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    Plenarprotokoll 9/105 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 105. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 6315A Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung gemäß § 20 Abs. 2 GO: Hansen fraktionslos 6315 B Dr. Jenninger CDU/CSU 6316 B Dr. Linde SPD 6316 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6317 A Präsident Stücklen 6317 C Absetzung der Punkte 5, 9 und 10 von der Tagesordnung 6317C, 6383 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten Jahresbericht 1981 — Drucksachen 9/1406, 9/1695 — Weiskirch (Olpe) CDU/CSU 6317 D Horn SPD 6320 A Popp FDP 6322 C Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 6324 C Heistermann SPD 6327 C Dr Apel Bundesminister BMV g 6329 C Voigt (Sonthofen) CDU/CSU 6332 B Möllemann FDP 6334 D Berkhan, Wehrbeauftragter des Bundestages 6337 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Sterk-ken, Klein (München), Dr. Mertes (Gerolstein), Graf Huyn, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Marx, Köster, Frau Hoffmann (Soltau), Dr. Abelein, von der Heydt Freiherr von Massenbach, Dr. Czaja, Dr. Todenhöfer, Höffkes, Lamers, Frau Fischer, Schmöle, Dr. Kunz (Weiden) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Lage im Libanon — Drucksachen 9/1121, 9/1693 — Schäfer (Mainz) FDP 6342A, 6344 D Klein (München) CDU/CSU 6342 B Dr. Soell SPD 6343 C Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6346 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag — Drucksachen 9/1445, 9/1450, 9/1694 — Dr. Wulff CDU/CSU 6348 B Neumann (Bramsche) SPD 6349 B Möllemann FDP 6351 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6352 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Unterrichtungen durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Zweiter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) in Verbindung mit Dritter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 8/3570, 9/93, 9/1623 — Dr. Laufs CDU/CSU 6353 C Dr. Wernitz SPD 6355 B Dr. Hirsch FDP 6356 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 6358 A Zur Geschäftsordnung: Coppik fraktionslos 6359 B Schwarz CDU/CSU 6359 D Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Lohnsteuerpauschalierung für Teilzeitbeschäftigte — Drucksache 9/1671 — Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6360 B Lennartz SPD 6362 B Frau Matthäus-Maier FDP 6364 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Dr. Dregger, Spranger, Dr. Riesenhuber, Bohl, Broll, Dr. Bugl, Fellner, Dr. von Geldern, Gerstein, Dr. Götz, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Jobst, Krey, Dr. Kunz (Weiden), Lenzer, Lowack, Magin, Dr. Miltner, Niegel, Regenspurger, Dr. Stark (Nürtingen), Volmer, Dr. Waffenschmidt, Weiß, Zierer, Schwarz und der Fraktion der CDU/CSU Erhöhung der Rechtssicherheit atomrechtlicher Genehmigungsverfahren — Drucksachen 9/953, 9/1690 — Dr. Laufs CDU/CSU 6366 B Schäfer (Offenburg) SPD 6367 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 6368 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Erhaltung der nationalen Filmförderung — Drucksache 9/1727 — Broll CDU/CSU 6370 A Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 6371 B, 6381 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6382 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 30. Oktober 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über Grenzberichtigungen (Erster Grenzberichtigungsvertrag) — Drucksache 9/1443 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1692 — 6383A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vorschaltgesetzes zum Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1982 — Drucksache 9/1533 — 6383 B Beratung der Sammelübersicht 37 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1663 — 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein sektorielles Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Bereich der Forschung in Medizin und Gesundheitswesen — konzertierte Aktion — (1982 bis 1986) — Drucksachen 9/961 Nr. 13,9/1655 —: 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für eine Entscheidung des Rates zur Einführung eines Verfahrens zur vorherigen Information und Konsultation im Steuerbereich — Drucksachen 9/1272 Nr. 41, 9/1652 — . 6383D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Begrenzung der Schallemissionen von Drehflügelflugzeugen — Drucksachen 9/1041 Nr. 16, 9/1677 — . 6383 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie des Rates 80/51/ EWG vom 20. Dezember 1979 zur Verringerung der Schallemissionen von Unterschall-Flugzeugen — Drucksachen 9/934 Nr. 27, 9/1678 — 6384 A Begrüßung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Präsident Stücklen 6371 D Ansprache des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 6372 D Nächste Sitzung 6384 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 6385* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6385* B Anlage 3 Sperrung des Rheins nach der Havarie eines Containerschiffes bei Unkel sowie Verzicht auf den Einsatz von Bundeswehrspezialeinheiten bei der Bergung MdlAnfr 11 23.04.82 Drs 09/1591 Immer (Altenkirchen) SPD ErgSchrAntw PStSekr Mahne BMV auf ZusFr Peter (Kassel) SPD 6385* D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 6315 105. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer 9. 6. Dr. Ahrens * 9. 6. Brandt 9. 6. Conrad (Riegelsberg) 9. 6. Frau Dr. Däubler-Gmelin 9. 6. Dallmeyer 9. 6. Eimer (Fürth) 9. 6. Frau Dr. Engel 9. 6. Engelhard 9. 6. Ertl 9. 6. Ewen 9. 6. Frau Fuchs 9. 6. Dr. George 9. 6. Haar 9. 6. Hölscher 9. 6. Frau Huber 9. 6. Frau Krone-Appuhn 9. 6. Dr.-Ing. Laermann 9. 