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ID0910501400

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    Plenarprotokoll 9/105 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 105. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 6315A Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung gemäß § 20 Abs. 2 GO: Hansen fraktionslos 6315 B Dr. Jenninger CDU/CSU 6316 B Dr. Linde SPD 6316 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6317 A Präsident Stücklen 6317 C Absetzung der Punkte 5, 9 und 10 von der Tagesordnung 6317C, 6383 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten Jahresbericht 1981 — Drucksachen 9/1406, 9/1695 — Weiskirch (Olpe) CDU/CSU 6317 D Horn SPD 6320 A Popp FDP 6322 C Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 6324 C Heistermann SPD 6327 C Dr Apel Bundesminister BMV g 6329 C Voigt (Sonthofen) CDU/CSU 6332 B Möllemann FDP 6334 D Berkhan, Wehrbeauftragter des Bundestages 6337 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Sterk-ken, Klein (München), Dr. Mertes (Gerolstein), Graf Huyn, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Marx, Köster, Frau Hoffmann (Soltau), Dr. Abelein, von der Heydt Freiherr von Massenbach, Dr. Czaja, Dr. Todenhöfer, Höffkes, Lamers, Frau Fischer, Schmöle, Dr. Kunz (Weiden) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Lage im Libanon — Drucksachen 9/1121, 9/1693 — Schäfer (Mainz) FDP 6342A, 6344 D Klein (München) CDU/CSU 6342 B Dr. Soell SPD 6343 C Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6346 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungantrag der Fraktionen der SPD und FDP zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Erklärung der Bundesregierung zum Afghanistantag — Drucksachen 9/1445, 9/1450, 9/1694 — Dr. Wulff CDU/CSU 6348 B Neumann (Bramsche) SPD 6349 B Möllemann FDP 6351 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 6352 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu den Unterrichtungen durch den Bundesbeauftragten für den Datenschutz Zweiter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) in Verbindung mit Dritter Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gemäß § 19 Abs. 2 Satz 2 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) — Drucksachen 8/3570, 9/93, 9/1623 — Dr. Laufs CDU/CSU 6353 C Dr. Wernitz SPD 6355 B Dr. Hirsch FDP 6356 C von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI 6358 A Zur Geschäftsordnung: Coppik fraktionslos 6359 B Schwarz CDU/CSU 6359 D Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung der Lohnsteuerpauschalierung für Teilzeitbeschäftigte — Drucksache 9/1671 — Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 6360 B Lennartz SPD 6362 B Frau Matthäus-Maier FDP 6364 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Laufs, Dr. Dregger, Spranger, Dr. Riesenhuber, Bohl, Broll, Dr. Bugl, Fellner, Dr. von Geldern, Gerstein, Dr. Götz, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Jobst, Krey, Dr. Kunz (Weiden), Lenzer, Lowack, Magin, Dr. Miltner, Niegel, Regenspurger, Dr. Stark (Nürtingen), Volmer, Dr. Waffenschmidt, Weiß, Zierer, Schwarz und der Fraktion der CDU/CSU Erhöhung der Rechtssicherheit atomrechtlicher Genehmigungsverfahren — Drucksachen 9/953, 9/1690 — Dr. Laufs CDU/CSU 6366 B Schäfer (Offenburg) SPD 6367 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 6368 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Erhaltung der nationalen Filmförderung — Drucksache 9/1727 — Broll CDU/CSU 6370 A Frau Dr. Martiny-Glotz SPD . . . 6371 B, 6381 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 6382 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 30. Oktober 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über Grenzberichtigungen (Erster Grenzberichtigungsvertrag) — Drucksache 9/1443 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1692 — 6383A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vorschaltgesetzes zum Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1982 — Drucksache 9/1533 — 6383 B Beratung der Sammelübersicht 37 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/1663 — 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates über ein sektorielles Forschungs- und Entwicklungsprogramm der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Bereich der Forschung in Medizin und Gesundheitswesen — konzertierte Aktion — (1982 bis 1986) — Drucksachen 9/961 Nr. 13,9/1655 —: 6383 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für eine Entscheidung des Rates zur Einführung eines Verfahrens zur vorherigen Information und Konsultation im Steuerbereich — Drucksachen 9/1272 Nr. 41, 9/1652 — . 6383D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Begrenzung der Schallemissionen von Drehflügelflugzeugen — Drucksachen 9/1041 Nr. 16, 9/1677 — . 6383 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie des Rates 80/51/ EWG vom 20. Dezember 1979 zur Verringerung der Schallemissionen von Unterschall-Flugzeugen — Drucksachen 9/934 Nr. 27, 9/1678 — 6384 A Begrüßung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Präsident Stücklen 6371 D Ansprache des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 6372 D Nächste Sitzung 6384 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 6385* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6385* B Anlage 3 Sperrung des Rheins nach der Havarie eines Containerschiffes bei Unkel sowie Verzicht auf den Einsatz von Bundeswehrspezialeinheiten bei der Bergung MdlAnfr 11 23.04.82 Drs 09/1591 Immer (Altenkirchen) SPD ErgSchrAntw PStSekr Mahne BMV auf ZusFr Peter (Kassel) SPD 6385* D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 6315 105. Sitzung Bonn, den 9. Juni 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer 9. 6. Dr. Ahrens * 9. 6. Brandt 9. 6. Conrad (Riegelsberg) 9. 6. Frau Dr. Däubler-Gmelin 9. 6. Dallmeyer 9. 