfahren, wobei ich insbesondere daran denke, daß wir Ausländerkinder nicht länger in reine Ausländerklassen stecken sollten, sondern



    Sauter (Ichenhausen)

    weiter bemüht sein müßten, hier entsprechend zu mischen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Das muß, meine sehr verehrten Damen und Herren, seine Fortsetzung natürlich auch darin finden, daß wir Lehrer bekommen, die nicht nur über Kenntnisse in der Muttersprache, sondern auch über Kenntnisse in Deutsch verfügen, und daß wir die Sprachförderung — in Deutsch — für die ausländischen Kinder ausbauen. Es muß seine Fortsetzung im Bereich der Berufsausbildung finden, wo wir im sprachlichen Bereich ebenfalls vieles tun müssen.
    Schließlich muß eine Klärung hinsichtlich des Status, der aufenthaltsrechtlichen Fragen herbeigeführt werden. Aus unserer Sicht sollte ein Anspruch auf Einbürgerung eingeführt werden, wenn die Antragstellung vor dem 21. Lebensjahr erfolgt, wenn ein längerer, ununterbrochener Aufenthalt und Deutschkenntnisse nachgewiesen werden können, wenn keine Verurteilung zu einer bemerkenswerten Freiheitsstrafe vorliegt und wenn die Aufgabe der früheren Staatsbürgerschaft gesichert ist.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, um den bei uns lebenden und integrationswilligen jungen Ausländern eine echte Chance zu geben, müssen wir bei der Familienzusammenführung ein klares Wort sprechen. Um diejenigen integrieren zu können, die jetzt da sind, kommen wir nicht umhin, den weiteren Zuzug zu beschränken. Deshalb muß das Zuzugsalter auf sechs Jahre beschränkt werden —

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    nicht zuletzt deshalb, weil sich nur dann, wenn diese jungen Leute bei uns voll die Schule besuchen können, auch die echte Chance zur Integration ergibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren: Zur Ausländerfrage noch etwas anderes. Ich glaubte an und für sich, dies bei diesem Endbericht nicht mehr ansprechen zu müssen: die Frage des Gewaltmonopols des Staates, also des Verbots der willkürlichen privaten Gewalt gegenüber dem Staat. Aber nachdem sich nun einige Kollegen hier befinden, die auf diesem Gebiet ihre letztendliche Position offensichtlich noch nicht gefunden haben, könnte es sein, daß hier unterschiedliche Positionen bestehen. Deshalb glaube ich, daß wir trotz der nachhaltigen Übereinstimmung in der Kommission hinsichtlich des Gewaltmonopols um diese Frage hier nicht herumkommen.
    Da ich gerade bei Ihnen bin, meine sehr verehrten Kollegen von den GRÜNEN, darf ich bei der Gelegenheit erwähnen, daß ich hier nochmals mein Bedauern und meine Entrüstung über die Gäste zum Ausdruck bringen möchte, die Sie gestern hier ins Parlament eingeladen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist nicht das beste Bild, das Sie sich hier gegeben haben. Wenn das Wort gilt: „Sage mir, mit wem
    du umgehst, und ich sage dir, wer du bist", dann sieht es bei Gott nicht gut aus.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Ich glaube, Sie hätten sich und uns dieses gestrige Spektakel in der Tat ersparen können.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir von Gewaltmonopol reden, dann müssen wir wissen, daß derjenige, der sich mit dem Ruf nach Gewaltfreiheit vor allem gegen den Einsatz staatlicher Machtmittel und damit oft auch gegen die Existenz des Staates wendet, übersieht, daß der Staat ohne die Möglichkeit, Entscheidungen durchzusetzen, seine Aufgaben nicht erfüllen kann. Es kann einfach nicht in das Belieben des einzelnen gestellt werden, ob Leben und Gesundheit der Mitbürger geachtet werden und ob beispielsweise Umweltschutzauflagen eingehalten werden oder Steuern gezahlt werden. GRÜNE und Alternative sind völlig unglaubwürdig, wenn sie die von ihnen propagierte Gewaltfreiheit dann vergessen, wenn es um Gewalt gegen den Staat geht; dann wollen sie auf einmal mit dieser Gewaltfreiheit nichts mehr zu tun haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer das staatliche Gewaltmonopol in Frage stellt, läuft Gefahr, daß es durch das Recht des Stärkeren ersetzt wird, denn im freien Spiel der privaten Gewalt würden gerade die Schwachen die geringsten Chancen haben, ihre Interessen durchzusetzen. Das ist etwas, was bei Ihnen bisher leider völlig unberücksichtigt geblieben ist.
    Schädlich ist deshalb auch das Verschleiern von Gewalt durch Formulierungen wie „nichtlegale gewaltfreie Aktionen", „sozialer Widerstand" und das Verharmlosen bestimmter Formen von Gewalt, z. B. indem Handlungen angeblich ohne verletzende Gewalt gegen Personen durchgeführt werden. Da Sachen nicht handeln können, kann man sie auch nicht nötigen. Auch Gewalt gegen Sachen richtet sich letztlich gegen Menschen, die über diese Sachen verfügen. Darüber ist, wie ich meine, von manchen von Ihnen noch nicht genügend nachgedacht worden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn jemand wie die GRÜNEN in ihrem Bundesprogramm beispielsweise Gewalt über das Recht auf Widerstand oder auf Notwehr rechtfertigt, dann befindet er sich erstens im Widerspruch zum Grundgesetz, weil danach ein Widerstandsrecht nur bei einer echten Gefährdung für die parlamentarische Demokratie zulässig ist, und dann ist er zum zweiten intolerant, da er den eigenen politischen Zielen absoluten Vorrang einräumt und nicht bereit ist, demokratische Entscheidungen zu respektieren. Ein Recht auf Widerstand bei persönlicher Betroffenheit würde dazu führen, daß es konsequenterweise auch dem Schwerverbrecher zugestanden werden müßte, sich gegen die Strafvollstreckung zu wehren. Ein solches Recht bei örtlicher Betroffenheit hätte fast jeden technischen Fortschritt bisher bei uns verhindert. Ein Recht auf Widerstand kann



