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ID0910507500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/105 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 105. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 6315A Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung gemäß § 20 Abs. 2 GO: Hansen fraktionslos 6315 B Dr. Jenninger CDU/CSU 6316 B Dr. Linde SPD 6316 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6317 A Präsident Stücklen 6317 C Absetzung der Punkte 5, 9 und 10 von der Tagesordnung 6317C, 6383 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten Jahresbericht 1981 — Drucksachen 9/1406, 9/1695 — Weiskirch (Olpe) CDU/CSU 6317 D Horn SPD 6320 A Popp FDP 6322 C Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 6324 C Heistermann SPD 6327 C Dr Apel Bundesminister BMV g 6329 C Voigt (Sonthofen) CDU/CSU 6332 B Möllemann FDP 6334 D Berkhan, Wehrbeauftragter des Bundestages 6337 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Sterk-ken, Klein (München), Dr. Mertes (Gerolstein), Graf Huyn, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Marx, Köster, Frau Hoffmann (Soltau), Dr. Abelein, von der Heydt Freiherr von Massenbach, Dr. Czaja, Dr. Todenhöfer, Höffkes, Lamers, Frau Fischer, Schmöle, Dr. Kunz (Weiden) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Lage im Libanon — Drucksachen 9/1121, 9/1693 — Schäfer (Mainz) FDP 6342A, 6344 D Klein (München) CDU/CSU 6342 B Dr. Soell SPD 6343 C Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6346 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag — Drucksachen 9/1445, 9/1450, 9/1694 — Dr. Wulff CDU/CSU 6348 B Neumann (Bramsche) SPD 6349 B Möllemann FDP 6351 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6352 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Unterrichtungen durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Zweiter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) in Verbindung mit Dritter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 8/3570, 9/93, 9/1623 — Dr. Laufs CDU/CSU 6353 C Dr. Wernitz SPD 6355 B Dr. Hirsch FDP 6356 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 6358 A Zur Geschäftsordnung: Coppik fraktionslos 6359 B Schwarz CDU/CSU 6359 D Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Lohnsteuerpauschalierung für Teilzeitbeschäftigte — Drucksache 9/1671 — Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6360 B Lennartz SPD 6362 B Frau Matthäus-Maier FDP 6364 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Dr. Dregger, Spranger, Dr. Riesenhuber, Bohl, Broll, Dr. Bugl, Fellner, Dr. von Geldern, Gerstein, Dr. Götz, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Jobst, Krey, Dr. Kunz (Weiden), Lenzer, Lowack, Magin, Dr. Miltner, Niegel, Regenspurger, Dr. Stark (Nürtingen), Volmer, Dr. Waffenschmidt, Weiß, Zierer, Schwarz und der Fraktion der CDU/CSU Erhöhung der Rechtssicherheit atomrechtlicher Genehmigungsverfahren — Drucksachen 9/953, 9/1690 — Dr. Laufs CDU/CSU 6366 B Schäfer (Offenburg) SPD 6367 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 6368 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Erhaltung der nationalen Filmförderung — Drucksache 9/1727 — Broll CDU/CSU 6370 A Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 6371 B, 6381 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6382 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 30. Oktober 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über Grenzberichtigungen (Erster Grenzberichtigungsvertrag) — Drucksache 9/1443 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1692 — 6383A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vorschaltgesetzes zum Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1982 — Drucksache 9/1533 — 6383 B Beratung der Sammelübersicht 37 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1663 — 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein sektorielles Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Bereich der Forschung in Medizin und Gesundheitswesen — konzertierte Aktion — (1982 bis 1986) — Drucksachen 9/961 Nr. 13,9/1655 —: 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für eine Entscheidung des Rates zur Einführung eines Verfahrens zur vorherigen Information und Konsultation im Steuerbereich — Drucksachen 9/1272 Nr. 41, 9/1652 — . 