6. Eimer (Fürth) 9. 6. Frau Dr. Engel 9. 6. Engelhard 9. 6. Ertl 9. 6. Ewen 9. 6. Frau Fuchs 9. 6. Dr. George 9. 6. Haar 9. 6. Hölscher 9. 6. Frau Huber 9. 6. Frau Krone-Appuhn 9. 6. Dr.-Ing. Laermann 9. 6. Lampersbach 9. 6. Dr. Langner 9. 6. Matthöfer 9. 6. Dr. Müller * 9. 6. Dr. Mitzscherling 9. 6. Niegel 9. 6. Frau Noth 9. 6. Dr. Osswald 9. 6. Rentrop 9. 6. Rohde 9. 6. Rosenthal 9. 6. Roth 9. 6. Schmidt (Kempten) 9. 6. Schmitt (Wiesbaden) 9. 6. Schröer (Mülheim) 9. 6. Schulte (Unna) * 9. 6. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 9. 6. Dr. Ueberschär 9. 6. Wolfram (Recklinghausen) 9. 6. Wrede 9. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 28. Mai 1982 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz - BeschäftFG) Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 2. Dezember 1946 zur Regelung des Walfangs Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 152 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1979 über den Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit Gesetz zu dem Abkommen vom 27. Februar 1981 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Seschellen über den Fluglinienverkehr zwischen ihren Hoheitsgebieten und darüber hinaus Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Januar 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über den Luftverkehr Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Oktober 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Elfenbeinküste über den Luftverkehr In seiner Sitzung am 28. Mai 1982 hat der Bundesrat ferner beschlossen, hinsichtlich des Gesetzes über das Asylverfahren (Asylverfahrensgesetz - AsylVfG) zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes einberufen wird. Das Schreiben des Präsidenten des Bundesrates ist als Drucksache 9/1705 verteilt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 mitgeteilt, daß der Ausschuß von der nachstehenden Vorlage Kenntnis genommen hat: Vierter Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Rückstellungsfonds nach dem Altölgesetz, insbesondere über die Möglichkeiten einer Ermäßigung der laufenden Zuschüsse und der Ausgleichsabgabe (Drucksache 9/288) Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 GO die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Bericht über die bisherigen Aufwendungen und Auswirkungen des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter (Drucksache 9/1670) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Bericht über die Erfahrungen mit der praktischen Anwendung der bestehenden Gesamtvereinbarungen zwischen den Rehabilitationsträgern (Drucksache 9/1676) zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Entschließung des Europäischen Parlaments zur Schaffung eines Zentrums für Völkerfreundschaft und für die Förderung von Studien über den Widerstand gegen den Nazismus in Anogia, Kreta (Drucksache 9/1709) zuständig: Auswärtiger Ausschuß Entschließung des Europäischen Parlaments mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat über die Rolle der Kohle in der Energiestrategie der Gemeinschaft (Drucksache 9/1710) zuständig: Ausschuß für Wirtschaft Entschließung des Europäischen Parlaments zur Bekämpfung des Drogenkonsums (Drucksache 9/1718) zuständig: Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit Anlage 3 Ergänzende Antwort des Parl. Staatssekretärs Mahne auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Peter (Kassel) zur Frage des Abgeordneten Immer (Altenkirchen) (SPD) (Drucksache 9/1591 Frage 11, 96. Sitzung, Seite 5782 B): 6386* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 105. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 9. Juni 1982 Auf die Zusatzfrage, ob im Rahmen der Bergungsarbeiten auch festgestellt worden ist, daß der Inhalt der Container in irgendeiner Form wasserempfindlich und damit umweltschädigend gewesen ist, hatte ich eine schriftliche Antwort zugesagt. Nach den Angaben, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes im Hinblick auf die Schiffahrtsbelange und die durchzuführenden Bergungsarbeiten unmittelbar nach dem Unfall von dem Belader erhalten hat, gab es keine Anhaltspunkte dafür, daß die Container gefährliche Güter enthielten. Danach konnte die Räumung der Container ohne Verzögerung aufgenommen werden. Inzwischen werden von den zuständigen Behörden des Landes Rheinland-Pfalz die Angaben der Belader und die Fragen einer eventuellen Wassergefährdung oder Umweltschädigung durch Ladungsinhalte der Container eingehend überprüft. Diese Untersuchungen werden nach den mir zugegangenen Informationen nicht vor Ende Juni 1982 abgeschlossen sein. Nach dem bisherigen Stand der Untersuchungen durch die Fachbehörden des Landes Rheinland-Pfalz gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß sich wassergefährdende Stoffe in den Containern befunden haben.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Willi Weiskirch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben vor einem Vierteljahr das Gesetz über den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages novelliert. Darin ist seine Position als wichtiges Hilfsorgan des Parlaments neu beschrieben und neu gefestigt worden, d. h. es gibt keinen Zweifel mehr daran, in wessen Auftrag und mit welcher Kompetenz er handelt. Ich weise zu Beginn der heutigen Debatte über den Jahresbericht 1981 des Wehrbeauftragten deshalb darauf hin, weil die Konsequenzen, die wir alle aus diesem Bericht zu ziehen haben — sowohl die Öffentlichkeit als auch der Bundestag und vor allem die Bundesregierung —, dadurch besonders gewichtig und dringlich werden. Wenn nämlich der Wehrbeauftragte auch im vorliegenden Bericht eine ganze Fülle von Verstößen gegen die Grundsätze der Inneren Führung in den Streitkräften aufdeckt, von Fehlleistungen bei der Handhabung der Disziplinargewalt, von Tätlichkeiten, von Drogenmißbrauch, von Mängeln bei der Ausbil-



