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ID0911106900

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    Plenarprotokoll 9/111 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 111. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 Inhalt: Glückwünsche zu Geburtstagen . . . 6744 D Begrüßung einer Parlamentsdelegation der Republik Südafrika 6744 D Begrüßung einer Delegation der Nationalversammlung der Republik Senegal . 6761 C Bericht zur Lage der Nation Schmidt, Bundeskanzler 6745 A Dr. Kohl CDU/CSU 6761 D Brandt SPD 6773 D Genscher FDP 6781 B Dr. von Weizsäcker, Regierender Bürger- meister des Landes Berlin 6788 B Dr. Zimmermann CDU/CSU 6794 B Dr. Ehmke SPD 6799A Mischnick FDP 6806 A Franke, Bundesminister BMB 6810 B Lorenz CDU/CSU 6814A Ronneburger FDP 6818 C Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 6821 D Werner CDU/CSU 6823 D Büchler (Hof) SPD 6826 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 9. Dezember 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die gemeinsame Information und Beratung der Schiffahrt in der Emsmündung durch Landradar- und Revierfunkanlagen — Drucksache 9/1632 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 9/1811 — 6829 C Zweite Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" — Drucksache 9/823 —Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 9/1946 — 6829 D Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Lohnsteuerpauschalierung für Teilzeitbeschäftigte — Drucksache 9/1886 — 6830A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. Oktober 1970 zur gegenseitigen Anerkennung von Inspektionen betreffend die Herstellung pharmazeutischer Produkte (Gesetz zur Pharmazeutischen Inspektions-Convention-PIC) — Drucksache 9/1901 — 6830A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Seemannsgesetzes — Drucksache 9/1829 — 6830 B II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung einer Straßenverkehrsunfallstatistik (Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz) — Drucksache 9/1910 — 6830 B Beratung der Sammelübersicht 40 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1744 — 6830 C in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 41 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1782 — 6830 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zur Zukunft des EWG- Eisenbahnnetzes — Drucksachen 9/1515, 9/1838 — . . . . 6830 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zum Bau eines Tunnels unter dem Ärmelkanal — Drucksachen 9/1638, 9/1839 — . . . . 6830 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungshofes Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1979 — Einzelplan 20- - Drucksachen 8/3967, 9/1758 — . . . . 6830 D Beratung des Antrags des Präsidenten des Bundesrechnungshofes Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 1981 — Einzelplan 20 - - Drucksache 9/1786 — 6831 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 136/66/EWG über die Errichtung einer gemeinsamen Marktorganisation für Fette — Drucksachen 9/1506 Nr. 11, 9/1747 — . 6831 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Beschleunigung der Agrarentwicklung in bestimmten Gebieten Griechenlands — Drucksachen 9/1506 Nr. 12, 9/1768 — . 6831C Fragestunde — Drucksache 9/1948 vom 3. September 1982 — Verweigerung der Einreise in die ČSSR für den in der Bundesrepublik Deutschland arbeitenden Journalisten Raymund Hörhager MdlAnfr 21, 22 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Soell SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6741 B, D ZusFr Dr. Soell SPD 6741B, D Interpretation der Erklärungen auf den Gipfeltreffen von Versailles und Bonn zur Gewährung von Ostkrediten MdlAnfr 23 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6742 A, B, C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6742A, B Extraterritoriale Rechtswirkungen des Außenwirtschaftsgesetzes bei internationalen privatrechtlichen Auslandslieferverträgen und Lizenzvergaben ins Ausland MdlAnfr 24 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6742 D, 6743 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6743A,B Einsatz von Strafgefangenen, insbesondere politischen Häftlingen, beim Bau der sowjetisch-westeuropäischen Erdgasleitung MdlAnfr 4 03.09.82 Drs 09/1948 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6743C, 6744 A, B, C ZusFr Engelsberger CDU/CSU . 6743D, 6744A, B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 6744 B ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6744 C Nächste Sitzung 6831 D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6833* A Anlage 2 Glückwünsche zu Geburtstagen . . . . 6833* B Anlage 3 Beseitigung von Hemmnissen im Handel mit Eiern innerhalb der EG MdlAnfr 1, 2 03.09.82 Drs 09/1948 Eigen CDU/CSU SchrAntw BMin Ertl BML 6833* B Anlage 4 Bau einer Mauer entlang der innerdeutschen Grenze sowie Aufschiebung des Besuchs von SED-Chef Honecker MdlAnfr 7, 8 03.09.82 Drs 09/1948 Milz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMB . . . . 6833* D Anlage 5 200. Geburtstag Simon Bolivars; Äußerungen Dr. von Dohnanyis über die konsularischen Beziehungen Hamburgs zu Bolivien MdlAnfr 18, 19 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Hennig CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6834*A Anlage 6 Einsatz von Atomwaffen durch die USA im Kriegsfall MdlAnfr 20 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Scheer SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 6834* C Anlage 7 Anstieg der Zahl der Nichtseßhaften in den Jahren 1980/81, Anteil der Aussiedler und „Freigekauften" aus der DDR MdlAnfr 32 03.09.82 Drs 09/1948 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grobecker BMJFG . 6834* C Anlage 8 Vereinheitlichung des europäischen Bankenrechts MdlAnfr 33, 34 03.09.82 Drs 09/1948 Rapp (Göppingen) SPD SchrAntw PStSekr Huonker BMF . . . 6834* D Anlage 9 Marxistische Indoktrination von Zivildienstleistenden bei einem Einführungslehrgang in Castrop-Rauxel MdlAnfr 58 03.09.82 Drs 09/1948 Lowack CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grobecker BMJFG . 6835* D Anlage 10 Änderung der EG-Verordnung Nr. 337/79 zwecks Zulassung einer Anreicherung um 4,5 Volumenprozent für die Weinbaugebiete Mosel-Saar-Ruwer, Ahr und Mittelrhein MdlAnfr 59, 60 03.09.82 Drs 09/1948 Schartz (Trier) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grobecker BMJFG . 6836*A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 6741 111. Sitzung Bonn, den 9. September 1982 Beginn: 8.30 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 6833* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 10.9. Dr. Ahrens ** 10.9. Dr. Bardens ** 10.9. Büchner (Speyer) ** 10.9. Dr. Dregger 10.9. Eickmeyer ** 10.9. Frau Geier 10.9. Dr. Geißler 9. 9. Grüner 9. 9. Hauck 10.9. Herterich 9. 9. Hoppe 10.9. Dr. Müller ** 10.9. Müller (Bayreuth) 10.9. Pensky ** 10.9. Rösch 10.9. Dr. Schachtschabel 10.9. Schmidt (Wattenscheid) 10.9. Schulte (Unna) ** 10.9. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 10.9. Stöckl 10.9. Dr. Unland ** 10.9. Dr. Vohrer ** 10.9. