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    Plenarprotokoll 9/105 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 105. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 6315A Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung gemäß § 20 Abs. 2 GO: Hansen fraktionslos 6315 B Dr. Jenninger CDU/CSU 6316 B Dr. Linde SPD 6316 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6317 A Präsident Stücklen 6317 C Absetzung der Punkte 5, 9 und 10 von der Tagesordnung 6317C, 6383 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten Jahresbericht 1981 — Drucksachen 9/1406, 9/1695 — Weiskirch (Olpe) CDU/CSU 6317 D Horn SPD 6320 A Popp FDP 6322 C Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 6324 C Heistermann SPD 6327 C Dr Apel Bundesminister BMV g 6329 C Voigt (Sonthofen) CDU/CSU 6332 B Möllemann FDP 6334 D Berkhan, Wehrbeauftragter des Bundestages 6337 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Sterk-ken, Klein (München), Dr. Mertes (Gerolstein), Graf Huyn, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Marx, Köster, Frau Hoffmann (Soltau), Dr. Abelein, von der Heydt Freiherr von Massenbach, Dr. Czaja, Dr. Todenhöfer, Höffkes, Lamers, Frau Fischer, Schmöle, Dr. Kunz (Weiden) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Lage im Libanon — Drucksachen 9/1121, 9/1693 — Schäfer (Mainz) FDP 6342A, 6344 D Klein (München) CDU/CSU 6342 B Dr. Soell SPD 6343 C Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6346 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag — Drucksachen 9/1445, 9/1450, 9/1694 — Dr. Wulff CDU/CSU 6348 B Neumann (Bramsche) SPD 6349 B Möllemann FDP 6351 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6352 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Unterrichtungen durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Zweiter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) in Verbindung mit Dritter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 8/3570, 9/93, 9/1623 — Dr. Laufs CDU/CSU 6353 C Dr. Wernitz SPD 6355 B Dr. Hirsch FDP 6356 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 6358 A Zur Geschäftsordnung: Coppik fraktionslos 6359 B Schwarz CDU/CSU 6359 D Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Lohnsteuerpauschalierung für Teilzeitbeschäftigte — Drucksache 9/1671 — Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6360 B Lennartz SPD 6362 B Frau Matthäus-Maier FDP 6364 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Dr. Dregger, Spranger, Dr. Riesenhuber, Bohl, Broll, Dr. Bugl, Fellner, Dr. von Geldern, Gerstein, Dr. Götz, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Jobst, Krey, Dr. Kunz (Weiden), Lenzer, Lowack, Magin, Dr. Miltner, Niegel, Regenspurger, Dr. Stark (Nürtingen), Volmer, Dr. Waffenschmidt, Weiß, Zierer, Schwarz und der Fraktion der CDU/CSU Erhöhung der Rechtssicherheit atomrechtlicher Genehmigungsverfahren — Drucksachen 9/953, 9/1690 — Dr. Laufs CDU/CSU 6366 B Schäfer (Offenburg) SPD 6367 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 6368 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Erhaltung der nationalen Filmförderung — Drucksache 9/1727 — Broll CDU/CSU 6370 A Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 6371 B, 6381 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6382 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 30. Oktober 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über Grenzberichtigungen (Erster Grenzberichtigungsvertrag) — Drucksache 9/1443 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1692 — 6383A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vorschaltgesetzes zum Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1982 — Drucksache 9/1533 — 6383 B Beratung der Sammelübersicht 37 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1663 — 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein sektorielles Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Bereich der Forschung in Medizin und Gesundheitswesen — konzertierte Aktion — (1982 bis 1986) — Drucksachen 9/961 Nr. 13,9/1655 —: 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für eine Entscheidung des Rates zur Einführung eines Verfahrens zur vorherigen Information und Konsultation im Steuerbereich — Drucksachen 9/1272 Nr. 41, 9/1652 — . 6383D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Begrenzung der Schallemissionen von Drehflügelflugzeugen — Drucksachen 9/1041 Nr. 16, 9/1677 — . 6383 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie des Rates 80/51/ EWG vom 20. Dezember 1979 zur Verringerung der Schallemissionen von Unterschall-Flugzeugen — Drucksachen 9/934 Nr. 27, 9/1678 — 6384 A Begrüßung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Präsident Stücklen 6371 D Ansprache des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 6372 D Nächste Sitzung 6384 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 6385* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6385* B Anlage 3 Sperrung des Rheins nach der Havarie eines Containerschiffes bei Unkel sowie Verzicht auf den Einsatz von Bundeswehrspezialeinheiten bei der Bergung MdlAnfr 11 23.04.82 Drs 09/1591 Immer (Altenkirchen) SPD ErgSchrAntw PStSekr Mahne BMV auf ZusFr Peter (Kassel) SPD 6385* D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 6315 105. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer 9. 6. Dr. Ahrens * 9. 6. Brandt 9. 6. Conrad (Riegelsberg) 9. 6. Frau Dr. Däubler-Gmelin 9. 6. Dallmeyer 9. 6. Eimer (Fürth) 9. 6. Frau Dr. Engel 9. 6. Engelhard 9. 6. Ertl 9. 6. Ewen 9. 6. Frau Fuchs 9. 6. Dr. George 9. 6. Haar 9. 6. Hölscher 9. 6. Frau Huber 9. 6. Frau Krone-Appuhn 9. 6. Dr.-Ing. Laermann 9. 6. Lampersbach 9. 6. Dr. Langner 9. 6. Matthöfer 9. 6. Dr. Müller * 9. 6. Dr. Mitzscherling 9. 6. Niegel 9. 6. Frau Noth 9. 6. Dr. Osswald 9. 6. Rentrop 9. 6. Rohde 9. 6. Rosenthal 9. 6. Roth 9. 6. Schmidt (Kempten) 9. 6. Schmitt (Wiesbaden) 9. 6. Schröer (Mülheim) 9. 6. Schulte (Unna) * 9. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 6. Dr. Ueberschär 9. 6. Wolfram (Recklinghausen) 9. 6. Wrede 9. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 28. Mai 1982 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz - BeschäftFG) Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 2. Dezember 1946 zur Regelung des Walfangs Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 152 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1979 über den Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit Gesetz zu dem Abkommen vom 27. Februar 1981 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Seschellen über den Fluglinienverkehr zwischen ihren Hoheitsgebieten und darüber hinaus Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Januar 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über den Luftverkehr Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Oktober 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Elfenbeinküste über den Luftverkehr In seiner Sitzung am 28. Mai 1982 hat der Bundesrat ferner beschlossen, hinsichtlich des Gesetzes über das Asylverfahren (Asylverfahrensgesetz - AsylVfG) zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes einberufen wird. Das Schreiben des Präsidenten des Bundesrates ist als Drucksache 9/1705 verteilt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 mitgeteilt, daß der Ausschuß von der nachstehenden Vorlage Kenntnis genommen hat: Vierter Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Rückstellungsfonds nach dem Altölgesetz, insbesondere über die Möglichkeiten einer Ermäßigung der laufenden Zuschüsse und der Ausgleichsabgabe (Drucksache 9/288) Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 GO die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Bericht über die bisherigen Aufwendungen und Auswirkungen des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter (Drucksache 9/1670) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Bericht über die Erfahrungen mit der praktischen Anwendung der bestehenden Gesamtvereinbarungen zwischen den Rehabilitationsträgern (Drucksache 9/1676) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Entschließung des Europäischen Parlaments zur Schaffung eines Zentrums für Völkerfreundschaft und für die Förderung von Studien über den Widerstand gegen den Nazismus in Anogia, Kreta (Drucksache 9/1709) zuständig: Auswärtiger Ausschuß Entschließung des Europäischen Parlaments mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die Rolle der Kohle in der Energiestrategie der Gemeinschaft (Drucksache 9/1710) zuständig: Ausschuß für Wirtschaft Entschließung des Europäischen Parlaments zur Bekämpfung des Drogenkonsums (Drucksache 9/1718) zuständig: Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Anlage 3 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Peter (Kassel) zur Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 9/1591 Frage 11, 96. Sitzung, Seite 5782 B): 6386* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Auf die Zusatzfrage, ob im Rahmen der Bergungsarbeiten auch festgestellt worden ist, daß der Inhalt der Container in irgendeiner Form wasserempfindlich und damit umweltschädigend gewesen ist, hatte ich eine schriftliche Antwort zugesagt. Nach den Angaben, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes im Hinblick auf die Schiffahrtsbelange und die durchzuführenden Bergungsarbeiten unmittelbar nach dem Unfall von dem Belader erhalten hat, gab es keine Anhaltspunkte dafür, daß die Container gefährliche Güter enthielten. Danach konnte die Räumung der Container ohne Verzögerung aufgenommen werden. Inzwischen werden von den zuständigen Behörden des Landes Rheinland-Pfalz die Angaben der Belader und die Fragen einer eventuellen Wassergefährdung oder Umweltschädigung durch Ladungsinhalte der Container eingehend überprüft. Diese Untersuchungen werden nach den mir zugegangenen Informationen nicht vor Ende Juni 1982 abgeschlossen sein. Nach dem bisherigen Stand der Untersuchungen durch die Fachbehörden des Landes Rheinland-Pfalz gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß sich wassergefährdende Stoffe in den Containern befunden haben.
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    „Weitergehende Einschränkungen in diesem Bereich können jedoch die Motivation der Soldaten berühren."

