Rede:
ID0910505900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 5
    1. Ich: 1
    2. erteile: 1
    3. dem: 1
    4. Abgeordneten: 1
    5. Schäfer: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/105 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 105. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 6315A Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung gemäß § 20 Abs. 2 GO: Hansen fraktionslos 6315 B Dr. Jenninger CDU/CSU 6316 B Dr. Linde SPD 6316 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6317 A Präsident Stücklen 6317 C Absetzung der Punkte 5, 9 und 10 von der Tagesordnung 6317C, 6383 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten Jahresbericht 1981 — Drucksachen 9/1406, 9/1695 — Weiskirch (Olpe) CDU/CSU 6317 D Horn SPD 6320 A Popp FDP 6322 C Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 6324 C Heistermann SPD 6327 C Dr Apel Bundesminister BMV g 6329 C Voigt (Sonthofen) CDU/CSU 6332 B Möllemann FDP 6334 D Berkhan, Wehrbeauftragter des Bundestages 6337 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Sterk-ken, Klein (München), Dr. Mertes (Gerolstein), Graf Huyn, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Marx, Köster, Frau Hoffmann (Soltau), Dr. Abelein, von der Heydt Freiherr von Massenbach, Dr. Czaja, Dr. Todenhöfer, Höffkes, Lamers, Frau Fischer, Schmöle, Dr. Kunz (Weiden) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Lage im Libanon — Drucksachen 9/1121, 9/1693 — Schäfer (Mainz) FDP 6342A, 6344 D Klein (München) CDU/CSU 6342 B Dr. Soell SPD 6343 C Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6346 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag — Drucksachen 9/1445, 9/1450, 9/1694 — Dr. Wulff CDU/CSU 6348 B Neumann (Bramsche) SPD 6349 B Möllemann FDP 6351 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6352 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Unterrichtungen durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Zweiter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) in Verbindung mit Dritter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 8/3570, 9/93, 9/1623 — Dr. Laufs CDU/CSU 6353 C Dr. Wernitz SPD 6355 B Dr. Hirsch FDP 6356 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 6358 A Zur Geschäftsordnung: Coppik fraktionslos 6359 B Schwarz CDU/CSU 6359 D Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Lohnsteuerpauschalierung für Teilzeitbeschäftigte — Drucksache 9/1671 — Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6360 B Lennartz SPD 6362 B Frau Matthäus-Maier FDP 6364 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Dr. Dregger, Spranger, Dr. Riesenhuber, Bohl, Broll, Dr. Bugl, Fellner, Dr. von Geldern, Gerstein, Dr. Götz, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Jobst, Krey, Dr. Kunz (Weiden), Lenzer, Lowack, Magin, Dr. Miltner, Niegel, Regenspurger, Dr. Stark (Nürtingen), Volmer, Dr. Waffenschmidt, Weiß, Zierer, Schwarz und der Fraktion der CDU/CSU Erhöhung der Rechtssicherheit atomrechtlicher Genehmigungsverfahren — Drucksachen 9/953, 9/1690 — Dr. Laufs CDU/CSU 6366 B Schäfer (Offenburg) SPD 6367 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 6368 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Erhaltung der nationalen Filmförderung — Drucksache 9/1727 — Broll CDU/CSU 6370 A Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 6371 B, 6381 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6382 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 30. Oktober 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über Grenzberichtigungen (Erster Grenzberichtigungsvertrag) — Drucksache 9/1443 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1692 — 6383A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vorschaltgesetzes zum Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1982 — Drucksache 9/1533 — 6383 B Beratung der Sammelübersicht 37 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1663 — 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein sektorielles Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Bereich der Forschung in Medizin und Gesundheitswesen — konzertierte Aktion — (1982 bis 1986) — Drucksachen 9/961 Nr. 13,9/1655 —: 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für eine Entscheidung des Rates zur Einführung eines Verfahrens zur vorherigen Information und Konsultation im Steuerbereich — Drucksachen 9/1272 Nr. 41, 9/1652 — . 