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Glückwünsche zu Geburtstagen am 11. Juli 1982 Abg. Wehner 76 Jahre am 9. August 1982 Abg. Lampersbach 65 Jahre am 17. Juli 1982 Abg. Volmer 60 Jahre am 24. Juli 1982 Staatsminister Wischnewski 60 Jahre am 22. August 1982 Abg. Dr. Pohlmeier 60 Jahre am 30. August 1982 Abg. Ruf 60 Jahre am 6. September 1982 Abg. Schmidt (Kempten) 60 Jahre Anlage 3 Antwort des Bundesministers Ertl auf die Fragen des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 1 und 2): Welche Handelshemmnisse im Handel mit Eiern gibt es in welchen Ländern der Europäischen Gemeinschaft? Anlagen zum Stenographischen Bericht Was gedenkt die Bundesregierung dagegen zu unternehmen? Der innergemeinschaftliche Warenverkehr mit Eiern, der im allgemeinen störungsfrei verläuft, wird zur Zeit insbesondere durch das seit dem 1. September 1981 geltende Einfuhrverbot behindert, das das Vereinigte Königreich mit der Begründung, hierdurch einen wirksameren Schutz gegen das Auftreten der Newcastle-Krankheit bei Geflügel zu erreichen, gegen Importe von Geflügelfleisch und Eiern aus bestimmten Mitgliedstaaten verhängt hat. Der Europäische Gerichtshof hat dieses Einfuhrverbot, von dem insbesondere die nach dem Vereinigten Königreich exportierenden Mitgliedstaaten Frankreich und die Niederlande unmittelbar betroffen sind, nunmehr für vertragswidrig erklärt und das Vereinigte Königreich aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen zur Wiederherstellung des freien Warenverkehrs zu treffen. Die Bundesregierung wird — wie schon bisher — die EG-Kommission darin unterstützen, die geeigneten Schritte zu unternehmen, um im Kontakt mit den britischen Stellen unverzüglich die Unterbrechung der Handelsströme zu beseitigen. Auf Intervention der deutschen Delegation im letzten Sonderausschuß für Landwirtschaft in Brüssel hat die EG-Kommission erklärt, daß sie das Vereinigte Königreich aufgefordert habe, Maßnahmen zu ergreifen, um das Einfuhrverbot bis spätestens zum 20. September 1982 aufzuheben. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Fragen des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 7 und 8): Treffen Presseberichte zu, wonach die DDR entlang der innerdeutschen „Grenze" von der Ostsee bis zum Fichtelgebirge eine Mauer von ca. 1 393 km Länge und einer Höhe von 3 bis 4 m plant? Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung für den Fall der Richtigkeit dieser Presseberichte gegenüber der DDR unternehmen, und wird die Bundesregierung einen Besuch des Staatsratsvorsitzenden Honecker in der Bundesrepublik Deutschland, nachdem mehrere führende Unionspolitiker nicht in die DDR einreisen durften, solange als unerwünscht betrachten, bis mit Sicherheit gewährleistet ist, daß die DDR von diesem „Bauvorhaben" abläßt? Zu Frage 7: Der Bundesregierung liegen keine Informationen vor, aus denen sich ergibt, daß die DDR entlang der innerdeutschen Grenze von der Ostsee bis zum Fichtelgebirge eine fortlaufende Mauer plant. Presseberichte, in denen solche Vermutungen angestellt worden sind, können nicht bestätigt werden. Richtig ist, daß an verschiedenen Abschnitten der innerdeutschen Grenze — insbesondere in oder gegenüber geschlossenen Ortschaften — der Metallgitterzaun durch Mauerwerk ersetzt worden ist. Diese punktuellen Veränderungen, die offenbar vor allem Einblicksmöglichkeiten und Sichtkontakte der Be- 6834* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 völkerung unterbinden sollen, stellen keine neuartige Entwicklung dar. Zu Frage 8: Da die Richtigkeit der betreffenden Pressemeldungen nicht unterstellt werden kann, sieht die Bundesregierung keinen Anlaß, daran hypothetische Überlegungen zu knüpfen. Anlage 5 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 18 und 19): Welche Vorbereitungen hat die Bundesregierung getroffen, um 1983 einen angemessenen deutschen Beitrag anläßlich der Feier des 200. Geburtstags Simon Bolivars sicherzustellen, und sieht die Bundesregierung in diesen Veranstaltungen einen Weg, das durch den Falklandkonflikt getrübte Verhältnis zwischen Europa und Lateinamerika zu verbessern? Kann sich die Bundesregierung die Rechtsauffassung des früheren Staatsministers im Auswärtigen Amt und jetzigen Präsidenten des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. von Dohnanyi, zu eigen machen, der am 16. August 1982 dem Botschafter der Republik Bolivien schrieb, „Das von Ihnen zitierte Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen ist also von Hamburger Seite durch die vom Senat eingenommene Haltung gegenüber den Vorgängen um das bolivianische Generalkonsulat zu keinem Zeitpunkt verletzt worden", oder steht die Bundesregierung zu dem, was sie mir vor einigen Monaten in der Fragestunde in diesem Zusammenhang versichert hat? Zu Frage 18: Die Bundesregierung beabsichtigt, des 200. Geburtstages des Befreiers Simon Bolivar offiziell zu gedenken. Im Herbst 1983 wird ein Festakt in Berlin in Anwesenheit des Bundespräsidenten an die Bedeutung von Simon Bolivar erinnern. Drei wissenschaftliche Tagungen in Berlin, Hamburg und Köln werden sich mit Fragen der Bolivar-Forschung und den deutschen Beziehungen zu Lateinamerika befassen. Ausstellungen und Veröffentlichungen sollen ein breites Publikum auf die Bedeutung des Vorkämpfers der Unabhängigkeit Lateinamerikas und seine Wirkung bis heute hinweisen. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß dies eine willkommene Gelegenheit bietet, um die traditionell freundschaftliche Verbundenheit der Bundesrepublik Deutschland mit den Staaten Lateinamerikas auszudrücken. Eine unmittelbare Beziehung zum Falkland(Malwinen)-Konflikt besteht nicht. Die Vorbereitungen für die Gedenkveranstaltungen sind bereits im vergangenen Jahr angelaufen. Zu Frage 19: Die Bundesregierung steht weiterhin zu den Ausführungen, die sie am 4. März 1982 in der Fragestunde des Deutschen Bundestages im Zusammenhang mit der vorübergehenden Schließung des Generalkonsulats in Hamburg gemacht hat. Anlage 6 Antwort des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Frage des Abgeordneten Dr. Scheer (SPD) (Drucksache 9/1948 Frage 20): Rechnet die Bundesregierung damit, daß Versuche von Heeresvertretern der Vereinigten Staaten von Amerika im Kongreß, im Kriegsfall die Entscheidungsgewalt über den Einsatz von Atomwaffen zu erhalten, Erfolg haben werden, und wie wird die Bundesregierung gegebenenfalls darauf reagieren? Nach Kenntnis der Bundesregierung besteht seitens des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika keinesfalls die Absicht, die Entscheidungsgewalt über den Einsatz von Atomwaffen zu delegieren. Darauf hat der stellvertretende Regierungssprecher Dr. Rühl bereits in einer Pressekonferenz am 23. Juli 1982 hingewiesen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grobecker auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Frage 32): Inwieweit kann die Bundesregierung die Angaben der Arbeitsgemeinschaft für Nichtseßhaftenhilfe bestätigen, daß sich die Zahl der Nichtseßhaften 1980/81 um 35 v. H. erhöht hat, und wie erklärt sie es, daß die Gruppe der Aussiedler und „Freigekauften" aus der DDR überproportional vertreten sein soll? Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft für Nichtseßhaftenhilfe in Bethel hat sich 1981 nicht die Zahl der Nichtseßhaften, sondern die der sogenannten Neuauftritte von Nichtseßhaften im Vergleich mit 1980 um 35 v. H. erhöht. Der Bundesregierung liegen keine zusätzlichen Erkenntnisse, insbesondere aufgrund einer amtlichen Bundesstatistik hierüber vor. Sie geht aber davon aus, daß die Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft zutreffen. Nach deren Angaben beträgt der Anteil der Flüchtlinge, Spätheimkehrer und freibekommenen DDR-Häftlinge an der Gesamtzahl der Nichtseßhaften 25 v. H. Diese Personengruppe ist damit im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerungsstruktur in der Bundesrepublik zwar nach wie vor überrepräsentiert, der Anteil an der Gesamtzahl der Nichtseßhaften ist aber in der Vergangenheit ständig gesunken. Die besonderen Gründe für die Nichtseßhaftigkeit dieses Personenkreises liegen in mangelnden sozialen Bindungen und abgewerteten oder nicht vorhandenen beruflichen Qualifikationen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Huonker auf die Fragen des Abgeordneten Rapp (Göppingen) (SPD) (Drucksache 9/1948 Fragen 33 und 34): Welchen Stand haben die mit der Ersten Richtlinie des EG- Ministerrats vom 12. Dezember 1977 zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über die Aufnahme und Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 6835* die