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    Plenarprotokoll 9/108 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 108. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Inhalt: Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 6553 A Begrüßung des Präsidenten des Unterhauses der Republik Indien und einer Delegation beider Häuser des indischen Parlaments 6559 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Weltwirtschaftsgipfel, zum Besuch des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland, zum NATO-Gipfel sowie zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 6570 C Dr. Kohl CDU/CSU 6577 C Brandt SPD 6587 A Ronneburger FDP 6595 A Dr. Dregger CDU/CSU 6599 D Dr. Ehmke SPD 6603 D Genscher, Bundesminister AA 6609 C Graf Stauffenberg CDU/CSU 6615 D Bahr SPD 6620 A Schäfer (Mainz) FDP 6622 D Dr. Wörner CDU/CSU 6625 D Hansen fraktionslos 6629 C Dr. Barzel CDU/CSU 6632 B Voigt (Frankfurt) SPD 6638 A Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . 6640 D Dr. Haussmann FDP 6644 B Pfeffermann CDU/CSU 6646 C Esters SPD 6647 A Frau Schuchardt FDP 6647 C Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1982 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1982) — Drucksache 9/1576 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksachen 9/1752, 9/1773 — Dr. Warnke CDU/CSU 6648 C Dr. Mitzscherling SPD 6650 B Beckmann FDP 6652 D Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungsbindungsgesetzes und des Wohnungsbaugesetzes für das Saarland — Drucksache 9/1572 —Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1777 — 6655 B Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin — Drucksache 9/1640 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1780 —Wartenberg (Berlin) SPD 6655 C Fragestunde — Drucksachen 9/1757 vom 18. Juni 1982 und 9/1783 vom 23. Juni 1982 — Humanitäre Hilfe im Libanon DringlAnfr 1 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD DringlAnfr 2 23.06.82 Drs 09/1783 Frau Renger SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 6553 B, C, D, 6554 A, B, C, D, 6555 A, B, C,D ZusFr Frau Renger SPD 6553 C, D, 6554D, 6555A ZusFr Köster CDU/CSU 6553D, 6555 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD . . 6554A, 6555D ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6554B, 6555 B ZusFr Gansel SPD 6554 B, 6555 C ZusFr Böhm (Melsungen) CDU/CSU . . 6554C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 6555A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6555 B Aussagen von Gerichten über Tierquälerei durch Käfighaltung MdlAnfr 65 18.06.82 Drs 09/1757 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 6556 A, C, D, 6557A ZusFr Stutzer CDU/CSU 6556C,D ZusFr Oostergetelo SPD 6556 D ZusFr Conradi SPD 6557 A Menschenrechtsverletzungen durch Verfolgung von Kurden und christlichen Minderheiten in der Türkei MdlAnfr 12, 13 18.06.82 Drs 09/1757 Thüsing SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 6557 B, 6558D, 6559 A, B, C, D, 6560 B, C, D, 6561 A, B, C ZusFr Thüsing SPD 6558C, D, 6561 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6559 A ZusFr Waltemathe SPD 6559 A ZusFr Gansel SPD 6559 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6559 C ZusFr Duve SPD 6559 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6560 A ZusFr Frau Schuchardt FDP 6560 B ZusFr Conradi SPD 6560 C ZusFr Dr. Ehmke SPD 6560 D Lage der Kurden in der Türkei; Einstellung der Wirtschafts- und Militärhilfe angesichts der Unterdrückung und Verfolgung von Minderheiten MdlAnfr 14, 15 18.06.82 Drs 09/1757 Gansel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6561C, D, 6562 A, B, C, D ZusFr Gansel SPD 6561 C, D, 6562 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6562 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6562 B ZusFr Thüsing SPD 6562 D Entsendung einer internationalen Kommission zur Beobachtung der politischen Massenprozesse in der Türkei MdlAnfr 16, 17 18.06.82 Drs 09/1757 Oostergetelo SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . 6562D, 6563A,B ZusFr Oostergetelo SPD 6563 A, B, C Menschenrechtssituation in der Türkei; Vorlage des Berichts der Bundesregierung MdlAnfr 18, 19 18.06.82 Drs 09/1757 Waltemathe SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6563C,D, 6564 A, C, D, 6565 A, C, D, 6566 A, B, C ZusFr Waltemathe SPD . . . . 