6. Lampersbach 9. 6. Dr. Langner 9. 6. Matthöfer 9. 6. Dr. Müller * 9. 6. Dr. Mitzscherling 9. 6. Niegel 9. 6. Frau Noth 9. 6. Dr. Osswald 9. 6. Rentrop 9. 6. Rohde 9. 6. Rosenthal 9. 6. Roth 9. 6. Schmidt (Kempten) 9. 6. Schmitt (Wiesbaden) 9. 6. Schröer (Mülheim) 9. 6. Schulte (Unna) * 9. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 6. Dr. Ueberschär 9. 6. Wolfram (Recklinghausen) 9. 6. Wrede 9. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 28. Mai 1982 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz - BeschäftFG) Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 2. Dezember 1946 zur Regelung des Walfangs Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 152 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1979 über den Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit Gesetz zu dem Abkommen vom 27. Februar 1981 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Seschellen über den Fluglinienverkehr zwischen ihren Hoheitsgebieten und darüber hinaus Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Januar 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über den Luftverkehr Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Oktober 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Elfenbeinküste über den Luftverkehr In seiner Sitzung am 28. Mai 1982 hat der Bundesrat ferner beschlossen, hinsichtlich des Gesetzes über das Asylverfahren (Asylverfahrensgesetz - AsylVfG) zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes einberufen wird. Das Schreiben des Präsidenten des Bundesrates ist als Drucksache 9/1705 verteilt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 mitgeteilt, daß der Ausschuß von der nachstehenden Vorlage Kenntnis genommen hat: Vierter Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Rückstellungsfonds nach dem Altölgesetz, insbesondere über die Möglichkeiten einer Ermäßigung der laufenden Zuschüsse und der Ausgleichsabgabe (Drucksache 9/288) Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 GO die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Bericht über die bisherigen Aufwendungen und Auswirkungen des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter (Drucksache 9/1670) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Bericht über die Erfahrungen mit der praktischen Anwendung der bestehenden Gesamtvereinbarungen zwischen den Rehabilitationsträgern (Drucksache 9/1676) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Entschließung des Europäischen Parlaments zur Schaffung eines Zentrums für Völkerfreundschaft und für die Förderung von Studien über den Widerstand gegen den Nazismus in Anogia, Kreta (Drucksache 9/1709) zuständig: Auswärtiger Ausschuß Entschließung des Europäischen Parlaments mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die Rolle der Kohle in der Energiestrategie der Gemeinschaft (Drucksache 9/1710) zuständig: Ausschuß für Wirtschaft Entschließung des Europäischen Parlaments zur Bekämpfung des Drogenkonsums (Drucksache 9/1718) zuständig: Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Anlage 3 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Peter (Kassel) zur Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 9/1591 Frage 11, 96. Sitzung, Seite 5782 B): 6386* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Auf die Zusatzfrage, ob im Rahmen der Bergungsarbeiten auch festgestellt worden ist, daß der Inhalt der Container in irgendeiner Form wasserempfindlich und damit umweltschädigend gewesen ist, hatte ich eine schriftliche Antwort zugesagt. Nach den Angaben, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes im Hinblick auf die Schiffahrtsbelange und die durchzuführenden Bergungsarbeiten unmittelbar nach dem Unfall von dem Belader erhalten hat, gab es keine Anhaltspunkte dafür, daß die Container gefährliche Güter enthielten. Danach konnte die Räumung der Container ohne Verzögerung aufgenommen werden. Inzwischen werden von den zuständigen Behörden des Landes Rheinland-Pfalz die Angaben der Belader und die Fragen einer eventuellen Wassergefährdung oder Umweltschädigung durch Ladungsinhalte der Container eingehend überprüft. Diese Untersuchungen werden nach den mir zugegangenen Informationen nicht vor Ende Juni 1982 abgeschlossen sein. Nach dem bisherigen Stand der Untersuchungen durch die Fachbehörden des Landes Rheinland-Pfalz gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß sich wassergefährdende Stoffe in den Containern befunden haben.
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    Rede von Dr. Otto Wulff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst einmal möchte ich feststellen, daß es eine gute Lösung ist, wenn wir in diesem Hause in der Außenpolitik in den Fragen, die unser ganzes Volk betreffen und die von großem Gewicht sind, zu Gemeinsamkeit zurückgefunden haben — zumindest im Hinblick auf die Probleme, die Afghanistan betreffen. Ich halte es für eine gute Sache, daß wir in unsere Empfehlung im Ausschuß einstimmig einfügen konnten, auch
    den Freiheitskämpfern humanitäre Hilfe zu gewähren,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    weil — auch das sei einmal in aller Deutlichkeit gesagt — die 15 Millionen Afghanen in ihrer Gesamtheit als Freiheitskämpfer für ihr Land zu bewerten sind.
    Meine Damen und Herren, es ist im Grunde genommen eine Tragik, was man am Beispiel Afghanistan sehen und verfolgen kann. Zweieinhalb Jahre nach der Invasion der Sowjettruppen in Afghanistan wird zwar überall in unserem Lande — was richtig ist — für den Frieden demonstriert, für den Frieden gefochten, aber wo, so frage ich mich auf vielen Veranstaltungen, spricht man noch von dem leidgeprüften Afghanistan?