6383D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Begrenzung der Schallemissionen von Drehflügelflugzeugen — Drucksachen 9/1041 Nr. 16, 9/1677 — . 6383 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie des Rates 80/51/ EWG vom 20. Dezember 1979 zur Verringerung der Schallemissionen von Unterschall-Flugzeugen — Drucksachen 9/934 Nr. 27, 9/1678 — 6384 A Begrüßung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Präsident Stücklen 6371 D Ansprache des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 6372 D Nächste Sitzung 6384 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 6385* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6385* B Anlage 3 Sperrung des Rheins nach der Havarie eines Containerschiffes bei Unkel sowie Verzicht auf den Einsatz von Bundeswehrspezialeinheiten bei der Bergung MdlAnfr 11 23.04.82 Drs 09/1591 Immer (Altenkirchen) SPD ErgSchrAntw PStSekr Mahne BMV auf ZusFr Peter (Kassel) SPD 6385* D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 6315 105. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1982 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer 9. 6. Dr. Ahrens * 9. 6. Brandt 9. 6. Conrad (Riegelsberg) 9. 6. Frau Dr. Däubler-Gmelin 9. 6. Dallmeyer 9. 6. Eimer (Fürth) 9. 6. Frau Dr. Engel 9. 6. Engelhard 9. 6. Ertl 9. 6. Ewen 9. 6. Frau Fuchs 9. 6. Dr. George 9. 6. Haar 9. 6. Hölscher 9. 6. Frau Huber 9. 6. Frau Krone-Appuhn 9. 6. Dr.-Ing. Laermann 9. 6. Lampersbach 9. 6. Dr. Langner 9. 6. Matthöfer 9. 6. Dr. Müller * 9. 6. Dr. Mitzscherling 9. 6. Niegel 9. 6. Frau Noth 9. 6. Dr. Osswald 9. 6. Rentrop 9. 6. Rohde 9. 6. Rosenthal 9. 6. Roth 9. 6. Schmidt (Kempten) 9. 6. Schmitt (Wiesbaden) 9. 6. Schröer (Mülheim) 9. 6. Schulte (Unna) * 9. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 6. Dr. Ueberschär 9. 6. Wolfram (Recklinghausen) 9. 6. Wrede 9. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 28. Mai 1982 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz - BeschäftFG) Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 2. Dezember 1946 zur Regelung des Walfangs Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 152 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1979 über den Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit Gesetz zu dem Abkommen vom 27. Februar 1981 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Seschellen über den Fluglinienverkehr zwischen ihren Hoheitsgebieten und darüber hinaus Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Januar 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über den Luftverkehr Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Oktober 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Elfenbeinküste über den Luftverkehr In seiner Sitzung am 28. Mai 1982 hat der Bundesrat ferner beschlossen, hinsichtlich des Gesetzes über das Asylverfahren (Asylverfahrensgesetz - AsylVfG) zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes einberufen wird. Das Schreiben des Präsidenten des Bundesrates ist als Drucksache 9/1705 verteilt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 mitgeteilt, daß der Ausschuß von der nachstehenden Vorlage Kenntnis genommen hat: Vierter Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Rückstellungsfonds nach dem Altölgesetz, insbesondere über die Möglichkeiten einer Ermäßigung der laufenden Zuschüsse und der Ausgleichsabgabe (Drucksache 9/288) Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 GO die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Bericht über die bisherigen Aufwendungen und Auswirkungen des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter (Drucksache 9/1670) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Bericht über die Erfahrungen mit der praktischen Anwendung der bestehenden Gesamtvereinbarungen zwischen den Rehabilitationsträgern (Drucksache 