6563C,D, 6565 C ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU . . 6564A, 6565D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 6564 B ZusFr Neumann (Bramsche) SPD 6564C, 6565D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6564 C ZusFr Dr. Barzel CDU/CSU 6564 D ZusFr Haase (Fürth) SPD 6566A ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . 6566A ZusFr Conradi SPD 6566 B ZusFr Dr. Stercken CDU/CSU 6566 B Hungerstreik in der Bundesrepublik Deutschland wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Unterstützung der Forderungen der Hungerstreikenden MdlAnfr 20, 21 18.06.82 Drs 09/1757 Neumann (Bramsche) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6566D, 6567 A, B, C ZusFr Neumann (Bramsche) SPD . . 6566 D ZusFr Frau Schuchardt FDP 6567 B ZusFr Thüsing SPD 6567 C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 III Hungerstreiks in Westeuropa wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei; Entsendung einer Delegation der UNO- Menschenrechtskommission in die Türkei MdlAnfr 22, 23 18.06.82 Drs 09/1757 Duve SPD Antw StMin Dr. Corterier AA 6567D, 6568A, B, C ZusFr Duve SPD 6567D, 6568A, C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 6568 A Nutzung des NATO-Treffens am 10. Juni 1982 zur Einhaltung der Menschenrechte und Wiederherstellung der Demokratie in der Türkei MdlAnfr 24 18.06.82 Drs 09/1757 Frau Schuchardt FDP Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 6568 C, D, 6569 A, B, C, D, 6570A,B ZusFr Frau Schuchardt FDP . . . 6568D, 6569A ZusFr Thüsing SPD 6569 B ZusFr Dr. Pohlmeier CDU/CSU 6569 B ZusFr Schwarz CDU/CSU . . . . 6569D, 6570 A ZusFr Lattmann CDU/CSU 6570 A ZusFr Dr. Marx CDU/CSU 6570 B Nächste Sitzung 6656 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6657*A Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abg. Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* A Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abg. Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin 6657* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6553 108. Sitzung Bonn, den 24. Juni 1982 Beginn: 8.01 Uhr
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    *) Anlagen 2 und 3 Berichtigung 107. Sitzung, Seite 6540 C drittletzte Zeile: Statt „Mindestalkoholbedarf" ist „Mindestalkoholgehalt" zu lesen. Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Juni 1982 6657* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 25. 6. Bahner (Berlin) 25. 6. Frau Geiger 25. 6. Hauck 25. 6. Dr. Müller ** 25. 6. Frau Dr. Neumeister 25. 6. Dr. Riedl (München) 25. 6. Schmidt (Wattenscheid) 24. 6. Schmöle 25. 6. Schröder (Hannover) 25. 6. Schröer (Mülheim) 24. 6. Dr. Stark (Nürtingen) 25. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Hansen (fraktionslos) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Zur Abstimmung über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und mietpreisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin gebe ich — zugleich im Namen des Kollegen Coppik — folgende Erklärung ab: Anlagen zum Stenographischen Bericht Zigtausende Berliner Mieter haben in den vergangenen Monaten mit ihrer Unterschrift den Erhalt der Mietpreisbindung ohne wenn und aber gefordert. Sie haben damit in eindrucksvoller Weise ihr Recht auf eine bezahlbare und ordentlich instandgesetzte Wohnung eingefordert. Das vorliegende Gesetz wird dieser Forderung nicht gerecht. Es programmiert Mieterhöhungen, die sich im Einzelfall auf über 10 % im Jahr kummulieren können. Es verschlechtert die Rechtsposition der Mieter und verschlimmert weiter die katastrophale Wohnraumsituation in vielen Teilen Berlins. Demokratische Sozialisten lehnen das Gesetz in dieser Form ab. Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Niegel (CDU/CSU) gemäß § 31 Abs. 1 GO: Dem Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung mietrechtlicher und preisrechtlicher Vorschriften im Land Berlin kann ich nicht zustimmen. Bereits bei der letzten Verlängerung der Berliner Mietpreisbindung wurde vom Bundestagsausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau von allen Fraktionen, also CDU/CSU, SPD und FDP, beschlossen, daß dies die letzte Verlängerung sei und künftig das Berliner Mietrecht dem im Bundesgebiet geltenden Mietrecht angeglichen werden solle. Ich halte mich an diesen Beschluß gebunden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Egon Bahr


