Rede:
ID0910829700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 19
    1. Verzeihen: 1
    2. Sie,: 1
    3. Herr: 1
    4. Abgeordneter.: 1
    5. Meine: 1
    6. Damen: 1
    7. und: 1
    8. Herren,: 1
    9. ich: 1
    10. bitte,: 1
    11. doch: 1
    12. Platz: 1
    13. zu: 1
    14. nehmen: 1
    15. oder: 1
    16. die: 1
    17. Gespräche: 1
    18. draußen: 1
    19. fortzuführen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/108 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 108. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Inhalt: Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 6553 A Begrüßung des Präsidenten des Unterhauses der Republik Indien und einer Delegation beider Häuser des indischen Parlaments 6559 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Weltwirtschaftsgipfel, zum Besuch des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland, zum NATO-Gipfel sowie zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 6570 C Dr. Kohl CDU/CSU 6577 C Brandt SPD 6587 A Ronneburger FDP 6595 A Dr. Dregger CDU/CSU 6599 D Dr. Ehmke SPD 6603 D Genscher, Bundesminister AA 6609 C Graf Stauffenberg CDU/CSU 6615 D Bahr SPD 6620 A Schäfer (Mainz) FDP 6622 D Dr. Wörner CDU/CSU 6625 D Hansen fraktionslos 6629 C Dr. Barzel CDU/CSU 6632 B Voigt (Frankfurt) SPD 6638 A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . 6640 D Dr. Haussmann FDP 6644 B Pfeffermann CDU/CSU 6646 C Esters SPD 6647 A Frau Schuchardt FDP 6647 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1982 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1982) — Drucksache 9/1576 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksachen 9/1752, 9/1773 — Dr. Warnke CDU/CSU 6648 C Dr. Mitzscherling SPD 6650 B Beckmann FDP 6652 D Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungsbindungsgesetzes und des Wohnungsbaugesetzes für das Saarland — Drucksache 9/1572 —Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1777 — 6655 B Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin — Drucksache 9/1640 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1780 —Wartenberg (Berlin) SPD 6655 C Fragestunde — Drucksachen 9/1757 vom 18. Juni 1982 und 9/1783 vom 23. Juni 1982 — Humanitäre Hilfe im Libanon DringlAnfr 1 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD DringlAnfr 2 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 6553 B, C, D, 6554 A, B, C, D, 6555 A, B, C,D ZusFr Frau Renger SPD 6553 C, D, 6554D, 6555A ZusFr Köster CDU/CSU 6553D, 6555 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD . . 6554A, 6555D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6554B, 6555 B ZusFr Gansel SPD 6554 B, 6555 C ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 6554C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6555A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6555 B Aussagen von Gerichten über Tierquälerei durch Käfighaltung MdlAnfr 65 18.06.82 Drs 09/1757 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 6556 A, C, D, 6557A ZusFr Stutzer CDU/CSU 6556C,D ZusFr Oostergetelo SPD 6556 D ZusFr Conradi SPD 6557 A Menschenrechtsverletzungen durch Verfolgung von Kurden und christlichen Minderheiten in der Türkei MdlAnfr 12, 13 18.06.82 Drs 09/1757 Thüsing SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 6557 B, 6558D, 6559 A, B, C, D, 6560 B, C, D, 6561 A, B, C ZusFr Thüsing SPD 6558C, D, 6561 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6559 A ZusFr Waltemathe SPD 6559 A ZusFr Gansel SPD 6559 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6559 C ZusFr Duve SPD 6559 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6560 A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6560 B ZusFr Conradi SPD 6560 C ZusFr Dr. Ehmke SPD 6560 D Lage der Kurden in der Türkei; Einstellung der Wirtschafts- und Militärhilfe angesichts der Unterdrückung und Verfolgung von Minderheiten MdlAnfr 14, 15 18.06.82 Drs 09/1757 Gansel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6561C, D, 6562 A, B, C, D ZusFr Gansel SPD 6561 C, D, 6562 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6562 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6562 B ZusFr Thüsing SPD 6562 D Entsendung einer internationalen Kommission zur Beobachtung der politischen Massenprozesse in der Türkei MdlAnfr 16, 17 18.06.82 Drs 09/1757 Oostergetelo SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . 6562D, 6563A,B ZusFr Oostergetelo SPD 6563 A, B, C Menschenrechtssituation in der Türkei; Vorlage des Berichts der Bundesregierung MdlAnfr 18, 19 18.06.82 Drs 09/1757 Waltemathe SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6563C,D, 6564 A, C, D, 6565 A, C, D, 6566 A, B, C ZusFr Waltemathe SPD . . . . 6563C,D, 6565 C ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU . . 6564A, 6565D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6564 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6564C, 6565D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6564 C ZusFr Dr. Barzel CDU/CSU 6564 D ZusFr Haase (Fürth) SPD 6566A ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . 6566A ZusFr Conradi SPD 6566 B ZusFr Dr. Stercken CDU/CSU 6566 B Hungerstreik in der Bundesrepublik Deutschland wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Unterstützung der Forderungen der Hungerstreikenden MdlAnfr 20, 21 18.06.82 Drs 09/1757 Neumann (Bramsche) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6566D, 6567 A, B, C ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6566 D ZusFr Frau Schuchardt FDP 6567 B ZusFr Thüsing SPD 6567 C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 III Hungerstreiks in Westeuropa wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Entsendung einer Delegation der UNO- Menschenrechtskommission in die Türkei MdlAnfr 22, 23 18.06.82 Drs 09/1757 Duve SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6567D, 6568A, B, C ZusFr Duve SPD 6567D, 6568A, C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6568 A Nutzung des NATO-Treffens am 10. Juni 1982 zur Einhaltung der Menschenrechte und Wiederherstellung der Demokratie in der Türkei MdlAnfr 24 18.06.82 Drs 09/1757 Frau Schuchardt FDP Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6568 C, D, 6569 A, B, C, D, 6570A,B ZusFr Frau Schuchardt FDP . . . 6568D, 6569A ZusFr Thüsing SPD 6569 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6569 B ZusFr Schwarz CDU/CSU . . . . 6569D, 6570 A ZusFr Lattmann CDU/CSU 6570 A ZusFr Dr. Marx CDU/CSU 6570 B Nächste Sitzung 6656 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6657*A Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abg. Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* A Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abg. Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6553 108. Sitzung Bonn, den 24. Juni 1982 Beginn: 8.01 Uhr
  • folderAnlagen
    *) Anlagen 2 und 3 Berichtigung 107. Sitzung, Seite 6540 C drittletzte Zeile: Statt „Mindestalkoholbedarf" ist „Mindestalkoholgehalt" zu lesen. Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6657* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 25. 6. Bahner (Berlin) 25. 6. Frau Geiger 25. 6. Hauck 25. 6. Dr. Müller ** 25. 6. Frau Dr. Neumeister 25. 6. Dr. Riedl (München) 25. 6. Schmidt (Wattenscheid) 24. 6. Schmöle 25. 6. Schröder (Hannover) 25. 6. Schröer (Mülheim) 24. 6. Dr. Stark (Nürtingen) 25. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin gebe ich — zugleich im Namen des Kollegen Coppik — folgende Erklärung ab: Anlagen zum Stenographischen Bericht Zigtausende Berliner Mieter haben in den vergangenen Monaten mit ihrer Unterschrift den Erhalt der Mietpreisbindung ohne wenn und aber gefordert. Sie haben damit in eindrucksvoller Weise ihr Recht auf eine bezahlbare und ordentlich instandgesetzte Wohnung eingefordert. Das vorliegende Gesetz wird dieser Forderung nicht gerecht. Es programmiert Mieterhöhungen, die sich im Einzelfall auf über 10 % im Jahr kummulieren können. Es verschlechtert die Rechtsposition der Mieter und verschlimmert weiter die katastrophale Wohnraumsituation in vielen Teilen Berlins. Demokratische Sozialisten lehnen das Gesetz in dieser Form ab. Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Dem Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und preisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin kann ich nicht zustimmen. Bereits bei der letzten Verlängerung der Berliner Mietpreisbindung wurde vom Bundestagsausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau von allen Fraktionen, also CDU/CSU, SPD und FDP, beschlossen, daß dies die letzte Verlängerung sei und künftig das Berliner Mietrecht dem im Bundesgebiet geltenden Mietrecht angeglichen werden solle. Ich halte mich an diesen Beschluß gebunden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Warnke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wunder sind selten, Überraschungen aber gibt es gelegentlich.