    Weiskirch (Olpe)

    dungsplanung oder — mit diesen wenigen Hinweisen möchte ich es genug sein lassen — von den immer noch ungelösten Problemen der Dienstzeitbelastung und des Verwendungs- und Beförderungsstaus, dann läßt sich das nicht mit einer Handbewegung abtun. Dann muß etwas passieren, und zwar sofort und wirkungsvoll.
    Ich habe bereits im Verteidigungsausschuß darauf hingewiesen, daß die Jahresberichte des Wehrbeauftragten Gefahr laufen, in der Öffentlichkeit als Kolportagen über Schauerdinge und Greuelgeschichten mißverstanden zu werden. Die Berichte können nun einmal von Unzulänglichkeiten und von Fehlleistungen nur an konkreten Beispielen berichten und sie an konkreten Beispielen darstellen und nachweisen. Das führt bedauerlicherweise dazu, daß erschreckte Zeitungsleser ihr Bild von der Bundeswehr dann mit Schlagzeilen serviert bekommen wie — ich zitiere —„Soldat von angetrunkenen Kameraden verprügelt", „Rekruten nachts um 1 und 2 zum Duschen gezwungen", „Kanonier mußte die Schuhe der angetretenen Soldaten einer Ehrenformation putzen" und so weiter.
    Der Wehrbeauftragte steht solchen Exzerpten und aus dem Zusammenhang gerissenen Verallgemeinerungen naturgemäß hilflos gegenüber. Er kann nicht mit Dementis klarstellen, daß jeder Fall, den er anführt, ein Fall für sich ist und nicht gleichzeitig für viele andere steht.
    Gewiß, die von mir soeben zitierten Schlagzeilen werden durch den Bericht gedeckt, und zwar allesamt. Sie sind aber in der verkürzten öffentlichen Behandlung dazu angetan, das Bild der Bundeswehr und ihrer Soldaten zu verzerren. Hier werden Einzelfälle, die ja eben die Aufmerksamkeit und die Tatkraft des Wehrbeauftragten fordern und Gott sei Dank auch gefordert haben, in fahrlässiger Weise aufgebauscht und verallgemeinert.