Tätigkeit der Kreditinstitute in Gang gekommenen Bemühungen zur Abstimmung und Vereinheitlichung des Bankenrechts in Europa auf dem Gebiet der Zusammenarbeit der nationalen Bankenaufsichtsbehörden und bezüglich der nationalen Gesetzgebungen erreicht, und wie beurteilt die Bundesregierung die verschiedentlich geäußerte Sorge, daß es im Zuge dieser Bemühungen zu erhöhten administrativen Belastungen der deutschen Kreditinstitute und der Behörden kommen könnte? Sind in den Diskussionsentwurf des Bundesfinanzministeriums zu einer Novelle des Kreditwesengesetzes bereits Ergebnisse — gegebenenfalls in welchen Positionen — der europäischen Bankenrechtskoordinierung eingegangen und glaubt die Bundesregierung, ausschließen zu können, daß es im Zuge der Koordinierung in einem dem Gesetzeszweck abträglichen Maß zu wiederholten Änderungen des Kreditwesengesetzes kommen könnte? Zu Frage 33: Die laufende Zusammenarbeit der nationalen Bankenaufsichtsbehörden in der EG obliegt vornehmlich dem „Kontaktausschuß", einer Art Arbeitsgemeinschaft der EG-Bankaufsichtsbehörden, die regelmäßig tagt, um gemeinsam interessierende Probleme zu erörtern. Die in Artikel 3 Abs. 7 der Ersten Bankrechtsrichtlinie vorgesehene europäische Bankenliste ist geschaffen und wird, wie in der Richtlinie vorgesehen, laufend aktualisiert. Ebenso ist der in Art. 11 der Richtlinie vorgesehene Beratende Ausschuß eingerichtet worden. Er tagt zweimal jährlich und berät unter anderem mit der EG- Kommission über neue Vorschläge zur weiteren Koordinierung im Bereich der Kreditinstitute. Er hat ferner die in Art. 6 der Richtlinie vorgesehenen Arbeiten an Beobachtungskoeffizienten aufgenommen und vier Beobachtungskoeffizienten entwickelt, die sich in der Erprobung befinden. Die Beobachtungskoeffizienten dienen dazu, vergleichbare Daten über die Situation der Banken in den EG-Mitgliedstaaten zu ermitteln und damit eine Grundlage für eine etwaige künftige Harmonisierung bankaufsichtlicher Grundsätze zu erhalten. Die entsprechenden Berechnungen führen die Bankaufsichtsbehörden durch. Die deutsche Kreditwirtschaft hat dazu auf freiwilliger Basis mit Informationen beigetragen. Soweit die Erste Bankrechtsrichtlinie in den nationalen Gesetzgebungen Änderungen erforderlich machte, sind diese mit Ausnahmen von zwei EG-Mitgliedstaaten erfolgt. Nach Auffassung der Kommission müssen außerdem auch in der Bundesrepublik Deutschland noch einige Vorschriften der Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden. Die Sorge, es könne durch die Harmonisierungsbemühungen der EG auf dem Gebiet der Bankenaufsicht zu erhöhten administrativen Belastungen der deutschen Kreditinstitute und der Behörden kommen, hat sich hinsichtlich der bisherigen Harmonisierung nicht bestätigt. Die Bundesregierung achtet darauf, daß auch die weiteren Harmonisierungsschritte keinen unangemessenen Verwaltungsaufwand für Wirtschaft und Behörden mit sich bringen. Zu Frage 34: Im Referentenentwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Kreditwesen (KWG) sind die Erste Richtlinie sowie der Entwurf einer Richtlinie über die Beaufsichtigung der Kreditinstitute auf konsolidierter Basis berücksichtigt. In Umsetzung der Ersten Richtlinie wird insbesondere die Zusammenarbeit des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen und der Deutschen Bundesbank mit den Bankaufsichtsbehörden der EG-Mitgliedstaaten verbessert und der Bank aufsichtlich notwendige Informationsaustausch gesetzlich geregelt werden. Der Entwurf einer Konsolidierungsrichtlinie, der von der Kommission im September des vergangenen Jahres dem Rat zugeleitet worden ist, beschränkt sich darauf, die Mitgliedstaaten im Grundsatz zu einer Bankaufsicht über Bankkonzerne durch Konsolidierung zu verpflichten, d. h., bankaufsichtlich bedeutsame Kennzahlen der zu einem Konzern gehörenden Kreditinstitute zusammenzufassen. Außerdem soll durch die Richtlinie der für diese erweiterte Bankaufsicht erforderliche Informationsaustausch im Kreise der Mitgliedstaaten sichergestellt werden. Die Konsolidierungsrichtlinie läßt den einzelnen Mitgliedstaaten weitgehende Freiheit über die Ausgestaltung der Konsolidierung im einzelnen. Sollte die KWG-Novelle vor der Verabschiedung der Konsolidierungsrichtlinie in Kraft treten, ist wegen der weiten Fassung dieser Richtlinie nicht mit der Notwendigkeit einer weiteren Änderung des Gesetzes zu rechnen. Im Rahmen des dem Deutschen Bundestag vorliegenden Bilanzrichtlinie-Gesetzes ist eine technische Anpassung einiger KWG-Vorschriften vorgesehen. Andere Initiativen der Kommission zur Harmonisierung des Bankrechts befinden sich in einem so frühen Stadium, daß eine Umsetzung in deutsches Recht noch nicht absehbar ist. Bei den Verhandlungen in Brüssel wird die Bundesregierung darauf achten, daß es nicht zu Änderungen des KWG kommt, die dem Gesetzeszweck abträglich sind. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grobecker auf die Frage des Abgeordneten Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Frage 58): Ist der Bundesregierung bekannt, daß nach Mitteilung von Zivildienstleistenden beim Einführungslehrgang in CastropRauxel rein marxistische Indoktrinierung „unverhüllt und intensiv" betrieben wird, und was gedenkt die Bundesregierung zu tun, damit das Bundesamt für Zivildienst seiner Aufsichtspflicht im notwendigen Umfang nachkommt? Der Bundesregierung sind keine Äußerungen von Zivildienstleistenden bekannt, nach denen in den Einführungslehrgängen am Zivildienstzentrum Soziale Dienste Ruhrgebiet in Castrop-Rauxel „unverhüllt und intensiv marxistisch indoktriniert" worden sein soll. Auch für das Bundesamt für den Zivildienst, dem die hauptamtlichen Dozenten des Zivildienstzentrums als Mitarbeiter angehören, ergibt sich bisher kein Anhaltspunkt, der einen solchen 6836* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. September 1982 Vorwurf rechtfertigen und Zweifel an der Verfassungstreue dieser Mitarbeiter begründen würde. Die Bundesregierung legt Wert darauf, daß den Vorwürfen nachgegangen wird. Sie bittet deshalb um Bekanntgabe der Ihnen offenbar zugänglichen Einzelheiten. Vom Ergebnis der dann anzustellenden Untersuchungen werden Sie selbstverständlich unterrichtet werden. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grobecker auf die Frage des Abgeordneten Schartz (Trier) (CDU/CSU) (Drucksache 9/1948 Fragen 59 und 60): Hat die Bundesregierung, dem Beschluß des Deutschen Bundestages folgend, beantragt, die EG-Verordnung Nr. 337/79 dahin gehend zu ändern, daß für die Weinbaugebiete Mosel-Saar-Ruwer, Ahr und Mittelrhein eine Anreicherung um 4,5 Volumenprozent ständig zugelassen wird? Bis wann ist mit einer entsprechenden Änderung der EG- Verordnung Nr. 337/79 zu rechnen? Zu Frage 59: Nachdem nunmehr die Sommerpause der Europäischen Gemeinschaften beendet ist, wird die Bundesregierung unverzüglich wegen der Änderung des Artikels 32 Abs. 1 der Verordnung (EWG) Nr. 337/79 entsprechend der Ausnahmeregelung des § 6 Abs. 2 Satz 3 des Weingesetzes Verhandlungen mit der Kommission der Europäischen Gemeinschaften aufnehmen, die das alleinige Initiativrecht für Verordnungen hat. Zu Frage 60: Vorhersagen über den Erfolg und den zeitlichen Ablauf können nicht gemacht werden. Die Bundesregierung wird Sie über das Ergebnis der Verhandlungen zu gegebener Zeit unterrichten.
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    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich mit einer Behauptung beginnen, die manche von Ihnen vermutlich bezweifeln werden, da sie einer verbreiteten Stimmung widerspricht. Dennoch behaupte ich: Das innerdeutsche Verhältnis ist heute, im Herbst 1982 relativ, ja eigentlich erstaunlich gut. Es ist jedenfalls bei weitem besser, als es der internationalen Lage nach sein könnte, vor allem besser auch, als es in unseren Medien oftmals dargestellt wird.