    (Graf Huyn [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Und man muß sich die Frage stellen, warum Sanger, Schauspieler, Intendanten, wenn sie über Frieden sprechen, nicht Afghanistan, nicht Polen erwähnen. In welcher Welt, meine Damen und Herren, leben wir eigentlich?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Man muß sich einmal klarmachen, daß 3 Millionen Afghanen heute unter den bittersten Verhältnissen als Flüchtlinge leben müssen. Man gehe einmal an die Universitäten hier in Deutschland und sehe sich das Los jener Menschen an, die fliehen mußten. Ich glaube, auch in diesem Hause gibt es Kollegen, die das bittere Los haben durchmachen müssen, die sich vorstellen können, was es bedeutet, in einem fremden Land leben zu müssen, während zur gleichen Zeit Angehörige ermordet, verhört, gefoltert werden. All das sind Tatsachen, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben. Wenn man sich weiter vorstellt, daß auch in diesen Stunden ärmste afghanische Bauern mit dem Koran auf dem Kopf, kniend vor den russischen Besatzern, ihre Ergebenheit bekunden, nach althergebrachter Landessitte, die unterwürfigste Art, die man sich überhaupt vorstellen kann, dann zeigt das doch, wohin dieses Land gekommen ist. Und manche Anzeichen, glaube ich, sprechen dafür, daß wir Zeugen werden, wie Afghanistan zu einer weiteren sowjetischen Republik gemacht werden soll.
    Meine Damen und Herren, Doktorprüfungen für Ärzte können in Afghanistan nicht mehr abgelegt werden. Sie müssen in der Sowjetunion abgelegt werden. An der Universität in Kabul dürfen in manchen Fakultäten nur noch Parteileute unterrichten. Sehen Sie sich weiter das naturwissenschaftliche Kolleg der Universität Kabul an, wo dank amerikanischer Hilfe 1 700 Studienplätze geschaffen wurden! Dieses Kolleg wird heute von keinem Lehrer mehr betreut, weil sie fliehen mußten. Sie werden mehr und mehr durch sowjetische Betreuer und sogenannte Berater ersetzt. Hier wird nach der militärischen Invasion eine Politik eingeführt, mit der einem alten, stolzen Volk eine andere Kultur aufgepfropft wird — und das in einer Zeit, in der wir vom Frieden reden. Ich frage mich überhaupt: Wie kann ein Volk, das einen Puschkin, Tolstoi und Dostojew-