    Sauter (Ichenhausen)

    es nur bei totalitären Umsturzversuchen geben, nicht aber, wenn es sich gegen den parlamentarischen Rechtsstaat wendet und richtet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie von Ihrer Seite aus einen echten Beitrag dazu leisten würden, daß es nicht dazu kommt, daß wir innerhalb der jungen Generation über die Verwirrung der Sprache, die hier seit einiger Zeit mitbetrieben wird, zu der Situation kommen, in der über diese Sprachverwirrung mit Gewaltfreiheit und Gewaltlosigkeit Gewalt propagiert wird und so getan wird, als ob dies keine Gewalt sei. — Herzlichen Dank!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rainer Barzel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Terborg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Margitta Terborg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Du hast keine Chance, aber nutze sie", so lautet der Titel eines Buches, das Reimar Oltmanns vorgelegt hat. „Dieses Buch", so schrieb die „Süddeutsche Zeitung", „ist so etwas wie eine atemberaubende, bestürzende, hoffnungsmachende Reisebeschreibung einer Republik mitten in unserer Republik, einer Republik der Jungen." „Du hast keine Chance, aber nutze sie", wie ein Brennglas bündelt, so finde ich, das Paradoxon dieses Buchtitels die Situation Tausender Jugendlicher. Das gilt vor allem für die vielen Jugendlichen zwischen Kiel und Konstanz, die die 30. oder gar die 40. Absage aus dem Briefkasten ziehen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sind Schwarzmaler!)

    die ihnen zeigt, daß sie sich wiederum vergeblich um einen Arbeitsplatz oder einen Ausbildungsplatz beworben haben.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wir müssen uns fragen: Was geht in diesen Jugendlichen vor? Was geht in ihnen vor, wenn ihnen eine Abfuhr nach der anderen zuteil wird? Was geht in ihnen vor, wenn ihnen der Rundfunk zugleich die Botschaft der „neuen deutschen Welle" — „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt" — ins Haus schickt?

    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Viele junge Menschen wenden sich in ihrer Ausweglosigkeit an den Bundeskanzler, und ich möchte an dieser Stelle sagen, daß ich es sehr bedaure, jetzt diese leere Regierungsbank zu sehen.

    (Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

    Das macht deutlich, welches Gewicht diesem Bericht hier — zumindest von Regierungsseite — gegeben wird. Ich bedaure das auch für die Kollegen von der CDU/CSU und der FDP, die in der Kommission mitgearbeitet haben, wozu ich sagen kann, daß wir trotz aller Unterschiede eine gute Zusammenarbeit hatten.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Viele junge Menschen wenden sich also in ihrer Ausweglosigkeit an den Bundeskanzler, und zwar im Vertrauen auf seine sogenannte Ausbildungsplatzgarantie. Die Antwort besteht in einem nichtssagenden Standardbrief, ausgeworfen von einem Schreibautomaten, mit freundlichen Grüßen und mit einer faksimilierten Unterschrift „Ihr Helmut Kohl".

    (Frau Dr. Timm [SPD]: So ist es!)

    Hier wird der Eindruck eines persönlichen Briefes des Bundeskanzlers zu erwecken versucht; tatsächlich aber kommt es sogar vor, daß der Brief an Frau X adressiert ist, während die Anrede „Sehr geehrter Herr X" lautet.
    Wir müssen uns fragen: Was geht in den Jugendlichen vor, die solche Briefe erhalten? Was geht in ihnen vor, wenn derselbe Bundeskanzler durch die Regierungserklärung seine Botschaft übermittelt, die da heißt „Für alle Bürger muß gelten: Wer mehr wagt und wer sich mehr plagt, der hat auch Anspruch auf Erfolg und Gewinn"?

