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ID0910826600

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    Plenarprotokoll 9/108 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 108. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Inhalt: Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 6553 A Begrüßung des Präsidenten des Unterhauses der Republik Indien und einer Delegation beider Häuser des indischen Parlaments 6559 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Weltwirtschaftsgipfel, zum Besuch des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland, zum NATO-Gipfel sowie zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 6570 C Dr. Kohl CDU/CSU 6577 C Brandt SPD 6587 A Ronneburger FDP 6595 A Dr. Dregger CDU/CSU 6599 D Dr. Ehmke SPD 6603 D Genscher, Bundesminister AA 6609 C Graf Stauffenberg CDU/CSU 6615 D Bahr SPD 6620 A Schäfer (Mainz) FDP 6622 D Dr. Wörner CDU/CSU 6625 D Hansen fraktionslos 6629 C Dr. Barzel CDU/CSU 6632 B Voigt (Frankfurt) SPD 6638 A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . 6640 D Dr. Haussmann FDP 6644 B Pfeffermann CDU/CSU 6646 C Esters SPD 6647 A Frau Schuchardt FDP 6647 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1982 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1982) — Drucksache 9/1576 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksachen 9/1752, 9/1773 — Dr. Warnke CDU/CSU 6648 C Dr. Mitzscherling SPD 6650 B Beckmann FDP 6652 D Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungsbindungsgesetzes und des Wohnungsbaugesetzes für das Saarland — Drucksache 9/1572 —Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1777 — 6655 B Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin — Drucksache 9/1640 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1780 —Wartenberg (Berlin) SPD 6655 C Fragestunde — Drucksachen 9/1757 vom 18. Juni 1982 und 9/1783 vom 23. Juni 1982 — Humanitäre Hilfe im Libanon DringlAnfr 1 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD DringlAnfr 2 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 6553 B, C, D, 6554 A, B, C, D, 6555 A, B, C,D ZusFr Frau Renger SPD 6553 C, D, 6554D, 6555A ZusFr Köster CDU/CSU 6553D, 6555 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD . . 6554A, 6555D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6554B, 6555 B ZusFr Gansel SPD 6554 B, 6555 C ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 6554C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6555A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6555 B Aussagen von Gerichten über Tierquälerei durch Käfighaltung MdlAnfr 65 18.06.82 Drs 09/1757 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 6556 A, C, D, 6557A ZusFr Stutzer CDU/CSU 6556C,D ZusFr Oostergetelo SPD 6556 D ZusFr Conradi SPD 6557 A Menschenrechtsverletzungen durch Verfolgung von Kurden und christlichen Minderheiten in der Türkei MdlAnfr 12, 13 18.06.82 Drs 09/1757 Thüsing SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 6557 B, 6558D, 6559 A, B, C, D, 6560 B, C, D, 6561 A, B, C ZusFr Thüsing SPD 6558C, D, 6561 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6559 A ZusFr Waltemathe SPD 6559 A ZusFr Gansel SPD 6559 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6559 C ZusFr Duve SPD 6559 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6560 A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6560 B ZusFr Conradi SPD 6560 C ZusFr Dr. Ehmke SPD 6560 D Lage der Kurden in der Türkei; Einstellung der Wirtschafts- und Militärhilfe angesichts der Unterdrückung und Verfolgung von Minderheiten MdlAnfr 14, 15 18.06.82 Drs 09/1757 Gansel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6561C, D, 6562 A, B, C, D ZusFr Gansel SPD 6561 C, D, 6562 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6562 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6562 B ZusFr Thüsing SPD 6562 D Entsendung einer internationalen Kommission zur Beobachtung der politischen Massenprozesse in der Türkei MdlAnfr 16, 17 18.06.82 Drs 09/1757 Oostergetelo SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . 6562D, 6563A,B ZusFr Oostergetelo SPD 6563 A, B, C Menschenrechtssituation in der Türkei; Vorlage des Berichts der Bundesregierung MdlAnfr 18, 19 18.06.82 Drs 09/1757 Waltemathe SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6563C,D, 6564 A, C, D, 6565 A, C, D, 6566 A, B, C ZusFr Waltemathe SPD . . . . 