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU]: Das ist diplomatisch formuliert!)

    Sollten Sie, Herr Minister, wirklich noch nicht zur Kenntnis genommen haben, daß der Zeitpunkt, in dem Motivation lediglich „berührt wird", längst vorüber ist,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    daß hingegen in weiten Bereichen und bei vielen Soldaten Vertrauen zerstört und damit Motivation nicht mehr gegeben ist?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meinen Kurzbeitrag gliedere ich in zwei Teile auf. In einem ersten Teil behandle ich die Themen „Mißhandlungen", „Drogenmißbrauch" und „Selbsttötungsversuche". Meine Absicht ist dabei, Ihre besondere Aufmerksamkeit, verehrte Kolleginnen und Kollegen, auf die unterschiedlichen Darstellungen und Bewertungen von Sachverhalten durch den Wehrbeauftragten auf der einen und den Verteidigungsminister auf der anderen Seite zu lenken. Zugleich möchte ich eigene Akzente setzen, wobei meine Vorstellungen von der Art der Problemlösung in den genannten Bereichen Bedingungen zur Voraussetzung haben, die ich mit den Worten „Gerechtigkeit" und „Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit" beschreiben möchte. Gerechtigkeit gerät jedoch immer mehr ins Hintertreffen, Mißtrauen breitet sich aus. Dies werde ich belegen.
    In einem zweiten Teil meiner Ausführungen werde ich die Abschnitte des Berichts „Hauptleute des Truppendienstes und Oberleutnante des militärfachlichen Dienstes" sowie „Fürsorge und Betreuung" einer kritischen Betrachtung unterziehen.
    Eine Bemerkung vorweg: Die Warnung, die mein Kollege Willi Weiskirch in der Aussprache über den Bericht des Wehrbeauftragten 1980 mit Blick auf die öffentliche Behandlung des Themas „Gewalttätigkeiten in der Truppe" ausgesprochen hat und die er heute in Teilen wiederholt hat, gilt auch für die Themen „Drogenmißbrauch" und „Selbsttötungsversuche". Weder dürfen die Probleme verallgemeinert werden, noch sind es solche, die ausschließlich auf die Bundeswehr beschränkt sind.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Diese Einschränkungen mindern jedoch nicht die Verpflichtung aller Verantwortlichen — voran des Bundesverteidigungsministers —, sich der Sorgen und Nöte der Soldaten und insbesondere der Grundwehrdienstleistenden mit ganzem Herzen anzunehmen.
    Zum Abschnitt „Mißhandlungen" darf ich zwei der vom Wehrbeauftragten angeführten Beispiele besonders hervorheben:
    A) Ein einzelner als gewalttätig bekannter Hauptgefreiter zwingt mitten in der Nacht sechs Soldaten, sich zu duschen. Dazu heißt es im sechsten Absatz: Die Sechs „fürchteten sich und folgten widerstandslos".
    B) Die Neigung und Bereitschaft zur Gewaltanwendung wird häufig durch die als Drückeberger verschrieenen Opfer sogenannter Lektionen verstärkt, und zwar durch Redensarten wie „die anderen seien selber schuld, wenn sie arbeiten müßten; man brauche j a nur zum Arzt zu gehen".
    Der Wehrbeauftragte anerkennt zwar die Bemühungen der Streitkräfte im Berichtszeitraum, den Rechtsverletzungen entgegenzuwirken, bleibt jedoch bei der Feststellung, daß diese „nicht immer und überall den erforderlichen Erfolg hatten", und registriert „immer noch Unsicherheiten bei der tatsächlichen und rechtlichen Bewertung derartiger Vorgänge und einen Mangel an Innerer Führung".
    Der Herr Bundesminister der Verteidigung reagiert auf dieses, wie ich meine, bestürzende, oder doch wenigstens bedenkenswerte Urteil in der schon eingangs charakterisierten ausschließlich administrativen Weise. Die Anzahl der gemeldeten Fälle sei „rein statistisch" gesunken; oder: der Generalinspekteur der Bundeswehr habe in einer „Information für Kommandeure" erklärt, daß „Kameradschaft für die Streitkräfte lebensnotwendig" ist; und schließlich: es stehe zu erwarten, daß „durch die gestärkte Stellung des Vertrauensmannes auch physische und psychische Gewaltanwendungen unter Kameraden im Einzelfall unterbunden, aufgedeckt und insgesamt im Ausmaß noch weiter reduziert werden können".
    Mit Statistiken, sehr geehrter Herr Bundesminister, mit Informationen, mit Briefen, mit Tagesbefehlen, mit Veröffentlichungen sind die Mißhandlung und die entwürdigende Behandlung von Soldaten offensichtlich und meiner Meinung nach nicht entscheidend zu reduzieren. Auch die Stärkung der Stellung des Vertrauensmannes wird hier wenig helfen, ganz abgesehen davon, daß ein einzelner Vertrauensmann nicht allgegenwärtig sein kann. Der Wehrbeauftragte berichtet, daß einem Vertrauensmann der Mannschaften von einschlägigen Vorfällen nichts bekannt war, obwohl sich diese wochenlang und im Beisein unbeteiligter Soldaten wiederholten. Ich darf auch an die besorgte Mahnung des Herrn Wehrbeauftragten im Verteidungsausschuß erinnern: „Passen Sie auf, Herr Parlamentarischer Staatssekretär, daß der Vertrauensmann nicht zum Prügelknaben wird!"
    Die 1980 veröffentlichte Kriminalstatistik für das Jahr 1979 wies darauf hin, daß sich die Zahl der