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Mertes, in diesem Punkte sind wir sehr unterschiedlicher Auffassung, denn wenn Sie — ähnlich wie der Kollege Dregger vorhin — darauf hinweisen, daß man mit der Sowjetunion erst dann darüber reden kann, wenn sie den Verzicht auf die Weltrevolution ausspricht,

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das sagen wir doch gar nicht!)

    dann werden Sie sehr lange warten müssen. Wir haben unabhängig von ideologischen Unterschieden bei Weiterbestehen der ideologischen Unterschiede die Pflicht, die Sicherung des Friedens unter dem Gesichtspunkt der gemeinsamen Sicherheit zu verfolgen. Trotz Afghanistan, trotz der Situation in Polen ist es im übrigen notwendig, Rüstungskontrollverhandlungen durchzuführen;

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das bejahen wir ja!)

    sie allein werden aber nicht ausreichen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Sie allein werden nicht ausreichen!


    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Sie haben meine Frage verfälscht!)

    Wenn ich Sie aber schon mit meiner Formulierung nicht überzeuge, vielleicht sind Sie dann eher geneigt, dem Papst erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden, Herr Kollege Mertes — und nicht dem Kollegen Wörner —,

    (Heiterkeit bei der SPD)

    der die Politiker ermutigt hat weiterzugehen, und zwar hin zu einer Brüderlichkeit der Partner: Schafft immer größere waffenfreie Zonen, verzichtet darauf, legitime und sogar geistige Werte — Herr Dregger! — für Interessenkonflikte zu benutzen; sie werden dadurch entwürdigt und machen die Auseinandersetzung nur unerbittlicher.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich glaube, daß es im deutschen Interesse liegt, alles in unserer Kraft Stehende zu tun, damit die Kräfte der Vernunft, die Kräfte des Friedens, die Kräfte der Verständigung, die Politik der Verhandlungen und die Politik der Sicherheitspartnerschaft gestärkt werden. Dies kann diese Koalition.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, das Wort hat der Herr Abgeordnete Schäfer (Mainz).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen meines Kollegen Grafen Stauffenberg veranlassen mich zu einer kurzen Replik. Sie haben zu der Frage des Erdgas-Röhren-Geschäfts, die wir gestern im Ausschuß schon sehr intensiv und kontrovers diskutiert haben, in etwa gesagt — wenn ich mich recht erinnere —, der Bundeskanzler und der Wirtschaftsmini-



    Schäfer (Mainz)

    ster, der jetzt gerade anwesend ist — Sie haben ihn zwar etwas davon ausgenommen, aber das wird doch wohl zu implizieren sein —, hätten die deutsche Industrie, die deutschen Firmen längere Zeit hinweg über das getäuscht, was jetzt eingetreten ist. Graf Stauffenberg, ich glaube, auch für den Bundeswirtschaftsminister sprechen zu können, wenn ich diese Behauptung hier zurückweise, denn diese Behauptung vereinfacht die Situation nach meiner Meinung doch sehr.
    Ich weiß, daß Politiker der CDU/CSU — auch das haben wir gestern im Ausschuß bereits diskutiert — in Washington zu dem gleichen Ergebnis gekommen waren wie der Bundeskanzler und der Bundeswirtschaftsminister, daß dieses Geschäft trotz erheblicher Bedenken der amerikanischen Regierung zu machen sei und daß so weitgehende Maßnahmen, wie sie jetzt getroffen wurden und wie Sie sie hier zu Recht kritisiert haben — ich teile die Kritik mit Ihnen nach Versailles —, nicht eintreten würden.
    Mich wundert nur — und ich darf mich da aus der gestrigen Ausschußsitzung wiederholen — folgendes. Ich möchte einen Journalisten zitieren, der mich dieser Tage gefragt hat: Was ist eigentlich mit der CDU los? Die geht in dieser Frage auf Tauchstation.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir hätten gern einmal von Ihnen gewußt, ob Sie nun wirklich nicht auch an die deutschen Firmen denken und ob Sie diese Diskussion ständig nur unter dem Gesichtspunkt führen, es könnten neue Turbulenzen im europäisch-amerikanischen Verhältnis auftreten, wobei Sie vielleicht die nationalen Interessen etwas in den Hintergrund rücken.