    (Unruhe)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Verzeihen Sie, Herr Abgeordneter. Meine Damen und Herren, ich bitte, doch Platz zu nehmen oder die Gespräche draußen fortzuführen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Warnke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Der vorliegende ERP- Wirtschaftsplan hat uns eine Überraschung bereitet. Mit einem Nettofördervolumen von 3,2 Milliarden DM hat ihn die Bundesregierung uns zugeleitet. Satte 50 % sind bei den Beratungen draufgelegt worden. Das klingt gut.

    (Beckmann [FDP]: Das ist auch gut!)

    Die Bundesregierung hat etwas durchs Hintertürchen hereingereicht. Es gibt jedoch, Herr Kollege Beckmann, ein altes römisches Sprichwort, das lautet: Timeo Danaos et dona ferentes — man muß die Danaer fürchten, selbst wenn sie Geschenke bringen. Und wir haben gelernt, daß wir die Geschenke der Bundesregierung etwas näher zu betrachten haben.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Eine knappe halbe Milliarde DM hat die Bundesregierung im Nachtragshaushalt zur Verfügung gestellt. Damit sollen 1,6 Milliarden DM zusätzlich finanziert werden. Der Bund hätte sich die halbe Milliarde sparen können. Eine ganze Milliarde ist aus ERP bereits abgeflossen, nämlich als verlorener Zuschuß zum Bundesunternehmen DIAG, das wegen notorischem Mißmanagement in Schwierigkeiten geraten war.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Unter der Aufsicht der Bundesregierung!)

    — Wenn man das Aufsicht nennen kann, was hier zu diesen massiven Kapitalabflüssen geführt hat. Das Doppelte der heutigen Aufstockung hätten wir finanzieren können, wäre bei DIAG ordentlich gewirtschaftet worden, wäre die Aufsichtspflicht — wie der Bundesrechnungshof beanstandet hat — richtig ausgeübt worden.

    (Beckmann [FDP]: Sie führen Gefechte von gestern!)

    — Herr Kollege Beckmann, es wird Sie interessieren — Sie waren damals noch nicht bei uns, aber wir freuen uns sehr, daß wir jetzt um Ihre Persönlich-