    (Zustimmung bei CDU/CSU)

    Lassen Sie mich aber noch einmal mit Nachdruck sagen: Die Bundeswehr ist keine Armee von Trinkern und Rowdies. Ihre Soldaten sind sicherlich nicht besser, sie sind aber auch nicht schlechter als wir alle, meine Damen und Herren, als die Gesellschaft, aus der sie stammen.
    Dennoch geben die Beispiele von Fehlern, von Schwächen und von Unrechtmäßigkeiten, die der Wehrbeauftragte in seinem Bericht anführt, zu denken. Sie müssen die Verantwortlichen auf den Plan rufen. Meine Kollegen werden in der Debatte noch auf Einzelheiten eingehen.
    Lassen Sie mich hier ein Problem ansprechen, das in den Anfangspassagen des Jahresberichts 1981 besonders behandelt wird. Dabei geht es um die Frage, inwieweit die öffentliche Diskussion um Frieden und Abrüstung auch auf die Bundeswehr und auch auf ihre Soldaten einwirkt. Ich sage sicherlich nichts Falsches, wenn ich bemerke: Sie wirkt ganz beträchtlich ein. Der Bundesminister der Verteidigung hat vor einiger Zeit einmal darauf hingewiesen, daß sich auch die Soldaten der Bundeswehr dieser Friedensdiskussion stellen und an ihr teilnehmen müßten. Ähnlich klingt es auch aus der Stellungnahme
    des Ministers zum Jahresbericht des Wehrbeauftragten 1981 — ich zitiere —:
    Der Soldat ist als Staatsbürger in Uniform und als Sachkundiger von Berufs wegen in dieser Diskussion gefordert.
    Weiter heißt es da:
    Nicht selten sehen sich Soldaten jedoch auch als Zielscheibe ungerechtfertigter bzw. falsch adressierter Kritik und neigen dann zur Zurückhaltung.
    Der Wehrbeauftragte drückt sich in seinem Bericht zur Haltung der Soldaten klarer aus:
    Sie vermögen nicht einzusehen, weshalb sie sich an der Diskussion beteiligen sollen. Die Gründe für diese Einstellung sind unterschiedlich. Im Vordergrund steht, daß es nicht Aufgabe der Bundeswehr und ihrer Angehörigen sein könne, die Rolle der Streitkräfte als Instrument der Friedenssicherung zu rechtfertigen, da sich dies aus dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ergebe.
    Dieser Meinung kann man nur beipflichten. Wenn das aber so ist, dann muß, wie ich meine, die politische Führung sich einmal sehr ernsthaft mit der Frage beschäftigen, wie unsere Soldaten aus einem Rechtfertigungszwang herausgebracht werden können, der ganz andere in unserem Staat betrifft und dem sich ganz andere zu stellen haben oder zu stellen hätten.
    Das bringt mich nun auf ein zweites Problem. In seinen Schlußbemerkungen greift der Wehrbeauftragte eine Frage auf, die schon in seinem Jahresbericht 1980 behandelt worden ist, die Frage nämlich, was getan werden kann und getan werden muß, um den Wehrpflichtigen schon vor ihrer Einberufung, ja um allen jungen Leuten verständlich zu machen, warum die Bundesrepublik Deutschland von ihren jungen Männern den Wehrdienst verlangt und weshalb sie die allgemeine Wehrpflicht eingeführt hat. Ich denke, wir sind uns hier alle darin einig, daß diese Aufgabe nicht zunächst oder allein in die Zuständigkeit der Truppe selber gehört. Die Bundeswehr und ihre militärischen Führer wären überfordert, wenn sie eine Aufgabe zu leisten hätten, die in die Familie, in die Jugendverbände und vor allem in die Schulen hineingehört.
    Das Bundesministerium der Verteidigung weist in seinen Anmerkungen zum Jahresbericht des Wehrbeauftragten, ich finde, zu Recht darauf hin, daß der Bund, also auch der Bundesminister der Verteidigung, keine Kompetenz für die Ausgestaltung des staatsbürgerlichen Unterrichts in den Schulen habe. Es könne allerdings seit 1982 in allen Bundesländern hauptamtliche Jugendoffiziere für die Schulen zur Verfügung stellen. Wir wissen — und wir haben diesen Sachverhalt im Verteidigungsausschuß des Bundestages sehr gründlich diskutiert —, daß die Ständige Konferenz der Kultusminister bereits 1980 eine Kommission eingesetzt hat, die eine Empfehlung zur Behandlung sicherheitspolitischer Themen im Unterricht ausarbeiten soll. Ich finde, es wäre angesichts der wachsenden Bedeutung und auch der



    Weiskirch (Olpe)