    Dr.-Ing. Oldenstädt
    Rauschgiftdelikte alarmierend erhöht habe. Dies veranlaßte den Wehrbeauftragten, diejenigen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, die ihm im Jahre 1981 als besonderes Vorkommnis in der Bundeswehr bekannt geworden sind, aufzugreifen und auszuwerten. Es zeigte sich, daß die Zahl der BV-Meldungen, die im Jahre 1975 noch 156 betrug, im Jahre 1980 auf 249 und im Jahre 1981 noch einmal überdurchschnittlich stark auf 312 angestiegen war.
    Und nun wieder die unterschiedliche Beurteilung dieses Sachverhaltes: Dem Wehrbeauftragten gibt die im Laufe der Jahre gestiegene Zahl der Verstöße „Anlaß zur Sorge". Er konstatiert, daß derartige Fehlhandlungen durch Soldaten zu einer Beeinträchtigung der militärischen Ordnung werden können. Er plädiert für eine Ergänzung und Präzisierung der einschlägigen Dienstvorschriften und für eine verbesserte Aufklärung. Der Bundesminister der Verteidigung hingegen wiegelt ab:

    (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: Typisch!)

    Die steigende Zahl der Verstöße sei nur ein Spiegelbild der wachsenden Drogenerfahrung Jugendlicher außerhalb der Bundeswehr; die Entwicklung bedeute „überschlägig", daß neun von zehn Einheitsführern „keinen Fall von Betäubungsmittelmißbrauch erlebt" hätten; die Einsatzbereitschaft der Truppe sei nicht gefährdet, die Motive für den Mißbrauch seien „an sich nicht bundeswehreigentümlich"; und schließlich: der Bundesminister der Verteidigung beobachte „mit Sorgfalt" und erschließe weitere Möglichkeiten einer gezielten Vorbeugung durch ein Forschungsvorhaben, genannt — nun hören Sie bitte sehr gut zu — „Entwicklung und Standardisierung eines effektiven Programms zur positiven Beeinflussung des Gesundheitsverhaltens der Soldaten".

    (Zuruf von der CDU/CSU: Donnerwetter!)

    Dieser Forschungstitel in seiner geschraubten Umständlichkeit wird das Problem lösen, dessen bin ich ganz gewiß!

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das ist eine barocke Formulierung!)

    Vielleicht wäre es noch interessant zu erfahren, wer dieses Vorhaben ausführt und was es den Steuerzahler kostet.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Und wie viele Selbstverständlichkeiten am Ende drinstehen!)