    (Demonstrative Zustimmung bei der CDU/ CSU)

    Die Jugendlichen spüren den Zirkel des Zynismus,

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    der sich, Herr Kollege, auf diese Weise um sie schließt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Die Enquete-Kommission vertritt die Auffassung, daß die große Mehrzahl der Jugendlichen für einen Einstieg in die Gesellschaft und nicht für einen Ausstieg motiviert ist. Damit diese Einstellung nicht in Resignation umschlägt, müssen wir ihnen die Chancen geben, die sie nutzen können und nutzen werden. Wichtigste Voraussetzung ist, daß wir dafür sorgen, daß die Jugendlichen nicht schon beim Start in das Berufsleben in den Startlöchern sitzenbleiben.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn es uns nicht gelingt, die Jugendlichen in Ausbildung und Arbeit zu bringen, ergeben sich für die
    Betroffenen Folgen, die sich lebenslang auswirken.
    Die Kommission stellt dazu fest — ich zitiere —:
    Auch wenn der aktuelle Jugendprotest nicht durch die Jugendarbeitslosigkeit ausgelöst wurde, stellt die Sorge um Ausbildungschancen und um die berufliche Zukunft ein beherrschendes Thema für die junge Generation dar. Zunehmende Jugendarbeitslosigkeit und ein im Vergleich zum Ausbildungswunsch immer größerer Mangel an Ausbildungsplätzen für bestimmte Berufsfelder gliedern einen Teil der Jugend bereits vor dem Einstieg in das Berufsleben von der gesellschaftlichen Teilhabe und Anerkennung aus und bedrohen das Selbstwertgefühl der gesamten jungen Generation.
    Wenn den Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung verweigert wird, ist das aber nicht nur ein individuelles Problem, denn unsere gesamte wirt-



    Frau Terborg
    schaftliche und soziale Leistungsfähigkeit hängt auch künftig davon ab, daß wir über eine ausreichende Anzahl qualifizierter Arbeitnehmer verfügen. Den sogenannten Schülerberg, das Ergebnis geburtenstarker Jahrgänge — ich glaube, unsere Kinder sind doch wohl das Kapital, das wir für unsere Zukunft haben —, werden wir in wenigen Jahren überwunden haben, und dann werden es die geburtenschwachen Jahrgänge sein, die den Übergang vom Bildungssystem ins Beschäftigungssystem vollziehen wollen. Deshalb wäre es kurzsichtig, gerade bei der Ausbildung zu sparen. Es muß über den aktuellen Bedarf hinaus ausgebildet werden. Das heißt: heute ausbilden für morgen.

    (Beifall bei der SPD)

    Diesem Leitsatz müssen wir Geltung verschaffen; denn alle Erfahrung lehrt, daß eine fundierte Berufsausbildung der Grundstein für den späteren erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben ist.
    Für die Berufsausbildung ergibt sich aber ein düsteres Bild. Von Anfang Oktober 1982 bis Ende März 1983 haben die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen den Arbeitsämtern 353 300 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren 36 400 oder 9% weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Bewerber um Ausbildungsstellen belief sich dagegen auf 451 300. Sie lag damit um 69 500 oder 18% über dem Zugang des Vergleichszeitraums. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat sich also weiter geöffnet.
    Auch die Arbeitsplatzsituation für Jugendliche ist erschreckend. Ende April 1983 wies die Bundesanstalt für Arbeit rund 175 000 arbeitslose Jugendliche unter 20 Jahren aus. Die Arbeitslosenquote dieser Altersgruppe lag über 8 %. Zudem müssen wir uns klarmachen, daß sich in diesen Statistiken die tatsächliche Lage nicht wiederspiegelt, denn viele Jugendliche haben es aufgegeben und sind in die stille Reserve zurück abgewandert. Andere tauchen in den Statistiken deshalb gar nicht auf, weil sie ihr Vertrauen in die Vermittlungsfähigkeit der Arbeitsämter verloren haben. Sie halten es für sinnlos, sich überhaupt als Ausbildungs- oder Arbeitsplatzsuchende zu melden. Ich erlebe das besonders auch im ländlichen Bereich.
    Wir haben darüber hinaus zu berücksichtigen, daß der Mangel an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für Jugendliche von Region zu Region sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.
    Man muß sich fragen: Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung? Ich zitiere aus der Regierungserklärung von Bundeskanzler Kohl:
    In diesem Jahr werden alle Jugendlichen, die ausbildungswillig und ausbildungsfähig sind, eine Lehrstelle erhalten können. Allerdings wird nicht jeder — das sage ich schon seit Monaten — seinen Wunschberuf erlernen und nicht jeder dort in die Lehre gehen können, wo er möchte, wo er wohnt.
    Ein weiteres Zitat: Ich werde deshalb auch in den kommenden Jahren auf eine besondere Initiative für die Ausbildung drängen.
    Das ist alles; kein einziger konkreter Hinweis auf das, was die Bundesregierung tatsächlich tun will.

    (Beifall bei der SPD)

    Statt dessen die unverbindliche Ankündigung einer Initiative für die kommenden Jahre und das Lehrstellenversprechen, das schon während des Wahlkampfs eine so trübe Rolle spielte und das weniger denn je eingelöst werden kann.

    (Beifall bei der SPD)