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ID0913813800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/138 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 138. Sitzung Bonn, Dienstag, den 14. Dezember 1982 Inhalt: Eintritt der Abg. Ginsberg und Riebensahm in den Deutschen Bundestag . . . 8577 A Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1983 (Haushaltsgesetz 1983) — Drucksachen 9/1920, 9/2050, 9/2139 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 9/2141, 9/2281 — . . . . 8577 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 9/2142, 9/2281 — . . . . 8577 C Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 9/2143, 9/2281 — . . . . 8577 D Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes — Drucksachen 9/2144, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts — Drucksachen 9/2145, 9/2281 — Dr. Dregger CDU/CSU 8578A Dr. Ehmke SPD 8584 B Hoppe FDP 8592 D Dr. Kohl, Bundeskanzler 8596 C Dr. h. c. Leber SPD 8607 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 8616 C Rapp (Göppingen) SPD 8619 D Genscher, Bundesminister AA 8623 B Voigt (Frankfurt) SPD 8629 B Möllemann, Staatsminister AA 8633 D Picard CDU/CSU 8636 B Coppik fraktionslos 8638 B Wieczorek (Duisburg) SPD 8639 C Präsident Stücklen 8596 B Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung — Drucksachen 9/2154, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte — Drucksachen 9/2165, 9/2281 — in Verbindung mit Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 9/2158, 9/2281, 9/2289 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 138. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Dezember 1982 in Verbindung mit Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 9/2160, 9/2281 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 8640 B Frau Traupe SPD 8641 C Dr. Zumpfort FDP 8644 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg 8644 B, 8659 B Neumann (Stelle) SPD 8651 C Hauser (Bonn-Bad Godesberg) CDU/CSU 8653 D Popp FDP 8655 B Meinike (Oberhausen) SPD 8656 D Hansen fraktionslos 8659C, 8682A Kolbow SPD 8661 D Schluckebier SPD 8663 C Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 8665 A Dr. Vohrer FDP 8667 D Dr. Holtz SPD 8669 B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 8671 B Dr. Kreutzmann SPD 8673 D Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 8675 D Ronneburger FDP 8677 B Dr. Barzel, Bundesminister BMB . . . 8679A Wieczorek (Duisburg) SPD 8682A, B Reddemann CDU/CSU 8682 C Vizepräsident Wurbs 8681 D Nächste Sitzung 8683 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8684* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 138. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Dezember 1982 8577 138. Sitzung Bonn, den 14. Dezember 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 14. 12. Dr. van Aerssen * 16. 12. Böhm (Melsungen) ** 15. 12. Brandt 16. 12. Junghans 17. 12. Lagershausen 17. 12. Lampersbach 17. 12. Liedtke 15. 12. Löffler 17. 12. Frau Luuk 14. 12. Mischnick 17. 12. Müller (Bayreuth) 17. 12. Rösch ** 16. 12. Schmidt (Wattenscheid) 14. 12. Schmöle 17. 12. Dr. Vohrer ** 16. 12. Weiskirch 17. 12. *für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Warnke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Wir sind ihm zu Dank verpflichtet, daß er mit dem Hinweis auf dieses Problem den Versuch macht, den Haushalt für Entwicklungshilfe nunmehr auf eine realistische, d. h. finanzierbare Basis für die Zukunft zu stellen. Nur darum geht es, um nichts anderes.

    (Deres [CDU/CSU]: Richtig!)

    Meine Damen und Herren, wenn Sie in diesem Zusammenhang, wiederum auf dem Umweg eines Zeitungszitats, auf eine Stellungnahme des Bundesministeriums der Finanzen anspielen, dann bitte ich doch, diese Stellungnahme des Bundesministeriums der Finanzen vollständig zu zitieren. Ich darf hier, wiederum unter Bezugnahme auf diesen Kernpunkt der Dinge, um den es geht, aus dieser Stellungnahme des Bundesministeriums der Finanzen zitieren. Dort heißt es nämlich:
    Da BMF
    — also der Bundesminister der Finanzen —
    bezüglich des Mittelabflusses aus bereits bestehenden Verpflichtungen bisher
    — in der Vergangenheit also —
    stets andere Schlußfolgerungen gezogen hat als der BMZ, könnte bei der nun vom BMZ vorgenommenen anderen Einschätzung der Risiken aus der hohen Pipeline von einem Einschwenken auf unsere Betrachtungsweise
    — sprich: die Betrachtungsweise des Bundesfinanzministeriums —
    gesprochen werden. Es heißt dann weiter:
    Insgesamt ist die Presseberichterstattung nützlich, soweit sie Illusionen über den Handlungsspielraum in der Entwicklungspolitik abbaut und die Einsicht in die Notwendigkeit des Abbaus der hohen Verpflichtungsermächtigungen auch für die folgenden Haushaltsjahre vermehrt.