    Unter der Überschrift „Selbsttötungsversuche von Soldaten im Grundwehrdienst" teilt der Herr Wehrbeauftragte lediglich mit, daß er seine Fragebogenaktion 1976/77, deren Ergebnis er dem Verteidigungsausschuß in einem Einzelbericht am 30. Januar 1979 vorgelegt habe, nunmehr in der gleichen Weise für den Zeitraum vom 1. August 1980 bis 31. Juli 1981 wiederholt habe. Auch dieses Ergebnis werde er dem Verteidigungsausschuß „alsbald" zur Kenntnis geben.
    Die Tatsache, daß der Herr Bundesverteidigungsminister in seiner Stellungnahme mit keinem Wort auf diese Ankündigung eingeht, will ich allein darauf zurückführen, daß sich auch der Herr Wehrbeauftragte im Abschnitt 2.6 zur Sache nicht äußert. Dennoch will ich nicht verhehlen, daß mir wenigstens die Andeutung, man sehe der Vorlage des Einzelberichts mit Interesse entgegen, angemessener erschienen wäre; ganz abgesehen davon, daß uns der Einzelbericht inzwischen als Ausschußdrucksache 9/246 vorliegt.
    Meine Redezeit reicht nicht aus, um Sie auch nur mit einigen wenigen Daten dieses Berichtes vertraut zu machen. Ich möchte mich lediglich zu einigen Schlußfolgerungen äußern. Ich teile die Auffassung, daß es nicht möglich sein wird, alle Selbsttötungsversuche durch präventive Maßnahmen zu verhindern. Dazu sind die Anfälligkeiten, die Motive und Absichten zu unterschiedlich und zu schwer erkennbar. Jedoch ist die Ausschöpfung aller Möglichkeiten schon dann gerechtfertigt, wenn sie nur in wenigen Fällen geeignet ist, junge Soldaten von ihrer Selbsttötungsabsicht abzubringen. Dem Vorschlag des Wehrbeauftragten, der Verteidigungsausschuß möge beschließen: „Der Bundesverteidigungsminister wird aufgefordert, dem Verteidigungsausschuß Vorschläge zu unterbreiten, die geeignet erscheinen, die Zahl der Selbsttötungsversuche zu mindern", werden wir, die Mitglieder des Verteidigungsausschusses — dessen bin ich sicher —, uneingeschränkt folgen.
    Was ist nun aus meiner Sicht notwendig, um mit jenen Nöten fertig zu werden, wie ich sie mit Bezug auf drei Abschnitte des Wehrbeauftragtenberichtes noch einmal schlaglichtartig beleuchtet habe? Wir brauchen jedenfalls nicht in erster Linie neue Richtlinien und Dienstvorschriften. Wir brauchen vielmehr erstens Vorgesetzte, die, von überhandnehmenden Repräsentationspflichten befreit und von unerträglicher Bürokratie entlastet, in der Truppe wieder wirklich präsent sein können, Einheitsführer — um eine Erkenntnis des Wehrbeauftragten aus der Plenardebatte am 14. Mai 1981 über den Wehrbeauftragtenbericht 1980, leicht abgewandelt, aufzugreifen —, die wieder verantwortungsvoll handeln können, die „die Hand am Puls ihrer Soldaten" haben und die in die Lage versetzt werden, Mißstände der geschilderten Art bereits im Keime zu ersticken und weiteren Schaden abzuwenden.
    Wir müssen zweitens einen wesentlichen Grund dafür beseitigen, daß die Kameradschaft Not leidet. Dieser Grund besteht darin — er ist sicherlich nicht der einzige, aber eben ein wesentlicher; ich zitiere den Wehrbeauftragten —,
    daß sich nach Dienst einige Kasernen weitgehend leeren und ein sehr großer Teil der Soldaten bis zum nächsten Morgen in den privaten Bereich zurückkehrt. Der in der Kaserne verbleibende, meist heimatfern einberufene Soldat erfährt dabei vor allem das Gefühl der Isolierung. Die Gemeinschaft während des Dienstes findet ihre Fortsetzung nicht nach Dienst. Wichtige Voraussetzungen für das Entstehen und Wachsen von Kameradschaft fehlen damit.

    (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: Leider ist es so!)