    (Dr. Barzel [CDU/CSU]: Wenn Sie gestern zugehört haben, können Sie das doch nicht sagen!)

    — Herr Kollege Dr. Barzel, ich darf hier zumindest noch einmal die Frage aufwerfen, ob es nicht tatsächlich bei Ihnen gewisse Widersprüche zwischen dem, was Herr Biedenkopf öffentlich erklärt hat, und dem, was hier heute erklärt worden ist, gibt.
    Sie wollen doch nach dem Verlauf der heutigen Debatte nicht etwa irgend jemandem in diesem Saal unterstellen, daß uns das deutsch-amerikanische Verhältnis nicht heilig wäre. Wir haben wirklich gemeinsam so viele Maßnahmen, wie wir es noch verbessern können, überlegt, z. B. — wie Sie sich erinnern können — vor einigen Wochen vor leerem Haus bezüglich der kulturellen Beziehungen, und ich glaube, es gibt hier niemanden, dem daran nicht liegt.
    Wer aber Amerika kennt, wer die amerikanische Presse verfolgt, Herr Mertes, und wer ein bißchen über die Diskussionen in Amerika Bescheid weiß, der sollte doch nicht Angst davor haben, daß sich solche Diskussionen — mit Positionen, die vom Kurs des einen oder des anderen Sicherheitsberaters abweichen — auch hier abspielen. Mir scheint, daraus sollten Sie hier doch nicht eine deutsch-amerikanische Krise machen wollen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Herren, es ist, insbesondere von Herrn Dr. Kohl, viel über die moralische Bedeutung des Atlantischen Bündnisses gesprochen worden. Er hat heute von der „moralischen Größe", auf die es ankommt, gesprochen. Er hat, wenn ich es recht verstanden habe, gesagt, es seien „die Werte des Westens", ohne die „das deutsche Haus auf Sand gebaut sei".
    Nun, das alles ist sicher richtig. Ich würde zwar vielleicht in der Diktion etwas weniger hochgestochen, aber vom Inhalt her dasselbe sagen wollen. Nur, meine Damen und Herren, wenn wir alle miteinander auf dieser moralischen Größe bestehen, verstehe ich nicht, daß dieses Haus in die Sommerpause geht und einen derzeit tobenden Konflikt, an dem die Sowjetunion mit Sicherheit nicht die Schuld trägt, derart am Rande dieser Debatte behandelt, das nämlich, was sich zur Zeit, zur Stunde, im Libanon abspielt.

    (Beifall bei der FDP und der SPD) Wer heute mittag die Nachrichten gehört hat


    (Dr. Barzel [CDU/CSU]: Haben Sie Dregger nicht gehört?)

    und erfahren hat, daß Israel die humanitäre Hilfe, die die Europäische Gemeinschaft und auch dieser Deutsche Bundestag angeboten haben, verweigert, daß es keine Ärzteteams einreisen läßt, der darf doch hier wohl zumindest einmal die Frage stellen, ob Sie das alles noch unter dem Gesichtspunkt der Moral, für die wir alle einstehen, subsumieren wollen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich sage Ihnen: Die Moral darf nicht doppeldeutig werden.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wir dürfen uns hier auch nicht den Vorwurf machen lassen, daß wir nur deshalb, weil es sich um einen Staat handelt, der sich als westlich bezeichnet, diesen von der Kritik ausnehmen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das tun wir doch gar nicht!)