6563C,D, 6565 C ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU . . 6564A, 6565D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6564 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6564C, 6565D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6564 C ZusFr Dr. Barzel CDU/CSU 6564 D ZusFr Haase (Fürth) SPD 6566A ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . 6566A ZusFr Conradi SPD 6566 B ZusFr Dr. Stercken CDU/CSU 6566 B Hungerstreik in der Bundesrepublik Deutschland wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Unterstützung der Forderungen der Hungerstreikenden MdlAnfr 20, 21 18.06.82 Drs 09/1757 Neumann (Bramsche) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6566D, 6567 A, B, C ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6566 D ZusFr Frau Schuchardt FDP 6567 B ZusFr Thüsing SPD 6567 C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 III Hungerstreiks in Westeuropa wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Entsendung einer Delegation der UNO- Menschenrechtskommission in die Türkei MdlAnfr 22, 23 18.06.82 Drs 09/1757 Duve SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6567D, 6568A, B, C ZusFr Duve SPD 6567D, 6568A, C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6568 A Nutzung des NATO-Treffens am 10. Juni 1982 zur Einhaltung der Menschenrechte und Wiederherstellung der Demokratie in der Türkei MdlAnfr 24 18.06.82 Drs 09/1757 Frau Schuchardt FDP Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6568 C, D, 6569 A, B, C, D, 6570A,B ZusFr Frau Schuchardt FDP . . . 6568D, 6569A ZusFr Thüsing SPD 6569 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6569 B ZusFr Schwarz CDU/CSU . . . . 6569D, 6570 A ZusFr Lattmann CDU/CSU 6570 A ZusFr Dr. Marx CDU/CSU 6570 B Nächste Sitzung 6656 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6657*A Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abg. Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* A Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abg. Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6553 108. Sitzung Bonn, den 24. Juni 1982 Beginn: 8.01 Uhr
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    *) Anlagen 2 und 3 Berichtigung 107. Sitzung, Seite 6540 C drittletzte Zeile: Statt „Mindestalkoholbedarf" ist „Mindestalkoholgehalt" zu lesen. Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6657* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 25. 6. Bahner (Berlin) 25. 6. Frau Geiger 25. 6. Hauck 25. 6. Dr. Müller ** 25. 6. Frau Dr. Neumeister 25. 6. Dr. Riedl (München) 25. 6. Schmidt (Wattenscheid) 24. 6. Schmöle 25. 6. Schröder (Hannover) 25. 6. Schröer (Mülheim) 24. 6. Dr. Stark (Nürtingen) 25. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin gebe ich — zugleich im Namen des Kollegen Coppik — folgende Erklärung ab: Anlagen zum Stenographischen Bericht Zigtausende Berliner Mieter haben in den vergangenen Monaten mit ihrer Unterschrift den Erhalt der Mietpreisbindung ohne wenn und aber gefordert. Sie haben damit in eindrucksvoller Weise ihr Recht auf eine bezahlbare und ordentlich instandgesetzte Wohnung eingefordert. Das vorliegende Gesetz wird dieser Forderung nicht gerecht. Es programmiert Mieterhöhungen, die sich im Einzelfall auf über 10 % im Jahr kummulieren können. Es verschlechtert die Rechtsposition der Mieter und verschlimmert weiter die katastrophale Wohnraumsituation in vielen Teilen Berlins. Demokratische Sozialisten lehnen das Gesetz in dieser Form ab. Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Dem Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und preisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin kann ich nicht zustimmen. Bereits bei der letzten Verlängerung der Berliner Mietpreisbindung wurde vom Bundestagsausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau von allen Fraktionen, also CDU/CSU, SPD und FDP, beschlossen, daß dies die letzte Verlängerung sei und künftig das Berliner Mietrecht dem im Bundesgebiet geltenden Mietrecht angeglichen werden solle. Ich halte mich an diesen Beschluß gebunden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rainer Barzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich möchte es nuancieren. Die können sich nicht selbständig machen. Das müssen immer Menschen sein.