    Dr. Warnke
    keit bereichert worden sind —, daß es der damalige Bundeswirtschaftsminister Friderichs war, auf den diese Zuschußgewährung in Höhe von 1 Milliarde DM zurückgeht. — Sollte dieser Herr Friderichs jetzt wieder an die Bundesregierung mit der Bitte um irgendwelche Hilfen zur Sanierung von notleidend gewordenen Großunternehmen herantreten, dann sollten wir ihn daran erinnern, wie das mit der DIAG gelaufen ist. Der Staat muß heraus aus den Unternehmen und nicht hinein in die Unternehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    British Leyland, französische und italienische Staatskonzerne sind uns mahnende Beispiele.
    Auch ERP, das noch so manche Beteiligung hält, sollte ernst machen mit seinen eigenen Richtlinien, die vorsehen, daß solche Beteiligungen übergangsweise gehalten werden können, aber nach fünf oder zehn Jahren abzustoßen sind. Ein Fall ist genug. Unternehmen gehören nicht in Bundeshand.
    So begrüßenswert 1,6 Milliarden DM zusätzlich sind, meine Damen und Herren, so merkwürdig ist ihre Finanzierung. Da kommt wieder ein wenig das Danaer-Geschenk zum Vorschein. Gut 600 Millionen DM sind zusätzlich im Baransatz dieses vorliegenden ERP-Wirtschaftsplanes zur Ausgabe aufgenommen worden, aber die erste Tranche der Finanzierungsmittel für diese 600 Millionen DM wird erst im nächsten Jahr überwiesen. Vorfinanzierung, Zwischenfinanzierung, sagt man uns, wenn wir etwas nachbohren. Sehr solide klingt das alles nicht.
    Noch viel gewichtiger erscheinen uns die ungewissen Zukunftsaussichten von ERP im allgemeinen. Es gibt beunruhigende Zeichen. In der ursprünglichen Vorlage des ERP-Wirtschaftsplanes 1982, Herr Kollege Mitzscherling, hatten wir eine immerhin auch schon ganz ansehnliche Steigerung von fast 20 %. Die ging Hand in Hand mit einer Senkung des Fördervolumens. Also 600 Millionen DM mehr Ausgaben und 50 Millionen DM weniger Leistung, da stimmt doch irgend etwas nicht.
    Hohe Zinskosten bei der Aufnahme von Kapitalmarktmitteln — ERP ist kräftig an den Kapitalmarkt gegangen —, hohe Verpflichtungsermächtigungen aus früheren Jahren haben die Minderung des Leistungsvolumens der ursprünglichen Vorlage bewirkt. Nur die nicht wiederholbare, einmalige Zuführung von Zusatzmitteln in diesem Jahr ermöglicht eine Steigerungsrate.
    Wir aber wollen wissen: Wie geht es nun in der Zukunft weiter? Die Projektionen, die uns das Wirtschaftsministerium vorgelegt hat, Herr Staatssekretär Grüner, sind unbefriedigend. Sie gehen davon aus, daß bei Sinken des Kapitalmarktzinses die ERP-Zinsen nicht entsprechend gesenkt werden. Das ist unrealistisch, und in der kurzen Zeit zwischen der Vorlage dieser Projektion und dieser Beratung hier im Hohen Hause hat das Bundeswirtschaftsministerium seiner eigenen Projektion schon zuwidergehandelt und die Senkung des Kapitalmarktzinses bei ERP nachvollzogen. Das ist also keine Beratungsgrundlage. Außerdem sind die jetzt zusätzlich eingeführten 1,6 Milliarden DM in der
    Projektion in gar keiner Weise berücksichtigt worden.
    Wir werden uns bei der Abstimmung über diesen Haushalt der Stimme enthalten. Wir wollen nicht, daß in der Undurchschaubarkeit von Zinsbelastungen und von Verpflichtungsermächtigungen ERP eines Tages seine Leistungsfähigkeit verliert. Wir dokumentieren mit dieser Stimmenthaltung unseren Willen, uns mit solcher Undurchschaubarkeit nicht abzufinden. Wenn ERP schon keine mittelfristige Finanzplanung besitzt, dann müssen uns wenigstens Projektionen vorgelegt werden, die verschiedene Belastungsalternativen, verschiedene Möglichkeiten der Verschuldung und von Verpflichtungsermächtigungen aufzeigen und uns so in die Lage versetzen, die Konsequenzen unseres Handelns richtig einzuschätzen. ERP muß nicht auch noch den Weg der Überschuldung gehen, den der Bundeshaushalt in den letzten Jahren gegangen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Gerade die ständige Zinsanpassung ist Voraussetzung wirksamer Hilfe für den Mittelstand. Diese Hilfe für den Mittelstand bleibt neben der Berlin-Förderung, dem Umweltschutz und der Exportförderung für die Union Schwerpunkt der ERP-Maßnahmen. Wir haben wohl bemerkt, daß die Aufstockungen jetzt durch die zusätzlichen Mittel auf den Anteil der Mittelstandsförderung am gesamten ERP- Haushalt nicht ohne Auswirkung geblieben sind. Absolut sind die Beträge für den Mittelstand zwar gewachsen, aber relativ ist der Mittelstandsanteil am ERP-Haushalt, der bei Einbringen der ursprünglichen Vorlage noch bei knapp zwei Dritteln gelegen hat, auf nur noch gut die Hälfte zurückgegangen. Wir sind schon der Meinung, daß unsere Marschroute mittelfristig sein sollte, diese Zwei-Drittel-Relation der ERP-Forderung für den Mittelstand wiederherzustellen.
    Mittelstandsförderung sollte nach unserer Meinung insbesondere nach drei Kriterien erfolgen. Einmal ist an einem mittelfristigen, mindestens zehn Jahre umfassenden Ausleihungszeitraum zu denken. Zweitens müßten in diesem Zeitraum feste Zinsen gewährleistet sein. Drittens müßten die Zinsen deutlich niedriger liegen als am Kapitalmarkt. Wir warnen deshalb vor der in der Projektion eingeschlagenen Linie, Kapitalmarktzinssenkungen nicht weiterzugeben. Die Erfahrungen zu Beginn dieses Jahres haben gezeigt, daß ERP bei hohem Zinsniveau am Markt nicht angenommen worden ist. Seit der Zinssenkung haben sich bezüglich des Mittelstandsprogramms die Antragseingänge bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau vervierfacht. Dies zeigt, wie wichtig eine zusätzliche Zinsförderung ist.
    Wir sollten die zusätzliche Liquidität, die durch die jetzt vorhandene Aufstockung des ERP zur Verfügung gestellt wird, auch dazu nutzen, einmal die Höchstgrenzen der Kredite zu überprüfen. Sie liegen heute bei 200 000 DM. Das ist in Anbetracht der Entwicklung der letzten Jahre zu niedrig. Es ist sicher angebracht, eine Aufstockung auf 300 000 DM vorzunehmen.