    (Bindig [SPD]: Sie ist nützlich, aber nicht richtig! — Weiterer Zuruf von der SPD: Lesen Sie doch mal weiter!)

    Meine Damen und Herren, genau darum geht es.
    Ich füge noch ein Drittes hinzu: Wenn der Kollege Schluckebier hier die Behauptung aufstellt, die Absenkung der Verpflichtungsermächtigung sei ein Indiz dafür, daß der neue Bundesminister und damit auch die neue Bundesregierung offensichtlich beabsichtigten, in Zukunft weniger für die Entwicklungshilfe zu tun, weniger Haushaltsmittel für die Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen, dann kann ich nur sagen, daß das genaue Gegenteil der Fall ist.

    (Lachen bei der SPD)

    Die neue Bundesregierung mußte sich durch eine Absenkung der Verpflichtungsermächtigung überhaupt erst einmal wieder einen haushaltspolitischen Freiraum für die vor uns liegenden Haushaltsjahre schaffen. Genau dies hat sie getan.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aus diesem Grunde sind wir froh darüber, daß wir unabhängig von den relativ geringen Veränderungen, die in der Tat am Einzelplan 23 vollzogen wurden, nunmehr die Gewißheit haben, daß in Zukunft nicht mehr wahllos mit dem Instrument der Verpflichtungsermächtigungen hantiert wird, daß nicht mehr wahllos Versprechungen draußen in der Welt gegeben werden, sondern daß man sich im Vorwege im zuständigen und verantwortlichen Ministerium überlegt, was man zusagen und versprechen kann. Das heißt, wir danken dem Minister dafür, daß er die Entwicklungspolitik auf eine ehrliche, auf eine wahrheitsgemäße und eine den zukünftigen Haushaltsjahren gemäße Basis stellt. Dies ist meiner Meinung und unserer Auffassung nach schon immer das entscheidende Manko der Entwicklungspolitik gewesen, die Sie in den vergangenen Jahren betrieben haben. Wir sind jedenfalls froh darüber, daß Entwicklungspolitik jetzt nicht
    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 138. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Dezember 1982 8667
    Schröder (Lüneburg)

    mehr im luftleeren Raum hohler Versprechungen betrieben wird, sondern daß das Ganze auf eine realistische, finanzierbare Basis gestellt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wir begrüßen es, daß Minister Warnke deshalb seinem Hause nicht nur bei jedem Einzelprojekt das Gebot der Sparsamkeit verordnet hat, sondern daß er sich jetzt auch bemüht, eine logische Abstimmung zwischen Verpflichtungsermächtigungen einerseits und Abflußplanung und Baransätzen für die Zukunft andererseits herbeizuführen. Aus diesem Grunde sind wir auch mit den neuen Akzenten solidarisch, die der Minister gesetzt hat. Ich meine insbesondere die Akzente im Hinblick auf eine verstärkte Unterstützung und Berücksichtigung der privaten und privatwirtschaftlichen Initiativen.

    (Bindig [SPD]: Und Kürzungen bei den ärmsten Ländern!)

    Ich nenne hier als Beispiel nur den neu eingeführten Handwerkstitel, ich nenne die Aufstockung des Technologietransferprogramms. Ich nenne das Seniorenexpertenkorps.
    Ich erwähne in diesem Zusammenhang auch, daß wir jedenfalls den neuen Akzent der Entwicklungspolitik unterstützen, der darin besteht, Entwicklungspolitik im Sachzusammenhang mit den Fragen der Außenwirtschaftspolitik, der Außenpolitik und auch der Sicherheitspolitik zu sehen.

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang einige Bemerkungen zu den vorgelegten Anträgen der SPD hier anfügen. Diese sind im Grunde genommen entlarvend. Da ist zunächst einmal der Antrag, der die Bundesregierung auffordert, die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit El Salvador unter den jetzigen Bedingungen nicht aufzunehmen. Zunächst einmal muß ich gestehen, daß ich den Antrag insofern nicht verstehe, als im Haushaltsplan 1983 weder ein Baransatz noch eine Verpflichtungsermächtigung für El Salvador steht. Es gibt lediglich ein einstimmiges Ersuchen des Haushaltsausschusses an den Bundesminister, er möge doch prüfen, ob die Wiederaufnahme der Entwicklungshilfe für El Salvador möglich ist.