    Dr. Wulff
    ski, einen Turgenjew und Tschechow, einen Tschaikowski und einen Rachmaninow hervorgebracht hat, wie kann die Führung eines solchen Landes sich so unwürdig verhalten und in ein kleines, zu den ärmsten Ländern der Welt zählendes Land einmarschieren?

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das sind Kommunisten!)

    Wie kann es, so frage ich, eine Großmacht überhaupt verantworten, daß ihre Soldaten bisher eine halbe Million Menschen umgebracht haben? Das sind alles Probleme, auf die wir, wie ich meine, zumindest in einer Zeit, in der wir über Frieden sprechen, näher eingehen sollten.
    Meine Damen und Herren, ich freue mich, daß der Ausschuß die Empfehlung, die Ihnen vorliegt, einstimmig beschlossen hat. Ich freue mich darüber, weil es, wie ich eingangs schon sagte, gut ist, wenn wir uns auf wesentliche Positionen in der Außenpolitik einigen. Ich hoffe sehr, daß das Plenum der Empfehlung des Ausschusses folgen wird.
    Wir sollten aber auch hier an dieser Stelle immer wieder bekunden: Wir fordern die Sowjetunion auf, möglichst bald die Truppen aus Afghanistan zurückzuziehen, denn jedes Beibehalten dieser Position in Afghanistan seitens der Sowjetunion bedeutet einen Schlag gegen den Frieden, gegen die Entspannung, gegen die Völkerverständigung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei der FDP)

    Ich denke, es ist höchste Zeit, daß die Bundesregierung und dieser Bundestag auch an die Völker der Dritten Welt, die sich überall so beeilen, wenn es darum geht, westliche Positionen zu kritisieren, die sie kritisieren zu müssen glauben, appellieren, daß sie es nicht zulassen dürfen, daß ein Land, das ein blockfreies Land ist und somit zu ihnen gehört, weiterhin ohne Protest der sogenannten Blockfreien besetzt sein kann. Hier befinden wir uns, wie ich glaube, in voller Übereinstimmung mit allen blockfreien Staaten in der Welt. Hier befinden wir uns auch in Übereinstimmung mit der Bundesregierung, die die Invasion in Afghanistan stets und zu jeder Zeit als völkerrechtswidrig, als den Frieden bedrohend und die Menschenrechte verletzend bezeichnet hat.
    Meine Damen und Herren, ich bin sicher, daß der Bundestag das Problem Afghanistan zu keiner Zeit vergessen wird, weil wir, wie ich glaube, für jeden Verantwortung tragen, der ungerecht in dieser Welt behandelt wird. — Herzlichen Dank.

    (Beifall bei allen Fraktionen)



Rede von Heinrich Windelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile dem Abgeordneten Neumann (Bramsche) das Wort.

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    Rede von Volker Neumann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben uns zuletzt am 11. März mit Afghanistan beschäftigt. Drei Monate später steht Afghanistan wieder auf der Tagesordnung. Seinerzeit haben wir uns auf Anregung des Europäischen Parlaments — der 23. März ist der Nationalfeiertag Afghanistans — mit Afghanistan befaßt. So kam es zu einem Afghanistantag in Europa
    und in der freien Welt. Wir haben das wie viele andere Parlamente in dieser Welt zum Anlaß genommen, auf die dauernde Besetzung Afghanistans hinzuweisen. In den Zeitungen stand nach der Debatte folgendes. In der „Frankfurter Rundschau" hieß es: „Die Regierungserklärung zu Afghanistan dauerte keine 15 Minuten, auch die Debatte war kurz; trotzdem wurde im Bundestag alles gesagt, was gesagt werden mußte". Eine andere Zeitung schreibt: „Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, muß in Bonn heute als besonderes Ereignis bezeichnet werden: Der Bundestag hat in einer wichtigen internationalen Frage Einigkeit bewiesen". Die „FAZ" fügte hinzu:
    Die Haltung von Regierung und Parlament ist seit Beginn der sowjetischen Invasion in Afghanistan unverändert. Beide verurteilen die Vergewaltigung dieses blockfreien Staates und fordern als Voraussetzung einer politischen Lösung unter Einschluß aller Parteien den Abzug der Roten Armee. Dennoch war es wichtig, daß wir jetzt noch einmal dies im Bundestag sagen; denn es schien schon in Vergessenheit zu geraten.
    Die Lage hat sich seitdem nicht verändert. Die Fraktionen des Bundestages haben einen gemeinsamen Entschließungsantrag eingebracht und noch einmal verstärkt betont, was die Fraktion der SPD, in fünf Punkten zusammengefaßt, am 11. März erklärt hatte: Erstens. Die Intervention der Sowjetunion in Afghanistan ist völkerrechtswidrig. Zweitens. Die sowjetischen Maßnahmen haben das internationale Klima verschlechtert. Drittens. Der von uns unterstützten Idee der Blockfreiheit wurde ein schwerer Schlag versetzt. Viertens. Die Region wurde destabilisiert. Fünftens. Den Entscheidungen der Vollversammlung der Vereinten Nationen wurde der Respekt verweigert. Ich füge hinzu: Der Einmarsch der sowjetischen Truppen am 27. Dezember 1979 in Afghanistan war der schlimmste Schlag der Machthaber im Kreml gegen die Entspannungspolitik und den Friedenswillen der Menschen in unserer Zeit.