    Dr. Warnke
    Ich möchte bei dieser Gelegenheit den Mitarbeitern des Bundeswirtschaftsministeriums aus der Unterabteilung ERP danken, aber auch der Kreditanstalt für Wiederaufbau, die mit der Durchführung eines Teils des Programms betraut ist, ebenso der Lastenausgleichsbank.
    Meine Damen und Herren, erst die Ergänzung der nie ausreichenden ERP-Mittel durch die M-Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau hat die volle Nutzbarkeit unserer Bemühungen für den Mittelstand zum Tragen gebracht.
    Ich höre mit Freude, daß bei der Lastenausgleichsbank nun das Kreditprogramm zur Förderung der Existenzgründung munter läuft und befriedigend angenommen wird. Dagegen ist das Eigenkapitalzusatzprogramm, das die Bundesregierung gegen unseren Rat und gegen unsere Alternativvorschläge zu echter mittelständischer Kapitalbildung durchgesetzt hat, notleidend geworden, und statt der vorgesehenen 300 Millionen DM werden nur 100 Millionen DM in Anspruch genommen.
    Meine Damen und Herren, da haben wir das Dilemma von ERP in der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Lage. Wir können eine noch so gute Kreditförderung bereitstellen; wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, wird diese Kreditförderung nicht greifen.
    Heute abend berät das Bundeskabinett über den Haushalt 1983, ganz oder teilweise. — Das haben wir daran gemerkt, Herr Staatssekretär Grüner, daß der Wirtschaftsausschuß von Minister Lambsdorff ausgeladen worden ist, der heute abend eigentlich einmal sein Gastgeber sein wollte. — Ich nehme an, daß die Beratungen im Kabinett nicht gerade bei Sektlaune vor sich gehen werden.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Essig!)

    Die Eckwerte 1983 erweisen sich als besonders ekkig, und zwar, wie ich sagen möchte, aus gutem Grund. Sie sind es wirklich. Wenn dieses gewaltige ERP-Fördervolumen von fast 5 Milliarden DM sinnvoll angelegt werden soll, dann brauchen wir auch eine darauf abgestimmte Wirtschafts- und Finanzpolitik. Das bedeutet gerade für Handel, Handwerk, Kleingewerbe, für die mittelständische Industrie keine zusätzlichen Abgabenbelastungen, sondern es muß eine Wirtschaftspolitik betrieben werden, die die Investitionskraft durch eine verstärkte Eigenkapitalbildung fördert.
    Daß wir bald wieder eine Regierung haben, die so etwas unserem Mittelstand ermöglicht, das möchte ich hier abschließend als meine Hoffnung zum Ausdruck bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)