    (Zustimmung bei der SPD und der FDP — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Da klatscht nicht einmal mehr die SPD!)

    Daß das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten von der Eintrübung, der Anspannung der allgemeinen Ost-West-Beziehungen im letzten Jahr verschont geblieben ist, kommt nicht von selbst. Dazu bedurfte und bedarf es einer klugen und maßvollen auswärtigen Politik ebenso wie einer innerdeutschen Politik, die ihre Ziele geduldig, zäh und unverdrossen gegenüber der DDR verfolgt.
    Wer die Dinge auch nur einigermaßen objektiv betrachtet, wird heute feststellen müssen, daß das Treffen am Werbellinsee im Dezember vergangenen Jahres sich gelohnt hat. Die Substanz dieser Begegnung lag in dem gegenseitigen Versprechen, die Auswirkungen der internationalen Verschlechterung auf das gegenseitige Verhältnis soweit wie möglich begrenzt zu halten. Das ist bisher in der Tat gelungen.
    Dabei bleibe ich auch, wenn an dieser Stelle das Thema „Mindestumtausch" eingewendet wird. In der Tat, dieser einseitige Eingriff der DDR vom Herbst 1980 in den Reiseverkehr von hier nach dort, von West nach Ost, konnte bislang nicht repariert werden. Ohne Frage wurde dadurch das Verhältnis der beiderseitigen Interessen im Zusammenhang der gegenseitigen Beziehungen empfindlich gestört.
    Richtig ist aber auch, daß gerade auf dem Feld des Reiseverkehrs, und zwar in beiden Richtungen, seit Werbellin doch einiges Bemerkenswerte im Sinne unserer Wünsche und Interessen geschehen ist. Das bedeutet noch lange nicht, daß damit das Thema Mindestumtausch vom Tisch ist.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Ja, das hoffen wir!)

    Ein ganzes Jahrzehnt lang haben wir — auch von diesem Platz aus — immer wieder beklagt, daß viel zu wenige DDR-Bürger vor dem Rentenalter zu uns zu Besuch kommen dürfen. Ich habe auch mit Interesse gelesen, daß, wie Sie, Herr Dr. Kohl, kürzlich schrieben, eine CDU/CSU, wenn sie dazu in die Lage versetzt würde, mit der DDR über die Herabsetzung des Reisealters für DDR-Bewohner „vorrangig" verhandeln würde. Abgesehen davon, daß zu solchen Verhandlungen natürlich zwei gehören: Lautstark angekündigtes Verhandelnwollen allein genügt nicht. Vorausgehen muß erst einmal eine Einigung mit der anderen Seite über den Verhandlungsgegenstand. Abgesehen also davon: Seit einem halben Jahr kommen in der Tat monatlich etwa 1 000 jüngere DDR-Bürger mehr zu Familienanlässen in die Bundesrepublik als im Vorjahr, zusätzlich zu den im Monatsdurchschnitt etwa 130 000 Reisen von DDR- Bürgern im Rentenalter. Das sind immerhin beachtliche Zahlen. Es genügt nicht, in den Zeitungen die Tatsachen nur kritisch zu beleuchten, sondern diese Zahlen sprechen eine klare Sprache.
    Bleiben wir noch einen Augenblick bei der Zunahme der Reisen in dringenden Familienangelegenheiten. Ich habe den Eindruck, daß diese zwar begrenzte, aber eben doch sichtbare Verbesserung bei uns so gut wie überhaupt nicht wahrgenommen wird. Und doch ist sie eine erstaunliche Tatsache, wenn man gleichzeitig das internationale Umfeld bedenkt und sich vor Augen führt, welche Bedeutung das Thema Westreisen im Verhältnis zwischen Führung und Bürger in der DDR nun einmal hat. Und wer bei uns etwa glaubt, die Größenordnung, in der sich das Ganze einstweilen immer noch abspielt, mit einer geringschätzigen Handbewegung abtun zu können, dem sage ich: Solche Arroganz ist völlig fehl am Platze. Sie enthüllt nur, wie fern der Betreffende den tatsächlichen Problemen und Schwierigkeiten



    Bundesminister Franke
    immer noch ist, wie wenig Mühe er sich gibt, sie zu durchdringen, um die Dinge wenigstens schrittweise zu erleichtern und zu verbessern.
    Mit kaum weniger Geringschätzung wird über die ab 1. Juli wirksame Regelung für Flüchtlinge aus der DDR hinweggegangen. Die DDR hat — mit Ausnahme der Fahnenflüchtigen — allen Bürgern, die sie im letzten Jahrzehnt ohne behördliche Genehmigung verlassen haben, die DDR-Staatsbürgerschaft formell aberkannt und sie „wegen des ungenehmigten Verlassens der DDR", so heißt die offizielle Formel, außer Strafverfolgung gesetzt. Das bedeutet u. a. auch: Sie können nun wie andere Bundesbürger Besuchsreisen in die DDR beantragen. Solche Anträge werden nach unseren derzeitigen Erkenntnissen in der Mehrzahl inzwischen bewilligt. Betroffen ist ein Personenkreis von etwa 40 000 bis 50 000 Mitbürgern; die Zahl der mittelbar Betroffenen ist sogar noch weit höher.
    Meine Damen und Herren, nur wer willens und fähig ist, sich in die Nöte dieser Mitbürger einzufühlen, wird dieses Zugeständnis der DDR richtig würdigen können. Nicht selten trifft man bei sozusagen eingesessenen Bundesbürgern auf bares Unverständnis. Sie können oder wollen nicht begreifen, wieso ehemalige DDR-Bürger, kaum haben sie die DDR verlassen, besuchsweise schon wieder dahin zurückstreben. Dabei ist das so schwer gar nicht zu begreifen.
    Diese Menschen befinden sich in einer schwierigen Lebensphase. Als Erwachsene haben sie den schwerwiegenden Entschluß gefaßt, ihren gewohnten Lebenskreis zu verlassen, ihre ganzen persönlichen Lebensverhältnisse sozusagen von Grund auf umzustülpen. Ein Ortswechsel von Leipzig nach Hannover ist eben einem Umzug von Stuttgart nach Hannover nicht vergleichbar. Bei aller Erleichterung, die sie empfinden mögen, hier zu sein: Die Eingewöhnung ist für viele von ihnen schwierig und braucht Jahre. Viele leiden anfänglich unter Einsamkeit; denn sie haben ja Angehörige und vertraute Freunde in der DDR zurückgelassen. Sie haben schlichtweg Heimweh nach den Menschen, mit denen sie aufgewachsen sind, und nach dem Ort, in dem sie geboren sind, auch wenn sie dort vielleicht Schweres erlebt haben. Jedenfalls finde ich es sehr verständlich, wenn sie die Heimat, die Verwandten und alte Freunde bald wiedersehen möchten. Deshalb ist ein herzliches Wort des Mitfreuens und der Genugtuung, daß die meisten von ihnen — so sie es wollen — das wieder können, angebrachter, als verständnislos darüber hinwegzugehen oder es bei bloßem Lamentieren über die gestiegene Zahl der Einreiseverweigerungen bewenden zu lassen.
    Natürlich sind wir gegen Einreiseverweigerungen für bestimmte Personengruppen. Es trifft auch zu: Die Zahl ist gestiegen. Im Jahre 1981 waren es insgesamt 1 688 Fälle, von Januar einschließlich Juli dieses Jahres sind es immerhin schon 1 362 gewesen, so daß die Zahl am Jahresende sicherlich höher sein wird. Gestiegen ist sie deswegen, weil neuerdings in vermehrtem Maße Personen die Einreise beantragen, die es zuvor überhaupt nicht versucht haben, weil sie ganz bestimmt mit Ablehnung rechnen mußten.
    Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, daß und warum die DDR-Bürger, die erst vor kurzem die DDR verlassen haben und jetzt als frischgebackene Bundesbürger in ihrer alten Umgebung wieder erscheinen, von den offiziellen Stellen nicht eben gern dort gesehen werden. Um so beachtenswerter ist es, daß die DDR sich dennoch dazu durchgerungen hat, von ihrer generellen Abweisung dieses Personenkreises abzugehen und etlichen die besuchsweise Einreise zu erlauben.
    Einige Verbesserungen gibt es für West-Berliner. Sie liegen auf der Linie von Wünschen, wie sie der Berliner Senat vorgetragen hat: Verlängerung der Tagesaufenthalte bis 2 Uhr nachts, Zulassung des neuen Übergangs im Berliner Norden für Fußgänger, die die Grenze im Linienbusverkehr passieren. Schon seit Monaten brauchen sich West-Berliner Besucher in Berlin (Ost) und in der DDR polizeilich nur noch dann zu melden, wenn sie länger als zwei volle Tage bleiben wollen. Ebenfalls im Frühjahr ist bereits — das gilt für alle Arten von Reiseverkehr in die DDR — die Freigrenze für die Mitnahme von Geschenken verdoppelt worden. Nehmen wir die Anschlußregelung im nichtkommerziellen Zahlungsverkehr hinzu, die sicherstellt, daß gerade weniger Bemittelte weiterhin Geld von DDR-Konten im Verhältnis 1:1 transferieren können, nehmen wir weiterhin die Fortschritte bei den Verhandlungen über Gewässerschutz um Berlin und an der Werra hinzu, ferner die nach Frist und Umfang insgesamt befriedigende Familienzusammenführung und schließlich die Verabredung über die beiden Kulturausstellungen, deren eine — nämlich die Ausstellung aus der Bundesrepublik — am nächsten Montag in Ost-Berlin eröffnet wird, nimmt man das alles zusammen, so wird auch der Skeptiker sagen müssen, daß seit Dezember 1981 wieder eine Verschiebung zugunsten der Interessen eingetreten ist, die wir gegenüber der DDR auf dem Herzen haben.
    Meine Damen und Herren, wir mögen alle meinen, daß es viel zuwenig sei, aber es geht doch darum, festzustellen, daß sich etwas bewegt und daß man nicht immer sagt: Da geschieht doch gar nichts.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Welche Vorstellung haben Sie eigentlich von der Katastrophe, die über unser Land und unser Volk mit dem Zweiten Weltkrieg und dem „Tausendjährigen Reich" gebracht wurde? Darin Bewegungen für die Menschen auszulösen, das ist Politik. Politik ist die Kunst des Möglichen und nicht nur des Wünschbaren. Es genügen nicht nur lautstarke Worte, sondern es geht darum, beharrlich immer wieder daran zu bleiben, auch wenn es nur ganz geringe Veränderungen im menschlichen Bereich sind. Wir sagen doch alle, daß wir darum Politik betreiben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Bundesminister Franke
    Hier liegen die konkreten Ergebnisse vor, und immer werden sie gerade von Ihnen aus der Opposition in ihrer Bedeutung gemindert.