    (Löffler [SPD]: Aus der Kontrolle geraten!)

    Daß Menschen aus der Kontrolle geraten können, will ich Ihnen gerne zugeben.

    (Löffler [SPD]: Danke!)

    — Eine Sekunde! Wir haben in der Demokratie doch einen anderen Kontrollmechanismus als in der Diktatur, und dann ist es eben doch wieder nicht die gleiche Gefahr.

    (Löffler [SPD]: Na gut! — Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich möchte gerne, da das rote Licht aufleuchtet, noch folgendes sagen: Auch wir hätten natürlich lieber einen Frieden mit Einheit und Freiheit, gesichert durch Abrüstung — wirklichen Frieden. Aber die Bedingung für den Frieden in der Welt, wie sie ist, heißt für uns Abschreckung und Zusammenarbeit. Herr Dregger hat dazu gesprochen.
    Nachdem mich Herr Löffler angezapft hat und Herr Dregger eindrucksvoll für die Kriegsgeneration einen Satz gesagt hat, möchte ich am Schluß einen hinzufügen. Wir haben erfahren: Krieg ist nur möglich, wo Volksverhetzung möglich ist, und Volksverhetzung ist nur möglich, wo man Grenzen zumachen kann; man darf nicht reisen, nichts von draußen empfangen, und dann immer feste drauf mit Volksverhetzung. Deshalb ist Frieden am besten da gesichert, wo man Grenzen aufmacht für Menschen, Informationen und Meinungen. Dies ist Friedenssicherung. Von dieser Wirklichkeit des Friedens sind wir weit entfernt. Das sollten wir als erstes in Deutschland von dem anderen Staat verlangen: Wenn wir die Zumutung der Teilung und der Realität eines anderen Staates ertragen müssen, da müssen die die Zumutung ertragen, daß wir Freizügigkeit für Menschen, Informationen und Meinungen im ganzen Deutschland weiter verwirklichen wollen. Diesen Willen hätte ich gerne auch von Ihnen entwickelt gesehen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)






Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Voigt (Frankfurt).

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    Rede von Karsten D. Voigt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn ich die Debatten hier verfolge, frage ich mich häufig: Warum ist der eine in seinem Diskussionsbeitrag sanfter, als er eigentlich ist, und warum ist der andere wilder und schärfer, als er eigentlich ist? Warum Herr Dregger heute sanfter war, weiß ich; warum Herr Barzel so war, wie er heute war, das frage ich mich.

    (Dr. Ehmke [SPD]: Er ist immer so! — Zuruf von der CDU/CSU: Sie kennen ihn nicht!)

    Aber nachdem ich den stürmischen Beifall aus den Reihen der CDU/CSU-Fraktion gehört habe, weiß ich, das ist der Ausdruck der wahren Stimmungslage innerhalb dieser Fraktion.

    (Beifall bei der SPD — Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Ach Du lieber Gott! — Lachen bei der CDU/CSU — Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Ein Beitrag zur Popularpsychologie!)

    Damit kommen wir gleichzeitig zur Beantwortung der Frage, die Herr Barzel mit zur Diskussion gestellt hat, nämlich zur Frage, warum wir weiter daran festhalten, Sie nicht nur an Ihr Abstimmungsverhalten zu erinnern, sondern auch an Ihre politische Kampagne gegen die Ostverträge. Wenn es wirklich so wäre, daß Sie damals dagegen gewesen sind und heute Ihre Auffassung in der Konzeption geändert haben, dann würde das wirklich nur noch einen historischen Erinnerungswert haben. Aber das ist nicht so.
    Die Art und Weise, wie Sie heute Ihre Politik machen, ist Ausdruck dafür, daß Sie nach wie vor die gleiche Konzeption verfolgen und bei Ihnen die gleiche Grundstimmung herrscht — siehe eben die Art und Weise der Reaktion —, wie sie am Anfang der Kontroverse über die Friedens- und Entspannungspolitik nach 1969 stand.

    (Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Sie meinen Ostpolitik und nicht Friedenspolitik!)

    — Ich meine Friedenspolitik, Herr Stauffenberg, und das unterscheidet uns eben.

    (Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Was Sie Friedenspolitik nennen, ist Ihre Ostpolitik und hat noch lange nicht dem Frieden gedient!)

    Ich nenne die Ostpolitik, die wir nach 1969 betrieben haben, Friedenspolitik und daß Sie sie nicht Friedenspolitik nennen, unterscheidet uns eben. Darauf will ich gerade aufmerksam machen.

    (Beifall bei der SPD — Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Da unterscheiden wir uns!)

    — Da unterscheiden wir uns. Und weil wir uns in der Konzeption unterscheiden,

    (Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Sie befinden sich im Keller! Das ist Ihr Problem!)

    gibt es auch jetzt eine ähnliche Situation.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hilflosigkeit!) Seit den letzten zwei, drei Jahren drängen wir auf Rüstungskontrollverhandlungen. Sie haben sich dagegen gewehrt, daß wir drängen. Bei dem Doppelbeschluß waren Sie skeptisch gegenüber dem zweiten Teil des Doppelbeschlusses.


    (Graf Stauffenberg [CDU/CSU]: Wann war denn der? — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist Autosuggestion, was Sie machen!)