    (Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Einstimmig!)

    Immerhin hat es in diesem Land im Unterschied zu den beiden Ländern, bei denen Sie die Verpflichtungsermächtigungen erhöhen möchten, nämlich für Simbabwe und Nicaragua, schon einmal Wahlen gegeben, wenn uns auch das Ergebnis nicht sonderlich gefallen hat. Immerhin hat es dort schon einmal Wahlen gegeben.
    Was Nicaragua anbelangt, so würde es mich sehr reizen, Ihnen das im Wortlaut einmal vorzulesen, was Sie heute als Stellungnahme der zur Sozialistischen Internationale gehörenden Regierungspartei des Nachbarlandes Costa Rica nachlesen können, wo unmißverständlich davon die Rede ist, wie das sandinistische Regime in Nicaragua Demokratie, Menschenrechte und die Grenzrechte der Nachbarstaaten ignoriert. Und Sie wollen uns auffordern, für einen solchen Staat auch noch die Entwicklungshilfe zu erhöhen!

    (Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Anträge von Coppik und Co.!)

    Hier wird deutlich, daß es Ihnen gar nicht um Entwicklungshilfe im Sinne einer Hilfe zur Beseitigung der Armut geht, sondern daß Sie Entwicklungshilfe in der Zukunft so vergeben wollen, wie Sie es auch in der Vergangenheit überwiegend getan haben, nämlich jeweils nach Ihnen genehmen politischen Systemen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Das werden wir verhindern!)

    Wir wollen Entwicklungshilfe so einsetzen, daß sie wirklich einen konkreten Beitrag leistet zur Beseitigung der Armut in der Welt.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusammenfassen. Trotz der Unzulänglichkeiten, die dieser Etat durch die Übernahme von der vorhergehenden Regierung noch hat, werden wir ihm zustimmen, weil wir Vertrauen zu diesem Minister haben, weil dieser Minister Garant dafür ist, daß die Entwicklungshilfe und die Entwicklungspolitik in Zukunft auf dem Boden der finanziellen Wahrheit und der politischen Klarheit stehen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinrich Windelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile das Wort dem Abgeordneten Dr. Vohrer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Vohrer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Die Entwicklungspolitik wird in der letzten Zeit wieder sehr stark mit ideologischen Komponenten versehen. Ich zweifle sehr, daß dadurch die notwendige Gemeinsamkeit, die wir alle brauchen, wenn die Entwicklungspolitik von der Bevölkerung akzeptiert werden soll, gefördert wird.
    Daneben sehe ich die Frage, ob wir im entwicklungspolitischen Bereich von Kontinuität oder Neuanfang reden sollten. Ich möchte eines ganz deutlich sagen: Die FDP zeigt eine ganz eindeutige Präferenz für die Kontinuität, und für mich ist der Haushalt, den wir heute verabschieden, auch der Beweis, daß die Kontinuität gewahrt wird. Als Elemente dieser Kontinuität sehe ich z. B. die Steigerungsrate des entwicklungspolitischen Haushalts mit knapp 4%, die praktisch gleich ausfällt wie in dem ursprünglich vorgelegten sozialliberalen entwicklungspolitischen Haushalt.
    Ganz eindeutig ist die Entwicklungspolitik auch in der jetzigen, der CDU/CSU-FDP-Koalition ein Beitrag zur Friedenspolitik. Daraus, daß wir Entwicklungspolitik als Friedenspolitik sehen, sollten wir auch die Konsequenzen ziehen, und den Zusammenhang zwischen Abrüstungsanstrengungen und vermehrten Ausgaben für Entwicklungspolitik in aller Klarheit deutlich machen.