    (Schulze [Berlin] [CDU/CSU]: Ohne Vorleistungen!)

    — Ohne Vorleistungen? Was sollen denn diese Worte? Hier geht es um eine reale Situation,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    die auch nicht geändert wird, wenn Sie das so werten oder beklagen.
    Wir müssen uns mit denen beschäftigen, die die Macht haben, die Dinge zu verändern. Meinen Sie, daß sich die Leute da drüben auch im geringsten davon beeindrucken lassen, wenn Sie sich hier hinstellen und Forderungen erheben oder wenn solche Veranstaltungen durchgeführt werden, wie sie gestern abend im Fernsehen vorgeführt wurden?

    (Beifall bei der SPD)

    Wir ermöglichen Tausenden von Menschen die Aussiedlung aus der DDR hierher. Das geschieht auf einer anderen Ebene. Mancher mag stolz darauf sein, daß er das System dort immer wieder anklagend beschreibt. Das brauchen Sie uns nicht zu sagen. Sie können uns gar nicht übertreffen in der Verteidigung einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung, wie wir sie hier haben.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das ist eine völlig unnötige Polemik!)

    Unterlassen Sie bitte diese Art der Wertung des Bemühens! Wir fühlen uns in besonderer Weise verpflichtet.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Kittelmann [CDU/CSU]: Wenn Sie mit der DDR so reden würden wie mit uns, dann hätten Sie mehr Erfolg!)

    — Meine Herren, wie ich mit der DDR rede, das ist meine Sache.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Das Ergebnis, meine Damen und Herren, liegt in Zahlen vor. Ich bekomme ja nicht umsonst auch von Ihnen zahlreiche Dankschreiben für die Erfolge, die ich durch die Art erziele, wie ich mit den Leuten umgehe.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das erreichen wir nicht, weil Sie meinen, hier den strammen Max markieren zu müssen, sondern das ist nun einmal so.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sie bauen einen Buhmann auf!)

    Meine Damen und Herren, diese Verschiebung ist nicht von selbst gekommen. Sie wurde nicht zuletzt ermöglicht durch die am Werbellinsee verabredete Verlängerung der alten Swing-Regelung um ein halbes Jahr, die ja bekanntlich durch eine Neuregelung ersetzt wurde. Kern der Neuregelung ist eine modifizierte Fortführung dieses zinslosen Überziehungskredits im innerdeutschen Handel auf die Dauer von dreieinhalb Jahren.
    Die Situation erlaubt es uns nicht, den Kredit auf der früheren Höhe zu halten. Die Verminderung setzt jedoch nicht sofort ein, sondern erst nach einem halben Jahr, und dann auch nicht mit einem Schlag, sondern über zwei Zwischenstufen.
    Zu dieser maßvollen Art der Herabsetzung sah sich die Bundesregierung veranlaßt, erstens weil sie den innerdeutschen Handel, an Kontinuität interessiert, nicht verunsichern und nicht destabilisieren wollte, und weil es zweitens, wie oben dargelegt, seit dem Treffen am Werbellinsee Verbesserungen. im Sinne unserer Wünsche und Interessen gegeben hat, wenn auch nicht in bezug auf den Mindestumtausch.
    Im übrigen darf ich hier noch einmal in aller Deutlichkeit unterstreichen, daß der innerdeutsche Handel, der Austausch von Waren und Dienstleistungen mit der DDR, ein wesentliches politisches Anliegen der Bundesrepublik Deutschland darstellt, und zwar sowohl aus nationalen als auch aus berlinpolitischen Gründen.
    Meine Damen und Herren, ich bin mir bewußt, daß das, was ich jetzt sagen werde, bei vielen in der Opposition ebenso wie in den Medien auf Zurückweisung stoßen wird. Dennoch möchte ich mich einmal über die Art beklagen dürfen, wie die Deutschlandpolitik mittlerweile wieder in unserer Öffentlichkeit stattfindet; zwischendurch war es einmal besser. Wer die Zeitungen aufschlägt, Radio hört oder fernsieht, wird feststellen, daß Meldungen aus dem innerdeutschen Bereich an sich ausgiebig verbreitet werden. Ich bin aber der Meinung, daß derjenige sich täuschte, der aus diesem hohen Meldungsaufkommen auf einen hohen Informationsstand des Publikums schlösse.