    Brisanz dieser Sache angebracht, hier auf Eile zu drängen und die Ständige Konferenz der Kultusminister zu veranlassen, endlich mit einem plausiblen Vorschlag überzukommen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Wenn zu den wachsenden Personalsorgen in den nächsten Jahren auch noch eine wachsende Demotivierung der jungen Männer hinzukommen sollte — und wen würde das angesichts der einseitigen öffentlichen Friedensdiskussion wundern —, dann stünde die Bundeswehr in der Tat sehr bald vor unlösbaren Problemen. Solange sich Schulen und Lehrer gegenüber sicherheitspolitischen Themen sperren oder gar auf Gegenkurs gehen und dabei den Auftrag der Bundeswehr im Unterricht in Zweifel ziehen oder gar unterlaufen, wird es diesen fatalen Zwiespalt in den Seelen unserer jungen Wehrpflichtigen geben.
    Hier redet niemand einer Wehrkunde nach DDR-Muster das Wort, wohl aber einem sachlichen, an den Realitäten und Erfordernissen orientierten, informativen Unterricht. Ich habe mich dieser Frage deshalb besonders gewidmet, weil der Wehrbeauftragte sie in seinem Bericht aufgegriffen und prononciert vertreten hat. Er möchte — ich zitiere — „den Bundesminister der Verteidigung ermutigen, sich bei den Kultusministern der Bundesländer darum zu bemühen, daß das Thema ,Friedenssicherung, Verteidigung und Bundeswehr stofflich nicht überfrachtet wird und im Schulunterricht vor allem die von der Verfassung vorgegebene Zielrichtung behandelt und darüber hinaus verdeutlicht wird, weshalb deren Begründung auch heute noch gilt". Ich kann diesem ermutigenden Appell des Wehrbeauftragten für meine Fraktion und, so denke ich, auch für andere in diesem Hause nur nachdrücklich zustimmen.
    Der Wehrbeauftragte hat im vorliegenden Jahresbericht auf Schwierigkeiten und Ärgerlichkeiten hingewiesen, die dem Begriff „Wehrgerechtigkeit" zuzuordnen sind. Zu Details werden sich da meine Kollegen nachher noch äußern. Ich möchte hier den Faden des Wehrbeauftragten aufgreifen und ganz allgemein einmal ein Wort für unsere jungen wehrdienstleistenden Soldaten sagen. Das ist j a doch, meine Damen und Herren, wie jedermann weiß und wissen sollte, gar keine so einfache und gar keine so schöne Sache, wenn man da aus der Berufsausbildung, aus dem Studium oder aus der Bahn dazu herausgerissen wird, um 15 Monate beim Bund verbringen zu müssen. Zwar wird sich in einigen Jahren da etwas ändern, aber bis jetzt hat gegolten und gilt, daß. es immer nur einen Teil der jungen Generation betrifft und daß dieser Teil zu tragen und zu ertragen hat, und zwar für uns alle, meine Damen und Herren, was ihm eigentlich niemand vergilt und vergütet.
    Ich stimme mit dem Wehrbeauftragten überein, wenn er große Fragezeichen hinter Kürzungen bei finanziellen Leistungen des Bundes für Wehrdienstleistende setzt, wie sie leider im letzten Jahr vorgenommen worden sind. Wenn einem wehrpflichtigen Soldaten ohnehin per saldo 10 000 bis 15 000 DM, die er im Beruf hätte verdienen können, im Schnitt verlorengehen, eben weil er Wehrdienst leistet, dann ist nicht einzusehen, daß er auch noch zusätzlich, und zwar bei den ihm zustehenden finanziellen Leistungen, geschröpft wird. Ich finde, das sollte, ja das dürfte in einem Land wie der Bundesrepublik Deutschland nicht vorkommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es hat in der Vergangenheit immer wieder Kritik, und zwar berechtigte Kritik, daran gegeben, daß die Forderungen, Ratschläge und Empfehlungen des Wehrbeauftragten vom Bundesministerium der Verteidigung nur halbherzig oder überhaupt nicht befolgt worden sind. Der Wehrbeauftragte selbst mußte gelegentlich darauf hinweisen, daß es entweder gar keine oder nur eine unzureichende Resonanz auf seine Anmahnungen gegeben habe. Das Parlament, in dessen Namen der Wehrbeauftragte als Anwalt der Soldaten tätig ist, erwartet, daß auf der Hardthöhe aus dem vorliegenden Jahresbericht die nötigen Konsequenzen gezogen werden. Und ich sage Ihnen jetzt schon, Herr Verteidigungsminister, daß wir in der Debatte über den Jahresbericht 1982 einmal Punkt für Punkt abhaken werden, was Sie und Ihr Haus da getan und unterlassen haben. Es ist doch wohl auch ein Stück gegenseitigen Vertrauens, daß der Soldat, der sich an den Wehrbeauftragten wendet, wirklich damit rechnen kann, nicht nur gehört, sondern auch erhört zu werden. Fälle, wie sie im Jahresbericht 1981 vermerkt sind, dürfen eben kein schaurig-schöner Lesestoff bleiben, sondern müssen abgestellt werden — ohne Wenn und Aber.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, der Wehrbeauftragte hat bei der Behandlung seines Berichts im Verteidigungsausschuß vor kurzem besonders nachdrücklich auf die Fälle von fahrlässigem oder unverantwortlich-mißbräuchlichem Umgang mit Faustfeuerwaffen hingewiesen, bei dem im vergangenen Jahr wieder etliche Soldaten schwer verletzt oder getötet worden sind. Das Ministerium hat in seiner Stellungnahme bestätigt, daß die Zahl derartiger Fälle im letzten Jahr zugenommen hat. Die Hardthöhe meint, gemessen am Umfang der Streitkräfte könne man aber noch nicht von einem besorgniserregenden Zustand sprechen. Ich nehme diese, wie ich finde, allzu einfache Bemerkung zum Anlaß, darauf hinzuweisen, daß jede mißbräuchliche Benutzung von Waffen mit so schwerwiegenden Folgen, daß überhaupt jeder verschuldete oder unverschuldete Anschlag auf die körperliche Unversehrtheit der Soldaten besorgniserregend ist. Wenn es um die Menschen in den Streitkräften geht — und da setzt die Sorgepflicht aller Vorgesetzten in der Bundeswehr ein —, kann nicht scharf genug und nicht pingelig genug verfahren werden.
    Meine Damen und Herren, auch im Namen meiner Fraktion spreche ich dem Wehrbeauftragten, Herrn Karl Wilhelm Berkhan, und seinen Mitarbeitern meinen Dank für die im Berichtsjahr geleistete Arbeit aus und bitte Sie, Herr Präsident, ihm nachher hier im Hause das Wort zu erteilen. Ich beantrage, am Schluß der Debatte den Jahresbericht 1981 des Wehrbeauftragten durch das Plenum offiziell