    (Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    8668 Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 138. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Dezember 1982
    Dr. Vohrer
    Wenn ich von Kontinuität rede, ist für mich wichtig, daß die gemeinsame Entschließung vom 5. März eine entscheidende Grundlage für unsere Entwicklungspolitik bleibt, mit allen Schwerpunkten, die dort festgeschrieben sind: daß wir die Grundbedürfnisse bevorzugt bedienen wollen, daß wir den ländlichen Raum als unseren Schwerpunkt sehen und bei Projekten verstärkt Energie und Ökologie auswählen wollen.
    Ich habe sehr viel Verständnis, wenn man sich Gedanken macht, wie wir bei der Bevölkerung mehr Zustimmung finden für einen Ausgabeposten von insgesamt — es gibt j a auch außerhalb des entwicklungspolitischen Bereichs noch in anderen Ministerien Titel, die der Dritten Welt zugute kommen — annähernd 7 Milliarden DM. Da ist es notwendig, daß wir als Parlamentarier uns darum bemühen, daß die Bevölkerung solche Ausgaben unterstützen kann, daß sie sie akzeptiert.
    Wenn man sich Gedanken über die Frage einer Lieferbindung macht, auch über die Frage: Inwieweit schafft Entwicklungspolitik Beschäftigung in unserem Lande?, so ist das nicht unbillig. Wenn ich richtig informiert bin, gab es auch in der vergangenen Regierung in den letzten Monaten auch Überlegungen, wie wir mit der Lieferungebundenheit flexibler verfahren können. Ich gehöre nicht zu denen, die die Lieferungebundenheit aufheben und die Lieferbindung einführen wollen. Aber wenn wir hier pragmatischer verfahren und bei den Projekten darauf achten, ob deutsche Firmen mit Aufträgen bedacht werden, dann halte ich das für eine Linie, die ohne weiteres zu akzeptieren ist.
    Ich habe auch viel Verständnis, wenn man sich überlegt: In welchen Ländern wirken die Mittel optimal, und welches sind die Länder, die ein Faß ohne Boden sind? Wir müssen uns darum bemühen, daß jede in der Dritten Welt eingesetzte Mark auch eine gewisse Wirkung zeigt. Bloß sollte die Auswahl wirklich effizienzorientiert und nicht ideologisch orientiert sein,

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    und das ist für mich der Punkt, an dem es darum geht, daß wir die Debatte sehr offen führen. Wir wollen in der Tat nicht in ein Freund-Feind-Denken gegenüber der Dritten Welt zurückfallen; wir wollen nicht Wohlverhalten belohnen und uns möglicherweise unsympathische Handlungen von Regierungen bestrafen. Wir wollen keine Überlagerung der Nord-Süd-Problematik durch die Ost-West-Problematik.

    (Beifall bei der FDP)

    Dies alles ist für uns wirklich nicht akzeptabel, und insofern werden wir die Politik sehr aufmerksam verfolgen, eine Politik, die sich übrigens nicht im Baransatz erkennen läßt, sondern die sich viel stärker in den Verpflichtungsermächtigungen widerspiegelt.
    Insofern ist die Diskussion über den Einzelplan 23, wenn man die Baransätze betrachtet, eigentlich ein Nachkarten bezüglich der Entwicklungspolitik, die vor fünf oder sechs Jahren betrieben wurde, denn jetzt kommen die Projekte zur
    Ausführung und führen die Projekte zu Abflüssen aus unserem Haushalt, die vor fünf oder sechs Jahren beschlossen wurden.
    Insofern ist es gar nicht erstaunlich, daß bei einem Haushalt wie dem Einzelplan 23 von 6,3 Milliarden DM eigentlich nur 20 oder 30 Millionen DM, also rund 0,3 % des gesamten Haushalts, politisch noch bewegbar sind. Dies alles sind „Kleinigkeiten", und mit 30 Millionen DM lassen sich keine entwicklungspolitischen Schwerpunkte setzen; da kann man nur kleine Scharmützel schlagen, etwa wenn es darum geht, ob die Kinderfibel nun weiter aufgelegt oder verändert werden soll. Dies alles sind nicht die Grundsatzentscheidungen.
    Die Grundsatzentscheidungen liegen bei der Frage, wie die Verpflichtungsermächtigungen ausgefüllt werden, und da ist es in der Tat interessant, daß der jetzige Ansatz deutlich niedriger als der der vergangenen Jahre ist. Ich nehme dabei zur Kenntnis, daß in der mittelfristigen Finanzplanung Steigerungsraten angenommen wurden, die höher als die wirklichen sind. Wir haben in der mittelfristigen Finanzplanung jährliche Steigerungen von rund 10 % angenommen, sind aber heute nur noch in der Lage, Steigerungen von 4 % zu verwirklichen. Insofern kommt es zu einem Überhang der Verpflichtungsermächtigungen, und deswegen kann ein solches Absenken für ein Jahr akzeptiert werden.
    Aber schon jetzt kritisieren wissenschaftliche Institute, daß ein so starkes Absenken langfristig die Qualität der Entwicklungspolitik gefährdet, weil die Projekte nicht langfristig genug geplant werden können. Deshalb möchte ich hier die Bitte an die Bundesregierung richten, daß dieses Absenken der Verpflichtungsermächtigungen einmalig bleibt und daß schon im nächsten Jahr wieder Ansätze gefunden werden, die dafür ausreichen, daß man Projekte seriös planen und die Entwicklungshilfe in den nächsten Jahren weiterhin qualitativ gut führen kann.
    Meine Damen und Herren, Haushaltsansatz und Verpflichtungsermächtigungen sind aber in der entwicklungspolitischen Landschaft nur ein Teil der wirklichen Lage. Darüber hinaus ist es meiner Ansicht nach ebenso wichtig, daß wir sehen, daß sich das Klima zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern verschlechtert. Die Leistung der OECD, d. h. die Entwicklungshilfe aller Industrienationen, ist im Anteil abgesunken. Die Weltbank- und die IDA-Mittel sind knapper, als sie es in den vergangenen Jahren waren. Der Internationale Währungsfonds hat bislang keine Antwort auf die Frage parat, wie die Zahlungsbilanzungleichgewichte beseitigt und die Verschuldungsprobleme gelöst werden sollen. All die UNCTAD-Vorschläge — gemeinsamer Fonds und Rohstoffabkommen — sind nicht von der Stelle gekommen. Viel zu wenige Länder haben bislang gezeichnet. Die Rohstoffabkommen werden teilweise auch von den Entwicklungsländern selber nicht in Gang gesetzt.