    (Zustimmung bei allen Fraktionen)

    Jedenfalls machen wir, meine Mitarbeiter und ich, immer wieder die Erfahrung, daß eher ein Mißverhältnis besteht zwischen der öffentlichen Prominenz des Themas und dem Grad an Aufgeschlossenheit und Aufmerksamkeit, die ihm ernstlich zugewendet wird.
    Ich will mir jede Spekulation über die Gründe dafür versagen. Nicht aber möchte ich zwei Beispiele, die aus den letzten Wochen noch in frischer Erinnerung sind, mit dem Mantel der Barmherzigkeit zudecken. Ich meine zum einen die Meldung, die DDR stehe offenbar kurz davor, zur gemäßigten Kleinschreibung überzugehen, und zum anderen die Meldung, wonach die DDR plane, die ganze, rund 1 350 km lange Grenze nach dem Vorbild von Berlin zu vermauern. Das stand hier in allen Medien und wurde tagelang verbreitet. Beide Themen brachen nach einigen Tagen zusammen, man ist versucht zu sagen: nachdem sie ihre Schuldigkeit getan hatten, will sagen: nachdem sie genügend Entrüstung produziert hatten. Wer sich erst einmal kräftig entrüstet hat, braucht seine Zeit — das kennt jeder an sich selbst -, um wieder zu Sachlichkeit und Unvoreingenommenheit zurückzufinden.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich kann es mir erlauben, das zu sagen, weil ich ja
    schließlich auch ein Mensch mit entsprechendem



    Bundesminister Franke
    Temperament und entsprechender Mentalität bin und auch meine eigenen Erfahrungen habe. Deshalb erlaube ich mir dieses Wort der Kritik auch an anderen.
    Ich jedenfalls glaube: Die offenkundig stets wache Bereitschaft, sich über die DDR zu empören und damit bestehende Meinungen zu bestätigen, dient allzu vielen als bequeme Ausrede, als scheinbare Rechtfertigung dafür, dem ganzen Thema ein tieferes und eingehenderes Interesse zu verweigern.
    Wir sollten in der Tat die Veränderungen in der Wirklichkeit ernster zur Kenntnis nehmen. Das würde jedem in seinem engsten Bereich auch Probleme lösen helfen, die den Menschen berühren und nicht politische Rechthaberei allein betreffen. Hier liegt meines Erachtens auch eine Verantwortung der Politiker, namentlich derjenigen, welche die Opposition bilden. Es mag für manchen eine Versuchung sein, auf Kosten der DDR Punkte für sich zu sammeln. Aber dieser Versuchung nachzugeben wäre mehr als kurzsichtig, weil über kurz oder lang die Deutschlandpolitik darunter leiden müßte. Deshalb möchte ich wiederholen, was ich vor fünf Jahren schon einmal Grund hatte zu betonen: Die Menschen in unserem Lande müssen ihr Augenmaß, ihre Fähigkeit zur Unterscheidung, zu Besonnenheit und zur klugen Mäßigung auch in den Fragen behalten, die das geteilte Deutschland für die Politik aufwirft.
    Damit habe ich mit anderen Worten eigentlich das gesagt, um was vorhin auch der Regierende Bürgermeister von Berlin gebeten hatte: daß man maßvoll die Problematik sehen sollte. Ich glaube, Herr von Weizsäcker, ich habe das nicht mißdeutet, als ich sagte, daß es in der Tat sinnvoll ist, maßvoll an die Dinge heranzugehen, aber dennoch mit Energie und Zähigkeit unser gemeinsames Anliegen zu verfolgen und immer wieder darauf zu dringen, daß es zu Veränderungen und zu Verbesserungen kommt und damit auch zur Sicherung der Lebensbedingungen Berlins und überhaupt der Weiterentwicklung in unserem gemeinsamen Interesse.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Aber maßvoll ist nicht maßvoll falsch!)

    Mäßigung und Besonnenheit in bezug auf das nationale Problem wird neuerdings von verschiedenen Seiten aufs Korn genommen. Wer zur Mäßigung und Besonnenheit auffordert, Herr Kollege Jäger, wird verdächtigt, er lasse es an Eifer und Leidenschaft für die nationale Sache fehlen. Statt dessen wird z. B. „kalte Entschlossenheit" verlangt. Derartiges nennt sich neuerdings gern „neuer Patriotismus". Sieht man genauer hin, stellt man bald fest, daß sich dahinter manch ordinärer alter Nationalismus verbirgt, mal mit Schlagseite nach rechts, mal mit Schlagseite nach links außen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die einen träumen davon, den nationalen Machtstaat wiederherzustellen, und es würde ihnen nichts ausmachen, wenn dabei unsere junge parlamentarische Demokratie den Bach hinunterginge. Andere spielen mit dem Gedanken, den eigenen Ambitionen auf grundlegende Umwälzung den nationalen Treibsand unterzuschnallen, um auf diese Weise an das Ziel ihrer Wünsche befördert zu werden. Beide Richtungen bemühen sich um die große Menge vor allem jugendlicher Idealisten. Ihnen soll eingeredet werden, Europa, ja die Menschheit bedürfe bei Strafe des Weltunterganges der Wiederherstellung des deutschen Nationalstaates. Was aber, wenn Europa diese Einsicht verweigert? Was sollen, was werden diese enttäuschten Idealisten dann tun?
    Das nach meiner Meinung Wichtigste ist, die geschichtlichen Erfahrungen der letzten 100 Jahre an die jüngeren Generationen unseres Volkes weiterzugeben. Wir dürfen das Lehrstück unserer jüngsten nationalen Vergangenheit nicht verdrängen, sondern müssen es im Gegenteil bewußt und gegenwärtig halten. Anders können wir die Teilung weder seelisch aushalten noch praktisch bewältigen. Manch einer dünkt sich heute ungeheuer objektiv und fortschrittlich, wenn er die Schuld für die deutsche Teilung zu gleichen Teilen auf die beiden Großmächte USA und Sowjetunion ablädt, die Teilung gleichsam mit einer Verschwörung der Supermächte gegen die Deutschen erklärt. Das ist nicht die geschichtliche Wahrheit. Diese Klitterung ist schädlich. Denn sie führt geradewegs in die neutralistische Irre, wohin sie j a will. Die eigentliche Ursache für die Aufteilung Europas und die Teilung Deutschlands war eben doch Hitlers Eroberungskrieg im Osten Europas mit der Folge, daß die siegreiche Sowjetunion Grund und Gelegenheit fand, ihre Sicherheits- und Einflußzonen bis nach Deutschland hinein vorzuschieben. Vor diesem Faktum stehen wir seit 1945. Alles, was folgte und uns bis heute beschwert, läßt sich daraus ableiten.
    Ein zweites! Als älterer Deutscher, der sein Leben lang Sozialdemokrat war, bestehe ich auf der Unauflöslichkeit des Zusammenhanges von Nation und Demokratie. Aus der geschichtlichen Erfahrung leben bedeutet j a nicht, das Überkommene, auch die überkommenen Irrtümer, einfach fortzusetzen. Bei Katastrophen wie der, die wir erlebt haben, erscheint es eher angebracht, sich von alten Fehlern und Irrtümern entschlossen abzukehren.
    Solches ist auch bei uns in der Bundesrepublik geschehen. Die Anhörung vor dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen vom Oktober 1981 hat uns darüber einiges mitgeteilt. Wenn etwa der Bundeskanzler vor einigen Jahren hier als gemeinsame Überzeugung festhielt, daß Nationalstaatlichkeit, wenn ohne Freiheit und Demokratie, noch keinen Wert an sich darstellt, dann war das eine solche Lehre aus der Geschichte unserers Nationalstaates, wo leider Nation und Demokratie keine natürlichen Geschwister waren. Das soll, das darf uns nicht mehr passieren. Wir alle, Politiker aller demokratische Parteien, sind aufgefordert, nationalistischen Schwärmereien und Irrlehren entgegenzutreten. Menschen- und Grundrechte sind wichtiger als die bloße Versammlung unter einer einheitlichen Staatsgewalt. Ohne Bindung an die universalen Werte Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung kann die nationale Parole nur in Unglück und Verderben führen. Wir Älteren haben es erlebt.



    Bundesminister Franke
    Nur der ist in meinen Augen ein wahrer deutscher Patriot, der gewillt ist, in die Verantwortung für das einzutreten, was in unserem deutschen Namen angerichtet wurde.