6383D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Begrenzung der Schallemissionen von Drehflügelflugzeugen — Drucksachen 9/1041 Nr. 16, 9/1677 — . 6383 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie des Rates 80/51/ EWG vom 20. Dezember 1979 zur Verringerung der Schallemissionen von Unterschall-Flugzeugen — Drucksachen 9/934 Nr. 27, 9/1678 — 6384 A Begrüßung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Präsident Stücklen 6371 D Ansprache des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 6372 D Nächste Sitzung 6384 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 6385* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6385* B Anlage 3 Sperrung des Rheins nach der Havarie eines Containerschiffes bei Unkel sowie Verzicht auf den Einsatz von Bundeswehrspezialeinheiten bei der Bergung MdlAnfr 11 23.04.82 Drs 09/1591 Immer (Altenkirchen) SPD ErgSchrAntw PStSekr Mahne BMV auf ZusFr Peter (Kassel) SPD 6385* D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 6315 105. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer 9. 6. Dr. Ahrens * 9. 6. Brandt 9. 6. Conrad (Riegelsberg) 9. 6. Frau Dr. Däubler-Gmelin 9. 6. Dallmeyer 9. 6. Eimer (Fürth) 9. 6. Frau Dr. Engel 9. 6. Engelhard 9. 6. Ertl 9. 6. Ewen 9. 6. Frau Fuchs 9. 6. Dr. George 9. 6. Haar 9. 6. Hölscher 9. 6. Frau Huber 9. 6. Frau Krone-Appuhn 9. 6. Dr.-Ing. Laermann 9. 6. Lampersbach 9. 6. Dr. Langner 9. 6. Matthöfer 9. 6. Dr. Müller * 9. 6. Dr. Mitzscherling 9. 6. Niegel 9. 6. Frau Noth 9. 6. Dr. Osswald 9. 6. Rentrop 9. 6. Rohde 9. 6. Rosenthal 9. 6. Roth 9. 6. Schmidt (Kempten) 9. 6. Schmitt (Wiesbaden) 9. 6. Schröer (Mülheim) 9. 6. Schulte (Unna) * 9. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 6. Dr. Ueberschär 9. 6. Wolfram (Recklinghausen) 9. 6. Wrede 9. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 28. Mai 1982 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz - BeschäftFG) Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 2. Dezember 1946 zur Regelung des Walfangs Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 152 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1979 über den Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit Gesetz zu dem Abkommen vom 27. Februar 1981 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Seschellen über den Fluglinienverkehr zwischen ihren Hoheitsgebieten und darüber hinaus Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Januar 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über den Luftverkehr Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Oktober 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Elfenbeinküste über den Luftverkehr In seiner Sitzung am 28. Mai 1982 hat der Bundesrat ferner beschlossen, hinsichtlich des Gesetzes über das Asylverfahren (Asylverfahrensgesetz - AsylVfG) zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes einberufen wird. Das Schreiben des Präsidenten des Bundesrates ist als Drucksache 9/1705 verteilt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 mitgeteilt, daß der Ausschuß von der nachstehenden Vorlage Kenntnis genommen hat: Vierter Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Rückstellungsfonds nach dem Altölgesetz, insbesondere über die Möglichkeiten einer Ermäßigung der laufenden Zuschüsse und der Ausgleichsabgabe (Drucksache 9/288) Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 GO die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Bericht über die bisherigen Aufwendungen und Auswirkungen des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter (Drucksache 9/1670) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Bericht über die Erfahrungen mit der praktischen Anwendung der bestehenden Gesamtvereinbarungen zwischen den Rehabilitationsträgern (Drucksache 9/1676) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Entschließung des Europäischen Parlaments zur Schaffung eines Zentrums für Völkerfreundschaft und für die Förderung