    (Beifall bei der SPD)

    In der Zwischenzeit verschwindet bei manchen Menschen das Bewußtsein für die Lage in Afghanistan. Viele vergessen, daß noch heute fast 100 000 sowjetische Soldaten in Afghanistan gegen ein Volk kämpfen, das von dem Willen beseelt ist, die Freiheit wiederzuerlangen und sein Selbstbestimmungsrecht auszuüben. Die Lage in Polen, der Krieg auf den Falkland-Inseln, der Einmarsch der israelischen Truppen im Südlibanon verdrängen diese Krise, diesen Krieg in Afghanistan aus den Schlagzeilen. Um so mehr besteht für uns die Verantwortung, immer wieder auf die Völkerrechtsverletzungen in diesen und in anderen Ländern hinzuweisen. Keine Regierung der Welt soll glauben, daß das Abenteuer einer Invasion, die Besetzung eines Landes stillschweigend hingenommen wird. Das gilt für alle Länder von Afghanistan bis Kambodscha.
    Wir werden mit den Mitteln der Außenpolitik immer versuchen, das Selbstbestimmungsrecht des afghanischen Volkes durchzusetzen. Würden wir



    Neumann (Bramsche)

    eine solche Politik nicht betreiben, müßten wir bei dem Bemühen unglaubwürdig werden, das Selbstbestimmungsrecht für das deutsche Volk durchzusetzen und zu verteidigen.
    In der Geschichte hat es sich gezeigt, daß eine völkerrechtswidrige Besetzung eines anderen Landes auf Dauer gegen den energischen und vom ganzen Volk getragenen Widerstand nicht aufrechterhalten werden kann, mag dies ein Jahr oder ein Jahrzehnt dauern. Die Afghanen haben in ihrer Geschichte viele Besetzungen erlebt. Sie haben sich stark genug erwiesen, trotz der naturgegebenen Zersplitterung in viele Stämme und Sippen ihre Freiheit wiederzuerlangen. Dies hat Alexander der Große, dies hat der Zar gespürt, und das haben die Briten gespürt. Ich bin sicher, dies werden auch die Sowjets erkennen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Bis dahin werden noch viele Menschen sterben, und das ist etwas, was uns alle sehr bedrückt. Es sind nicht allein die afghanischen Freiheitskämpfer, sondern auch junge sowjetische Soldaten, die ihr Leben lassen müssen. Der Kollege Todenhöfer hat in der Sitzung am 11. März darauf hingewiesen, daß es Parallelen zu dem Krieg in Vietnam gibt. Ich kann das nur unterstreichen. In gleicher Weise sollten sich alle, die gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam protestiert haben, gegen den sowjetischen Krieg in Afghanistan wenden.