    Dr.-Ing. Oldenstädt
    Wer aber die verstärkte Präsenz von Vorgesetzten und Soldaten in unseren Kasernen für erforderlich hält, muß auch fragen, ob die Motivation dafür gegeben ist, ob die Rahmenbedingungen so sind, daß idealistische Haltungen — und die sind hier gefragt — überhaupt denkbar sind. Die negativen Wirkungen des Verwendungsstaus auf die Motivation der Einheitsführer sind bereits hinreichend und, wie ich meine, überzeugend dargestellt worden. Im übrigen stammen Formulierungen wie: „Ich sehe die Probleme des Verwendungsstaus genauso dramatisch an", ja nicht von uns, sondern vom Bundesverteidigungsminister. Die Probleme sind also unstrittig.
    Eine Bemerkung möchte ich jedoch noch anfügen. In der Stellungnahme zum Wehrbeauftragtenbericht heißt es:
    Die Hauptursache für den Verwendungs- und Beförderungsstau liegt in der unausgewogenen Altersstruktur der Berufssoldaten. Dieser Ursache kann nur langfristig begegnet werden.
    Das muß in den Ohren desjenigen, der länger als zehn Jahre Oberleutnant des militärfachlichen Dienstes ist, hervorragend beurteilt und mehrfach für besondere Leistungen ausgezeichnet wurde, aber immer noch nicht weiß, wann er zum Hauptmann befördert werden wird, wie blanker Hohn klingen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In dem Abschnitt „Fürsorge und Betreuung" bekennt der Wehrbeauftragte, daß er Verständnis für die Kritik der Grundwehrdienstleistenden daran habe, daß die Wehrsolderhöhung zum 1. Juli 1981 per Saldo durch den Wegfall der Sparförderung von monatlich bis zu 50 DM zu einem Verlustgeschäft geworden sei. Ich teile dieses Verständnis mit dem Wehrbeauftragten. Kein Mensch kann doch verstehen, daß er eben noch eine Wehrsolderhöhung als Ausdruck „der Wertschätzung jenes Dienstes und der ihm damit auferlegten Verpflichtung" befeiern soll, die ihm aber nach einem halben Jahr wieder abkassiert wird.
    Hier ist, wie bei den Offizieren und Unteroffizieren im Verwendungsstau, ebenfalls Vertrauen zerstört worden. Die Empörung und Verbitterung, von der der Wehrbeauftrage spricht, haben wir alle bei unseren Truppenbesuchen und bei anderen Gelegenheiten erfahren. Das Ausmaß des Unmuts ist auch daran ablesbar, daß aus den 70 Einzeleingaben, über die der Wehrbeauftragte in einem Brief an den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses mit Datum vom 21. Dezember 1981 berichtete, inzwischen 260 geworden sind. Dazu kommen noch zwei Sammeleingaben mit insgesamt 410 Unterschriften.
    Ich fasse zusammen: Was die Bundeswehr braucht, um mit Problemen wie Mißhandlung, Drogenmißbrauch und Suizidanfälligkeit besser fertig zu werden, ist mehr menschliche Hinwendung der Vorgesetzten gegenüber den Untergebenen, aber auch der Soldaten derselben Gruppe untereinander.
    Voraussetzung dafür ist jedoch, daß die Soldaten das Vertrauen in eine als gerecht empfundene Politik wiedergewinnen. Diese Voraussetzung zu schaffen ist die amtierende Bundesregierung nicht mehr in der Lage — ein weiterer Grund dafür, sie möglichst bald abzulösen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Heistermann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dieter Heistermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dem Wehrbeauftragten ist zuzustimmen, daß das öffentliche Interesse am inneren Zustand der Streitkräfte und an der Situation der Soldaten überlagert war von Fragen nach dem notwendigen Umfang und der Finanzierung von Rüstungsvorhaben, den Möglichkeiten einer Rüstungskontrolle, der zukünftigen Stationierung weiterer Atomwaffenträger auf deutschem Boden und auch über den richtigen Weg zur Sicherung des Friedens.
    Ich füge aber hinzu: Auch andere Fragen — hier erwähne ich nur den Tornado-Untersuchungsausschuß — haben mit dazu beigetragen, das Bild der Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu verwischen.
    Die öffentliche Diskussion über Ziele und Wege der deutschen Sicherheitspolitik im Rahmen des Atlantischen Bündnisses darf uns aber nicht dazu führen, die tagtäglichen Sorgen und Nöte der Soldaten damit zu überdecken. Es gibt nicht nur ethische und moralische Grundfragen über den richtigen Weg zum Frieden, sondern es gibt genauso, wie ich meine, wichtige Fragen der Ethik und Moral im Bereich der Inneren Führung der Bundeswehr.
    Wenn der Wehrbeauftragte Mißhandlungen und entwürdigende Behandlungen von Soldaten sehr eingehend am Einzelfall schildert, dann doch sicherlich mit dem Motiv, immer wieder darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, diesen Verstößen nachzugehen.
    Wenn auch die Feststellung gilt, daß der Einzelfall nicht verallgemeinert werden darf, so kann aber auch nur über ihn deutlich gemacht werden, welche Schikanen und Verstöße begangen worden sind. Die umfangreichen Darstellungen über die Einzelfälle erlauben den zuständigen Dienstvorgesetzten nachzuvollziehen, welchen unwürdigen Handlungen Soldaten ausgesetzt werden können. Wir unterstützen den Wehrbeauftragten mit seiner Forderung, daß Kameradenmißhandlungen nicht als eine Form der internen Konfliktregelung unkritisch akzeptiert oder aus Furcht vor Bloßstellung oder vor weiteren Mißhandlungen schweigend ertragen werden. Vorgesetzte müssen tatsächlich das richtige Empfinden dafür entwickeln und auch bei ihren Untergebenen schärfen, Mißbräuche jeder Art unnachgiebig zu verfolgen. Nur so lassen sich Veränderungen erreichen. Ich spreche insbesondere die Inspekteure an, nicht nachzulassen, die jeweiligen Vorgesetzten hierzu dauernd anzuhalten.
    Der Bericht über den Umgang mit Waffen liest sich teilweise wie ein Kriminalroman. Was da an Einzelschilderungen deutlich wird zeigt, wie wichtig es ist, diesem Problem eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Obwohl auch hier eine Verallgemei-