von Studien über den Widerstand gegen den Nazismus in Anogia, Kreta (Drucksache 9/1709) zuständig: Auswärtiger Ausschuß Entschließung des Europäischen Parlaments mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die Rolle der Kohle in der Energiestrategie der Gemeinschaft (Drucksache 9/1710) zuständig: Ausschuß für Wirtschaft Entschließung des Europäischen Parlaments zur Bekämpfung des Drogenkonsums (Drucksache 9/1718) zuständig: Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Anlage 3 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Peter (Kassel) zur Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 9/1591 Frage 11, 96. Sitzung, Seite 5782 B): 6386* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Auf die Zusatzfrage, ob im Rahmen der Bergungsarbeiten auch festgestellt worden ist, daß der Inhalt der Container in irgendeiner Form wasserempfindlich und damit umweltschädigend gewesen ist, hatte ich eine schriftliche Antwort zugesagt. Nach den Angaben, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes im Hinblick auf die Schiffahrtsbelange und die durchzuführenden Bergungsarbeiten unmittelbar nach dem Unfall von dem Belader erhalten hat, gab es keine Anhaltspunkte dafür, daß die Container gefährliche Güter enthielten. Danach konnte die Räumung der Container ohne Verzögerung aufgenommen werden. Inzwischen werden von den zuständigen Behörden des Landes Rheinland-Pfalz die Angaben der Belader und die Fragen einer eventuellen Wassergefährdung oder Umweltschädigung durch Ladungsinhalte der Container eingehend überprüft. Diese Untersuchungen werden nach den mir zugegangenen Informationen nicht vor Ende Juni 1982 abgeschlossen sein. Nach dem bisherigen Stand der Untersuchungen durch die Fachbehörden des Landes Rheinland-Pfalz gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß sich wassergefährdende Stoffe in den Containern befunden haben.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen W. Möllemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch wir Freien Demokraten begrüßen, daß es bei diesem Thema zu einer gemeinsamen Haltung aller im Bundestag vertretenen Fraktionen über die bisherigen Positionen hinaus gekommen ist, daß eine gemeinsame Entschließung vorliegt. Wir begrüßen darüber hinaus, daß die Diskussion hier zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem sich die NATO mit der Frage beschäftigt, wie sie denn künftig den Ost-West-Dialog gestalten kann, und sich damit sicherlich auch mit den Problemen beschäftigen muß, die einem positiveren Dialog zwischen Ost und West entgegenstehen. Dieses Problem Afghanistan ist nun einmal eines der wichtigsten davon.
    Ich empfinde wie meine beiden Vorredner das gleiche Betroffensein, die gleiche Bedrückung darüber, daß wir hier im Grunde reden, reden und reden, sich aber nichts ändert. Ich empfinde eine gewisse Hilflosigkeit — bei allen Bekundungen, die wir hier vornehmen —, zur Kenntnis nehmen zu müssen, daß die Sowjetunion offenkundig überhaupt nicht daran denkt, auf die politischen Forderungen auch nur in irgendeinem Detail einzugehen.
    Als wir vor einigen Monaten hier in Bonn mit vielen tausend Bürgern gegen den Krieg gegen Afghanistan protestiert haben, ist uns von einigen Kritikern entgegengehalten worden, dies sei doch ein Thema, das die Bundesregierung — bei dem damals ja bevorstehenden Besuch — mit Leonid Breschnew erörtern und mit diesem dann wahrscheinlich irgendwie voranbringen könne. Das Ergebnis in diesem Bereich war Null; nichts ist bewegt worden. Die Russen, die Rote Armee kämpft weiter gegen die Freiheitskämpfer. Sie schießen die Menschen zusammen und vertreiben die, die sich ihnen nicht fügen wollen. Ich denke, man kann sich — das hat der Kollege Neumann gerade gesagt — dem Dialog mit der Friedensbewegung in der Tat unmöglich stellen, wie wir das ja alle jeden Tag tun müssen, ohne auf die flagranteste Verletzung des Friedensgebotes, die es derzeit akut gibt, durch die Tötung von jetzt mehr als 500 000 und die Vertreibung von zweieinhalb Millionen Menschen hinzuweisen. Und das ist nun einmal eben Verantwortlichkeit, und zwar allein Verantwortlichkeit der Sowjetunion.