9/1676) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Entschließung des Europäischen Parlaments zur Schaffung eines Zentrums für Völkerfreundschaft und für die Förderung von Studien über den Widerstand gegen den Nazismus in Anogia, Kreta (Drucksache 9/1709) zuständig: Auswärtiger Ausschuß Entschließung des Europäischen Parlaments mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die Rolle der Kohle in der Energiestrategie der Gemeinschaft (Drucksache 9/1710) zuständig: Ausschuß für Wirtschaft Entschließung des Europäischen Parlaments zur Bekämpfung des Drogenkonsums (Drucksache 9/1718) zuständig: Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Anlage 3 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Peter (Kassel) zur Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 9/1591 Frage 11, 96. Sitzung, Seite 5782 B): 6386* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Auf die Zusatzfrage, ob im Rahmen der Bergungsarbeiten auch festgestellt worden ist, daß der Inhalt der Container in irgendeiner Form wasserempfindlich und damit umweltschädigend gewesen ist, hatte ich eine schriftliche Antwort zugesagt. Nach den Angaben, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes im Hinblick auf die Schiffahrtsbelange und die durchzuführenden Bergungsarbeiten unmittelbar nach dem Unfall von dem Belader erhalten hat, gab es keine Anhaltspunkte dafür, daß die Container gefährliche Güter enthielten. Danach konnte die Räumung der Container ohne Verzögerung aufgenommen werden. Inzwischen werden von den zuständigen Behörden des Landes Rheinland-Pfalz die Angaben der Belader und die Fragen einer eventuellen Wassergefährdung oder Umweltschädigung durch Ladungsinhalte der Container eingehend überprüft. Diese Untersuchungen werden nach den mir zugegangenen Informationen nicht vor Ende Juni 1982 abgeschlossen sein. Nach dem bisherigen Stand der Untersuchungen durch die Fachbehörden des Landes Rheinland-Pfalz gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß sich wassergefährdende Stoffe in den Containern befunden haben.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hartmut Soell


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Erlauben Sie mir, bevor ich auf einige Punkte der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zur Lage im Libanon eingehe, einige Bemerkungen über persönliche Eindrücke zu machen, die sich demjenigen aufdrängen, der sich durch die Bilder der jüngsten blutigen Auseinandersetzung im Libanon betroffen fühlt, die zunächst durch israelische Luftangriffe ausgelöst worden sind. Bilder sind meist einseitig, augenblicksbedingt. Sie zeigen nicht, was jeweils vorher geschehen ist. Sie bilden meist nur Folgen ab, ohne die Ursachen zu erläutern, zumal dann, wenn wie hier die Ursachen so verwickelt sind. Dennoch sind die Reaktionen der Menschen im Libanon und darüber hinaus aller Menschen, die auch diesen neuen Krieg für sinnlos halten, mehr als verständlich. Sie fragen zu einem großen Teil nicht mehr nach Ursache und Wirkung, nach den Urhebern der Konflikte, nach richtiger oder falscher Seite, nach gut oder böse, nach Gerechten oder weniger Gerechten.
    Es wäre sicherlich ein politischer Fehler, uns diese Haltung so zu eigen zu machen. Die Gefahr liegt vor allem darin, daß die Maßstäbe für die Beurteilung der Lage und die daraus abzuleitenden politisch notwendigen Maßnahmen verlorengehen würden. Wir müssen aber Verständnis für die tiefe Sehnsucht der Menschen dort aus allen politischen, religiösen, sozialen und ethnischen Gruppen haben, die Kette der Gewalt und des Unheils zu durchbrechen, egal wie. Diese Sehnsucht sollte unsere unmittelbare Betroffenheit, unsere Verantwortungsbereitschaft erhöhen, ohne uns der Fähigkeit zur genauen Unterscheidung dessen, was ist, und dessen, was sein soll, zu berauben. Dies ist eines der zentralen Ziele des vorliegenden Antrages.
    Gerade weil wir Sozialdemokraten den Weg der Gewalt, wie ihn die politischen Organisationen der Palästinenser in vielfältiger Weise beschritten haben, verabscheut, ihn verturteilt haben, können wir auch die jüngste Intervention Israels im Südlibanon nicht mit Schweigen übergehen.