    (Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

    Ich füge für mich persönlich hinzu: Ich protestiere auch gegen den israelischen Krieg in Südlibanon. Dies ist besonders schmerzlich, wenn man sich mit dem israelischen Volk verbunden fühlt; aber es darf bei dem Protest gegen Völkerrechtsverletzungen und Krieg keinen Unterschied geben. Halbherzigkeiten dürfen wir uns nicht leisten, wenn uns der eigene Wille und die Fähigkeit zum Frieden nicht abgesprochen werden sollen.
    Wir fühlen uns in dieser Haltung einig mit dem größten Teil der Völker dieser Welt, die in der UNO, zuletzt mit 116 Stimmen, eindeutig den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan gefordert haben. Die Sowjetunion, die sich oft als großer Freund der unterdrückten Völker darstellen will, sollte zur Kenntnis nehmen, daß auf diese Art Freundschaft verzichtet wird, die auf die Unterdrückung eines anderen Volkes abzielt.
    Wir stellen uns die Frage, was wir noch machen können, um dem afghanischen Volk zu helfen. Unser Entschließungsantrag weist einen Weg auf: Wir unterstützen alle Resolutionen, die einen Abzug der sowjetischen Truppen zum Gegenstand haben. Das gilt für die Vereinten Nationen, die IPU, das Europäische Parlament. Wir erklären unsere Zustimmung zu den Erklärungen der islamischen Gipfelkonferenz, der Konferenz der Blockfreien-Bewegung und der Commonwealth-Konferenz.
    Wir bitten die Bundesregierung, bei allen Gelegenheiten in Gesprächen mit der sowjetischen Führung darauf hinzuweisen, daß die Freiheit und die Selbstbestimmung des afghanischen Volkes ein entscheidender Beitrag zur internationalen Entspannung und zur Wiederherstellung des Friedens sind. Aber wir bitten auch die Kollegen, bei jeder Gelegenheit die sowjetischen Politiker und die Politiker der ihnen befreundeten Staaten immer wieder darauf hinzuweisen, daß Afghanistan für uns ein Symbol ist, an dem sich der Entspannungswille der Sowjetunion manifestieren kann.
    Darüber hinaus wollen wir den Flüchtlingen im Rahmen der humanitären Hilfe helfen. Wir bitten die deutschen und die internationalen Hilfsorganisationen, den nach Pakistan und anderswo Geflohenen wie bisher und vielleicht verstärkt zu helfen. Nie gab es in einem Land eine größere Zahl von Flüchtlingen als in Pakistan: 2,5 Millionen. Wir schließen in diese Hilfe selbstverständlich die Freiheitskämpfer ein. Wer würde etwas anderes verlangen!
    Wer die großen Flüchtlingslager der Welt in Thailand, Malaysia, Somalia, Uganda und Honduras kennt, kann sich vorstellen, welche Leistung es ist, 2,5 Millionen Menschen gastfreundlich aufzunehmen. Die pakistanische Grenzbevölkerung zeigt manchmal mehr Solidarität, als in unserem eigenen Land gegenüber Gästen aus dem Ausland gezeigt wird.
    Bei unserem Beitrag zur humanitären Hilfe sollten wir auch darauf hinweisen, daß die Hilfe in Afghanistan nahezu unmöglich ist. Wir bitten darum, daß das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Afghanistan helfen kann.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Das ist die Aufgabe des Internationalen Komitees.
    Es bedrückt mich zutiefst, zu wissen, daß Gefangene auf beiden Seiten umgebracht, ermordet werden, weil ein Austausch nicht möglich ist oder weil zumindest bei den afghanischen Freiheitskämpfern keine Möglichkeit besteht, die Gefangenen unterzubringen. Die Unmenschlichkeit dieses Krieges wird dadurch noch unerträglicher. Wir bitten dringend die sowjetische Führung, auf die afghanische Regierung einzuwirken, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Afghanistan arbeiten zu lassen.
    Ich möchte an dieser Stelle den deutschen Hilfsorganisationen und den Menschen, die mit vielen privaten Spenden unsere humanitäre Hilfe möglich machen, danken. Die Afghanen erklären uns gegenüber oft den Dank. Ich gebe ihn hier weiter; denn sie haben keine Möglichkeit, ihn gegenüber den Deutschen zu äußern.
    Wir werden weiterhin überall, wo wir es können, auf der Grundlage des Entschließungsantrags unsere Meinung vertreten. Ich wäre sehr dankbar, wenn sich auch unsere Jugend mit der Besetzung Afghanistans stärker befassen würde. Der Friedenswille der jungen Menschen — aber nicht nur der jungen Menschen — manifestiert sich gerade in diesen Tagen auf verschiedene Weise. Aber der Protest darf nicht einseitig sein. Der Wille zum Frieden ist unteilbar. Er gilt für Afghanistan wie für El Sal-



    Neumann (Bramsche)

    vador. Er gilt für Kambodscha wie für den Libanon. Ich wäre sehr dankbar, wenn diese Selbstverständlichkeit auch nach außen zum Ausdruck käme.
    An uns selbst appelliere ich, in einer solchen wichtigen und grundsätzlichen Frage des internationalen Zusammenlebens der Völker Einigkeit zu beweisen. Krieg ist und bleibt kein Mittel zur Durchsetzung der Politik.
    Ich bitte Sie daher, unserem gemeinsamen Antrag zuzustimmen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)