    Insofern stellt sich auch mir wie meinen beiden Kollegen, die vorher gesprochen haben, die Frage:
    Was können wir eigentlich tun? Sich hier Monat für Monat hinstellen und dokumentieren, daß man empört ist, und dabei merken, wie eine schleichende Gewöhnung eintritt, merken, daß man am liebsten schon gar nicht mehr darüber diskutieren würde, eben weil es kaum etwas bringt und weil es j a vielleicht auch das „business as usual" zu stören in der Lage wäre? Was also, so frage ich noch einmal, können wir tun? Ich stimme den beiden Kollegen zu, die gesagt haben: Auf jeden Fall dürfen wir diese schleichende Gewöhnung nicht hinnehmen, dies schon deshalb nicht, weil sonst das, was wir früher, am Beginn dieses Krieges gesagt und getan haben, geradezu absurd und peinlich würde. Wir haben die Sportler gehindert, nach Moskau zu fahren. Wir haben große Diskussionen geführt, halbwegs große Maßnahmen eingeleitet, manche davon völlig wirkungslos. Jetzt, obwohl sich nichts geändert hat, tun wir ein bißchen so, als habe sich doch etwas geändert. Ich finde, damit werden wir nicht nur unglaubwürdig vor uns selber, sondern wir provozieren sogar, daß auch die Friedensbewegung das Thema vergißt. Ich befürchte, daß wir möglicherweise sogar Folgetatbestände provozieren. Denn ist es für die Sowjetunion nicht eine Verlockung, zu sagen: Das Weltgewissen beruhigt sich doch nach zwei Jahren wieder? Warum dann nicht der nächste Staat, aus welchem Motiv heraus auch immer: sei es auf Grund eines übertriebenen Sicherheitsgefühls, sei es auf Grund eines Expansionsbedürfnisses? Ich meine also, wir dürfen auf keinen Fall zu einem „business as usual" zurückkehren.
    Aber das reicht nicht. Die Bundesregierung und wir selbst — auch da stimme ich Ihnen ausdrücklich zu, Herr Kollege — müssen alle internationalen Ebenen nutzen, um dieses Thema dort als das den Frieden belastende darzustellen. Nicht der stört den Frieden, der darauf hinweist, sondern derjenige, der diese Besetzung unablässig aufrechterhält. Die Propaganda der Sowjetunion versucht j a, genau das zu suggerieren: daß wir sozusagen Nörgler, Querulanten seien, weil wir das Thema im Bewußtsein halten wollen, und daß nicht derjenige der Friedensstörer ist, der dieses Land besetzt hält und die Menschen dort tötet.
    Aber auch das, so befürchte ich, reicht nicht aus. Ich glaube, wir werden nicht umhinkommen, in einer Diskussion, die ja auch in der NATO ansteht, darüber zu debattieren, was denn, gerade wenn man die Entspannungspolitik will und sie als rational begründet ansieht, die Instrumentarien einer solchermaßen angelegten Politik dann sein können, wenn das Gegenüber gegen die wesentlichen Prinzipien dieser Entspannung erkennbar und ohne jede Rechtfertigung massiv verstößt und auch überhaupt keine Anzeichen erkennen läßt, von diesen Verstößen abzurücken. Meine Damen und Herren, wenn wir nicht darüber nachdenken, welche operativen Möglichkeiten wir da haben, dann wird, so befürchte ich, eine Mehrheit unserer Bevölkerung die gesamte Politik auf Dauer nicht mehr wollen, die wir da betreiben, weil sie sagt: Sie bewirkt j a eben nicht, daß entsprechend deren Prinzipien gehandelt wird.
    Ich frage mich darüber hinaus schließlich, indem ich übrigens ausdrücklich unterstütze, daß wir die



    Möllemann
    humanitäre Hilfe leisten, ob in diese Diskussion am Ende nicht sogar die Frage hinein muß — ich bin da mit meiner Meinungsbildung selbst noch nicht am Ende —, ob wir nicht dann, wenn ein Volk von einem Aggressor, von außen überfallen wird, sogar die Verpflichtung haben, weitergehende Hilfe an die Freiheitskämpfer zu geben. Ich fürchte, wenn wir das a priori ausschließen, wird unser Protest am Ende ein zahnloser, ein wirkungsloser bleiben. Ich weiß, daß Kollege Ehmke damals — ich entsinne mich an eine Diskussion — ähnliche Erwägungen darüber angestellt hat, was man denn tun könne. Wir werden darüber noch einmal nachdenken müssen, was wir denn tun, wenn alle politischen Anstrengungen, alle politischen Offerten — wie die Initiative von Lord Carrington — nichts bewirken. Ist es eine Alternative, sich damit abzufinden? Mich beruhigt und befriedigt das nicht.