    Um die Gefahr von Mißverständnissen zu verringern und weil wir auch Sorge haben über die Haltung, die insbesondere in Teilen der jungen Generation entstanden ist, möchte ich erläutern, weshalb ich eine solche Kritik nicht nur für möglich, sondern für notwendig halte. Geschichtliche Schuld, die durch eine verbrecherische Politik im Namen Deutschlands auch uns Nachlebenden aufgeladen ist, hat uns seit den Tagen Kurt Schumachers — ich möchte hier die Christdemokraten und die Freien Demokraten mit einbeziehen —, seit den Tagen Konrad Adenauers und Theodor Heuss' immer und immer wieder dazu gebracht, die Existenz- und Lebensrechte Israels anzuerkennen und für ihre Er-



    Dr. Soell
    haltung nach Kräften zu wirken. Dies soll nach unserem Willen auch künftig so bleiben.
    Nun gibt es aber führende Regierungspolitiker in Israel — die Auseinandersetzung im letzten Sommer brennt mir noch auf der Seele — wie Ministerpräsident Begin, die in Anlehnung an Lehren des Alten Testaments im Blick auf Deutschland meinen, die Sünden der Väter träfen Kinder und Kindeskinder bis ins letzte Glied, also sei es eine immerwährende moralische Pflicht der Deutschen und ihrer politischen Kräfte, die jeweilige Politik Israels um jeden Preis zu unterstützen oder zumindest widerspruchslos hinzunehmen. In dieser Absolutheit kann ich, der mittleren Generation angehörend und die „Sünden der Väter" bewußt auf mich nehmend, solche Forderungen nicht akzeptieren. Dies gilt ungleich mehr noch für die jüngere Generation. Diese Tendenz wird sich in den kommenden Jahren verstärken. Dabei ist keineswegs nur die vielbeklagte Geschichtslosigkeit der jungen Generation ausschlaggebend, sondern oft auch die Frage, ob, gerade wenn die geschichtliche Verantwortung dort bewußt bleibt, nicht zu den Folgen des Mordes am jüdischen Volk auch die Art und Weise der Gründung und Selbstbehauptung des Staates Israel gehört und sich dadurch eine zumindest indirekte deutsche Mitverantwortung für die davon Betroffenenen — von den palästinensischen Flüchtlingen bis hin zu den Libanesen — ergibt.
    Solche Fragen nehmen an Intensität zu, wann immer, wie in den letzten Tagen, der Eindruck entsteht, daß Israel im Libanon seine Sicherheitsinteressen absolutsetzt, was aber nur die absolute Unsicherheit und das Unglück der Nachbarn im Norden verstärkt. Im Sinne dieser Überlegungen verstehen wir den Antrag zur Lage im Libanon, dessen Notwendigkeit durch die gegenwärtige Entwicklung noch unterstrichen wird.
    Wir unterstützen die Bemühungen um einen sofortigen Waffenstillstand im Libanon im Sinne der Resolutionen 508 und 509 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen und fordern die Bundesregierung auf, gemeinsam mit den Partnern in der Europäischen Gemeinschaft und in der Atlantischen Allianz darüber hinaus auf den Rückzug der israelischen Truppen hinter die libanesisch-israelische Staatsgrenze und auf eine Einstellung der palästinensischen Beschießung israelischer Siedlungen und weiterer Gewaltakte gegen Israel sowie der israelischen und syrischen Bombardements von Zielen im Libanon hinzuwirken.