    Später haben Sie gesagt, Sie würden ihn mittragen. In der Phase, als wir in Richtung auf Rüstungskontrollverhandlungen drängten, haben Sie gesagt, wir sollten das nicht gegenüber den Amerikanern machen. Heute wollen Sie die Ergebnisse, den Beginn der Verhandlungen, sozusagen mitsanktionieren und mit dabeigewesen sein — wie Sie später auch bei der Ostpolitik jetzt dabeigewesen sein wollen.
    Ich sage Ihnen voraus: Wenn wir in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren

    (Zuruf von der CDU/CSU: Jahrzehnten!)

    versuchen, den Inhalt der Rüstungskontrollverhandlungen, bei den MBFR-Verhandlungen bei den START-Verhandlungen, bei den INF-Verhandlungen, zu beeinflussen, die innerwestliche Position und natürlich auch die Ost-West-Position, dann höre ich schon die Stimmen, die von Ihrer Seite sagen werden, indem wir versuchten, das zu beeinflussen, würden wir wieder eine gemeinsame westliche Position aufweichen, spielten wieder die Handlanger der Sowjetunion. Aber wenn nachher als Ergebnis unseres Prozesses Rüstungskontrollvereinbarungen dastehen, dann sind Sie wieder da und wollen dabeigewesen sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist eben die Grundanlage unserer Kontroverse, daß Sie nach wie vor nicht verstanden haben, wie man mit dem Osten und insbesondere mit der Sowjetunion in einer Weise umgeht, die einerseits in der Position fest ist und andererseits Kompromisse ermöglicht. Dafür haben Sie noch kein Konzept. Deshalb auch Ihre Schwierigkeiten im Umgang mit dem Konzept der gemeinsamen Sicherheit. Sie haben nämlich in der Sache noch kein Konzept der gemeinsamen Sicherheit.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein Konzept der gemeinsamen Sicherheit setzt voraus, daß man sich auch den Kopf der anderen mit zerbricht und nicht nur eigene Sicherheitsinteressen formuliert. Man muß vielmehr versuchen, auch die Sicherheitsinteressen der anderen Seite zu verstehen.

    (Dr. Stercken [CDU/CSU]: Können Sie das belegen, statt zu unterstellen?)

    Sie verstehen sie nicht; denn wenn Sie hier in der Debatte Breschnew, was immer man gegen ihn haben mag, mit Hitler vergleichen, dann ist das glatt ein Mißverständnis der Situation in bezug auf die Friedensfrage.

    (Dr. Barzel [CDU/CSU]: Wer hat das getan? — Abg. Dr. Mertens [Gerolstein] [CDU/ CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)




    Voigt (Frankfurt)

    — Lassen Sie mich bitte diesen Gedanken zu Ende führen, weil ich annehme, daß Sie dem auch widersprechen werden.
    Denn die Abschreckung funktioniert nur, weil wir drüben auf der anderen Seite Leute haben, die rational reagieren. Hätten wir auf der anderen Seite Leute wie Hitler oder wie Khomeini, dann würde die Abschreckung nicht funktionieren; denn auch die Abschreckung setzt das rationale Kalkül und das rationale Handeln auf beiden Seiten voraus. Insofern hat die Abschreckung die Rationalität der Sowjetunion und auch des Warschauer Paktes zur Voraussetzung — eine Verhaltensweise, eine Einstellung, die ich weder bei Khomeini noch bei Hitler voraussetzen konnte. Diese Rationalität positiv zu wenden, indem man einsieht, daß man sich nicht wechselseitig vernichten will, aber sich eigentlich auch nicht wechselseitig überwinden kann, wollen wir zur gemeinsamen Sicherheit hinwenden. — Das, glaube ich, haben Sie noch nicht verstanden.
    Noch weiter: Mehrere Redner von Ihnen haben heute gesagt, Waffen bedrohten den Frieden nicht, nur Politiker, nur Menschen. Ich glaube, Sie irren. Das ist ein ganz, ganz tiefer Konflikt zwischen uns. Ich hoffe, daß Sie dort lernen. In dieser Frage, sage ich — und ich glaube, daß ich das sowohl für die FDP wie auch SPD sagen kann —, stehen wir den Sorgen der Friedensbewegung näher als Ihnen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ist es nicht so, daß wir bereits Schwierigkeiten haben, unsere friedlichen Technologien als Menschen zu kontrollieren? Ist es nicht so, daß Menschen häufig nicht durchschauen, welche Folgen sie anrichten, wenn sie friedliche Technologien entwickeln? Ich spreche noch gar nicht von Anwenden.

    (Vorsitz: Vizepräsident Wurbs)

    Ist es nicht häufig so, daß viele Wissenschaftler beklagen, daß nicht nur Politiker, sondern sogar Techniker und Wissenschaftler nicht mehr die Kontrolle über das haben, was sie entwickeln? — Und dann sagen Sie, Sie hätten die Sorge nicht vor dem Entwikkelten, der Waffe, sondern nur vor dem Menschen! Sind Sie so sicher, daß Menschen die Kontrolle über diese Waffen haben, ja, haben können, daß unsere politischen Strukturen und technologische Entwicklung und Forschung geeignet sind, über diese neuen Waffen tatsächlich Kontrolle auszuüben? Müssen wir nicht ganz andere politische Strukturen — Ost-West-Kommunikation, aber auch weltweite Strukturen — entwickeln, um mit dem, was von uns als Vernichtungspotential hervorgebracht worden ist, fertig zu werden?