    Eine abschließende Bemerkung. Helmut Schäfer hat vorhin darauf hingewiesen, daß eine bestimmte politische Verhaltensweise von uns, wenn wir glaubwürdig sein wollen, ja nicht nur jeweils bei dem moniert und kritisiert werden kann, bei dem einem das auch ansonsten vielleicht ganz gut politisch begründet erscheint, weil man mit ihm von der Ideologie her, von anderen Realitäten her in einem Gegensatz lebt. Das wird uns in den Diskussionen mit der Friedensbewegung übrigens massiv vorgehalten. Nur insoweit und in überhaupt gar keiner anderen Hinsicht war sein Vergleich mit Falkland gemeint. Die Leute sagen: Wir erleben in den letzten Jahren immer wieder den Zugriff auf die Gewalt als Mittel der Politik. Warum — so fragt man gerade auch uns; ich glaube, Frau Hamm-Brücher, Ihnen wird das auch häufig so gegangen sein — rügt Ihr dann nur da und nicht mit gleicher Intensität auch dort? Das ist die von Kollege Schäfer vorgetragene Kritik, die ich ausdrücklich eben wegen dieser Glaubwürdigkeit für richtig halte. Wer in ein anderes Land mit Waffengewalt einfällt, die Zivilbevölkerung niederschießt, kann dafür keine noch so weit hergeholte, noch so künstlich gestaltete Begründung anführen, die wir dann hinzunehmen haben; auch dann nicht, wenn wir historische Verpflichtungen haben.
    Ich bin ganz sicher, wenn wir eine übertriebene Rücksicht auf die israelische Position im Nahen Osten übten, würde der Reflex in unserer Bevölkerung ein viel gefährlicherer sein als das, was sich manche von uns vorstellen. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Heinrich Windelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Frau Dr. Hamm-Brücher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hildegard Hamm-Brücher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bundesregierung begrüßt die Initiative der Antragsteller, und sie begrüßt den vorliegenden Antrag aller Bundestagsfraktionen zur Afghanistan-Frage. Ich möchte, wie schon andere zuvor, zu diesem Antrag einige Anmerkungen machen.
    Vor dem Hintergrund einer gerade einsetzenden neuen Offensive sowjetischer Interventionstruppen gegen die Stellungen des Widerstands im Panschirtal — es ist übrigens die sechste derartige Offensive innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren, eine Offensive, die wiederum einen hohen Blutzoll fordern wird — gewinnt der neuerliche Appell an die Sowjetunion, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen und dem afghanischen Volk sein Selbstbestimmungsrecht zuzugestehen, eine ganz besondere, wenn auch traurige Aktualität. Die freie Welt darf — das wurde von allen Sprechern betont — zu dem von sowjetischer Seite mit zunehmender Härte geführten Kampf gegen das afghanische Volk nicht schweigen. Sie darf auch nicht resigniert hinnehmen, was dort geschieht. Sie darf vor allen Dingen Afghanistan nicht aufgeben. Unsere Solidarität gilt all denjenigen, die für Freiheit, Selbstbestimmung und Menschenwürde kämpfen. Wir treten ein für das auf internationaler Partnerschaft beruhende Konzept der Blockfreiheit, das von der Sowjetunion mit ihrer anhaltenden Intervention in Afghanistan andauernd mißachtet wird.