    Heistermann
    nerung nicht angemessen ist, so darf doch nicht übersehen werden, daß auch das BMVg die Besorgnis äußert, daß die Unfälle mit Waffen und Munition der Anzahl nach zugenommen haben. Die SPD-Bundestagsfraktion bittet das BMVg, sicherzustellen, daß alle Verantwortlichen darauf hingewiesen werden, daß die Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Waffen und Munition und Gerät im Ausbildungs- und Waffendienst eingehalten werden.
    Das Thema Dienstzeitbelastung, das der Wehrbeauftragte mit aufgreift, und deren finanzieller oder durch Freizeit zu gewährender Ausgleich wird uns auch zukünftig zu beschäftigen haben. Auch das neue Modell, das vorgelegt worden ist, ist j a nach dem einstimmigen Beschluß des Verteidigungsausschusses nochmals zur Überprüfung an die militärische Führung zurückgegeben worden.
    Aber wer sich damit befaßt hat, wird auf zwei Besonderheiten stoßen. Berichte vom Gammeldienst der Wehrpflichtigen einerseits und Dienstzeitbelastungen vor mehr als 60 Stunden andererseits scheinen ein Widerspruch in sich zu sein. Unverkennbar ist nach meiner Auffassung, daß in einigen Bereichen eine Mehrbelastung hinsichtlich der Dienstzeit eingetreten ist; das ist nicht zu bestreiten.
    Unverständlich sind nach unserer Meinung in diesem Zusammenhang allerdings die Diskussionsäußerungen, die besagen, man können nur durch einen entsprechenden finanziellen Ausgleich zur Lösung dieses Problems beitragen. Zu fragen ist doch: Was haben eigentlich die Soldatenfamilien davon, wenn der einzelne Soldat mit 90 Mark mehr Entgelt im Monat abgespeist wird? Im Vordergrund aller Bemühungen hat nach unserer Auffassung deshalb der Abbau der Dienststundenzahl zu stehen, soweit er vertretbar und auch erreichbar ist.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Sie streichen die zivilen Wachen, und die Soldaten müssen noch mehr Wache schieben!)