    (Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Die Sache taugt nichts!)

    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 138. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 14. Dezember 1982 8669
    Dr. Vohrer
    STABEX, ein Ansatz, den wir in allen drei Fraktionen gemeinsam getragen haben, ist nicht ausreichend mit Mitteln versehen, um bei den jetzigen niedrigen Rohstoffpreisen überhaupt noch die fälligen Zahlungen abdecken zu können. Die globalen Verhandlungen waren ein Ansatz, der mit viel Hoffnung in der Dritten Welt aufgenommen wurde. Auch hier tritt alles auf der Stelle. Die Seerechtskonferenz in Jamaika war keine Offenbarung für die Entwicklungsländer. Die Energiekonferenz in Nairobi ging für die Dritte Welt enttäuschend aus. Wenn Sie die GATT-Verhandlungen verfolgt haben, dann werden Sie auch feststellen, daß für die Entwicklungsländer aus dem Beschlossenen wenig Hoffnung zu ziehen ist. Teilweise ist es deprimierend, daß die Industrienationen zwar die Maschinen gern in die Dritte Welt liefern, dann aber die Produkte, die auf diesen Maschinen erstellt werden, nicht auf ihre Märkte lassen.
    Dies alles schafft ein Klima der Unzufriedenheit und Verbitterung. Deshalb möchte ich die Bundesregierung auffordern, wie in den vergangenen Jahren auf den internationalen Konferenzen mit dazu beizutragen, daß Lösungsansätze vorangetrieben werden, daß wir uns nicht zu früh hinter dem Rükken der Amerikaner verstecken, die als Nein-Sager auf solchen Konferenzen brillieren, sondern daß wir auch ab und zu den Mut haben, im Rahmen der EG initiativ zu werden, daß wir nicht nur gute Absichten haben, sondern ab und zu einmal die eine oder andere verwirklichen.
    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluß. Ich bin der Ansicht, daß der entwicklungspolitische Haushalt keinen Ansatz für eine Ideologiedebatte bietet. Ich glaube, wir sollten die Verpflichtungsermächtigungen aufmerksam weiterverfolgen. Da wird Politik gemacht. Ich habe Verständnis für die Ungeduld eines Ministers, der eine Pipeline mit 27 Milliarden vor sich sieht und der weiß, daß sich seine Initiativen, seine programmatischen Ansätze frühestens in drei, vier, fünf Jahren in konkrete Projekte umsetzen lassen.

    (Bindig [SPD]: Wenn der schon lange nicht mehr Minister ist!)

    — Das ist Ihre Beurteilung, verehrter Kollege Bindig —. Ich habe Verständnis, daß dies eine gewisse Ungeduld hervorruft. Dennoch bin ich der Ansicht, daß wir in aller Ruhe und Sachlichkeit die alte Linie fortsetzen sollten. Die FDP wird diesen Kurs unterstützen. — Danke schön.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)