    (Beifall bei der SPD)

    Dieser Verantwortung hat sich diese Bundesregierung, getragen von der Koalition der sozialen und der liberalen Demokraten, von Anfang an gestellt und jederzeit verpflichtet gefühlt. Diese Verantwortung war und ist ein wesentliches Fundament ihrer gemeinsamen Arbeit, und die hat zu Erfolgen und Ergebnissen geführt. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Lorenz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Lorenz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister Franke, wir stimmen mit Ihnen darin überein, daß man Träumern, Nationalisten oder Schwärmern in der jüngeren Generation entgegenhalten muß, daß die deutsche Spaltung zunächst und in erster Linie auf den Hitlerischen Eroberungswahnsinn, die Nazibarbarei und den durch Hitler verlorenen Krieg zurückgeht. Selbstverständlich muß man auch hinzufügen, daß die durch diesen verlorenen Krieg in Europa entstandene Machtkonstellation die Sowjetunion in die Lage versetzt hat, einen Zustand herbeizuführen, der zur Spaltung Deutschlands führt, und daß sie bis heute durch ihre Machtpolitik die Deutschen beharrlich daran hindert, ihr Selbstbestimmungsrecht auszuüben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sicher wird es enttäuschte Idealisten und Menschen geben, die versuchen, die deutsche Vergangenheit zu verdrängen. Aber es ist ja auch außerordentlich schwer, jungen Menschen im Jahre 37 nach Kriegsende zu erklären, warum sich heute jeder Stamm und jedes Volk in der Welt wie selbstverständlich auf das Selbstbestimmungsrecht berufen, die Deutschen aber nach so langer Zeit ihr Selbstbestimmungsrecht nicht wahrnehmen können.
    Es ist eine Lehre aus der jüngsten deutschen Vergangenheit, daß wenigstens eine Aufgabe für alle Demokraten aus jener Zeit übrigbleibt, sich nämlich mit aller Kraft dagegen zu wenden, daß sich in unserem Land und im deutschen Volk wieder einmal ein menschenverachtendes Regime etablieren kann, das Terror ausübt, das die Menschenrechte nicht respektiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir müssen — das ist unsere feste Überzeugung — daher immer wieder darauf hinweisen, daß im anderen Teil Deutschlands, veranlaßt durch sowjetische Bajonette, ein solches Regime heute noch die Herrschaft über das Volk ausübt, ohne daß das Volk die Möglichkeit hat, durch freie Wahlen zu bestimmen, wer es regieren soll. Das ist natürlich auch immer wieder eine Grundlage für unsere Beurteilung des Verhältnisses zur DDR. Herr Bundesminister, Sie haben schon sehr richtig vermutet, daß wir mit Ihnen in der Beurteilung nicht übereinstimmen. Sie
    sagen, das innerdeutsche Verhältnis sei sogar relativ gut.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich ganz ehrlich sagen: Wir halten es für außerordentlich schlecht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Für miserabel!)

    Der Herr Bundeskanzler hat neulich irgendwo in einem Interview gesagt, die Beziehungen seien nicht nennenswert. Egon Bahr hat früher sogar einmal gesagt, zwar seien die Beziehungen schlecht, aber besser schlechte Beziehungen als gar keine Beziehungen.
    Auf jeden Fall finde ich es — das muß ich sagen, Herr Bundesminister — nicht redlich, wenn Sie nun hinsichtlich der heutigen Lage in der DDR auf die Tatsache Bezug nehmen, daß wir vor 37 Jahren den Krieg verloren haben und daß Deutschland gespalten worden ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Inzwischen ist doch nun wirklich einiges geschehen, vor allem einiges geschehen, was Sie sich selbst immer wieder zugute halten und was Sie selbst als eine vernünftige und zukunftsweisende deutsche Politik rühmen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Vertragspolitik!)

    Wir haben Ostverträge, wir haben den Grundlagenvertrag mit der DDR, der nach Ihrer politischen Auffassung einen großen Schritt vorwärts bedeuten sollte, in dem vereinbart worden ist, daß gutnachbarliche Beziehungen hergestellt werden sollen und daß es von der Geltung des Vertrages an für die Menschen in den beiden Teilen Deutschlands immer besser werden sollte. Das ist doch der Sinn dieses Vertrages und übrigens auch der schriftliche Inhalt.
    Von da aus muß man doch den Zustand des Verhältnisses zwischen den beiden Staaten in Deutschland heute ehrlicherweise beurteilen, und der ist, von da aus gesehen, eben schlecht, Herr Bundesminister. Denn wir waren zu einem gewissen Teil ja schon viel weiter, als wir heute sind; es hat leider in den letzten Jahren erhebliche Rückschritte gegeben, und das können wir nicht einfach übersehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Stuß!)

    Ich stimme mit Ihnen überein, wenn Sie die Presse oder überhaupt die Medien da kritisieren, wo sie falsche Meldungen verbreiten. Das ist natürlich nicht zu billigen. Jeder, der so etwas tut, nicht nur die Presse, muß sich vorhalten lassen, daß er damit zur Täuschung der Öffentlichkeit beiträgt und seiner Verantwortung nicht gerecht wird. Da aber, wo die Medien informieren — was in einem demokratischen Staat mit einer freien Presse schließlich ihre Pflicht ist —, wo sie auch über die Zustände in der DDR, die wir für falsch und schädlich halten, informieren, tun die Medien nur ihre Pflicht. An dieser Pflichterfüllung können wir sie natürlich nicht hindern, und wir dürfen sie daran auch nicht hindern;



    Lorenz
    denn natürlich hat das deutsche Volk das Recht, bei der Beurteilung der Situation im geteilten Deutschland von den wirklichen Verhältnissen auszugehen

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    und nicht ein geschöntes Bild als Grundlage der Beurteilung zu bekommen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Vor allem dann, wenn die Regierung es entwirft!)

    Wir werden — lassen Sie mich das sagen — unsere Beschlüsse, unsere Forderungen, unsere Vorstellungen niemals von einem falschen Bild aus entwickeln, und wir werden schon gar nicht „kalte Entschlossenheit" an die Stelle von warmem Mitgefühl für unsere Landsleute drüben und an die Stelle von einem heißen Herzen für das Ziel der Wiedervereinigung Deutschlands setzen.
    Nun haben Sie, Herr Bundesminister, aber auch noch gesagt, das Treffen vom Werbellinsee habe sich gelohnt.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Na ja! — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Für wen?)

    Nun: Vor einem Dreivierteljahr ist der Herr Bundeskanzler voller Optimismus vom Werbellinsee zurückgekommen. Es hieß, diese innerdeutsche Begegnung werde Früchte tragen, man habe die begründete Hoffnung auf greifbare Ergebnisse zugunsten der Menschen.
    Das erste und einzige greifbare Ergebnis war die einseitige Verlängerung der Swing-Regelung, und im übrigen vertraute man auf den sogenannten Geist vom Werbellinsee. Aber ich finde, dieser Geist hat sich inzwischen immer mehr zu einem Phantom entwickelt; jedenfalls verflüchtigt er sich zusehends.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Flaschengeist! — Voigt [Frankfurt] [SPD]: Man muß Gespür für Geist haben!)

    Nun fragen wir doch: Wo sind denn eigentlich die entscheidenden Fortschritte, die dem politischen Rang des Treffens angemessen sind? Es gibt keine! Nicht einmal die innerdeutsche Geschäftsgrundlage ist auch nur ansatzweise repariert worden. Leider stehen j a überhaupt Reparaturarbeiten im Vordergrund der Diskussion: Zwangsumtausch, Reiseverkehr, Journalisten-Schikanen; das ist schon schlimm genug. Das zeigt eben, welche Rückschritte wir im Verhältnis zwischen den beiden Staaten in Deutschland hinter uns haben.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Einreiseverweigerungen!)