    Weiskirch (Olpe)

    zur Kenntnis nehmen zu lassen. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Horn.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Erwin Horn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit einer Darstellung über den Schutz der Grundrechte und der Grundsätze der Inneren Führung leitet der Wehrbeauftragte seinen diesjährigen Bericht ein. Dies hat sicher seinen guten Grund. Es ist die vornehmste Aufgabe des Wehrbeauftragten, über die Erhaltung dieser Grundrechte zu wachen und Verstöße gegen dieselben sichtbar zu machen. Grundrechtsverletzungen sind bei der Bundeswehr keineswegs an der Tagesordnung, sondern die Ausnahme.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

    Dennoch wiegt jede einzelne so schwer, daß es notwendig ist, sie genau zu überprüfen und vor allem — darüber sind wir uns alle einig — den Wehrloseren gegen Übergriffe zu schützen. Es ist eine einmütige Auffassung des Deutschen Bundestages, daß die Vorgesetzten in den Fällen, die ihnen bekanntgeworden sind, durchgreifen müssen und keinesfalls eine falsch verstandene Kameraderie ausüben dürfen. Deshalb fordern wir auch von allen, von den Kommandeuren und Chefs, eingehend darüber zu wachen, daß vor allem Grundrechtsverletzungen in Form körperlicher Mißhandlungen nicht geduldet und hingenommen werden können.
    Mit viel Einfühlungsvermögen für die Situation des Wehrpflichtigen und seine Erwartungen an den Wehrdienst, aber auch mit einem sicheren Blick für das, was die Streitkräfte für die wirksame Erfüllung ihres verfassungsmäßigen Auftrages in einer Demokratie benötigen, begleitete der Wehrbeauftragte als parlamentarisches Kontrollorgan die Bundeswehr 1981. Seine Beobachtungen und Erkenntnisse geben dem Deutschen Bundestag Hinweise, wo im Bereich der Inneren Führung in den Streitkräften auch heute noch Schwachstellen sind. Der Bericht zeigt aber auch, daß manches, was es an Problemen in der Bundeswehr gibt, erkannt wurde und durch den Bundesminister der Verteidigung Verbesserungen erfahren hat.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Erfahren hat oder erfahren soll?)