    — Ich bin mir darüber im klaren, Herr Würzbach, daß es eine 40-Stunden-Woche bei der Bundeswehr in Reinkultur nicht geben kann. Aber ebenso bin ich mir sicher, daß eine Reihe von Dienststunden vermeidbar sind. Wir haben im Ausschuß ja bereits erste Diskussionen darüber geführt. Wir unterstützen den Inspekteur des Heeres in seinen Bemühungen, die Jahresgesamtleistung an Dienststunden deutlich abzusenken. Das BMVg sollte den Verteidigungsausschuß über die praktischen Erfahrungen recht bald unterrichten.
    Daß Fürsorge und Betreuung in der Bundeswehr weiterhin ein hohes Niveau haben — und dies ist die Feststellung des Wehrbeauftragten —, dieser Wertung stimmen wir ausdrücklich zu. Wir verkennen allerdings auch nicht den Unmut, der insbesondere durch den Wegfall der Sparförderung von monatlich bis zu 50 DM bei grundwehrdienstleistenden Soldaten eingetreten ist. Wir haben Verständnis für diesen Unmut, der hier geäußert wurde. Es ist sicherlich kein Trost für die Soldaten, wenn entsprechende Lebens- und Altersversicherungen weiterhin gefördert werden. Ich sage hier und bekenne auch ganz
    offen, daß diese Entscheidung des Parlaments kritikwürdig ist.
    Wir Sozialdemokraten haben uns aber die Aufgabe gesetzt, die Situation der Grundwehrdienstleistenden erneut aufzugreifen. Wir wollen wie im vorigen Jahr Verbesserungen für Wehrpflichtige, die damals eingetreten sind. Ich erinnere nur an die Wehrsolderhöhung, an das Entlassungsgeld. All das enthebt uns aber nicht unserer Verpflichtung, auch zukünftig weitere sorgsame Prüfungen vorzunehmen.
    Das Problem der Truppenunterkünfte ist trotz aller Fortschritte immer noch nicht ausreichend gelöst. Es bedarf hier weiterer Anstrengungen. Wir anerkennen, daß für Sanierungsmaßnahmen jährlich 250 Millionen DM eingesetzt sind und durch das Sofortprogramm ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan wurde. Ebenso begrüßen wird, daß es den Soldaten ermöglicht wurde, im Rahmen von Eigeninitiativen die Wohnqualität der Unterkünfte zu verbessern. Hier kann man nur anmerken: Größere Flexibilität könnte auch in anderen Bereichen von Nutzen sein.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Es würde zu weit führen, alle wichtigen Anregungen hier aufzugreifen und darzustellen, die sich im Bericht des Wehrbeauftragten wiederfinden. Für meine Fraktion kann ich aber erklären, daß wir sowohl den kritischen als auch anderen Hinweisen des Wehrbeauftragten nachgehen werden.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich resümieren und ergänzen: Viele der Probleme, die der Wehrbeauftragte in seinem Jahresbericht darstellt, sind nicht bundeswehrspezifisch. Sie hängen wesensmäßig zusammen mit der Struktur solcher Organisationsformen, wie auch die Bundeswehr sie darstellt. Sie beruhen auf menschlichem Versagen und auf Schwächen der menschlichen Natur. Diese Mängel können wir daher auch nicht restlos beseitigen und grundsätzlich lösen. Aber wir können sie in einem hohen Maße eindämmen. Und es ist der politische Wille der SPD-Bundestagsfraktion, alles zu tun, was menschenmöglich ist. Dies geschieht aber nicht nur durch die Kontrollfunktion, die der Wehrbeauftragte dadurch wahrnimmt, daß er wie mit einem Spiegel die menschlichen und auch organisatorischen Schwachstellen aufzeigt, sondern auch dadurch, daß er für viele Soldaten in bedrängter Situation zugleich eine wirksame Hilfe ist. Deshalb danken wir dem Wehrbeauftragten für seine Arbeit im Dienst der Soldaten.
    Wir haben uns aber auch gleichzeitig zu fragen, ob wir selbst — und hier spreche ich in erster Linie den Verteidigungsausschuß an — in den vergangenen Monaten unserer Fürsorgeverpflichtung gegenüber den Soldaten voll nachkommen konnten. Ich bin sehr erstaunt, wie die betreffenden Kollegen aus den Reihen der Opposition in der heutigen Debatte aufgetreten sind. Ihr heute leidenschaftliches Eintreten für die Sorgen der Soldaten,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht erst heute!)




    Heistermann
    das ich Ihnen nicht abspreche, war in dem zurückliegenden Jahr tatsächlich nicht so groß, wie rhetorische Pflichtübungen hier jetzt vermuten lassen könnten.

    (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: Herr Heistermann, Sie sollten mal die Protokolle nachlesen! — Würzbach [CDU/CSU]: Sie sprechen uns an, meinen aber Ihren eigenen Minister! Da haben Sie recht!)

    Im Interesse der Soldaten und im Interesse der Bundeswehr überhaupt lag es nämlich nicht, daß der Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages als Untersuchungsausschuß seine Energien in einem länger als zwölf Monate währenden aufreibenden Verfahren vergeudete.

    (Weiskirch [Olpe] [CDU/CSU]: Sie haben doch den Untersuchungsausschuß veranlaßt!)

    Es lag nicht im Interesse der Soldaten, nicht im Interesse der Bundeswehr, daß der Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages als Untersuchungsausschuß seine Aufmerksamkeit in 14 Sitzungen einem einzelnen Waffensystem letztlich nur unter dem Aspekt selbstsüchtiger politischer Interessen gewidmet hat.

    (Beifall bei der SPD — Würzbach [CDU/ CSU]: Wenn Ihr Minister von Beginn an die Wahrheit gesagt hätte, hätten wir den Ausschuß nicht gebraucht!)

    — Feststeht, Herr Kollege Würzbach, daß dieses Spektakel nicht nur die eigentliche Arbeit des Verteidigungsausschusses behindert; sondern das Ansehen dieses Ausschusses und der Bundeswehr selbst in der Bevölkerung unerträglich belastet hat.

    (Beifall bei der SPD)