    (Beifall bei der SPD)

    Ich glaube, das, was von Waffen selber droht, ist ernst zu nehmen und nicht nur das, was von Politikern droht.
    Aber auch wenn man sagt, Waffen bedrohten den Frieden nicht, sondern nur die Politiker, dann muß man dabei auch sehen, daß man, wenn man solche neuen Waffen wie die Atomwaffen hat, ein anderes Verhältnis dazu haben muß, wie man im Ost-WestVerhältnis zwischen denen umgehen muß, die die
    Waffen gemeinsam haben. Dabei ergibt sich eine andere Beziehung zum Verhältnis von Frieden und Freiheit.
    Ich hänge an der Freiheit derjenigen in Osteuropa. Ich betrachte es häufig mit ganz großer Bitterkeit, wie wenig ich helfen kann. Es ist doch eine blanke Illusion und wäre unverantwortlich, zu versprechen, daß ich ihnen mit allen Mitteln helfen könnte. Die Androhung von Gewalt und ihre Anwendung scheiden im Ost-West-Verhältnis doch auch nach Ihrer Meinung aus. Wenn das so ist, dann kann ich den Menschen doch nur unterhalb der Mittel der Androhung und Anwendung von Gewalt helfen.
    Jede Rhetorik, die mehr verspricht, denen zu helfen, ist doch eine unverantwortliche Rhetorik, weil sie dort Hoffnung weckt, welche nachher diejenigen bezahlen müssen, denen wir sozusagen zu helfen versprochen haben, obwohl wir es nicht einlösen können.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Rhetorik haben wir auch 1953 gehabt. Damals haben die dort drüben mehr bezahlen müssen als wir hier. 1956 sind Versprechungen gemacht worden, die nicht wir, sondern die Menschen in Ungarn haben bezahlen müssen. So war es auch 1968.
    Ich bitte doch — da waren Sie, Herr Barzel, doch einer, der sehr zu Vorsicht mahnte —, zu bedenken, daß wir auch gegenüber der Entwicklung in Polen nicht mehr mit Rhetorik versprechen, als wir real helfen können. Das ist nicht ein Nachgeben gegenüber dem Prinzip, gegenüber der Hoffnung, gegenüber dem Wirken für die Freiheit, sondern es ist das Verantwortungsbewußtsein gegenüber den Menschen, die dort leben.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man aus innerparlamentarischen Gründen, aus Gründen der Auseinandersetzung zwischen den Parteien — weil man sagt: ihr tut nicht genug für die Freiheit; und das will man gegen die SPD oder die FDP wenden —, aus solchen taktischen Gründen sozusagen nach außen hin mehr verspricht oder angibt oder zu mehr ermutigt, dann hielte ich das für unverantwortlich. Ich meine, man sollte darauf verzichten.
    Zu allen Vorschlägen für eine atomwaffenfreie Zone sagen Sie nein.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wie das Bündnis!)

    Zu allen Vorschlägen!

    (Dr. Mertes [Gerolsteinj [CDU/CSU]: Das Bündnis sagt dazu doch auch nein!)

    — Herr Mertes, ich nehme zur Kenntnis, daß Sie sagen, das Bündnis sage auch nein. Ich sage aber: Damit endet mein Denken nicht. Es gab auch innerhalb der Bündnisdiskussion früherer Jahre die Entwicklung zu neuen Strategien. Ich akzeptiere die jetzige als jetzt gültig. Aber ich akzeptiere nicht, daß nicht weitergedacht werden darf und muß.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wer sagt das denn?)




    Voigt (Frankfurt)

    — Das unterscheidet uns wieder. Da komme ich an den Ausgangspunkt meines Diskussionsbeitrages.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das ist doch purer Quatsch, Herr Kollege! Wir denken doch auch!)

    — Sie denken auch. Aber Sie haben immer erst Angst vor dem Neuen. Wenn man hier etwas Neues zur Diskussion stellt, dann sehen Sie darin gleich einen Verrat gegenüber der NATO.
    Ich sehe es als eine Verpflichtung an, auch über die Frage der atomwaffenfreien Zone nachzudenken und sich dabei zu prüfen, ob das dazu führt, daß mehr Freiheit und mehr Frieden mit weniger Rüstung gewährleistet wird.