    — Ich komme auch auf Sie noch zurück, Herr Würzbach.
    Die vom Wehrbeauftragten dargelegten Auswirkungen der Diskussion unter Soldaten über die Rolle von Streitkräften als Instrument der Friedenssicherung macht deutlich, daß auf dem Gebiet der politischen und staatsbürgerlichen Bildung noch viel zu leisten bleibt. Hierbei sind jedoch nicht nur die Streitkräfte, sondern auch die anderen gesellschaftlichen Gruppen gefordert. Die sozialdemokratische Fraktion unterstützt die Forderung des Wehrbeauftragten, daß die Diskussion über den richtigen Weg der Friedenssicherung nicht in einer Frontstellung zur Bundeswehr geführt werden und auch nicht als Mittel dafür gebraucht werden darf,
    Vorbehalte gegen den Wehrdienst zu schüren. Wir Sozialdemokraten bewerten es als ein positives Zeichen demokratischen Engagements, daß zunehmend auch Soldaten ihren Sachverstand in die öffentliche Diskussion über dieses Thema mit einbringen. Die Soldaten dürfen zu Recht für sich in Anspruch nehmen, daß sie durch ihren Dienst und ihre Präsenz einen wesentlichen Beitrag zur Friedenssicherung leisten und dafür Anerkennung verdienen. Gerade deshalb sollten Soldaten auf Kritik auch gelassen reagieren. Die Bundeswehr hat kein Legitimationsbedürfnis. Sie ist nicht durch eigenen Willen geschaffen, sondern auf Grund einer politischen Entscheidung des deutschen Parlamentes als Verfassungsorgan. Dementsprechend haben auch wir als Politiker uns bei ungerechtfertigten Angriffen schützend vor die Bundeswehr zu stellen.
    Mit Genugtuung muß verzeichnet werden, daß die allgemeine Grundausbildung den Erwartungen junger Wehrpflichtiger in der Regel entspricht und von ihnen positiv bewertet wird. Mit Sorge erfüllt uns hingegen, daß der Dienst in der Stammeinheit gerade deshalb großer Kritik ausgesetzt ist, weil sich viele junge Wehrpflichtige in den noch verbleibenden zwölf Monaten nicht genügend ausgelastet sehen. Die hohe Dienstzeitbelastung vieler militärischer Vorgesetzter steht hierzu in einem aber nur scheinbaren Widerspruch. Beide Aspekte verdienen Beachtung. Die Streitkräfte, insbesondere aber das Heer, werden die Feststellung des Wehrbeauftragten zum Anlaß nehmen müssen, die zur Verfügung stehenden Dienststunden effektiver zu bewirtschaften.
    Der Bericht des Wehrbeauftragten bietet für uns überhaupt keinen Anlaß, ihn zu einer Jammerstudie herabzuwürdigen. Einschätzungen, Herr Würzbach, wie sie in Kreisen der Opposition vorgenommen werden, sind falsch und auch ohne Augenmaß, weil sie einfach die gesamtpolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht wahrhaben wollen, unter denen die Bundeswehr steht.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Was hat denn die Innere Führung mit der Wirtschaft zu tun?)

    Selbstverständlich sind uns einschneidende Maßnahmen im Bereich des Bundeswehr, um es salopp zu sagen, verdammt schwergefallen, z. B. die Verminderung der Z 2-Stellen oder die Streichung der Sparprämien für die Wehrpflichtigen.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Hinter dem Rükken, über Nacht! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber man kann es wohl nicht so machen, wie Sie es von der Opposition weithin tun, nämlich überall generell Einsparungen verlangen, aber dann, wenn es konkret wird, als Lobbyist für die betroffene Gruppe auftreten. In bezug auf die Bezieher kleiner Einkommen werfen Sie uns oft vor, bei Einsparungen unsozial zu handeln, und den Großunternehmern versprechen Sie im gleichen Atemzug Steuererleichterungen und staatliche Subventionen. Ich sage es wirklich ohne Häme: Unsere amerikanischen Freunde machen im Augenblick einen außerordent-



    Horn
    lichen Lernprozeß durch, aber sie sind auch lernfähig.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das unterscheidet sie von Ihnen!)

    Unsere amerikanischen Freunde sehen im Unterschied zu manchen Stellungnahmen aus der Bundesrepublik Deutschland, daß die wirtschaftliche Gesundung die Voraussetzung für eine langfristige Verteidigungsfähigkeit ist.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Reden Sie doch einmal über die deutschen Soldaten!)