    Es ist erforderlich, die Sowjetunion ständig daran zu erinnern — das ist von den Vorrednern auch betont worden — daß sie sich nicht nur im Gegensatz zu den Forderungen des afghanischen Volkes nach Selbstbestimmung und Freiheit befindet, sondern daß sie auch im Widerspruch zur Weltmeinung verharrt. Die Staatengemeinschaft hat zu der Afghanistan-Intervention eine Vielzahl von Erklärungen abgegeben, die die Sowjetunion immer wieder aufgefordert haben, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen und es dem afghanischen Volk zu ermöglichen, sein Recht auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung uneingeschränkt auszuüben. Leider ist sie auf die wiederholten Appelle der Staatengemeinschaft sowie auf die Lösungsbemühungen der islamischen Staaten, auf den europäischen Vorschlag einer internationalen Afghanistan-Konferenz und auf die Bemühungen der Generalsekretäre der Vereinten Nationen bisher nicht konstruktiv eingegangen. Wir hoffen dennoch, daß die in diesen Tagen beginnenden indirekten pakistanisch-afghanischen Gespräche in Genf — auch unter loser Einbeziehung des Iran —, die über den stellvertretenden Generalsekretär der Vereinten Nationen geführt werden sollen, doch einen Aufschluß über die sowjetischen Absichten erbringen werden.
    Afghanistan, meine Damen und Herren, ist ein Prüfstein und wird ein Prüfstein bleiben für die sowjetische Bereitschaft, die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit der Staaten der Dritten Welt zu achten und ihr Streben nach wirklicher Ungebundenheit anzuerkennen. Es ist auch ein Prüfstein für die sowjetische Bereitschaft, Zurückhaltung bei der Durchsetzung der eigenen Interessen und Verantwortung zu üben.
    Meine Damen und Herren, mit der Mehrheit der Staatengemeinschaft fordern wir die Sowjetunion auf zu einer Abkehr von der Politik der Vorherrschaft, der Unterdrückung der Freiheit in all ihren Formen und in allen Teilen der Welt, sei es nun in Afghanistan oder sei es auch in Polen. Deutschland, wir alle fühlen uns infolge der traditionell engen Be-



    Staatsminister Frau Dr. Hamm-Brücher
    ziehungen zum afghanischen Volk diesem in der gegenwärtigen Notlage ganz besonders verbunden. Das kam bei den verschiedenen Interventionen auch heute zum Ausdruck.
    Praktischer Ausdruck unserer Solidarität mit dem afghanischen Volk ist der hohe Umfang der deutschen Flüchtlingshilfe aus öffentlichen, vor allem aber auch aus privaten Mitteln. Die deutsche Seite leistet auch einen maßgeblichen Beitrag zur Linderung der Not der mehr als 2,5 Millionen afghanischen Flüchtlinge auf pakistanischem Boden. Ich unterstütze die Forderung der Kollegen, darüber hinaus Mittel und Wege zu suchen, wie wir für die leidgeprüfte Bevölkerung in Afghanistan direkt und unmittelbar humanitäre Hilfe leisten können.
    Ich bin den Fraktionen sehr dankbar für den im Entschließungsantrag enthaltenen Hinweis auf die Notwendigkeit, dem Internationalen Roten Kreuz Zugang auch nach Afghanistan zu eröffnen, und ich betrachte es als einen besonders schwerwiegenden und zu verurteilenden Tatbestand, daß das Internationale Rote Kreuz bisher trotz des Umfanges der Leiden des afghanischen Volkes nicht in Afghanistan tätig werden konnte. Die kürzlich bekanntgewordenen Berichte einer französischen Ärztegruppe über eine gezielte Zerstörung der von ihr in Afghanistan unterhaltenen medizinischen Station unterstreichen die Dringlichkeit dieser Forderung nur.
    Meine Damen und Herren, nahezu zweieinhalb Jahre sind seit der völkerrechtswidrigen sowjetischen Intervention in Afghanistan vergangen. Der Widerstand der Bevölkerung dauert unvermindert an. Das Regime findet weder Anerkennung bei der Bevölkerung noch in der Staatengemeinschaft. Und mit dieser Staatengemeinschaft dürfen wir nicht nachlassen, die Sowjetunion immer wieder aufzufordern, dem traditionell blockfreien Afghanistan seine Freiheit und Unabhängigkeit wiederzugeben. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)