    Lassen Sie mich auf einen wichtigen Punkt des Antrages besonders hinweisen, der die Ausdehnung der Kontrolle der Truppen der Vereinten Nationen —UNIFIL — im Süden des Libanon bis zum LitaniFluß fordert. Wir haben jetzt erneut gesehen, daß diese Truppen auf Grund ihres Auftrages, ihrer Ausstattung und ihrer örtlichen Begrenzung zu einer wirksamen Kontrolle noch nicht fähig sind. Durch unsere Forderung sollen Bemühungen mit dem Ziel unterstützt werden, daß kein Landesteil des Libanon von Dritten als militärische Basis für Angriffe auf Nachbarstaaten mißbraucht werden kann.

    (1 im Südlibanon mag von der Absicht diktiert sein — darauf hat der Kollege Klein hingewiesen —, dort eine ähnliche Lösung wie an der israelisch-ägyptischen Grenze zu erzwingen. Geographie, Bevölkerungsdichte und Anwesenheit der palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Organisationen schaffen im Libanon aber eine erheblich andere Lage als im Sinai. Deshalb ist der Weg der mehrseitigen Sicherheitsbemühungen, u. a. garantiert durch eine verstärkte UNIFIL, gangbarer als jede einseitige militärische Sicherheitsvorsorge, die, wie die Auseinandersetzung der Israelis mit den Syrern schon zeigt, die große Gefahr der Eskalation und der räumlichen Ausweitung des Krieges mit sich bringt — so, als hätten wir nicht schon übergenug militärische Konflikte in den anderen Teilen der Welt. Außenminister Genscher hat am 25. April dieses Jahres aus Anlaß des Rückzuges der Israelis vom Sinai erklärt, er sehe in der Erfüllung des Friedensvertrages einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des Nahen Ostens. Durch Verhandlungen und Zusammenarbeit könne man mehr für den Frieden im Nahen Osten erreichen als durch Gewalt oder Verweigerung. (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Aber das muß sich vor allen Dingen die PLO einmal merken!)

    — Dies gilt für alle Seiten, natürlich auch für die PLO und für andere Organisationen der Palästinenser. Jedenfalls ist das Ziel, das durch diese Aussage angestrebt wird, heute noch wichtiger als am (1 25. April 1982.
    Da der Antrag darauf ausgeht, den Menschen im Libanon bei der Gestaltung einer friedlicheren Zukunft zu helfen — so begrenzt unsere Mittel sind —, da er aber auch auf Grund der aktuellen Lage der Ergänzung bedarf, stimmt die sozialdemokratische Bundestagsfraktion der Rückverweisung des Antrages an den Auswärtigen Ausschuß zu. — Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Heinrich Windelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile dem Abgeordneten Schäfer (Mainz) das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Ernst der im Libanon eingetretenen Lage wurde aus den Worten meiner beiden Vorredner deutlich, und ich glaube, es ist auch bei den Bemühungen des Auswärtigen Ausschusses deutlich geworden, daß es hier keine parteipolitischen Gegensätze gibt. Es handelt sich um einen gefährlichen Konflikt, dessen Ausmaß wir jetzt noch nicht übersehen können, der aber in den nächsten Tagen ein noch gefährlicheres Ausmaß annehmen kann. Ich warne alle diejenigen, die glauben, es handele sich dabei um eine regionale Auseinandersetzung, die man hier zwar debattiert, über deren Ernst man sich hier aber möglicherweise nicht allzu sehr erregen müßte. Gerade an dem Tag, an dem der amerikanische Präsident von dieser Stelle aus zum deutschen Volk sprechen wird, ist es, glaube ich, an-



    Schäfer (Mainz)

    gebracht, darauf hinzuweisen, daß die Debatten, die wir über Rüstungskonstrolle und Abrüstung führen, ungeheuer wichtig sind, aber daß wir in der westlichen Politik mehr als bisher darauf achten müssen, daß uns Konfliktherde nicht außer Kontrolle geraten, die möglicherweise einen Konflikt zwischen Ost und West herbeiführen können, der nicht an unseren Grenzen ausbricht, aber möglicherweise dort, wo wir nicht genügend darauf geachtet haben, solche militärischen Konflikte rechtzeitig einzudämmen.