    Selbstverständlich sind auch für uns Sozialdemokraten Beförderungs- und Verwendungsstau, vor allem die unangemessene Dienstzeitbelastung, mehr als ein Ärgernis.

    (Würzbach [CDU/CSU]: Wieso denn? Im Fünfjahresprogramm ist überhaupt nichts drin! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Dabei muß jedoch gesagt werden, daß die Bundeswehr in der Frage von Beförderung und Verwendung keineswegs schlechter als andere Gesellschaftsgruppen in unserem Staat abschneidet. Ich sage es ausdrücklich, daß dies kein befriedigender Zustand ist, vor allem nicht hinsichtllich des Verwendungsstaus. Mit Ausnahme von wenigen Berufen, z. B. Pfleger und Erzieher von Schwerbehinderten oder Sonderschullehrer, sind unsere Soldaten auch hier in einer besonders schwierigen Lage, zum Teil in einer nicht vergleichbaren Situation.
    Überhaupt nicht vergleichbar ist die Dienstzeitbelastung, der unsere Soldaten unterworfen sind. Hier gibt es wirklich keinen Vergleich zu irgendeinem Beruf im öffentlichen Dienst. Keine Fraktion des Deutschen Bundestages redet der 40-Stunden-Woche für die Soldaten das Wort; aber die Dienstzeitbelastungen vieler Soldaten geht weit über das vertretbare Maß hinaus und benachteiligt unsere Soldaten ganz eindeutig. Dennoch sollten wir nicht ständig mit einem Aschermittwochsgesicht durch die Gegend laufen, wenn wir über die Probleme der Bundeswehr sprechen. Die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr ist ausgezeichnet. Dies ist das Ergebnis des Schlußberichts des Unterausschusses „Personalsituation in der NATO" der Nordatlantischen Versammlung.
    Vor wenigen Tagen hat der holländische Kollege Adrian Ploeg einen Bericht über eine kritische Untersuchung aller NATO-Länder vorgelegt. Ploeg kommt zu dem Ergebnis, daß die Situation der Bundeswehr, ihre Motivation, die Personallage, das Reservistenpotential und die Mobilisierungsfähigkeit für die gesamte NATO beispielhaft seien. Kein anderes Land erhielt eine so positive Würdigung wie die Bundesrepublik Deutschland.
    In den letzten zehn Jahren wurde der Personalbestand der Bundeswehr von 465 000 auf 495 000, d. h. um 30 000 Mann, vergrößert. In dieser Zeit wurde der Verteidigungshaushalt mit Ausnahme dieses Jahres um je 3 % real erhöht. Die Bundeswehrausrüstung wurde für 55 Milliarden DM modernisiert. Wir haben uns die Fähigkeit erworben, in etwa 72 Stunden
    insgesamt 1,2 Millionen ausgebildete Soldaten einsatzbereit zu haben.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Das ist doch ein Märchen!)

    Wir sind das einzige Land, in dem der Verteidigungsminister, rein rechtlich gesprochen, in alleiniger Entscheidung Wehrpflichtige während einer Zeit von 12 Monaten im Anschluß an den Grundwehrdienst in der Verfügungsbereitschaft für eine Dauer einziehen kann, über die er befindet. Diese Maßnahme wurde seinerzeit von der Opposition übrigens hart kritisiert, und sie wird heute von der gesamten NATO als vorbildlich hingestellt.
    Sie wissen auch, daß unsere zwölf Divisionen den höchsten Bereitschaftsstatus haben. Dies, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist in Kurzfassung die Würdigung durch ein internationales Gremium, nämlich die Nordatlantische Versammlung. Der Bericht des niederländischen Kollegen Ploeg wurde einstimmig angenommen.
    Wir wollen keine Musterknabenrolle. Aber es ist einfach Unsinn, den Zustand der Bundeswehr und ihre Verteidigungsfähigkeit so herunterzureden, wie es seit nunmehr zehn Jahren von bestimmten Seiten immer wieder geschieht. Die Bundeswehr soll nicht Musterknabe sein. Aber bei unseren Soldaten ist doch ein gewisser Stolz über die gute Ausrüstung und über die gute Ausbildung vorhanden. Denn in internationalen Vergleichswettkämpfen und auch in internationalen Tests belegt die Bundeswehr jeweils die ersten oder die zweiten Plätze.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Regierung den letzten!)

    Das ist darauf zurückzuführen, daß unsere Soldaten gut ausgerüstet und auch gut ausgebildet sind.