    Es wird zunehmend schwierig — Herr Kollege Dregger, Sie haben, auf das eingehend, was Herr Brandt gesagt hat, dazu auch einige Bemerkungen gemacht —, jungen Leuten klarzumachen, was es mit dieser Moral eigentlich auf sich hat, wenn man diesen Konflikt so an den Rand drängt.
    Es ist uns, worauf ich stolz bin, gelungen, daß wir hier einen gemeinsamen Afghanistan-Antrag aller drei Fraktionen verabschieden konnten. Wir haben uns geeinigt, es gab einen sehr guten Kompromiß. Graf Stauffenberg, Sie waren dabei.
    Im Anschluß daran haben wir — ich hatte die Ehre, auch dabei Berichterstatter zu sein — eine genauso gute Einigung zu einem Libanon-Antrag erreicht.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Den Afghanistan-Antrag haben wir verabschiedet.
    Ich muß hier aber die Frage stellen, wieso wir heute
    den Libanon-Antrag nicht verabschieden können.



    Schäfer (Mainz)

    Weil es an Mut gefehlt hat — ich brauche das im einzelnen nicht zu erläutern —, in dieser schwierigen Lage ein klares Wort zu sprechen! Warum? Weil hier niemand wagt, auch Kritik an dem Staat zu üben, der mitverantwortlich ist — ich betone: nicht allein verantwortlich — an der Entwicklung, die es im Libanon gibt.

    (Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    Meine Damen und Herren, wir werden als Parlament zunehmend unglaubwürdiger, wenn wir uns vor solchen Konflikten drücken und zum wiederholten Male ausschließlich auf das Sicherheitsbedürfnis unseres Staates abheben, auf die Konfrontation mit der Sowjetunion abheben, aber gleichzeitig vergessen, daß Konflikte, wie sie sich im Nahen Osten abspielen, nicht durch europäische Zurückhaltung gelöst werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich halte es für einigermaßen abenteuerlich, was uns hier so alles zugemutet worden ist. Ich muß das hier einmal in aller Deutlichkeit sagen. Der Bundesaußenminister war in Jerusalem wenige Tage vor dem Einmarsch der Israelis. Ich hatte die Ehre, als außenpolitischer Sprecher meiner Partei einige Wochen vorher dort gewesen zu sein. Wir sind auf das Problem Libanon zu sprechen gekommen, denn es wurde uns dort bereits bedeutet, daß die israelische Regierung eine solche Aktion plane. In allen Gesprächen, die wir geführt haben, ist uns gesagt worden, das sei erfunden, das sei abwegig. Wir sind also — ich muß das hier ganz deutlich sagen — belogen worden.
    Meine Damen und Herren, es herrscht zur Zeit kein Waffenstillstand, wie das behauptet wird. Wer das Deutsche Fernsehen gestern abend sah, wer heute danach fragt, der erfährt: Es wird weiter ununterbrochen nach Beirut hineingeschossen. Meine Damen und Herren, über die Palästinenser kann man sehr geteilter Meinung sein, zumindest über die PLO, aber wenn diese letzten Opfer des Nationalsozialismus hier überhaupt keine Beachtung finden und Herr Dregger hier heute sagt, die Palästinenser — Sie haben gesagt: die bewaffnete PLO — müßten aus dem Libanon hinaus, dann teile ich zwar Ihre Meinung. Ich bin einverstanden: alle fremden Truppen. Nur stellt sich dann doch die Frage: Wohin? Es stellt sich auch die Frage, wieso die Palästinenser bis heute im Libanon sind. Doch nicht deshalb, weil sie ausschließlich Terrorangriffe geplant haben, sondern weil ihnen bis zur Stunde alles verweigert worden ist, und zwar nicht nur von Israel, sondern auch von arabischen Staaten — ich weiß das, ich sage das ganz deutlich: auch von einigen arabischen Staaten.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Warum gibt es seit 1948 keinen Palästinenserstaat?)

    Ich finde, es kommt darauf an, daß wir aufhören, gewisse propagandistische Töne zu übernehmen und im Grunde das Gefühl zu haben, es handle sich, wenn wir von Palästinensern sprechen, dabei um Terroristen. Das ist einfach nicht mehr erträglich, das ist aber der Ton, der hier in der Bundesrepublik ständig angeschlagen wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Zuruf des Abg. Dr. Dregger [CDU/CSU])