    Meine Damen und Herren, wer die Bilder im Deutschen Fernsehen gestern abend verfolgen konnte, wer die Nachrichten heute gehört hat und wer sich mit dem hier anwesenden libanesischen Botschafter unterhalten konnte, der auf der Tribüne Platz genommen hat,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    muß sagen: Was zur Zeit im Libanon geschieht, kann nicht einfach durch freundliche verbale Äußerungen beseitigt werden, sondern wir müssen uns sehr ernsthafte Gedanken machen, ob wir hier nicht auch dem Verursacher dieses Angriffs gegenüber sehr deutlich zum Ausdruck bringen müssen, daß wir bei allen Verpflichtungen, die wir Israel gegenüber eingegangen sind, und bei aller Verantwortung, die wir mit für diesen Staat tragen, nicht hinnehmen können, daß dort eine Regierung inzwischen zu glauben scheint, sie habe in der Welt Sonderrechte — Sonderrechte, die keinem anderen Staat der Welt zugebilligt würden.
    Meine Damen und Herren, die Vereinten Nationen haben schon am Tag nach dem israelischen Angriff versucht, einen Waffenstillstand zu erreichen. Sie haben alle Bemühungen eingeleitet, heute nacht wieder, leider gescheitert am amerikanischen Veto, was ich nicht recht begreifen kann. Die Begründung von Frau Kirkpatrick ist mir bis zur Stunde nicht ganz verständlich geworden. Meine Damen und Herren, wenn wir unseren israelischen Freunden nicht unmißverständlicher klarmachen, daß eine solche Politik für uns gefährlich ist, daß sie einen Weltkonflikt heraufbeschwören kann, dann allerdings fürchte ich Schlimmes. Dies ist ja nicht der einzige Konflikt, der in den letzten Wochen über uns gekommen ist und der uns bedroht. Ich meine, hier genügen verbale Erklärungen nicht mehr; hier müssen die westlichen Außenminister, die heute hier versammelt sind, auch überlegen, welche anderen Möglichkeiten sie noch haben, welche wirksamen Möglichkeiten sie noch haben. Die Falklandkrise ist im Verhältnis zu dem, was im Libanon passiert, geradezu abenteuerlich geringfügig. Dort sind nicht Tausende von Menschen bei einer Invasion umgekommen. Man hat nur eine Invasion sinnloserweise eskalieren lassen.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Warum reden Sie eigentlich nicht von den Syrern? Haben die da Heimatrecht?)

    — Lassen Sie mich bitte ausreden. — Ich bin mir völlig darüber im klaren, daß es hier in diesem Hause und in Deutschland Leute gibt, die immer wieder versuchen, alle Aktionen Israels zu entschuldigen.
    Ich gehöre nicht zu denen, die alle Aktionen Israels nur verdammen. Aber ich bin der Meinung, wir müssen mehr Gerechtigkeit walten lassen, Herr Lenz.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wir dürfen uns nicht immer auf Aussagen von vor 30 Jahren zurückziehen, Israel „müsse ins Meer getrieben werden". Die Dinge haben sich zum Teil leider Gottes verkehrt. Das müssen Sie bitte einmal zur Kenntnis nehmen. Wir können hier doch nicht gleich anschließend über Afghanistan diskutieren und zu Recht die sowjetische Invasion verurteilen und einen ähnlichen Vorgang nur deshalb herunterspielen, weil es sich dabei um einen befreundeten Staat handelt. Ich halte das nicht für richtig.

    (Dr. Lenz [Bergstraße] [CDU/CSU]: Warum reden Sie nicht von der syrischen Besatzung im Libanon? Sie verlangen, von Gerechtigkeit zu reden, und schweigen eine Seite tot!)

    — Lassen Sie mich bitte weiterfahren. Ich werde auch noch zu den Syrern kommen, wenn Sie mir dazu Gelegenheit geben.