    Andere schwerwiegende Belastungen des gegenseitigen Verhältnisses geraten dadurch allzu leicht aus dem Blickfeld. Natürlich ist es die Aufgabe dieses Parlaments — und es ist vor allem die Aufgabe der Opposition —, auf solche Zustände hinzuweisen und immer wieder zu sagen, wo in Deutschland unmenschliche Verhältnisse herrschen. Die unmenschlichen Sperranlagen z. B. mitten in Deutschland finden doch heute nur dann noch kurzfristige Aufmerksamkeit, wenn wieder ein Mensch zu Tode gekommen oder schwer verletzt worden ist. Es ist kein Fortschritt erkennbar, um diese grausame Grenze wenigstens gewaltfrei zu machen.
    Lassen Sie mich deshalb auch heute wieder sagen: Solange Mauer, Schießbefehl und Tötungsautomaten zwischen uns und der DDR stehen, kann doch wohl von wirklicher guter Nachbarschaft zwischen uns überhaupt keine Rede sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Unternimmt die Bundesregierung eigentlich etwas, um von der DDR ihr Versprechen aus Art. 2 des Grundlagenvertrages einzufordern, was die Wahrung der Menschenrechte betrifft? Diese Anliegen und Probleme dürfen nicht in Vergessenheit geraten, nur weil die SED immer neue Belastungen schafft, mit denen man sich dann beschäftigen muß.
    Nun gibt es schon fast zwei Jahre den erhöhten Zwangsumtausch. Er hat zu dem beklagenswerten, von der SED allerdings gewollten Ergebnis geführt, daß der innerdeutsche Reiseverkehr in seinem Volumen halbiert wurde. Darüber hinaus wird der Reiseverkehr immer noch durch mancherlei Schikanen wie durch eine systematische Zurückweisungspraxis belastet, die inzwischen Dauerereignis geworden ist.
    Ich habe j a Verständnis dafür, daß Verhandlungen mit der DDR ein mühseliges Geschäft sind und daß die Opposition in der Demokratie eine andere Rolle hat als die Regierung, die verhandeln muß, daß wir manches deutlicher aussprechen können als ein Mitglied der Regierung. Trotzdem muß ich hier sagen: Geben Sie nicht dem Versuch nach, kleine, marginale Erfolge überzubewerten, um damit die wirklichen Rückschritte nicht deutlich werden zu lassen!

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Wer hat denn am meisten von einer solchen Art der Politik? Doch dieses Regime der SED da drüben in der DDR, das dann offenbar nicht mehr so gedrängt wird, die Verhältnisse so zu verändern, wie es erforderlich wäre.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    All diese Maßnahmen richten sich — und das leider mit Erfolg — gegen menschliche Kontakte im geteilten Deutschland.
    Das Verhalten der SED-Führung — das müssen wir immer wieder sagen — verstößt nicht nur gegen die einschlägigen Prinzipien und Zusagen der KSZE-Schlußakte, sondern auch gegen die innerdeutschen Verträge und Vereinbarungen. Vor allem ist die zentrale Zielsetzung dieser Vertragspolitik, die Förderung menschlicher Begegnungen im Kernbereich bedroht. Gegenüber diesen bedrohlichen Rückschritten nehmen sich eben die marginalen Zugeständnisse bescheiden aus. Natürlich sind sie für sich genommen nützlich und zu begrüßen. Aber sie können diese Rückschritte eben in keiner Weise ausgleichen, und schon gar nicht sind sie geeignet, die negative Bilanz in eine erfolgreiche Regierungspolitik umzumünzen.



    Lorenz
    Wir sind der Auffassung, daß diese sparsamen Gesten der DDR-Führung vor allem nicht den schweren Mißerfolg verdecken können, den die Bundesregierung in der zentralen Frage des Zwangsumtausches erlitten hat. Diesen Mißerfolg — Herr Bundesminister, lassen Sie mich das offen sagen — hat sich die Bundesregierung selber zuzuschreiben. Denn sie hat den unentschuldbaren Fehler begangen, das von ihr selbst hergestellte faktische Junktim zwischen einer Swing-Regelung und der Rücknahme der Zwangsumtauscherhöhung leichtfertig aufzugeben.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Herr Honecker hat dadurch bekommen, woran er zur Zeit am meisten interessiert ist, nämlich die praktisch unveränderte Fortsetzung des Swing, sogar gleich für drei Jahre, ohne dafür substantielle Zugeständnisse machen zu müssen. Das Zurückweichen der Bundesregierung hat der SED-Führung damit einen kosten- und folgenlosen Abgrenzungssieg beschert; denn jetzt hat die SED einen Status quo minus in den innerdeutschen Beziehungen erreicht, nämlich einen halbierten Besucherverkehr bei unverminderten Einnahmen. Insofern hat das Experiment vom Werbellinsee zunächst überhaupt keinen Erfolg gehabt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, alle Verantwortlichen sind aufgerufen, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, um diese festgefahrene Politik wieder flottzumachen. Ich glaube nicht ernsthaft, daß Sie nicht mit uns der Auffassung sind, daß die innerdeutschen Beziehungen besorgniserregend und zu verbessern sind. Auch der Wunsch, sie wieder im Sinne einer Senkung des Zwangsumtausches zu verbessern, wird wohl von uns allen geteilt.
    Nach unserer Auffassung besteht auch Einigkeit über eine wesentliche inhaltliche Zielsetzung der Deutschlandpolitik. Auf einen kurzen Nenner gebracht lautet sie: die nationale Einheit wahren, die Folgen der Teilung — solange sie andauert — für die Menschen in Deutschland erträglicher machen und damit zugleich einen Beitrag zum Abbau der Spannungen leisten. Daß es gleichwohl Meinungsunterschiede zwischen Regierung und Opposition in Sachen Deutschlandpolitik gibt, ist natürlich wohlbekannt. Aber dabei geht es heute weniger um inhaltliche Differenzen als um methodische Fragen, z. B. um die richtige Einschätzung der DDR-Führung, um die richtige Verhandlungstaktik, um die Vertragsgestaltung, um Prioritäten. Von der zutreffenden Antwort auf diese methodischen Fragen hängt in der Tat viel ab. Aber ich meine doch, daß man auch hier zu übereinstimmenden Ergebnissen kommen kann, wenn man den Willen dazu hat. Wir haben doch alle höchst gemischte Erfahrungen mit einem Jahrzehnt innerdeutscher Vertragspolitik, und wer heute so tut, als könnte man mit den Vorstellungen von 1972 1982 innerdeutsche Politik betreiben, der macht sich doch wohl selber etwas vor.
    Mit unserer Großen Anfrage zu einer umfassenden Bestandsaufnahme in der Deutschlandpolitik vom Mai des vergangenen Jahres haben wir die Initiative ergriffen, um zu einem möglichst breiten Konsens in der Deutschlandpolitik zu gelangen. Zugleich haben wir der Bundesregierung damals unsere volle Unterstützung im Rahmen gemeinschaftlichen Handelns angeboten. Ebenso haben wir im Oktober 1981 gesagt, daß wir den Willen zu mehr Gemeinsamkeit haben. Ich habe in meiner damaligen Rede zahlreiche Felder der Deutschlandpolitik angesprochen, die für ein abgestimmtes Handeln von Regierung und Opposition in Betracht kommen, und habe ganz konkret zehn Bereiche genannt. Wir haben die Bundesregierung darüber hinaus aufgefordert, auch jene Möglichkeiten zu nutzen, die in der Rollenverteilung von Regierung und Opposition liegen, und dabei zugesagt, daß wir den uns möglichen Beitrag leisten. Ich muß leider feststellen, meine Damen und Herren, daß die Bundesregierung es bisher vorgezogen hat, unsere ausgestreckte Hand zu ignorieren. Welche Motive die dafür Verantwortlichen auch haben mögen: Wir können das nur bedauern.
    Jedenfalls sind die Ergebnisse Ihrer Politik weit hinter den von Ihnen selbst verkündeten Erwartungen zurückgeblieben. Für die Zukunft muß gelten: Vorleistungen, Nachgiebigkeit am falschen Platz und Vertrauensseligkeit sind die falschen Rezepte im Umgang mit der DDR.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Realitäten besagen, daß die DDR zur Zeit an gutnachbarlicher Kooperation zum Wohle der Menschen nicht interessiert ist — sofern sie es je wirklich war —, sondern daß sie eindeutig ihrer Abgrenzungsstrategie unter Mißachtung humanitärer Anliegen den Vorrang gibt. Damit verläßt sie bewußt die Geschäftsgrundlage des Grundlagenvertrages. In dieser Situation hat es keinen Sinn, eine heile Entspannungswelt zu beschwören.